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1 s' 3 Ii É I k $ i i 1 1 *:-br r- S ft (16, Fortsetzung.) $ Erst gegen Morgen schlief ich eine kurze Zeit und wachte auf von einem .. Geräusch in Tantes Schlafstube es -'lag wie ein Alp auf mir, ich konnte -mich nicht besinnen, was es fei da fem Mit einem Schlage die Erinne -rung, unb mit ihr die ganze Bitterkeit -/Zurücke Ich saß hoch im Bette und strich -mir die mitten Haare aus der Stir. •!nl§ sich Tante Ebith's bleiches über mcrchteS Gesicht um die Thür bog. ..Nun. Lena, heute muß ich Dich schelten", sagte sie ernst, „Du hast nicht einmal die Katzen gefüttert, die Thiere fielen ja förmlich über mich 1er wo hast Du Deine Gedanken. Äinb?" Sie war während dem an mein 2?ett gekommen und sah mich an. „Bist Du krankt fragte sie er schreckt und faßte meine heiße Hand. Ich schüttelte den Kopf. „O, nein, ganz gesund. Tantchen ober dabei fühlte ich eine bleierne Schwere in meinen Gliedern, ich hatte flicht Lust, mich zu rühren. „Drüben geht es sehr schlecht. Mag ittileite", berichtete Tante Edith, mich noch immer mit besorgtem Blicke be trachtend „iäh lam nur Her, um ein bequemeres Kleid anzuziehen, ich bi tie Nacht nicht einen Augenblick zur Ruhe gekommen sie sprach und schr stundenlang Tine und die Schwester Agnes konnten sie kaum im Bette Hu. sen, sie will beständig zu Robert." Tante Edith wischte sich ein paar Hroße Tropfen aus den Augen. .Nun gebe nur der Himmel, daß nicht auch krank wirst, mein Lieb fu 1 fing. ng. Mein Gott, wenn nur ihre fräste mint die Devesche ist fort schon sei! feem Morgengrauen." „Die Depesche? Gerhardt sammt?' schrie ich und wie elktrisirt war ick aus dem Bette gesprungen. ..Lena! Lena! Du bist trank", be hauptete Tante Edith und hals mev Ren zitternden Händen die Kleider an legen. „Nein, nein, Tante! Wann kann e hier fein?" „Uebetmorgen Abend, Kind." „Uebermorgen Abend!" Erleichtert athmete ich auf. „Ich bin ganz wohl, Tante", bc füihigte ich die alte Dame, „verlas. Sich darauf und ängstige Dich nicht geh' hinüber, ich komme ab unb zu ragen, wie es steht?" Sie ging. Grübelnd saß ich in Ser einem Zimmer. Minka kam her geschlichen und sah mich miauend sn und rieb sich an meinen Kleibern sie trug es mir nicht nach, baß ich sie hungern ließ. Ein paar arme Frauen kamen und holten sich die wöchentliche Geldunterstützung. Mit einem halben Seitenblick meinte die Eine: „Se grämen sek woll um de gnä dige Fru, bat is so immer noch Tid taun gesund werden aber gtftern hat sek bat schwant bi eer, der Speigel war bou'n Nagel füllen." Und die Andere bestätigte köpf nickenb: „Ja, un open Hose schrigt bat Lei fenhuhn bet Abends kaum taun Ut Hollen damals bei den fe'igen Herrn war bat ok so west. Gottslohn un gobe Besserung!" Mir ist so Alles in Erinnerung ge blieben aus jenen Tagen, sogar diese kleine Szene. Mittags ging ich hinüber in die Villa, aber auf Umwegen ich nahm meinen Weg über den Wirthschafts Hof und durch das Dorf. Einen Au genblick zögerte ich am Briefkasten, dann glitt das verhängnisvolle Schrei ben hinein. Meine Adresse hatte ich in demselben nicht genannt, sondern die von Christiane ich war wohl nicht mehr hier, wenn die Antwort an langte. Als ich durch die Allee schritt, die direkt zu der Villa führt, fahf ich auf dem Kiesplatze zwei Pferde umher führen das eine trug einen Damen sattel, und der kleine Jockey, der zwi schen den Thieren ging, warf mitun ter scheue Blicke zu den Fenstern des oberen Stockes empor. Da zuckte es wieder schmerzlich auf i* meinem Herzen, sicher war Melanie Metten hier, um sich nach der schwer erkrankten Mutter Gerhardt's, ihres Gerhardt, zu erkundigen und als ich eben unter den Bäumen hervortrat, da kam sie mit Ferra langsam um den Rasenplatz gegangen, Arm in Arm und während Ferra den blon den Kops gesenkt hielt, schien Melanie ihr freundlich zuzusprechen der grüne Schriet ihres Hütchens umflatterte muthwillig das seine Gesicht, das heute so rosig w eh*? Apfelblüthe aussah. „Nur nicht den Muth verlieren, liebste Ferra." tönte ihre klare Stimme bis zu mir herüber, „bet sieb? Gott kann im letzten Augenblick noch Helsen. Ich verfolgte den Weg auf der anS«« Sâ.d-s Râ.s J* mew ichen, die dort wohnten. Leuchtend grün schimmerten die Rasenplätze her vor, unb unter Baumen da wuchs schon allerhand lustiges wildes Zeug, langte, ?hne sie Hemerken $u müssen, in das Haus. Auf meine Urage: tote eâ gehe? hieß es: «schlecht, sogar bedenklich?" Ich ging wieder, was sollte ich kr? Eber ich schritt zu der gegenüber liegenden Thür Hinaus. Hier stand im Pommer die Orangerie um das kleine Marmorbecken vor der Freitreppe und auf diesen Platz sahen Charlotte's Fenster. Weit schweifte der Blick von dort über die Bäume des Parks hin weg zu den Bergen hinaus, Htt deren Schoos} Haus Fölkerode lag. Ich blieb stehen: was wurde wohl aus jenen Beiden werden? Wie würden sie nur weiterleben mit der ewigen Sehnsucht im Herzen? Aber sie wußten es doch wenigstens, daß sie sich liebten sie hatten es sich aus den Au gen gelesen, ihr Mund hatte es ausge sprochen ^nd ich? „So in Gedanken, Fräulein von Demphoff?" fragte da eine klare Stimme. Ich fuhr empor dort stand sie ja das reizende Gesicht sah mich so freundlich an: „Wissen Sie. daß eben Antwort kam von Ihrem Vetter? Er denkt morgen Abend hier zu fein, es ist doch unglaublich rasch Ferra trägt eben die Depesche hinauf, um sie Frau Berka zu übermitteln. Gott sei Dank, daß er kommt, denn Ferra hät te sicher den Kopf verloren, wäre das Schlimmste geschehen!" Sie sah betrübt aus bei diesen Wor ten und die Augen schimmerten feucht. „Ich habe sie hoch verehrt, die arme, kranke Frau dort oben", fügte sie hin zu. „so barsch und streng sie war, so abweisend sie sich gegen Alle verhielt, die sich ihr nähern wollten, die ur sprüngliche Herzensgute schimmerte doch immer durch sie hat denselben goldechten, ehrlichen Charakter wie 'Gerhardt Demvboff.'' „Ja. Gerhardt ist sehr gut", gab ich leise zu. Sie lächelte. „Nur gut?" wieWkhÄie sie „mehr wie das, Fräulein von Deinphofs, tausendmal mehr ich kenne ihn schon so lange a/s ich denken kann. Er ist ein Mann, wie es wenige giebt, ge rade. ehrlich, ein Edelmann, wie et fein soll, und dabei von einer Zartheit und Milde hätten Sie ihn doch .neben Charlotte gesehen in Italien. „O, ich weiß es, Fräulein von Sielten", unterbrach ich sie. „Nie mand hat wohl mehr Grund, seine Güte zu rühmen wie mein kleiner Bruder und ich—" sah sonderbar ich hatte die sie befremden sie antwortete Die junge Dame scheu zu mir herüber. Worte wohl in einem den Tone gesprochen nicht und streß wie spielend ein Stkin chen mit der Reitpeitsche von den Gta nitstlisen der Treppe. „Freuen Sie sich nicht, daß Char lotte wiederkommt?" fragte sie dann. „O gewiß, wenn nur die Veran lassung eine weniger traurige wäre. Sie thut mir so leib mir welcher Angst mögen sie jetzt fahren?" „Es lastet schwer auf Wendhusen", sagte Melanie von Stetten, „Jahre lang ist hier keine Freude gewesen o ich habe Alles so miterlebt! Erst Der Tod des alten Herrn, dann Ger hardt's lange, lange Krankheit, Fer ra's unglückliche Ehe mit Riebingen und sein jähes Ende, das Unglück mit Joachim jetzt liefen wirklich große Tropfen aus den braunen Augen —, „und heute oder morgen karrn die Mutter sterben." Sie setzte sich auf einen der breiten Blöcke, die gleichsam das Geländer der Treppe bildeten und im Sommer die Kübel der Orangen- und Granatbäu me trugen, und die feinen Nasenflügel bebten in verhaltenem Schmerz „Sie liebt ihn!" klang es nem Herzen, und ich schritt die Stufen hinunter an ihr vorüber es that mir so weh in der Brust, ich mußte allein sein. An der Biegung des Weges wandte ich mich um sie saß dort und schaute mir nach, unbeschreiblich rei zend sah sie aus mit der liebli Wendung des feinen Kopses. kann ja nicht dafür. rPfui. Lena, wie häßlich Du bist!" schalt ich mich selbst und ging zu ihr zurück. „Verzeihen Sie, Fräulein von ©tei len, ich war unartig und vergaß, Adieu zu sagen." VV tf »?7 in mei- Sie ergriff meine dargebotene Hand und hielt sie fest in der ihren. „Adieu, Fräulein Magdalene! Es ist nur zu natürlich, daß'man in sol chen Stunden für die alltäglichen Din ge keinen Sinn hat auch muß ich heim, aber gegen Abend komme ich wieder, es ist ja so nahe." Ich ging aber nicht nach Hause. Immer tiefer hinein in den Part es war ja heute ein Frühlingstag, so warm unb goldig, so wolkenlos und blau, daß man meinen konnte, alle die Knospen der Bäume müßten sich mit einem Male öffnen unb sich wie ein grüner Schleier über den Wald brei ten. Hoch oben in der blauen Luft flog ein Raubvogel, immer höher und h!' h?r zog er seine Kreis«, daß er zuletzt wie ein Pünktchen in dem Aether schwamm. Da flog ein wilder Fasse Hoch über mir dahin tönte es in mein Ohr. Charlotte's Lied-! Da war sie noch glücklich, als sie sang. Und das Glück war fortge- Blätter vom Sauerklee. Anemonen und die weißen Blüthen der wilden Schneeglöckchen mit den goldgelben Spitzen. Wie wunbervoll mutzte hier ein Frühling fein! Ob wohl Georg noch manchmal kommen durfte, wenn ich fort war? O, gewiß ich wollte Gerhardt bitten, schriftlich er war so gut. Wie aber kam ich fort, ehe er zurückkehrte, mor gen übermorgen? Zu Christiane wollte ich gehen so viel bas Reisegeld betrug, war wohl noch in meinem Koffer aber wie ben weiten Weg nach der Bahnstation? Gottlieb? Er führe mich hin, er thäte es viel leicht ich wollte ihn bitten. Ich konnt« ja irgend etwas erfinden, Georg sei krank. Behüte ihn Gott! widerrief ich leise meine sündhafte Lüge: nein, ich wußte noch nicht was, aber e mußte sieb finden, nur fort von hier um jeda» Preis. i 58. Kapitel. Und wieder verging eine Nacht und es erschien ein Tag, unb immer tiefer sanken die schwarzen Todesschatten über das Haus im Park ich bekam Tante Edith nicht mehr zu sehen, gl ich in der Dämmerung hinüberging, um nachzufragen. Auf bet obersten Treppenstufe saß Ferra, sie hatte ihr Kind auf dem Schooße und weinte. „0, Lena!" rief sie und hielt mich am Kleide fest, „ich fürchte mich sc dort unten in meinen Zimmern ich bin nicht abergläubisch, aber so allein zu fein unb zu wissen, Mama stirbt, und dort hängt Riedingen's und hier Joachim's Bild ich bitte Sie, blei ben Sie bei mir!" Ferra hatte einmal ein wunderbares Talent, jeden guten Eindruck wieder total zu verwischen mit einem Worte. Mechanisch ließ ich mich von ihr niederziehen und hörte ihr Schluch zen mit an. Und so saßen wir neben einander sie hatte meine Hand fest er faßt und das Kind schlief ein auf ih rem Schooß. Die Dienerschaft schlich auf den Zehen an uns vorüber es wurde Gerhardt's und Charlotte's Wohm'ng in Ordnung gebracht. End lich ließ Die junge Frau Mabemoifelh rufen und übergab ihr den Kleinen, sie wollte noch einen Blick in die Zim mer der Geschwister thun. „Das wird nun so bald Alles an ders hier werden", bemerkte sie flü sternd. „Ich glaube nicht, daß mein Bruder Hier wohnen bleibt, falls der liebe Gott uns Mama nehmen sollte er giebt sicher in das alte Herren haus —." „Doch wohl so wie so, Ferra, «mm Gerhardt sich verheiratet?" Sie fuhr überrascht herum und sah fast erschrocken in mein Gesicht. „O ja, Sie haben Recht", bemerkte sie bann, wie sich besinnend, „man ver gißt in solchen düsteren Tagen selbst so Naheliegendes. Und sich zu der Dienerin wendend, welche aus dem Zimmer der Strün ken kam, fragte sie: „Wie geht es, Tine?" Das Mädchen fing an zu weinen. „Sie liegt so hin, gnädige Frau sie hört nichts mehr und fühlt nichts mehr. Ach, es ist zu schrecklich!" Unwillkürlich falteten sich meine Hände. „Lieber Gott", bat ich, „laß sie ge fund werden, laß sie die Freude noch erleben, nach so langen, schweren Schicksalen endlich ein Glück." Ferra begann in dem Korridor auf und ab zu wandern und laut zu wei nen es hatte etwas so Kindisches, Unangenehmes, dieser laute Schmerz., „O, mein Gott, mein Gott'." rief sie, diese Aufregung tobtet mich. 0, wenn es doch erst vorbei wäre!" Und wieder blickte ein Morgen in das Krankenzimmer, und keine Ver änderung in dem Zustande der lei denden Frau. Von Gerhardt war eben eine Depesche eingetroffen, die den Wagen zu dem Mittagszuge be orderte. Nun schritt ich zurück nach dem Kloster, ich hatte Tante noch einmal herausrufen lassen und war ihr weinend um den Hals ge fallen, und sie hatte mich beruhigt, so zärtlich sie konnte. Sie wußte ja nicht, weshalb ich eigentlich so trost los war. Und bann sah ich von meinem Zimmer aus den Wagen heimkehren, welcher die Geschwister brachte und Beibet Gesichter musterten im Flügge unsere Fenster. Ich stanb hinter bèn Garbinen, unb als ber Wagen meinen Blicken entschwunben war, da schlug ich die Hände vor das Gesicht und ein wilder, heißer Schmerz packte mich. Konnte ich denn fort von hier? Mar es denn nicht übermenschlich schwer? Aber nein, ich mußte Nur nicht weich werben! Und mit zitternden Händen legte ich einige Sachen in bi? Reisetasche, mit der ich einst so schwe ren Herzens hier angekommen war. Die Sonne wollte untergehen, da tief ich Jette unb schickte sie nach Gott lieb. Verwunbert schaute mich bet alte Mann an, als er ins Zimmer trat. „Was wollen Sie denn, gnädiges Fräulein?" fragte er mitleidig, als er meine verweinten Augen sah. Ich kam ganz nahe an ihn heran und schmiegte meinen Kopf an seinen groben Tuchrock. „Gottlieb. Ihr habt es immer gut mit mir gemeint begann ich, und schon wieber flössen bie Thränen. „Ja. Kindchen, das sollt' ich denken von der ersten Stunde an. Sehen Sie, als Sie dazumal so hülflos und bange um sich guckten, da dacht' ich gleich, sollst ein Außen haben auf das kleine Piippchen. Gelt, gnädiges Fräulein? Und ich habe immer nach Jhmm ge sehen." Ich nicktè.' „Und heute, Gottlieb, sollt $bt mich wieder wegfahren", stammelte ich. „Ick» muß nach B., ich habe heute einen Bries bekommen, aber es darf Niemand wis sen, Gottlieb! Nicht wahr, heute Abend um acht Uhr? Ihr könnt ja dort im Park an der Ecke warten, braucht nicht vorzufahen." „Blitz und Granaten! Gnädiges Fräulein, das nehmen Sie mir es nicht übel —, das ist wunderbar! erwiderte der alte Mann und beugte sich herunter, um mir Gesicht zu sehen. Ich hielt den Blick aus. ..Es ist nichts Unrechtes", betheuerte ich. „O, Gottlieb, bitte, bitte!" „Ja boch! Ja doch!" brummte er, „was hab' ich auch danach zu fragen? Aber hm Sie wissen doch, gnä diges Fräulein, wie es mir schon ein mal erging „O, dâs ist ganz etwas Anderes. bester Gottlieb, ganz gewiß! Mein Vormund will mich sprechen stot terte ich. „Nun, an mir soll es nicht fehlen, gnädiges Fräulein aber hm also um acht Uhr an der Parkecke? Großer Gott, grad' wie dazumal!" Er schüttelte den Kopf und ging. Ich schlüpfte ihm auf dem Korridor nach. „Gottlieb, wißt Ihr nicht, wie es drüben steht?" fragte ich gepreßt. Schlecht, gnäbigesFräulein, schlecht", antwortete er leise. „Ach, mein Him mel. wie mich Fräulein C-horlottchen bouert: sie ist nicht weg zu stiegen von dem Bette, sie liegt da und jammert und bittet ben lieben Gott, et solle ihr doch nicht zu viel nehmen." Weinend ging ich zurück. Wo kamen sie nur alle her, die Thränen? Und welch' einen Zauber übten sie! Um jedes Möbel in dem alten, traulichen Zimmer, das ich in ihrem feuchten Scheine ansah, woben sie einen silbcr schiinmernben Glanz, daß mir Alles so schön, so schon vorkam, wie noch nie, daß ich meinte, es nie lassen zu können als sei ich aus dem Paradiese verstoßen, so stand ich vor dem leeren Fensterplatz Tante5 und berührte ab schicdnehmend jedes der altmodischen GeratHe. die sie so oft in die Hand ge nommen hatte. Ich beugte mich zu ihren Lieblinge: und goß ihnen frische Milch in die Schalen, gab ben Blumen zu trinkt ich sollte ja dies Alles niemals mehr sehen. Dann fiel mir ein, baß ich wohl schreiben müsse an Tante Ebith, damit sie mich nicht vergeblich suchten. Zö gernb griff ich zur Feder, es wollte mir erst gar nichts einfallen, mein Vorhaben zu rechtfertigen endlich war es geschehen, ich schob den Zettel unter ein Nähkissen, und nun saß ich und wartete auf das Dunkelwerden. Purpurroth versank die Sonne und füllte das Zimmer mit tosigem Schein, und die Uhr auf dem Kaminsims schlug Sieben noch eine Stunde unter diesem Deiche! Und weiter tickte sie, Sekunden zu Minuten reihend un aufhaltsam strebte der Zeiger vor wärts. „Ich kann nicht fort!" rief es in mir. „Du mußt! Du mußt!" tickte bie Uhr unb Melanie Stelten's schö nes Gesicht tauchte vor mir auf, ihre [anften Augen schauten mich an „er ist so gut, so ehrlich!" flüsterten ihre Lippen. Nein, ich wollte ihn nicht wieder sehen, ich wollte nicht so unglücklich werben wie bie fterbenbe Frau da drüben! Da schlug es acht Uhr. Es war fast dunkel. Ich schreckte empor und band mir Hut unb Mantel um bie kleine Tasche in bet Hand, schritt ich eilig aus dem Zimmer im Korridor blieb ich stehen, Minka war mit nachgeschli chen ich nahm sie auf ben Atm unb preßte meine weinenden Augen in bas sammetweiche Fell, dann trug ich sie in das Zimmer zurück. Mit verdoppel ter Eilen flog ich weiter, Niemand be gegnete mir auf meinem Wege eine tühle Luft wehte mir draußen entge gen und fröstelnd schauerte ich zusam men. Da richtig, in dem allerletzten Tagesschein erkannte ich den Magen und Gottlieb stand wartend am Schlage. Es waren feine alten, müden Pfer de, es war dasselbe wackelige Gefährt, in bem ich hergekommen! Ich schlüpfte hinein langsam zogen die Thier? an unb hinter mit versank das Kloster unb mit ihm Alles, Alles Und langsam rollte der Wagen tütn ter, die Räder ächzten und knirschten wären wir doch erst ungesehen aus dem Parke! Gottlieb, fahrt ein klein wenig ra scher!" bat ich zitternd mir war zu Muthe, als begehe ich ein Verbrechen. «Ja, gnädiges Fräulein, aber bie alten Racker, sie waren heute den ganzen Tag aus betn Felde, sie sind wohl müde!" Ich bog mich weit vor dort blinkten die erleuchteten Fenster ber Villa, dort rang sich jetzt eine Seele los von dem schwachen Körper, dort gab es heiße Thränen und Gebete! Und in solchem Schmerz, da würben sie mich nicht vermissen überhaupt nicht nur Tante Edith und Charlotte. A dmmmttCStto Und als jene Fenster Hinte? mir meint kleine Magbalene, versanken und ich hinaussah in die Svrick dunkle Nacht, da bäumte e^ sich wilb in meinem Heren auf. Nein, ich konnte nicht fort! Ich streckte die Arme nach Gottlieb aus, aber der Ruf wollte nicht über meine Lippen. „Halt!" sagte da eine wohlbekannte Stimme dicht neben mir. Die Pferde standen augenblicklich und eine dunkle, große Gestalt öffnete den Wagenschlag. „Steigen Sie vuS, Magdalenei" klang es-ruhig. Eine Hand erfaßte die meine fast willenlos folgte ich dem Befehle. „Umkehren!" befahl Gerhardt, unb zugleich umfaßte mich sein Arm re gungslos verharrte er so, bis der Eta gen gewendet unb viel schneller, als er gekommen, oetschitninben war. Unb nun stauben wir allein am Eingänge bcs Parkes. Meine Thränen hatten aufgehört zu fließen. Ich hielt das Gesicht in den Handen verborgen wie mir zu Muthe »rat in jenen Minuten, vermag ich heut' nicht mehr zu sagen. ..Magdalene!" klang es weich, „war das recht von Dir, mich jetzt, gerade jetzt, verlassen zu wollen? Konnte der selbe Munb den Befehl zur Abteise geben, der einstmals so süß sprach von einer Liebe, bie in Noth unb Tod, in Leib unb Freub' nicht wankt?" „O, Gerharbt, Gerhardt!" stam melte ich, „ich laß' mich, wa4 sollte sie Melanie'," „Magbalene!" Er beugte sich erschrocken Wmir herunter. „Wer sagte Dil?" Es war Frühling geworben auch bei mit, es blühte unb leuchtete und sproß te so farbenbunt, so wunberbar schön in meinem Hetzen, und alle bie Blu men, die da erblühten in Liebe unb Dankbarkeit, sie schlangen sich zu ei nem einzigen Kranz zusammen um Gerharbt, um meinen Gerharbt! Aber bann fuhr ich erschreckt Pot. «Deine Mutter, Gerhardt!" sterte ich. tttuttt t»*tt W Himburg SÄSapoooolOf^poojaooo.ooToiGÄO.oKoroToÄOTorom i Ich antwortete nicht. „Kinb, hast Du es benn nicht ge fühlt, baß mein ganzes Hetz in Wenb husen blieb bei Dir, Magbalene, bei Dir? Und doch hast Du geglaubt, ich „Nein, nein!" rief ich aufjauchzenb in Wonne unb Glück und schlang mei nen Arm um den Hals des geliebten Mannes „ich glaube nichts mehr, nur das Eine noch, daß ich Dich lieb habe, daß ich sterben müßte, wäre ich ge gangen!" Und um uns her toste der Nacht wind. er stürzte sich von den Bergen herunter und fuhr braufenb burch ben Park, er schüttelte bie alten, hohen Bäume und tauschte in ber lnospenben Zweigen. Das fang und klang in ben Lüsten, eine gewaltige, feierliche Frühlingsmelobie, ein Dan keslied für Den, der mildes Wehen nach hartem Winter sendet, der über ein trmiernb Menschen herz eine so unenbliche Fülle Glückes schütten kann. Unb meine Seele stimmte mit ein in jenen Lobgesang, nun sein Arm mich so fest umsaßt hielt, als ob er mich nimmer lassen wollte. em- flü- Sie schläft, Magbalene", erwiderte er, „es ist ein Glückstag beute, just in dem Moment, wo mich Gottlieb rufen liefe, um mir Deinen Fluchtplan z» verrathen, ba senkte sich ein erquicken der Schlaf auf die Erschöpfte, unb Schwester Agnes schickte uns Alle hin aus sonst hätte ich ja mein kleines braunes Mabchen fortfahren lassen müssen allein in bie weite Welt." „Gott fei gelobt!" rief ich aus vol lem Hetzen „aber es ist doch häßlich von Gottlieb, daß „Ruhig! Auf den Al,ten lasse ich von heute an nichts mehr konimeit er soll einen Vertrauensposten haben in mei nem jungen Hausstanbe. Abet nun sage mir, wer sprach Dir von Mela? nie Stellen?" „Ferra, Gerharbt. Sie sagte, Du habest Dich in Italien mit ihr ver lobt, weil Du so viel Sorgen Du seiest dazu gezwungen, und ..Weiter", bat er, „bie Beichte Wytz vollständig sein." „Und Georg und ich sie beutete an, daß wir Dir zur Last sind und dann der Brief von meinem Vor» munb O, Gerhardt, glaube nur, Mama war nicht leichtsinnig! Da packte mich Scham und Schmerz ich wollte nicht, daß Du unsertwegen „Und das hat Dir Alles Ferra ge» sagt?" fragte er gepreßt, „auch voy dem Briefe?" „O Gott. Gerhardt, ich habe ihn gesehen, es sind 150 Thaler!" rief ich ängstlich und versuchte fein Ge sicht zu erkennen es war mir gerade,* als ob er jetzt lächelte. „Und Du wolltest fort, «m mir die' große Summe wo möglich zu ersetzen, nicht wahr? Und Dich und Geor^ selbstständig durch das Leben zu brin* gen, dam« ich eine Last weniger babe?" Ich nickte. „Ja, Gerhardt, ttbet auch weil „Nun weil?" „Ich hätte es nicht ertragen. Dich neben einer onbern zu sehen Er antwortete nicht seine Lippen preßten sich fest aus meinen Mund. ja selbst kaum, wie lieb ich Dich schon hatte, und sie war nicht hier." Aber bann fiel mit wieder fein Brief ein. ,.Anna hat gesehen, wie ich Dei nen Brief bekam unb ihn geküßt habe." „So unvorsichtig bist Du gewesen?" fragte er fcherzenb. „Nun weiß icb genug sage mir nur, Du unbesonne nes, leichtgläubiges Mädchen, wie konntest Du Alles glauben, was Dir da. vorgeredet worden ist, nachdem ich so Abschied von Dir genommen?" „O, Gerhardt, ich begreife es selbst nicht", gab ich ehrlich jtu, „aber ito meinte, weil Du mein Vetter bist —. I Jetzt lachte er. (Fortsetzung folgt.) Wie sich die sprüchwörtlich nenen unb vergeßlichen deutschen Pro fessoren geändert Haben. Forberte da ein Berliner Professor einen Kollegen aus Pistolen, statt ihn mit ben Waf fen des Geistes zu bekämpfen. Die Nero Notker Bäcker behaupte*, daß alle Bazillen ber von ihnen be nutzten faulen Eier beim Backen ge tötet würben. Ja, aber das Publi kum kauft doch keine gebackenen Ba zillen. Wenn bie Ledernot in DetftschToéb anhalten sollte, muß sich das Volk eben gefallen lassen, baß noch mehs Riemen Ms seiner Haut gefchnittyz. werben. Der reiche Zu^ertrust kann fei Korporationssteuer zahlen, weil er Verlust arbeitet. Für ein notleibeti» besGefchäftsunternehmen ist eniKurf» stand feiner Aktien von über 115 ge# uibe nicht ungünstig. E i n e e Augenblick, ich will Summe im „Ausgang" mit S riachher stimmt. 4 „Ich nahm mich so in Acht", sagte bann, „benn ich wußte, was gesche*, Ijen würde, falls Ferra mein Geheim niß kenne ich schrieb nicht einmal an und do »rich. Sat sie irgend etwas geahnt Ich schwieg einen Augenblick. .Ret», ruin, âkhardt, ich wußte B' u „Nein, Schatz, bas machst Du mir nicht weiß so recht bettermäßig war mir eben nicht in jenem Augenblick." „Aber"', rief ich plötzlich, „ich glaube, Melanie Stetten liebt" Dich!" „Nein, Magbalene", erwiberte ernst, „nicht so wie Du benkst. Me lanie steht zu mir wie eine Schwee stet frage sie, was sie in Italien ausgestanden! Ich habe ihr den gan zen Tag nur von Dir erzählt, und sie hörte Alles geduldig mit an. Sie hat Joachim sehr gerij gehabt, und er er streckte erst in der höchsten Noth die Hand nach ihr aus kurz vor seinem Tode hielt er um sie an. Sie besitzt keine Eltern mehr, Lena da kam sie zu mir und fragte um Rath, sie hatte wohl schon Verschiedenes von Joachim gehört trotzdem wollte sie ihm das Jawort geben, wenn sie im Stande sei, ihm auch moralisch zu Helsen. Da 1 habe ich sie-gewarnt und ihr die Zu- i fünft an feinet Seite vorgestellt sie fragte mich ich konnte sie nicht in das Elend fallen lassen und sie er kannte wohl, daß ich es gut mit ihr meint, ich kenne sie ja schon als klei nes Mädchen und habe ihr immer mit Rath und That beigestanden. Sieh'* das ist Alles." luve, 1 yv er Me- Ja, nun begriff ich Melanie'! be geistertes Lob wie war er gut und^ treu! „Gerhardt", sagte ich flüsternd. „Du bist viel zu gut für mich, ich bin so—" „Trotzig!" vollendete er. „Verla Dich darauf, den kleinen Trotzko^ zähmen wir noch." «Ja, ich will mich bessern, Ger Hardt ober nun noch Eins Deine Mutter wirb sie mich auch wollen .. "vi „Warte noch einen bloß die gestohlen«., -Heil, ^kühner Eportgenosse. der unS ben stolzen Gipfel bezwungen!" „1»ch, entschuldigen Sie nur hab mich nur aus Aui mobilen herauf gefluch i). i •1iSi' ''bJr'- \n\n fi: ti sc d. ch it ti aushalten, bis Gerhardt