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st#' 5 Der Amerikaner. .' (2. Fortsetzung.) '^r„??»,"tocr das wußte! Es schwebt tin Geheimniß über diesem Menschen und seiner Vergangenheit, die, wenn sie entschleiert werden könnte, Ihnen, Herr Doktor, gewiß den Stoff zu einer köstlichen Kriminalnovelle bieten würde leider aber liegt sie in tiefer Dunkelheit begraben. Man weiß eben flat nichts von diesem Herrn Müller, der hier allgemein der Amerikaner ge nannt wird. Vor etwa zehn Jahren -ist er eines schönen Tages hier in Waldhausen mit der Post angekom men und hat sich im Greifen einquar tirt. Nur gelegentlich hat er geäußert, •er habe lange Jahre in Amerika ge lebt und sei mit seiner Familie nach ^Europa zurückgekehrt, weil seine Frau, V «ine geborene Deutsche, das amerika nifche Klima nicht vertragen könne. -Er wolle sich irgendwo im Gebirge ein kleines Besitzthum kaufen, denn er Hoffe, die Land-Berglust werde wohl thätig für seine kranke Frau sein. Die Umgegend von Waldhausen sei ihm zu diesem Zweck empfohlen worden. "Unser Greifenwirth hier theilte ihm mit, daß das einem seiner Verwandten gehörige, etwa zwei (Stunden, von Waldhausen entfernt liegende rothe .Haus zum Verkauf stehe." „Ja, leider habe ich es ihm mitge -theilt, ich wollte, ich hätte mir lieber die Zunge abgebissen," fiel der Grei fenwirth mit einem tiefen Seufzer «in. „Nun, Ihr Vetter hat doch bei dem Verkauf ein gutes Geschäft gemacht! Der Amerikaner fuhr hinaus nach dem rothen Haus, er besah es und es gefiel ihm er wurde mit dem Vesser des Greifenwirths schnell einig, nur ein paar hundert Thaler handelte et von dem geforderten Preise ab, dann kaufte er das Haus mit den we nigen dazu gehörigen Ländereien. Schon dieser schnelle Kauf fiel in Waldhausen aus,denn das rothe Haus hatte lange zum Verkauf gestanden, ohne daß sich ein Käufer gesunden hätte. Es liegt ganz einsam, wohl eine halbe Stunde vom nächsten Dorf -entfernt, hoch am Berge. Die gerin gen Felder und Wiesen sind kaum -etwas werth, sie liefern ganz geringe Erträge, nur aus dem Vergwald ist hier schwer Geld zu machen. Das Haus bietet zwar mehr als genügenden Maum selbst für eine recht zahlreiche 'AaPilie, ist aber weder schön, noch be sonders bequem. Es ist vor nicht ganz zweihundert Jahren von einem der Grasen von Döringen, dem früher der jetzt erzbischöfliche Wald viele Meilen weit gehörte, mit rothen Ziegelsteinen, .als ein Jagdhaus aufgebaut, aber sel ten benutzt und später an einen Bau «ern verkauft worden. Man begriff ''hier in Waldhausen nicht, welchen Reiz "das öde, im Innern ganz vernachläs sigte Haus mit den unfruchtbaren, er fraglosen Feldern für den Fremden haben konnte. Der Amerikaner Meb, nachdem der Kauf abgeschlossen Isar, noch einige Zeit im Greif woh inen er beaufsichtigte die Arbeiter, tvelche nothwendig waren, um das irothe Haus überhaupt bewohnbar zu machen, dabei zeigte er, daß er .wohl über die nöthigen Mittel verfü gen könne, aber durchaus kein reicher Mann sei et handelte mit den Handwerkern über die Preise, er ließ sich nicht übertheuern, aber er zahlte Jbaar und pünktlich. Das Haus wurde ganz anständig, aber sehr einfach ein gerichtet,.— die schmucklosen Möbel laufte der Amerikaner theils hier im Orte, theils ließ er sie aus Berlin kom men. Nach etwa vier Wochen war das Haus zu feiner Zufriedenheit einge richtet, während dieser ganzen Zeit hatte er hier im Greifen gelebt, aber Niemand hatte ihn eigentlich kennen gelernt. Man wußte eigentlich nichts Don ihm, als daß et Karl Müller kieiße, unter diesem Namen hatte er den Kaufvertrag über das rothe Haus ab geschlossen denselben trugen auch Die wenigen mit der Post für ihn ein treffenden Briefe. Von der Gefell Schaft, welche im Greif verkehrte, hielt er sich fern. Er faß wohl meistens tnit an dem Stammtisch, aber er imifchte sich selten oder nie in die Un terhaltung, der er gleichwohl aufmerk sam zuzuhorchen schien, kamen fremde Reisende, dann zog er sich oft panz in sein Zimmer zurück und aß iort einsam sein Abendbrot. Er galt für einen menschenscheuen Sonderling, fcer den Waldhaufern gar nicht gefiel, fa ihnen durch feine Schweigsamkeit, -tiurch sein verstecktes, lauerndes Wesen -sogar unheimlich erschien. Nachdem Der Amerikaner das rothe Haus einge »ichtet hatte, reiste et fort er ließ das neu eingerichtete Haus unter der Auf sicht einer Magd, die er von dem frü heren Besitzer übernommen, und eines Pnechtes, den er kurz vor seiner Ab »eise gemiethet hatte, obgleich er von tem Greifenwirth gewarnt worden jvar, denn der Knecht, Jobst Hansen hieß er, war ein ziemlich übe! berüch tigter Mensch, der erst vor einem Jahre torn Militär los gekommen, aber in dieser kurzen Zeit schon von drei ver fchieberten Bauern aus dem Dienst je jagt worden war, weil er sich als ein tückischer, widersetzlicher Bursche gezeigt Hatte, dem Niemand traut. Der Ame ikaner hatte ihn trotz seines schlechten uses in seilten Dienst genommen et Iverde mit dem Burschen schon fertig Soerden, hatte et dem Greifenwirth ge* sagt, und hatte freilich auch kaum an ders gekonnt, denn einen Knecht mußte er nothwendiger Weise haben, und ei nen Anderen vermochte er mitten in der Dienstzeit kaum zu finden. Nach ungefähr 14 Tagen kam der i er seine Traufe ^rau und feine Töchter zwei kleine, reizende Mädchen voir etwa und 10 Jahren^ Er blieb nur eine Nacht im Greif, schon am folgen den Morgen fuhr er hinauf nach dem rothen Hause. Von dieser Zeit an wohnt er dort einsam, von allen Men fchen zurückgezogen, mit seiner Frau, der Magd und dem Knecht, nicht ein mal die Töchter hat er bei sich behalten, er hat sie, um ihnen eine gute Erzie hung zu Theil werden zu lassen, nach Berlin in eine Pension geschickt, erst vor etwa einem halben Jahre sind sie von dort in das Elternhaus zurückge kehrt. Während dieser langen zehn Iahte ist der Amerikaner nur höchst selten, feine Frau niemals nach Waldhausen gekommen wöchentlich ein oder zwei Mal kommt der lange Jobst mit dem Einspänner herunter nach der Stadt, um Fleisch und was sonst für die Wirthschaft eben nothwendig ist, zu laufen, sonst stehen die Bewohner des rotfien Hauses in gar keiner Verbin dung mit Waldhausen und man er fährt hier über das Leben im rothen Hause faß nijfcts, denn lange Jobst ist ein schweigsamer Geselle, det nie ein Wort mehr spricht, als unbedingt nothwendig ist, und auch der einzige Waldhaufenet, det oben im rothen Hause verkehrt, unser Doktor Settow, welcher die kranke Frau behandelt, liebt er nicht, viel zu erzählen, weil seine Worte doch keinen rechten Glauben fin den. Nach feilten Mittheilungen soll der Amerikaner ein sehr gebildeter Mann sein, der eine große werthvolle Bibliothek besitzt und viel, besonders Naturwissenschaften, studirt. Einen großen Theil seiner Zeit soll er zu Excursionen in die Berge, theils zur Jagd, er hat die erzbischöfliche Jagd in einem weiten Revier gepachtet, theils zum Aufsuchen seltener Pflanzen verwenden, von denen er eine große Zahl in einem Herbarium gesammelt hat. Mit seiner leider kranken Frau und seinen liebenswürdiaen Töchtern soll er ein musterhaftes Familienleben leben." „Und dennoch sind übet ihn so felt fame, böse Gerüchte verbreitet, wie Sie vorhin andeuten?" fragte Falk er staunt. „Leider! Sie sind entstanden, haben sich weit in unserer ganzen Um gegend verbreitet und werden geglaubt, wie eifrig ihnen auch unser guter, bra ver Doktor widersprechen mag, denn die räthselhaften Thatsachen, aus wel che sie sich gegründet haben, vermag er nicht wegzuleugnen. Schon kurze Zeit, etwa zwei Monate nach dem Ein zug des Amerikaners in das rothe Haus, kam in unserer bisher unbe dingt sicheren Gegend der erste Raub ansall vor, der hier alle Gemüther er regte. Ich war damals nach meiner Pensionirung gerade nach Waldhausen übergesiedelt, und ich erinnere mich des merkwürdigen 'Falles mit allen Neben umständen noch sehr genau. „Der Amerikaner war eines Nach mittags in seinem Einspänner nach Waldhausen gekommen, um noch einige Einkäufe zu machen er hatte fein Pferd im Greif stehen lassen und hier her kam er, nachdem seilte Geschäfte be endet waren. „Ich saß gerade mit dem Doktor Settoto und einem fremden jungen Mann, der eine Vergnügungsreise in idas Gebirge antreten wollte, hier an demselben Tisch, an welchem wir heute sitzen, als der Amerikaner in das Gast zimmer trat ich hatte schon von ihm gehört, wie menschenscheu er sei und daß er vor Fremden sich immer zurück ziehe, niemals an einem Tisch Platz nehme, an welchem ein Fremder sitze. Ich war daher nicht wenig er staunt, als er, nachdem er mit einem scharf musternden Blick den fremden Reisenden angeschaut hatte, ohne wei teres an unfern Tisch kam und sich zu uns setzte. „Et schien sehr guter Laune wäh rend er mir als schweigsam geschildert worden war, sprach er ziemlich viel, am meisten mit dem jungen Reisenden übet dessen projektive Gebirgswande rung, dabei äußerte er im Laufe des Gesprächs, er halte es für Leichtsinn, unbewaffnet eine solche Wanderung allein anzutreten, denn auch in den sichersten Gegenden trieben sich doch mitunter Strolche umher, die bei der Begegnung mit einem einsamen Wan derer der Versuchung, ihn anzufallen und zu berauben, nicht leicht widerste hen könnten. „Der junge Mann lachte Übet solche Besorgnis}. Er habe, so erklärte er, noch niemals einer Waffe bedurft, ob gleich er doch alle deutschen Gebirge in ihren einsamsten Partien durchwandert habe viel gefährlicher sei es für den Reifenden, im Eisenbahn- oder Post wagen in der Nacht zu fahren, bei einer olchen Fahrt sei ihm schon einmal fein ganzes Reisegeld, welches er in einer Brieftasche in der Brusttafche getragen habe, gestohlen worden und zwar je denfalls von einem Mitreisenden, der später nicht mehr zu ermitteln gewesen wäre. Seitdem habe er stets in der Tasche nur soviel Geld, als er gerade in den itächen Stunden gebrauche, das übrige Reisegeld sei in einem kleinen Täschchen versteckt, welches er an einem Band um den Hals unter dem Hemd trage, da sucht |8 kein Dieb. „Der Amerikaner Tobte diese Vor sicht, jedenfalls, so meinte et, sei es gut, wenn ein Fußreifender niemals viel Geld zeige, sprach dann weiter mit dem Fremden über dessen Reisepläne, während des Gesprächs rühmte et ihm die wundervolle Aussicht vom Hochberg und beschrieb ihm den Weg, der auch ohne Führer ganz leicht zu finden sei, wenn er die bequeme beim rothen Haus vorübergehende Straße einschlüge. „Nach einer techfc lebhaften Unter haltung trennten wir uns ziemlich spät .-. 'f-y. V iL um ^„fV .' ant AD end. Der Amerikaner fuhr nach dem rothen Haus zurück bot dem Abschied hatte er noch dem jungen Fremden den guten Rath gegeben, er möge recht früh ant Morgen zu feiner Wanderung ausbrechen, damit er nicht bei zu großer Hitze den letzten Aufstieg zur Spitze des Hochberges hinauf zu machen habe." „Diesem Rathe folate fest junge Mann. Schon vor fünf Uhr wanderte er am nächsten Morgen vom Greis und, am Nachmittage brachte ihn der Arne rikaner in seinem Einspänner nach dem Gasthaus zurück. Aus dem ein famen, schmalen, steilen Wege, det nach dem Hochberg hinauf führt, hat ten ihn Holzarbeiter etwa drei Viertel Slunde oberhalb des rothen Hauses gegen Mittag gesunden er hatte be wußtlos quer über dem Weg ausge [treckt Helenen. Sie hatten ihn nach dem rothen Haus hinüber getragen der Amerikaner hotte sofort feinen Wagen anspannen lassen, um den unglücklichen jungen Mann nach Waldhausen hin über zu bringen, wo er bessere ärztliche Pflege genießen konnte,-als in dem ent legenen rothen Hause. „Der Amerikaner zeigte sich sehr Tie bevoll um den jungen Mann er hatte während der langen Fahrt den Be wußtlosen in seinem Arm gehalten, um ihn zu schützen vor den Stößen des Wagens auf dem holperigen Wege, jetzt trug er ihn mit unserm alten Greif, selbst nach dem Zimmer hinauf, und als det Haus kriecht, der nach dem Doktor Settow geschickt worden war, mit der Nachricht zurückkam, der Doktor fei Über Land nach dem eine Meile von Waldhaufen entfernten Dorfe Schmietoto gefahren, befahl der Amerikaner feinem langen Jobst, er solle mit dem Einspänner nach Schmielow fahren und den Arzt holen, er solle jagen, so schnell das Pferd laufen könne, auch wenn das schon müde Thier dabei zu Grunde gehe! Er blieb bei dem Bewußt losen und pflegte ihn mit unermüd licher Geduld wechselte er die kalten nassen Umschläge, mit denen er, sich aus seine in Amerika gewonnenen Er fahrungen stützend, die schwere Kops wunde des Kranken kühlte,dafür sprach ihm Doktor Settow, der nach etwa ei ner Stunde ankam, seine volle Atter kennung aus. „Der junge Mann war schwer, aber nicht tödtlich verwundet. Er haite, wie Doktor Settow erklärte, mit einem stumpfen Instrument, wahrscheinlich einem wuchtigen Stocke, von rückwärts einen gewaltigen Schlag über den Kopf bekommen, sonst zeigte er keine Verwundung. Der Schädel war nicht verletzt, gefährlich erschien nur die Erschütterung des Gehirns, aus wel (her die lange Bewußtlosigkeit ent sprang. „Am folgenden Tage erwachte der junge Fremde wieder zum Bewußtsein er konnte über sein trauriges Reise abenteuer vernommen werden, aber er vermochte nur sehr ungenügende Aus kunft über dasselbe zu geben. Er war am Morgen frohen Muthes bergauf gestiegen, hatte das rothe Haus erreicht und im Vorübergehen den Amerikaner begrüßt, der mit dem Hut auf dem Kopse in der Thür des Hauses gestan den und nach dem Wege ausgeschaut habe. Es war dem jungen Mann aufgefallen, daß der Amerikaner ei nen merkwürdig starken Knotenstock, einen sogenannten Ziegenhainer, in der Hand gehabt habe. Er habe den Arne rikaner anreden wollen, da dieser aber in das Haus zurückgetreten sei, habe er es unterlassen. Er fei weiter gewan dert, beim Auffteig auf den steilen Weg habe er geglaubt, Schritte hinter sich zu hören, aber er habe darauf nicht weiter geachtet, dann habe er. plötz lich ein furchtbares Krachen im Kopf und einen wilden Schmerz gefühlt,was dann weiter mit ihm vorgegangen sei, wisse er nicht. „Aus dieser sehr ungenügendenAus sage des jungen Mannes ging hervor, daß er auf dem Waldwege verfolgt und von hinten niedergeschlagen worden war, zweifellos um ihn zu berauben und dies war auch geschehen. Dem Rei senden fehlte seine Uhr, die Geldbörse, welche er in der Tasche des Beinklei des getragen hatte und,was das Merk würdigste war, das Täschchen von Wachsleinwand, in welchem er unter dem Hemd sein gesammtes Reisegeld trug, der Räuber hatte es mit un fehlbarer Sicherheit gesunden, so gut es verborgen schien. Nachdem er sein Opfer beraubt hatte, war er spurlos verschwunden. „Die Untersuchung, welche über den frechen Raubanfall eingeleitet wurde, ergab kein Resultat und ebenso wenig eine zweite Untersuchung, die eingelei tet werden mußte, weil kaum vierzehn Tage später säst auf derselbe Stelle unter fast gleichen Verhältnissen ein anderer Vergwanderer überfallen, schwer verwundet und beraubt wurde. Auch der zweite Reifende war von hinten-wahrscheinlich mit einem schwe ren Stock niedergeschlagen worden, auch er hatte keine Ahnung, von wem der mörderische Angriff gegen ihn aus gegangen sein könne. „Derselbe Verbrechet mußte die Schuld an den beiden gleichartigen Raubanfällen tragen, dies wa zwei fellos. Die gerichtliche Untersuchung vermochte den Schuldigen nicht zu er mitteln, im Volke aber erhob sich gegen eine bestimmte Person ein Verdacht, der zuerst leise geflüstert, dann aber immer lauter und bestimmter ausge sprochen wurde. Es wurde bekannt, daß der junge Reisende dem Amerika ner am Abend vor seiner Beraubung die Mittheilung von seinem unter dem Hemd verborgenere Geldtäschchen ge macht hatte, weder der Doktor Set tow noch ich hatten darüber gesprochen, wahrscheinlich aber hat unser alter Greis, der wohl unser Gespräch mit angehört hat, etwas davon weiter er â: und hizrdHÄ kmd ta. 33 er da cht auf den Amerikaner gelenkt, ein Verdacht, der nicht genügte, um das Gericht zu weiteren Nachforschungen zu verlanlassen, der aber mehr als genü gend war, um den Ruf des Betroffe nett schwer zu schädigen. „Neue Verbrechen folgten, nicht schnell auf einander, meist vergingen Monate in voller Ruhe für unsere schwer heimgesuchte Gegend, dann fiber kam plötzlich wieder die Nachricht, oaß hier oder dort in einem einsam ge legenen Bauernhause ein frecher Ein bruch verübt worden fei, und immer wurde die Schuld auf den Amerikaner geschoben. Vor seiner Niederlassung im rothen Hause hatte man ja niemals von irgend einem Verbrechen gehört. Er war, nachdem er schon mehr als Zwei Jahre in der Nähe vom Wald hause wohnte, so unbekannt wie am er sten Tage. Man wußte nichts von sei ner Vergangenheit. Wovon lebte er? Er war nicht reich, dies war be kannt, fein kleines ertragloses Besitz thum trug kaum so viel, daß es die Be bauung lohnte und doch hatte er immer Geld. Er mußte der Verbrecher sein! „Bisher waren nur Raubanfälle und Einbrüche vorgekommen, da aber durchschwirrte das schreckliche Gerücht bort einem Raubmorde unsre Gegend. Ein Reifender verschwand spurlos. Er hatte von Romansthal aus den Hoch fcerg bestiegen, beim Herabsteigen hatte er sich im Walde verirrt. Holzschläger hatten ihn auf den richtigen Weg ge bracht, so daß er das rothe Haus nicht verfehlen konnte, dort sollte er, so hat ten sie ihm. gerathen, sich weiter nach dem Wege nach Waldhausen erkundi gen. Noch einmal war er gesehen wor den von einem ant rothen Hause vor übergehenden Bauet und zwar in dem Augenblick, als et an die Thür des Hauses klopfte und in dieses eingelas sen wurde. Seitdem war er verschwun den. „Erst als vierzehn Tage später von Berlin aus Erkundigungen eingezogen wurden nach dem Verbleiben eines rei chen jungen Kaufmanns, der von Ro mansthal aus eine Bergwanderung hatte antreten und nur wenige Tage auf dieselbe hatte verwenden wollen, der aber feit feinet Abreife kein Le benszeichen mehr gegeben hatte,verbrei tete sich das Gerücht, der Vermißte fei im rothen Haufe von dem Amerikaner Beraubt und ermordet worden. Es wurde mit solcher Bestimmtheit weiter erzählt, daß ein gerichtliches Einschrei ten zur Nothwendigkeit wurde. „Der Amerikaner wurde vernom men. Er erklärte, an dem betreffenden Tage fei ein junger Reifender, bessert Personenbeschreibung ganz mit der des Vermißten übereinstimme, nach dem rothen Haus gekommen und habe nach dem Wege nach Waldhausen gefragt, zugleich aber um irgend eine Erfrisch ung, die er gern bezahlen wolle, gebe ten. Der Wunsch des Reisenden sei erfüllt worden, und dieser habe dann nach einer Ruhe von etwa einer halben Stunde mit bestem Dank das rothe Haus wieder verlassen und sei auf dem Wege nach Waldhausen zu weiter ge wandert. Auch die kranke Frau des Amerikaners, die Magd und der Knecht, der lange Jobst, wurden ver nommen, sie gaben ganz gleichlautende Aussagen ab. Es wurde trotzdem zu einer Haussuchung geschritten, aber ob gleich Haus und Nebengebäude, sogar der Schweinestall auf das Sorgfäl tigste durchforscht wurden, sand sich doch nichts, was auf irgend ein began genes Verbrechen hätte deuten können. Die Untersuchung gegen den Amerika ner mußte eingestellt werden aber des Volkes Verdacht wurde hierdurch nicht beseitigt, er hat sich in gleicher Stärke erhalten. Das Volk bleibt dabei, die Leiche des vom Amerikaner Beraubten und Ermordeten sei von demselben ir gendwo im Garten oder im Walde ver scharrt worden. „Der Amerikaner hat seit jener Zeit sich noch mehr als früher von aller Welt zurückgezogen. Er lebt ganz ein sam in seinem rothen Hause, aber ge rade hierdurch hat et dem auf ihm ru henden Verdacht neue Nahrung gege ben. Das böse Gewissen, so behauptet das Volk, sei die Ursache seiner finstern Menschenscheu. Jedes in unserer Ge gend begangene Verbrechen wird ihm zugeschrieben und gewiß auch manches Verbrechen, welches überhaupt garnicht begangen worden ist. Man erzählt von zahlreichen Reifenden, die theils in unseren Bergen beraubt, theils ganz verschwunden sein sollen, obgleich dem Gericht von den meisten dieser sagen haften Verbrechen nichts bekannt wor den ist leider aber sind im Laufe der Jahre bis in die neueste Zeit hinein eine nicht geringe Zahl wirklich began gener Verbrechen den Gerichten zur An zeige gebracht worden, ohne daß es trotz eifrigster Nachforschung möglich gewe sen wäre, die Thäter zu ermitteln. Der Verdacht hat stets den Amerikaner ge troffen, aber niemals hat auch nur der entfernteste Beweis für feine Schuld geführt werden können, obgleich dies läßt sich nicht in Abrede stellen, oft die Spuren nach dem rothen Hause Eingeleitet haben. Jedenfalls ist die Thatsache nicht abzuleugnen, daß un sere arme Gegend schwer unter d?r Un sicherheit leidet, dies darf ich ihnen mein Herr nicht verschweigen und ich muß den Rath hinzufügen, daß Sie ich für Ihre Bergwanderungen gut be waffnen. Am sichersten wäre es ge Siß, wenn Sie sich bet diesen Wande rungen einen in dieser Gegend bekann ten Mann als Führer engac?trten. Drei kräftige und obenein bewaffnete Män ner find wohl zweifellos vor jedem Raubanfall sicher bis jetzt wenigstens md immer nur solche Reisende an gefallen worden, die gutem Rathe ent gegen es gewagt haben, ohne Beglei tung ihre Bergpartien zu machen/ Mit hochgespanntem Interesse hat ten die beiden Naturforscher der Er läbluna detz Kreisgerichtsrathes ge# f. Tauscht," jetzt, nachdem dieser geendet hatte, wendete sich Doktpr Falk an dt* Freund. „Was sagst Du zu dieser recht er freulichen und anmuthigen Mitthei lung, Kurt?" fragte er. „Sollte sie use ixzizlzSzz.. unseren Reifeplan zu anbetn, um uns ein anderes Sammel gebiet zu suchen, wenn wir nicht be fürchten sollen, dem famosen Amerika ner zu begegnen und gemüthlich im Walde todtgeschlagen zu werden." „Ich wüßte nicht, weshalb!" erwie* derte Kurt von Dyssern sehr ruhig. „Ilm den Amerikaner kümmere ich mich sehr wenig. Mag er schuldig fein oder unschuldig, mir flößt er keine Furcht ein. Ueberall, wo man allein in entle gene Gegenden wandert, ist man det Gefahr ausgesetzt, von irgend einem Strolch überfallen zu werden und nicht am wenigsten in der Jungfernhaide, im Grunewald oder in der Wuhlhaide bei Verlin. Dies hat mich noch niemals abgehalten, dort bei Tag und bei Nacht allein umher zu streifen. Wenn ich auch der fast unnöthigen Vorsicht we gen den Revolver in der Brusttafche bei mir führte, gebraucht habe ich ihn noch niemals. Hier sind wir nun gar zu zweien. Einem einzelnen Wanderer, den er unversehens von hinten nieder schlagen kann, mag der gefürchteteAme- Opfer des Amerikaners oder des ge heimnißvollen Andern, dessen Schuld möglicher Weise dem Amerikaner auf gebürdet wird, gefallen sind. Vielleicht ist mir das Glück hold. Vielleicht bin ich nicht nur verdammt, Criminalno vellen zu schreiben, sondern auch be gnadigt, selbst eine solche zu erleben." „Das ist ein frevelhafter Wunsch! Ich will hoffen, daß er nicht in Er füllung gehe!" sagte der Kreisge richtsrath darüber aber lachte Doktor Falk und versicherte dann im vollsten Ernst, daß er wirklich nichts fehnlicher wünsche, als selbst ein Abenteuer mit möglichst sta^k aufgetragener crimina listifcher Färbung zu erleben. Der Kreisgerichtsrath Bernau hatte spät ant Abend den Greifen verlassen die anregende Unterhaltung mit den beiden Fremden hatte ihn länger an die Gaststube gefesselt, als es sonst sei ner Gewohnheit entsprach. Als er jetzt durch die stille Hauptstraße des Städt chens seiner Wohnung zuschritt, dachte er mit Vergnügen zurück an das be lebte Gespräch, welches heut an dem Stammtisch geführt worden war Dok tor Dagobert Falk hatte der Unterhal tung durch seine witzigen Einfälle, durch feine gemüthliche Heiterkeit die rechte Würze gegeben, aber auch der Doktor Kurt von Dyssern hatte leben dig an derselben Theil genommen und sich als ein liebenswürdiger, interessan ter junger Mam? gezeigt. Doktor Kurt von Dyssern! Wo hatte jiur der Kreisgerichtsrath den seltenen und eigenthümlichen Namen schon gehört, der ihm gleich bei der Vorstellung durch den Doktor Falk ausgefallen war. Daran hatte er wäh rend der interessanten Unterhaltung mit Doktor Falk nicht mehr gedacht, jetzt aber fiel es ihm wieder auf, daß mit diesen Namen für ihn eine Erin nerung an irgend ein ungewöhnliches Ereigniß verbunden fein müsse, aber er zermarterte vergeblich seinen Kopf mit dem Nachdenken darüber, welcher Art wohl diese Erinnerung fein möge. Vielleicht wußte es feine Frau! Sie hatte ein vortreffliches Gedächtniß und half dem vergeßlichen Gatten oft mit demselben aus. Aber sie lag schon im Bett und schlief fest, als er nach Haufe kam er mochte sie nicht stören. Er zündete sich die Lampe an und zog sich in fein Studirzimmer zurück, in welchem er langsam auf- und nie derging. Er konnte sich noch nicht zu Bett legen, er hätte dach nicht schlafen können. So lange er darüber grübeln mußte, bei welcher wichtigen Gelegen heit er den Namen Dyssern schon ge hört habe, sand er nicht die nöthige Ruhe. Je langer vergeblich nachgrübelt^. je unruhiger wurde er. Er konnte bfc Quakn des peinvollen Nachsinnens nicht länger ertragen, er mußte doch die Frau wecken,, selbst auf die Gefahr eins? tüchtigen Gardinenpredigt hin. und diese wurde ihm denn auch von der in ihrer Ruhe gestörten Dame in vollem Matze. Die Frau Kreisgerichtsrath war eine musterhafte Gattin. Nachdem sie ihrer Entrüstung iib-r das spate Nach hausekymmen des leichtfertigen Man nes und über die Störung chreS fattf ten Sck^afes den gerechtfertigten Aus druck gegeben hatte, ließ sie sich doch von. ihm erzählen, wie angenehm er deut Abend verlebt habe, und als er sie nan tat, ihm auf die Spur zu helfen, wo und bei welcher Gelegenheit er wohl den Namen Dyssern gehört hab«, strengte auch sie ihr Gedächtniß an* rikaner vielleicht gefährlich werden, uns sagen unter diesen suchte er und end lich sand er ganz zu unterst liegend ein vergilbtes Heft, dessen Aktendeckel in großen Buchstaben die Inschrift trug: „Der Dyssem'sche Mord". Er stieß einen Freudenruf aus. Jetzt konnte er feine Erinnerung wieder beleben. Er fetzte sich auf das Sopha, um recht in aller Ruhe die Aufzeichnungen aus al ter, längst vergangener Zeit zu studi ten, und bald hatte et sich ganz in die selbe vertieft. Alle die Einzelheiten einer langwierigen Untersuchung, die ihm damals viel Sorge und Mühe ge macht hatten, erregten jetzt wieder fein höchstes Interesse, die Erinnerung an jene fast vergessenen Vorgänge wurden so lebendig in ihm, daß er sich zurück versetzt glaubte in jene längst bergan- anzugreifen wird er schwerlich wagen, und sollte es geschehen, nun dann wer den wir uns seiner zu erwehren wissen, ich fürchte ihn nicht!" «Ganz mein Fall, alter Kurt!" rief Doktor Falk vergnügt. „Ja, ich ge stehe Dir, die Aussicht, vielleicht mit diesem so viel besprochenen Amerikaner zusammen zu treffen, hat für mich so gar etwas Verlockendes. Das wäre doch endlich ein Mal ein wirkliches Abenteuer, welches ich selbst erlebe! Bisher habe ich zu meinen Novellen den Stoff nur aus meiner Phantasie schöpfen müssen, mein eigenes Leben ist ja so langweilig im Geleise gemeinster Alltäglichkeit verlausen! Ein Zusam mentreffen mit dem Amerikaner, ein Kampf mit diesem um das Leben, ein gene Zeit zurückgeschlagener Raubanfall! Das Er sah sich wieder, wie er mit hoch wäre eine wahre Erquickung für einen gespannter Erwartung an einem schö stoffhungrigen Novellisten in der leder-! nen (Sommernachmittage, begleitet nen Alltäglichkeit! Ja, wir bleiben: von dem Kreisphysikus, dem Aktuar, hier, Kurt, und morgen schon wollen! dem Gerichtsdiener und dem Polizei wir zum Hochberg hinaufsteigen, und Sergeanten, im offenen Wagen hin» das berüchtigte rothe Haus anschauen ausfuhr nach dem Geisenhain bei Her und die Stätte besuchen, auf der die' renburg. Sein sehnlichster Wunsch schien sich erfüllen. Zum ersten .. ,,,ent!" sagte sie, „der Name Hingt mir bekannt. Ja, ich weiß ge» wiß, daß ich ihn früher oft Ein Herr von Dyssern wurde von einem andern Herrn von Dyssern er mordet. Der Mörder entfloh, Du hat test viel mit der Untersuchung zu thun!" „Richtig, der Dyssem'sche Mord!" tief der Kreisgerichtsrath, wie elektri sirt von dem Stuhl aufspringend, auf welchem er neben dem Bett feiner Frau sich niedergelassen hatte. „Ich danke Dir, Frau!" Und fort stürmte er nach seiner Studirstube, ohne zu hören aus die Mahnung der Frau, er möge doch endlich auch zu Bett gehen, es sei spät genug... „Der Dyssem'sche Mord!" er wußte, daß er damals sich genaue Aufzeichnungen über denselben gemacht hatte, und nicht eher fand et Ruhe, ehe er dieselben nicht durchlesen hatte. Dort der Seitenschrank des großen Schreibpultes war ganz angefüllt mit verstaubten Aktenheften, die schon feit vielen Jahren unberührt in demselben Male war er berufen, was er längst ersehnt hatte, eine Untersuchung über ein schweres Verbrechen zu leiten. Er war deshalb nicht erschreckt, son dern sogar freudig erregt worden, als ihm vor kaum einer Stunde gemeldet worden war, draußen im Elisenhain fei die Leiche eines Ermordeten aufge funden worden. Ein Mord int Elisenhain bei Her tenburg! Das erste schwere Verbrechen seit Menschengedenken in dieser friedli chen Gegend und begangen in dem schönen Hain, der an schönen Som mernachmittagen oft der Sammelpunkt der erholungsbedürftigen Herrenbur get war. Das Herz klopfte den jim» gen Richter stärker, als er die Nach richt erhielt und als er nun mit seinen Begleitern hinauszog nach dem Elisen hain, um die noch dort liegende Leiche auszusuchen und den Thatbestand auf zunehmen. Der Geisenhain, ein größerer, aus hochstämmigen Bäumen, unter denen üppiges Unterholz wuchert, bestehender Wald, der sich unmittelbar an die gro ßen königlichen Forsten anschließt, liegt nur ungefähr eine Viertelstunde von der Stadt Herrenburg entfernt, et wird durchschnitten von vielen gut er haltenen, durch das Gebüsch sich jchlän gelnden Wegen, die Nachmittags stets durch eine große Anzahl von Spazier gängern belebt, des Abends aber und während des Vormittags gjanz einsam sind, denn am Vormittag haben die Herrenburger keine Zeit zum Spazie rengehen und Abends kehren sie früh zeitig in die Stadt zurück, um das Abendbrot nicht zu versäumen. Nach 7 Uhr Abends war nur noch selten ein vereinzelter Spaziergänger im Elisen hain zu finden. In dem von der Stadt entferntesten Theile des Haines hatten auf einem der durch denselben führenden Wege Spaziergänger am frühen Nachmittage die Leiche. des Ermordeten aufgefun den. Sie hatten, als sie heiter plau dernd durch den Wald wanderten,, schon von ferne eine quer über den Weg regungslos liegende Gestalt ge sehen, sie glaubten,, ein Betrunkener schlafe hier feinen Rausch aus, als sie aber näher kamen, gewahrten sie zu ihrem Entsetzen, daß sie vor einem Todten standen. Das Leben war längst aus dem starren Körper entflo hen. das bleiche, rn.it geronnenem Blut befleckte Gesicht zeigte schon but im* heimliche fahle Todtenfarbe. War hier ein Mord verübt worden? Hatte ein Unglücklicher durch Selbst mord sein Leben beendet? Dicht neben der Leiche lag auf dem Wege eine dop pelläufige Pistole, deren beide Läufe abgeschossen wcrni. Das Blut, wel ches das Gesicht des Todten befleckte, war auè einer Kopfwunde geflossen, die Kugel war wohl durch dal Auge in das Gehirn eingedrungen.. S':,r (Fortsetzung folgt.) f"\" "WBtoiM w*6' gehört habe, aber es ist schon lange, viele Jahre her Wo war es nur? Ich muß ihn da mals vor fast dreißig Jahren gehört haben, als Du noch Kreisrichter in Herrenburg warft. Ja richtig! Jetzt weiß ich es! Erinnerst Du Dich nicht? »i fU gen Tourist: „Also hier wurde vori ges Jahr ein Reifender von einem ikäuber erschlagen?" Führet: „Ja! Zahl'n S' a gutes Trinkgeld und i verschaff Jhna betil ^Vergnüge» auch!" Bertheidiger (eines Raubmörders): .... Ich bitte den hohen Gerichtshof, auch auf die Gefühle des Angeklagten Rücksicht zu nehmen. Derselbe ist nämlich, wie et mir mitgetheilt hat, «in s Eine Steck und eiye Mtznadet. Eine Steck- und tint Nähnadel wa ren Nachbarn itt einem Arbeitsform#, und da. sie beide müßig waten, fing«! sie wie itie Unthätigen so oft zu streite» an. „Ich möchte wissen," hub die Steck nâl höhnisch an, „wozu Du nutzte bist,wie Du ohne Kopf überhaupt durch die Welt kommen willst." „Was -nützt Dir Dem Stopf, wem» Du kein Auge hast," antwortete die Nähnadel 'barsch. „Was nützt einem ein Auge, wen» immer etwas (drin ist!" sprach die Stecknadel. „Ich bin fleißiger unto vermag viel mehr Arbeiten zu verrichten," versetzte die Nähnadel/ .• „Zugegeben," meinte .We Stecknadel „dafür wirst Du aber «icht lang? bea," „Warum nicht?" '.. „Weil Tm zart und gebrechlich bist." .,,f „Und Du Bist ein bebmiern&veriheS* dethes, hartes Wesen." v IVLnb Du bist so stolz, daß Du Dei nen Rücken nicht beugen kannst, ohne zu brechen!" rkf die Stecknadel #nirü», s e w „Weitn Dir mich wetter liefet Weise beleidigst, reiße ich Dir den Kopf ab!" „Und ich reiße Dir Dein Auge aus, wenn Du mich berührst! bedenke wohl. Dein Leben hängt an einem ein* zigen Faden!" Während sie noch mit einander strit« ten, that sich die Dhüre auf, ein halber» wachsenes Mädchen trat ein, griff nach der Nähnadel, zog einen Faden 'durch deren Auge utvd hub zai nähen an, ei» Stich und 'der Faden fiel zur Erde der armen Nähnadel war 'das Auge ausgerissen! Aeig-erlich hierüber griff das junge Mädchen, 'das offenbar, Eijè^ hatte, nach der Stecknadel, um sich miT*"* dieser enstroeileit den großen schwarze!». Knopf an den Mantel gu befestigen^ aber auch das mißlang sie riß der ac* men Stecknadel den Kopf ab und warf nun auch diese zu der verunglückte» Nähnadel. ,,So mußte «3 uns gehen!" meinte diese betrübt. „Nun brauchen wir -uns nicht mshr zu zanken," entgegnete die andere, „baB Unglück, glaube ich, hat uns zur Ver nunft gebracht." „Schade, daß wir nicht früher klüger waren," jagte die Nähnadel. „Wie ehr gleichen wir den Menschen, die oft ''o lange über ihre Vorzüge und Vor teile streiten, bis sie derselben verlustige ind und nicht eher begreifen, daß sie als Bruder Hand in Hand »durch die Welt gehen sollten, als bis sie, ebenso wie wir jetzt» uânewaâr im «Staube liegen." ., 4 i èW 11 Am grünen Bodensee. Ich saß am grünen Bodenfee Ganz einsam und alleine, Der Säntis wie gespenstig, Im bleichen Monbenfcheine. Herrjehses, ei herrjehfes!,« ff Es sichelte 5 Mitckenfchwaa«: Ganz frech mer um de Nase, Dribsinnig hubbt' alter Um mich herum im Grase. Herrjehses, ei herrjehses! Uff erimal fuhr Liftchen seicht1 Mer kalt durch Leib und Gliede»—" Nä härnfe, an den Bodensee Setz ich mich nie nich wieder.. Herrjehses, ei herrjehses!: ff»... Tohuwabohu. Frau Schulze, geborene. Timpel». Sfe* Tarn f. Z. bei ihrer Verheirathung a 15. Aussteuer u. A. auch zwei Dutzend ftU berne Eßlöffel, die nach ihrem Mab*» chennamen mit gezeichnet wurden. In der Ehe schaffte sie sich dann, noch ein Dutzend Theelöffel an, die. sie dies mal natürlich mit S zeichnete. Jüngst, während Frau Schutzes Somnterreife, wurde bei ihr eingebrochen, sie fand bet ihrer Rückkunft den Silberfchrank halb geleert. Auf ihre Bitte erschien nun1 sofort in ihrer Wofyiung ein Criminal-^ commissar, der die Inventur /^es gestoh lenen Gutes aufnehmen wellte. Na türlich ist Frau Schulze in. furchtbar* ster Aufregung, der Kopf schwindelt thr.. *V „Ach ach, Beine silbernen. EWfi» f-err „Also Eßlöfftl sind Jhpen geftchlew toorden?" „Ja ach «in, das sparen je meine T-Löffel!" „Theelöffel.? Aber das Dutzend Theelöffel h?$sr ist noch öoöftärsfrig- vor-» Handen." „Diese f*fer? Das. sind fa doch met* ite schönen S^öffek!** „Aber, gnädige Frau, sagten: eben, das» die EßlöM Jhnm- gestohln wären!" „Na, Herr Commissar, Begreifen Sie denn mcht: meine Eßlöffel sind ei* gentlich T-'Löffe?, daher keine S-LOs sel, während dir Tbeeloffèl, die keine T-'Lössel find, eigentlich Stosses find. Dc? nun die gestohlenen Eßlöffel T» Losses sind, die Theelöffel aber noch vollständig verhandelt, so sind mir keine S-Löffel gestohlen worden, sondern die T-Lössel, die ia doch Eßlöffel aber, Herr Commissar, was ist Ihnen denn?" «Hikfe! Hirse!" lallte der fte, bann fiel er in Ohnmacht. Er hatte eben die Standbaftigkeit weder mit S- noch mit T-Löfsel ,n! principielle Qepst üblichen. Geschlechts -„V-Xiv -**$! Sète %lUi. I n e S u e e e ».Nun, Mariechen, kannst Du mir fa* gen, aus welchem Geschlechte Mari« Theresia war?" Mchülâè »AuT V \n\n St»man von Adolf StreSfutz» S o n e a e s S é i n u V A u s e e i s a s