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Ein unhejkkljther Gast. thun spalstwsust sinds-) (Ioctteipua.) , · Ja der Thür, die beide Maine out enc ander verbindet, besiM sich einige Lbcher, die ich hinein gebohrt und mit Wachs verstopft habe. So tann ich nun den Rnffen in feiner Wohnung beobach ten, und es isic fehr wohl möglich, daßi ich bald eine ntdeckung mache, die nnoz einen genügenden Schuldbeweis liefert.« i —..Benn Labanow Ihnen nicht zu schau « iftt« ab Taillenr höhnend zurück-— ,,se hegt noch teinen Verdacht gegen wicht« —- .,lbenn Sie Das glau ben, kennen Sie ihn fchlechtt« —- ,,Jch kann Jhnen noch eine andere Wittheilanq inachen,« tprach der französische Detettim »Ich habe heute Nachmittag eine chiffrirte Depeiche ane Paris erhalten; sie enthiilt nur die Worte: Oeouldl Beweis oorausfichtlich gefunden, wird bald dort eintreffenil« .Il—-ah, Das lautet ermutlfgendts fagte Tailleur mit hoch emporgezogenent Brauen; «tann ich diefe Depefche fehen ?» ,Reinl« antwortete der Ehebaliey »ich habe sie sofort vernichtet, fotche Pa piere bewahre ich nicht auf, denn sie lim nen zufällig in andere Dände gernthkn unb dann gefährlich werden« »Man eo nicht zweckmä feig. wenn man den Unterfuchungoeichter mit einigen nnonymen Zeilen auf den Rassen auf niertfnm machte?« fragte Tailleur. »Dann habe ich auch fchon gedacht,« erwiderte der Geheinipolizifi, »aber ich glaube nicht, daß nsir dadurch irgend etwas erreichen tönen; auf anonhme Zu fchriften gibt ein verständiger Mensch nichts.« »Gegen Sie Das nicht, etwas bleibt mmer haften!« »Wenn Sie meinem Rath nicht fol gen. auf meine Warnung nicht hören wollen, fo thun Sie, was Sie nicht inf fen könne«-· fagte der Thevalier ärger lich und entfernte fich; er begab fich in den »Parifer Hof« und fuchte fein Zim mer auf. Aufden Fußfpihen fchlich Montfaus eon zu der Thür, die zum Solon Labu now’oftihrte, und öffnete eino der Lit cher in derselben, wodurch er dao Zim mer deo Nachbarn iiberfchanen konnte. Der Rasse faß am Schreibtifch; er fchien eifrig beschäftigt zu fein. Die Papiere, die vor ihn lagen, konnte der Ehwalier nicht fehen. Ptöylich fchrak Labanow sichtbar zufammen; er mußte wohl ein Geräufch ini Nebenzimmer vernommen hibenz feine blihenden Augen hsfteten fich mit einem ftechenden, durchdringen den Blick auf die Thkiy hinter welcher der Franzofe stand, der den Athem an l)«elr, um sich nicht zu verrathen. Nach einer geraumen Weile erhob sich Labu now und ging mit einem großen Partei in der Hand in sein Schlafziuimer. Die fen Augenblick benutzte der Cheoalier. um seine Kerzen auszutiifchem und was er erwartet hatte, gefchah. Der Rasse trat, als er ans dem Schlafziinnier zu rückkehrte, an die Thie, aber da es im Nebenzinnner dunkel war, fo lonnte er natiielich nicht« entdecken. Auge in Auge ftanden die Beiden einige Selunden lang fich gegenüber; der böse, tiictifche Zug in d em gelben Gesicht hielt den Chsvniier gebannt, der keine Bewe gung zn machen wagte-. Endlich trot Labanow wieder gut-titl. Er goß den Rest ans der Weit-fin fche in fein Glas und trnnl es ans-: dann verließ er das Zimmer, dessen Thiir er forffsöltig hinter fich vetfhloß. Unten angekommen, erfuhr dcr Rufst-, daß eine Vorladung ftir ihn eingetrof f.-n; er fotle fich morgen Vormittag bei dem llnteifuehungdrichter in der Auge legenheit deb vertibten Diebftahlb ein finden- " Zur bestimmten Stunde trat Labu now in das Bureau des Untersuchungs- » richtete, um von demselben sofort emii pfangen zu werden. Nach Erlediguugi einiger Vortragen ging der Richter aus den Zweck der Borladung tiber. »Es; ist mir mitgetheilt worden,« sagte der-» selbe, »daß Sie Vermuthungen haben sollen, wer das Verbrechen »im Pariser Hof« verübt hat; ist Das so ?« »Ich habe allerdings Vermuthungcn, ich kann mich jedoch irren nnd möchte mir nicht den Voiiouri machen, einem unbeicholteneu Manne Berlegenheit be reitet zu haben.« »Hei-erlassen Sie Diefi dein Richter« der lein andered Interesse hat, als ders Wahrheit auf den Grund zu lonimeuzs seien Sie versichert, daß preußische Nich- » ter nicht leichtfertig zu Weile geheu;’ also, bitte, reden Ziel-« ! »Seit mehreren Tagen toobnt in tin-s sereni Haufe ein Franzose, ein Chevalier" b. Montfancom der mir schon bei der! ersten Begegnung Mißtrauen einslößte; er ist nicht Das, was er zu sein scheinen will, Das erkannte ich sofort; verschie dene Mittheilungen von ihm über dies IPariser Verbrecherzunft mußten mich in meinem Mit-trauen gegen ihn be stärken. ’ »Ich war nämlich, bevor ich hierher lam, in Paris und dort einer Gauner bande in die Hände gefallen; sie lockte mich in eine Spielcölle und betrog mich dort um eine namhafte Summe. Den Verlust habe ich verschmerzt, die Personen aber werde ich nie ver gessen. Dasselbe Mitglied jener Bande, welches sich mir in Paris näherte, Freundschaft mit mir schloß und mich in die Spielhölle lockte, begeg nete mir hier vor mehreren Tagen; es ist ein gewisser heiiri Taillenr, der allem Anschein nach mit dem Chevalier v. Montfaueon zugleich hier angekommen sein niuß. Sie werden ed nun begreifen, Herr Rath, daß ich ed iu meinem Jn teresse sand, diesen Mann zu beobachten. Er glaubte zwar, sich durch Abrasiren des Kinnbarteg untenntlich gemacht zu haben, aber ich erkannte ihn sofort trotz der Schmiute, mit der er lein Gesicht bemalt hatte.« . Uiid was haben Sie entdeeki?« «Vor allen Dingen ersorichte ich, inn er wohnt. Jn der Nähe des Bahnhofsz liegt ein kleiner Gasthof, »Zum wilden Mann« genannt; dort ist er abgestiegen, und von dort aus verkehrt er mit dem Clievaliey der im »Piriter Hof« wohnt. Was thut Montiaucon in dieser Stadt ? fragte ich mich. Er behauptet Kunst fanimler zu sein, hat aber bit jetzt noch iür keinen Groschen get-mit, obschon ihm viele Antiquitä.en augeboten worden sind. Seine Verbindung mit dem mir von Paris aus bekannten Gauner Taili leur ließ mich nach den gemachten Er fahrungen »perinuthen, daß iie gegen mich gerichtet mai-, oder richtiger gesagt, gegen das Geld, daß ich bei mir führe. »Aus dielem Grunde übergab ich feist meine ganze Baarschaft dem Bankier Vollbracht; deßhalb auch bat ich den potelbefthey die 100,000 sit-, die ich am nächsten Tage dein Juwelier Draus bach zahlen wollte, in feinen Diebes sicheren Schrank gn legen; hatte ich doch schon einige Tage vorher die Entdeckng gemacht, daß ein fremder Schlüssel in dem Schloß meines Kossers war.« . ..O-eben Sie mir sonst noch etwas mitgutheilenl« fragte der Richter. La banow verneint- imd wiederholte, eri mbchte einem mögliche-; Weise Unschuldis » gen keine Ungelegenheiten bereiten» worauf er von dem Richter entlassen; wurde. Kaum war die Tahlo Miete im Pa riser Hof vorüber —- die Gaste hatten sich noch nicht erhoben —, als ein Wa gen dorfuhr« dem der Untersuchungsrichs ter in Begleitung des Polizeilommissiirs und fein-s Attuars entstieg. Bald» darauf trat Derr Schneider in den Saal! und meldete-, der llntersuchungsrichiers habe nmätiaglich eine Daussuchung ins allen Räumen des Hotets angeordnet54 er sei du« um persönlich die Nachfor schungen zu leiten. —- «In Gottes Na- ’ menl"« sagte Labanow. sich erhebend, ,,er mag mit meinen Zimmern anfan geni« — ,Jch stelle ihm meine Woh nung auch zur Versltgungl« fitgte der Thedalier hinzu. Die übrigen Gäste, die ebenfalls ini »Pariser hof« wohuten, murrten zwar über die Belustigung, in der sie eine persönliche Beleidigung erblicken woll ten, indessen gelang es dem Wirth bald, sie zu beschwichtigen. Die Bewertung Ladanow’s, daß sich in diesem Falle Niemand beschweren dürfe, der ein rei nes Gewissen habe, trug auch dazu bei, den Protest zum Schweigen gu dringen. Zuerst wurde im Familien-immer der Geldschrank besichtigt, dann begaben sich die Herren die Treppe hinauf. Inha now empfing den Richter und dessen Assistenten in der Thür seines Salonsz sie traten ein. Er öffnete alle Schriinle nnd Schnbladen und packte vor ihren Augen seine Koffer aus. Er forderte sie auf, seine sämmtlichen Kleidungss stücke zu durchsuchen, und leerte dabei seine Taschen. »Ist diesem Portefeuille werden Sie 20,000 Mart in Banlnoten finden,« sagte er, während der Kommis iiir die Kleidungsstiicke einer sorgsamen Prüfuna unterzog, »ich empfing diesel ben gestern von Herrn Vollbracht, meinem hiesigen Bankier; bitte, zählen Sie nachl« —- »Jch glaube, Das ist unnöthig,« erwiderte der Richter mit einem fltichtigen Blick auf die Banlnoten, die auf dem Tisch lagen. Man begab sich nun in das Schlatzimmer des Russen und auch dort waren die Nachforschungen bald beendet; man hatte nirgends etwas Ber dachtigss gesunden. »Und nun zum Chedalierttt wandte sich der Richter zu dem Wirth. Der Chevalier öffnete den Herren die Thür; der Blick, mit dem er sie empfing, liesz deutlich seinen Unwillen erkennen. »Sie werden sich nur unniiye Mühe machen,« sagte er kalt, »doch durchsuchen Sie immerhin Alles l« »Ich bitte um den Schlüssel zu Ihrem Kosser,« erwiederte der Richter; ,,ebenso wünsche ich einen Blick in Jhr Parte seuille zu werfeni« Der Franzose warf den Schlüssel auf den Tisch und holte das Voriif neu-.- aus der Tasche. Der Polizeikmuinssir öffnete den Kosfm er leerte denselben bis aus den Boden aus nnd rief piötzliche »Da haben wir’s! Herr Schneider, kennen Sie diesen Schlüsse-HO- »Bei Gott« er ist’s!« ertviederte der Wirth mit bebender Stimme, »es ist der Schlüssel, der meiner Frau gestohlen wiirdet Vergleichen Sie selbst; hier ist das andere Exemplar, wenn Das noch nicht genügt, so können wir ja unten an meinem Schrank die Probe machen-« »Was sagen Sie nun, Herr Theba lier?« fragte der Richter scharf. Montsaucon war rasch näher getre ten; sein glühender Blick ruhte starr auf dem Schlüssel, Zornesgluth blitzte aus seiiten klugem Die ersten Worte, dies er mit heiserer Stimme vor fich hin; sprach, blieben unverständlich. »Das» ist eine Jiifamie soiidergleichenl« sagte er. »Wie dieser Schlüssel in meinen( Koffer hineingekommen ist, weiß ichs nicht, aber daß meine Hand deitselben nie berührt hat, kann ich mit tausend Eiden befchioören!« »Einer ist schon zn viel.-· spottete der’ Nichter, während er den Schlüssel sei-i nein Altuar übergab, »man kennt diese Ausreden und Betheuerungent Ein Unbekannter wird immer vorgeschoben, er hat Alles verkrochen!« » »Den Unbekannten, der hier seine Hände im Spiel hat, glaube ich zu len iienl« unterbrach ihn der Chevalier; »Sie befinden sich auf einer durchaus falschen Führte, Sie werden es bitter be reuen, wenn Sie dieselbe weiter verfol- » gen. Jch erlliire Ihnen nochmals, daßs der wirkliche Dieb diesen Schlüssel inf meinen Koffer hineingeschmuggelt haben . muß.« — .,Jawohl, jawohl,« schnitt ihm der Richter das Wort ab, während der Polizeilommissär und der Wirth die ! Nachforschungen fortsetzten, »ich sageT Ihnen noch einmal, daß ich alle diese Erklärungen keiiiie!« »Ich foidece;eitie Unterredung unter s vier Augen t« stieß der Franzose hervor. « »Sie haben gar nichts zu sordern,« entgegnete der Richter abtiieisend, »san dern meine Fragen zu beantworten! Haben Sie hier einen geheimen Veclehr mit einein anderen Fraiizosen?« Das Gesicht Montfaucon’s war pliths lich bleicher geirioidem »Ich leugne es tiiiht«, sagte er, indem er sein Parte feiiille dssiiete und dessen Jnhalt heraus nahm; »seben Sie nach, ab Sie einen Tausendinartschein in meinem Besitz ent decken können! Ich bitte Sie. einen Blick in dieses Papier zii werfen; Sie werden mir alsdann hoffentlich eine gr heime Unterredung bewilligen. Aber ich muß diingend um Vertchwicgenheit bitten» Der Richter nahm das Doktr mint iii Empfang; ein spöttisches Lächeln glitt über sein Gesicht, als er es las. »Von den Banknoten und Werthpapies ren ist nichts zu entdeckenl« klagte Herr Scheiderr nachdem er nun auch das Bett durchwühlt hatte. »Nichts!« wieder holte der Kommissar, der ebenfalls Nachi forschungen angestellt hatte. »Diese ließ iich voraussehenl« sprach der Unter fuchnngsrichter, indem er das Dokunient wieder zusammenfaltetr. »Sie mögen früher das Amt bekleidet haben, von dem in diesem Schriftstitck die Rede ist«-, fuhr er fort, «damit führen Sie mich nicht irre. Sie haben hier einen ge heimen Verkehr mit einem gewissen Herrn Tailteur unterhalten, der im hatel »Zum milden Mann-« wohnt; ihm werden Sie den Raub übergeben haben, und er hat ihn wahrscheinlich nach Paris geschickt-· Der Cheoalier drehte an den Spihen seines Knebelbartes, und ein unsagbnrer Hohn sprach aus dem Blick, mit dem er den Richter ansah; er entgegnete indessen lein Wort. »Ich er lläte Sie flir nethaftet l« fuhr der Rich ter spri. such hierqu hatte der Frungose nue ein verachtlichee Schweigen hinter der Bethindungethüe stand Alexander Labanotv und horchte; faft lein Wort entging ihm, denn der Rich ter sprach laut und schaer das höhnische Lächeln, das nicht von seinen Lippen wich, belunvete den Triumph in seinem Innern. Als ee hörte, daß die Betten das Zimmer verlassen hauen, trat er rasch an’s Fenster-; er fah den eFranzosen mit einem Polizeibeamten in den Wa gen einfieigen, den eine neugierige Vollemenge umwogle und ver ohne Verzug ubfuhe. Dann stiegen der Un tersuchungseichtee und der Kommissiik in einen anderen Wagen, der die entgegen gefstzte Richtung einschlag. »Sie fah ren »Zum Wiloen Natur-l rief Leda noIo triumphirend aus. »Nun wird auch diefer Dalunke hinter Schloß und Riegel gebrachtl Die Untersuchung wird fich in die Länge ziehen; inzwischen gewinne ich Zeit, meinen Plan zu ver folgen; es wird ein furchtbarer Kampf werdens« fzüufzehntes Kapitelz Der Ehevalier v. Montsueon stand vor dem Untersuchungs-schau »Nun reden Stel« sagte der Letztere. »Sie haben eine geheime Unterredung ge wünscht; ich habe sie Ihnen gewährt, die Anwesenheit meines Attuars werden Sie sich unter allen Umständen gefallen lassen müssen. Borausschicken will ich noch, das wir bereits wissen, daß Sie hier einen falschen Namen führen; Sie beißen Louis Fanconz Dieß geht aus den Papieren hervor, die, als man Jhre Person untersuchte, bei Jhnen gesunden worden sind. Fasten Sie sich kurz, und wollen Sie aus meinen Rath hören, so legen Sie ein offenes Geständnis- ab; Sie kommen dabei om Besten fortl« »Ich soll ein offenes Geständnis ab legen? Jch bin vollständig schuldlos und bedauere nur, daß Sie den Einflüsteri ungen eines Anderen Glauben schenken-« »Wer soll dieser Andere sein ?« fuhr der Richter auf. Alexander Labanow, der Russe, der im ..O-Pariser Hof-« wohnt; er ist verdäch tig, in Paris einen Mord begangen zu habenl« »Ich kenne diese Geschichte schanl« fuhr der Richter ungeduldig auf. »Er wird sie Ihnen in seinem Sinne erzählt haben.« fuhr der Cheoalier mit schärferer Betonung fort; ,,es handelt sich um die Ermordung eines Mannes, der Labanow allerdings im Spiel um eine namhafte Summe betrogen hat. Der Untersuchungsrichter oder vielmehr der Polizeilommissär in Paris ließ sich von dem reichen Russen irrefiihren; er fand auch keinen Schuldbeweis und liber dieß fürchtete er einen unliebsamen Pro test des russischen Gesandten; deßhalb konnte der Verdachtige ungehindert ab reisen. »Einige Tage später nahm der ur sprüngliche Verdacht eine feste Form an, und ich wurde ihm nachgesnndt, um ihn zu beobachten und, wenn irgend möglich, ihn zu verhaften Dass Dieß eine schwierige Ausgabe war, werden Sie als Jurist begreifen. Unter falschem Namen nahm ich in demselben Hotel Quartier. in dem Labanow wohnte. Später kam Tailleur mir nach; er brachte mir Beweise, aber dieselben erschienen mir zu schwach, als dasz sie zur Beantragung einer Verhastung bät ten berechtigen können. Eine Depesche aus Paris benachrichtigte mich, daß überzeugende Beweise gesunden seien, die in den nächsten Tagen eintreffen sollten, so lange mußte ich also noch warten. »Ja-zwischen muß Labanow die Ge fahr, in der er fchtoebt, erkannt haben; in feinem Interesse lag es, mich unschäd lich zu machen und auch Tgilleur zu befeitigen. Und Dieß ist ihm scheinbar gelungen. ,Er felbft hat den Diebstath im «Parifer Hof« begangen; er hat den Geldichranlfchlüssel aus der Kommode der Wirtbin gestohlen und dem Wirth nur deßhalb die große Summe zur Auf bewahrung übergeben, um sie in der folgenden Nacht ftehlen zu können! »Weßhalb ließ er das Geld nicht in der Kasse ded Bankiers Vollbracht? Er konnte es fa am nächsten Tage in Empfang nehmen und dein Juwelier bringen. Er mußte, daß auf ihn, den reichen Mann, lein Verdacht fallen konnte, wenn er fich nicht erwifchen ließ; auch ich zweifelte, nun aber be haupte ich mit der vollsten Bestimmt heit, daß er der Dieb ist. Es war für ihn ein Kinderspiel, in meiner Abwefew heit in mein Zimmer zu schleichen nnd meinen Koffer zu öffnen, und nachdem er diefes Bubenstücl vollbracht hatte, verdächtigte er mich bei Jhnen.« »He-ben Sie Dieß gefchrieben?« fragte der Richter, dem Detettiv ein anonhmes Billet, das ihm durch die Post zugegangen war, vor die Augen haltend. »Nein l« ,,Kennen Sie die Handschrift?« - »Ja, es ist die Schrift Tatlleur’sl« ! »Dann frage ich, wer fich zuerst der Verdachtigung schuldig gemacht hat ?« »Ich rieth Tailleur von der Abfens dung eines derartigen Briefes ganz ent schieden ab,« fagie der Franzofe achfel guckend, »aber in feiner Ungeduld glaubte er, wir würden unferen Zweck rafcher erreichen, wenn er Sie auf Laba now aufmerksam machte.« « Der Richter lächelte ungläubig. »Und was erwarten Sie nun?« fragte er, »etwa, daß ich Jhnen Glauben fchenken und Sie wieder auf freien Faß sehen werde? Denken Sie nicht datanl klug Ihren Papieren geht allerdings hervor, daß Sie bei der Pariser Ge heimpolizei angestellt waren; ob Sie es noch find, weiß ich nicht; ich bin eher geneigt, einer anderen Angabe Glauben zu fchenien, laut der Sie entlassen wor den sind, weil Sie Jhre früheren un iauberen Genossen mehr befchützten als verfolgten l« »Das ift doch zu stark!« rief der Iranzofe entrüstet. »Die Wahrheit diefer mir geworde nen Mittheilung über Ihre Vergangen heit wird dadurch bewiefen, daß Sie auch jetzt mit einein Parifer Gauner verbündet flnd,« fuhr der Richter fort, »denn Tailleur war jenes Mitglied der Soielerdande, das den Russea in die Spielhdlle lockte i« » .Das bestreite ich nicht,« entgegng; nete der Geheimpolizist i »Nun denn, welchen anderen Zer kann die Anwefenheit diefes Menschen in hiesiger Stadt haben, als den, den Rassen noch einmal zu rubfen?« tagte der Richter, den Blick durchdringend auf den Verhafteten hefteud; muß es nicht auch aussallen, daß Sie im Dotel nicht eher mit Ihrem Quartier zufrieden waren, bis man Ihnen ein Zimmer neben dein des Rassen eingeräumt Sie bohrten Löcher in die cerbindangsi thür. uin ihn beobachten zu kbnnen.« »Wenn erDas entdeckt hat, so müssen Sie als Iurist darin wohl den Vetteis eines schuldbewußten Gewissens student «Sie oerdrehen siets die Thatsachen, in dein Glauben, mich damit irre führen zu lbnnem Sie wollen Nachrichten aus Paris erhalten haben, die sich auf den Rassen beziehen, wo sind dieselben ?- »Iih habe sie sofort nach Empfang vernichtet, damit der Zufall sie nicht in andere Hände spielen konnte.« »Das scheint mir nur eine Iasrede zu seini« gab der Richter spottend zurück; »wenn Sie wirklich Polizeiagent waren, so würden Sie sofort nach dein Diebstahl im »Parifer Zof« zu mir ge kommen sein, um mir hren Verdacht gegen Labanow zu berichten und mir dadurch die Untersuchung zu erleichtert-« Ich würde dann Ihre Gründe geprtift und vielleicht gemeinsam mit Ihnen ge handelt habeu.« »Ich hegte damals noch keinen Ver dacht gegen Labanowz ich bin erst durch die Falle, die mir gestellt worden isi, meiner Sache sicher geworden. Kein Anderer als er kann den Schlüssel in meinen Koffer geschmuggelt haben, denn er allein hatte ein Interesse an meiner Verhaftang5 besaß er den Schlüssel, dann ist er auch der Dieb; Diesi liegt ebenfalls klar auf der Hand. Die An wesenheit Tailleur’s in dieser Stadt erscheint Ihnen verdächtig. Auch darüber kann ich Sie aufkliirem Derselbe besiyt nämlich einen Schuldschein feines ermor deten Genossen und hofft durch die Ber haftang des Mörders zu seinem Geld zu kommen. Hauptsüchlich auf seinen Antrag bin ich hierher gesandt worden. Der Richter hatte die Angaben des Cheoaliers mit unglüubigem Kopf schinteiu begleitet »Auc- kcchi bin-ich zurechtgelegt;« sagte er dann, »aber Sie werden es begreiflich finden, daß ich dem Rassen mehr Glauben schenke als Ihnen. Er ist notorisch ein reicher Mann; es lag für iin keine Veran lassung zu diesem verwegenen Diebstahl vor, und es ist bei der Haassachang in seiner Wohnung auch nicht das Min deste entdeckt worden, was zu einem Verdacht berechtigen könnte. Sie da gegen stehen mit einem Manne in Ber bindung, von dem Sie selbst zugeben müssen, daß er ein unlauberes Subjekt ist; Sie haben sich bei der Haussuchung sehr aussallend benommen, and die Er- ; tlärung, die Sie über das Auffinden des Schlüssels in Ihrem Koffer geben« ift durchaus nicht glaubwürdigi« — »So muß ich Sie bitten, nach Paris; telegrabhiren zu dürfen.« erwiderte der » Franzose, das Haupt trohig erhebend, »außerdem rafe ich die Vermittlung des hiesigen französischen Konsuls an. Man muß in Paris wissen, wo ich bin; diei Beweife, die zur Verhaftung Labanow’s’ berechtigen, sind wahrscheinlich schon unterwegs; wenn der Rasse davon Kenntniß erhält, wird er augenblicklich abreisen, und auf Sie fiillt dann alle Verantwortungt« — »Diese Verant wortung glaube ich ruhig übernehmen zu iönneni« fiel der Richter ihm in die Rede. »Uebrigens dürfen Sie Ihrer Briefe wegen unbesorgt sein, alle Briefe und Depeschen, die sük Sie einlaufen, werden von der. Post mir übergeben. An die? Pariser Polizei ist Jhretwegen bereits geschrieben; die Antwort muß« abgemattet werden; mit Ihrer Forde rung, eine Depefche abschicken za wollen, imponiren Sie mir nicht. Wollen Sie nun meine Fragen offen und wahrheits getreu beantworten ?« Der Franzose hatte die Brauen im mer finsterer zusammengezogen; es zuckte trotzig am seine fest aufeinander gepreßten Lippen. »Ich wüßte nicht, welche Fragen Sie noch an mich richten tünnten,« sagte er anwirsch, »Fragen, die sich auf den Diebstahl beziehen, werde ich nicht beantworten, weil ich an diefer That schaldlos bin. Sie wollen « mir nicht glauben, meinen Protest nicht anerkennen und meine gerechte Forde rung nicht bewilligen, da bleibt mir nichts Anderes übrig, als mich schwei gend zu gedulden, bis die Antwort aus Paris eintrifft, die Ihnen hossentlich die Augen öffnen wird.« —- »Und ich hoff-, Sie werden bald eine andere Sprache jiihren,·« erwiderte der Richter, indem er an der Glockenfchnur zog, »die Aussagen der Zeugen werden Jhren Trotz wohl brechen.« Er befahl dem eintretenden Gerichtsdiener, den Llngeklagten in seine Zelle zurückzubringen und Tailleur vor zuführen. Ebenso trotzig wie vorher der Ge heimpolizist trnt auch Henri Tailleur vor den Untersuchungsrichter; er leug uete, irgend etwas von dem Diebstahl zu wissen, und lachte höhnisch, als der Richter ihn fragte, wohin er den Raub tgeschiclt habe. Jm Uebrigen bestätig den seine Aussage-n alle Erklärungen, die Montsaucon gegeben hatte; er legte den Schuldschein DutrosselPs vor, zeigte den halbverbrannten Wechsel, den scr im »Hotel du Louvre« gefunden hatte, und gab auch zu, die anony men Zeilen geschrieben zu haben. Der Untersuchungsrichter sah darin nur eine Bestätigung des Urtheils, das er sich über die beiden Ber hasteten längst gebildet hatte. Aus ihn hatte Labanow einen durchaus glaubwtirdigen Eindruck gemacht; wie er die Sache geschildert, so mußte sie liegen. Dem Millionär, der so sicher auftrat, mußte man mehr Glauben schenken als den beiden Abenteurern, von denen der eine einen falschen Namen führte und der andere ein notorischer Genosse von Ialschspielern war. ,,ch werdet beide in der Untersuchungshaft schon mürbe werden« sagte er, als Tailleur die Aufforderung, ein Geständ niß abzulegen, trohig zurückgewiesen hatte-, ,,zwingen kann ich Euch nicht, aber es werden sich wohl Beweise finden, Euch zu überführen, und dann habt Jhe siir Euren Trotz ein utn so strengeres Urtheil zu erwarten.« Einige Minuten später trat Frau Entitie Schneider ein. Jhr Blick ruhte voll banger Erwartung auf dem ernsten Antlih des Richters; unsagbare Angst sprach aus ihren Zügen, und ein schwe »rer Seufzer entrang sich ihren Lippen, I als sie auf dem Stuhle, der ihr angebo j ten wurde, Platz nahm. f »Ich habe Sie zu mir bitten lassen, « um einige Fragen wegen des Schlüssels an Sie zu richten«, nahm der Unter suchungsrikbter das Wort. »Derselbe lag in Jhrer Schmuckschatulle, und die Schatulle stand m einer Kann-de in Jhrent Schlaszinuner P« » »Jawohl!« entgegnete fie, »wen jMann hat den Schlüssel tnir vor Jahren gegeben, damit ich itn Nothsalle in feiner Abwesenheit den Schrank öffnen könnte; aber diefer Iall ist noch niemals eingetreten. »Dann W und Komode stets geschlosseiM »Ja der Regel ja; indessen sann ich sie auch einmal ii der Eile elfen gelassen haben; an die M lichkeit eines Dieb stahls in unserem sause habe ich nie gedacht.« « »Sie schenkten Ihrem Diensipersonal volles Vertrauen t« , »Ich habe niemals Veranlassung ge habt, an der Ehrlichkeit desselben zu zweifeln-· »Auch dann nicht, als Herr Labanow sich eines Tages darüber beschwerte, daß man mit einem fremden Schlüssel ber sucht habe, seinen staff-TO itssnen ?« »Nein, ein Stubeiiiuadchen konnte wohl aus Neugier diesen Besuch ge macht haben; Dieß war freili unge hdrig, aber die Absicht eines Diebstahls sah ich nicht darin.« »Sie sagten damals, derselbe Ber such sei in Ihrer stdiuuwde gemacht worden.« »Das glaube ich auch heute noch, und ich vermuthe, daß bei dieser Gelegenheit der Schlüssel gestohlen worden ist.« Wann haben Sie diesen Schlüssel zukeht gesehen ?« »Dessen kann ich mich nicht mehr er innern; da ich den Schlüssel nie ge braucht habe, ist es wobl erklärlich, daß ich dessen Existenz überhaupt vergaß. Ich dachte erst dann an ihn, als nach der Entdeckung des Diebstahls nach dem dritten Schlüssel gefragt wurde.« »Ist es möglich, daß ein Gast, der in Ihrem Hause wohnt, sich unbemerkt in Ihr Schlafziininer schleichen kann ?- Frau Schneider besann sich einige Augenblicke, daiiii aber sagte sie: »Ge wiß, aber nur zu bestimmten Stunden. Morgens zur Friibsiiickszeit und Nah mittags gleich nach der Tafel. In der stillen Jahreszeit haben wir in der obersten Etage keine Fremdenzimmerz Kellner und Stubenmädchen kommen dann nicht hinauf, und in den angegebe nen Stunden sind wir alle unten beschaf tigt.« »Erinnern Sie sich noch des Tages, an dem Sie die Entdeckung an Ihrer Konimode machten ?« »Jawohll« »Wdhnte an diesem Tage der The dalier d. Montfaucon schon in Ihrem Dotel?«« »Diese Frage kann ich augenblicklich nicht mit Sicherheit beantworten-, sagte sie kopfschüttelnd, »aber in unseremFrem« denbuch steht es, an welchem Tage er ge kommen ist.« »Damit Sie den Verdacht, der aus dem Franzosen ruht, begründet? Hat er sich schon vorher in irgend einer Weise verdächtig gemacht?« »Ich kann darüber nicht urtheilen«, erwiderte sie, »ich komme mit unseren Gästen fast nie in Berührung; den Ede oalier iannte ich kaum von Ansehen; ich sah mir ihn erst dann näher an, als er verhaftet wuide.«« »Ich muß nun noch eine Frage an Sie richten«, fuhr der Richter fort, und sein Blick nahm jeht einen forschenden Ausdruck an, »man hat versucht, aufden Rassen Labanow Verdacht zu werfen; was halten Sie davon ?« »Richtsl« antwortete sie mit einem schweren Athen-zuge, »an diesen Ver dacht kann ich nicht glauben.« »Sie sollen früher anders gesprochen haben, Frau Schneider, Sie sollen ge sagt habeii, mit diesem Nussen sei das Unglück in Ihr Haus eingezogen. Für diese Behauptung müssen Sie doch einen Grund gehabt haben.« »Es war keine Behauptung, sondern nur eine dunkle Ahnung«, sagte sie, »der Blick Labandw’s erschreckte mich; es gibt ja Menschen, die beim ersten An blick einen unheimlichen, beitngstigenden Eindruck machen.« »Der Gedanke, daß er der Dieb sein könne, ist Ihnen aufgestiegen?« »Nein,neinl« sagte sie mit befrem dender hast, »Das ist ganz undeiikbar; Labandw ist ja ein sehr reicher Mann, was hätte ihn zu diesem derwegeiien Verbrechen veranlassen können ?« »Das frage ich auch«, erwiderte der Rich-er, in dessen Zügen sich bereits ein leises Mißtrauen spiegelte, »inöglich ist es immerhin, aber wahrscheinlich finde ich es auch nicht i« Damit war auch dieses Berhör been det, und Frau Emilie entfernte sich mit schwankenden Schritten. Draußen im Korriddr stand Wal burg; sie hatte die Mutter begleitet und wartete nun auf ihre Riickkehrz sie er schrak, als sie in das todtbleiche, ent stellte Antlitz blickte. »Was hat er Dir gesagt?«« fragte sie bestürzt; war das Verhör —- —« —- «Frage nicht!« unterbrach die Mutter sie, während sie rasch weiterschritt, »ich kann Dir jetzt nicht antworten; ich fürchte, wir haben den Unglückslelch noch nicht bis auf den letzten Tropfen geleertl«- Walburg bot der Mutter den Arm und führte sie sorgsam die breite Treppen hinunter »Was kann nun kommen?« sagte sie mit gepreßter Stimme; »wenn Du nur meinen Bitten nachgeden wolltest, der hauptmann würde uns ein treuer Freund und eine starke Stühe sein.« Frau Emilie schwieg. Unten vor dem Gerichtsgebäude wartete der Wagen, der Mutter und Tochter hierher gebracht hatte ; sie stiegen ein und fuhren nach Hause. Bei ihrer Rückkehr fand Frau Emilie ihren Gatten im Jagdanzuge; sie schien während der Fahrt ihre Fassung wieder gefunden zu haben und berichtete ihm mit kurzen Worten das Verhör, ohne aber den Verdacht gegen Labanow zu erwähnen. »Na, der Dieb ist entdeckt l-« sagte Schneider, «damit kann man die Geschichte soweit als erledigt betrachten; hoffentlich gelingt es nun auch dem Untersuchungsrichter, wenigstens einen Theil des Geldes zu retten.« —- »Und Du willst heute zur Iagd?« fragte sie mit leisem Vorwurf: ,,niminst Du denn den erlittenen schweren Verlust gar so leicht ?«—-»Was kann ich danan andern?« erwiderte er achfelzuckend. »Die Jagd - Gesellschaft ist schon heute Morgen hinausgefahren, und ich habe versprochen, gegen Mittag nachzukommen; thue ich Das nicht, so wird man sagen, ich könne den Verlust nicht überwinden, und schließlich heißt es noch, ich sei ruinirt. Das schadet meinem Kredit dann mehr als der Ver lust selbst. Zu Mittag habe ich schon gegessen,« fuhr er eilig fort, während er Iagdtasche und Büchse umhing, »am Abend bin ich wieder znrllckz inzwischen wird Gotttieb mich vertreten. Also adieu, Schahl Schlag’ Dir die Sorgen aus dem Sinn; wenn’s nicht anders ist, na, dann arbeiten wir riistig weiter, bis wir dasVerlorene wieder erseht haben.« Er nahm von den Seinigen Abschied und ging hinaus. Frau Eniilie horchte eine Weile auf das feeudige Bellen des hundes, der draußen auf seinen Herrn wartete; dann ging sie in die Küche, um dort ihre Pflschten zu erfüllen. « Nach dein Kit ta essen erklärte Baldnrg ihrer Mutter, das sie mit Vroni deren Großmutter besuchen wolle. Frau Wille ahnte wohl, daß der Besuch nicht der alten Fran, sondern der-Hauptmann M galt; aber sie sprach nicht dagegen, und die beiden Mädchen verließen bald dar auf den Gasthof. Jm Speisesaal war es sehr lebhaitz der Lärm und das Stimmengewtrr drangen oon Zeit zu Zeit. inls Wohn ziunuer. Der Oberst hatte sich mit dem Gedanken ausgestihnt, daß auch sein Sohn in die bürgerliche Familie hinein heirathe; das B ld Udo’s hatte einen so riesigen Beifall gefunden, daß der Schöpfer desselben in der Achtung des alten Soldaten gestiegen und er es nicht mehr gewagt hatte, dessen Wünschen ent gegenzutreten. So hatte sich denn Udo mit der Schwester des Banliers oerlobt, und fein Vater feierte heute an der Tnhlo ckbote die Verlobung seines Sohnes und zugleich dessen Ruhm. Frau Einilie war in tiefes Nachden ken oersnnlenz den Blick starr vor sich hingerichtet, saß fie itn Sessel, und die dunklen Schatten aus ihrer Stirne ließen erkennen, daß in ihrem Inneren ein ge waltiger Sturm tobte. Endlich fuhr ste mit der Hand einige Mal über ihre heiße Stirn, als ob sie ihre Gedanken sammeln wollte; ihr Blick heftete sich auf das Portrait ihres ersten Gatten. »Ist er’s, oder ist er’s nicht ?« murmelte fle. »Der Blick, der Gang, die Haltung, die Brandwunden auf feinem Arm —- mein Goth wer giebt mir Gewißheit? Sein Tod ist ja damals amtlich fest estellt worden, von feinem Halse wurge die Marke abgenommen, da ist ja kein Zwei fel mehr denkbarl Und wenn ein Irr thum, eine Verwechslung oorgefallen wäre, so hätte er doch später bei feinen Kameraden sich wieder eingefunden; er würde mir geschrieben haben und nach dem Feldzuge zu mir zurückgekehrt sein i« Sie sprang von ihrem Sessel aufund durchmaß das Zimmer einige Mal mit großen Schritten, dann blieb sie an der Thüre stehen, um auf den Lärm drüben zu horchen. Die Gäste schienen sich endlich zu entfernen; sie hörte die rauhe schnarrende Stimme Labanow’s und dat laute Organ des Obersten; die beiden Herren nahmen Abschied von einander. »Er muß es seini« sagte sie, die Band auf das stürmisch pochende setz pressend, »auch die Stimme erinnert mich jetzt an ihn; sie war derzeit nicht so scharf, aber in dem langen Zeitraum kann sich ja Vieles geändert haben l« Wieder ruhte ihr Blick forschend auf dem Porträt; jetzt nahm ihr bleiches Gesicht plötzlich einen entschlossenen Aus druck an, und hastig feste sie die Schelle in Bewegung. Der Obertellner trat sofort ein. U«Jst die Tafel anfgehoben?« fragte sie mit erzwungener Ruhe. »Soeben,« erwiderte Gottlieb mit einem Lächeln der Befriedigung, ,,es ging heute wieder einmal hoch her, Fett o. Wildenstrom hat die Verlobung f« nes Sohnes gefeiert.« »Das interesfirt mich nicht,« unter brach sie ihn, »Ist Herr Labanow auf seinem Zimmer ?« »Jawohl, der Kassee soll ihm hinauf gedracht werden« »Ich wünsche eine Unterredung mit ihm wegen des verhafteten Ehevaliers. Sie wiss(n, ich war heute Morgen beim Untersuchungsrichterz wollen Sie ihm Das sagen P« Gottlieb verneigte sich und stieg die Treppe hinauf. Labanow lächelte spöttisch, als er die Bitte der Wirthin vernahm, die er ohne Zögern gewährte. Sechszehntes Kapitel. herr Alexander Petrowisch Labanow wollte eben die Kasseetasse zum Munde führen, als nach kurzem, leisem An pochen die Thür rasch geöffnet wurde nnd Frau Ennlie eintrat. Der Russe hatte sich erhoben, aber er ging der Wir thin nicht entgegen; sich mit der Band auf den Tisch stützend, stand er ihr ges genüber, und fein Blick ruhte mit herausforderndem Ausdruck auf ihr. »Ich kann nicht länger schweigen,«· sagte sie mit leiser, zitternder Stimme, während ihr Blick wie gebannt an sei nen Lippen hing, »ich muß Gewißheit haben, wenn ich Ruhe finden solll Ver zeihen Sie, wenn ich mich irre, aber eine innere Stimme sagt mir, daß es nicht der Fall sei. Sie luden Aehnlichkeit mit meinem ersten Gatten, Alexander Riegermann, der im Feldzuge gefallen sein soll. Je länger ich Sie ansehe, desto mihr tritt diese Aehnlichkeit her ooi; ebenso zeugen die Brandmale, die Sie aus dem linken Arm tragen sollen, für meine Vermuihung. Mein Gatte erhielt diese Narben, als er einst ein Kind aus den Flammen rettete. Be darf es eines weiteren Zeugnisses, so ist es die Uhr, die —« «Genng der Komödie und des Ver steckenspielenst« unterbrach Labanow die Sprechende mit einer ungeduldigen Handbewegung, »ich leugne nicht, daß ich es bin. Emilie; mich wundert nur, daß Du mich nicht früher erkannt hast i« Ein leiser Schrei entschlüpfte ihren Lippen. Diese unumwundene Erklä rung schien sie doch nicht erwartet zu haben. Sie sank in einen Sessel; na menlose Angst spiegelte sich in dein Blick, mit dem sie ihn ansah. »Und weßhalb kehrtest Du nicht früher zurück ?« fragte sie, schwer nach Athem ringend. »Warum-« — »Ja- weih-Ilse fiel er ihr spöttisch in die Rede; »Du könntest unzählige Fragen aufwerfen, doch ist es besser, ich beichte Dir Alles ungefragt, wir kommen dabei rascher an’s Ziel; willst Du mich anhören, ohne mich zu unterbrechen ?« Frau Emilie nickce mit dein Kopf. Labanow schob einen Sessel dicht neben den Stuhl, auf dem Frau Emilie saß; er setzte sich auf denselben und begann mit möglichst leiser Stimme: »Als ich bei Ansbruch des Krieges zur Armee berufen wurde, hatte ich nicht nur keinen Pfennig im Vermögen, son dern auch eine Unmafse von Schulden. Der Banlerott stand bereits vor der Thür. Du weißst, es war nicht meine Schuld, daß ich auf keinen grünen Zweig kommen konnte; ich hatte mit Ernst und Eifer gearbeitet, aber nichts wollte mir gelingen. Du weißft ferner, daß iein besonderes zärtliches Verhältniss zwischen uns bestand; Du hattest mich nur gehei rathet, um unter die Haube zu kommen, und Deine ewigen Vorwürfe derbiiterieo mir das Lebew »Das bestreite ich i« warf Frau Emilie ein, und zornige Entrttstung blitzte jetzt aus ihren Augen. »Meinetwegen l« fuhr Alexander ach selzuckend fort, »die Thaisachen aber, die später bestimniend auf mich wirlten, schasfst Du damit nicht aus der Welt. Wir, mein Freund Werber und ich, marchirten nach Frankreich. Die Stra pazen, die wir erdulden mußten, waren uns beiden nicht angenebmz aber es blieb unt nichii weiter übrig, als Iie mit Geduld zu ertragen. »Die Klagelieder, die ichjvon Dir aus der Heimath empfing, munteeien mich auch nicht gerade anf, fondern machten Inir bald den Gedanken an die seini kebr unerträglich. So iani jene Nacht, »in der wir in Feindesland überfallen wurden. Wie es inir gelungen ist, mich aus dein ceuiebel in eine Scheune zu retten, Das weiß ich heute noch nicht; hoch oben im Heu und Stroh verbor gen, bbrie ich die Schiiffe der Kämpfen den. Auch unier mit, in der Scheine felbfi, vernahm ich Lärm und Siiininenz ich vernahm sogar das Röcheln eines Sterbenden, aber aus meinem Versteck wagte ich nicht heran-. Ullmählich wurde es jedoch stiller. hier und da fiel nur noch ein vereinzelier Schuß, endlich wurde es ganz ruhig, und auch das graufige Röcheln war verstummt. Daß meine Kompagnie fich gefliichiei hatte, unterlag für mich keinem Zweifel. Ich war alfo abgefchnitten; wurde ich in der Scheune entdeckt, fo durfte ich im Din blick auf die Erbitterung der Bevölke rung mein letztes Gebet sprichl-us CFortfetzung folgtJ Hcmss und Jandwittdfchaw Acht-. Ists-les justus-h Gelb stumm-e Elienbeins sub Kuma » Its-em- bleicht man am besten durch Einlegen solcher Gegenstände in eine Ldsung von 1 Theil frischen Ehlorlalls in 4 Theile Wasser. Nach einigen Tagen sind die Knochen vbllig weiß; sie werden dann abgeivaschen und an der Lust getrocknetJ Bei Elsenbein muß die Einwirkung etwas iauger geschehn-. haar- und andere sitt-sien reinigt man am besten in lanwarmem Sodawasser. Man legt die Dürsien 1 Stunde in desselbe, doch so, dasi das Holz, in wel ein die Dorsien sesiges macht sind, nicht davon berührt wird. Bevor inan sie aus dem Sodawasser nimmt, reibt man sie noch gut mit der Hand ab und nimmt sie nicht seither in Gebrauch, als bis sie vollständig trocken sind. Warten nnd ihre sent vertilgt man vollständig mit Essigsäure Man spript dieselbe mit einer Clas sprihe in die Fugen nnd Ecken. Selbst verständlich muß man gewissenhast ver fahren und die Essigsäure in alle Ritzen, Zapsenlöcher te. wo sich eben die Bau gen aushalten, hineindringen. Dieses Mittel ist billiger als Juseitenpulven Iteerschaiiiitlitt Man verriihrt 1 Theil gestoßenem arabischen Oumini und 1 Theil sein ge riebene Kreide gu einein dicken Kleister und littet damit die Bruchstiiile zusam men. Gutes nnd schlechtes Fleisch Il. Die Güte des Fleisches hängt haupt sächlich auch noch von den zur Fütterung und Mast ver-wendeten Futtermitteln ab. Natürliches Futter, Gras, Mee, Hen, Getreide, Mehl und Milch geben das beste Fleisch. Jede Schnellmasi, insbe sondere mit Futter-Surrogaten, beein trächtigt die Güte des Fleisches erheb lich. Hafer gibt den besten Schinlen, Erbsen den besten Speck ; Schlempe jeder Art macht weiches, witsseriges Fleisch; Oellucheu, Erdnußtiichen, cocoskuchen, Sesamluchen, Danmwollsaat - Kuchen, Napsluchen, Palmlncheii, Leinluchen nnd noch viele andere dergleichen schsne Kuchen mästen wohl gut, verderben aber das Fleisch in seinem Wablgeschmaile Fleischmehl, Lein, Fische gesiittert mästen auch, aber das Fleisch sicher Thiere ist sehr häusig gang ungenießbar. Wer Ganse mit Lein, Schweine niit Zischen ic. mästet und sum Schlachten verlaust, verdient gesirast zu werden, weil er wissentliih verdorbene, ungenießbare Waare als Nahrungsmittel inIdeii Verkehr bringt. —- Die Glite des Flei sches hängt auch wesentlich uochsvon der Körperstelle des Thieres ab. Auch bei dein besten Mastthiere sind die mit Seh nen durchwachsenen und reichlich niit Knochen versehenen Fleischstnile vom Kopf, Hals, Bauch und Gliedmaßen, die auch noch oiel reichlicher Bindegei webe und Wasser enthalten, viel, um ca. 20 Proz» weniger werth als die ande ren Fleischtheilr. Es sollte deßhalb nicht einerlei Preis siir alle Fleischsorten bezahlt werden, sondern die Höhe des Preises sollte sich nach dem Körper theil richten, von welchem das Fleisch genommen wird. Uls bestes Fleisch zur Bereitung von Bratsleisch Wegs steal, Roastbees, Rinderdraten u. s. w.) eignet sich ver Lenden, die Span wiiste, der Doltorsriemen und der Wor zeli oder Schweisriemen, welche Theile überhaupt die besten und werthvollsten Fleischpartien des Körpers sind. Die hohe Rippe, Riederrippe, Schulter, Zwerchrippe oder Krankenstiickihen und die Nachbrust sind die gweitbestenIleiich theile und eignen sich vorzüglich als Kochsleisch (gelochtes Rindsleisch zum Essen ). Jn dritter Reihe der Qualität nach kommen Hals- oder Kettenriemen, das Trudenståckchen, Nachbrustlamben, hinteie Lamben, Knivselriemen, die Maus und der Kopi, welcheFleischiheile nur als Sappeiisleisch (Fleisch ausge-’ kocht zu Sappe) Verwendung finden können. Das Subpensleisch lann deß h ilb nicht den gleichen Wer-h haben wie das Braisleisch. weil es even um 20 Proz. mihr Wasser hat, viel Bindeges webe,Haut,Sehnen te. enthält. Mancher orts ist Alles gleich im Preis, anders wo wird schon lange nach Qualitä ten verlaust. Wirklich gutes Fleisch muß aber auch eine entsprechende Zube. reitung in der Küche eilst-ten, um gut zu bleiben. Beim Braten gerinnt das Eiweiß in den äußersten Schichten des Fleisches; der innere Saft lann deßhalb nicht austreten, ebenso Satze und Ex traltivstosse, welche durch die dise gi neuen, höchst angenem riechenden und schmeckenden Stossen umgewandelt wer chen, was den Braten sasiig, mürbe und wohlschnieckend macht. Kochsleisch wel ches zum Essen bestimmt ist, muß in lochendes Wasser eingelegt werden« weil dadurch auch das Eiweisi in dea äußeren Fleischschtcht schnell gerinnt nnd einer dichten Kruste gleich den Fleischsast iin Juneru des Fleisches zurückhalt, wo durch das Bindegewebe und die Muskel saser geloclert und ausgequellt werden -u. daleeisch miirbe und sasiig bleibt.Suppe ist jedoch hier nicht oielweath. Das Sappensleisch muß mit laltein Wasser an das Feuer geseht werden. Das allmählichwarin werdende Wasser macht das Etweiß nicht erinnen, so daß der Gast aus dem Fleische heraus un iin sochivasser si ltisen Jan-, wes die gute Syst-Zwar Das ausgtbchte Frisch ii cht mehr wohlschaieckend. an kann eben non eines Sttick Fleisch nichtgleich Illeshabeir-Die beste tkochknast naht aber -iiichts, irren das Fleisch nicht die nothtge Reise hat. Fleisch m W aWeteo this-« ist noch eine Zeit lang in Bewegung, es zuckt mehr oder weniger. Erst nach und nach, wenn es vollkommen erkaltet ist, wird es steif und fest, was ans die Oe rinnun eines Eiweißkorbers iin Fleische (Mhoskn) beruht. Diesen nnand heißt man die Fleischstarre. iiach lsiis gerer Zeit löst sich diese Starre wieder. Das Fleisch ist nun wieder W- bieg saiiier nnd reagirt sauer. stihrend der Starre bildet sich Fleischmilchkåchum wo durch das seronnene Myosin versa dert, das indegewebe gelockert nnd ge liist wird. Es wirkt diese Ware i- Jnnern im geringeren Grade ebenso, wie wenn man Fleisch Izu Issis legt- Das Fleisch ist erst n der tarte mürbe. Während der Starre iind nor derselben ist auch das beste Fleisch, gi tocht oder gebraten, trocken, silbe, e schniacklos, überhaupt nicht wohl schmeckend. —- Zur Erlangung der steife ist es deshalb nöthig, das Fleisch längere Zeit auszubewahren. Man tann überhaupt nicht immer kaltes frische sFleisch gleich essen, inan miii es mehr oder weniger lang aufheben, d. h. konserbiren, wenn es nicht verderben soll. Das Fleisch verdirbt, wird faul, wenn die in der Lust vorhandenen Fant nißkeiine (Balterien) sich auf demselben ansiedeln. Dieß wird nni so besser ver hiitet, je trockener das Fleisch an seiner Vberslache ist. ·Die beste Aufbe wahrung von frischem Fleisch ist des-« halb das Aushangen an eineai intiglichst kühlen Ort, wo es zugleich recht zieht, weil dnrch die bewegte iiiiiglichst trockene Luft die Oberfläche des Fleisches rasch ausgetrocknet wird und die Fäulnis keime aus solchem trockenen Fleisch nur schwer ihr Unwesen treiben lbnnen. Jn Schlachthosen, großen Schlachthitusern hat man zu diesem Zweck eigene Kühl tainmern, in welchen beständig kalte, trockene Luft künstlich eingepnniat wird. Jn solchen Kühlkainniern halt sich das Fleisch sehr lange frisch nnd gut und be kommt einen hohen Grad von Reife. In Stadtm, wo Schlachthinser niit solchen Kühlhiiusern bestehehen, sind die Beei steaks, Rinderbraten ic. viel besser nnd es giebt ini Sommer viel weniger libeli riechendes Fleisch. Ein solches Libi haus ist fiir die ganze Bevblkernng einer Stadt von Vortheil. — Man kann das Fleisch auch aus Eis legen. Das Fleisch wird aber dadurch meist roth nnd ver dirbt leicht. Eiesleisch ist nicht gut. Pöckeln und Råuchern lonservirt das i Fleisch ausgezeichnet, wenn es richtig ge schieht. Besten Rauch gibt hartes hols. Rauch von weichem, horgreicheni hol-. - gibt schlechtes Fleisch, ebenso die Sei-ist iriincherung niit Dolzesstg. Heißes verdirbt das Fleisch, da es an der Ober ;slache rasch austrocknet, eine truste bil ;det, welche den Rauch nicht in das sa znere des Fleisches, der Durst ie. ein dringen lait Die Kanseroirinig kann das Fleisch erst recht schlecht tschi-, wenn sie eine nngeeignete ist. Es bildet sich dadurch leicht Wursigift ( Zioniaine ). such ini frischen Fleisch kann solches Gift bei ungeeigneter Insbewahrnng entstehen. Fleisch, welches in seuchteu, dumpfen Minnen sich desindet, insbe sondere wenn mehr Fleisch aufeinander liegt, dann Fleisch, welches in war mer, schwüler Luft, besonders in sein zertheilteni Zustand, also gewiegt oder gehackt, längere Zeit aufbewahrt wird, ist sehr leicht zur Zersihnng und Bil dung von Fleischgist geeignet. Solche Zersehungsznstiinde sind oft äußerlich nicht wahrnehmbar, daher ist Vorsicht bei der Aufbewahrung des Fleisches gn beobachten. Auch Durste, welche nichi ausgekocht oder schlecht gerauchert sind. bilden leicht Gift. Bei einer guten, ge trockneten oder geräucherten Wurst muß die Haut glatt an der Wurstniasse an liegen; es dtirfen sich zwischsn Haut und Wurst keine Lustriiume bisinden, und die Wurstmasse muß aus der Schaus fliiche gleich in der Farbe sein. Oeiiiiis cherte Wurste mit locker nnd hoch anlie gender Haut, mit Lustriiumen in der Wursimasse, mit eineni harten schwarz grauen, breiten Rand und rothlichem Innern sind nicht ausgelacht, schlecht ge stillt und geräuchert, sie find nichts werth, ja gefährlich, weil das iin Jn nern noch vorhandene rohe Fleisch leicht verderben nnd Wurstgift bilden kann- Den besten Schuh gegen den Konsum schlechten, verdorbenen und kranken Fleisches bietet eine gut organisirte Fleischschau in Verbindung mit öffent lichen Schlachthttuserii, wo allgemeiner Schlachtzwang besteht, weil es dadurch Iallein nur möglich ist, jedes Schlacht thier einer sachverständigen Unter-« suchung zu unterstillen. Gegen die Ge fahr jedoch, uin gleichen Preis minder werthiges Fleisch fiir gutes zu bekom men, kann keine Polizei schützen. Man niuß sich eben die nöthigen Kenntnisse in der Fleischkunde aneignen, muss sich das Fleisch nicht in’s Haus bringen lassen, sondern im Fleischladen einleu sen und nur das gute nehmen, was allerdings erst in großen, allgemeinen Fleischverlausshallen wegen der dadurch gebotenen Auswahl vollkommen zu er inogiichen ist. Selbstschuh ist in dieser Beziehung der beste Schuh. Unter dem schwachen Ge schlechte in Spandau ist während der Weihnachtsseiertage eine Panik ausge brochen, kein weibliches Wesen wag«e Abends noch allein itber die Straßen zu gehen, denn wie ein Lausseuer hat sich die Kunde verbreitet, daß ant ersten Feiertage einem jungen Mädchen der Zops abgeschnitten wurde. Der Sach verhait ist nach der Aussage der Betrof senen folgender: Die 17 Jahre alte Verkitttserin in einer Destillation hatte aen gedachten Tage ihre Matt r besucht und kehrte Abends gegen 10 Uhr zu ihrer Herrschaft zurück. In der Mauer straße angelangt, wurde ihr plithlich hinterrücks ein Tuch tiber den kops ge worsen, welches die Augen bedeckte. Dann hielt Jemand ihre Hände fest, so daß sie eine Weile wehrlos war und sast die Besinnung verlor. Als sie sich luig daraus wieder srei stihlte nnd das Tuch von sich geworfen hatte. war kein Mensch mehr in ihrer Nähe sichtbar· Ungehins dert konnte sie nunmehr ihren Heimweg sorttehen und erst in Ihrem-Schlamm tner bemerkte sie, daß ihr der Zops, welchen sie in Knotensortn getragen hatte, dicht am Kopfe abgeschnitten war. Das Mädchen glaubt, daß der Thitter ein hochgewachsener Mann ist, der karg vorher an ihr vorüber-gegangen war. Daß nunmehr alle Spandauer Mädchen nat ihren schönsten natürlichen Schmuck besorgt sind, ist also wohl erklärlich