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Der Bauer vom Wald. Erzählung von Auto v. Verfall. (4. Fortsetzung.) „Eiwtis stark, Herr Polentz! Hun drrttauseno ge* ich." bemerkte er. ohne von seiner Rechnung aufzusehen. „Hundertachtzigtausend!" Polentz klopfte mit dem Knöchel seines Zeigefingers aus den Tisch und veränderte keine Miene. Johannes bewunderte ihn jetzt, zu gleich aber kam ihm die Angst. War das kein offenbarer Schwindel? Kei ne strafbare Ueberoorteilung? Der Bauer vom Wald vor dem Gericht: wegen Betrug! Der Händler laS wohl in seinem Antlitz. „Sagen Sie selbst, Herr Al tinger —" Johannes gab es einen Stich. Ge rade in diesem Augenblicke tat ihm die ungewohnte Benennung weh. „Ist diese Summe nicht doch sträf lich bochgrgriffen!' fuhr der Händ ler fort. „Verlangen Sie das wirk lich? Sie, der Besitzer? Das möchte ich wissen." Er sah ihn scharf d-bei an. , Der Bauer zögerte. Es klang wie eine Warnung aus den Worten. Hun derttausend Mark war ja mehr wie genug. Sein rechtliches Gefühl sträub te sich gegen das Mehr. „Ja allerdings —" er rückte mit dem Stuhl. Da fiel ihm Herr Polentz in das Wort. Mir hat der Bauer vom Wald den Kauf übertragen. Mit mir al lein huben Sie zu reden, wenn Sie wollen, daß aus dem Handel über haupt was wird." „Ist das so?" fragte der Händler den Bauern. Johannes schämte sich jetzt der Rolle, die er spielte. Sein Wider spruchsgeist regte sich; aber ein Blick )>es Agenten, und er nickte nur stumm. „Also hier ist der Kontrakt." Po len- setzte den Zwicker auf die große Nase, strich den Bogen zurecht und las näselnd die Bedingungen vor: „Das sämmtliche Holz wirv am Stamm von dem Käufer übernom men.Daflelbe muß innerhalb drei Mo naten entfernt sein. Für die Beobach tungen aller forstpolizeilichen Vor schriften ist der Käufer haftbar. Der Preis betrögt hundertachizigtausend Mark in baar. Fünfzigtausend Mark sind zahlbar bei Inangriffnahme des Hiebes, der Rest nach Abführung des sämtlichen Materials." Totenstille herrschte in der Stube. Johannes wischte sich den Schweiß von der Stirne. Etwas ganz Frem des, nie empfundenes regte sich in feiner Brust, für das er kinen Na men hatte. Die Zahl Hundertachtzigtausrnd rollte mit ihren Nullen in seinem Hirne umher. Sie verkörperten sich zu lauter Geldrollen, die den Ahorntisch füllten. Ja, sie hatten keinen Platz auf dem Boden, im ganzen Zimmer umher. Der Händler schwieg noch immer arnd schrieb Zahlen auf Zahlen auf !die Ahornplatie. „Hundertvierzigtausrnd. Mehr kann ich nicht. Es wäre absoluter Verlust." Jetzt hielt sich Johannes mäus chenstill. nicht einmal den Blick wagt er dom Boden zu erheben. „Hundertachtzigtausend," Hang wie der Polentz' unbarmherzige Stimme. „Es steht ja bei Ihnen, wir zwingen Sie ja nicht." Wieder Stille. Dann erhob sich der Händler plötzlich und streckte Polen mit einem verbindlichen Lächeln, als habe ihm dieser die größte Gefällig keit erwiesen, die Hand entgegen. „Also abgemacht, hundertachtzigtau send Mark!" , Johannes traute seinen Augen nicht, dann ergriff er selbst die über den Tisch gereichte Hand des Händ lers. „Danken Sie dem Herrn da. Sie hätten keinen besseren Anwalt fin den können. Mit Ihnen wäre es mir etwas leichter geworden," meinte der Händler. Der Vertrag wurde von beiden Parteien unterzeichnet. Dann empfahl sich der Händler schleunigst. Er konnte seinen Verdruß über den AuS aang des Geschäftes doch nicht ver bergen. Mit einem nicht sehr freund schaftlichen Lächeln empfahl er sich bei Herrn Polentz. Ich werde nicht verfehlen, bei ge gebener Gelegenheit mich zu revan chieren." meinte er. Vater und Sohn würdigte er kaum mehr eines kur zen Grußes. Kaum war er fort, änderte sich die Szene. Polentz hüpfte, die Hände in den Hosentaschen, wie ein Ver rückter in der Stube umher, schlug sich auf die Schenkel, lachte hell auf, und MaithrS siel ihm um den Hals und tanzte mit. Johannes fühlte sich völlig ermat tet. Er mußte sich setzen. „Nun lästern Sie noch auf die Nonneu?" begann plötzlich Polen-, ,or ihm stehend bleibend. „Da kann man wirklich sagen, da? Glück kam !Jhnen über Nacht in das Haus ge flogen. Wisse Sie denn auch, waS das heißt. hundertachizigtausend Mark? Das sind siebentausend Mark >!hr!iche Zinsen, lvenn man die Hän de in den Schooß legt dabei, zehn öis zwanzigtansend, wenn man sie nicht in den Schooß legt, sondern daS G.id gehört arbeiten läßt. Wenn Sir meinen Rat befolgen, tun Sie das. Ich dächte, Sie hätte ein Pröb chen davon erlebt, was mein Rat wert ist." Den Bauern verwirrte diese finan zielle Erklärung immer mehr. Er verdiente trotz aP seines konserva tiven Bauernsinnes doch auch gerne rin Stück (zleld. Aber wenn c oaran dachte, was ihm der ganze Wald bis jetzt cmgciragen, so war die Summe einfach lächerlich gering gegen die. welche dieser Mann eben nannte. Matthes verdroß das Benehmen ve Vater. Am Ende war er selbst doch der Veranlasser des glanzenden Hondels. ohne ihn wäre Herr Po len- nie i das Haus gekommen. LLL iLLI esdlich Las irrte I Hinderniß seiner Verbindung mit I Wanda gefallen, von ivrlcher and:, , Vater den ganzen Winter kein Wv't gesprochen, als sei die Verlobung da j mals nicht ernst zu nehmen gewesen, j Jetzt war die beste Zeit, Alles aus , einmal zu ordnen. „Aber Tn brauchst lang, bis Di z'recht find'st .Vater." begann Mat ches. „I mein do. auf das, was sich grad begeb'n hat, gab'? kein Zweif'l mehr, wer's am besten meint mit Dir. Oder soll'n wir am End mit dem narret'n Geld da weiter wirtschaft'? Das kann doch Dein Ernst net sein." „Ist auch sein Ernst nicht, ist viel zu k!ug dazu, der Herr Vater." mein te Polen- geschmeidig. Der Bauer brauste diesmal nicht auf. Diese zwei Männer, die jetzt Schulter an Schulter ihm gegenüber standen, schreckten ihn. Er fühlte eine verzweifelte Ohnmacht, seinen star ren Willen schmählich gebrochen. „Ja. was soll denn eigenste g'scheh'n? Wia wia denkt Ihr Euch denn das?" fragte er in einem mitteiderregendem Tone, der Mathe gegenüber schlecht angebracht war. „No, das is do sehr einfach," er widert: dieser barsch. „Wenn i a den ganz'n Wint'r nix g'redt hab' davon aber jetzt, natürli heirat'n tua i halt. Auf was soll'n wir no wart'? Ja so, heirat'n —Johannes schien völlig verwirrt. „Und das bedingt doch, das Mat thes in die Stadt zieht." ergänzte Polenh in einer auffallend energi schen Weise. „Und was soll er da in der Stadt, der Matthrs?" fragte Johannes wie der, die Hand auf die Brust drük trnd, als schmerze ihn da drinnen et was. „Arbeiten soll er in der Stadt." erklärte Polentz. „Zehnmal mehr als er hier je arbeiten kann. Zu was bringen soll er es in der Stadt." „Zu was bringen," wiederholte Johannes gebrochen. „Ja —ja und i i bleib auf dem Hof." „Unsinn! Sie gehen mit! Das ist doch selbstverständlich. Was sollen Sie denn noch auf dem Hof, wenn der Wald weg ist? Sie und Ihre Frau o, ich habe auch für Sie Arbrit, Sie sollen nicht feiern. Ver lassen Sie sich daraus." „Und der Hof? Was soll denn nachher mit lm Hof werden?" Jo hannes warf einen ängstlichen, fast bittenden Blick auf den Sohn, wel cher ungeduldig im Zimmer auf und ab ging, oder an die Fensterscheiben trommelte. „Aber ich bitte Sie," unterbrach Poientz die Antwort. „Der Hof! Was ist denn noch der Hof? Die paar Grundstücke? DaS verlohnt sich doch nicht mehr. Oder wollen Sir viel leicht warten, bis der Wald wieder steht, dem Wachsen der Bäume zu schauen?" „Aber man kann do net an Hof, an alt'n guat'n Hof, so mir nix Dir nix Herr Polen-, der Hof g'hört seit zweihundert Jahr die Altingers. Wissen S' das?" fragte Johannes mit einer Stimme, aus der es wie Tränen klang. Polen- lächelte überlegen und zuck te die Achseln. „Aber ich bitte Sie, lieber, guter Mann, lassen Sie doch hie Scherze. Wer kümmert sich denn darum, heutzutage." Ich-" Johannes erhob sich. Er mußte sich auf seinen Stock stützen. I kümm're mi drum, verstand', Herr Polen-, i, der 'etzte Bauer vom Wald, wia i merk." Der dicke Mann schrumpfte förm lich zusammen vor der jetzt hochauf gerichteten Gestalt des alten Bauern. „Nun, dann gut. Zu was denn die Erregung? Wenn Sie nicht anders wollen —dann bleiben Sie in GotteS Namen hier. Wir können uns ja ei nigen —" „Gicb'S bo der RoSl, das ganze Zeug!" platzte jetzt Matthes ärgerlich heraus. „Sie soll ihr'n Ferl hei rat'. Für den langt's no, mcinat i. I verlang kei Staud'n davon. Johannes sah seinen Sohn mit einer Art von Staunen an. „Du vcrzicht'st also auf den ganz'n Hof? Is das mögli?" „Wenn er die hundertfünfzigtau send Mark bekommt, selbstverständ lich!" erklärte Polentz. „Ist das so, Matthes?" fragte Johannes noch einmal. „G'rad a jo, wia der Polentz sagt. Kein Siaud'n verlang r." „Und der Ferl. dem Holzknecht fein Sohn, wird Bauer vom Wald?" „Warum denn net? I kann ihn do net mitnehma in d' Stadt den Nam'! Das wirst do einseh'n, Vater. Mir langt der Altinger." „Ja. dann —" Johannes erhob sich „Dann freist, aber Ihr müaßt schon verzeih'n, der alte Kopf pariert nimma recht. G'rad a bisl Zeit brauch' i. 's is do z'virl gewes'n aus einmal. Morg'n Herr Polen-, rrd'n wir wert'r d'rüb'r." Schweren Tritte, tief gebeugt, verließ er die Stube. Polen-' Augen blitzten freudig auf. Triumvh malte sich in seinen fleischigen Zügen. Er nickte zufrie den. al die Türe sich hinter Johan nes schloß, dann reichte er mit einer raschen Bewegung Matthes die Hand. „Brav hast Du Deine Sache ge macht. Jetzt sollst Du 'einmal was erleb', und die Wanda dazu! Die versteht was vorzustellen, die ganze Stadt soll auf Euch Zwei sehen. Nur Vertrauen, Matthes blindes Ver trauen verlange ich." Matthes traten die hellen Tranen in die Augen, so strömte das Herz ihm über ton Dankbarkeit gegen! diesen Mann, der ihm die Tore des Lebens weit öffnete. Der Schlag hatte begonnen. Don! allen Seiten zugleich erfolgte der An griff. Den ganzen Tag über tönt! Axschlag. Sägegeräusch, der dumpfe JücksLlaa der aefällten Bäum. Tonntazsbotc, Milwaukee, Sonntag, 1. Jnli ISIS Und dicht hinter dem Heer der Füller folgte ein zweite, das der Aufräumer. Di Gesellschaft hatte eine Rollbahn bis zur nächsten Sta lion errichtet. Johannes starrt: oft sprachlos aus dieses Wunder, wie man im Hand umdrehen einen ganzen Wald aus dem Land schleppt. Wie dumm mar. doch eigentlich aufwächst da hcraußrn! Meint man, weiß Gott, was Heiliges, Vorn e me? so ein Besitz ist, und zuletzt ist er so wie eine andere Ware auch. Die Geschichte begann ihm Spaß zu mochen.Die fünfzigtausend Mark An zahlung waren prompt und bar auf dem Ahorntisch in lauter blankem Gold erfolgt. Lange saß er vor den aufgehäuf ten Rollen. Am Ende war es ja ehr lich erworbenes Geld, die Frucht ei ner jahrzehntelangen Arbeit und Sparsamkeit. Es begann in seinem Innern un bewußt ein Umwandlunzsprozeß, die dämonische Gewalt wirkte auch auf diese starre Natur, vielleicht um so gefährlicher, iveil sie förmlich über rumpelt wurde davon. Mutter und Tochter Polentz wa ren jetzt wieder zur Sommerfrische im Hause. Johannes verstand sich in i diesem Jabre viel besser mit der ! Braut, welche ihn mit allen erdenk lichen. ihm völlig unbekannten Auf merksamkeiten bedachte und stets mit mehr Respekt behandelte, als sein eigener Sohn. Geld hatte sie auch, so übel war die Partie nicht einmal. Er hatte jetzt nur eine Sor ge, die Zukunft des Hofes. Viele An sprüche waren damit nicht zu ma chen, sobald der Wald weg war. Die Oekonomie war unbedeutend und bei der Lage des Hofes nicht einträglich, somit war am Ende der Ferl gut genug, abgesehen von der Liebe der Rosl zu ihm. Aber der Ferl war noch immer nicht da. Er war einen festen Ar beitsvertrag eingegangen uno mußte seine Zeit abwarten, schrieb er. Am Ende lag aber die Sache doch anders. Schlimme Gerüchte gingen von dem liederlichen Bolk, das sich draußen in dem Nonnenrevier mit den Arbeitern eingenistet; dazu kam die verderbliche Nähe der Stadt mit ihren Verlockungen. W:nn der Ferl dem allen zum Opfer fiel in seinem Gram und Zorn? Dann hatte er ihn auf dem Gewissen. Und er hatte sich schon ganz hinein gelebt in den Gedanken; ja, es war ihm Plötzlich, als könnte er keinen geeigneteren Bewerber um RoSls Hand fmden, als den Sohn des al ten Grimm. Auf dem tiefsten Grunde seines Herzens regte sich eine unbestimmte freudige Hoffnung, der er selbst kei nen Namen zu geben wagte, die aber in inniger Beziehung stano zu dem Ferl. Grimm wußte keimn Bescheid. Der Junge haßte das Schreiben wie der Vater und beschränkte seine Mittei lungen auf das äußerste. Die Rosl aber wußte erst recht nichts. Einesteils hatte er ja Respekt vor der Gewissenhaftigkeit des Burschen, der hinter dem Rücken des Vaters das Verhältnis offenbar nicht fort setzen wollte. Andererseits ärgerte er sich darüber, besonders wenn er sehen mußte, wie der Herr Fritz Polentz, dieses windige Stadtfrüchtel, sich alle Mühe gab, dem Mädel den Kopf zu verdrehen, und daS in einer Weise, welche schon wiederholt die Scham und Zornesröte auf ihre Wangen trieb. War auch ein Verlaß auf die Rosl, und bemerkte er auch ihre derbabweisende Haltung, zuletzt muß te doch das Gift wirken. Ließ sich der Ferl sehen, war mit einem Mal die Gefahr beseitigt, daran zweifel te Johannes keinen Augenblick, unv Gnad Gott dem Herrn Fritz, wenn er dann nicht das Feld räumte. Johannes war in diesem Falle fest entschlossen, Ferl völlig freie .Hand zu lassen, und er kannte die Hand Ferls, es wuchs kein Gras mehr, wohin di traf. 4. Kapitel. Der erste September! Ein frischer Morgen. Aus dem dichten Nebel, der ringsum lag, tönte der Lärm der Holzarbeit, das Schnauben der Lokomobile, das Rasseln der Holzzüge über die hol perigen Schienen alles Laute, welche Johannes längst gewohnt war. Sie schmerzten gar nicht mehr wie anfangs. Als aber plötzlich der Nebel sich hob, und die entrindeter. Stämme heraufblitzten, die wirr durcheinander die Schlagfläche füllten, da warf es Johannes förmlich zurück, der eben aus dem Hause trat. Vor ihm. auf freier Lichtung, lag die Holzhütte des alten Grimm. Eben neigte sich der letzte Stamm, der die Aussicht störte, und stürzte dröhnend zu Boden. Er sah durch die offene Tür daS Feuer brennen auf dem Herd, der Grimm hielt wohl eben Mahlzeit, und jetzt humpelte er heraus zur Tür. An seiner Seite rin großer Mann, und der Grimm deutete hin auf auf den Hof. und der Mann schwang seinen Hut nd stieß einen lauten Juchschrri aus, daß e weit hin schallte. Johannes kannte die Stimme, und sein scharfe Auge überwand die Weite. Der Ferl war es, kein An derer. Zuerst verdroß ihn der Juchschrri, er wußte sehr wohl, wem er galt. Er wußte auch, was dem Ferl der Alte gesagt, auf den Hof weisend. Der alte Trotz regte sich in ihm. Abzwingen läßt er sich nichts, auch nicht vom Schicksal. Doch diese Em pfindung währte nur einen Augen blick. Tann machte sie rasch einer an deren Platz, unbedingt einer freudi lgen, dem zufriedenen Lächeln nach, das plötzlich seinen Mund umspielte. Im Grunde genommen freute er sich schon lange auf diesen Augen blick, ja. es wcr ihm wir me dunkle Vorahnung, als ob es nicht mehr viel Freuden geb für ihn nach diesem. Rosl wußte nichts von der erwar teten Wiederkehr der Ferl, lein Wort hatte er noch mit ihr da. aber ge sprochen. Jetzt ries er sie. l Schon oft hatte er die Zeit über ; darüber nachgedacht, auf welche Wei lst sich da Wie--ersehen der Beiden i vollziehen sollte, jetzt halte er einen ganz raffinierten Plan ersonnen. ! Rosl kam. Sie batte immer so et ;waS Scheues, Schuldbewußtes. Da? 'sollte von heute an Alles anders wer den. ! „Jetzt gehst zum Grimm." befahl er in möglichst trockenem Tone, ohw sie nur anzuschauen. ..Er io grad in der Hütt'n. Er soll all's ricdti mach'n. was i ihm auftrag'n hab' für den heutig' Tag. Er wnn sch-, nachher Und dann no was. An neu n Arbeit'r hat er ang'nommen beut' oder ge stcrn. der von drunten komma is, den soll er 'rauf schick n. Er soll glei mit Dir gehn. Ader schleun' Di. schienn' Di." RoSl zögerte noch, sichtlich „erst gen. „No, auf was wardst denn no?" tragt Johannes. Er sah jetzt erst, das Rosl im Sonuiagsgewand steckte. Rosl glättete ihre Schürze. I mein blos der Herr Fritz heit ma auftrag'n, daß i 'hn abhol'n soll auf der Bahn. Er bringt so viel mit aus d' Stadt, glaub' i." Johannes stieg die Zornesröte in das Gesicht. „Der Herr Fritz hat Dir aber nix aufz'trag'n, verstand'? Sei Magd bist ja net, Rosl!" Er bob warnend den Finger. „NcSI, j mein' alleweil, i mein alleweil hast denn all's vergehn? ,Net um All'? in der Welt, net um alle Wälder!' Wia! lang is denn her, daß D' so g'redt hast? Und jetzt langest so a armseli ges Bürsch'l auS der Stadt? Ja, so seid's, so seid's! Das ls die neue Zeit! Die große neue Zeit! Ah guat, hol ihn ab, den Fritz!" Johannes zerrte an seinem Hemd kragen, al ginge ihm die Luft aus. Da warf sich Rosl laut schluchzend an seine Brust. „Vater, i bin net so schlecht, g'wiß net. Nix hab' i vergess n, gar nix. Aber ganz verwirrt hat er mi g'- macht. der Mensch, ganz verwirrt, daß i 'hm nachgeb'n muaß. wenn t chn glei net mag. A Krankheit is, die reinst' Krankheit, als wenn s' was Giftig's aufg'schiitt' hätt' im HauS, das ein' den Kopf verwirrt. Und i werd' a nimma g'sund da kerob'n, g'wiß nimma. D'rum schick' mi fort, Vater, ganz fort! I bitt' Di selb'r drum." Dem Bauern war sein Zorn über die Worte rasch verflogen. Er ver-! stand sie r,r zu wohl. „Vorderhand schick' i Di jetzt zum Grimm, nachh'r werd ' ma schon seh'n. Geh nur. Rosl, geh nur. Es hat Eil', schau!" Das Mädchen wischte sich die Trä-! nen aus den Augen und ging. Jo Hannes aber eilte in die Stube, holte i sein Fernglas und begab sich hinter! das Haus; hier war keine Störung zu fürchten. Er konnte alles übersehen. Eben verließ Ferl die Hütte. Der Alte blieb allein. Er schliff ein Beil am Wetzstein. Jetzt trat die Rosl aus den Schlag. Ihr blauer Rock leuchtete in der grel-! len, sonnenbeschienenen Schlagfläche, und immer eiliger wurde ihr Gang, ,als ob sie eine Ahnung erfaßt hätte. Sie kam auf hundert Schritte am Ferl vorbei, der schon wieder rastlos dir Art schwang, ohne ihn sehen zu tonnen oder von ihm gesehen zu wer den. Johanne? freute sich wie ein Kind darüber. Jetzt trat sie zu Grimm. Der Alte sah immer noch nicht aus vom Wetzstein. Plötzlich, wohl aus einen Anruf Rosls, hob er jäh den Kopf. Rosl redete zu ihm. Da ließ der Alte das Beil aus der Hand fallen, wohl vor Ucbrrraschung, und wandte sich völ lig dem Mädchen zu. Dann wies er mit der Hand nach der Richtung, in welcher der Ferl arbeitete. Rosl sprach noch ein paar Worte, dann eilte sie nacy der Richtung. Der Alte aber stieg auf einen Baumstumpf und sah ihr nach. Der Bauer sah deutlich, wie er lachte, und er selbst lachte im Stil len mit. Zwischen den Brombeerstauden leuchtete der blaue Rock Rosls. Der Ferl arbeitete fort, ohne aufzusehen. Plötzlich blendete ihn wohl etwa. Er sehte die Axt ab, hielt die Hand vor die Augen und blickte nach der Rich tung der Kommenden. Doch diese hatte sich im dichten Staudenwert ganz verwirrt und fand sich nicht mehr zurecht. Da warf der Ferl dir Axt weg, ein lauter Ruf drang bis zu Johan nes herauf. Der blaue Fleck brach durch die Stauden, der Ferl eilte ihm entgegen, schloß ihn in die Ar me, die Stauden schlugen darüber zu sammen. Der Bauer war ganz bleich. So hatte er sich die Entwickelung doch nicht gedacht. Ein sonderbarer Laut drang her auf. Der Grimm hatte ihn ausgesto ßen. Wie ein blauer Vogel flog es auf in den Stauden, und der Alte hinkte mit seinem krummen Fuß auf daS Paar zu, da sich fest umschlun gen hielt. Jetzt hielt es Johannes nicht mehr. Er glaubte es recht schlau gemacht zu haben und betrog sich zuletzt um das Beste.Er lief jetzt die Anhöhe hinab. Vom Hofe herab hörte er Herrn Fritz ganz erregt nach der Rosl ru fen. „Na .die wär' Dir auS d' Zähn 'n g'räumi!" sprach er für sich. „Ich möcht Dir's net rastn." Wie ein Junger sprang er über daS Arbeitsfeld, das die Leute ihm kopfschüttelnd nachsahen. Ein un bändiges Verlangen erfaßt ihn. Der Atem ging ihm aus, er mußt sich ans einen Stamm setzen. Und dort standen sie: der Ferl und die Rosl, lachend, schwatzend, ihr Glück immer noch nicht fassend mit ten in der Vernichtung ringsum, mit ten in dem toten Wald standen sie, wie ein Symbol neuen, unverwüstli chen Lebens. Er, daS Bild unverdorbener Kraft, in seinem Arbeitskittel, den verbli chenen Le verholen, dem starken Glie derbau; sie, ein bunte Blüte, schon leise angereist, dir grrndr nvch zur rechten Zeit Schutz suchte und fand am knorrigen Stamm. Und davor stand der akte Grimm, die Schnaklhax, die Mütze in den gefalteten Händen, ganz andächtig, als bete er. Lange betrachtete Johannes daS Bild Das Naß kam ihm in die Au gen Das war also die Zukunft, der künftige Bauer vom Wald! Und er dachte der Worte des al len G-imm von dem dankbaren Bo den. der noch ein Dutzend solcher Wälder in sich berge und die Holz klötze ring? schlugen frisb auS. Trieb drängte sich an Trieb, der köstliche Duste neuen Werden? stieg ans rings m. Kerzengerade ging >r ans da Paar zu. Dock, kaum erblickte ihn RoSl. da eilte sie aus ihn zu. daß ihr -er Hut vom Kopse flog, und die Zöpfe sich lösten im zerrenden Gestrüpp, i Johanne? mußte sich tüchtig rin > spreizen, um den jugendlichen An prall auszuhalten. ! „Jetzt bin i wieder heil. Vater, aan, heil!" jubelte Rosl. ~O. Du liab'r, guat'r Vater, wia soll i Dir .daS vergelt'n?" Johanne genoß die Minuten ans. Er sprach kein Wort und drückte den Blondkopf innig an sich. Unterdeß stand der Ferk vor ihm. seinen Hut drehend in arger Verle genheit. „Schau. Ferl," sagte Johanne?, „jetzt is ja komma über die Berg, die neue Zeit, nach der Di so verlangt bat. G'rad der Wald hat s' net 'rein lass' Jetzt liegt er da am Bod'n. und i halt' sie wohl nimm auf. Hast Du s' no gern, d' Rosl? So was ma in der alt'n Zeit gern hab'n g'ncnnt hat?" „O mei. Bauere —" Ferl drehte verlegen den Hut in der Hand und l-.ufzte schwer ans. „Nun denn, in Gott'S Nam'n, so habt'? anand'r und tragt'? mit nnand'r." Er legte ibre Hände znsimmen. Ein Baum stürzte eben mit dumpfem Krach zu Boden. „Höri's dir Ehrensalven für den neuen Bauer vom Wald? Gelt, dt, schaust! Paß Dir nur kalbat und do is so. Dem Matthes is' Geld liab'r. als a leer'r Schlag, und er hat's Vorrecht, so kommt der Hof ans v' Rosl. Ja schau, mit an Wald kann 's jeder sei', aber Ferl. ohne Wald, do der Bauer vom Wald, das braucht dciß'n." ! „Also wär'S wirkli so?" Der ver legene Bursche streckte sich plötzlich and verwegen blitzten die schwarze iAngkii ans. „I soll amal den Nam' jsühr'n? I, der arme Ferl?" i „Net amal, glei sollst ihn führ'." erklärte Johannes. „Du übernimmst l-ie ganze Sach." „Nun dann. Bauer, dann schwör' i jDir, daß i net rast' will, bis i 's i wirkli bin; net g'rad heiß', sein will i der Bauer vom Wald. Und da unt'" er deutete auf den Boden „wart' ja schon lang wied'r o and'- rer Wald, und den hol' i für der Rosl ihre Buab'n." Johannes hörte zu zweiten Mal die Prophezeiung, und zum zweiten Mal erfaßte ihn etwas wie Scham über seine Schwäche, die ihn das Feld so rasch räumen ließ. Jetzt stand der junge Mensch wirk lich als der Bote einer neuen Zeit vor ihm. in die einzugreifen er nicht imehr die Kraft fühlte. Er drückte Ferl nur tiefbewegt die ! „Jetzt kommt' zur Muatt'r und lverlangt's ihr'n Seg'n. Sie wird'n Euch net wehr'n." j Ferl mußte mitgehen, wie er war, Arbcitsgewande. Johannes folgte auf einige Schrit te Entfernung dem Paare. Vor seinen ; Augen woben sich seltsame Znkunfts lilder, zu welchen das Kreischen der i Sägen, der Klang der Aextc, das Krachen der stürzenden Bäume einen stimmungsvollen Akkord bildete. * * Der Hieb war beendet. Als Jo hannes die Neftsumme von hundert tausend Mark in barem Gelde aus bezahlt bekam, war er wie verwan delt. Er weigerte sich erst entschie den, das Geld dem Herrn Polentz zur Anlage zu überlassen. Er hätte es am liebsten bei sich behalte in seiner nächsten Nähe. Es war ja sein Wald, sein ganzer Wald, den er jetzt in eine Kiste sperren und unter sein Bett stellen konnte. Polentz mußte ihn '.st daran er innern ,daß er da Geld bereits schriftlich seinem Sohne als Heirats gut abgetreten habe, während die er sten fünfzigtausend sein unbestritte nes Eigentum seien. Johannes mußle nachgeben; aber von diesem Augenblick an war sein Entschluß gefaßt, seinem Sohne in die Stadt zu folgen. Er wollte es wenigstens mit ansehen, was d drinnen in der Stadt mit seinem zu Golde gewordenen Wald geschah. Al le Zureden und Bitten Rosls, alle die verlockenden Versprechungen, welche kindliche Liebe eingaben, konnten da gegen nicht aufkommen. Das Geld, da er einmal in der Hand gehabt .zog ihn magnetisch an. er mußte ihm folgen. Dje Hochzeit Rosl, die Uebergibe des Hofes an Ferl war der Abschluß. Sie wurde ganz im Stillen ge feiert, wie man in einem Trauerjahr zu tun pflegt. Am anderen Tag begann schon der Umzug des Bauern in die Stadt. In einer Woche sollte dort die Trauung des Matthe mit Wanda Polentz stattfinden. Johannes hatte eine fieberhafte Haft ergriffen. Er wollte zu seinem Gelde, das in Polentz' Händen war. Tr Boden unter seinen Füßen ;gehörte nicht mehr ihm, kein Stück chen Boden. DoS war ein unerträgli ches Gefühl; und doch hätte er ihn nicht mehr zurückgenommen, so drängte es ihn nach den neuen, von Polen- so verlockend geschilderten Lande, in welchem dir Goldstücke wachsen, wie da unten du Tannen und Fichten. Die hunderttausend Mark muß ten wieder her, die er sich hatte ab- schwätzen lassen, eher wollte ec nicht ruhen. (Fortsetzung folgt.) Keeziaer Glas. Ein? TNj von Fritz Müller. Unverwüstlich schien er. Jetzt war er weit schon in den Sechzigern, und mit tausend kleinen Fältchen war sein Angeychj bedeckt, Und war doch jung geblieben, der Professor Krön. Schon als ich tn die Schule ging, hatte r, dies sonderbare Antlitz. Als ob tausend Sprünge drüberhin gegan gen wären. Aber Sprünge, die nur ein lleinkn Ansatz hatten. „Krack!" mit leisem Knall began nen, und üK bann besannen „Hm. lieber, nicht," nd dann n'cht weiter sprangen. So kam es, bau Professor Krons Gesicht nicht vor j den Zeit zerjplunqen war. Und auck, nicht nach dir Zeit. Denn jetzt trat er schon d.e Altersklasse au, wo nicht nur Sprünge, sondern tiefe Risse dnrcki den ganzen Menschen geben - klaffend offen, aufgerissene Türen für Verfall und Tod. Nichts von dem hei Krön. Milten aus dem zersälteten See blitzten zwei ungebrochene Augen. „Wie er's nur anstellt?" sagte Doktor Brüstlein. „Und dabei hat ihn doch das Le ben nichts weniger als verschont." sagte Assessor Sendtner. „Soviel Hiebr, Stiche, Keulen schlägt sind nicht leicht auf einen Mann gekommcn, wie auf Professor Krön," fetzte Oberlehrer Ritz hinzu. Und wir mußten daran denken, daß ihn, seine Kinder nach der Reihe starben, daß er schwere Kämpfe mit Kollegen hatte und Prozesse führen mußte, daß er ziveimal sein Ver mögen fast verlor, daß ihm selne Kattlii starb im Irrenhause, daß ihn rin halb Dutzend mal schwere Kranlkeit packte und daS war nicht olles auf der langen Eckick salsrechniing, die ihm alle Nasen länge präsentiert ward. „Spuren von dem allen hat er ja im Antlitz," jagte Doktor Brüstlein wieder. „Indes cs sind nur kleine feine Kratzer, werter nichts," meinte As ,essor Sendtncr. „Fast wie aus Glas die Sprünge, die man abgebohrt hat," sagte Ober lehrer Ritz. „Abgebohrt?" schaltete ich ein. „Ja, haben Sie das noch nicht gesehen an den Auslagsscheiben: n>enn da vom Rand ein Sprünglein einreiht, bohrt man ein kleines, kreisrundes Löchlein an den Kopf des Sprunges, in da er mündet und er trinkt. So hält die Scheibe dann noch ewig." „Sie meinen also." sagte der Dok tor, „auch der Professor Krön habe sich seine schmerzliche Erfahrungen kaum daß sie in sein Leben spran gen, abge abge -- wie sagten Sie doch?" „Abgebohrt," wiederholte der Ober lehrer. Ja also abgebohrt; so kann tcn sie nicht rvriter reißen. Und er blieb, der er war, der unvcrwüstlickie Krön." „Hm. ein probates Mittel," sag, nachdenklich der Assessor, „wenn die Sorgen kommen unh die Schmerzen rasch ein Löchlcin vorgebohrt, worin sie allesamt ersaufen. Freilich, jeder kann das nicht. Es gehört Ta lent dazu, die Sorgen nicht auspuf fen zu lassen, sie zu zu unterschla gen, sozusagen, eh sie recht zu wir ten angefangen." „Im Grunde genommen ist e ein Betrug," scherzte der Doktor, „ein Betrug der Schmerzen." „Aber Schmerzen sind ein Teil von der Natur," sagte der Oberlehrer ernst, „und die Natur läßt sich nicht betrügen." „Sir meinen also," sagte ich, „auch Professor Krön häkle eines Ta ges die ganze aufgeschobene Rechnung mit einem Male zu bezahlen?" „Allerdings." „Das wäre schrecklich." „Nicht schrecklich, sondern natür lich. So natürlich, wie zum Beispiel lktenezianer Gläser springen und zu Staub zerfallen, wenn sie einen be stimmten kleinen Stoß bekommen." „Venezianer Glas--was ist das?" sagte der Assessor. „Haben Sic noch nie jene merk würdigen Fläschchen gesehen sie gelten auch als Schcrzartikel —, sie man in den Glasfabriken von Vene dig herstellt?" „Nein -- wie sehen sie aus?" .Sie sind über und über mit hun derttausend feinsten Sprüngen be deckt, die bei der Herstellung durch ein besondere rasches Abkühlungs- Verfahren entstanden sind. So viele sind der Sprünge, daß die Flasch chen fast wie Schnee aussehen an dev Oberfläche. Aber das Fläschchen bleibt ganz. Dir Sprünge springen nicht zu Ende. Von Hand zu Hand gehen diese Fläschck.'n, jahrelang stehen sie auf Etageren, immer gleich und scheinbar unverwüstlich. Bis ei nes Tages ein bestimmter Stoß sie trifft es kann ganz wenig sein: ein hartes kleines Sandkorn, daS in daS Fläschchen fällt, ja, ein bestimm ter Ton, der von einem Musikinstru ment durch das Zimmer schwingt und auf bas Fläschchen trifft und dann.. und dann?" wiederholten wir gespann und beugten uns über den Stammtisch zu dem Erklärer hin. . und dann ertönt rin leiser Knall, und daS Fläschchen ist ver schwunden." „Verschwunden? Wohin verschwun den?" sagt der Doktor ungläubig. „Zu einem seinem Pulverstaub zer fallen," sagte der Oberlehrer ruhig, „der aus der Etagere liegt." „Können Sie uns einmal ein sol ches Fläschchen —?" „Pst!" sagte der Oberlehrer, „da kommt er." „Wer?" „Professor Krön." Es war wirklich der Professor Krön. Wie immer setzte er sich an unsern Tisch. Wie immer blitzte er 7 vergnügt mit seinen be7en Auz-r im Kreise herum. Wie - ni:r führ te er dje Untehaltung. Mir schirr, als je. Fast lärmend fröhlich. Ew als je. Fast lärmend fröPich. Ei:; wenig forciert sogar: Es wurde mir erst später klar: er suchte irgend et was zu berauben. Vielleicht, daß es j von einer Enttäuschung herkam,' von einem Aerger... „Herr Professor." sägte der Asses sor. „ich habe Ihr Buch über bte Wanderinstinkie der Zugvögel gele gn. Aber ich kann Ihrer Theorie i nicht beipflichten —" Professor Kren wurden ein we nig rot auf der Stirn. Seine Zug vögel tkeorie war ein Steckenpferd voll ihm. dem er Jahre seines Lebens ge widmet batte. „Sehen Sic," fuhr der Assessor fort, „da sind meine eigenen Beoboch i tungrn al? Bogelfrrimd, die Ihren ! Theorien schnurstracks widersprechen." Und nun begann er ein Gebäud' von scharfsinnigen Widerlegungen arirzri führrn, die er ossr.ibar vorberei'et hatte. Scheinbar ruhig hörte k-k Professor zu. Aber ich sah den ro ten Fleck aus seiner Stirn größer werden Hastiger als sonst trank er aus seinem Rotweinglas. Eben holte der Assessor zu seinem letzten Einwand aus. auf den er of fenbar das größte Gewicht zu legen schien eben griff Professor Krön wiederholt nach seinem Glas, in dem der Wein schulterte da ließ am Buffet hinten der Kellner aus Un achtsamkeit einen ganzen Stoß voll Teller auf den steinernen Boden fal len, daß es klirrte, und daß wir er schrocken von unseren Sitzen an dem Stammtisch fuhren. Nur Professor Krön blieb sitzen. Er hatte daS WeinglaS noch in der Hand. Es zitterte und neigte sich auf die Seite, Wein floß heraus, jetzt entfiel es dem Professor. Wir sprangen zu. um ihm zu Helsen. Aber wir sahen sein Gesicht plötzlich zu sammenfallen. Der Kopf schlug nach hinten über. Der Professor sanH vom Stuhle. Er war tot. ..Mas für eine fürchterliche Sinn-, Irsiakeit des Lebens," sagte Doktor Brüstlein, als wir erschüttert nach Hause gingen, „wegen eines Hau fens zerbrochener Teller..." „Es handelt sich ja nicht um Tel ler." sagte ich. „habt ihr denn nicht den Assessor fortschleichen sehen? Der glaubt nun gar, dass er mit seinem Angriff auf das Buch..." „Alles das ist falsch," sagte der Oberlehrer, „keiner ist dran schuld, der Kellner nicht und der Assessor nicht —" Er blieb stehen. „Saht Ihr denn nicht sein Ant litz?" fuhr er fort, „sein Antlitz, als er tot am Boden lag?" „Eirwiß," sagte ich, „es Wat —< es war zusammengefallen, wie >— wie —" t „ wie Venezianer GlciS," r< gänzte der Oberlehrer. teste Ma. DaS älteste Maß, dessen Kenntnis auS dem Altertum auf uns gekom men ist, ist wahrscheinlich die EN oder die Länge vom Ellbogen bis zur Spitze des kleinen Finger. Diese Maß wurde schon beim Bau der gro ßen Pyramide 3500 Jahre vor Chri sti Geburt benutzt, und war auch be reits bei den Juden und anderen se mitischen Völkern in Gebrauch. Ueb rigens war diese Länge bei den ver schiedenen Völkern verschieden. Ein sehr altes, in den Ruinen von Aby doS gefundenes Elleumnß besitzt ins Länge von 28,1 Zoll, während di späteren Ellenmaße, die kurz vor dem griechischen Zeitalter zur Anwendung kamen, nur 18'/s Zoll Länge besaßen. Die durchschnittliche Länge einer Elle kann zu rund 20 Zoll angenommen werden, und dieser Betrag stimmt auch mit den an der großen Pyrami de angewandten Maßen überein. In der deutschen Ostmark gab eS früher ein Sprichwort: „Die machen alles verkehrt." China ist ein altes Kulturland, aber man grüßt dort, ohne den Hut abzunehmen, und wenn man in festlicher Kleidung diniert, 'behält man gleichfalls den Hut auf. Sobald man von dem Tode eines na hen Verwandten spricht, muß man eine lächelnde Miene aufsetzen, damit der, zu dem man spricht, der Pein des KondolierenS überhoben werde. Wenn ein Begleiter in einer Sänft vorüberzieht, soll der Untergebene, der ihn zufällig trifft, so tun. als ob er ihn nicht kennt; wenn er ihn näm lich grüßte, wurde der Vorgesetzt aus Höflichleit aus der Sänfte steigen müssen, um Guten Tag zu sagen; es ist guter Ton, ihm diese Müh zu ersparen. Sprüche. Will-t du reisen ..iit Genuß, Spar' VW jeglichen Verdruß Um geringe Nichtigleiien Reisen heißt: die Seele weiten I Ammer beherrscht zu bleiben, Mußt du erstreben; Nicht von der Leidenschaft treiben Laß dich im Leben. Mache dich doch einmal frei von dir. Von dem eignen Ich und Selbst bespie-. Ovsfne richt der Selbstsucht Tor unk Tür, Bon i/a b*e E/h" Ko l? "" Vorsicht. Sie: „Aber, bester Fred. wie kannst Du nur in solch schä bigem Anzuge kommen, wenn Du Papa um meine Hand bitten willst?* Er: „Ach, Schatz, mir ist schon ein mal ein neuer Anzug dabei ruinirl Zweifelhaftes Korn pliment. Alter Förster (nachdem er zwei Rundtänze gemacht): „Ah, jetzt kann ich aber nicht mehr. daS iA ja schlimmer als 'ne .Saujagd'!" AuS der Schule. Lehrer: „Und warum war Adam so traurig,' als er vom lieben Gott aul dem Pa radies gejagt wurde?" Liefe!: „Weil weil di Eva auck mit mustte."