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2 T1 Sas schlaue Hannchen. i Es war einmal ein großer Zaube rn, bet hieß Professor Dori Lupus. SOS tr noch in Kammgarn und Cheviot Teist^ hieß er Isidor Wolf, seitdem er aber die Kunststücke, die er sonst nur feinen Kunden vormachte, hem Publi kum vorsetzte, nannte er sich „Lupus" und „Prestidigitateur", obgleich er in folgt seiner mangelhaften Schulbil dung das Wort nicht richtig ausspre dien konnte. Eines Tages ereilte ihn sein Schicksal er wurde von einer hol den Fee bezaubert, die auf den melodi schert Namen Hannchen Hannemann Èörte und eine Berlinerin war, obgleich sie als französische Chansonnette auf trat. Nach dem bekannten Lehrsatze: .Geschwindigkeit ist keine Hexerei" Der» liebte sich also Lupus in Hannchen, und idlests fand merkwürdigerweise gleich falls Wohlgefallen an dem Posener «Schwarzkünstler. Drei Msnate währte der schöne Traum, da überraschte Pro fessor Lupus eines Tages feint Braut mit einer neuen Nummer: „Das S3er= ^npben eines lebendigen. Menschen mf freier Bühne." Der Mensch, der To plötzlich verschwand, war der Herr Professor selbst, und er hinterließ dem ostlosen Hannchen nichts, als die Be ding seiner vielen Schulden. Wäre damals ein ohne Arme geborener Aünstler Hannchen tröstend zur y|e getreten, wer weiß^ was aus der ,|n Gigerlkönigin geworden wäre. Lupus zauberte seitdem in sller V 'Jen Ländern hrum, das bedauerns ?he Hannchen hatte er längst ver n. Er war eben in einer nord chen Hafenstadt, als er in der gen Zeitung ein Inserat las, die unverehelichte Johanna lemann, Liedersängerin, unbe- :ies Aufenthalts, aufgefordert -V sich wegen einer von einem der en Oheim ihr zugefallenen Erb im Betrage von 30,000 M. bei Notar eines märkischen Land cherts zu melden. Der Schwarz ler hatte dies kaum gelesen, als tr emsige Nachforschungen nach ichen Hannemann hielt und ßlich nach Arab reiste, wo Hann sich aufhielt. Dort warf er sich zerlassenen Braut zu Füßen, bat Verzeihung unb schwor ihr, daß jne sie nicht leben könne und sie «er Stelle beirathen wolle. Hann lyräuÈte sich nicht lange, sie schloß euigen Zauberer in die Arme und ff ihm zum Traualtare. Erst nach .Hochzeit fragte er sie beiläufig: tz ßt Du schon, mein Kind, daß Du Erbschaft von 30,000 M. gemacht Sie lächelte schlau und sagte ganz unschuldig: „Von einer aft ist mir nichts bekannt, wohl on der Anzeige, die ich selbst ein n ließ. Ich hoffte, daß Dich eine Wsroe -Don mir bald in meine Arme zuriickbringen würde, und deshalb er litt ich das Inserat. Einen Onkel be He 'ich gar nicht, zum allerwenigsten Erbonkel!" Der Zauberer machte diesen Worten ein keineswegs be berndes Gesicht doch was half .~ war in der Falle gefangen. Seit finden die Vorstellungen des Pro I rs Dori Lupus „unter Assistenz Gattin" statt, wie es auf dem Itflttim heißt. Zum Schlüsse läßt Lupus auch eineDame verschwm es ist Hannchen. „Sie kommt immer wieder!" erklärt er dabei ^ßsaurer Miene. vat In dem Leben des belgischenSlaats igiroes Frere-Orban spielte einst ein iuß eine bedeutsame Rolle. Der Mi Der war in seiner Jugend ein armer Student, mit dem einfachen Namen safere. Unter nicht geringen Entbeh jungen arbeitete er sich bis zu dem Au* I" Anblicke durch, in welchem er das Exa inert ablegen sollte. Der junge talent »olle Mann liebte ein Mädchen aus an i gesehenem Hause und hatte dessen Ge geliebt errungen. „Wenn du," sagte I 5 Fräulein Orban so hieß das junge DWidchen „dein Examen morgen mit bestanden hast, so komme Abends i YV* Theater und tritt in die Loge, in K jjjtlcfits ich mit meinen Eltern sein werde." „Wird man mich dort i dulden fragte der Student. „Dafür laß mich sorgen." Frere bestand die Prüfung glänzend und betrat am Abend hocherfreut und schüchtern die Loge, welche im Punkte des Theaters gelegen Kaum hatte das schöne Mäd dort den jungen Mann erblickt, éCit' ßch erhob und denselben mit ei M^em herzhaften Kuß begrüßte. Die ^erstaunten Eltern wurden iron Fräu t'lrin Orban über die Bedeutung dieses ^Mlltfamen Vorfalles bald aufgeklärt, Sfnqeftchts der Handlung ihrer WDßchter erkannten sie es als vernünftig, 'S dem Willen der Liebenden zu fügen, ^âoch knüpften sie an die Bewilligung üfltr Heirath die Bedingung, daß Frere n Namen Orban dem seinen hinzu 'che. Da? kleinere Uebel. MesseS: „Nun, Tommy, geff hin Flüsse Deine Tante, oder Mama Dich tüchtig prügeln." Tommy feine Tante betrachtend): „Prä» ich Mama." Frau Spitz zunge (zu ih tonn): „Weißt Du a«ch, daß "aft sprichst?" Das Söhn« J^tt andere Gelegenheit als Au sprechen, gibst Du über Jßapct?" er beim Scat. Stu ifällt Nachts über einen im liegenden College». Ah, !t noch College Fuchs, die ich bei mir! Em deutsches Laster. on Pel er Rv'egge«, 1. ?ftn Wirthshause z« Oberabelsberg lebt ein merkwürdiger Mann. Dieser Mann kann auf einen Sitz vierund zwanzig Kriigel vertilgen. Sonst kann er nichts. Als ob Das nicht genug wäre! Nicht mehr als genug! Als ob ihm Das im Menschengeschlechte so leicht Jemand nachmachen könnte! Der Mann ist heute dreißig Jahre alt und eben aus Anlaß dieses Jubi läums wird vorstehendes biographisches Charakterbild versaßt, und eben des halb auch wird ein frisches Faß ange schlagen. Der Jubilar genießt bei ei nem großen Theile seiner Zeitgenossen die höchste Verehrung, er freut sich ihrer und ist ihrer werth: und doch nagt ins geheim in feinem Gemüthe ein Wurm. Er hat Einen gekannt, der es für den Sitz aus ein Viertelhundert Kriigeln gebracht hat. Wiederholt versuchte un fer Mann es,dieses höchste ihm bekannte Ziel zu erreichen, allein das sünfund zwanzigsteGlas kam allemal auffallend rasch zurück. Es wartete nicht erst auf die Empörung der übrigen, die nach wenigen Stunden erfolgte und stets mit einem heftigen Leidenschastausbruch endigte. Zwei Dutzend, das schien vorläufig der Höhepunkt seiner irdi sehen Erfolge zu sein. Das kostete Anstrengung genug, es so weit zu bringen. Entsprossen war Dagobert Blunzer einer simplen Fa milie, in welcher gelegentlich nur ein bis zwei Schöpplein getrunken zu wer den Pflegte. In dem jungen Dagobert aber äußerte sich schon früh ein großes Talent—: er hatte einen guten Ma gen. Zwei Ammen soll er jeden Tag bis zur Nagelprobe ausgetrunken ha ben. Später verfiel er der Erzie hungsmethode eines unvernünftigen Vaters wenn er Durst hatte, bekam er Wasser. Dem widerstrebte feine ge sunde Natur und kein Wunder war es deshalb, daß Dagobert sich der studen tischen Laufbahn widmete. Doch auch hier lief er Gefahr, verdorben zu wer den. Theoretisch wählte er die Philo sophie, allein der Umgang mit einem Literaturprofessor und mit einem jun gen Musiker war Ursache, daß er ein gewisses Interesse für Kunst und Schriftthum gewann und so manche Stunde mit solchen Dingen vertrödelte, während feine Kollegen in der Kneipe thätia waren. Noch rechtzeitig gelang es seinen Kameraden, ihn dieser ver derblichen Richtung zu entreißen und dem Ideal der Jugend wieder zuzu führen. Die erste Prüfung auf zehn Kriigeln des Abends ward verhältnismäßig glänzend bestanden, die zweite auf fünfzehn krönte sich mit einem kolossa len Kater. Als hernach im Lause der Vervollkommnung der junge Mann daran fling, sich auf zwanzig zu rüsten, ward der Magen um manchen guten Bissen betrogen, doch opferte er ihn willig dem guten Zweck. Von zwanzig bis dreiundzwanzig gab es ganz un heimliche Katzenjammer und der Bie rometer sank mehrmals sogar unter zehn herab. Allein Dagobert verlor den Muth nicht und eines Tages, es war der Polterabend einer Nichte, strengte der brave Neffe seine Kraft bis auf's Aeußerste an und siehe das Vierundzwanzigste stand. Der Kater dauerte drei Tage und Nächte wäh rend dieser Zeit soll Dagobert sogar schwach geworden sein und sich geschwo ren haben, die ruhmreiche Laufbahn zu verlassen. Am vierten Tage soff er wieder. Wo die Stärke seines Wesens lag, stand nun fest. Sein Leben und Stre ben war das Bier. Alle Interessen von Oberabelsberg verblaßten vor dem Einen: Wo gibt's das beste Bier? Wann wird neu angezapft? Gelegen heiten zu großen Gelagen gab es stets: Frühschoppen, Elfuhrmessen, Sams tagskneipen. Ankunftfeste, Abschiede, Geburts- und Namenstage, Gauver bandkommerse, Fahnenweihen u. f. w. Jeden Tag war ein anderer hochwichti ger Anlaß zum Biervertilgen. Und war ganz ausnahmweife einmal kein Anlaß, so war diese Ausnahme Anlaß genug zu einer grandiosen Kneipe. Wenn Tags über sich ein respektabler Durst heranwuchs, so empfand Dago bert sogar eine sittliche Größe in feinem Thun, denn der Mensch muß naturge mäß leben, folglich trinken, wenn et Durft hat. Allerdings hielt der na türliche Durst über das dritte, höchstens vierte Krügel hinaus selten vor dann mußte ein künstlicher erzeugt werden, etwa durch Heringe,Schinken oder durch Rauchen. Von den ersten Krügeln wurde jedes mit je einem Zuge geleert, später mit zwei Zügen, „Vergnü gungszüge" nannte sie der witzige Da gobert. Ein Glas auf drei Züge zeigte schon von Erschöpfung. Vom zehnten Krügel an ward nichts mehr motivirt, ward nicht mehr getrunken, sondern blos gesoffen. Die Unterhaltung der Trinker ver flachte sich nicht etwa über Welt, Poli tik, Neuigkeiten, Stadtereignisse oder Sonstiges, womit genügsame Wirths hausgeistcr sich die Zeit zu vertreiben suchen, nein, die Genossen konzentrirten ihre ganze Gegenwart auf das Bier. Dagobert hatte sich an den Henkel sei nes Stammglases ein Schiefertäfelchen hängen lassen, worauf er den vertilgten Krüqeln mit Strichelchen gleichsam eine Grabschrift stiftete. Je mehr Strichel chen, desto höher stieg die Weihe des Abends. Dagobert setzte das Glas nie an die Lippen was sage ich: an die Gurgel—, ohne es einem .Zechgenossen zu widmen: „Die Blume!" „Prosit!" „Meinen Halben!" „Ex!" Da tha ten sie Alle Bescheid, und bald darauf hebt ein Anderer seinen „Mörser", lstnmi na|" und Alle wieder mit ihm. Ist ein Glas leer: „Marianka!" oder man sagt gar nichts, hebt das Leere nur so ein wenig über die Achsel und die Kellnerin ist.stets dienstbereit. „Mir auch ein Frisches!" „Mir eben falls! Rasch die Reste ausgetrunken. Frisches, frisches! Dann werdenBier geschickten erzählt. Trinkanekdoten auf getischt, Katerfchwänke zum Besten ge geben, und dabei wird immer frisch be gössen. Es ist ein herrliches Leben! Manchmal geschieht es, daß doch Ei ner das Gespräch auf die neuzuöffnende Eisenbahn lenkt, oder auf die Cholera gesahr. oder auf eine italienische Reife, oder auf ein neues Aussehen erregendes Buch, aber stets plötzlich fährt Dago bert mit feinem Glase drein, rempelt es an die übrigen: „Prosit!" Gegos sen wird und das öde Gespräch ist zer rissen. Dagobert betheiligt sich an kei nerlei profanem Diskurs, oder nur mit halben, gelangweilt hingeworfenen Be merkungen sobald sich Etwas zu ver tiefen droht, eine ernstere Wendung nehmen will—: „Prosit meine Her ren! Die Blume!" Angestoßen und in den Schlund gegossen. Nicht fünf Minuten lang gibt er Ruhe, der Dago bert Blunzer, nicht einen Zug thut er, ohne den ganzen Tisch davon gnädigst in Kenntniß zu setzen. Er sinnt nur nach guter Gelegenheit, zu trinken. Fällt das Wort: Bismarck „Pro sit. Bismarck!" oder: Marianka „Prosit, Marianka!" oder: Bodenstedt „Prosit, Mirza Schasfy!" oder Onkel „Prosit, Goldfuchs!" oder: Ocean „Prosit, Walfisch, strammer Junge! wacker!" Und getrunken wird auf Alles. Auch hat man schöne Ge sänge, deren Refrain stets im Trinken endet, hat geistvolle Spiele, deren Ge winner das Glas leeren muß, und deren Verlierer auch das Glas leeren muß. Hat endlich schneidige Wetten, bei welchen Der, so innerhalb einer Stunde nicht zehn Krügeln Bier vertil gen kann, ein Faß zahlen muß, das dann gemeinsam getrunken wird, und bei welchem dem Verlierer Gelegenheit geboten ist, feine ungenügende Fertig keit weiter zu vervollkommnen. Dem Neuling, der sich vorzeitig ei nen Kater angetrunken hat, wird ge rathen, den Kater im Bier zu erträn ken, das heißt in der profanen Sprache: sich wieder nüchtern zu sausen. Es soll ja schon geglückt fein. Wohlge fchulte Trinker verfügen über mannig fache Mittel, den Teufel durch Beelze bub auszutreiben und den noch nachzu gießenden Krügeln wieder Raum zu verschaffen. Ein« ordentlich eingerich teter Magen hat einen Eingang und zwei Ausgänge, also daß der Möglich keit, zu platzen, gründlich vorgebeugt ist. Dagobert war einmal recht schlank gewesen, „jetzt sieht er besser aus!" Ein Gesicht wie „ein „Blasengel", eineNase wie eine rothe Kartoffel, und die lieb lichsten Triefäuglein dazu. Es hat ja viel Nährwerth, das Bier! Seine Ge Nossen nennen ihn ein Spundloch, ein Bierfaß! Er lächelt dazu, schweigt bescheiden. Man braucht viel, bis man's zu Ehrentiteln bringt! Bei Gott, den Herrn Dagobert möch te ich zum Freunde haben! Welch ein gemüthliches Haus! Und wie anre gend, wie gründlich in seinem Denken, wie viel Interesse für die Fragen der Zeit! Das alte Sumpfthier! Ein vorlauter Mensch zu Abelsberg tlfslt einmal den pathetischen Ausruf: Und deshalb so viele Jahre lang La tein und Griechisch studirt, und höhere Mathematik und Geschichte und die Weltliteratur und alle Philosophen, um nun als Biersimpel täglich vierund zwanzig Krügel in den Bauch zu fchüt ten? Dieser Ausspruch ist zumMin besten sehr übertrieben. Erstens hat der Mann nie studirt, sondern sich blos nothbürfiig für die Prüfungen herge richtet, und zweitens vertilgt er schon darum nicht täglich vierundzwanzig Krügel, weil zwischen zwei solchenBier taaen allemal ein. Katzenjammertag Iieat. Und Simpel? Wer ist denn ein Simpel? Simpel heißt: Ein saltpinsel. Und ist das ein Einfälti ger, der das Bier vierundzwanzigfältig nimmt? Vielmehr Der ist ein Einfäl tiger, welcher ein Krügel trinkt, wie der Schullehrer von Abelsberg, der die fa mose Lehre aufstellt: Ein normaler Mensch, der drei Krügel Bier trinkt, trinkt schon eins über den Durst! Und solche Leute wollen da mitreden! Der Onkel, der Goldfuchs, machts erst gut, der meint, es wäre sehr wün schenswerth, wenn Dagobert sich endlich einem nährendenBeruf zuwenden wollte. Ist der Alte verrückt? Was versteht denn dieser Herr unter einem nähren den Berufe, wenn das Biertrinken kei ner ist? Hat der Banause denn keine blasse Idee davon, daß sein Neffe ein Märtyrer der Menschheit ist! In der Schlichtheit seiner Große ist er sich zwar Dessen nicht bewußt, aber doch thatsächlich: die Menschheit muß ihre Talente nach allen Seiten hin ausbil den, sie muß wissen, was sie zu leisten vermag. Welch ein Sieg, wenn end lich festgestellt werden kann, aus wel chen äußersten Grad die schöne Männ lichkeit des Individuums hinaufgetrie ben werden kann, mit anderen Worten: wie viel Bier zu vertragen der rechte Mann im Stande ist. Ganz und voll ein Mann zu sein! Prosit! Wenn der wackere Dagobert es eines Tag^s dahin gebracht haben wird, daß auch das fünfundzwanzizste Krügel „steht", dann feiern wir ein Jubiläum, bei welchem der Versuch gentacht wer den soll mit dem sechsundzwanzig ftsA. Ex! Der Mann, der jetzt ein offenes Wortlein zu Euch sprechen will, trinkt auch gern manchmal ein Glas Wein und nicht abhold ist er der glücklichen Sttknlabe» piwwfyl I Wenn er aber befragt würde um seine Meinung* darüber, was die Hauptut« fache unseres sozialen, wirthschaftlichen und moralischen Elends sei, so müßte er antworten: Das Trinken. Trinken ist nicht das richtige Wort für Das, was ich sagen will denn trinken wird man, um den Durcst zu stillen was darüber ist, Das ha^ ei nen ganz anderen Namen. Das Glas Wein, oder die paar Glas Bier, die no thig sind, um den Durst zu stillen oder um zu erquicken, genügen auch, um jene fröhliche und bewegliche Stimmung zu schössen, die sich der Deutsche nun ein mal vom Alkohol entlehnen zu müssen Glaubt. Was darüber ist, schadet dem Körper und dem Geist und wird die Ursache so vielen Elends und Unheils, das wir gern anderen Gründen zu schreiben möchten. Die Zeit- und Geldvcrgeudung, die Unlust zur Arbeit, der Leichtsinn die Geilheit, die Verro hung, die Verarmung, bet Blödsinn— kurz: bie Entartung nehmen am Liebsten ihren Ausgangspunkt vom Trinken. Einsichtsvollere und prakti schere Völker, wie bie Engländer, die Amerikaner, haben seit Langem schon den Kampf aufgenommen gegen die Trunksucht und Völlerei. Die söge nannten Temperenzler sind keine Sekte, die etwa aus religiösen oder rein mora lischen Absichten dieses Laster bekäm Pfen, vielmehr ist ihre Aufgabe eine praktische Staat und Kultur erhal tende, den gesellschaftlichen Wohlstand fördernde. Und ihre Thätigkeit erzielt besonders in England die erfreulichsten, ja ganz ungeahnte Erfolge. Auf deutschem Boden sieht's aller dings anders aus. Hier wird das Trinken zu einem förmlichen Kultus erhoben. Der Bursche, der sich hervor thun will, nichts wird er mit solchem Eifer und solcher Gewissenhaftigkeit vollführen wie das Trinken. Es han belt sich da natürlich nicht um den Durst, es hanbelt sich auch nicht um den Geschmack, auch nicht um bie Un terhaltung unb Anregung, es handelt sich nur urn's Trinken. Von diesem Trinken hängt nachgerade ein Theil sei ner Ehre ab. Wer nicht viel trinken kann, wer eine so redliche und gute Na tur hat, die das Zuviel entschieden zu rückweist, Der wird über die Achsel an gesehen und er ist sür's Kameradenle ben nicht recht zir brauchen. Die An deren aber trinken und trinken, cnblich hören sie, wie jener graue Herr im Schwank, auf, zu trinken unb fangen an zu saufen. Das gilt für mann bat unb für patriotisch! Mit Biet dehnt und spannt man künstlich den Magen aus bis zum Zerplatzen, wenn nicht die äußeren Körperwände noch Stand hielten. Was man mit solch geräumig gemachten Mägen dem deut schen Volke für einen Dienst, für eine Ehre erweisen will, versteht man zwar nicht. Und es scheint mir gar nicht klug zu fein, so ausgiebig den Magen zu erweitern, bevor man noch weiß, wie man ihn später wird füllen können. Die Zukunft unserer Jugend ist keines wegs eine so sichere, daß der Bursche sich schon frühe zur Aufnahme großer Menaen von Genuß präpariren müßte. Jedenfalls ist es schade um unsere deutschen Burschen, daß sie unter dem Banne eines Vorurtheils leben müssen, nach welchem eine Haupteigenschaft und ein Hauptvorzug der akademischen Ju gend im Trinken liegt. Im Trinken bis zu dem Punkte, wo einst schlemme tische Römer nötigenfalls die Pfauen feder angewendet haben. Wenn wäh rend des viele Stunden lang dauern denTrinkens wenigstens von einer herz frischen oder geistreichen Unterhaltung die Rede fein könnte. Davon ist sel ten auch nur eine Spur: der Bier Comment nimmt alle geistigen Kräfte in Anspruch. Und dieser Bier-Com meiti ist so sinnlos und langweilig, daß ich meinen Lesern mit feiner Beschrei bung nicht kommen dürfte! Statt ei ner des Gebildeten würdigen Unterhai# tung weckt der Biergenuß andere Gei stet auf, von denen ich nur die Rüpel haftigkeit und Gier zur Anremplerei nennen mag. Ich bin ein Freund von frohem bummelwitzig-n Äurschenulk, aber das lärmende und geistesarme Treiben der vom Biergeiste be-sessenen Nachtwandler hat auf mein lachlustiges Gesicht noch kein Schmunzeln gezau bert. Wie hoch erfreulich ist in der Stu dentenschaft derCorpsgeist, das stramme Halten auf Ehre und Wahrhaftigkeit, auf Kraft und Muth vor Allem die leidenschaftliche Liebe zur Nation! Aber der abscheuliche Bierkultus und seine Ausartungen verderben wieder Vieles. Die alten Deutschen haben auch „ge soffen". Und. deutsche Dichter haben in bummelwitzigen Liedern das Sau sen verherrlicht. Es ist gut warum nur will man weniger gern auch andere Sitten nachahmen, die ebenfalls von den alten Deutschen geübt und von den Dichtern besungen worden sind? Wa rum mit Vorliebe in thierischen, bruta len Dingen deutsch fein wollen? Wa rum gerade solche nationaleSitten pfle gen, an denen die Nation zu Grunde gehen wird, wenn sie sich nicht besinnt? Vor einem jungen Manne, der sein Ideal im Bierfaß findet, habe ich keine Achtung. Und armselig muß es mit einer Jugendkraft und Lust bestellt fein, die nur mit Spirituosen frisch erhalten werden kann. Natürlich jung gewöhnt, alt ge than. Der Bursche bringt seine freie Zeit am Liebsten beim Bierglase zu, aber auch bet Philister. Fremde Rei senbe, bie zu uns Deutschen kommen, können sich nicht genug wundern über die zahllosen Wirthshäuser, die schier Tag und Nacht besetzt sind. Da sitzen die Leute, trinken und trinken. End lich hat im Bauch absolut nichts mehr Platz, Gaumen und Gurgel verlangen noch nach mehr alkoholhaltigem Trank so geht's nun an den Schnaps. Auch bei den jungen Leuten ist es Sitte ge worden, Biergelage mit Cognac zu be schließen. Dem edleren Getränke, dem Wein, wird ausfallend ausgewichen der Wein versteht keinen Spaß, er wirft den Trinker um, bevor der Wanst voll ist. Der Wein ist aristokratisch, die beim Wein geführte Unterhaltung ist aana anderer Natur als ein Bierge spräch, das an simpler Banalität und Grobsinnlichkeit selten etwas zu wün schen übrig läßt. Bier und Schnaps ist Menschenprodukt, aus diesem steigt nicht der edle Geist, wie aus dem Re bensaft. Natürlich will ich auch dem Weine kein Loblied singen, denn sie könnten mich mißverstehen und statt eines Krügeis deren so viele trinken, bis sie sich vom Menschen zum Gotte und von diesem doch zum Thiere durch getrunken hätten. Unser Philister trinkt übrigens nicht wie ein Thier, bettn dieses weiß, wann es genug hat. Er trinkt und trinkt, weil er weiß es selbst nicht warum, fällt ihm auch nicht ein, darüber nach zubenken. Die buntpfe, stumpfe Ge wohnheit bat ihn an den Zechtifch ge bunben/wo ihm jedes Gefoff und jeder Kumpan und jedes Gespräch recht ist. Währenb das Geschäft zurückgeht, die Familie verarmt, sitzt der Bürger bei seinem Bier, bei feinem Kartenspiel, bei feiner politischen Kannegießeret, bei seinem weibischen Tratsch, und bann schreit er, baß ihn bie Steuern um bringen. Wie in bet Stadt, so ist es aus dem Dorf. Jedes geistige Intet esse versumpft im Bier und Kartenspiel. Wird auch politisirt, so geschieht Das weniger aus Interesse sür's Vaterland als aus dem Biere entstiegener Zanklust und Rciifonnirfucht. Ein englischer Nationalökonom hat behauptet, der richtige Deutsche verbringe ein Viertel seiner Lebenszeit im Wirthshause, ver thue ein Drittel seines Erwerbes im Wirthshause, vergeude die Hälfte feinet Gesundheit im Wirthshause und hole seine ganze Versumpfung im Wirths hause. Solche Aussprüche, selbst wenn sie übertrieben sind, müssen wir uns gefallen lassen, weil leider so viel Wah res in ihnen ist. Das Ende der deut schen Trunksucht wird sein, daß die Nachkommenschaft bet alten Germanen ein verblödetesVolk werben muß, theils in fiebernder Nervosität, theils in dum pfer Apathie befangen. Oder will man etwa gar behaupten, Bismarck fei Bismarck geworden, weil er Bier ge trunken hat, und die deutschen Siege seien errungen worden, weil das deut sehe Volk so tapfer zu trinken versteht? Im Gegentheil—: trotzdem ist er Bis marck geworden und trotzdem haben sie gesiegt! Unsere Geschichte ist wahr haftig reich genug an Widerwärtigkei ten und Schmach, deren Keim der Al kohol ausgebrütet hat. Der Deutsche hat einen so großen Respekt vor der Völlerei, daß es nach seinem Gesetze sogar als Milderungs grund bei einem Verbrechen gilt, wenn die That in betrunkenem Zustande ver übt worden ist. Andere Völker setzen auf die Betrunkenheit selbst empfind liche Strafen, eben auch, weil sie so häufig Ursache verschieben« Laster unb Verbrechen zu werben pflegt. Anderen Völkern fällt wohl auch bie Ekelhaftigkeit des deutschen National lasters auf, deren sich der Deutsche gar nicht bewußt zu werden scheint. Daß ein Vielfraß widerlich ist, Das gibt et noch zu aber daß der Säufer, der fei nen Wanst unablässig mit gegohrenen Suppen füllt, bis sie im Magen wieder gähren. im Grunde ein sehr abscheuli ches Geschäft betreibt, dafür hat er kei nen Sinn. Die daraus entstehenden Krankheiten kommen ihm auch selbst nicht geheuer vor, doch die ekelhaftesten Krankheiten werben entschuldigt, wenn sie aus Trunksucht entstanden sind. Ich glaube fast, daß der von Natur schwerfällige Deutsche die ihm nöthige Begeisterung künstlich schaffen muß. um mit dem leichtblütigen Romanen es aufnehmen zu können. Darum fei ihm zur rechten Stunde ein gutes frisches Glas von Herzen gegönnt. Aber so viel sollte er wissen, wann er genug hat. Allerlei anderes Wissen wollte ich ihm erlassen, nur die eine Fähigkeit sollte er haben: zu erkennen, wann er genug hat. Unb noch so viel Rest von mora lischer Kraft, um aufzuhören, wenn et erkennt, baß er genug hat! Denn sich Frohsinn, Begeisterung trinken zu wol len unb sich bis zur Dummheit durch zufaufen, das pafsirt so Vielen. Unb n ich is Verächtlicheres auf Erden als ein Mensch, der sich blöde gesoffen hat. Man braucht nicht gerade im Stra ßengraben zu betenden oder am Säu ferwahnsinn zu sterben, die meisten Trinker gehen anders zu Grunde, unb doch durch bas Trinken. Jeder, der diese Zeilen lieft, soll nur einmal Um schau halten'in feinem Bekanntenkreise und et wird Personen finden, die durch das lange Sitzen im Wirthshaufe von ihrem häuslichen Glück, von ihrer sittlichen Kraft, von ihrer Gesundheit verlieren. An allen Orten ist Das zu finden. Und diese Erscheinung sollte nichts bedeuten ober nur wenig? Sie bedeu tet nicht mehr und nicht weniger als ein Verlottern unb Verkommen des Volkes. Ein strebsamer, lebensmuthiger Mensch wird sich nie dem Trünke ergeben, au ßer er ist kindisch eitel und vermeint, durch Trinken seine Tüchtigkeit mani festuen zu müssen. Ein solcher Jüng ling setzt feinen Stolz barein, viel zu trinken, es kommt ihm oft sauer genug an, allein ber Ehre muß man Opfer bringen. Als Mann schon ist er ein gefesselter Knecht des Lasters, dem er in Anwandlungen von Vernunft gern ent kommen möchte und nicht kann. Der Greis—? „Muthige Trinker werden niemals Greise!" singen sie. Etwas Wahres mag daran fein aber an ders, als sie DaS deutsche Volk hatt herrliche Tu aenden. Wenn es ihnen nachl:bt, dann dais uns nicht bange sein. Wenn ei aber in seinen nationalen Lastern mit trägem Behagen untertaucht, oder aus ihnen gar nationale Tugenden machen will, dann—? Ki cht' Stamnicsgenvssen 'Ewige dsn EuchBierbe^eisterten werden mich wahr scheinlich wieder anfallen, weil ich den Deutschen ihr „ftifches, fröhliches Trin ken" lästere und also ein Renegat dem Volksthume bin. Und doch sage ich es Euch in aller Ruhe: Wenn Ihr das Laster des Suffes, das ohnehin im deutschest Blute liegt, auch noch in jeder Generation systematisch großzieht, wo inmitten starker und schlau lauernder Nachbarn ein klarer Kopf, ein nüchter ner Sinn noch nothwendiger ist als ein scharfes Schwert wenn Ihr Euere nationale Begeisterung erst mit Biet auffrischen,Euere Zeit und Euere Sor gen und Euer Geld in Bier und Schnaps versenken müsset, dann werdet Ihr immer mehr versimpeln und ver sumpfen und endlich MSpott der Nachbarvölker sein. Lehmanns Reltungsmitteß. „Wir saßen beisammen"1"—- aber nicht fröhlich denn wo hätte mtttt schon gehört, daß es sich fröhlich sitzt in Kriegsgefangenschaft? Unsere Wächter waren nach den An strengungen des weiten Marsckies einge schlafen, bis auf den Posten an ber Thür. Aber auch ber schenkte uns femeAufmerkfarnkeit feinBlick schweifte in die Ferne, ob nicht irgendwo eine verdächtige Pickelhaube oder ein Ula nenfähnlein auftauchte. Was hatte et auch von unserer Seite zu fürchten, bei dem geringsten Fluchtversuche ge nüqte ein Ruf, die Kameraden zu wecken. Wir hatten also vollauf Muße, über unsere fatale Lage nachzusinnen. „Don nerwetter!" unterbrach plötzlich Kame rad Lehmann das Schweigen, „so was ist mir noch nicht pafsirt" „Js sich mich auch noch nicht pafsirt," bestätigte kopfnickend der wackere Polack Dufel kowski. „Wir müssen zu entwischen suchen." bemerkte ein Dritter. Aber wie? n «Wir stürzen uns tote ein Mann aus den Posten am Ausgange, rennen ihn über den Haufen, gewinnen das Freie und die Franzosen haben das Nachfehen.". „Das ist nichts," bemerkte Leh mann holten uns vielleicht auch nicht der Feinde Füße ein,ihre Kugeln thun's sicher. Oder hat vielleicht jemand Ap petit auf blaue Bohnen?" Keiner meldete sich selbst Dusel kowski, der in der Kaserne daheim sich stets hervorgedrängt, wenn es Bohnen gab, senkte hier melancholisch das Den kerhaupt. Plötzlich erhellten sich seine Züge, ein großer Gedanke schien fein Inneres zu bewegen. „Dürfen sich Fmnzu? i nich zielen!" stieß er hervor. „Muß sich Lehmann machen, daß sich Franzuski nich zielen!" stieß er hervor. „Muß sich Lehmann machen, daß sich Franzuski nicht können zielen. Js sich Lehmann aus Berlin, sind sich Berliner kluges Leut', wird sich Lehmann wissen Bescheid." „Daß ich nicht lache," brummte der dennoch schien er sich durch die Worte ungemein geschmeichelt zu fühlen er stützte den Kops in die Hand und sann angestrengt nach. Endlich fuhr er wie elektrifirt empor. „Kinder ich hab's!" Allgemeine Spannung. Lehmann richtete sich auf, mit der Miene eines Mannes, dem soeben eine Generalidee gekommen. „Duselkowski, tritt näher, mein Sohn!" Duselkowski folgte gehorsam. Lehmann hob feierlich die Rechte, deren Finger einen kleinen, schwarzen Gegen stand hielten im nächsten Momente zog sich ein dicker Kohlenstrich über die rechte Seite von Duselkowskis nichts weniger als zierlichem Geruchsorgane. Weitaus sperrte der Polack den Mund in staunender Verwunderung, fein rech tes Auge schielte fürchterlich nach dem verunzirien Gestchtserker im übrigen ließ er alles geduldig übet sich erge hen. Lehmann drückte nun dem Abkömm Iinge der Wojwoden einen Knittel in die Hand. „Legt an!" Mit Präzision wurde das Commando ausgeführt „Duselkowski, kannst Du genau zie len?" „Kann ich sich nicht genau zielen, muß ich sich immer schielen nach schwarzes Nase." „Auch die Franzosen werden nicht können zielen, auch sie werden auf ihre Nasen müssen schielen!" dichtete Leh mann^ frohgelaunt ob seiner glorreichen Erfindung. Einige Minuten später zogen sich über die rechte Seite sämmtlicher Fran zosennasen dicke, schwarze Striche. „Aus, Kameraden, jetzt gilt's!" In einer geschlossener Kolonne stürz ten wir uns auf den Thürposten, daß derselbe Hals über Kopf zu Boden flog. Bald ertönte vielstimmiges Ge brüll hinter unserem Rücken, Schüsse krachten, Kugel» umpsifsen unsere Köpfe. „Au!" brüllte plötzlich Duselkowski und griff nach seinem linken, weit ab stehenden Horchlöffel, den eine Kugel etwas unsanft gestreift, „Lehmann, muß sich sein ein Franzuski Links fchütze, hättest Du müssen schwarz ma chen fein linkes Nase!" Duselkowski hat wohl' recht gehabt, ein Franzose muß Linksschütze gewesen sein, denn wir übrigen kamen alle mit, heiler Haut davon. Einige Tage spater sand Lehmann! Duselkowski fleißig schreibend. „Was i kritzelst Du da so eifrig?" Mit stolzer Geberde überreichte Du selkowöki das Dokument. Mühsam entzifferte Let :ann die Hieroglyphen. Pcutie General von Moltkt! „Haben Franzuski schon geschossen: todt so vieles Polacken. und Deutsche, daß hat sich geblutet Mi« weiches Herch' Darum muß ich Ihnen, hochkluges General und Kriegscollege, machen be kannt mit großer Entdeckung, was hat erfunden Lehmann aus Berlin, was ist auch seht kluges Kerl. Wenn man nämlich macht auf rechtes Nase von zie lenden Schützen schwarzer Strich, so entsteht infolge schimmernder Schwärze einwirkenden Ableitung auf Auge, daß schießt immer vorbei. Soldaten, welche schießen mit linke Augen, müssen außer.. 23etritu gesetzt werden auf linke Nase i „Hahaha!" Lehmann vermochte? nicht weiter zu lesen vor Lachen. „Du-? felkowski, Du bist ein großes Genie." Dufelkowski's Gesicht verklärte sich zu feinem allerbreitesten Grinsen. „Lehmann, wie freut mich Anerken nung, bin sich ganz feiig." Lehmann schloß den treuen Waffen bruder fest in feinen Arm. „Was sagst Du, selig? Du bist mehr als selig, Du bist du selig!" Du aber, freundlicher Leset, wollest auch Nutzen ziehen aus dieser lehrtet chen Geschichte. Du brauchst Dir Zukunft keine Beleidigung mehr gefal len zu lassen sowie Dir jemand mit einem Blick, mit einem Wörtchen zu nahe kommt, forderst Du blutige Ge nugthuung. Bevor der Gegner jedoch das tödtliche Blei auf Dich absendet, gehst Du auf ihn zu, machst Deine höfliche Verneigung und bemalst seine rechte bez. linke Nasenseite schwarz, pechschwarz! Du darfst sicher sein, daß Dir nunmehr kein Härchen gekrümmt wird. Wet's nicht glauben will pro bit's! Auch ein Wagnerverehrer Das 6. Grenadier-Regiment, in wel chem Chomski feiner Dienstpflicht ge nügte, feierte das Jubiläum des fünf zigjährigen Bestehens. Das war eine Freude für die blauen Jungen drei Tage lang kein Dienst, dagegen Essen und Trinken in Hülle und Fülle, Mu sik, Tanz und dergleichen mehr. „Wenn immer so sein, dann ich möcht' bleiben Soldat für ganzes Le ben," hörte man den Grenadier Chomski zu wiederholten Male spre chen. GegenSchluß des gemeinsamen Fest essens am ersten Tage wandte sich ein Qssicier oben an einem der langen Ti sche lachend zu dem Lieutenant von Ellerheim. „Kamerad, sehen Sie nur, mit wel chem verklärten Gesicht Ihr Bursche Chomski den Klängen der Tafelmusik lauscht. Der Mann macht ein Gesicht, als ob et etwas von der Musik ver stände." „Kann man gar nicht wissen," ent* gegneteEÖerhetm. „In meinemChomski schlummern mancherlei Talente. Aber wir wollen ihn boch Spaßes halber ein« mal fragen, welches Stück ihm am be sten gefallen." Chomski stand in strammstet Posi tur, als ihn sein Vorgesetzter an sprach. „Na, Chomski, Du bist ja ganz Ohr. Welches Musikstück hat Dir denn von bem bisher Vorgetragenen am besten gefallen." „Nummer fünf! Herr Leitnant," schallte es prompt als Antwort. „Nummer fünf war's nicht bie Ouvertüre zum Tannhäufer? Wie. Chomski. ein Verehrer von Wagner?" „Jawohl, hat sich mir biefe Stück sehr gut gefallen.... gab es sich ba bei gerade das schöne Schweinebta, ten!" Der besorgte Freund. Gattin: Da kannst Du sehen, wie viel Deine Freunde nach Dir fragen. Wäh rend Deiner langen Krankheit hat Dich nicht ein einziger besucht. Gatte: So. und was sagst Du zu Meyer? Gat tin: Ja, der kam jeden Tag und sagte, er wäre sehr um Dich besorgt, bas ist auch noch bet einzig wahre Freunb, ben Du hast. Gatte: Ja, das kann ich mir benken ben Tag, bevor ich krank würbe, habe ich ihm nämlich verspro chen, ihm 100 Dollars zu pumpen! Der Dumme. Solcat (zum» Burschen des Abtheilungs-Cornrnan-s beurS): Ist der Schlaue zu Haufei! Major (der von ben Solbaten bet Schlaue genannt wirb, unb ber bie Frage gehört hat): Siehst Du, mein Sohn, jetzt bin ich wirklich derSchlaue, denn ich weiß, was Du nun bekommst, und das weißt Du wohl nicht? Sol dat: Zu Befehl, Herr Major, ich weiß, daß ich jetzt drei Tage Arrest bekomme! Major: Siehst Du, Du bist doch bet Dumme, beim Du bekommst jetzt gar feinen Arrest! Das Schlimmste. Ah.: Ich stelle mir das sehr schwer vor, meistens Wirthe in der Kundschaft zu haben.: dazu gehört eine gute Natur. B.: Al lerdings, und das Schlimmste von Al lern ist, daß ich bei jebem Besuch an-' stanbshalber auch ein Gläschen von. meinem eigenen Schnaps trinken muß!^ Darum. Zimmermäbchen'.' Bei unserer Herrschaft muß es gestern' Abenb noch ein starkes Gewitter gege* ben haben. Köchin: Warum? Zim metmädchen: Die Gnädige kommt mit heute so kühl bor! So gehts a «A Mutter (za ihrer sie besuchenden Tochter): Nun wir lebt Ihr denn zusammen, liebes Kind?! Tochter: O prächtig, im besten Ein vernehmen. Mutter: Hat sich denn, Dein Mann das viele Biertrinken, das Du nicht leiden konntest, abgewöhnt? Tochter: Nein, er hat mir's arme*' vöhntt V k & \n\n Ver Süß in der Loge.