Newspaper Page Text
M." Kv Schon vor geraumer Zeit all bit schwere Erkrankung des inzwischen der fftorbenen Zaren Alexander des Dritten der Öffentlichkeit noch nicht bekannt traf man am Darmstädter Hofe ar tibie Vorbereitungen für die Ausstat Jung der Prinzessin, welche elternlos tomb die jüngste unter den vier Schwe- Astern bes regierenden Großherzogs Mrnst Ludwig ist. Es sei hier de -âerkt, daß das Verwandtschaftsver nhältniß zwischen dem russischen und '*btm großherzoglich hessischen Hofe auf Hiele Jahre zutückdatitt, da bie Ge mahlin bes Zaren Alexander bes 'Aweiten eine Prinzessin von Hessen »Und Tante der jetzigen Prinzessin $3raui war. Ferner ist die Zweitälteste kCchwester der Prinzessin Alix, Prin Hessin Elisabeth, mit dem Großfürsten Sergius, dem Bruder bes Zaren Alsx- t884 nbcT bes Dritten, seit bem Jahre vermählt unb führt ben Namen Dtroßfiirstin Elisabeth Feodorowna. Der Trousseau der Prinzessin Alix Hourde in Paris angefertigt. Im ersten Ronfektionshaufe daselbst wurde vor Mehr als einem halben Jahre ein eige !»es Atelier errichtet, in welchem aus schließlich die Vorarbeiten an kostbaren Stickereien für die Braut des damali Jen Großfürsten-Thronfolgers unb jetzigen Zaren Nicolaus bes Zweiten Mr Anfertigung gelangten. Als Ma Seriate waren aus Rußlanb große Massen von Ebelsteinen, Perlen unb «hten Spitzen nach Paris gelangt, ine Vertrauensperson ber Zarenfa ilie überbrachte biese Schätze bei lObjecten, deren Werth nach Millionen Äählt, kann man eben nicht genug vor Pchtig sein Die Blau- unb Sil Herfüchse, bie in bas Pariser Atelier {tarnen, mußten schon an der Grenze «ls Zoll ein kleines Vermögen bezah ifrsfc Gs war eine schwierige Aufgabe, 4)cn Geschmack der deutschen PriKzessin itn seiner puritanischen Einsackbeit mit «er russischen Prunksucht zu versöhnen. iDie Großfürstin Elisabeth, welche die Meisten Anordnungen gab, ertheilt» im Allgemeinen die Weisung, zu ßen Sti Äereien mehr Silber als Gold, zu den Mgraffen mehr Brillanten als farbige Edelsteine zu verwenden. Die Zarin Mutter hatte ihrerseits verfügt, daß iman. um die verwandtschaftlichen Ver Kältnisse zu markiren, vier völlig glei jche Toiletten, die einen für sie selbst, lie zwei anderen für die Prinzessin Mlix verfertige. Hierzu erwählte die «Großfürstin ein Modell in weißem, ge preßtem Sammet, mit Bolero aus ori Untalifchen Perlen gefügt als Soiree Toilette, dann eine Dinertoilette in Nzurdamast miö Zobelköpfchenumrah tnung von der Taille und als Abschluß 4cr Schleppe. Vom Brautkleide selbst ßst auch nicht ein Fleckchen des kostbaren lllnterstosfes sichtbar in den nach ruf Mischer Mode kurz gehaltenen Braut jschleier ftnb Guirlanden zarter Myr sthen eingewebt die Stickereien, die das Wrautkleid bedecken, machen einen mär Wnhaften Effekt. Das Material für jdie Schlafröcke hat die Großmutter der Kessischen Prinzessin, die Königin Vik èoria von England, geliefert. Aus dem Äorrathe ihrer echt indischen Shawls Prachte man sechs Exemplare nach Pa lis, aus welchen die Scheere erbar mungslos die Negliges für die hohe Kraut zuschnitt. Die Abfälle haben so kolossalen Werth, daß sie sorgfältig ge sammelt und retournirt wurden. Diese Gewebe vertragen keinerlei Zierde und man begnügte sich damit, für den wei Ken, sogenannten Lendemain-Schlas tod, eine Schnur echter Perlen um die itatlle zu schlingen. Die Leibwäsche wurde nur theikveise f» Paris angefertigt. Dieselbe enthält theure Reliauien an Stickereien, bie sämmtlich von ber Hanb ber verstorbe nen Mutter ber Braut, ber Großher ijogin Alice von Hessen, angefertigt svorben. Man hatte Alles sorgfältig angeordnet, Alles war fast bis zum letzten Nadelstiche vollendet, da brachte ter Draht die Ordre, in größter Eile einige Dutzend Trauertoiletten her zustellen. Das Pariser Haus entfal iete fein großes Können. Die beiden Gliederpuppen, welche die Anprobe aller Prunktoileiten über sich ergehen ließen, verwandelten sich urplötzlich in in tiefes Schwarz gekleidete Leidtragende. Für bie erste Zeit konnte man den düsteren Wollstoffen keinen Lichtblick gestatten. Passementerie keine glitzernden Iais-Thränen beifügen, bald aber ge flatten die für russische Trauer einge führten Farben, Lila und Weiß, die schönsten Combinationen. Weiß schwarze Guipure und Alenconspitzen, ^hantilly schmiegen sich weich an die Walten von allerdings völlig glanzlosen Seidenstoffen. Ms Merkwürdigkeit Heben wir noch hervor, daß auch bei Iben Schuhen und Stiefeletten der Braut im Modesalon bas letzte Wort gesprochen würbe. In allen Nuancen Hvurbe zu ben Toiletten bie gleiche Chaussure angefertigt, in ben kleinen Aokarden ber Hausschuhe glikern unb flimmern kleine Diamantagraffen. Auch diese mußten aus Anlaß deS Hmscheidens des Zaren geschliffenen schwarzen Stahlknöpfchen den Platz «Samen. mm Hi getrost Kroh mit Fröhlichen zu ftfo,' Soll mich nicht verbrieften, Nur ber Augenblick ist mein, i Ahn will ich genießen. Sollte nach ihm mein GefchKt°6^ Drohend sich gestalten, Hoff' ich ihm mit freiem Blich') Muthig stand zu halten. Es gibt Menschen, benen éa Fußtritt von einem Lackstiefel woh- Mt, als ein Händebruck imt fchwie Haâ alte Iollenfiiyrâ Erzählung von E. Erschricht. In ben fünfziger Jahren konnte man in Hamburg zu allen Jahreszeiten morgens schon in erster Frühe einen alten Mann auf ber Mauer einer An lagetreppe im Hafen sitzen sehen unter dem Schatten einer schönen, breitästi gen Linde seine Jolle, sauber gestrichen und tadellos gehalten, lag befestigt hinter ihm. Er hatte keine Gemein schaft mit den vielen dort stationiren den Jollen- und ©Verführern noch mit den Trägern und Arbeitsleuten er wurde von ihnen „Herr Kapitän" ge nannt unb mit großer Achtung behan belt. Der Alte war ein schöner Mann mit einem klugen, feinen Gesicht, auf dem in sonderbarer Starrheit ein Kummer geschrieben stand, der ihn aus bem lau ten Lärm, ber Hast unb Unruhe, der Rohheit und Heiterkeit seiner Standes genossen ausschied. Von ihm aber er zählte man, daß ihm in seiner Jugend ein großes Unglück auf See widerfah ten, und daß er damals mit seinem stattlichen Schiss heimgekommen sei, es verkauft habe, ebenso sein schönes Haus an der Uhlenhorst dann habe er ein großes Vermögen dem Magbalenen ftift geschenkt. Nachbem er einige Jahre wie ver schwunben gewesen war, tauchte er plötzlich als Jollenführer auf sein Haar war weiß und die einst höh breite Gestalt gebückt unb hager. Er sprach mit niemand, unb in einer Art verlegener Rücksicht ließ man ihn anfänglich auf seinem Platz allein dies wurde bald zur Gewohnheit und ist so gewesen, bis eines Morgens der Platz leer blieb unb der freudlose Mann ein gegangen war zu seines Gottes Frie ben. Unb dies ist die Geschichte seiner Ju gend und des großen Unglücks, das ihm widerfahren war: Kapitän Bornholb war eben heim gekehrt mit seinem flotten Segler er hatte unerwartet rasche Fahrt gemacht, als ob Winb unb Wogen gewußt hät ten, wie sehr er sich heimfehnte nach fei ner kleinen jungen Frau, die so schön war, so fein unb zierlich unb oH so bezaubernd Er hatte sie aber auch selbst entdeck tmb sich erobert, unb das war so ge kommen: Eines Tages, vor nun bald zwei Jahren, brachte er seine Taschen tücher zu einer jungen Stickerin, denn er mußte sich um plche Dinge selbst kümmern, da er keine sorgsame Seele auf der Welt sein eigen nannte. Wenn er nach seinen langen Reisen in die Heimath zurückkam, bann betrat er in feierlicher Stimmung, wie man aaf den Kirchhof geht, sein großes, schö nes Haus, in dem sein Mütterchen als eine alleinstehende Wittwe mit großem Vermögen ihn erzogen und ihn auch noch Kapitän hatte werden sehen, und in dem noch alles lag und stand, wie sie es verlassen, da ein rascher Tod sie abberufen hatte. Oben im Haus wohnte zwar seit seiner Knabenzeit eine reiche alte Dame, Frau von Schlittchow, der dann und wann ihr Sohn Gesellschaft leistete, ein Gutsbe sitzer von zweifelhafter Güte, dem seine Frau eines Tages davongelaufen war. Bornholv konnte Schlittchow dennoch gut leiden. Was so mit einem auf wächst und einem nie zu nahe tritt, das lernt man freundlich dulden. Jedes mal, wenn Bornhold fein Haus betrat, that ihm das Herz weh, denn hier un ten wehte ihm eine Grabesluft aus den so lange verschlossenen Räumen entge gen er stieß dann Thüren und Fenster auf und ließ von seiner Mannschaft scheuern, putzen, abstäuben, bereicherte die Sammlungen von Waffen und eth nographifchen Gegenständen von Mu scheln und Gestein mit dem Neuherzu gebrachten, schloß Fenster und Thüren wieder und segelte davon. Eines Tages trug er, wie gesagt, seine Taschentücher zu einer jungen Stickerin, Fanny Ortlep. Sie war so einsam auf der Welt wie er, aber sie hatte kein eigenes Haus, war gut erzo gen und gebot über eine geschickte Hand für die Nadel zum auskömmlichen Er werb kurz sie war ein Muster von ei ner kleinen Stickerin, von einer reizen den Stickerin! Bornhold stand staunend und be wundernd vor ihr. Wie hübsch sie ge kleidet war trotz großerEinfachheit wie angenehm auch das Stübchen sich aus nahm mit den blühenden Bäumchen am Fenster! Und Fanny Ortlep, welch ein hübscherName! Er sprach ihn ganz leise zu sich selbst mit einem liebkosenden Ton, und wie sie mit den schneeweißen Händen in seinen bunten, ostindischen eidenen Tüchern wühlte, wurde er ganz verlegen. Uebermorgen," sagte er, „komme ich wieder, übermorgen. Können Sie wol bis dahin bie Arbeit vollenden? Ich will übermorgen Abend in See!" Sie rümpfte ein wenig das Naschen und sagte: „Solche Kleinigkeit heute Abenb chon, um sieben Uhr, Wnnen Sie bie Tücher bekommen. Ja, ja, bas ist gar keine Arbeit unb bie schöne Seide! Es muß ein herrliches Lcmb sein, aus bem sie stammt! Was haben Sie ge holt von dort?" »Farbhölzer, Fräulein."! „Nun," sagte sie, „das' ttkkkker Nichts hübsches, Herr Kapitän." Und damit ging er. „Nichts hübsches, nichts hübsches! "wiederholte er mehr fach und trottete wie ein eiliger Schul knabe ohne langcUeberlegung direct auf sein Schiff, bann in sein Haus. Er nahm schöne Straußfedern unb einen geschnitzten Elfenbeinfächer, ein fla mingorothes Seidentuch mit langen, totoereu Fransn, feine gemalte Tât unb Tassen, ein großes Packet farbige Nähseide unb geschnitzteSchilbPattscha Uli, legte alles fein säuberlich in ein fe derleichtes Mattonkörbchen, tutb um sie ben Uhr stand er schon an ihrer Thür und klopfte. Er hörte deutlich, daß fein Herz fast lauter pochte als sein Finger. Und wie er das Körbchen schenkte und sagte: „Nichts hübsches!" lachte sie ganz laut und warf den schwarz um zopften Kopf zurück, da sah er in den hübschen Mund und auf die tadellosen Zahne des zierlichen, spitzen Gebisses, dachte unwilkiirlich an einen Haifisch und lachte befriedigt. Alles an ihr war Frische, Jugend, Schönheit und Ge sunbheit! Ein bischen scharf unb kurz angebunden mochte sie wol auch sein, und das that ihm erst recht wohl, darin war sie sein Widerpart Da war nun nicht viel zu sagen als er um neun Uhr von ihr ging, war sie seine regelrechteBraut, und da er nichts anderes bei sich hatte, besiegelte er den Bund mit seiner schönen Brillantnadel, die immer, sei seinen Knabenjahren, in seinem Schifferknoten gesteckt hatte. Am nächsten Tage wurden die Pa piere eingereicht, und als er nach vier Wochen von seiner schottischen Reise heimkehrte, ward die Hochzeit mit einem großartigen Schmaus am Bord seines Schiffes gefeiert. Im Hafen hatten die Schiffe geflaggt und die Häuserreihe am Strand. Im alten Haus hatten bie Tage zu vor bie Seeleute eine Generalreinigung vorgenommen, alles Holz geölt unb ge rieben, die Messingschlösser geputzt, bis sie heiß waren die Takelage von Gar dinen und dahin gehörigem Segelzeug hatte die alte Frau von Schlittchow mit einem halben Dutzend von Tapezierern besorgt kurzum am Abend betrat FannyOrtlep einen Feenpalast. Aber es war für sie nichts besonderes sie be wegte sich mit ihrer Zierlichkeit und ih rer überlegenen Weise darin, als wäre eigentlich alles viel zu einfach für sie, und obgleich ihr bischen Hab und Gut mit einem Handwagen vor die Thür ge fahren wurde, wußte sie doch alles so zu beleuchten, daß Bornholz ordentlich stolz war. Er war überhaupt immer fort stolz, dann und wann wirklich ver legen sie war auch so merkwürdig sein und klug! Ja, er hatte ein unbeschreib liches Glück gemacht! Und seitdem hatte er in zwei Jahren nur zweimal sein kleine Frau für kurze Wochen gehabt diese kleine Frau, von der alles Glück, aller Glanz und alles Lebenswerthe für ihn ausging! Und nun war er heimgekommen das Herz schlug ihm wie ein Hammer in der Brust, und er malte sich den ganzen Zauber der Ueberraschung mit glühen den Farben aus. Im Vorraum empfing ihn die Die nerin sie paßte so recht in den Rahmen seines hübschen Hauses, war selbst hübsch, trug ein Sammt jäckchen, das die weißen Arme aus den Pusen heraussehen ließ, ein kleines Häubchen, eine Spitzenschürze und Ha ckenschuhe an den kleinen weißbestrumpf ten Füßen. Merkwürdig! jedesmal fühlte er sich verlegen vor diesem ge räuschlosen, lächelnden, immer saubern und tadellosen Mädchen! Und jetzt, ob gleich er doch abwinkte, glitt sie schon in die Stube, meldete, kam zurück und nahm ihm seinen Ueberrock ab. Er trat nun rasch ein. Fanny staub schon in ber Thür, unb er riß sie mit einem jauchzenden Aufschrie in seine Arme empor wie ein Kind! Ja drüben am Fenster er sah es erst viel später stand Herr von Schlittchow unb blickte hinaus er hatte sich bescheiden abgewendet, um nicht zu stören. Aber Bornhold umarmte auch ihn in einer großenFreude.Er war so rückhalt los, so überströmend glücklich, daß er keine Verlegnheit empfand in diesem Augenblick hätte selbst die Anwesenheit eines Königs ihm nicht die kleine Frau, aus den Armen zu reißen vermocht. „Hört nur," sagte er endlich, „ich 'ahre in den nächsten Tagen nach Leith in das schöne Schottland zurück, und Fanny, meine schöne Fanny, nehme ich mit! Und, zu Schlittchow gewendet, uhr er fort: „Lieber alter Freund, wenn Sie Luft haben, kommen auch Sie mit. Es wird eine rechte unb rich tige Sommerreise! Wir wollen bann gleich, während das Schiss löscht, einen Ausflug durch die Highlands machen, einen kleinen Abstecher von drei bis vier Tage?!. Es wird köstlich werben!" Fanny war entzückt, Schlittchow 'trich den langen Schnurrbart und ver uchte schwach eine dankende Ableh Huna, „denn es wäre doch zu viel der Güte!" Aber Bornhold meinte immer alles ernsthaft, was er sagte, und gab nicht nach. Schlittchow ließ sich bann auch nicht länger bitten, sagte zu unb be wegte endlich feine lange, elegante und ein geformte Figur zur Thür hinaus, ich bescheiden zurückziehend/ „um nicht länger zu stören." Merkwürdig, merkwürdig! sie sah fjn immer wieder so on! Unb boch 'iihlte er, darüber Anne nicht mit Fanny stanb vor ihrem Gatten, bas Meer, von bem bie aufgescheuchten Vö Köpfchen ein wenig seitwärts geneigt, ein Lächeln um bie Lippen, bie blauen Augen mit einem seltsamen, schmach tenden Ausdruck zu ihm gewendet. Et kannte diese Art an ihr, so zu blicken manchmal war sie ihm aufgefallen es war bann immer, als ob sie zerstreut "et uitb boch auf etwas warte ein 'rember Zug gewinnender Liebenswür biqkeit, von der ihr Herz nichts zu wiss en schien. An Bord, wenn er ihrer ge dachte, hatte sie wohl mitunter so vor 'einer Erinnerung gestanden aber datz le nun ihn so anblickte, das war ißt» ganz neu, unb um- sein eigenes Erstau nen rascher überwinden zu können, riß et sc abermals mit ber ganzen Gewalt "einer mächtigen Leibenschaft an sich. ihr sprechen e* hätte sie vielleicht ge kränkt. Aber wie komisch ist es doch! bachte er ein paar Tage später, als er in Ge schäften zu seinem Rheber ging, unb unwillkürlich lachte er ganz laut. Da sagte ei» Herr, der dicht hinter ihm her ging: „Du bist ja höllisch fidel!" Es war der Lootsencommandeur, eine Art Respectsperson für ihn, denn er war sein Vormund gewesen und wurde von ihm Onkel gerannt, ohne es zu sein. 1 „Nun ja, Önkel^ fügte Borrow, „weißt du, ich bin ja auch so höllisch glücklich! Und denke Dir, weil ich nicht nach Ostindien segle, sondern nur nach Schottland, so nehme ich meine kleine Frau mit!" „Gott sei Dank!" entfuhr es dem alten Herrn, und er fetzte gemäßigter hinzu: „Ich meine nur. Du sparst Dir einen neuen Trennungsschmerz, unb ihr wirb bie Reise auch gut thun ba habt ihr euch einmal so recht allein!" „Nun," erwiberie Bornhold, und in diesem Augenblick fiel ihm ein, wie recht der Alte eigentlich hatte aber es war zu spät, „nun," sagte er, „so ganz allein freilich nicht, ich habe Schlitt chow eingeladen, mitzukommen." Da blieb der Alte stehen, wendete sich voll zu Bornhold herum unb sagte: „Nicht wahr, bas hat et doch nicht angenommen?" „Nun, warum sollte er benn nicht, Onkel?" „So so mm §a weißt Du hör mal wirf ben Kerl über Borb, wenn es noch angeht! Nimm ihn nicht mit ich kann ben Kerl nicht leiben! Fahr Du boch allein mit DeinerFrau!" Bornholb sagte gar nichts, murmelte wie gebankenlos ein paar Worte, grüßte unb trat mechanisch in seines Rhebers Haus. Was meinte eigentlich ber alte Herr? Er hatte offenbar mehr gesagt, als er beabsichtigt hatte unb doch nicht alles! Bornholb's Herzschlag setzte lang fam aus. Der große, starke Mensch zitterte unb hielt sich am Thürpfosten er konnte nicht klar ben ken unglei cher Strömung fühlte er bie Blutwel len seine Augen umdunkeln. Die Comptoirthür ging auf. Leute kamen heraus, nach ihm Gekommene traten ein er stand noch immer sest mit einer Schulter am Thürpfosten. Endlich ging es vorüber, und er be trat das Comptoir. Der Rheder, ein Jugendfreund von ihm, sah ihn selt sam prüfend an und fragte bann be sorgt: „Bornholb, alter Junge, fehlt Dir etwas?" Ein schrecklicher Verbacht stieg bei biesem mitleibigen Ton in Bornholb's Seele auf. Mein Gott, sprechen die Leute schon? und was? Er zwang sich zum Lachen- und sagte: „Ich bin nicht ganz auf bem Damme, bie schändliche Grippe liegt mir noch in ben Knochen!" „Mensch," sagte der andere, „bavon wußt' ich ja gar nichts! Gott sei Dank, wenn es weiter nichts ist!" Unb auch bies gab Bornhold einen Stich. Zwei Tage später gingen sie in See. Nicht um bie Welt hätte er ihn zurück gelassen, btefen feinen, glatten, klugen, immer liebenswürbigen Menschen mit einer so schlechten Vergangenheit, baß er bei ihm zuHaufe kurzweg „das lange Laster" genannt wurde. Nein. Beide wollte er sie unter Augen haben, und niemand sollte auch nur eine Ahnung hegen von dem Feuer der wilden Lei denfchaft, die sein Herz durchtobte. Sie war immer weich und schmieg sam wie ein Kätzchen, und oft, unzäh lige male täglich sah sie ihn mit dem seitlich geneigten Köpfchen aus zärt lich-schmachtenden Augen an. Wie ein Heiligthum, wie eUt zer brechliches Spielzeug hatte er sie gesiebt unb behandelt: zart, fast ehrerbietig. Jetzt verband ihn mit ihr eine wilde, wahnsinnige Glüht, brohtrtb, vernich tend, rücksichtslos! Nach solchen Stunden qualvoller Leidenschaft stürzte er an Deck, schickte den Steuermann oder den Hochboots mann auf die Freiwacht unb versah ihren Dienst. Dann weinte er er weinte laut in bie Nacht hinaus unb zerschlug seine Brust mit den geballten Fäusten. „Wie wie sollte bas enben!" Nach einer kurzen, herrlichen Fahrt bei günstigem Wind unb klarem Son nenschein, warmen Nächten mit stillem Vollmonb am reich gestirnten Himmel näherten sie sich ber schottischen Küste, und lag sie vor ihnen, bie herrliche, märchenhaft schöne Stabt! Edina! Wie bläulich schimmernde, weiche Schleier umzogen die Nebel ihre male tische Contour. Vorbei ging es am alten Baßrock, dem ragenben Fels im gel die Luft mit dichten Zügen um dunkelten. Siegreich, die weißen Se gel geschwellt, flog das Schiff vor dem leichten Winde. Sie ankerten unweit des langen Leithpier und die unoer* gleichstehe Schönheit dieser nordischen, fast immer, zumal jetzt in der Morgen frühe, leicht verhüllten Küste redete zu dem Herzen des unglücklichen Schiffers eine beredte Svrache der Beruhigung und Sanftigung. Seine Augen füll ten sich mit Thränen, unb ihm war zu Muthe wie dem Genesenden nach schwe rer Krankheit, unb aufathmend sagte ir sich: „Ich weiß boch gar nichts^ Wie ein Rasender habe ich mich auf ben blinden Verdacht hin geberdet! Erlöse mich, Herr, von dem Uebel! verlaß mich nicht, Herr, mein Gott!" i Sie machten nun gemeinschaftlich den Ausflug in die Hochlande wie drei treue Kameraden. Bornholb war er füllt von einer Weichheit und Güte, von einer Dankbarkeit gegen Welt und Menschen ein Pfadfinder auf den frühlingsfrischen Höhen des Hochlan des und ein begeisterter Erzähler der Sagen unb Heldensänge, bie sich hier um jeden fußbreit Erde ziehen! Und staunerd lauschten ihm die andern. Als sie an Bord zurückgekehrt waren, be stimmten sie den Tag für die eigent liche Besichtigung der Stadt. Das Boot lag klar, Bornhylh^ und Fanny standen am Fall^ep,^ 'Schlitt chow war noch unten. „Ich will ins Kartenhaus gehen unb mir meinen Reiseführer heraussuchen beinahe hätte ich ihn vergessen. Du mußt ein paar Minuten warten," sagte Bornhold. Er ging, und als er das Kartenhaus betrat, stand der Steuermann schon mit dem Buche in der Hand und ftua birte sich für den folgenden Tzg feinen eigenen Besichtigungsplan zurecht. „Das trifft sich g-ut," sagte lachend bet Kapitän, „da brauche ich ja mein Buch nicht erst zu suchen." Er nahm es dem Lesenben auS der Hanb, klopfte ihn heiter auf die Schul ter unb trat zurück. Als er ans Fallreep kam, war Fanny nicht mehr ba er sah nach dem Boot hinunter in dem Glauben, daß sie schon darin sei unb plötzlich trat er mit ein paar raschen Schritten nach hinten unb blickte burchs Skylight in bie Ka jüte. Da sah er noch gerabe, wie sie die Arme von Schlittchow's Hals löste. Jetzt wußte er, und in ben Se funden, die er gebrauchte, um ans Fall reep zurückzukehren, war das Schicksal der beiden entschieden. Er ging voran ins Boot, und als Fanny eben erschien, mit den kleinen eleganten Füßen zierlich niedersteizend, bot er ihr galant die Hand. Sie sah, daß er todtenbleich war und die Lippen fest eingezogen hatte. „Bist Du nicht wohl?" fragte sie sanft unb sah ihn mit bem ihm so räthselhaften Blick unb Lächeln an. Plötzlich wußte er auch das! Falsch und lauernd war der Blick! Verrath unb Lüge lächelten bie Lippen! Ja, bas war's bas war es immer gewe sen früher eine kokette Lockung für Fremde, nun eine Maske für ihn! Er hätte sich auf bies freundliche Puppen gesicht stürzen können und es zerreißen! Nein, nein! Ganz unb voll soll seine Rache fein, heimtückisch tote sie und er—der Schuft! Er half ihr wiederum galant an'Z Land. „Warte hier heute Abenb mit bet Jolle das Großboot ist zu schwer, der Wind kommt auf ein Mann genügt," sagte er zu einem der Matrofen. Und nun schleppte er bieJöeiben über all umher, auch wohin zu gehen er ftii* her gar nicht beabsichtigt hatte. In die Gales, die sein alter Freunb Mr. Brown gebaut hatte. Er kannte den Direktor unb ließ die Zellen, in benen bie größten Verbrecher saßen, aufschließen. Es war noch Zeit genug, um in's Schwurgericht zu gehen. Das finstere Gebäube im Midlothian war gefüllt mit Zuhörern. Ein Mann hatte sich zu verantworten, ber fein schulbigesWeib erdrosselt hatte. „Pfui," i sagte Bornholb, „wie kann ein Mann so ungalant sein!" Unb sie wanderten die Highstreet wieder hinunter nach Old Bow, betn verrufenen Verbrecherviertel, und in bas gemiedene Haus Loglobging, in das Zimmer mit den erblindeten Fen stern, die wie todte Augen auf die schreckliche Mauer sahen sie standen an dem feuerlosen Kamin, vor bem Bark unb Hair ihrer Opfern das Kreuz brachen. Mit eintöniger, gedämpftet Stimme beschrieb Bornhold die Thaten der Scheußlichen. Endlich es war schon am späten Nachmittag gingen sie im alten Schlosse Holyroob umher. Bornhold hatte immer gesprochen, mit fast heiserer Stimme ihnen alles erklärt, Denkmäler, Plätze, Gebäude, alles klar unb klug aus einem vorzüg lichen Gedächtniß schöpfenb. Oben, im Schlafzimmer der Maria Stuart, bas im norbwestlichen Flügel bes alten Gebäudes liegt und mit ben von Maria gebrauchten Gegenständen noch ben letzten Schimmer versunkener Pracht erkennen läßt, hier stanb Fanny mit einem leichten Schauber in ihrem reuelosen Busen. Sie hob bie Augen zu bem Deckengemälde, das auf großen Feldern den Sturz des Phaeton zeigt. Zu ben Fenstern herein fiel ein Strahl der sinkenden Sonne. Fanny schlug das Herz ftt einer befremdlichen Bangigkeit. Hinter bent gerafften Gobelin, ber an biefer Stelle Genien, stürzen be Pferbe unb gevanzerte Rittet zeigt, war die kleine Thür zu dem engen Zimmerchen geöffnet, bas einen ganz schmalen Tisch unb wenige Stühle mit aeraben, gepolsterten Lehnen enthielt. Hier hatte Darnley den Riccio getrof sen. „Setzt euch," forderte Bornhold feine Gefährten auf er gab dem Guardian einen Souvereign, und bann machte er es sich bequem. Fanny saß ihm gegen über und blickte ihn zärtlich an. Et sah, als ob er es aus inem Buche vor ihm ablesen könnte, wie ihre Schuld und Falschheit in jeden Zug ihres fei nert, schmalen Gesichtes gegraben war. „Hier," sagte er, „saß die schöne Maria, wo du jetzt sitzest, und neben ihr Riccio, wo jetzt Schlittchow sitzt und die holde Gräfin Argyll saß hier aus meinem Platz und neben ihr der Äapiiän der Garden. Sie hatten zu sammen soupirt. Unb hier am 58oben, sieh die dunklen Spuren bes einst ver aossenen Blutes ja, Darnley wußte seinen Feinb zu treffen!" „50er denn," fragte nach einer Pause mit leiser Stimme Fanny, „war denn ihre Schulb erwiesen? Hatte er ein Recht zu dieser Grausamkeit? Die Ge schichte zweifelt." Er sah sie spöttisch an mit einem bli tzenden Blick. «Erwiesene Schuld? Wann meinst du, baß eine Schulb erwiesen ist? Kann ein Mann danach fragen, wie weit sich feine Frau verlor? Er muß es fühlen, er muß es an ihrem hohlen Lächeln, an ihrem falschen Blick erken nen! Er zweifelte wohl zuerst, er schreckt, verwirrt, aus seinem stolzen Mannesbewußtsein herausgerissen durch ein unscheinbares Etwas, durch ein Wort, einen Blick, eine nur ihm merkliche Veränderung aber der Zweifel endet plötzlich, benn es gibt gar keinen an's Herz greifenden Verdacht ohne eine wirkliche Begründung und nun weiß er, auch ohne Beweise! Was meinst du wohl, wie er gelitten hat. Sie in tfirer Jtolzen Schönheit, in ihrer königlichen Sicherheit nahm sich nicht einmal die Zeit, daran zu denken! Oh. wie heiß er sie damals gehaßt hat, wenn er ihre weißen Finger sah, die einst ihn geliebkost hatten und nun den andern umfingen! Er hätte sie ihr gliedweise brechen mögen er hätte sie an sich reißen mögen, ihr falsches Gebiß mit wahrfinmgeit Küssen be decken, ihr das Herz aus dem Busen reißen, es zerfleischen, sie niederwerfen und ihren sündigen Leib wie eine Schlange zertreten! Und die Augen oh, die A-ugen! Nein diese falschen Augen mit dem schändlichen, dem schmachtenden, begehrenden Blick ver- Nichten! Was meinst du, wie er gelit- ten hat! Nachts neben ihr auf diesem von Genien getragenen Lager, sie an steh reißend, die nicht sein mehr war, was meinst du, wie die wirren Gedan ken in seinem Kopf ihn gehetzt und ge foltert haben! Ja, gut, gestürzte Throne kann man wieder ausrichten, verwüstete, niedergebrannte Stätten neu erbauen, aber ein verrathenes Herz, eine verlorene, schöne, heilige Liebe die können nie wieder erstehen, nie niemals! Und ehe ein König begreift, daß er zum Bettler wurde ja da mußte er leiden wie die verdammten Seelen im Fegefeuer! Ja was meinst du wohl? Dann wurde er plötzlich ruhig, und dann kam dieRache! Gott sei Dank, daß sie kam! Wie mag sein Herz geschwelgt haben, als das falsche Weib in flehender Bitte die Hände zu ihm erhob: „Schone ihn, schone ihn!" Und er hielt sie fest an diesen weißen Händen und sah, wie sie sich wand in ihrer Qual, in derselben Qual, die er erlitten! Hingeben, verlieren müssen, was wir so grenzenlos lieben! Und der Feigling, der Schmarotzer an diesem Tisch, der flehte und stöhnte im Ster ben, denn langsam, langsam gaben sie ihm Wunde auf Wunde! Georg Douglaß voran Ruthven, die andern anstachelnd, denn feine Hand war ihm zu vornehm, um den Schuft zu berüh ren. Und immer noch hielt Darnley mit feinen starken Händen das verbre cherische Weib sie durfte den Ster benden nicht mit ihrem königlichen Leib berühren, denn das wäre Gnade gewe sen. Da da schleppten sie ihn tote einen Hund hinaus. Siehst du es? Das ist das Verrätherblut, es schreit seine warnende Stimme durch dic^ahr hunderte, daß alle falschen Herzen es hören sollen!" Bornhold schwieg und sah sein Weib an. Das falsche Lächeln war nicht mehr da, auch nicht der sehnsuchtsvolle Blick sie war bleich wie eine Ster betide und zitterte leise. Den andern würdigte er keines Bli ckes mehr. Er stand dann auf, und sie verließen rasch das Schloß, hinter dem der letzte, tiefrothe Schein der gesunkenen Sonne in langen Streifen sich hinzog und ver einzelte leuchtende Punkte auf die schmalen, eilig gen Osten ziehenden Wolken warf bet Winb hatte sich er hoben unb blies eiskalt von ben Craggs herüber. Sie fuhren burch bie Stabt zurück, Leithwalk entlang. Es war vollkom men finster geworben bet scheidend* Mond und die vereinzelten Sterne tauchten nur hier und da zwischen den schwerenWolkenmassen über dem Meere auf. Als sie an den Pier kamen, gin gen die Wogen hoch und peitschten den Gischt bis zu ihren Gesichtern empor. Die Jolle lag bereit. Bornhold er faßte das Steuer, auf der Mittelbank saß ber Ruberer, vorn Fanny unb Schlittchow. Sie hatten ein weißes Licht vorn ant Boot, und der Schein fiel zeitweilig auf Bornholb's Gesicht. Schaudernd sah Fanny, daß es einen ruhigen, erbarmungslosen, schrecklichen Ausdruck hatte. Das Boot legte sich nun längsfett des Schiffes ber Matrose sprang auf und griff in die Rüsten, um das Boot bicht heranziehen können, es mit bett Füßen regierend. Langsam erhob sich nun auch Born hold unb faßte nach dem Fallreep. Er wendete sich und schrie mit heiserer Stimme: „Halten Sie Fanny fest!" Die beiden waren ausgestanden, und Schlittchow nahm die Zitternbe in ben Arm. Indem nun Bornholb mit bem einen Fuß das Boot, es tief nieberdrü ckend, abstieß, schwang er sich mit bem andern aus die Fallreepstreppe rück lings stürzten bie Umschlungenen in's Wasser, und in demselben Augenblick kenterte das Boot. Der Mann, der an den Rüsten tan* pen geblieben war, schrie gellend mit singendem Ton: „Zwei Mann übe? Bord!" Bornhold schwieg. i Am Bord wurde gerufen unv Wkckt fcn. Der Steuermann kam mit einer Laterne die Treppe herab unten stand» fein Capitän, ben Kops weit vorge beugt, mit stieren Blicken bem Lichta schein, ber auf das Meer fiel, folgend. Das Boot trieb schon weit ab ânm den beiden war nichts zu sehen* Ein paar Schwimmer gingen noch mit Rettungsgürteln nach, das große Boot wurde niedergelassen sie fan den keine Spur. „Um Gottes willen, Capitän." sagte der Steuermann, „steh'n Sie nicht so ba! Thun Sie etwas, sprechen Sie^ boch, befehlen Sie, nur so nicht, nicht, um Gottes willen, Capitän!" Da wendete sich Bornholb unb stiege langsam empor, sah in ben bunkeln Himmel hinauf unb sprach leise: „Herr, mein. Gott, ich habe betn Ge richt gehalten nun richte auch bit mich beteinst nach deiner Gnade!" Es war ein Shibent in Jena, Em Bursche frei und frank, Dem schenkte seine Lena Einen Humpen blitz und blank. Es ging ihm nichts darüber, Er leert ihn jeden Schmaus Das Geld ging alles flöten, So oft trank er 'daraus. Und als mos kam zu pfänden, Da gab er Alles- her. Gönnt Alles, feinen Gläubigen^ Den Humpen nimmermehr. Es saß im hohen Saale Der Buvsche frei und frans Er leert zum letzten Male Den Humpen blitz und blank. Dann trug et ihn von bannen: „Ich hielt Dich bis zuletzt Doch jetzt ist Alles alle. Nun wirst auch Du versetzt." Er sah ihn fallen, sinken, SBcrhI 'hinter des Gitters Gestab, Dann stürzt er fort zu vertrinken^ Was man für den Humpen gab. Die verhângnitzvolle Spieluhr. Gottfried Emil Spulchen verwaltet: seit breißig Jahren feinen „hohen Po- steil" als Thuvmwächter zu Kleinstabt. In treuer Pflichterfüllung hält er all nächtlich von der Gallerie des Kirch thurms Ausschau, um die Feuerlatet- nert anzuzünden, sobald ein verdäch tiger Schein im Umkreise aufflammt. Niemals hat er während der Dienst zeit dem Schlafe sich hingegeben erst wenn bei dämmerndem Morgen, das Glockenspiel mit feierlichem Cho rale den jungen Tag verkündet sucht bet treue Wächter sein Bett auf. Kürzlich hat Spulchen seine Tochter Emma, welche nach außerhalb verhei- rathet ist, besucht. Arn Abende vor sei ner Heimfahrt der Zug geht in aller Frühe spricht Frau Emma: „VL terchen, damit die Furcht, den Zug zit versäumen, Deinen Schlummer nicht' störe, will ich da unsere Wecker-Spiel uhr neben bas Bett stellen. Wenn wit's dann auch verschlafen bas Spies bes Apparates weckt Dich sicher unâx rechtzeitig." Aber Papa Spulchen ist von Natur ein vorsichtiger Mensch, hat außerdem in seinem Leben selten die Eisenbahn, benutzt und folglich etwas ängstlich. Als er allein in seinem Schlafzimmer sitzt, denkt et: „Du legst die Kleider überhaupt nicht ab, sondern durchschläfst die Nacht auf einem Stuhle dann bist Da bei den ersten Tönen der Uhr .reisest** tig." Eben beginnt sich das nächsttt^e Dunkel im Osten zu lichten in fe stem Schlummer sitzt Spulchen auf dem Stuhl, er träumt von seinem Kirchthurm, feinem geliebten Glocken spiele, welches ihm allmorgendlich daS Signal gibt zum Ausruhen von schwerer Pflichterfüllung da erschal len von der Spieluhr her feierlich die Töne eines Chorals durch das Ge mach. Schlaftrunken springt! Gottfried Emil Spulchen auf: „Ach, der Choral," murmeln feige Lippen, „dann kann ich ja schlafen gè* hen!" Wenige Minuten später ruhte Pap» Spulchen sanft in seinem Bette uttb verschlief den Zug. Enttäuschung. „Liebst Di» mich, Aennchen?" „Q Fritz!" „Thust Du's, Aennchen? Nur ein ganz klein Bischen?" „Nun ja denn, Fritz." „Und würbe uns Dein Papa eine Wohnung einrichten, wenn ich Dich heirat'he?" „Ja, Fritz." „Und mich zum Sozius nehmen?" „Jcr Fritz." „Und würde Deine Mama nur dann kommen, wenn ich sie ein lade?" „Gewiß Fritz." „Und Deine Geschwister ebenfalls?" „Aber natürlich, Fvitz!" „Und Dein Alter würde meine Schulden bezahlen?" „Doch wohl, lieber- Fritz." „Liebe? Süße, willst Du mich heirathen?" „Nein, Fritz." ede und A n w o i einer riesigem Schleppe fegte auf dem Bahnhof zu Ulm eine Dame den Per ron. Ein Säue dein tritt der Dame unabsichtlich auf ihre Schleppe uitb wurde von ihr mit den Worten ange fahren: „Sie Ochse, haben Sie benn keine Augen- im Kopse?" „Verzeihen He, dös han i n-it gewußt, baß e Kuh so en lange Schwanz Hot," entgegnete prompt das Säuerlein. Aus ber/ Eisenbahn» Herr: „Mein Fräulein, können Sie ben Tabaksrauch vertragen?" Fräulem: „Nein!" Herr (sich eine Cigarre anzim benb) „Jetzt will i' boch sehen, cVst mi' n-it ang'logen habenl" \n\n Wer Trousseau der Zarenbrau Der Student in Jenq.