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Bksäüe in der Kinderstube. Von Dr. Michael Cohn. u den gefährlichsten Unfällen rechet man die Verbreninin -O gen und Verbrühungen. Sind :ie auch in der Kinderstube bei weitem nicht so häufige Vorkommnisse, so sind - ie dafür im Hinblick auf die unmittel bare Lebcnsdedrohunz um so ernster aufzufassen. Nnd auch dort, wo die Folgen dieser Art Verletzung nicht ge rade tödtlich wirken, verursachen sic doch oft genug höchst schmerzhafte Zu stände, tzie viele löschen zu ihrer Ab heilung LeanspntMn und dauernde Entstellungen nach sich ziehen können. Die Stätte dieser Unzlückskälle ist frci ich nicht bloß die eigentliche Kinder stube. sondern, aus naheliegenden Gründen, wohl mindestens ebenso häu fig die Küche, in die gerade jünger KtnKr nur allzugern der dort beschäf tigten Mutter solaen und auch häufig jur besseren Beaufsichtigung zeitweilig mitgenommen werden. Schon beim Neugeborenen kommen Gelegentlich Verbrüdungen der Haut vor. so daß zu heitzesßadewasser. wenn dessen Temperatur nicht mittels Bade thermometers, sondern mii der Hand bestimmt wird ferner durch Wärmfla schen, deren Verschluß ungenuaend war. Die meisten dieser Ilngluckssälle gesche hen allerdings erst später und zwar Leim Spielen mit Zündhölzern, bei zu starker Annäherung des Kindes an den offenen, brennenden Sfcn an den Koch herd, an den ange-Zndetc-.i Weihnachts baum, beim Umwerfen und Erp "Liren von Petroleumlampen, beim SG,per und Stür-en über ein am Vvden ste hendes Gefäß mit heißem Wasser, beim Umstoßen zu nabe am Tisch undHerd rand stehender heißer Getränke, wie Milch, Kaffee und Suppen. Werden solche Getränte ferner in zu heißem Zustand: verabfolgt, so können daraus Verbrühunaen der Schleimhäute des Mundes, Rachens und Kehlkopftin gangs entstehen. Dir Gefahr l>ei Haut verbrennungen hänat wesentlich von der Ausdehnung und der Stärke der Verbrennung ab. War die Hitzeein wirkung nicht sehr beträchtlich, so kommt es nur zu eine: schmerzhaften Nötbung, sonst aber zur Bildung von Blasen auf der Haut und in Len schlimmsten Fällen zu einem völligen Absterben der verbrannten Hautpartie. Gerade bei Verbrennungen kann di Mutter durch rasches, energisches und zweckentsprechendes .handeln schlim mer; Folgen von d.-m verunglückten Kinde abwenden. Haben beisviclswcise die Kleider Feuer gefangen, to gilt es als erstes, das Feuer zu ersticken. Man legt das Kind auf den Boden und be deckt es schleunigst mit Tuckern. Tep pichen u. dergl., was gerade zur Stelle ist. Erst dann übergießt man das Kind reichlich mit Wasser, damit die in den Kleidern noch vorhandene Gluth nicht weiter in's Fleisch brenn:. Beim Verbrühen durch heiße Flüssigkeiten übergießt man sofort den in Leiden schaft gelogenen Köroertheil mit kaltem W-affer. Hitze aus dcn bedecken den Kleidungsstücken zu bannen. Dann aber werden die Kleider rasch vom Körper deZ Kindes enlftrnt. was am schnellsten durch Ausschneiden mit der Scheere geschieht. Nunmehr handelt es sich darum, bis zur Ankunft des Arztes den ersten Wundschmerz zu stil len. Bei kleinen Brandwunden, wie sie bei Kindern z. B an den Fingern so oft durch Anfassen heißer Gegen stände vorkommen lann man mit Blei wasser kühlen; bei stärkerer Verbren nung wird der Schmerz am ehesten ge lindert. wenn man die Wunde vom , Luftzutritt durch cinen dichten Ver band möglichst abschließt. Ans die Wunde selbst kommen zunächst Lein wandläppchen, die mit dcm bek-nnten Brandmittel Kalkwasser und Leinöl getränkt find einem Mittel, das freilich nur in frisch l-ereiietcmZustar.de anaewkndet werden soll oder aber die mit einer antiseptischen Salbe Bor-. Salizylsalke u dergl.) bestri chen wurden. Noch besser ist es. trocken zu verbinden, wozu man sich zweckmä ßig der setzt wohl überall in Apotheken vorräthigen Brandbinden bedient, die mit Wismuthpuloer dicht imprägnirt sind und in mehrfacher Lage auf die wunden Stellen kommen. Sie werden mit Aattelagen überdeckt und mittels Tüchern oder Binden befestigt. Ist keines dieser Mittel rasch zu veschaffcn. so begnügt an sich vorläufig damit, die verbrannten Stellen einfach mit saube rer Wundwatte zu bedecken und zu ver binden. Bei sehr ausgedehnter Ver brennung bringt man das Kind in ein lauwarmes Wafferbad. Eine weitere Kategorie ebenso eigenartiger wie meist höchst beunruhigender Unzlücksfälle in der Kinderstube bilden die durch Fremdkörper hervorgerufenen. T-as Eindringen eines Fremdkörpers in den Organismus stellt zuweilen ein ver bältnißmäßig harmloses Ereizniß dar, nickt selten aber auch bedroht es un mittelbar das Leben; es hängt das hauptsächlich von dem Ort ab. c>r. den der Fremdkörper hingelangt, dann aber auch von seiner Größe und sonstigen Beschaffenheit. Die meisten Fremdkörper bcimKind nehmen ihren Weg durch die Mund höhle. Solange sie sich in deren vor deren! Theil befinden, sind sie aller dings ziemlich ungefährlich; schlimme Verletzungen können sie hier kaum zu fiiaen. Ueberdies sind sie von hier, wenn ft nur erst bemerkt worden sind, meist leicht und rasch zu entfernen. Aber schon rm Hinteren Theil der Mundhöhle wird die Sacke viel bedenk licher. Hier befindet sich bekanntlich der Zugang zu zwei in's Innere des Körpers führenden Wegen, dem Luft- und dem Speiseioeg. Bleibt nun der irremdkörper hinten im Wund stecken, so kann er bei genügender Größe den Eingang in den Luftweg verlegen, der Luft also den Zutritt zu den Lungen veriprrren. mithin zu sofortiger Er stickung führen. Ist er erst in den Ma gen gelangt, so ist die Gefahr schon wesentlich geringer. Größere Fremd körper können zwar lange im Magen liegen bleiben und bier Störungen ver ursachen kleinere aber gehen oft genug,' selbst wenn sie Gitz und hart" sind sfe-bst Stecknadeln), ohne besonderen Schaden zu stiften, au? natürlichem Weae ab. Durch Verabreichung vcn breiiger Kost, wi z. B. Kartoffelbrei , :sie d-n liewLl-rim idiALK kma man den gefahrlosen Abgana. der i übrigens oft geraume Zeit auf sich warten läßt, unterstützen. Mit Br - stimmrheit lann man freilich aus den - glücklichen Verlauf nicht rechnen, aele gentlich können insbesondere spitzt Ge genstände im Leide necken bleiben und dann allerhand Ilnkeil anrichten. Biele unsererSveiien erhaltknDinge, di als Fremdkörper wirken können, wie Gräten und Knochensplitter, die von dem unerfahrenen Kinde leichi mit verkckluckt werden. Oft bleioen sie im , Halse stecken, von wo sic entfernt wer ! den muffen oder sich auch von selbst loslösen, während sie noch lange in folge der hervorgebrachten Verletzung das lästige Fremdkörpergesühl zurück - lassen. Gelangen sie in den Magen, so tonnen sie hier vom saueren Magen saft noch verdaut werden, während im Darm ihre Auflösung nicht mehr statt findet. Noch häufiger werden die un verdaulichen Pflaumen und Kirsch lerne von Kindern verschluckt. Und : auch der Nahrunasbiffcn als solcher lann gefährlich iverden. ivenn er, wie das nicht selten bei Kindern geschieht, während längerer Zeit im Munde k-e -! lassen wird oder, zu gross genommen - und unzerkaut nach hinten gebrach!, rm i engen Halse stecken bleibt. Auch der ! Lutschpfropfen, der Schnuller, kann in einem unbewachtcnAugeribltck.besonders im Schlaf, leicht nach hinten rutschen : und. den Kehlkoofeingana verlegend, - Erstickung herbeiführen. Ungefähr um ! die Mitte des ersten Jahres, mitunter noch früher, zeigen die meisten Kinder s die üble Neigung, alle möglrchenDinge, die ihnen in die Hände tomwen. in den Mund zu stecken. „Das sind die Zähne", s->7-:n die Mütter und Groß mutier. Tbatläcküch verhält es sich damit wohl anders. Die Äenüsse des Gaumens sind diejenigen, die das Kind am frühesten und am lebkanest-en em vfindet, und eine der gründlichsten Er fahrungen die es sich von Ansang an str, tagtäglicher llebnng aneianet. ist die, daß jene Genuss: immer durch Einfüh ren eines Gegenstandes in die Mund höhle zustande kommen. Und nun bat es gelernt, zu greisen, zn fassen seine Muskeln zu regieren, was- wunder, wei es jetzt, den Drang nach Selbst ständigkeit in sich spürend, immer und immer wieder den Versuch macht, sich Kiese schönsten seiner Lebensfreuden auf eigene Faust zu verschaffen! Man chen Kindern bleibt dann d-e Gewohn heit noch lange allerhand kleine Gegen stände. mit denen sie spielen, zum Mund -u führen. Im höchsten Grade verharrznissvoll können die Folgen, die ein solcher im Munde des Kindes befindlicher Fremü lörper nach sich zieht, sich gestal :eir, wenn der Fremdkörper plötz lich nach hinten gleitend, in den -Athemweg hineinwanüert. Zwar hat ;die Natur gleichsam zum Schutze vor solch unbefugten Eindringlingen am Eingang dieses Weges den Kehl deckel hingepflanzt der sich rechtzeitig Zenkend ihn abzuichließcn vermag; ivenn aber das Kind, während cs den fremden Gegenstand zwischen den Lip pen. den Aäknen, auf der Zunge oder sonstwo im Munde hat, ganz plötzlich ! einem recht tiefen Athemzug durch den ! Mund thut. so ist der starke Luftstrom 'im Stande, den Fremdkörper so rasch : mit sich fort und in di: Tiefe zu reißen, daß der Kehldeckel gar nicht Zezt fin det, leine Funktion als Verschliessthor ru erfüllen. Der Gegenstand geläutt dann, wie nwn wohl sagt, in die fal : sche, in Wahrheit in die richtige Kehle, das heißt in den Kehlkopf und bleibt ! sc nach der Größe und sonstigen Be - schaffenhett entweder bereits hier stecken oder aber er gleitet noch tiefer in die . Luftröhre, beziehungsweise in einen Hauptast dieser Röhre Die besondere und unmittelbare Gefahr diese? Bor lommnisses gerade beim Kinde ist da durch unbedingt, dass, infolge der Enge des kindttchen Luftweges dieser schon! durch verhättnißmähig kleine Ctegen stände so dicht rerscklosscn wird, daß leine Luft mehr dazwischen hindurch kann, mithin sosortigeErftickung drobt. Wenn ein sonst gesundes Kind beim Essen oder Spielen plötzlich blau wird, würgt und angstvoll nach Luft ringt, so ist es das erste, hieran zu denken und sofort mit dem Zeigefinger in den .Hals des Kindes zu fahren: oft wird es dann noch gelingen, des Eigenstem-! des habhaft zu werden. Ist derFrenrd ' i körper tiefer eingedrungen, so erzeugt er, wenn er nicht gerade zur Erstickung führt, auf jeden Fall doch durch Ein er-chuing des Luftwegs eine gewisse Athemnoth, beim Sitz im Kehlkopf auch Heiserkeit und außerdem stets ei nen sehr heftigen Hustenreiz. Es ist ein besonders glücklicher Zufall, wenn durch solch einen kräftigen Hustenstoß, der vielleicht noch durch Beklopfen des Rückens unterstützt wird, der Fremd- körper wirklich hinausfliegt. Meistens geschieht das nicht, und Kunsthülfe muß Platz greifen. Denn gleichgültig ist die Anwesenheit solcher Fremdkör per in den Luftwegen wohl niemals: Husten nnd Athemnoth können zwar zunächst schwinden: das Kind erscheint vielleicht wieder munter, und man täuscht sich deshalb über den Ernst der Lage, allein nach einiger Zeit kehren die Anzeichen meist in verstärktem Maße wieder. Auf alle Fälle erregt der Fremdkörper bei längerem Verweilen zuletzt entzündliche Veränderungen qe sährlick>er Art. Andererseits ist aber - die ärztliche Kunst heutzutage nicht nur im Stande, mit Hülfe einer vrrvoll lvmmneten Unterluchungstechnikt Röntgenstrahlen, direkte Deleuchrung auch der tieferen Luftwege die oft ungewisse Frage, ob überhaupt ein Fremdkörper da ist, mit großer Be stimmtheit zur Entscheidung zu brin gen. sondern auch oft genug selbst Fremdkörper, die schon tick in den Qr aanen der Brusthöhle stecken, aus völ lig unblutigem Weg glücklich berauf ,befördern. Bei manchen Fällen ist das freilich ohne vorherigen Luftröh renschnitt nicht ausat,rbor. Nicht ganz so deunruhiae rd. dafür aber weit häufMr als die?, sind die Fremdkörper :n Nase undQhr bei Km oern. Rech. oft beobachte! man. daß Kinder sich selbst kleine Gegenstände in ein Nasenloch oder in eine Ohröftnurtg hineinschiebrn oder doch hineinschieben wollen. Die Befürchtung, ein solcher Fremd körper könne so ohne weiteres in s Ge-! Sonntagsiwtc, Milwaukee, Lonnta.;, 9. September, titst. hi-n hmeinspazirren. ist gänzlich unke -rundet. Bor allem versuch- man nicht mittels Haarnadeln und irbirlicken i Dingen den eingedrungen Gegen stand herauszuhosen. Besonders am Dchrc sind solche Hantckung-n zesähr lich. da der Fremdtörx-r hierdurch oft erst so weit in die Tiefe geschoben ' wird, daß er nunmehr auf leine andere Weise als durch einen grösseren opera-. tioen Eingriff zu entfernen ist. Kleine Fremdkörper, die sich dickt hinter dem Raseneinocing befinden, können gele aentlich vom Kinde beim Schnauben noch auszestoßen werden. Im Allge meinen ist cs ober ratbsam. sich nicht lange damit aufzuhalten, sondern das Kind alsbald einem kundigen Arzte zu zufrihren. Dickem wird es. besonders, wenn vorher keine unzweckmäßigen Enrfernuzsversua>c -internommen wor . den sind, wohl stets gelingen, obschon zuweilen erst mit einiger Mühe. das „corvus delicti" an' Tageslicht zu be fördern. Im klebrigen ist es bekannt, daß mitunter solche Fremdkörper in der Nase und auch im äußeren Gehör- - gang nicht nur Jahre, sondern selbst Jahrzebntk lang lieaen bleiben können, vdrre irgend eine Beschwerde zn verur sachen. Sie können freilich durch ihren Sit, in der Naie einen hartnäckigen, übelriechenden, eitrigen Ausfluß ber rorrusen, der dadurch bezeichnend ist. i daß er immer nur auf eine Nasenhöhle beschränkt ist, diejenige nämlich, in der - der Gegenstand sitzt. Zum Schluß sei noch auf eine zum Glück ziemlich kleine Grlippe von kln glüetsfällen. die Vergiftungen, hinge wiesen. Damit sie zu Stande kom men, muss sich schon zu Fahrlässigkeit in der Beaufsichtigung auch noch grob Gedankenlosigkeit undManzel jeglichen Ordnungssinnes seitens der Erzieher hinzugesellen. Wenn aber beispiels weise konzentrirte Säuren, Laugen, Bcnttn, Petroleum, differente Arznei s'osfe, wie Brornoform. Chloroform. Karbolsäure. Morphiumlösungcn und ähnliche Stosse frei und osien und in erreichbarer Nähe des Kindes umher 'stehen, so kann es schon gescheiten, daß dieses in einem unbewachten Moment sich übe: sie vermacht und sie in Bezug auf Trinkbarkeit und Geschmack einer Prüfung unterzieht. Hat nun ein Kind von einer scharfen Säure ge tränten, >'o reicht man ihm zu deren Abstumpfung rasch Milch oder Eiweiß wasser (3 Eiw-eiß aus - Quark) oder schwaches Sersenwasser; im Nothfall thut es auch zerstoßene Kreide oder von der Wand abgeschabter Kalk. der in Wasser aufgeschwemmt wird. Bei i ,mr Laugenveraistung wiederum sind ! die am schnellsten herbeizuschaffenden , Geaenmittel Syeiseessig ungefähr k Eßlöffel aus k Glas Wasser) und ver-- öünnter Zitronensaft. Ueberhaupt wirkt hier schon die Zufuhr von Flüs sigkeiten an sich verdünnend und somit ! abschwächend auf das Gift.' Bei de meisten übrigen Giften aber kann es sich im ersten Augenblick nur darum , handeln, durch Erregung von Brechreiz mittels Einsührens eines Fingers in l den Hals so viel wie möglich von dem. ! geschluckten giftigen Stoff nach außen zu befördern. Im Uebrrgen aber ist gerade hier die schleunige Herbeischaf sung ärztlicher Hülfe auf das gendste geboten. CkriHrrbel. Novelle von Frida Weber. L i s ch k a. —. Freund lich lacht die Sonne in das ! lichte, lauschig Zimmer, fährt ! mit neckendem Strahl durch dir Blät ter und Blüthen der Stöcke am Fen ster, huscht über den fcingetönteii Teppich und zuckt mit irren Lichtern über die Bilder, daß hier und da ein schönes Antlitz hervorleuchte! ein großes sprechendes Auge, just wie vom! Leben beseelt, aufflammt. Ec gleitet! Über das blendend weiße Damasttuch des Tisches hin, der vor dem altmodi schen Sopha steht, und naschend und leckend umhüpck der feine Strahl die Tassen und Kännchen, die eben eine schlanke, weiß Frauenhand gefällig vrdsset. Welch eine fein, ausdrucksvolle Hand! Sie erzählt von so vielen einsamen, durchdachten Stunden, von vielen heimlichen Thränen und verronne nen Träumen. Das schöne graue Auge spricht nicht ein Theil von dem, was diese Hand verräth, nur um den Mund liegt eine kleine, kleine Falte. Die Tassen in der Hand klirren leise, und Sie schlanke, hoch gewachsen: Frau übersieht noch einmal das! Ganze; wunderbar schön ist das feine Gemmenkop'chen, das da so graziös aufrecht arn dem schlanken Halse ruht,: wenn auch nicht mehr in der knospen- den Zartheit der ersten Jugend; aber das Lächeln um Len tickrothen Mund ist heiter und die Augen unter der: glatten, weißen, leuchtenden Stirn! sind jung und feucht. Und still ist's im Zimmer. Die Frau blickt auf die prächtige' Stutzuhr. die in der Ecke aus einem kleinen Tisckcken siebt - und ein Zit-: tern lä-.ckt um den Mund der Ein- samen. Ta wendet sie leise den schö-! nen Kopf und lauscht, und durch die! Sonntag-stille geht's wir ein stockendes Ein solch stiller Sonntagsnachmit tag war es -- vor länger denn zehn Jahren da stand unter den alten, hohen Bäumen des Gärtchens, das zu. Sem einsamen Hause am Ende der I Stadt gehörte, eine junge Mädchen- j gestalt, und der Dust der blühenden Zentifolien umfing sie mit köstlichem Hauch. In den glänzenden, braunen Flechten Hinz eine einzeln weiße Rose. Sie war so kck'ön und lieblich, und wie sie so Lahinschrrtr mit dem abrechten, zierlichen Köpfchen, war sie schöner und köstlicher .denn alle Rosen um sie her. Tr Vergleich ist so verbrauch! und dock auch der jung Mann an ihrer Seite empfand ihre Schönheit so, denn ferne Aug leuchtete heiß und! feurig. Doch sie mußten scheiden. Und Christabe! sang ihm zum letzten j Mal sein LieblingSlreS: „Home, sweet Home" das klang so süß und rein und dem Mann stand eine Daran? im Auge, als e: d-- weul-e Hand des errotbenden Bia'Len.; aa 'ine Lippen s-ädrcke. So schieden sie! Die Sonne war im llnwraed.en. da ! sah die schöne Ehristabel ran Gissen der schnellen Schrittes dahineilende Männeroesialt nach. UN' den gro ssen grauen Augen lag ei:: ckol s. ho l fendes Licht. Dir So:- -e war ver sunlen Ehristabel erscha :e: -- und zog l das weiche Tiichlein 'estec um sie Sck-ultern. Dann ging sie aufrechten Hauptes in dar Haus ihres Pater;. Ebrckiabe! von Eissen war d:e einzig' Tockter des Majors von Eissen, der in dem kleinen, rosenun-wuchrrkn Häusckxn ein'am und zuckieaen dahin lebte. Ungern zwar fad er die Re gung seines Kindes zu dem jungen Kau'mann Hans Dotmever. doch oie ser war ein strebsamer fleißiger Mann. der eine gute Zutuns! harte und der alte Herr liebk-e rein sckönes Töchterlein. Von einer Heirath Io::: ja noch lange keine Red sein, de-:: der Fwier ! ging im 'trage seiner Hauses in das Ausland und kedrle e:je-cht erst nach Jadrei! zurück un? de- sang inisch alte Herr backte: was können die? Jadre nick: Alles b: -en!" Und die Zeit ging hin und dem guten alten 'Major draclie sie etwas - und da zwar der Tc-dl Als Ehri stabcl des Morgens dem Poga ein neckisches Wort in da? ock'eae Fenster rief, klang ihr kein .Erwiderung eni geaen und nach einer Sunde hielt sie den todten Bater km Arm. Ihr hilfloses Weinen verklang in den einsamen Räumen ii-d es war Niemand, der SaS welche junge G schöp gestärkt hätte mit tröstende. Worten. Bis sie selbst die Rave we derfand da war aus dem lieblichen, singenden Mädchen eia sinnende, ren ken--; Weib geworden, Run ledte sie ein stilles, friedliches Leben und waltete rm Hauie g.ckchäckiz und fleißig. Die alte Hanne, die Dienerin, schalt wohl, daß sic noch ganz zur „alten Juncker" wer S-n würde in dieser Zurückgezogenheit doch Ehristabel lächelte und ihre A - gen leuchteten höher und in der Still idres Zimmers preßt sie -die Hände an die Stirn und lachte, lachte ihr leises, süßes Lachen mit dem eigenen Kehl laut und jauchzte: „Haick- Dormeyer!" So scho'ste sie; und träumend schu' sich ihre Seele Bilder von dem Leben an seiner Seite van dem Leben a! ssein Weib. Erst errötberd, zagend, dann immer sicherer und Keller wurden in ihr die Bilder der Zukunft. Hell und voll Arbeit und Muten uns darübe rder Hauch einer zarten Poesie. So voll war ihre Seel, so reich igle Pkantasie an Gestalten voll Schönheit und Licht, daß sie wie von cklbst die Feder und die rechten Worte fand. Schöne, linde, tluze Worte! Und dann : Las Zagen das Wagen. Und eines Tages kam der Wird und trieb lustig die Blätter in die Well. Und die Menschen staunten! „Wer - ist das Menschenkind, das inmitten in ästigen, strebenden,prosaischen 'Zeit solch duftige, poefievclle Wone ! schreiben kann? In welcher Welt ledte sie, daß sie noch so reine hohe Gedan ken empfindet, so viel ideale Krack gestalten voll Leben und sonnigen ge sunden Denkens schaffen kann?" Und Ehristabel blickte hinaus in die trunkene Soimaerpracht und lächelte still, selig: „Meine Liebe" Und dann eine Zeit, die Zeit des Unbefriedizlseinr, des Zweifeln, des Weiterwollens des Sterbens. Doch die Zeit floß, und auch das ging vorüber, und Ehristabel schasste und sann und Hans Dormeyer schrieb seine regelmässigen, kurzen, kühlen Brie-e. In Ehristabel war eine Scheu und auch ihre Briefe waren kühl und so ganz, ganz anders, wie j ihr Empfinden. So reihte sich Jahr an Jahr und Ehristabel blühte wie eine volle Rose und ihr Blut wall: gesund und kraft voll durch die Adern, dass es roth durch die weiss Haut schimmert. Und die Jahr gingen und Christabe! welkte langsam leis, wie dür stende Tehnsaucht laz's in den feuch ten Augen, und um den Mund war ein Zug wie von verhaltenen Thränen Hans Dormeyer aber schrieb von dem Reichthum, den er ansammele für sein schönes Biäutchen und bald kehre er heim. Und Ehristabel betete nur bald, nur bald. Die träumende Frauengestalt fährt auk: unten im H.us schallen laute Tritte und dann dick Stimme der alten Hanne, die den Gckt die Treppe Hinau wei st. Hans Dormeyer kommt! Christabe! zittert, ibre Hand fährt nach dem Herzen and starr sehen di- Auzen nach der Thür. Die große Männergestalr muß den Kopf bücken, wie ! c über di: Schwell: schreitet, den K .i mit den kurzen Haaren, den kalten Au-zen unter der Brille Den kühlen A -en gegenüber faßt sich Christabe' scckall den fremden Augen! Durch Herz des Weibes geht ein langsames Frösteln. Dann füllt sie ste Taffen mit dem duckenden Trart und des Mannes Augen hängen an weißen Handen, gleiten prü-en-d über dir schlanken Arme und die .arten Farmen der Brust und in Eck anten fällt er das Defizit „Verb iht". Ein Sonnen-'t:ab! husckt über da sein, zarte G-ckichtcken Christabe!- und in ihiea Auren ist ein warmer als sie .um Flüge! schrecket mit liebkirswürdi'-m Lächeln: „Ich muß der Heimkehrenden doch mir dem Lieb de: Hermaih empfan gen." bind ibre -eich, süsse Stimme zittert durch den Raum: „Home, wen Home". Durch br gläubiges, remes Herz zieht der (stedanke: „Ich will si-aen. beim Klung der Lieder wird er wieder der alte, der Hans von dam-:'- werden," Hans Dormeyer liegt im Seis t, ein Flimmern halb Unaeduld und Spott, halb Wehmuth :!"d Leh.-- suck: nach alten, längst vergessenen Zeiten in den Augen, und die Hund spielt mit den Enden des Bortes. Dann lack:' er :on!-chi ~D:c Frc-utnzimm-r ::::: ihrer Ten nrnentaliiat. Kinde:'?:- . V., -,a--ne". Unarduldig spring, er anst musternd schreite! er im Z-.m.-.nr . „her La lugt ein Liait. Edruiabeir Sckriit. „'sedar.ken stiller S: - den liest er. Ebristal-el wendet da- Haupt und siegt in sein Antlitz, steht lein ,'ps:- r tische:, latyrisckes vächcm. - Di: Stimm versagt ihr und langsam er hebt sie fick:. Dann sitzen die Zwei sich gegen über und Ehruiabel ei-ahlt von -ar-::, Leben mit monotoner. schleppender Stimme und ihr,selbst erscheint S nun in dieser .Stande lo sch-I. so leer, so voll von trügerischen Trän inen. Und dock war' ein so köst liches. reiches Leben, wenn auch ein sam. Hans Dormener sprich: von seinem Arhrzie. arbeiten und rechnen van 'rüh bis sät. Und Eristabe' -röstest'. Und dann steht er vor ihr und bit tet um ihre Hand. Das Mädchen bück! idn an und spricht leise: „Hans Darnieder, wir Beide sind nicht mehr Die. di wir waren das n>ar!" Und er nickt: „Gott. ja. das Le.en packt Einen anders an. als man in der Jugend denki; inan -wird älter und rernünfliaer: vom Disteln und Ünft -chlöffer bauen !., man nicht leben. Die Hauptsache ist mir eine ordentliche Frau, die Len Hausdal! versteht nd ' mir ein gemüthliche Han herrichtet." Christabtl schüttelt das Köpfchen, i ~Es ist zu spät für uns Beide, wir wurden uns nie mekr finden, Hans Dornigster! F alxr .. o ja jadre langes gemeiniao es Leben Seite an Seite in der Jagend lwiite unser Eu psinden und Denken :u gleiche Babnea gelenkt. Sie. ein Mann mit prakti schem Denken und doch Sinn und Ver ständniß für das Schöne, das Geistige, das ia dock da Schönste und Höchste' im Leben ist und uns von, Tbier >,:> te.-schidei. Und ich " lhier lei'e, u:li hülsloseui Blick und in einander geschlungenen Handen) „und ich - o, ich wäre gewiss ein braves, treues Weib geworden, mit klarem Blick und Inter esse äir Haus und Hof sowohl wie sür die Bodllrsniffe des Geiste-: ich ver siehe mich nickt rech! deutlich au-zu drücken. Sie erlassen es mir woh'. Hans Dormeuer ich würde Tie nicht glücklich machen." Ein Flimmern in des Mannes Au gen. Doch das Wort der Liebe stock: auf den Lippen, die dos weiche Wort verlernt, und der Eherub des Schwei' ' gens hält sein flammendes Schwert, dass di- Beiden--den rechten Weg nim mer finden. Und dann ist er gegangen. Die Treppe knarrt unter seinen i Tritten und das Garte-rpförtchen ! schliesset sich hinter ihm. Die Düste der l blühende Eentifolien um'angen ihn zum letzten Mal, wi. ein leises Beu ein ziebt's durch sein Herz, daß sein ' Fuss stockt. Doch der Dickt zieht vor ! über - - und Hans Dormeyer sch.äa! mit dem Knopf des Stockes an sein Bein, dass es klatscht, „Prr, Han4, alter Junge, mach keine dummen Ge : schichten nischt für Dich." Die Sonne geht unter; in ihrem Zimmer liegt Ehristabel auf den Knien ! und weint leise unaufhörlich. Und die Thränen rinnen und fallen und ! schwemmen hinweg all die sonnigen Träum von Liebe und Glück. Da dringt durch die Stille das Zir pen und Zwischen! eines Vögelchens, das klingt wie: Min nicht, wein nicht , und das junge Weib lauscht und . horcht. — Weine nicht, Freud und Leid, Glück und Schmerz, Alles geht vor ! über. Ehristabel legt den Kops in üieHand : und sinnt, und der Frieden senkt sich ! lind und sanft in das einsame Frauen ! herz. Der Frieden der reinen, glüu lügen Seele." Kct Mnrjorie. Zur Erinnerung an ein Kind. Bon W i l h. Schwcdler. Auf einem kleinen Grabe an den Ufern de- Forth in Schottland, fern von bem Hasten und Drängen der ge > sck-äsligen Welt, liegt ein schwerer, ver ! nüiterter Sein, aus dessen rauher ! Oberfläche man kaum noch Sie Ja i schrift erkennen kann, die vor nahezu ! einem Jahrhundert eingemeissel! war icke: „M. F. l8rl." Aber am End ! des niedrigem Erdlrögels steht ein Gra i Nitlrruz. das von liebender Hand spä-: rer errichtet wurde, und dessen Inschrift ! immer sauber und lesbar erhallen wird. Sie lautet: „Petit Marjorie Majori Fleming. Born 1803. -- Dead k>ol." Acht Jahre ein kurze. Menschen ! leben! Und doch eroberte sich Marjv-- ! rie in diesen acht Jahren einen Platz unter den Unstert liehen Ser Ration. Allerdings weiss d-e Rachwell nur ivenig von diesem wunderbaren Kmde, und es ist keine Hoffnung vorhanden, jemals mchr über Maejor e zu erfah ren. Ja, es ist nur einem glückuchen Zufall zu verdauten, dass sie uns ihre Wecke nicht ganz und gar in Vergessen heit befallen sind; denn 'dickst- Jahre hindurch atzte man nichts mehr über sie. als dass sie lebte und starb. Walter Tcct! kannte sie. er liebte sie und spielte mit ihr; er bezeichnete sie als da- merk würdigste und liebenswürdigste Ge schöpf, das er je gesehen, und cs wird stets zu den Seltsamkeiten der Literaturgeschichte gehören, wie dickes Kind den Hicgraphen des großen Ro- mandichter- so vollkommen entgangen ist. Jahrzehnte verstrichen, dis einst ein aescnafiiger Schotte arck Ser Tuche nach Information für ein Handbuch de: Kü-te von Fcke auf drei Hecke stieß, Re iem Interesse erregten. Ec- waren die Taaebücker MarjorieS aus Len letz ten drei Jahren ihres kurzen Lebens. Lacher, die jetzt einen Ehrenplatz in l>-r englischen Literatur einnehmen. Eini ' ge 'Brachstücke erschiene,! zunächst in ei nem schottischen Lokalblatte und spä ter in Bachausgaix, die von Dr. John Brown de'prochen wurde. Don Sa an ! begann ckgn sich sür die Persönlichkeit- du': Anfanz des achtzehnten Jahrhunderts geborenen und gestrebt, n.-n Wunderkmder. für den Liebling Walter cons zu imeressirrn. Bald daraus erschien eine Lebensgesch-cyte Marjorie- von Brown, und sgaier wurde ibre Siograotuc auck den Zebu tausend eingereiht. die das .Lexikon britischer Berühinttki-.e:!" siillen. Aber selbst dort theilt ihr Biograph, Sir Leslik Llepben, zo gui wie nickns mü. was Bronm nicht schon in seinem k!ei ncn Werk im Jahre r8"-8 erzählt hatte. Jetzt, mehr als hundert Jahre nach idrcrGeburt.ift nun an dcn'elbei,Stelle, wo einst Pet Marjorie Garten lag. ein Buch gedruckt worden, in dem alles steht, was wir je von ihr gedör! haben i oder noch boren könnten. Ihr Bäte? § war ein Polizeiricdler und ihre Mutter die Tochter eines Edinburgcr Arztes ! Sie lebten in Kirkaaldp. einer kleinen schottische Ortschaft, aber Marjorft : brachte die drei bedeutendsten Jabr: ! ihres Leben, vom fünften bis zmn achten, bei ihrer vielgeliebten und inti -ne Freundin Jsa Keith zu, deren Freundschaft sür sie Leben und dichte rische Inspiration war. Das waren die drei Jahre ihrer „Karriere", wäb rend deren sie sich, in der englischen Li uratur für alle Zeiten einen Platz sicherte. Marjories Tagebücher gehören z den Wundern der Welt. Man kann es leichter verstehen, wie die Erbauer der Pyramiden die schweren Felsen zu schgoindelnber Höhe hinausbrachten. als wie ein fünfjähriges Kind schreiben! konnte, ivas Marjorie damals schrieb, s In dem ersten Brief, den sie jemals ichricb, an ihre aeliedtc Jsa, lesen wir: Mist Poi.ine, eine Dame mei ner Belanntschast, lobte mich furchtbar, als ick ikr einige aus Deen Swift zj. tierte. Sie sagte, ich hätte Talent zu: Schauspielerin, und Du kannst Dir denke, daß ich mir vor Stolz kaum, zu fassen wusttc. Aber gleichzeitig lniinst Du mir glauhen, daß ich auchj nickt ivenig verlegen wurde." In de n T rgrbuch des 'w!g-edcnJah rec-, also geschrieben in Mariories seck i steil LclciiZahre. lesen wir: ...... In der Einsamkeit liebe ich! zu wandeln, das Geräusch der geschäs- . tigen, lärmenden Stadt weit hinter mir, und vor mir nur Dinge, auf de? nen das Auge mit Wohlgefallen rubt. Dann fühle ick mich emporgehoben, weit, weit binau' aus dem Bereich der sündigen Mcnfcheusöhne. in Regionen, in denen Hast und Neid, Mord undAc ! waltthat unbekannte Begriffe sind." In wenig schönen Zügen, denen man ! die ttngaüdthti! und Unbehol'enhcit: ansiebt, ist das Alles geschrieben, und! die Orthographie licht io gut wie Alle; zu wünschen übrig, dennMajorie lernte : erst in ihrem achten Jahre von ihrer Freundin Jsa Rechtschreibung und die Geheimnisse der Simecolings und an-! derer Interpunktion". Und von der Zeit an ist auch die äußere Form der Tagebücher eine bessere. Aber immer ist es dasselbe plaudernd: Kind, die Weisheil eine Philosophen von den Lippen eines Säuglings, lind da weich, mibsiihleno Herz einer Kinde; > ist es, da; sie untröstlich weinen iästt über den Tod dreier Truthühner, die -ibre Mutter zum Weihnachtslest ge schlachtet hat, daS der jugendlichen! Dichterin die schwungvollen Verse, die. „Elegie auf den Tad der lieben Put.-n" ' in die Feder ditkirte, ein merkwürdiger l Mansch von albtluger Schulmeistere-, und kindlicher Harmlosigkeit. Und ? doch war es nicht die Tckrsftstekrrin ! und nicht Li Dichterin, die Walter ' Scott in ihr schätzte und liebte. P:t Marzorie selbst war es, das Unschuld, volle, liebenS-vürvigr, überkluge Kind. ! So lange da Andenlcn an den gro ssen Schrift stellar und seine Werke krisch bleibt, so lange wird man auch fdes unvergleichlich schönen Bildes ge ! denken, wo der gefeierte Mann vor dem kleinen schottisch Mädchen steht und! ihre lustigen Kinderstubeiivcrse deila niirt. Aber vielleicht das denkwürdigste Ereignist in ihrem kurzen Leben war die Gesellschaft in der heiligen Drei königsnacht. Sie waren alle da. die Geladenen, auhcr Major, die damals ! schon kränklich und schwach schien, und Sir Walter Scott war missgestimmt. „Wo bleib! das Mädel?" fragte er im mer wieder. Und als die Glock- er-' tönt und der Rollstuhl hereingebracht wurde, mit drm alten vcrschossemn Ueberzug, auf dem sich ihr Meiste Ge wand leuchend abhob, da stand er er- ! regt aus. bnigle sich über sie und sah j ihr lang in die glnzenöen dunklen j Augen. „Bleib Du hier sitzen, mein Töchler chen", sagte er zärtlich, „damit sie Dich Alle sehen können " lind Alle iubrie er sie vor und sie mußten der i kleinen Königin des Festes huldigen. Marjorie rezitirt dann einige alte schottisch: Balladen und einige Stell: au, Shatespcare. „Ihre Deklamation aus Shakespeare rührt mich mehr, als ich sagen kann", erklärte Scott wied-er bolt, und diejenigen unter seinen Freunden, die ihn am besten kannte.-., meinten, sie hätten ihn nie so glücklich gesehen wie an jenem heiligen D.-ei königsabend. Ader „wen die Götter lieben, der stirbt jung",- An jenen, Abeno ha?! Marjorie leine zwölf Monate mehr vor sich Immer kränker und schwä cher wuvoe sie, bis gegen Ende des Jadres eine Besserung in ihrem Zu stande eintrat and Alle glaubten, sie würde erhalten bleiben. 'Rur sie selbst ! nicht. Eines Tage, iväbrend sie krank im Beti lag, ansche-nenh auf dem W:.ze! zur Genesung, lat sie ihre Mutter, Lad Nairne's schott-sckes Rational lirS zu spielen; und als die Klänge des wohlbekannten Liedes in das Krankenzimmer drangen, sang Mar ione mit schwacher .aber süßer und klarer Stimme: „Dabin welk' ichFJohn, Wie Blumen an der Lonne, Hinüber welk' ich In's Lanv der Wonne. . Bald daraus trat der Rück-all ein und der Sonntag vor Weihnachten vor ihr letzter froher Tag. Immer und immer wieder trug ihr Bater lein, tanke Kind in den schon mit festlichem Grün sür das Wr-cknaLisftst ge- i 5 stt-mückten Zimmern umher. S'tt sie 'hn ftagle. sb ste etwas rezitiren soll. Und dann begann sie in seinen Arm u Sa- bekannt: Lied des schottische:! Dichtern Burns: „Was macht mir das Scheiden ss 'cki-'r. ss sckrrttr. von dieser armen Erde?" Bevor sie zr Seit ging, schrieb sie ein Gedicht all ihre geliebre Jftr. „Meine Genesung". Das mären and!: letzten Zeiten der jun gen Dicki-erin. Um Mitternacht stieß sie einen Schmerzensschrei aus. ver sich innrer und immer wiederholte, drei lange Tage und drei Nächte lang, b:s am Morgen des 1!. Dezember 1811 mit dem Ruft „O Mutter, Mutter!" Pet Marjorie zurücksank, „hinüberwil !nd in's Land der Wonne". Sie Würde der cnglischrn Köchi. V.-sftr als durch lange Schilderr:- gen wird die Noth. die die Londoner Hausfrau mit ihren Dienstboten bat, durch iolgende-:- Augoublicksbild ver anschaulicht das walirend der Ver liaiidliuigeu vor dem Uezirtsge:icht vou Bloomsburu aufgenomiiren wur de. Euro eiachin reifere Atters Nagt gegen ibre eine Pc-usiauouürthiu in Gonwc Street, au' Zalilung rückständigen Labnes et läge, in: Ick trat nieine Stelle Donnerstag an und murkr nanniag iorigeichickt." Richrer: „Warum denn so schnell?" Kläge >>: „ck.'a. die Dame kan: Sonn i abend viel zu srüb in die Küche ber untei und natu den Braten aus dein Lien Als i:e 'jeder biiiautgii'g. Wal ich ihn natürlich wieder billein. Am Sonntag kam sie wieder herun ter. woraus ich ibr sagte, wenn meine 'üche dermaizeu überlaute wurde, tonnte ich u.imöglich ordentlich arbei ten. Sie wallte mich reun imd Fall entlassen, aber ick, ivollte lückit io sein und gab ihr noch eine Chance." -- Richte:: „Das war nett von Ali nea." Klägerin: ..Das >var es auch wirklich. Ich erbot mich zu blei ben den nachsieu lag aber sagte sie wieder, ich i-'Me gellen, sich veclaag le meine 12 Schilling Lolin für eine Woche, sie wollte mir aber blos; ü Schilling geben." - Richter: „Li haben ja aber auch gar keine Wachs gearbeitet." Klägerin: „Wenn Leute in 'einer Hucke sind und mir meine Sachen anlassen, kaun ich doch nickt arbeiten. Daran bin ich nicht gewöhnt." Richter: ..Und dann bat ..sie" wähl gar noch Ihr Kochen Intimi? gilt England für ein ireie? Land, sollte Jlrpe Herr-' ickiatt nicht nach Belieben in ..Ihre" üüche geb dürfen?" Klägerin: .So was lammt de! wirklichen Hcrr 'chasten nicht vor. Bei deen gebt man in den Salon binaul und nimmt die Anordnungen sür den Tag ent gegen." Richter: „Genug. Li sind ans dem Holzwege, meine Liebe. Sie Hau-ttrau kann in ihre nicht glue Küche I'aniim'i,. so olt st Lust hat Paßt Ihne das nicht, so müssen Sie kündigen nd geben wenn Ihre -ft-tt js? - Damit war die Klage abgewiesen. — Robert Schumann und Sereniisimn. Als Schumann in den Jahren, da seine Bedeutung noch nicht allgemein anerkannt war, seine Gattin auf ihren Kunstreisen begleitete, ereignete sich ein eigenartiger, komischer Zwischenfall, der sehr leicht böse Folgen haben konn te. wenn das Ehclrben der beiden Künstler nicht ein so harmonisches ge wesen wäre. Nach einem Hoskoiizert in einer kleinen Residenz, sagte Sere nissimus, den Klara herrliches Spiel entzückt hatte, der Klavirvirtuosin viel Artigkeiten und wandte sich dann an de ihm etensalls vorgestellten Gatten derselben, der damals schon fast all seine unsterblichen Werte geschaffen hatte, mit der huldreicheirFrage: „Sin! Sie auch musikalisch. Herr Schu mann?" /, . Ein Tichtcrurtheil. In einer illustren Abendgesellschaft Londons wurde einst John Miltoir, der berühmte Dichter der Epopöe „Para dis Lost" („Das verlorene Paradies"), von einer Mchr schönen als geistreichen Lady gefragt, woher es wohl käme, daß in manchen Ländern daS Heirathcn der Männer vor Vollendung des 18. Lebensjahres verboten sei, während doch der Herrscher schon vor diesem Al ter als regierungsfähig vom Gesetz er klärt tverd. „Das erkläre ich mir ein fach daraus," enlgegnete Milton ru higen ToneS. „daß man in jenen Län dern zur Annahme neigt, die auch ich nicht für unberechtigt halt, daß es oft weit schwerer ist. eine Frau, als ein ganzes Volk zu regieren. Glosse. Man spricht in der Re gel von lochende Erben, meisten tiiid'S zankende Erbe. Die Vorzüge der Geburt erfor dern nur dir Achtung, rorlche das Ge setz und di gute Sitte mit sich brin gen; aber der Adel der Seel erfordert von uns unsere ganze Ehrerbietung. Es giebt nur wenige Pflanzen, welche im Schatten gedeih rönnen, aber noch weniger Menschen, welch unter drückenden Verhältnissen Tüch tiger zu schaffen imstande wären. Beim Wort genommen. Ter Dickel beiucht mir feinern Resten, der Student iil. eine TtieatorvorftellunA. tvorin sich der .Held ichuldenbalbcr er schießt. „Ra. Friv." sagt der Lukel im Zwischenakt. ..siebst Tu. so weit bringt inan es mit de Schulden!" — Friy: ..Holt recht. Onkel! Leih' mir nur gleich IG) Mark, damit ich meine zahlen kann!" AuSred Richter: .. .. Sie ua!> die beiden andern Herren wurden we gen nächtlicher Ruhestörung durch Schreien, Jodlen und Einwerfen von Latcrnen ausgefchrieben. Sie waren anscheinend betrunken!" „Herr Richter, wir als Mitglieder eines Ab stinenzleroereins!" „Ja, aber wa rum thaten Sie denn da?" .Au Agitationszwrck-n damit die Schlemmer sehen, daß man auch shae Alkohol Radau machen kann!"