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Der Deutsche beobachter. [volume] (New Philadelphia, Ohio) 1869-1911, December 29, 1910, Image 7

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I HI IJ O o O.UA o,c.) Os VOAC«
*w^|»s 7ZI
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Frau Annette Quelette, die in
tber Nähe von Boston, Mass., wohnt,
lift eine so gewichtige Dame, daß sie
^während der Reise von Charleston
jach New Jork an Bord des dort ein
etroffenen Dampfers „Comanche" der
Ülyde Linie, im Vorsalon auf einer
!mf den Fußboden gelegten Matratze
ihre Nachtruhe halten mußte, weil für
ihre 680 Pfund keine Kajütenbettstelle
roß und dauerhaft genug gewesen
?äre. Als sc ausgeschifft wurde,
standen acht Leute vor ihr und sechs
)mtcr ihr auf der Gangplanke, um
!^r ans Land zu helfen, und ihr hüb
iches achtzehnjähriges Töchterchen Flo-,
rente leitete die Operationen, um ihre
tiefenhafte, zärtlich von ihr geliebte
lama glücklich auf festen Bodm zu
^bringen. Dann aber erhob sich die
»Schwierigkeit, ein Vehikel zu finden,
'die Mutter. Tochter und ihr Gepäck
um Bahnhof bringen sollte. Kein
5abbr unternahm das Wagniß, bis
^sich schließlich eine Autodroschke zur
Fahrt bereit finden ließ. Frau An
I
nette, die Tochter französischer Land
keute, ist bei ihren 46 Jahren wohl die
schwerste Frau in den Vereinigten
'Staaten.
Em alter deutscher Bürger von
111r
bei einem Brande seines Etablisse
triCTits, No. 1506 Woodwaid Avenue,
ein schreckliches Ende gefunden. Kirns
^Sohn, dessen Vornam? au* George ist,
i
führt das Etablissement, Wirthschaft,
LBiTlarbsalon und und Kegelbahn. In
keinem kleinen Nebenraume hinter dem
IBillardzimmer brach abends Fener aus
und diesem ist der alte Kirn, er zahlte
[58 Jahre und hatte seine Wohnung
|No. 147 Marston Court, zum Opfer
I
gefallen. Als das Feuer gelöscht war,,
fand man auf einem Bett in dem er
mähnten Raume seine netkohlte Leiche.
Die Deportation der 77 Jahre
Frau Wilhelmine Hinz, aus
^Stettin, die mit dem Dampfer „Ame
rika" in New 2)
0
eingetroffen ist,
um sich zu ihrem Schwiegersohn, dem
Farmer Heinrich Schutt, nach Clark
fett, N. •)., zu begeben, wirft kein glän
zendes Licht auf dieThätigkeit derEin
wanderung^behörde auf Ellis Island.
Die Frau, die schon früher in Amerika
gewesen ist, kam am 14. Nov. an und
itirbe am 19. von den Aerzten auf
(tersfchwäche und chronische Bronchi»
is zertifiziert und an demselben Tage
der Inquisition ausgeschlossen.
Pastor Döring vom Deutschen Emi
grantenljaus der sich täglich nach dem
Befinden der Greisin erkundigte, tele
graphierte an den Schwiegersohn, er
möge sofort kommen, da die alte Frau
krank und zur Deportation verurteilt
worden fei. Der Schwiegersohn
schrieb, daß er absolut nicht abkommen
körnte, da zwei feiner Kinder schwer er
trankt wären. Am 21. November
wurde Pastor Döring im Hospital
mitgetheilt, daß die Frau schwer krank
und nicht transportfähig sei. Wieder
telegraphierte der Pastor an den
Schwiegersohn 'denThatbeftanft und er
suchte ihn zu kommen, da er nicht er
wartete, daß die Frau in dem Zustand
deportiert werden würde. Am 23.
würd? 'ort Frau in einem Rolls.uh'
vom Hospital noch dem Hauptgebäude
gebracht und zur Deportation abge
schoben. Jetzt traf der Schwiegersohn
ein, um für die Schwiegermutter ein
zutreten, und erfuhr, daß f« bereits
deportiert worden sei.
JnW e i a Tex., wurde der
deutsche Farmer F. Froehlich von sei
nem Nachbarn Hen'i Tiemann er
schossen. Die That mat die Folge eines
unglücklichen Irrthums. Tiemann war
nack Brenham gewesen und hatte
Froeblich gebeten, nach feinem Vieh zu
sehen. Er käm unertoauet zurück, und
zwar morgens vor Tagesanbruch. Ali
er bei seiner Farm ankam, sah et ei
nen Mann im Dunkeln auf dem Platz
umhergehen. Da et nicht daran
dachte, day Froehlich um die Zeit
schon dort fein könne, schoß er und
traf den vermeintlichen Einbrecher auch
so gut, daß derselbe todt zusammen
orach. Als Tiemann dann Licht
machte, erkannte er zu feinem Schrek
ken, daß er feinen Nachbarn erschossen
habe. Froehlich hatte an dem Tage
nach der Stadl gewollt und war des
halb zeitig nach dem Tiemannschen
Platz gegangen, um dem Vieh Futter
zu geben. Er war ungefähr 70 Jahre
lit.
Di» militärische Zucht steint im
2 9 e i e n i n N e w Y o k n i
sehr groß zu sein. Weil er seinen Ka
piiän, als dieser ihn anwies, sich auf
sein ^i'mmer zu begeben, fragte, wie es
mijK $36 stehe, die er ihm schulde,
toiLtifc der Musiker Anthony F. Burns
wegen Respektlosigkeit gegen einen vor
gesetzten Offizier zu einer dreijährigen
Gefängnisstrafe verurtheilt. Der Ge
meine Eugene E. Harris wird sieben
in Leavenworth zu verbüßen
weil er alles, was im Fort Jay
zet- und nagelfest war. zu Geld
|tf ob es ihnwgehörte oder
Jahre
Et Gemeine I. Edwards von
Kavallerie, der im Pine
»mp trotz des Verweises seines
tonten seine Kantine mit Quell
füllte und anderen Unfug trieb,
sich feiner Verhaftung totbei*
VSVOVVSGSOTTTTTTE«TO«VT^^
^ttlâttMf^« «nd Vermischtes
setzte und seinen Wächter thätlich an
griff, wurde zu einer zehnjährigen
Gefängnisstrafe verurteilt.
K a n s a s i y o a e i 1 5
Monate altes Kind in ein Kissen und
eine Decke eingepackt in einem Schaukel»
stuhl in der Küche gelegt und um es
noch wärmer zu halten, den Gasofen
angezündet, der offen und dessen Flam
me nicht beschützt war. Sie zog den
Schaukelstuhl dicht an den Ofen heran
und begab sich in den Hos, um Kohlen
zu holen. Sie horte das Geschrei de^
Kindes, ehe sie zur Küche zurückkehrte.
Als sie zurückkam, fand sie den Schau
kelstuhl in Flammen das Kind hatte
die Decke weggestrampelt und dieselbe
hatte Feuer gefangen. Ehe die Frau
die Flammen unterdrücken konnte, war
das Kind schon todt.
Der Kaiserpreis, der von Kaiser
Wilhelm gestiftete silberne Minnesän
ger, befindet sich wieder zum zweiten
Male seit seiner Ankunft in Amerika
in Philadelphia, Pa. Eine De
legation des „Kreutzer Quartett
Club" von New $ork hat ihn für die
Dauer von achtzehn Mcnaien, bis zum
nächsten Bundes-Sängersest, der Ob
hut des „Junger Mânnerchor" uberge
ben, nachdem er feit dem letzten San
gerfest in New $ork in treuer Hut des
„Kreutzer Quartett Club* gestanden
Hat. Bekanntlich hatten dir beiden
Vereine die gleiche Punktzahl beim
Kaiserpreissingen erhalten und durch
das L?os war entschieden wotdèn, daß
der Kaiserpreis die erste Hälfte der Pe
riode zwischen den beiden Sängerfesten
in New Jork, die zweite in Philadel
phia sein solle.
Z u e e l- e z N e e n e
sich Joseph Loughman gegen den Wa
gen eines Eisenbahnzuges, und als
derselbe sich in Bewegung setzte, siel
Loughman so unglücklich, daß er über
fahren und getödtet wurde. Eine An
zahl Leute waren bei dem Unglück zu
gegen.
Nach verläßlich z'^ammengestell
ten Zahlen sind inEverr11, Wash.,
in Fabriken und industriellen Etablis
sements 4486 Mann beschäftigt, üe
monatlich die hübsche Summe von
$348,336 an Löhnen ziehen. Dies?
Ziffern beziehen sich nur aus die grö
ßeren gewe-Micfien Institute Zeitun
gen, kleinere Werkstätten und Läden
wurden bei dieser Statistik ,ücht be
riirfsichtigt. Aus das Jahr berechnet,
erreichen demnach die Lohnlisten eine
Höhe von $4,156,032 aus den Fabri
ken.
Eine merkwürdige Geschichte
wird aus Dallas, Tex., berichtet.
Ein junger Mann namens Bettis
wollte sich dort mit einem jungen
Mädchen in Oak Cliff, einer Vorstadt
von Dallas, verheirathen, erschien aber
nicht zur festgesetzten Zeit und wurde
später "im Bottom des Trinity, nahe
dem Geleise der Oak Cliss-Bahn, mit
Wunden am Kopf und am Hals und
umgekehrten Taschen gesunden. Er
wurde nach dem Hospital gebracht und
erzählte später, er sei mit einem ltn
bekannten, der ihm eine hübsche Pi
stole verkaufen wollte, nach dem Bot
tom gegangen, um die Pistole zu pro
bieten, und sei dort von dem Manne
niedergeschlagen und ausgeraubt wor
den.
Zwei vermummte Strolche dran
e n i n a s n a e v o n N e w o e s
town, O., gelegene Wohnhaus der
70 Jahre alten Frau Mary Schwab,
die seit Jahren in dem Hause mutter
seelenallein wohnt. Die Kerle banden
und knebelten die alte Frau und be
raubten sie dann um $300, worauf sie
das Weite suchten. Nach ihrem Abzug
gelang es Frau Schwab, sich von ihren
Fesseln zu befreien, und dann eilte sie
nach dem Hause ihres in einer Entfer
nung von drei Meilen wohnenden
nächsten Nachbars, der den Sheriff be
nachrichtigte. Sheriff Marlos setzte
Schweißhunde auf die Spur der Räu
ber. Zwei Brüder, namens Ctago,
wurden als verdächtig feüqenommen.
—Im Kongreß ist eine Bill einge
bracht worden, die eine prohibitive
Steuer auf Phosphor Streichhölzer
legt, um dieser Fabrikation, welche das
Leben und die Gesundheit der Arbeiter
zerstört, ein Ende zu machen. Das
wird lediglich die betreffenden Fabri
kanten zwingen, phosphorfreieStreich
hölzer herzustellen, wie sie in Schwe
den und Norwegen fabriziert werden.
Sollte das wegen gewisser Patentrech
te nicht geschehen können, dann besteht
die Abhilfe darin, den Zoll auf phos
phorfreie Streichhölzer abzuschaffen.
—Die 93er. Staaten produziten ge
genwärtig ungefähr doppelt so viel Pe
troleum wie alle übrigen Länder de:
Welt zusammen: rund vietundzwan
zig Millionen Tonnen jährlich. Seit
1895 hat die amerikanische Produktion
sich verdreifacht, während sie in bim
gleichen Zeitraum in Rußland, das un
mittelbar nach den Ver. Staaten folgt,
sich nur unwesentlich gesteigert hat.
Dagegen haben Galizien und Rumä
nien ihre Produktion neuerdings im
Verhältniß erheblicher steigern kön
nett als die Ver. Staaten, aber da sie
zusammen immer noch erst den sieben
ten Theil des Petroleums produziren,
das in den Ver. Staaten gewonnen
wird, fällt ihr Mitbewerb für die Ver.
Staaten nicht sonderlich ins Gewicht.
Deutschland hat feine Petroleum-Pro
duktion seit dem Jahre 1895 verneun
fecht, aber die Gesamtproduktion ist
immer noch so gering, daß sie nur einen
ganz unwesentlichen Theil des einhei
mischen Bedarfes zu decken vermag.
—Die Bundesregierung hat die New
Notker Wollen-Importeure, welche
wegen Schmuggeins verhaftet worden
waren, nach Rückerstattung der hinter
zogenen Summen lausen lassen. Auf
solche Weise wird sie dem Schmuggel
niemals Einhalt gebieten. Unter die
sem Verfahren werden viele Impor
teure, die bislang nicht geschmuggelt
haben, dazu verleitet, denn sie haben
weiter nichts zu riskieren, als daß sie
die Zölle, wenn man sie erwischt, zu
rückerstattet. Werden aber ein paar
Schmuggler dorthin geschickt, wohin
sie gehören, dann wird das Schmug«
geln zu einem gefährlichen Geschäft.
—Daß auch imBürgerkriege einBa
ron von Steuben kämpfte, scheint we
nig bekannt zu fein. Er diente, wie
wir der „Amerika" entnehmen, im 52.
Infanterie-Regiment der New Yorker
Freiwilligen, das im Herbste des Jah
res 1861 auf ©taten Island gebildet
worden war. Et fiel in der „Wilder
neß campaign*. Et war vorher Offi
zier in der preußischen Armee gewe
sen.
Senator Brown von Nebraska
spricht die zuversichtliche Erwartung
aus, daß vier von den fünf Staaten"
deren Legislaturen sich gegen das
Einkommensteuer Amendement zur
Bundesverfassung erklärt haben, ihren
Beschluß Wiedererwägung ziehen
und sich den für das Amendement ein
tretenden Staaten anschließen werden.
Nach seiner Berechnung wird das ge
plante Verfafsungs Amendement mit
mehr als der nothwendigenDreiviertel
Mehrheit der Bundesstaaten noch
während dieses Winters angenommen
werden. Die acht Staaten, die sich be
reits für Einkommensteuer erklärt ha
ben. sind: Alabama, South Carolina,
Illinois, Maryland, Kentucky, Mis
sissippi, Oklahoma und Georgia. Die
Staaten New Aotk, Rhode Island,
Massachusetts, Virginia, Lousiana,
haben gegen das Amendement ge
stimmt. Senator Brown alaubt je
doch, daß die demokratische Strömung
in jenen Staaten zur schließlichen An
nahme des Amendements führen wer
de. Der erwählte Gouverneur Foß
von Massachusetts hat auf Befragen
schon kundgethan, daß et in seiner er
sten Botschaft an die Staatslegislatur
entschieden die Einkommensteuer be
fürworten werde.
—Ein gelungenerWitz ist denHeraus
gebern der neuen Ausgabe der „Ency
clopedia Britanica" passiert. Dort ist
nämlich das Bild eines alten mexikani
schen Götzenbildes enthalten, das
John D. Rockefeller darstellt, wie er
3t einem Schlage mit dem Golfstock
ausholt. Das Werk ist wohl das al
lerletzte in der Welt, in dem man einen
solchen Scherz vermuthen sollte der
alte ehrliche Rockefeller sollte die Ver
übet auf hohen Schadenersatz verkla
gen.
—In Omaha, einem der Centren des
amerikanischen Fleischmarktes, ist
Fleisch so tief im Preise gesunken, wie
es seit fünf Jahren nicht gewesen
Haben Sie hier schon etwas davon ge
merkt? „Ask your dealer," wie es
im Gassenhauer heißt.
G. S. Springer, Geschäftsführer
der Leavenworth Light, Heat & Power
Co., und E. S. Pickens, einer der Mit
inhaber der Kompagnie, wurden ir
Leavenworth, Kas., zu Tode zet
malmt, als ein Zug der Chicago
Great Western Eisenbahn beim Ran
gieren in das Automobil, in welchem
sich die beiden Herten befanden, hinein
fuhr. An der Kreuzung, wo der Un
fall passierte, stehen hohe Gebäude und
darum ist die Aussicht auf die Geleise
abgeschnitten und da sich auf der Stelle
auch kein Wächter befindet, wurde das
Automobil ahnungslos auf die Geleist
geführt. Im selben Moment kam
der rangierende Zug, rückwärts fah
rend, mit großer Geschwindigkeit her
angebraust. Die beiden Leichen wur
den zu einer unkenntlichen Masse zer
malmt, während die Maschine, als
Holz? und Metallsplitter von den
Schienen entfernt wurde.
Fräulein Minnie Reuschbach von
Princeton, III., und Frl. Kathryn
Smith aus demselben Orte, beide
Tochter reicher Männer, haben Heim
s e n i n e e e n v o n o u n
u p, Moni., aufgenommen und wer
den sich demnächst dorthin begeben, um
14 Munute lang auf dem Lande zu
wohnen.
—Die Ernennung des bisherigen bei
sitzenden Richters im Bundesoberge
richt, White, zum obersten Richter,
findet im Lande allgemein, bis auf die
chronischen Nörgler, Beifall. Richter
Edward Douglâß White, der jetzt im
Alter von 65 Jahren steht, gehört dem
Obergericht sxit sechzehn Jahren als
Mitglied an, hat somit, außer seiner
bedeutenden juristischen Befähigung,
den Vortheil, daß et mit der Routine
des Gerichtshofes und allem, was da
zu gehört, gründlich vertraut ist. Er
ist seiner Parteistellung nach Demo
krat, hat auch seinerzeit: in der Rebel
lenarmee gegen die Union gekämpft,
und daß der Präsident daran keinen
Anstoß genommen, zeigt, daß er nicht
an alten Vorurtheilen hängt. Er hat
den Mann nur seinemWerthe nach ein
geschätzt.
—Aus reichlich anderthalbMilliarden
Dollars werden die im Laufe des
zu Ende gehenden Jahres zur Aus
zahlung gelangten oder noch zu erwar
tenden Dividenden und Zinsen auf in
dustrielle und andere Anlagewerthe be
rechnet. 'Davon sind 755| Millionen
Dividenden und 828 Millionen Zin
sen. Der Gesammtbetrag übersteigt die
entsprechenden Summen des Vorjah
res um nahezu 186 Millionen Dol
lars, ein Beweis, daß das Jahr für
Handel, Industrie und Verkehr ein
mageres Iaht nicht gewesen ist. Die
ausgezahlten Dividenden waten etwas
größer in der ersten Hälfte des Jah
res als in der zweiten. Die erste
Hälfte des Jahres ist also die bessere
gewesen, aber mag« ist auch die zweite
Hälfte nicht gewesen. Die Eisenbah
nen besonders haben bis zum Schluß
ziemlich gleichmäßige Erträge zu vxr
zeichnen gehabt, und kundige Beobach
ter leiten daraus den Beweis her, daß
die geschäftliche Entwickelung trotz
mancher mißlicher Einzelerscheinungen
im allgemeinen sich in gesunden Bah
nen bewegt.
Gegenübet Meldungen, daß die
Pforte weite Stücke des persischen
Gebiets besetzen wolle und den türki
schen Truppen Befehl zur Besetzung
des Südufers des Urmia Sees ge
geben habe, erklärt man im türkischen
Ministerium des Aeußetn, daß die
Truppen ebenso wie die persischen die
in der strittigen Grenzzone seit Jah
ren eingenommenen Stellungen be
setzt hielten. Die türkischen Truppen
hätten den Befehl, nie weiter vorzu
rücken und keine herausfordernde
Haltung einzunehmen, sich aber ge
gen jeden Angriff zu verteidigen.
Die Pforte hätte wegen der unsichern
Lage in den angrenzenden persischen
Provinzen zur Sicherung der türki
schen Konsulate kleine Truppenab
teilungen heranziehen müssen, doch
hege sie keine Absichten auf persisches
Gebiet, zumal sié Werth darauf lege,
daß Persien der Gtenznachbar der
Türkei bleibe, während die Türkei
bei etwaigen gewagten Unternehmun
gen Großmächte wie England und
Rußland zu Nachbarn bekommen
könnte. Diesen Standpunkt habe die
Pforte bereits wiederholt den Mäch
ten erläutert..
In einem neueren Konsulargericht
finden wir eine interessante Mittei
lung aus der englischen Arbeiterbe
wegung. Die „Btaßmakerë Associa
tion" und die „National Society of
Braßworkers & Metal Mechanics"
haben nämlich beschlossen, ihre Mit
glieder je nach ihren Fähigkeiten und
Arbeitsleistungen zu sondern, so daß
die Löhne sich nach der vollbrachten
Arbeit richten. Diese Arbeitervereins
gungen haben fünf Gruppen geschaf
fen, und dafür Sorge getragen, daß
ein Mitglied, dessen Leistungen sich
bessern, aus einer niederen in eine
höhere Stufe kommen kann. Auch
sind Vorkehrungen getroffen, welche
es dem Arbeitgeber unmöglich ma
chen, einen Arbeiter in einer Lohn
klaffe einzureihen, in welche dieser
seinen Leistungen nach nicht gehört.
In den Vereinigten Staaten, bemerkt
dazu der St. L. Abend-Anzeiger, ist
in vielen Berufen schon ein ähnliches
System eingeführt, allerdings ohne
Zuthun, aber auch ohne Protest der
Gewerkschaften. Besonders leistungs
fähige und geschickte Arbeiter erhalten
v'elfach erheblich höhere Bezüge, als
die Unionlöhne. In manchen Hand
werken zügeln allerdings die Ge
werkschaften den Eifer der leistungs
fähigeren Mitglieder, z. B. darf in
New Jork ein „Bricklayer" nur 700
Ziegelsteine per Tag legen, obwohl
mancher von ihnen leicht das Dop
pelte bewältigen kann. Man wird
allenthalben finden, daß die verlangte
Leistung stets auf die schwächsten
Mitglieder zugeschnitten ist«
Der billige Preis von importiertem
raffiniertem Petroleum hat die Roh
öiprcduktion in Japan zum Still
stand gebracht, da der Betrieb nicht
mehr lohnend sich erweist. Die Regie
rung von Japan soll infolge dessen sich
mit der Absicht tragen, den Zoll auf
Petroleum zu erhöhen. Es werden
dort etwa 70 Millionen Gallonen Pe
troleum für Beleuchtungszwecke per
Iaht importiert, wovon ein beträchtli
cher Theil aus den Ver. Staaten
kommt.
Alle Uchkttktz-vo? ettr 'NekchskaÜz
ler. Die Sozialdemokraten mögen ja
recht haben, daß sie die Verantwor
tung für die Moabiter Krawalle nicht
auf sich sitzen lassen, aber wie er so
da stand inmitten des ganz ^parla
mentarischen Lärms, ruhig und un
beirrt, wie ein Felsblock in der Bran
dung, das nötigt Respekt ab.
Einer Meldung aus Toulon zu
jOlge ist zwischen den Kriegsschiffen
..Veribo" und „Justice" auf eine Ent
fernung von 60 Meilen drahtlose Te
lephonverbindunq hergestellt worden
und selbst bei Versuchen anderer
Kriegsschiffe, dieselbe durch Erzeu
gung starker elektrischer Luftwellen zu
stören, blieb die Verbindung auf eine
Entfernung von 18 Meilen noch ganz
vorzüglich.
Während der Debatte 3bit daS
Budget des Finanzministeriums inter
pellierte der Sozialist Sombat den
Finanzminister über die Abwanderung
des französischen Kapitals, hauptsäch
lich nach der Schweiz. Finanzmini
ster Klotz erklärte sich bereit, die Frage
der besseren Ausnützung des franzö
sischen Kapitals im nationalen Sinne
zu studieren. Der Generalberichtet
stattet des Budgets, Dumont, erklärte,
daß die Schweiz ein Schlupfwinkel der
französischen Steuerdefraudanten sei.
Das Sprachrohr der französischen Ka
Pitalisten, der „Temps". bezeichnete in
der Besprechung der Interpellation die
Einkommensteuer mit progressivem
Charakter, wie sie im Entwürfe des
neuen Steuergefetzes stehe, als den
Grund der Kapitalienflucht. Man
solle nur aus diese „Verfolgung des
Reichthums" verzichten, und das fran
zösische Kapital werbe sofort dahin
zurückkehren, wo es im Interesse der
Nation hingehöre.
Ein urgelungenes Tanzverbot hat
der Bürgermeister einer kleinen Ge
meinde des französischen Departe
ments Hochpyrenäen erlassen. Der
würdige Ortshäuptling ließ nämlich
folgende Verordnung bekannt geben:
„Im Hinblick daraus, daß junge Leute
der Gemeinde die Gewohnheit haben,
sich allfonntäglich zum Tanze zu ver
einigen, und in Erwägung des Um
standes, daß der Lärm, den sie ma
eben, Hähne. Hiibner und anderelhtere
des Dorses erschreckt, daß sich daraus
eine für dieLandwirthschast schädigen
de Schwächung des Viehstandes et
gibt, verbieten wir den Tanz auf dem
Gebiete der Gemeinde in den Stun
den, in denen die Hausthiere der Ruhe
zu pflegen gewöhnt sind."
Reitende Lehrer sind die neueste Er
rungenschaft Italiens. Man hat näm
lich die Erfahrung gemacht, daß die
innerhalb der jüngsten fünf Jahre mit
großem Kostenaufwande im Gebiete
der Abruzzen errichteten vielen Schu
len trostlos leer und unbesucht bleiben,
so daß im genannten Landtheile noch
immer 68 Prozent Analphabeten her
umlaufen. Auf Vorschlag des Proses
sors Emilie Agostini führte die italic
nifcheRegierung eine eigenartige Neue
rung ein, von der man das Beste er
hofft. Fünfzehn Lehrer wurden be
ritten gemacht und mit der Aufgabe
betraut, wo sie eine erkleckliche Anzahl
junger Leute anträfen, unter Umstän
den gleich unter freiem Himmel Schu
le zu halten und die Anfangsgründe
von Lesen, Schreiben und Rechnen zu
lehren. Also muß die Schule zur Ju
gend kommen, wenn diese nicht zur
Schule kommen will oder kann. Die
fe reitenden Lehrer sollen sich bereit
bei dem bildungsfähigen Hirtenvolke
des Gebirges, das ein überaus dank
bares Schülermaterial liefert, großer
Zuneigung, ja weitgehender Werth
schätzung und Beliebtheit erfreuen.
Nach Mitteilung der Chemikerzei
/ung wird in Rußland zum Impräg
nieren von hölzernen Schwellen und
Telegraphenmasten schon seit langen
Jahren ein sehr einfaches Mittel ange
wandt, das bei uns weniger bekannt
ist, nämlich die Imprägnierung durch
Salzsole. Ganz zufällig soll vor Jah
ren bemerkt worden fein, wie das Ver
senken einiger Pfund Salz neben einer
Telegraphenstange deren Haltbarkeit
lanz bedeutend erhöht hat. Seitdem
hat man die Sache systematisch betrie
ben, und zwar mit Hilfe von Salzsole
von der Meeresküste. In großen
Zecken im Ssiwaschen Meerbusen
werden die Schwellen mit Stangen 3.
—4 Monate eingelegt, wobei das Holz
70—100 Prozent seines Gewichtes
Salzlösung aufnimmt.
Das neue Luftschiff Suchard der
Münchener Gesellschaft zur Ausfüh
rung einer transatlantischen Flug
expedition wird, wie ein Bericht »aus
Kiel sagt, dieser Tage nach dort ge
bracht, um Probe- und Vorberei
tungsfahrten für den Ozeanflug vor
zunehmen. Der 8000 Kbm. fassende
Ballon besitzt eineGondel in der Form
eines Motorbootes, das als solches
beim Niedersinken ins Wasser benutzt
werden kann. Die Besatzung zählt sie
be. ober acht Personen. Die von Dr.
Gans Fabrice München geleitete
wissenschaftliche Expedition wird im
Januar oder Februar von den Azo
ren aus den Ausstieg zum Uebersee
slug antreten. Die Kieler Luftschiff
halle Nordmark wird während der
Uebungsflüge als Stützpunkt dienen.
Bei der Nähe des Meeres ist Kiel
ganz besonders geeignet.
In ausfallend herzlicher Weise be
grüßt die Nowoje Wtemja die Idee
einer Rußlandfahrt deutscher Journa
listen. Das Blatt deutet darauf hin,
daß bei den deutschen Journalisten die
Kenntnisse der komplizierten russischen
Verhältnisse sehr gering seien und daß
nur wenige von ihnen Rußland von
Auqknschein somen. J-d» n!
Journalist von ^mger Bedeutm
mehrere Male in Deutschla«»'
und kenne die dortigen Vttt
Die Idee einer RußlandreM se!
mein glücklich. Die Journalisten
ten herzlichen Empfang und
Förderung in dieser guten Sache er»
warten.
Die Frauenbewegung hat ift Paâ,
einen neuen Sieg zu verzeichnen, v
ist nunmehr im Bäckergewerbe tmi
ganze Anzahl von weiblichern Drenst-tz
personal neu aufgetreten. Der erste
weibliche Bäckergeselle war nne DeM-h
toe, ein Fräulein Henriette Stein-?
mann, die erst längere Zeit im An
kauf einer großen Konditorei thatift
war. Bei einem plötzlich eingetretenen
Mangel an Personal trat sie für ei
nen Bäckerlehrling ein, und freier «3e^
ruf aefiel ihr so gut, daß Wi S,
blieb. Seit dieser Zeit hat sie eM An^
zahl von Nachahmerinnen gefunden cd
gibt in Paris bereits 20 Bäckergesellen
weiblichen Geschlechts, die auch schon
ihre Gefellenptüfung bestanden haben.
Die Arbeitgeber sind mit den Leistun
gen ihrer weiblichen Angestellten au
ßerordentlich zufrieden. B^onderS^
verwunderlich ist die Erscheinung
nicht. Bei dem Ueber gang des weibtt-,
chen Geschlechtes aus dem häuslichen
in das Berufsleben wäre es von vorn
herein naheliegend gewesen, daß die
Frauen sich den Gewerben zuwandten,
die ihnen vom Hause aus am gelau
figsten waren. Deshalb hat auch die
höhere Tochter sich so leicht vom Pian»
an die Schreibmaschine gewöhnt.
9ic neue pHMavttovlast*«
Der Gesetzentwurf über die..Frie
denspräsenzstärke des deutschen Hee
res wird nach einer Information
des Lokalanzeigers die Durch
fchnittsjahresstärke des deutschen Her
res vomApril des neueriJahres an der
art steigern, daß sie im Jahre 1915
die Zahl von 5] 5,321 Gemeinen. Ge
freiten und Obergefreiten erreicht.
Auf dieser Höhe bleibt die Truppen.-
zahl bis zum Ablauf des neuen Ouin^
quennats, also bis zum 1. April 1916,
bestehen. Von der angegebenen Ge
sa mm tzahl entfallen auf Preußen im fr
die ihm angeschlossenen Kontingente
der kleineren Bundesstaaten 399,02f,
Infolge der Steigerung der Frie
denspräsenzstärke wird auch die Zahl
der Formationen vermehrt, so datz
nach völliger Ausbildung der in Aus
sicht genommenen neuen Organisatio
nen besteben sollen: Bei der Infante
rie 634 Bataillone, bei der Kavallerie
510 Eskadrons, bei der Feldartillerie
592 Batterien und bei der Fußartille
rie 49 Bataillone, bei den Pionieren
29 Bataillone, Verkehrstruppen 17
und beim Train 23 Bataillone.
Die veranschlagten Mehrkosten in
folge der Organisationsveränderun-
gen sollen sich auf 21.8 Mill. Mark
fortdauernde und 82.4 Millionen
Mark einmalige Ausgaben stellen.
Im Reichsetat sind für 1911 als fort
dauernde Aufwendungen 3.7 Mill.
Mark und einmalige 4.2 Millionen
Mark gefordert, fodaß für die folgen
den Jahre 1912 bis 1917 noch 18.7
Millionen fortdauernd und 18.2
Millionen Mark einmalig zu beschaf
fen fein werden. Hier sind auch die
Ausgaben für Sachsen, Württemberg
und Bayern miteingerechnet. Für das
Jahr 1911 werben, wie in dein
Reichc-haushaltéetat angegeben wird,
zunächst die Verstärkung der Infante
rie durch Beschaffung von 107 Ma
schinengewehrkompanien in Angriff
genommen. Bei dieser Gelegenheit
sollen fünf schon bestehende Maschi
nengcivehrabtheilungen in Maschinen
geirehrfompagnien umgewandelt wer
den. Im allgemeinen soll die Aus
stattung eines Regiments in der In
santeriebrigade mit einet Maschinen
gewehrkompagnie erreicht werden. Bei
der Infanterie wird vor allem die
Ausfüllung der Lücken im sächsischere
Kontingent durch Bildung eines Ba
taillons erfolgen. Für Preußen wird
die Erhöhung des Etats der Batail
lone zweier Infanterieregimenter als
dringlich erachtet.
Bei der Feldartillerie werben irt
Preußen zwei neue Regimenter gebil
det, in Bayern sechs neue Batterien
formiert werden. Weiter wird für
eine Anzahl Batterien, die jetzt noch
auf dem niederen und mittleren Etat
stehen, der mittlere ober hohe Etat
durchgeführt werden. Die Vermeh
rung der Cadres der Fußartillerie
wird ebenso wie die Verstärkung
ihrer Bespannungsabtheilung ange^
strebt und eine Verstärkung ist auch
betn Train zugedacht.
Bei den Musiken kann eine Verrin
gerung der Mannschaft um rund
1000 Köpfe in Aussicht gestellt wer
den, während den Bezirkskommandos
bei der beantragten Erhöhung der
Friedenspräsenz insgesammt 10.875
Mann vermehrte Kräfte zuzuweisen
fein werden, da das Anwachsen der
Bevölkerung und des Beurlaubten
standes eine solche Verstärkung bedin
gen.
Bei den VerkehrstruMn sind zwei
fiuftfchiffetbataillcne, davon eines mit
Ausrüstung einer Luftfchiff wer ft. und
ein Kraftfahrbataillon unter Anrech
nung der bestehenden Verfuchsotgani
satjon aufzubringen. Neu wird ei»
selbständiges Eifenbahnbataillon und
ein »Telegraphenbataillon nebst
spannungsabtheiwng gefordert,
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Frau Alexander McJntosh in

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