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S. Jahrgang. Noch ungewiß. Das Schicksal des drohenden Kohlen streikst hängt noch immer an einem dünnen Faden. Grubenbesitzer -Vorschlag. Die Kohlrngräber erklären, für de Frieden z sein, wollen aber de Besitzern nicht entgegenkommen. Mitchell noch hoffnungsvoll. << V New Uork, 11. April. Der Konferenzausschuß der Gru benarbeiter versammelte sich heute zu einer geheimen Sitzung, um den Ge genvorschlag der Giubentbesitzer"in Be rathung zu ziehen. Wie W. H. Dott rry, ein Mitglied des Ausschusses, vor dem Beginn der Sitzung erklärte, fin det der Vorschlag, wonach dem zu er nennenden Schiedsgericht nur zwei Fragen, die Lohnfrage und die Me thode zur Erledigung von Beschiver den, vorgelegt werden sollen, nicht den geringsten Anklang bei den Vertretern der Arbeiter. „Soweit ich selbst in Betracht komme," sagte er, „werde ich nie rinwllligen.die vorliegenden Strei tfragen in dieser Weise zu beschränken. Indeß sind wir von einem friedlichen Geist beseelt und wollen olles thun, was in unsern Kräften steht, um den Streik zu beendigen." Wie es heißt, ist der Präsident Mitchell überzeugt, daß nach einigen Zugeständnissen von beiden Seiten eine gemeinsam Basis für die Einsetzung des Schiedsgerichts gefunden werden kann. Wheeling, W. Da.. 11. April. Zwischen den Grubenbesitzern und Arbeitern des 5. Ohioer Distrikts ist nun eine Einigung zustande gekom men und die Gefahr eines längeren Streiks dadurch beseitigt. Es wurde heute berichtet, daß die American Sheet L Tin Plate Company, die JameS Mining Company, James Crosby L Son und die Wayne Coa! Company die Lohnskala von 1903 un terzeichneten. Kansas City, 11. April. Die Southwestern Interstate Coal Operators Association, welche neun Minenbesitzer in Missouri, Kansas, OKahoma, dem Indianer-Territo rium und Texas umfaßt, hielt heute eine Versammlung ab. vor deren Be ginn der Präsident Perry erklärte, daß der Vorschlag betreffs Einsetzung eines Schiedsgerichts nicht zurückgezo gen worden sei und daß man sich viel leicht an den Präsidenten Roosevell wenden werde, um diesem Vorschlag mehr Nachdruck zu geben. Kühner Sprung. New Aork. 11. April. Ein Mann Namens Nathan Jsaacs sprang heute Morgen von der neuen Williamsburger Brücke hinab in dsn East River, eine Strecke von 135 Fuß, doch wurde er von der Mannschaft ei nes Ferryboots sofort auf's Trockene gebracht. Er war bewußtlos, wird aber jedenfalls mit dem Leben davon kommen. Schlechtes Oel. Middleton. Conn., 11. April. Im Superiorgericht wurde John Boylan, rin Agent der Standard Oil Company, um H 25 bestraft und außer dem zu 40tägiger Gefängnißstrafe verurthcilt, weil er Oel von schlechter und gefährlicher Qualität verkauft hatte. Der Klagefall gegen Boylan bildete eine Fortsetzung der Zivilklage von Theodor White gegen di; Stan dard Oil Company. Im Januar ex plodirte eine Oellampe in White's Wohnung, wodurch eine Tochter White's so schwer verletzt wurde, daß sie an den Folgen starb. Auch White trug schwere Brandwunden davon. White machte darauf eine Schaden ersatzklage zum Betrage von H 15.000 anhängig, tveil nach einer von dem Prof. Bradley angestellten Untersu chung die schlechte Qualität des Oels die Explosion veranlaßte. Maxim Gorky. New Aork, 11. April. Ein Dolmetscher erklärte heute im Namen von Maxim Gorky, daß er nicht nach Amerika gekommen sei, um Hülfe für die Freiheit Rußland's zu erlangen, sondern im Interesse seiner eigenen Gesundheit, da er an Schwind sucht leide. Er werde aus diesem Grunde in einigen Wochen nach Den ver, Col., geben. Während er in New Aork sei, wolle er seineßiographie voll enden und dieselbe in die Hände eines Derlagsbuchhündlers legen. Er wolle diese Arbeit erledigen, falls seine alte Gesundheit nicht wieder hergestellt wer den sollte. Er sei bereits längere Zeit aus Rußland fort und habe keine Idee von dem gegenwärtigen Zustande der Tinge, glaube aber nicht, daß die Aus sicht für eine Revolution besonders günstig sei. Die beste Zukunft für ei nen Russe:, schein darin zu liegen, von Rußland fortzugehen. TuSderßundeshauptsiadt. Washington, 11. April. Berichte über Reibungen zwischen russischen und chinesischen Truppen in der Mandschurei sind zur Kenntniß des Staatsdepartements gelangt. An der Stelle, wo die sibirische Eisenbahn und die Bahn nach Port Arthur und Dalny ihren Knotenpunkt haben, stehen japanische Truppen und in geringer Lntferrwna davon wird die Bahn von r. SS. russischen und chinesischen Truppen bewacht. Sowohl die Russen, wir auch die Japaner bemühen sich. betreffs Ausbeutung dieses von der Natur reich gesegneten Landes die nöthigen Kon zessionen von der chinesischen Regierung zu erlangen, doch scheint es. daß die Chinesen ein bedeutende Selbständig keit zur Schau tragen und daß aus diesem Grund allerlei Reibungen ent stehen. Nach den Friedensbedingungen müs sen dir Russen sowohl, wie die Japaner die Mandschurei nach Verlauf von 13 Monaten verlassen und die hiesige Re gierung kann erst nach Ablauf dieser Zeit eine bestimmte Haltung anneh men. Washington, 11. April. E. H. Gary, Vorsitzender des Direk toriums der United States Steel Cor poration, stellte vor dem Hauscomite für die Handelsmarine die Behauptung in Abrede, daß die Gesellschaft ihre Produkte im Auslande billiger verkau fe, als hierzulande. Er behauptete, daß der Preis überall derselbe sei und überhaupt nur der zwölfte Theil aller Erzeugnisse nach dem Auslande ver schickt werde. Politisches. Indianapolis, Jnd., 11. April. In der hier abgehaltenen republika nischen Staatstonvention wurde ein Platform angenommen, welche sich mit den Handlungen des Präsidenten Rooftvelt, des Vizepräsidenten Fair bants und den Senatoren und Abge ordneten von Indiana einverstanden erklärt, die Annahme eines Fracht ratengesetzes befürwortet, welches allen Theilen gerecht wird, und dem Schutz zoll das Wort redet. Außerdem er klärt sich die Konvention zur Annahme eines Staatsgcsetzes, wonach die Eisen bahnen in Indiana für die Personen beförderung nicht über 2 Cents für die Meile berechnen dürfen. Kohlenfördernde Eisen bahnen. Washington, 11. April. Die Zwischenstaatliche Handelskom mission, welche sich mit den Geschäfts methoden der Kohlen fördernden Ei senbahner beschäftigt, hat bis jetzt er mittelt, daß die Eisenbahnen, welche Weichkohlen nach den östlichen Hafen städten befördern, die Frachten unter sich vertheilen und daß ein dahinge hendes Uebereinlommen seit 10 Jah ren besteht. Bahnunfall. Boise, Idaho, 11. April. Ein Zusammenstoß auf der O. R. L N. Eisenbahn fand heute Morgen 1 Uhr 30 16 Meilen westlich von Huntington zwischen dem Paflagier zuge No. 55 und einem Arbcitszuge statt, bei dem rin Mann getödtet, ein anderer tödtlich und rin weiterer schwer verletzt wurden. Todt- ist John Lilly von La Grande, Or., und tödt lich verletzt Eimer Earl von Portland. Der Unfall fand infolge des Ver fehlrns eines Telegraphisten statt, dem Extrazuge Order zu geben. Staatshauptstadt. Springfield, 11. April. Der Entwurf des Generalanwalts Stead für ein neues Borwahlengesetz wurde heute Nachmittag der Legislatur vorgelegt. Einem Hauptpunkt dieses Entwurfs zufolge wird der Kandidat, welcher in der Vorwahl eine Plurali tät von 35 Prozent der von seiner Partei abgegebenen Stimmen erhält, auch ohne eine Konvention als nomi nirt angesehen. Indeß sollen sowohl die Kandidaten für die Richterämter, wie auch die Countylommissäre in der früheren Weise nominirt werden, um, soweit die Richter in Betracht kommen, die Parteipolitil aus dem Spiel zu lassen. Es ist anzunehmen, daß diese Vor lage noch verschiedene Aenderungen er fahren wird, ehe sie zur Annahme ge langt. Verzögerung befürchtet. New Dort, 11. April. Die verderbliche Thätigkeit des Ve suv kann vielleicht die Ankunft der amerikanischen Athleten verzögern, welche fick an den Olympischen Spie len in Athen betheiligen wollen. Der Dampfer „Barbarossa", welcher die Athleten nach Neapel bringt, wird dort am 19. April ankommen. Dem Reiseplan zufolge sollten die Athleten von Neapel mit der Bahn nach Brin disi fahren, um von dort nach Athen eingeschifft zu werden, doch ist es in hohem Grade wahrscheinlich, daß das betreffende Bahnüett inzwischen mit Lava bedeckt wurde, die Bahnverbin dung nach Brindisi also ist. Da nun die Eisenbahnverbindun gen im südlichen Italien Manches zu wünschen übrig lassen, wird es den Athleten unmöglich sein. Bringst früh zeitig genug zu erreichen. Man hofft, daß die griechische Regierung ein Ka nonenboot entsenden und die Gäste von Neapel auf dem Wasserwege nach ih rem Bestimmungsort bringen wird. Der Kongreß. Washington, 11. April. Senat. In der heutigen Sitzung drückte der Senator Aldrich die Ansicht aus, daß das End der Generaldebatte über die EEenbahnratenbill anscheinend vor Ende der gegenwärtigen Woche eintre ten werde und daß dann ein Einver ständniß über einen Tag für die Ab stimmung erreicht werden könne. Die Erklärung wurde als Antwort auf eine Forderung deS Senators Tilman für ein solches Einvernehmen gegeben. Eine weitere Discussion des Gesetzes fand heute nicht statt, da kein Senator sich darauf vorbereitet hatte, eine Rere iu ballen. Angekündigt wurde, daß Milwaukee, Lorrntag, den 15. April 1901. der Senator Sposner morgen auf die gestrige Rede des Herrn Bailey ant worten würd. Die Sitzung war beinahe vollstän dig der Besprechung des Konferenz berichtes über das Gesetz über die end giltige Erledigung der Angelegenheit der fünf zivilisirtcn Jndianerstämme gewidmet und es entstand ein hitziges Wortgefecht über ein von dem Senat hinzugefügtes Amendement, das die Ratifizirung der Ausgab: von H 186.000 des loyalen Seminoiefonds verlangt, die von d-m Spezialagcn ten I. E. Jcnkins und dem Admini strator E. I. Brown gemacht worden ist. Die Debatte drehte sich um die Thatsache, daß das Haus auf die Zu rückziehung eines Senatsamendements bestand, von dem der Senat anschei nend nicht zurücktreten wollte. Die De batte charaiterisirte sich durch mehrere hitzige Kontroversen zwischen dem Se nator Tillman auf der einen und den Senatoren Teller und Clapp auf der andern Seite. Der Senator von Süd Carolina erklärte, daß die In dianer betrogen worden seien, während seine Gegner behaupteten, daß wenn dies geschehen sei, das vorgeschlagene Gesetz sie nicht ihrer gesetzlichen Rechte beraube. Es wurde kein Beschluß ge faßt. Um 4 Uhr 50 trat Vertagung ein. Haus. Nach Beendigung der Noutinege schäfte trat das Haus in dießeratyung der Bewilligungsbill für das Postde partemcnt ein und cs wurde derselben wieder so viel Spielraum gelassen, daß sie nur geringe Fortschritte machte. Der Abgeordnete Bannon, Ohio, sprach über di letzten Vorkommnisse auf den Philippmeninseln und ver theidigt den General I. H. Smith, der wegen des Erschießens von Frauen und Kindern bei der Eroberung des Berges Tajo getadelt worden war, in dem er behauptete, daß der General Wood die Verantwortung für die Angelegenheit übernommen und da durch Smith gereinigt habe. Der Ab geordnete Hayes, Cal., sprach zu Gun strn der Erhöhung des Salärs für Postclcrks und der Abgeordnete Gron na, N. D., wollte die Gehälter der Briefträger in den Städten und auf dem Lande erhöht haben. Der Abgeordnete Tirrell, Mass., verlas einen Brief des Präsiden der Waltham Match Company, in dem derselbe erklärte, daß kein Uhrentrust vorhanden sei. Herr Tirell erklärte, daß die Uhrenfabrikanten gezwungen seien, ihr Produkt im Auslande billi ger zu verkaufen als hier, um der Kon kurrenz begegnen zu können, und der Abgeordnete Williams antwortete, daß diese Rede die wichtigste sei, die in die ser Sitzung gehört worden sei, da daraus hervorgehe, daß amerikanisch- Produkte im Auslande billiger ver kauft würden als hier, was stets be stritten worden fei. Der Abgeordnet: Sulzer, N. ?).. verlangte, daß die Nia garafälle 'geschützt würden, während der Abgeordnete McDcrmott die grie chische Kirche in Rußland für die Ju denmassacres verantwortlich hält. Die Abgeordneten Lloyd, Mo., und Crum packer, Indiana, hatten an der Ver waltung des Postamtes Verschiedenes auszusetzen, um 4 Uhr 50 wurde je doch die weiter Besprechung des Ge setzes bei Seite gelegt und mehrere an dere Gesetzentwürfe von untergeordne ter Bedeutung besprochen und ange nommen, ivorauf um 5 Uhr 05 Ver tagung erfolgte. Schmuggel. San Francisco, Cal., 10. April. Die hiesigen Zollbeamten haben die Entdeckung gemacht, daß seit dem 1. April, an welchem Tage das Schlacht schiff „Oregon" in dem hiesigen Hafen anlegte, zollpflichtige Waaren zum Gesammtbetrage von H 750.000 an's Land befördert und nach allen Gegen den der Vereinigten Staaten versandt wurden. Sowohl die Offiziere wie die Mannschaften waren an lwm Schmuggel betheiligt. Der Zollkol lektor Hamilton hat die verschiedenen Expreßgesellschaften benachrichtigt und alle verdächtigen Packetc werden ange halten werden. Die Offiziere, weich lich an dem Schmuggel bethciligten, werden schlecht dabei wegkommen. Vor nicht langer Zeit wurde ein Offizier, der einige Kuriositäten von geringem Werth schmuggelte, um H5OOO bestraft. Betrüger verhaftet. Wichita, Kas., 10. August. Der Schatzmeister der Wichita Vieh hof - Gesellschaft Edward Blackburn wurde heu.- Nachmittag unter der An klage verhaftet, der Gesellschaft H20,- 000 unterschlagen zu haben. Die Ver haftung erfolgte auf Betreiben von Talton Embry, dem größten Aktien- Jnhaber der Gesellschaft. Der angeb liche Fehlbetrag wurde vor 2 Wochen entdeckt, als Herr Embry hierher kam. um eine Untersuchung vorzunehmen und einen Sachverständigen zu Rathe zu ziehen, der die Bücher untersuchen sollte. Zugleich wurde auch ein Poli zist mit der Beobachtung Blackburn's beauftragt. Letzterer kam vor über 10 Jahren hierher. Er ist ein Vetter des früheren Senators Blackburn von Kentucky. Meuterei. San Francisco, Cal., 10. April. Fünfzig meuternde Portoricaner von der Mannschaft des Fischerschiffes „Indiana", das sitzt auf der Werft an der Harrison -rtraße liegt, bereit, nach dem Norden abzufahren, verließen heute früh gemeinschaftlich dos Schiff. Sie griffen die 6 bewaffneten Wächter auf dem Dock an, wurden aber schließ lich mit Halse der Schiffsoffizirre überwältigt. j SWsunfall. Ein Sckoner geht an der tuste von Maine in einem furchtbaren Stur me zu Grdc. 4 Mcnschenleden verloren. Der Kapitän nnd rin Matrose von dem Dampfer „Bay S:atc" auf hoher See gerettet. Furchtbare Leiden ausgestanden. Boston, 11. April. Der Sckooner Sallic B von Bangor scheiterte am Dienstag in einem Stur me an der Küste von Maine und vier von der Bemannung rrtrontcn. Die Nachricht von dem Unglück-'alle wurde heute Abend durch den Dampfer „Bay State" der Eastcrn Line von Port land, der den Kapitän des Schooncrs und einen Mann der Besatzung rettete, hierhergebracht. Die Namen der Tod ten sind: William Campbell, von Boston, Sckiffsmat. Arthur L. Gray von Belfast, Mo.. Koch. Joseph Campbell, von Sydney, C.B. John Natticher, ein Norweger, See mann. Die beiden Ueber lebend, Kapitän A. L. Hopkins von Brewer, Maine und John Mulhein, ein Finne, wurden bei Kap Portoise aufgenommen. Die Sallie B fuhr vor einer Woche mit einer Ladung Kohlen nach Bangor ab. Sic gerieth am Momag Nacht in einen Schneesturm und Kapitän Hop kins versuchte in die Boothbay einzu laufen, aberdie hohe See beschädigte das Schiff und die Bemannung war gezwungen, an die Pumpen zu gehen. Sie arbeitete mehrere Stunden, aber nach und nach füllte das Wasser das Schiff und die Männer ließen schließ lich das Boot herab, in das Alle ein stiegen. Der Schooner sank einen Augenblick später. Bald nachher wusch eine große Welle den Maat Campbell, den Koch Arthur L. Gray und John Campbell über Bord. Alle drei waren verloren. Der Kapitän Hopkins und die Matrosen Mulhein undNattieher raieten sich, in dem sie fick an einem Ballen festhielten. Später fuhren sie in dem Boot in das Meer. Ci litten ungeheuer von der Kälte und schließlich wurde Nattieher irrsinnig. Er starb einige Stunden später. Der Sturm hörte heute Mor gen auf und gegen Mittag sichtete die „Bay State" das kleine Boot. Die „Sallie B" war im Jahre 1861 in Philadelphia gebaut worden. Sie war aus Eichenholz und trug eine Last von 257 Tonnen. Dem Vernehmen nach sind Schiff und Ladung ver sichert. Wahrscheinlich Mord. Los Angeles, Cal., 10. April. Heute kurz nach Mittag wurde der Polizei in Hollywood, einer Vorstadt von Los Angeles, mitgetheilt, daß der 14 Jahre alte Raymond ermordet und seine Mutter, Frau Kate P. Ray mond, Gattin eines Bundesbeamten in Washington, D. C-, tödtlich verletzt in der Fannlicnwohnung. No. 657 Selma Str., liegt. Tie Polizei eilte nach dem Hause und fand die Leiche des Knaben im Bette liegen, durch Gas vergiftet. Die Mutter log ebenfalls bewußtlos aus demselben Grunde im Zimmer. Man erwartet, daß sie genesen wird. Die Mutter und der Sohn lebten seit mehreren Monaten in Hollywood, an scheinend in guten Verhältnissen. Man weiß vorläufig noch nicht, ob ein Mord oder ein Unfall vorliegt. Washington, D. C., 10. April. Frank Kellogg Raymond, der Gatte der Frau Raymond, erhielt heute eine Depesche aus Hollywood, worin ihm der Tod seiner Gattin und seines Soh nes mitgetheilt wird. Diese Depesche war von P. C. Cramblet unterzeichnet und lautete folgendermaßen: „Frau Raymond beging letzte Nacht Selbst mord und tödtete ihr Söhnchcn. De peschire, was geschehen soll oder komme selbst." Herr Raymond reiste heute Abend nach Hollywood ab. Er ist ein Clerk der Echreibwaterialienabthei lung im Departement des Innern. Er ist in Indiana geboren, wurde ober von Karssas aus in den Dienst der Re gierung berufen. Ter kleine Frank W. Raymond reiste am 23. Februar allein von hier ab, um mit keiner Mutter in Californikn zusammen,treffen, nach dem er sich mehrere Monate lang be suchsweise bei seinem Vater aufgehal ten hatte. Vor seiner Abreise sagte Herr Ran mond, daß er nicht im Stande sei, den Grund für die Tragödie zu erklären. Seine Frau sei in westlicher Gesund heit gewesen, so weit er wisse, und er bezweifelte die Selbllmordtheorie, Er war wie gelähmt von der schrecklichen Nachricht, Frau Ranmond bat mit ihrem einzigen Kinde Frank W. Ray mond seit fünf Jabren in Los Ange les gewohnt und brockte während des letzten Winters drei Monate hier zum Besuche von Freunden zu. Ihre Mutter und Bruder wohnen in Los Angeles, ' Gelehrter gestorben. Cambridge, Mass., 10. Avril. Der berühmte Geologe und Dekan der wissenschaftlichen Schule in Law- rence, Prof, Natbaniel I. Shaler, ist beute an Lungenentzündung gestor den. Bahnunfalk. Wilmington, Dkl.. 15. April. Ein Personenzug der New Bork. Philadelphia L Norfoll Bahn stieß in Exmore. Ba.. mit einem Frachtzuge zusammen. Der Zugführer Daniel Balee und der Heizer Harrn Wilson des PersonenzugeS würden getödtet. während die Passagiere mit dem Schreck davonkamen. Es herrschte zur Zeit des Unglück-falles ein dichter Nebel. R o ck c f c l l e r. New York, 10. April. John D. Rockefeller hat seinem Ver steckspiel ein Ende gemacht. Er verließ seinen Landsitz in Lakewood und kam nach New Bork. Dem Vernehmen nach hielt er sich hier nur eine kurze Zeit auf. um dann nach dem Landsitz seines Sohnes in den Pocantico Hills zu fah ren. wo er zum ersten Male leinen Enkel John D. 111. sah. Nach New Uork zurückgekehrt, stieg er in seiner hiesigen Wohnung ab. Zusammenbruch. Pittsburg. Pa., 10. April. Drei Stociiverie des fünfstöckigen Gebäudes No. 022 Liberty Avenue, welches abgebrochen wird, stürzten zu sammen und mehrere Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben. Zwei von den Verunglückten an's Tageslicht gebracht. Sie hatten nur leichte Verletzungen erlitten, doch wird befürchtet, daß noch fünf Arbeiter un ter den Trümmern liegen. Carnegie's Pensionen. New Bork, 10. April. Die Trustees der Carnegie'sclwn Stiftung behufs Förderung der Er ziehungsanstalten traten zusammen, um bestimmte Regeln für die Verthei lung der Pensionen aufzustellen. Der folgende Beschluß gelaugte zur An nahme: „Irgend ein Mann im Alter von 05 Jahren, welcher mindestens 15 Jahre als Professor in einer anerkann ten Bildungsanstalt lehrte, soll. im Fall er jährlich HI6OO over weniger erhält, eine Pension von Hlooo ein pfangen. Diejenigen Professoren, deren Gehalt sich über Hl6OO belief, sollen für je HlOO die Summe von §5O mehr erhalten, dock soll keine Pen sion die Summe von H '.OOO überstei gen." Die Stiftung beläuft sich auf H 500.000 jährlich. Kohlenfö r d e r n de Eisen bahnen. Philadelphia, 10. April. Infolge einer gemeinsamen, von bei den Häusern des Kongresses angenom menen Resolution trat die Zwischen staatliche Handtlskommisswn heute hier zusammen, um eineUntcrsuchung darü ber anzustellen, ob die Eisenbahnen, welche Kohlen und Oel befördern, ein direktes Interesse in diesen Produkten haben. Die höheren Beamten der Pennsylvania und der Philadelphia <L Rcading Bahn sind vorgeladen worden, um Auskunft zu geben, doch sollen auch andere Bahnen an die Reihe kom men. Philadelphia's Reform- Mayor gegen Millio nen - D i e b e. Philadelphia, 9. April. Beim hiesigen Common Pleas Ge richt macht Mayor Weaver gegen dir Kontraktorrn und Andere, welche vor dem Mai vorigen Jahres an dem Bau des städtischen Filtrirsystcms be thriligt gewesen sind, einen Civilpro zeß anhängig, in er im Na men der Stadt di Rückzahlung von über §5,000,000 verlangt. Die Klage ist gegen den früheren regulär-republi kamschen Ring-Führer in der Stadt, Israel W. Durham, den Staatssena tor James P. McNichol, John M. Mack. Wm. C. Haddock, den Direktor der öffentlichen Arbeiten unter dem verstorbenen Mayor Ashbridg, Peter Eostello, den früheren Direktor der öffentlichen Arbeiten, welchen Mayor Weaver absetzte, John W. Hill, den früheren Chef des Filtrirburraus, welcher kürzlich auf dir Anklage der Fälschung seiner Akten freigesprochen wurde, und Frau James P. McNi chol, die Gattin des obengenannten Staatssenators, gerichtet. Die Letzt genannt war eine Zeit lang Ge schäftstheilhabenn ihres Gatten. Maxim Gorki. Washington, 9. April. Die Nachricht, daß der russische Schriftsteller Maxim Gorki, einer der Führer der revolutionären Betvegung in seinem Baterland, auf dem Dam pfer „Kaiser Wilhelm der Große" lflassage nach den Ver. Staaten ge nommen hat, um sich hier zwei Mo nate aufzuhalten, hat im Einwande rungsbureau Bedenken gegen die Zu laffung dS berühmten Frciheitsman nes hervorgerufen. Man fragt sich, ob nicht Gorki zu jenen revolutionär lssrstnnten zu zählen sei, deren Aus schließung durch die folgende Bestim mung des Einwanderungs-Gesetzes ausdrücklich geboten ist: „Keine Per son, die nicht an eine organisier Re gierung glaubt, oder ein Gegner sol cher Regierungen ist: ferner keine Per son, die Mitglied einer, solche Lehren verbreitenden Organisation ist, oder die Pflicht und Nothwendigkeit von ungesetzlichen Zusammenrottungen oder di T'ödtung von Beamten einer organisirtrn Regierung ihres amtlichen Charakters >ogen befürwortet, soll nach den Ver. Staaten zugelassen wer den." Im Einwanderungsbureau wird jedoch erklärt, daß soweit nichts über Gorki bekannt sei, was zu seiner Ausschließung führen könnt, und Gencralkommiffär Sarzent erklärt, Gorki werd wie jeder andere Auslän der. der nach den Ver.Staaten kommt, behandelt werden, wenn nicht beson dere Umstände vorliegen, dir seine T>c tcntion rechtfertigen. Gute Rathschläge. Eleveland, 0., 9. April. Der Evangelist Manley Wilson hat über die Ursachen, wechc den unglück- I lichen Eden zu Grunde liegen, tiefsin nige Betrachtungen angestellt, die er in ! einer Predigt wie folgt zusammen i faßte: „Leute, die nicht heirathen, werden im Alter grämlich? und ver drießlici'e Sonderlinge. Indeß sollten junge Leute vor dem Heirathen die nö thige Vorsicht nicht vergessen. Zu die semZwrck ist es rathsam, die Zunge des in Aussicht genommenen Mädchens zu untcr'Lichcn. Ist sie über 10 Zoll lang, so kann von der Inhaberin erwartet werden, daß sie sich viel zu viel mit ihre Nebenmenschen beschäftigen wird. Man vergesse nicht, in den Ab fallkasten der Familie einen Blick zu werfen. Ist dieser mit halbe Pies. Kiicheiiiiderresteii und Brot angc füllt, dann stelle man schnell seine Be suche ein, denn das Mädchen kann nicht kochen. Eine Frau kann mehr aus der Hinterthür werfen, als ein Mann in die Vordrrthür I)ereinbringen kann. Den heirathslustigen Mädchen gebe ich folgenden Rath: „Kehrt dem dünn beinigen Bengel den Rücken, der viel leicht Geld, aber kein Arbeitslust hat. Ist der Verehrer ül>er die Rennen wohl' unterrichtet, so laßt ihn laufen. Glaubt nicht, daß Ihr einem Trunkenbold ku riren könnt, indem Ihr ihn heirathet. Den Verheiraiheten möchte ich es an'S Herz legen, daß sie einen Mann oder eine Frau, aber nicht eine Schwieger mutter heirathen." Deutschland. Berlin, 9. April. Auf innerpolitischcm Gebiet herrscht seit dem Beginn der Osterferien des Reichstags und des preußischen Land tags eine Ruhepause. Das Plenum des Reichstags wird seine Hauptarbeit erst nach Ostern zu verrichten haben. Die Arbeit in den Kommissionen ist indes; gut gefördert worden. Die dritte Lesung des Etats ist erst nach Vollen düng der Eteuerpläne möglich, die kaum vor Mitte Mai zu erwarten ist. Es stehen dann noch zahlreich wich tige Borlagen aus, so das Militär pensionsgetetz. die Maß- und Geivichts ordnung, der Versicherungsvertrag, das Unterstiitzungswohnsitzgesetz, dießeichS stempelnovelle, Aenderung des Schutz truppengesetzes u. a. m. Der preußische Landtag ist mit sei nen Arbeiten weiter vorgeschritten, als der Reichstag. Er hat den Etat er ledigt, und zur Verabschiedung der beiden Wohlgesctzoorlagcn fehlt nur noch die vierte Abstimmung, welche nothwendig ist. weil jede drrMaßregeln eine Abänderung der Verfassung in sich schließt. Die Annahme des preu ßischen Volksschulgesetzes, gegen Ivel ches sich immer scksiirferer Widerstand erhebt, gilt dagegen als unwahrschein lich. New Aork, 10. April. Der „N. U. Stsztg." tadelt,ihr Ber liner Korrespondent: Die ablehnende Haltung, welche die deutsche Regierung gegenüber der Un terbringung einer neuen russischen An leihe in Deutschland einnimmt, scheint in St. Petersburg eine arg Verstim mung heroorgerufen zu haben. Wie eine Privatmeldung aus der russischen Hauptstadt besagt, bezeichnen die dor tigen maßgebenden Kreist Deutsch lands Ablehnung der Betheiligung an der geplanten russischen Anleihe als ei nen Vorgang, der auf das Verhältniß zwischen Rußland und Deutschland ei nen höchst ungünstigen Einfluß aus üben müsse. Jene Kreil seien übrigens ! der Ueberzeugung, daß Deutschlands! Ablehnung auf die vielerörterte fran zosenfreundliche Depesche des russi schen Ministers des Auswärtigen, Grafen von Lamsdorff, an den Grasen Cassini, Rußlands ersten Verrteter auf der Marokko-Konferenz in Alge ciras, zurückzuführen, aber nicht durch Erwägungen finanzpolitischer Natur hervorgerufen sei. In St. Petersburg verlautet ferner, daß der deutsche Reichskanzler Fürst von Bülow anfckngs den russischen Anleiheplänen geneigt gewesen wäre, aber der Kaiser selbst die Ablehnung entschieden hätte. Oesterreich-Ungarn. Budapest. 10. April. Die ersten Amtshandlungen des Grafen Andrassy, Ministers des In nern. bestanden darin, daß er alle ab solutistischen Maßnahmen gegen die Presse und öffentliche Versammlungen widerrief, entlassene Beamte wieder einsetzte und etwa 80 politische Prozes se, darunter einen gegen den gegenwär tigen lustizministcr Polonyi wegen angeblicher verräterischer Aeußerun gen gegen die Monarchie, einstellen ließ. Große politische Demonstrationen sind zur Feier der Aussöhnung zwischen Oesterreich und Ungarn geplant. Es wird berichtet, daß der Kaiser Franz Joseph sich Mitgliedern seiner Umgebung gegenüber dahingehend ge äußert habe. daß er jetzt nur noch einen Wunsch habe, nämlich den. ein Einver nehmen zwischen den Deutschen und den Tschechen zu Stande zu bringen. Griechenland. Athen. 10. April. Tie Endergebnisse der am letzten Sonntag abgehaltenen Wahlen zeigen, daß di Theolokisten oder Anhänger des Premier-Ministers Throtokis, 120 Sitze in der Deputirtenkammer er langten. Va älteste nv meist ge lesen -entseh vlntt in Wisconsin. Nummer 6. Anarchisten. Zn amerikanischen ' Häsen treffen große Mengen solcher aus Jlaliia Ausgewiesener ein. Werden verhaftet werden. Dir italienischen diplomatischen Ver treter habe die hiesige Regierung daraus ausuiertsam gemacht. Ihr Eintreffen unerwünscht. Washington, 10. April. Den hier an.zelangien ofizirllenMit theilungen zufolge sind in jüngster Zeit italienisckn Anarchisten i großer Zahl , 'vivoHl in den atlantischen wie auch in c*i> Häfen des Stillen Ozeans ange kommen. Die hiesigen diplomatischen Bertreter Italiens sind im Besitz ge nauer Mittheilungen und Hoden sich verpflichtet gefühlt, die hiesige Regie rung davon in Kenntniß zu setzen. ! Demnach sind die aus Italien vertrie . denen Anarchisten hauptsächlich in ! San Francisco und Baltimore gelan ! dct und scheinen besonders die letztere Stadt zu ihrem Hauptquartier ge macht zu haben. Die italienischen Konsuln werden bald im Stande sein, den Einwande rungsbehörden genügendes Material zu liefern, worauf eine Anzahl der unerwünschten Ankömmling in Hafi genommen werden kann. Rußland. St. Petersburg. 9. April. Die verspätet eintreffenden Wablbe richte vergrößern den Sieg der Oppo sition. Kursk stellt eine geschlossen, fortschrittliche Delegation, an deren Spitze der Fürst Peter Dolgorulow steht. Einer der Gewählten, Chertow, befindet sich im Gefängniß. Witebsk erwählte zwei Polen, einen katholischen Priester, einen Fortschrittler, zwei kon stitutionelle Demokraien und zwek Bauern. Wladimir, eine der alten Hauptstädte Rußlands und eine Hoch burg der Orthodoxie wählte einen Mo narchisten, das Wahlkollegium stimmt aber für fünf konstitutionelle Demokra ten. Tula ist außer Moskau die einzig Provinz, welche konservative Mehrhei. ken in'ö Feld stellt. Das Wahlergrb niß in der Moskauer Provinz ist daS Ergebniß eines Schachers. Die Reak tionären verbündeten sich mit einem Theile der Oktobcrinänner und erkauf ten die Stimmen der Bauern im Wahlkollegiuui durch die Bewilligung eines Sitzes an sie. Dieser Handel wirkte auf de Senistwoführer Schi pow und dessen konstitutionell-demo kratische Parteifreunde derart absto ßend, daß sie ihre Kandidaturen zu rückzogen. Mit alleiniger Ausnahme von Tula siegten di Bauern in allen Provinzen, in denen sie sich ziffernmäßig in der Mehrheit befinden. Ihr Gewählten sind jedoch meistens Männer mit mehr als Durchschnittsbildung und oft nu dem Namen nach Bauern. Unter den so Gewählten befindet sich beispiels tveise der Rektor einer St. Petersbur ger Mittelschule. Mexiko. Mexiko. 10. April. Die Bewegung zur Gründung einer neuen englisch deutschen Bank soll so weit gediehen sein, daß die „Deutsche überseeische Bank", welche hier ein Zweiggeschäft unterhält, mit dem neuen Unternehmen verschmolzen wird. An letzterem sind auch eine Anzahl New ?-orlcr Bankiers betheiligt. Es soll das stärkste Jinanzinstitut im Lande werden. Mexico City. 10. April. Ein Syndikat, dem B. F. ?)oakuin von den Rock Island und Frisco Sy steinen angehört, plant den Bau einer Eisenbahn von Salina Cruz, dem Endpunkte der Tehunatepec Eisenbahn an der pazifischen Küste entlang di Westküste nördlich nach Manzanillo. Es ist wahrscheinlich, daß die neu Linie nördlich bis zur amerikanischen Grenze fortgesetzt und dort mit dem Rock Island System verbunden werde wird. Frankreich. Lens. 10. April. Der Kohltngiäberverbond beschloß, an der Forderung eines Tagelohnek von H 1.58 festzuhalten. Einig kleinere Ruhestörungen wur den gemeldet. Vor dem Hause, in dem cer Kongreß der KohlengraVer tagte, veranstaltete eine etwa 1500 Köpfe starte Menschenmenge Kundgebungen. Die Frauen waren besonders laut und zu Gewalthätigkeiten geneigt. Die Bergleute im Departement Loire beschlossen, sich den Streitern anzu schließen. Deutsch -Afrika. s. Berlin, 9. April. Der Generalkonsul Rechenberg in Moskau ist zum Nachfolger dS Ma jors Grafen v. Götzen als Gouverneur von Deutsch-Ostasrika ernannt wor den. ) Spanien. . Madrid, 10. April. Es wird halboffiziell mitgetheilt daß der Besuch des Kaisers Wilbelm i> Spanien bi zum Herbst verich-be wurde. \n\n . . . . . Der Kouurazsbok.