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T' 4* "i M' & 4^' s? fr: -b Jahrg.»« 8 gpi.n-p.nsr HiTpyjnwi ayttrniij.^sf„P Ein Tropfen Klüt. Wvclle von Suliu» ühlftld. Ar' (0ortftt«MO Dennoch sagte der vorsichtige Staatsanwalt: »Kann aber nicht alles dieses Täuschung sein, und kann Herr von Norden nicht doch einen Selbstmord begangen haben? Offengestanden, meine Herren, dieser rt, »vi« wir ihn fanden, sieht nicht wie der Schauplatz eines Raubmordes aus, den ich doch wahrlich nicht zum ersten Mal« bettete. Herr Dot lot, ich bitte auch um Ihr Gutachten." Doktor Merx überblickte noch einmal die Lage der Leiche und betrachtete mit Kopfschütteln den Ausdruck deS Gesichtes, dann sagte er: »Unmöglich tst (s'iflcht, in solcher Lage einen Selbstmord zu be« gehen, obgleich eS mir in diesem Falle sehr unwahr Ucheinl^ch erscheint. Denn da der Tov sofort erfolgt Mein muß, so tonnte der Sterbende schwerlich das Btilet wieder auS der Wunde ziehen und auf den Tisch legen." Und zym Utberfl'iß noch 5ie Cigarre in die mlb «ehmen!" fiel Reyher ein. »Hier diese trampf haft von dem Sterbenden festgehaltene Cigarre in her rechten Hand der Leiche ist der schlagendste De» IveiS gegen die Annahme eines Selbstmordes, denn mil der linken Hand kann dieser furchtbar sichere Stoß in daS Herz unmöglich geführt worden sein/ »Dem muß ich beistimmen/ erklärte Doktor Merx. »Mir erscheint die Sache gegenwärtig sehr tu klârlich," nahm Repher wieder daS Wort. „Der Ermordete ist von seinem Mörder schnell und Plötz lich überfallen worden, wie es scheint, nach einem harmlosen Gespräche. Cehen Sie selbst, ob die Stellung der Leiche nicht meine Annahme unter stutzt. Auf diesem halb zum Sopha gekehrten Lehn Wühle dagegen hat der Mörder gesessen von hier Gus hat er sich plötzlich zur blutigen That erhoben tznd hat den Stuhl beim Aufspringen zurückgerollt. Vetrachten Sie selbst die Stellung deS Stuhle« für sich und zu feinem Gegenüber." »Sie mögen Recht behalten, Herr Assessor," sagte der Staatsanwalt nach kurzem Ueberlegen, »Ihre Argumente sind überzeugend und wir haben es hier Wit einem ebenso frech als raffinirt begangenen Dtaubmorde zu thun. Doch da wir mit der Auf »ahme fertig sind, so können wohl die Gärtners» Mute über ihre Wahrnehmungen vernommen wer den?- Assessor Repher stimmte dem zu und daS ältliche Paar wurde durch einen Diener herbeigerufen. »Was meinen Sie," frug der Staatsanwalt in zwischen, »sollte dieser ehrlich aussehende alte Mann der Mörder sein, den der Raub gelockt hat?" Reyher zuckte mit den Achseln. »Wer kann es wissen?" sagte er. »Ein ganz Un Gekannter kann es schwerlich gewesen sein, denn ich Dleibe dabei, der Mörder hat sich vor seinem Ueber Dalle mit dem "Opfer im harmlosen Gespräche be, funden, hat nach dem Morde den Raub begangen, Dessen Spuren er so gut als möglich zu verbergen suchte, und sich dann entfernt, nachdem er vorher Doch die Lampe ausgelöscht hat. Sehen Sie selbst, Wie Lampe ist nicht ausgebrannt, sondern verlöscht Worden, und eS findet sich noch genügend Oel im Behälter/ »Tie Lampe hat vielleicht auch nur zufällig auf dem Tische gestanden und noch gar nicht gebrannt," warf der Staatsanwalt ein. »Dann müßte der Mord in sehr früher Abend stunde begangen worden sein, was schwerlich anzu nehmen ist. Doch darüber müssen ja die Gärtners heute Auskunft geben können, die ich eben kommen höre." Die beiden alten Leute traten ein Staattan »alt und Arzt aber zogen sich auf ihre Stühle zu» rück, um der hochinteressanten Untersuchung mit »oller Aufmerksamkeit zu folgen. Die beiden Leute zeigten nichts von Verlegen hcit oder Furcht, sie schienen nur tief erschüttert zu fein und keine Ahnung davon zu haben, daß auf sie selbst sich der Verdacht des begangenen Mordes lenken könr.e. Die Frau schlug beim Anblicke der Reiche wiederholt die Hände in einander und weinte Hill, aber bitterlich vor sich hin. So machten die Weiden nichts weniger als den Eindruck von schuld bewußten Personen, was jeder der anwesenden Herren sich im Stillen zugestehen mußte. Reyher frug den Gärtner: »In welchem Ver hältniß standen Sie zu dem ermordeten Herrn von Norden V »Herr von Norden hat vom fleiderging II Besitzer dieses Grund- JJiickS den Garten-Pavillon gemiethet, der in die Gm Sommer unbenutzt stand. Da der Herr ganz Mein war und keinen Diener besaß, so übernahm es meine Frau, seine Aufwartung zu besorgen/ »Was hatte Ihre Frau dabei zu thun?" »Hat von Norden läutete an einer Glocke, die th das Freie führt, sobald er aufgestanden war. iann meine Frau in den Pavillon, holte die heraus, die tëincs von uns reinigte, und besorgte sonst, was der Herr wünschte. Wenn er tzzäter ausging, reinigte sie die Wohnung." »Kamen Sie nicht persönlich mit Hettn v. Nor den in Berührung oder betraten zuweilen seine Zimmer Is »Niemals. Ich habe Herrn von Norden nicht wieder gesprochen, seitdem er in das Haus gezogen Ist höchstens sah ich ihn einmal im Garten, wo ßch arbeite, so nahe, daß ich ihn grüßen konnte." »Empfing Herr von Norden den Besuch anderer Personen?" „So viel ich weiß, nur sehr selten/ »Haben Sie jemals einen dieser seltenen Be such« gekannt?" „Nein, es waren stets feingekleidete Herren, die mit Hettn von Norden sogleich fortgingen. Oester als zwei« oder dreimal ist es aber gat nicht geicheh en, seitdem Herr von Norden hier wohnte, denn er war selbst nur selten zu Hanse/ »Um welche Stunden pflegte er zu Hause zu sein »Votmittags bis zehn oder elf Uhr, dann ging et aus und kchtte selten vot Nachts, zuweilen erst gegen Morgen heim." »Wann war das letzte Mal ein Besuch bei Herrn von Norden?" »Es mögen drei Wochen her sein, als ich im Garten arbeitete, und zwei elegante Herren kommen sah. Herr von Norden war »och gar nicht in Toi lette so spazierten sie ein Weilchen umher, um meine Blumen anzusehen, und dann ging Herr v. Norden ntit ihnen weg." »Nein, Altet, Du irrst Dich unterbrach ihn hier seine Frau, allein der Assessor ersuchte sie zu schweigen, bis sie um ihre Aussage befragt wer den würde. Zugleich richtete er die neue Frage a» den Gärtner: »Wissen Sie, ob Herr von Norden große Geldsummen besaß oder bedeutende Ausgaben »nachte?* »Nein/ antwortete der Alte treuherzig, »um solche Dinge kümmere ich mich bei Fremden nie malâ: aber meine Frau hat er für die Aufwartung sehr nobel bezahlt, hoher als sie es gefordert hatte, da mag er denn nicht an Geldmangel gelitten ben." »Glauben Sie, daß Herr von Norden sich selbst getönet hat?" »Mein Herr, ich tau» darüber wahrhaftig keine Meinung besitzen." »Wissen Sie dagegen, wenn ein Verbrechen vor liegt, wann oder durch wen dasselbe begangen sein kann »Nein, ich bin ohne jede Vermuthung darüber Heule Morgen war ich nach einem entfernten Theile des Gariens gegangen, um daselbst Ncfenstämme einzulegen, weil es in der Nacht stark gereift hatte Zch hatte schon übet eine Stuude gearbeitet, ale ich plötzlich meine Frau schreien und ängstlich nack mir rufen hörte. Ich lief herbei und sah, wie sie vor dem Pavillon wie in Verzweiflung die Hände rang. »Was gibt es denn?" frug ich erschrocken „Sieh'' hier, um GotteSwillen sieh' 1" schrie dae illkib und zog mich an das Fenster, wo ich durch die Spalte neben dem geschlossenen Rouleau diesen Anblick hatte. »Da ist ein Unglück geschehe»/ tief ich und eilte in daeHauâ, wo ich mit schnellet Ent schlosse,,heit die Stubenthür aus ihren Angeln hob. Zch fand drinnen Herrn von Norden als Leiche, wie Sie ihn hier sehen, und lief schaudernd hinaus. »Frau/ sagte ich, »ich verschließe daS Haus, laus' Du so schnell Du kannst in das Kri viinalamt und zeige an, daß in unserm Haus ein Mord begangen worden ist/ Die Frau gehorchte sofort und ich bin, bis sie mit den Beamten wieder kam, immer im Garten auf und ab gelaufen, denn mir war ganz elmd zu Muthe geworden." »Wissen Sie sonst nichtS auszusagen, irgend ei ne Beobachtung, eine Vermuthung welche auf eine Spur deS Mörders führe» könnt» 1* »Herr Assessor, ich bin ein einfach« Mann, der wohl Vieles nicht versteht, aber ich kann gar nichts aussagen das Ereigniß hat mich wie ein Don nerscvlag aus heiterem Himmel getroffen/ »Nun denn also zu Ihnen, liebe Frau, wa« ha ben Sie der Aussage JhteS Mannes hinzuzufügen Sie verkehrten mehr als er mit dem ermordeten Herrn von Norden?" »Ich war täglich wenigstens einmal in seiner Stube. Wenn Herr von Norden aufAestqndea war, so läutete er." Yv ,, »Wann geschah dieses meistens?" »Sehr verschieden, Herr Assessor. Herr von Nor» dsn kam zuweilen Abends früh nach Hause, mei« stens aber spät, und danach stand er früh zwischen acht und zehn Uhr auf. Ich nahm dann die Kas feemaschine mit in sein Zimmer, denn et bereitete seine» Kaffee eigenhändig, und die Kleidungsstücke mit hinaus, die ich spät« wieder hineintrug. Un» terdessen frug mich Herr von Norden über DieseS und IeneS ich mußte ihm stets alle meine klei^ nen Erlebnisse mittheilen. Dabei machte er ge» wöhnlich seinen Scherz und meinte, ich sei seine Zeitung, die sich ihm zum Morgenkaffee selbst vor» läse. O, er war gut und leutselig, der arme Herr." Thränen erstickten die Stimme der alten Frau, und Assessor Reyher ehrte ihren Schmerz durch ge duldiges Schweigen. Erst als sie sich wieder er holt hatte, frug er: »War denn Herr von Norden auch Ihnen gegenüber mitteilsam und erzählte er Ihnen von seinen Verhältnissen und Erlebtheiten?" »Um des Himmels willen, nein!" rief die alte Frau ganz erschrocken, »von sich selber sprach et nie» male, und ich weiß nichts von ihm als seinen Na* nten. Ich hätte wohl manchmal gern erfahren, wo et her war und ob er noch Eltern habe, et war ja ein so liebenswürdiger Herr 1 aber et wußte dann immer so geschickt auszuweichen, daß ich endlich gar nicht mehr fragen mochte ich sah ja, daß es ihm unangenehm war/ »Und Sie ahnen auch nicht, weshalb er so ge heimnißvoll that?" »Nein. Es mag aber so seine Weise gewesen sein. Ich hörte einmal, wie von z ver Herren, die ihn besuche» wollten, der Eine zum Andern sa"gte: »Wenn man nur recht wüßte, mit wem man zu thun hätte —et thut so geheimnißvoll" und da wunderte ich mich nicht mehr, daß «'S auch gegen mich that." Reyher wars hiebei Merx einen raschen Blick zu, der an ihr Gespräch vom vergangenen Tage «in nern sollte, und den der Arzt mit einem Neigen des Kopfes erwiederte dann frug er die Frau wieder: „Bit wollten vorhin die Auzfsge Ihres Mannes verbessern— sprechen Sie jetzt davon." Meines Mannes Aussage über diese Besuche war ganz richtig, nut daß der letzte nicht vot drei Wochen da gewesen ist, sondern gestern Abend/ Gestern Abend frugen Ney her und der Staats auwalt zugleich. Ja, gestern Abend gegen zehn Uhr. Mein Mann kann nichts davon wissen, weil et schon schlief." Welcher Art war der Besuch? Haben Sie ihn erkannt? Wie viel Personen waten es und waten fre schon früher einmal da?" »Das weiß ich nicht, Herr Assessor. Ich will Alles sagen, wie ich es sagen sonn/ Sprechen Sie, Frau, und vergessen Sie nichts, denn auch das Kleinste kann in der Hand der Un tersuchung zur wichtigen Spur werden/. Herr von Norden war gestern Morgen erst in der Frühe nach Hause gekommen, und schlief des halb länger als gewöhnlich. Um zehn Uhr kam der Briefträget, der sonst seine Briese an mich abgibt^ gestern abet mußte Herr von Norden etwas un» trrfchretbtn, b«âha(6 weckte ich ihn. Bald darauf ging et fort, und kam erst am Abend nach acht Uhr wieder nach Hause. Da ich ihn nicht wieder fortgehen hörte, er aber auch nicht nach mir läutete, so dachte ich, daß et einmal von allem Nachtfchwarmcn aug ruhen wolle. Mein Mann hatte sich zu Bette ge legt, ich aber strickte noch am Fenster, als ich die Gitterthüre des Gaatens sich offnen sah Eine in einen langen schwarzen Mantel gehüllte, ziemlich lange Gestalt, die eine Art Kapuße über den Kops gezogen hatte, kam schnellen Schrittes des Weges herab und ging in den Pavillon. Ich schlich leise vor, um nachzusehen, ob Alles in Ordnung sei: Herrn von Nordens Fenster waren erleuchtet, und ich hörte auch deutlich seine Stimme. Nun ging ich wieder in meine Stube und wartete, daß bet Besuch fortgehen solle, weil ich das Gitterthor des Gartens nicht eher schließen mochte. Ich las mei nen Abendsegen, und dabei sah ich denn auch, es war derweil kaum eine Viertelstunde vergangen, die Gestalt eilig wieder weggehen. Beinahe schien es mit, als ob es eine Frau gewesen wäre, allein dazu war der Schritt wieder zu kräftig —ich konnte auch nichts Genaues sehen, denn erstens war es nut leidlich hell, und dann reichte der schwarze Mantel bis an die Füße nieder und war übet den Kopf ge» zogen. Ich las mein Gebet zu Ente und ging dann vor, um das (Sarttnthet zu schließen bei Herrn von Norden war es unterdessen auch dunkel ge worden." Als die Frau hier eine Pause machte, «hob sich der Staatsanwalt lebhaft und sagte zu dem Kri minalassessot: »Ich glaube, dieser abendliche Be suchet würde uns den Kopf des Pferdes in die Hand geben." »Ist es Ihnen nicht möglich, zu sagen, wenn auch nut mit annähernder Bestimmtheit, ob der Fremde ein Mann oder ein Weib gewesen ist?" frug Reyher die Frau. Nein, Herr. Beim Kommen habe ich die Per» 'on unbedingt fur einen Mann gehalten, beim Fortgehen dagegen, wo es etwas mondhell gewor den war, «schien sie mir beinahe wie ein Weib, und doch auch wieder nicht, «s war auch noch niemals eine Dame bei Herrn von Norden ge wefen." „Gut. Also kommen Sie zum Schlüsse. WaS ist ferner geschehen?" Gestern Abend nichts weiter. Heute Morgen ging mein Mann zeitig in den Garten, um Ro stuftämme umzulegen, und ich wartete in gewohn ter Weise, daß Hat von Norden lauten solle NennUhr war bereits vorüber, und ich wunderte mich, daß er noch immer schlafen solle, da er doch zeitig zu Bette gegangen war, als ein fremder Mann kam, der zu Herrn von Norden wollte. Ich wies ihn ab und er bestellte nur, daß et bald wie der kommen würde ich solle dem Herrn nur sagen, daß et einen Wechsel über zw^zigtansend Thaler zu präsentiren hätte. Nach einet Weile, als noch immer nicht geläutet wurde, ging ich einmal vor, um zu scheu, ob Herr von Norden etwa doch schon inuniet sei. Die Roulaujc waren geschlossen, ab« ich konnte durch eine Spalte in das Zimmer blicken. Da sah ich denn den Herrn von Norden in dieser seltsamen Lage las ilMift konnte ich gar nicht einmal erkennen. Doch begriff ich sogleich, er müsse entweder sehr krank oder todt sein. Nun tief ich meinen Mann, der die Thür aushob, so daß wir nun das ganze Unglück erblickten. Mein Mann be auskragte mich, sogleich in das Amt zu laufen und Anzeige zu mache» und das Uebrige wissen Si ja selbst der traurige Zeuge deS Unheils liegt blut ig vor Ihnen." Ihre letzten Worte verrannen wieder in einen bittern Tyranenstrom. Reyher ließ ihr wieder einige Zeit, um sich zu beruhigen, dann ergriff er das blutige Stile» und die silberne Scheide desselben an silberner Kette, und frug: »Kennen Sie vielleicht dieses tödlliche In strument?" »Ja/ antwortete die Frau, „es war Herrn von Norden's Eigenthum, das er wahrscheinlich ?ort» während am Halse trug, denn es lag jeden Mor gen mit Uhr und Börse auf diesem Tische, und war später wieder veifchrounden." »Und glauben Sie, daß Hett von Norden sich mit diesem Stil« selbst getödtet hat?" »Nein, nein," antwortete die Frau schnell, »das glaube ich nimmermehr Eine solche schreckliche Absicht hätte man ihm doch in ein« Veränderung seines Wesens anerkennen müssen aber Herr von Norden war immer gleich heiler und liebenswürdig noch gestern habe ich ja längere Zeit mit ihm gere det/ »Nein/ fügte auch der Gärtner Hinz«, der seit C'i her still bei Sei.e gestanden hatte, »wie ein Selbst mörder sah det Herr nicht aus." Die Beamten waren vorläufig an diesem Orte fert'g, doch fand der Staatsanwalt keine Veran« lassung, die Verhaftung der Gärtnersleute zu bean» tragen. Reyher war damit auch einverstanden, und die alten Leute wurden entlassen. Im Hause blieb vorläufig Alles an seiner Stelle, bloß das Porte feuitie mit den Briefen und dem Gelde, Geldtasche und Stillt wurden mitgenommen, Sekretär uud Thüren verschlossen, und ein Dien« zur Bewachung und Beobachtung etwa kommender und gehender Perjonen zurückgelassen. Auf dem Kieswege zum Thore und ring? um den Pavillon her suchten die Männer vergeblich nach einet Fußsput des Mörders. —Im Staatsanwäl te wie in Reyher stand bereits die Ueberzeugung fest, daß derselbe kein ander« als dec Gast im Man tel gewesen sei, der bei seinem Weggehen das Licht in dem Zimmer des Gemordeten ausgelöscht hatte, um die Entdeckung des Mordes zu verzögern sie mußten es also den sofort anzustellende», umsichtig, (ten Nachforschungen überlassen, in diese geheim nißvolle Nacht des Verbrechens das Licht zu brin» gen, welches zur Entdeckung und Bestrafung des Thäters fahren konnte. Fünftes Kapttel. Angela Niger» war mit dem Morgengrauen vom nächtlichen Künstlerfeste heimgekommen, dessen Königin sie gewesen und auf welchem sie Triumphe übet Triumphe gefeiert hatte. An der Thür ihrer Wohnung hatte sich der befreundete Künstlet ent« feint, welcher sie nach Hause begleitete. Mit ei nem letzten heitern Lachen hatte sie den Scherz et widert, den jener ihr zum Abschied zugerufen, und war dann die Treppe emporgestiegen. Ieuchen schlief, und das war Angela recht. Aber ihr Zimmer war warm und erleuchtet, aus dem ge« öffneten Kabinet blickte ihr das wohlbereüete Nacht» lag« entgegen. Angela hatte keine Beachtung dafür. Ihre An gen bltckt/n düster und schwere, unheilvolle Wolken lagerten üb« ihrem Gesicht, das binnen wenigen Minuten einen ganz andern, schreckenertegenden Ausdruck angenommen hatte. Sie athmete bei ihrem Eintritte in das Zimmer hoch aus, als fühle sie sich erleichtert, nun endlich allein zu sein, und doch wurde ihr dieses Alleinsein offenbar zur Qual, ein Herd finster«, ängstigender Gedanken. Ruhelos durchschweifte sie das mit Dämmerlicht erfüllte Gemach, und warf dabei die überflüssigen Hullen von sich, gedankenlos hier» oder dorthin. Innere Unruhe trieb sie umher, daß sie nicht rasten, nicht an Niederlegen denken durfte zuweilen warf sie einen erschreckten Blick hinter sich, als habt ihr eigener Schatten the Furcht eingeflößt .... Plötz lich blickte sie wieder groß uud voll auf uud um sich schauderte und erbebte in sich wie eine Tiger in auf die Beute, stürzte sie auf die Lampe hin und schraubte den Docht empor, daß grelles Licht durch das ganze Zimmer fiel und jeden Gegenstand, jeden Winkel hell erleuchtete. Wieder blickie jfgt Angela um sich Alles trat hell, sah sie freundlich, glätt» zend an das schien sie zu beruhige,,, ihrt Zitge «heiterten sich etwas, und minder heftig fuhr sie fort, das Zimmer zu durchschreiten. In ihr kämpfte, tobte es die Bewegung sollte ihr als Mittel dienen, diesen innern Sturm zu be schwichtigen, die verlorene und fcpch so nothwendige Seelenruhe wieder zu gewinnen. Zuweilen rang sie die Hände und schaute wie im schwersten Vet. zweifeln empor dann wieder reckte sie plötzlich gewaltsam die ganze Gestalt und zwang in Halt» ung uud Ausdruck jene stolze, kühle Ruhe zurück, die man gewöhnlich an ihr beobachten konnte. Draußen dämmerte der Morgen heller auf—ein rother strahl jn-l übet das Dach deö gegenüberlie gcnde» Hauses gerade in das Zimmer der Tänzerin und begann Angela Nigers trug dieLan pe an den selten be nützten Schreibtisch und schloß die Fenstervorhänge in dessen Nähe. Aus ihrer Tasche zog sie ein kiei» nes Paket, das sie hastig, schaudernd auf den Tisch Hoch aufathmend warf sie die Feder hin und lehnte sich in den Stuhl zurück so starrte sie bald die flüchtigen Zeilen auf dem Papiere, bald das da nebe» liegende Paketchen an, mit angstvollem Blick, als fürchte sie, daß blutige, drohende Gespenster auS demselben aufsteigen möchten, die nur ihr Auge gebannt hielt und die erwachen würden, wenn sie den Blick abwendete, oder der steigenden Ermattung ihres ganzen Wesens nur einen Augenblick nach gäbe. Sie raffte sich nach kurz« Rast wieder empor, um ihre Arbeit zu vollenden. Das Schreiben über las sie nicht wieder, sondern schob es gleich in ein größeres Convert. Dann ergriff sie das Paket und wollte es von der flüchtig umgeschlagenen Papier hülle befreien, den Inhalt prüfen .... plötzlich schauderte sie in sich zusammen und schob das Pa ket unbesehen in den Brief, den sie schnell verschloß und fünfmal mit einem Petschaft ohne Zeichen sie gelte. Die Aufschrift des Briefes lautete an Herrn Heinrich Schwarz, mit dem Inhalt von fünftausend Thalern.... Das Petschaft verbarg sie wieder in einem hin» tern Fache ihres innern Schreibtisches, aus dem sie es genommen hatte. Indem sie es that, stieß sie an einen der mannigfaltig in dem Fache stehende» Ge genftände derselbe siel um, einen andern beruh, rend und den Haltepunkt eines ovalen, schwerver goldeten Bilderrahmens entfernend, der hervorrollte und ans den Schreibtisch dicht vor Angela nieder fiel, daß ihr Blick gerade in das Gesicht eines jnng en, glänzend schonen Mannes im polnischen Na tlonalfüftüme traf, das tht aus dem reichen Bildet rahmen entgegeuschaute. E» war eine gläuzeude, überwältigende Erschein ung Augen voll dunkel», verzehrenden Feuers und einer magischen Anziehungskraft, die selbst iu diesem Meisterwerke der Malerei noch ihre volle Wirkung übten. Angela Nigera schrie bei dem plötzlichen, uner warteten Anblicke laut auf und fuhr flüchtend von ihrem Sitze empor. In der Ecke des Gemaches fand sie nach einer langen Weile sich selbst ans ei» Htm Sessel und die Besinnung wieder. Mit gewalliger Kraftanslrengung rasse sie sich empor und bezwang den wilden Schrecken ihrer Seele. Was wollte er nun plötzlich von ihr und trat ge rade in diesem Augenblicke vor ihre Augen Wuchsen alle Zeugen der Vergangenheit aus ihren Gräber» wieder empor, tun sie zn verfolgen, sie von Schrecken zu Schrecken zu Hetzen, sie von einem Elend zum andern, von That zu That dem Ad gründe zu dem unvermeidlichen Schlünde zeit lich« und ewiger Höllenqualen entgegen zu treiben 1 Et auch I Auch er wollte sie noch quälen oder anklagen oder wollte er nur erscheinen, um ih höhnend zu sagen Jetzt höre aus mit Deinem stol zen Blicke, mit deiner verächtlichen Geberde, denn jetzt bist Du ja schlechter, viel, viel schlechter als ich Und er hatte doch uia,t das Recht dazu, er nicht, nie 1 Mochten tllle sie verdammen dürfe» er durfte es nicht, denn ihre Schuld war nur feinet bösen That Ausgeburt, seine Sünde und elende Erbärmlichkeit hatte ste zum Elende und zur Sünde getrieben, während ihre Schuld vordem nichts gewesen war, als Liebe, namenlose, uner meßliche Liebe! Er nicht 1 Und wenn die 8 an it Welt daS „steiniget fiel" schrie, und sie zet knirscht ihr Haupt zu senken hatte vor der Größe ihrer Schuld vor ihm nicht, er mußte schamvoll sich vor ihr verbergen, konnte keinen Stein auf sie werfe» .... Was wollte et also jetzt, gerade jetzt 5 des blassen Lampenlichts zu spotten. Auch Angela bemerkte diese» Strahl des neuen Ta» ges, der ein Erinnern plötzlich in ihr weckte. Sie lauschte auf noch war Alles still Jettchen, die ihr« gewiß lange wachend gewartet hatt, schliefe nun »im so fester den Schlaf der Gerechten .... •,, Schnell also gethan, was im Dunkel der Nacht'IDar wirklich noch nicht gereinigt, ein Kellner off noch gethan werden sollte, denn schon dämme rt! denselben und Angela «Ichrak vor dem An höher und höh« das verräiherische Licht heraus, ^fn ^cc wahrend bet Nacht so glänzende dessen Strahl zu scheuen, zu vermeiden blieb! Sie durfte nicht zurück, ntit zögern, nicht be ben—jedeS Zögern mußte Gefahr, jedes Strau cheln Verderben bringen. Ruhe und Kaltblütigkeit allein konnten sie retten mit frecher Stirn mußte sie der Welt imponiren, denn sie wollte siegen, da mit die Welt sie nicht erbarmungslos unter ihre Füfte trat. So stand die Alternative. Kein Mit ttliotA war möglich, keine stille Buße und seiet liche Einkehr, denn jeder Augenblick dn Schwäche mußt« unabwendbares Verderben werden „Ruhig, ruhig, wildtobendes Blut, erstatte in den Adern und drücke der Stirn den eisernen Stern pel der Unbeweglichst auf...." so sagte sie, sich selbst beschwichtigend doch plötzlich fuhr sie wie der roiVd zürnend ans: „Aber er, er! was will er von mir, der mich so schwer gekränkt hat? Weg mit ihm, fort in die noch lodernde Gluth des Ofens, daß et nimmer wieder meine Ruhe unterbreche und meinen Weg kreuze...." Mit schneller, zornig« Bewegung «griff sie das Bild und war mit einem Sprunge am Ofen, wo die Glut »och langsam loderte. Einige Stöße mit dem Feuerhaken weckten ihre Bewegung neu, daß knisternd die Funken emporstoben und hie und da die Flammen züngelnd Hervotbrachen. »Da ächzte sie, „nehmt euer Opfer hin l* DaS Bild lag auf der Glut und die Flammrn schlugen hell um dacselbe empor da trafen An gela's Augen in die Augen des Bildes, die unter dem Züngeln d« Flammen einen nie gekannten, halb fenrlg-zürnenden, hall magisch bezwingenden Ausdruck erhielten mit einem Rufe, det wie ein Stcrberöcheln sich aus den tiefsten Gründen der Brust herausrang, riß sie das Bild aus der Glut zurück und eilie wieder an den Schreibtisch. Lanze, lange schaute sie in die herrlichen, allen verführerischen Liebreiz ritterlicher Männlichkeit verrathenden Gesichtszüge, als könnte sie sich selbst vergessen gar nicht wieder von ihnen losmachen doch mit dem wiederkehrenden Bewußtfein sank ihr das Bild aus der Hand, sie selbst ans einen Stuhl nieder Thränen brachen aus ihren Augen, und in namenloser Seelenqual stöhnte sie: »O Xaver, 3Eam, wohin hast Du mich gebracht Es war völlig Tag geworden, als Jettchen end» lich sich aus des Schlafes Annen wand, uud durch geräuschvolles Eintreten die Tänzerin aus ihrer tief en Versunken hcit erweckte. Angela 9ug«a fuhr erschrocken empor, und war nicht minder «staunt, sich im hellen Morgenlichte zu sehen, als es Jettchen war, die ihre Gebieterin, anstatt im tiefen Schlummer nach heiter vollorach ter Nacht, unausgekleidel uud munter neben der noch brennenden Lampe vor ihrem Schreibtische fand. „Sie sind doch nicht unwohl, Fräulein?" frug sie schnell besorgt „o, weshalb haben Sie mich nicht gerufen, daß ich Ihnen Beistand leisten konnte 1" „Nein, nein," antwortete Angela, »mir fehlt nichte, Du kannst ganz ruhig sein. Vorstellung uud Soiree hatten mich zusammen so aufgeregt, daß ich nachher unmöglich schlafen konnte. So blieb ich hier auf und überlebte mir so Mancheilei Dabei hatte sie den gesiegelten Brief geschickt vom Schreibtische genommen und in ihrem Kleide verborgen gleichgültig stand sie dann auf und sag te: „Ich bin auch deshalb aufgeblieben, weil ich gleich früh noch einen Ausgang machen muß. Als ich mich auskleiden wollte, vermißte ich einen Bril» lantring, den ich am kleinen Finger getragen habe, und da will ich gleich frühe wieder in das Festlokal fahren, ihn zu suchen, ehe die dortige Dienerschaft zum Rnnigen desselben kommt." »Das kann ich doch besorgen/ fiel Jettchen ein, „warum wollen Sic sich denn nach solcher ermüd enden Nacht selbst bemühen »Doch, Jettchen, es ist besser, wein, ich selbst gehe. Das Lokal ist groß, aber ich selbst rce^ die Stellen in demselben, wo ich mich aufgehaIMk und den Ring etwa verloren haben sann. Berets mit deshalb schnell eine Tasse Kaffce und hole mt. eine Droschke." Jettchen gehorchte. Bald rauschte das Wasser in der Maschine, und während die Tänzerin den wohlthuenden Trank genoß, ficht die Droschke be reits vor die Thür, welche dieselbe binnen wenigen Minuten vor das Haus führte, in dessen Saale das Fest der Künstler jtatigefunden hatte. Der Saal den warf. Dann nahm sie Papier und «Schreibieug' fch|nltc •saoleâ «klarte Angela den Ring ge undjschrieb mit bebender Hand und fliegendem Athem! funden zu haben, gab dem verschlafen zuschauenden ein paar Zeilen. Leidenschaft und Erregung K^ner eiu Donccur unlb entfernte sich schnell zu gen in diesem Augenblicke sichtbar tiefe Furchen F"v wieder, y lachst gen Schrittes begab sie sich durch das schöne Gesicht, die widersprechencsteu Gefühle bekämpften sich in demselben, und schienen in dem Geschriebenen Ausdruck zu finden. Raum jetzt, bei Tageslichte, mit diesem Gewirre von Flaichen, Gläsern, Geschirren, welke» Blumen und mit feiner üblen, erstickenden Atmosphäre dar bot.... Nach kurzem Suchen in einem det dnnklkren Ab durch mehrere Straßen bis zu einem voistädlischen Postainte, au dessen Schalt« fie tief verschleiert trat und ihren Blies abgab. Der Beamte, ein junger Mann, wârf wohl einen forschenden Blick auf die Aosendelin eines so werth voll deklarirtcn Schreibens, vor dem dieselbe inner» lich erbebte und mit Gedankenschnelle alle möglichen Ausflüchte, ja selbst die Wege zur schleunigen Flucht erwog allein sie konnte sich bald überzeuge,», daß des Beamten Blick nur erklärlicher Neugierde entsprungen war, denn er setzte sich und schrieb ohne Zögern die amtliche Bescheinigung. Int Besitze derselben diu Angela Nigna schleu nig weiter und rief die nächste Droschke an, mit der sie in Ihre Wohnung zurückfuhr. Jettchen hatte den Wage» aufayren hören, und kam der Gebieterin bereits zur Treppe entgegen. Haben Sie den Ring?" tief sie ihr entgegen. „Den Ring ...." sagte Angela erstaunt doch, besann sie sich schnell und fuhr eilfertig und gleich gültig fort: „ja wohl, ich habe ihn gefunden er lag an einer bestimmten Stelle des «aales, wie ich gleich vermuthete, und es war gut, daß ich selbst suchte uud ihn so schnell faud." „Die suche Ausfahrt scheint Jhueu doch nicht gut bekommen zu sein/ bemerkte Jettchen mit be» deutlichem Blicke auf das fast geisterhafte Aussehen ihrer Herrin, deren Augen utistät hin und her irr ten. „Dn magst Recht haben, Jettchen, das heißt, ich bin mehr erschöpft, als unroohk, und will jetzt ans ruhen. Sorge für Ruhe und weise etwaige Be suche ab ich will tiiz allcii» sein und mich er holen." Wenn Herr von Norden zu seiner gewöhnlichen Visite kommt, so wird er sehr verwundert sein, ab gewiesen zn werden oder darf ich ihn anmelde» frug Jettchen, die über Nordens Absichten eigene Gedanken hegte. Angela Niger» hatte sich betroffen zum Fenster gewandt. I n Fortgehen sagte sie so gleichgültig als möglich: „Herr von Norden freilich ist an keine 'Ab veisuug gewöhnt wenn er auch heute komme» sollte, magst Du ihn also anmelden." Jettchen schüttelte verwuudert de» Kops und sah der Tänzerin nach^ die müde in ihr Schlafzimmer ging. Sie begriff dieselbe heute uicht. Ei bit lieber ti)0tt," -rutelte sie, »das Fräulein ist ja rein wie verlehrt geworden, die muß wahr hastig erst etwas ausschlafen. Das kommt aber gauz natürlich von solchen Aufregungen her. Erst eute große Partie im Ballet mit alle» den Huldig ungen und Ovationen, und dann noch ein Fest bis in den Morgen hinein das ist nichte sur zarte Nerven, und ich will schon froh und zutrieben sein, rot un sie nicht licch etwas Ernstliches davonträgt." Die Zeit schlüpfte dahin tiefe Diuhe herrschte in b« Wohnm der Künstlerin, die von Ienche» sorgsam gehegt wurde. Endlich wurde draußen gelä«tet. Jettchen war eilfertig zur Hand, denn das konnte kein A derer fein, als der durch gute Tnni'g.ldcr hoch in Ansehen stehende Herr von Norden, welcher sich, gegen seine Gewohnheit, heute schon verspätet hatte. Tie klnge Zofe irrte sich jedoch eine ve schleierte Dame, der ein Herr folgte, trat ei». Als die £ain den Schleier öffnete, erkannte Jettchen mit frohem Erstaunen auch eine persönliche Göiinetin, Frau lein Hermine Laß mann, des reichen Bankiers schö ne Tochter. „Fräulein Angela zu sprechen, liebes Jettchen?" frug Hermine mit freudestrahlendem Gesichte. »^vch soll Niemand melden, gnädiges Fräulein, weil meine Herrin die ganze Nacht durchwacht, und sich erst vor Kurzem ein wenig zur Ruhe gelegt hat, aber für das gnädige Fräulein ...." Columbus, O., Donnerstag, 13, April 1871, «o. 34, „Ach ja, Jettchen, und fur meinen Bruder, det so eben angekommen ist unser erster Besuch gilt ihr. Sagen Sie der theuren Angela, daß ich und mein Bruder da wären/ Jettchen führte die jungen Herrschaften in den Salon und entfernte sich, um Fräulein Nigera von dem Besuche, der sich nicht abweisen ließe, zu be nachrichtigen. Sie fand dieselbe auf ihrem Bette ausgestreckt, aber wachend. Ihr Aussehen hatte sich nicht gebessert, das Unstäte ihres Wesens sich nicht gelegt. »Es ist gut/ sagte sie auf Jettchens Meldung. »ich finde hier doch keine Ruhe hilf mir ein we »tg meine Toilette ordnen." Hermine Laßmann wartete unterdes} mit ihrem Bruder im Salon auf das Erscheinen der Tänzerin, und hatte sich in eine« det bequemen Lehnstühle mit rothem Sammet versenkt, du für Gäste neben dem Sopha bereit standen. Adolf Laßmann stand am Fenster, daS mit ei nem Pineenez verunschönte Gesicht halb der Straße, halb der Schwester zugewandt, deren Aagen mit unendlich« Liebe an dem einnehmenden Aenßern des Bruder« hingen. Er war ein junger Mann von etwa vierundzwanzig Iahten, mit nicht ge rade bedeutendem, aber hübschen, von^den, Leven in der großen Weltstadt, ans welcher eben kam, nicht mehr angekränkelten Gesichte, als zu eirfem schmachtend interessanten Aussehen nöthig war. Die brünetten Haare waren fein ftisirt und wallte», bequem und gesügig um Stirn unb Schläfe, aus der Oberlippe kräuselte sich ein feines und sammet weiches, dunkles Bärtchen. Natürlich glich der junge Bankier dabei einem soeben dem neuesten Modejournale entstiegenen Helden und die zärt liche Schwester konnte sich an dem schönen Bruder nicht müde sehen, der nach zweijähriger A?wesen« hcit so prächtig und so vervollkommnet wieder ge kommen war. Adolf Laßmann dagegen langweilte ^lch bereits beim Warf n, und fand augenblicklich nur noch da rin Zerstreuung, ein paar wundervolle Frauenge» mälde zu betrachten, Künstlerinnen im Kostüm u.it strahlenden Gesichtern und verlockenden Formen. „Höre, Hermine, ich glaube, daS Fräulein vom Ballet läßt uns warten/ sagte er endlich voll Mß rnuth. »Sie wird Toilette machen, Adolf, bedenke, sie kann doch vor Dir nicht im Negligee «scheinen tute Künstlerin 1 Ware ich es allein, so wäre sie auch schon hier/ Adolf lächelte ein wenig seltsam, als wolle er sagen, daß es ihm gar nicht mehr so ungeheuerlich erscheinen würde, eine Tänzerin im Negligee zu sehen allein er bachtt in demselben Augenblicke an seine Schwester, ait die neu überkommenen Pflichten des Hauses und der Familie und sagte: »Du machst ein solches Wesen von dieser Balleri» na, die Du Dir zur Freundin erkoren, und hast mich gleichsam gezwungen, gleich in den ersten Stunden meines Hierseins mit Dir zn ihr zn sah ten, daß ich wirkliche Neugier für dieses Wunder empfinde um selbst zu sehen, wie viel dasselbe von Deinen Anpreisungen Wahres enthält...." »Ach, Adolf/ fiel feine Sch vestet verdrießlich ein, »weißt Du was, thu' nicht so vornehm, weil Du in London warst, dort waren auch Menschen, wie hier, nichts weiter Angela aber würde auch in London ein ungewöhnliches Wesen sein, wie sie es hier ist. Ihr Ruf ist fleckenlos, ihre Haltung vorzüglich sie ist gesucht und geehrt in allen Kreisen, das gesteht selbst Papa zn, d« meine Freundschaft für Angela gerne sieht, und sie selbst überall auszeichnet. Du wirst schon selbst sehen unb Dich schämen, wenn sie kommt." »Nun ja doch, Schwesterchen, ereifere Dich nur nicht, ich bin ja schon vollkommen rechtgläubig abet wenn sie nur erst kommen wollte. Ist denn hier nicht wenigstens ein Porträt von ihr zu ha» ben »Nein 1" rief Hermine und sprang auf, »aber hier ist fie selbst, unsere schöne, liebenswürdige Angela." alle Spuren der vorherigen körperlichen uud get st igen Erschöpfung vertilgt hatte. Sie war es als itüustlctin gewohnt, vor jedem fremden Auge ihr Aenßeres in der Gewalt zu haeen, und so geschah es auch jetzt, da Herniinens Bruder, der von dieser Vielbesprochene, ihrer wartete. Sie begrüßte den selben mit dem ganzen ihr zu Gebote stehenden Liebreiz, und ließ dabei, mit wohlberechneter Kunst zu gefallen, die volle Majestät ihrer Etscheinung auf ihn einwirken. Adolf Laßmann stand denn auch wie von einem Blitzstrahl geblendet vor so vieler Schönheit und Anmuth, die sich sichibarlich mit erhabenster Frau enwürde paarten und jeden laeetoe» Vorgebauten^ des jungen Lebemannes im Keime erstickten. Angela lud zum Niedersitzen ei» unb entschulb» igte vor Allem ihr langes Ausbleiben. »Die Anstrengungen des gestrigen AbenbS unb der festlichen Nacht hatten mich seht erschöpft unb doch wieder so aufgeregt, baß ich nachher keinen Schlaf finden konnte. So haue ich mich erst fpä» ter eticaS niedergelegt und jeden Besuch abgelehnt, Dich, thelites Raichen, konnte bas natürlich nicht mit einsHließeu, am wenigsten, wenn Du die Güte hast, mir noch so liebenswürdige Gesellschaft zu bringen." Sie wandte sich dabei lächelnd zu dem jungen Manne hin, der erst allmählig wieder zu sich felcsi kam unb bie gewohnte Contenanee zurückgewann, um eine salongerechte Unterhaltung zu führen. Dann aber that er dieses mit größiem Interesse, und es wurde web« der Tänzerin schwer, zu «ken nen, welchen ergreifenden Eindruck sie auf de» jung en Mann gemacht hatte, noch blieb es der in stiller Glückseligkeil zuschauenden Sch fester verborgen, die in ihrer edlen, selbstlosen Weise gern still und unbeachtet daneben saß, während die beiden ihr so theuren Menschen sich liefet und liefet ineinander versenkten. »Seht ihr/ "sagte sie nach ejner Weile mit herz lichem Ausdruck, »so wie ihr nun mit einander seid, so habe ich es mir gedacht, unb so habe ich es mir gewünscht. Nun wollen wir recht oft mit einander g'sittlich fein benn jetzt, Angela, ba mein Bru der zurück ist, wird in unser.m Haufe ein neues tie ben beginnen, und Du mußt, ja Du mußt die Seel. desselben werden." „O dürften wir daS hoffen!" bat Adolf, dessen überströmende Empfindungen kaum »och Grenzen fanden, und feine du-iklen Augen suchten mit ver zehrendem Feiler den Blick der Tänzerin Aber die fei blieb ruhig freundlich, wie vorher, und so sagte sie: „Alles soll nach meiner theuren Hermine Wunsch geschehe» wo meine Pflicht mich nicht fordert, bin ich am Liebsten stets die Ihrige." „Halte sie beim Wort I" rief Adolf schnell en thujiaSinirt. „Dein Wort ist in mein Herz gedrungen/ sagte Hermine innig, „und Du glaubst nicht, wie glück lich es mich im cht." Die Beiden nahmen Abschied und endeten den Besuch. iiatißen rief Adolf wie im seligen Rausche „O Hermine, Dnue Schilderungen waren matt gegen di.se Wirklichkeit Solches siiitib zu besitzen muß mehr als göttliches Glück gewähren l"^ „So er.inge es Dir, mein Brüter, Deine Schwe^ st« kennt keimn scheuern Wunsch für unser Wer Glück." „Und Du?" ftug Adolf Hub blickte ihr tief in die Augen. „Auch mein Glück wird kommen, wenn es mi befvhuden ist ich beuge mich still unter Goitec Willen," erwiederte sie sanft unb glaubig. Oben stand Angela Nig.ra und blickte den Bei den mit sanftem, gerührtem Blicke n.-ch: „Du gn tes, frommes Wesen, Du weißt nicht, was Dn thust möchtest in wenigstens glücklich werten. Jeit fn stürzte plötzlich in das Zimmer und schrie: »Fräulein, um Gottcswillen, Hat von Norden soll heute Nacht ermordet worden fein I" »Ha 1" fuhr die Nigera ans ihren wilden Ge danken auf, wie von einer Schlange plötzlich ge stachen, und «bleichte so jah und tödUich, daß Jett» Sie flog in ihre Arme und stellte dann ihren aus. London heimgekehrten Bruder Adolf vor, der eben erst angekommen sei, und noch nicht einmal den Va- schwarze» Trank doch machte er noch immer ein ter habe sehen können dafür habe er aber sogleich sehr trübseliges Gesicht dazu, wenn er es auch vor mit ihr zu Angela kommen müssen, denn sie Beide idem rohen und jeden Empfindens baaren Ge'ährten, würden gewiß an Größe bet Anschauungen unb der ihn an sich gekettet hatte unb burch feinen un« Verständniß der Welt ganz für einander passen und fchiitterlichen Stoizismus in allen Dingen gleich müßten gnie Freunde werden ...." fam beherrschte, verbergen wollte. Zu andern Zei »Gewiß und recht gern," erwiederte Angela, an ten, besonders wenn et getrunken hatte, war denn der die kurze Zeit der Toilette Wunder geübt und auch wohl Schwarz selbst noch wild« und schick» chen mit einem Schreckensrufe zusprang uud feU Wankende in ihren Armen auffing. Sechstes Kapitel. einem kleinen und armseligen Zimmetchen, hoch im Dachstockwerke des Hauses, in einem rhein «scheu Badeorte, saßen zwei Männer in zweifelhafter Toilette. Zwei Lagerstätten, von denen eine am Fußboden ausgebreitet war, befanden sich noch in Unordnung an den Wänden hingen ziemlich an ständige Kleidungsstücke zum Ausgehen umher ölt Negligee's der Beiden waren dagegen ziemlich untergeordneter Natur, ließen auch Ordnung und Sauberkeit vermissen. Der eine der beiden Männer, welche Beide nicht mehr jung waren und ihrem verwitterten Aussehen nach offenbar stark gelebt hatten, stand an einem Tischchen und bereitete aus einer blechernen Maschi ne Kaffee der Andere saß am Fenster und hatte den Kops in die Hand gestützt. Der Unbefangene hätte glauben können, sei in das Anschauen der eon diesem HauS^icbel aus wirklich prachtvollen Aussicht in das Rheinthal versunken, doch wer einen Bllck in die unverwandt in unendliche Ferne starrenden Augen that, und das von Leidenschaften icharf durchackerte Gesicht dazu betrachtete, der fühlte wohl, daß andere, weniger freundliche Mächte, als eine schöne Gegend, die Ursache des Versunken sein6 dieses Mannes bilben mußten. So ha te das Schweigen in bem Stübchen schon ziemlich lange angedauert, bis der Koch endlich seinen Trank fertig hatte und sagte: »So, da ist der Kaffee." Keine Antwort, keine Regung deS Andern er folgte. Jener warf nun einen forschenden Blick nach ihm hin, schüttelte den Kopf und sagte: »Heda, Schwarz, hörst Du nicht, der Kasfee ist fertig/ Ja so," erwiederte der am Fenster, unb «hob sich mürrisch, „na, ba gib her. Zürn Teufel, wenn et nur etwas taugt." Nun jedenfalls mehr als Deine Laune. Wett« noch einmal, Du bist heute ein verflucht ungemüth« lich« Geselle." »Findest Du daS heute etwa gemüthlich?" »Wvz meinst Du damit? Weißt Du waS, laß nur den Krimskrams von hohen Redensarten bei Seite, der Dir noch immer von der Schulmeisteret anklebt. Rede, wie Dir der Schnabel gewachsen ist, dann verstehe ich es auch/ Ach was, gelehrter Kran und Schulmeisteret, wer denkt daran! Ich meine blos, ob Dn unsere Lage so gemüthlich findest, daß es sich lohnen soll, guter Laune zu fei« Unsere Lage war gestern nicht besser, als heute, und gestern warst Dn ja sehr lustig. Ich finde sie im Gegentheil diesen Morgen hoffnungsvoller, weil vielleicht der Postbote s.yon mit einem Brief an Dich unterwegs ist. Deine Tochter kann Dich doch auf den Brief nicht im Stiche lassen." „Ach, Fiebig," sagte Schwarz und fuhr mit den gespreizten Fingern durch das struppige Haar, »ich möchte, ich hätte mit so manchem Andern auch das Denken verlernt, ^ie Gedanken, die tSedanftn. »Was willst Du nur wieder? Donnerwetter, Kerl, ist es denn etwa das erste Mal, seitdem wit Kompagnie machten/daß wir kein Gelb haben? Es ist wahr, so gerupft, wie dieses Mal, standen wir am Ende der Saison niemals da, aber otich dafür wird Rath werden Deine Tochter wird schon sorgen." »Das war es'nicht wenn auch, eS geht mir auch im Kopfe herum als meine selige Frau Noch lebte, da bin ich nie in solcher Lage gewesen. Heute! sind es dreizehn Jahre, daß sie in meinen Armen starb. Ja, wenn sie am Leben geblieben wäre, so kam wohl Alles nicht so weit, ware vielleicht Alles nicht geschehen, mit ihr nicht und mit mir nicht." »Schwarz, Du wirst alt und heulmeierig/ sagte der Andere mit mitleidsvoll« Verächtlich?«!, »w-iht' Du was, ich habe hier noch einen tüchtigen Schluck Rum in der Flasche es ist der letzte, aber ich! gönne ihn Dir, gieße ihn in Deinen Kaffee, bann wird Dir besser uutben." Schwarz gehorchte und trank den also verstärkten salstrunken« als Jener, am meisten, wenn et am grünen Tische das Geld haufenweise rouliren sah unb selbst mitten im Strubel der Leidenschaft mit schwamm aber heute nicht. Solche Gefühls da nunc run gen kehrten periodisch bei ihm wieder und legten ihn moralisch lahm, bis er sich vor dem ihm unmöglich gewordenen Zurück plötzlich wieber en ergisch zum Vorwärts auf feinem Wege ber Auf regung, Betäubung unb bes Genusses emporraffte. Auch heute war plötzlich e»ne bieser Gefühlsdäm» merungen eingetreten. Ein Blick auf ben Datum des TageS hatte ihn an den Todestag feiner Frau erinnert und das Gedächtniß an dt« Verstorbene und die Zeit, welche mit ihr in der bescheidenen Schnlwvhnnng so unendlich glücklich und zufrieden verebt hatte, war recht wohl geeignet, einen Sturm schmerzlicher Empfindungen in dem verkommenen Alten zn wecken. Fiedig sah auch ein, daß es ihm nicht gelang, einen Aameraden umzustimmen, denn er erklärte plötzlich: »So schlag' das Wetter drein I Jetzt tnöajte ich aber, der erwartete Brief von Deiner Tochter mit dem Gelde käme an und besserte Dich aus dem Rührtroge wieder auf. Sie hat und ver» dient ja ge..ng, um ihtttn armen alten Vatet eine solche Lumperei geben zu können/ (yortse»ung sotgt.) Interessante Uutyra. Jean Pierson, welch« in den Straßen von New Orleans bettelte und täglich nur 25 Cents zu ,einem Unterhalte verbrauchte, hinterließ emVermö» gen von $15u (XX). Ein eigenthümliches Testament wurde dieser Tage in Medford, Mass., eröffnet. Dort ver fügte ein Herr S tz, Sandorn, bufe sein Knochen gerüste den Professoren A^asstz und Holmes überge den, von diesen in der besten Art und Weise her»e richtet und im Museum der Harvard Universität auf gestallt werden soll. Seine Haut soll jedoch gegerbt ant) mit derselben eine Trommel überzogen werden, welche seinem freunde, dem berühmten Trommler W nren Simpson, zym Präsent gtmatt weiden soll, dieser soll gehalten sein, Ehrlich ant 17 Juni am Lunlerhtll-Monumente den „Ranket Dooole" zu trommeln. Ferner soll auf bus eine Trommelfell Dope'S Universal Gebet und auf die andere Seile jtffetsoii'i Unatchä:igi«teitë Erklärung gedruckt wer en. Die Reste sei-es Easavers sollen von einer Dünge,sadnk sorgfältig präparirt und zur Düng u 'fl eiuer anuufantsepen Ulme verwendet werden, weiche an bei Landstriche gepsUnjt werden soll, da ritt der Landmann unter Oerieiben Schalten suchen, )er Wanderer rüden und die Kinder dort spielen lön ,ien. Die „9i V Times" nennt ese Berfiignng ,ehr verr.unsu.j uiä auf das Trommelfell sie sagt. a gäbe Kalbfelle genug, und man brauche vorläufig loch nicht zu £ieteh iuien seine Zuflucht zu nehmen. Ein Sohn des verstorbenen Präsidenten Tyler jat den deutsch französischen Krieg als Uhtan im 12. jtimee Corps (Sachsen) mitgemacht. Ais bensfrteg ausbrach, war er Schuler oet Berg-Akademie zu Arnberg Der 2ljaynge junge Mann soll sich tier ichicöene Male sehr ausgezeichnet Huben. Der frühere Bundessenator Howard o n Michigan ist in Detroit in Folge eines 5d/lagunfulls, welchen er sich durch körperliche Ue ,?kra!'s!reiigung tn i zugezogen Hatte, gestorben, ér er reichte ein Älter von 65 ihren. Indianer-Gräuel in TexaS. Innerhalb eines Umkreises von 2 Meilen um San Antonio in $ :§, eine Stadt von 15,000 Einwohnern, sind binnen kurzer Zeit von öeu Indianern sechs Kinder ibimmier drei Geschwister, Enkel eines Deutschen, mmenS Vogel gestohlen worden. Einem teUenz iniiedlet, Namens t. M. enr.it), wurden seine bet en Kinder in nächster Nähe seines HaujeS gestohlen, jn der Nähe des Fort Worth wurden ganz vor Kur ze funj Weihe und vier Neger von den blutgierigen .Dihen Bestien ermordet und auf namenlos scheuet He Weise verstümmelt. Den Erwürgten die Ge schiechtstyeile abzuschneiden und ihnen in den Mund \a stecken, oder den Bauch auszuweiden und mit Aas Mt Unrath auszustopfen, die Gedärme rote Wurste ntt Mehl oder Schmug zu füllen u. dgl, das üedört jUden Iietnen Scherzen, welche sich die edlen «söhne oet Wilontb machen. Auch in Neu Mr$ co sind ote Comanches und Apachen wieder an bet gewohnten Llutarbett. Zn der Nahe der mex kanischen Grenze •jftsiii.jja. wurde dort in den ersten Tagen des März eine aas acht Personen bestehende Reisegesellschaft von de» Unholden überfallen. Sechs, darunter eine Frau» wurden auf der Stelle niedergemetzelt, von den zwei anderen, die dem augenblicklichen Tode entgingen, starb einer an den erhaltenen Lanzenstichen, noch ehe er die nächste Ortschaft erreichte. Für vierzehn Millionen Dollar? Waffen unfc Kriegsmaterial wurden während des Krieges von dw Ber. Staaten nach Frankreich ausgeführt, worunter 609,531 Musketen und 91 Batterien Artillerie Die Mutter bes erschossenen Max vo» Mexiko, die Erzherzogin Sophie, bezahlt an ein undzwanzig Mexikaner und Mexikanerinnen, untet welchen die Wittwe Miramon'S, Pensionen Die Prircessin Salm-Salm erhält von ihr tausend rl» den jährlich. Da sage man noch etwas gegen dt» »D«nk vom Hause Oesterreich"! Der Bürgerkrieg in Fraakretch. e I.April. Der Bürgerkrieg in Frankreich ist nun förmlich öffnet die Truppen der regelmäßigen Regierung i» Versailles und die Nationalgarden der Pariser Ko» ntune haben ihre Kräfte mit einander gemessen ttfr daS Resultat ist eine Niederlage der Kommunist# gewesen. Die Schlappe, welche eine Abtheilung der Rott,«» am Sonntag bei Courbevoie erlitt, reizte die ftühtiir derfellffcn so, daß sie beschloßen, den Einschlteßun-iß» kreis der Regierungstruppen westlich und südlich vM Paris zu sprengen und auf Versailles zu rnarschirki^' um die Nationalversammlung auseinander zu spren gen. Ztr diesem Zwecke wurde für Montag ein um fassender Operationsplan entworfen. Während die eine Hälfte der disponiblen bewaff» neten Haufen von sogenannten Pariser Nationaler» den auf der Südseite übet Meudon und Chattllon vordringen würden, sollte die andere, die Festang Va lerien westlich über Rueil an der Seine umgehend und die auf den Höhen von St. Cloud. Meudon und tëtamart postirte Hauptmacht der Regierungstruppm in ihrer linken Flanke überflügelnd, Versailles gl» tvinnen. Der Plan scheiterte in seiner Ausführung an der doppelten Täuschung, daß erstens die KanAp nen der Festung Valerien nicht auf die VolksbeglG» cker schießen und daß zweitens die Truppen, welche die Nationalversammlung zu ihrem Schutze zusanß» mengebracht hatte und bei der alle namhaften fran» zösischen Generale sich befanden, zu ihnen überlauft» würden. Diese irrige Voraussetzung Bereitete den Komm«» nisten eine Niederlage, über deren Ausdehnung uiè Bedeutung indessen genaue und zuverlässige Berichte Nicht vorliegen. So viel ist sich«, daß die Regierung bis jetzt noch keinen Versuch gemacht hat, mit ihre» Truppen in die Stadt selbst einzudringen und dafc die Insurgenten die südlichen Forts d'Jssy, VanvreG» Monirouge u. f. w noch immer im Besitze haben. Je» denfalls wird es noch mehr Blut kosten, ehe die fH», natifchen Haufen in Paris zur Raison gebracht weßp den. Hr. Thiers will zwar einen abermaligen Vejs» fuch machen, mit den Führern der Insurgenten ei» EinVerständniß zu erzielen allein 8 ist sehr fragility ob ein solcher Versuch Erfylg haben wird der PI» bei wird nur zu geneigt sein, denselben als einen $8#» weis der Schwäche der Regierung auszulegen. Die Bewohner von Paris werden unter der jeA gen Schreckensherrschaft voraussichtlich in wenig« Wochen mehr zu leiden haben, als während der gate zen siebenmonatlichen Belagerung durch die Deich» fchen. Inzwischen gerathen sich die an der Spitze der Pöbelherrschaft stehenden Lichter gegenseitig selbst in die Haare, wobei Einer den Andern zu verdächti gen und au3 dem Wege zu räumen versucht. Wen« diese Zwistigkeiten zur gegenseitigen Bekämpfung und Vernichtung sämmtlicher professionsmäßigcn Unru hestifter in Paris führen würden, so könnte dies jiif ein chlück für die Stadt und für Frankreich^Wl?^. Telegraphische Berichte. Versailles, 4 April.— Thiers Bat fotctenbé' an die Departements Präfeiten gerichtete Procia# motion erlassen: «Am Montag griffen die Insurgenten unsere Trup pen gleichzeitig in Nanterre, Ütyueil, Bougival. Ra zons, Chaton und Croissy an Bei Tagesanbruch begann 1ms Fort Mont Bale» tien die Beschießung der Insurgenten, welche an fänglich in den Dörfern Nanterre, Roueil und öut|».. gival Schutz suchten. Später griffen sie bie rungstruppen an, wurden jedoch von denselben zil'» rückgeschlagen. Mittlerweile hatte Gen. Binoy mit der Kavallerie eine Stellung eingenommen, von der aus er die 31» (urgenten in der Flanke bedrohte und diese iuajtflt sich in wilder Flucht zu retten, wobei sie viele ihre« Todten und Verwundeten in den Händen der Regi^ rungstruppen zurückließen." Thiers sagt, die Regierung werde Güte gegen alle Diejenigen ausüben, welche mißleitet worden ti o n:e Rädelsführer dayeuen streng bestrafen. Die sailler Armee hat Paris eingeschlossen. Außerhalb Paris ist in ganz Frankreich die Ordnung wieder her gestellt. Versailles. 5. April. Vicard hat folgende? Cirkular an die Präfeften erlassen: „Die Insurgenten haben eine entscheidende Nieder lage erlitten. Unsere Truppen haben die ftedoute von Chattllon genommen und dabei 20iX) Gcsang-ne gemacht. Flourens und Duval sind toot und Htntti ist gefangen. 22 Mitglieder der Kommune haben ihre Steife* niedergelegt und Assy ist von feinen eigenen Anhcm» gern eingekerkert worden. Die Regierung schätzt sich glücklich, Ihnen diese« Zustand der Dinge, der übet Erwarten günstig ist, mittheilen zu können. Eine Depesche aus Marseille meldet, daß daselbst die Ordnung wieder hergestellt ist und die Truppen in die Stadt eingerückt sind. London, 5. April. Folgende Einzelnhcite». sind eingelaufen: Gen. Bergeret kommandirte den rechten Flügel Ä« Kommunisten, Gen. Flourens die Reseive in seinem Rücken, Gen. Duval das Centrum und Wen. EnoeS den linken Flügel. Der linke Flügel und das linke Centrum litten während des Gefechtes u-ehr als oer rechte Flügel, wurden aber später beim Ruckjitg hutch das Feuer der von den Kommunisten besetzten Forts beschützt. Bei Le Bas Meudon war der ^atrpt be sonders blutig. Die dort aufgestellten Batterien wurden von Artilleristen der Versâer Armee bedient, welche fast so gut schössen wie die Deutschen. Die Nationalen waren schlecht organinrt und Hat ten nur wenig an Munition, die sie s.hr bald ver schossen hatten. Viele versuchten nach Paris zuruck« zuflüchten, sie fanden jedoch die Thore veritWisen und Ltute auf den Wällen postirt, welche droh-en, sie zu erschießen, wertn sie versuchen sollten, nach der Stadt hineinzukommen. London, 5. April. 9 30 Abends. Der Erzbi fchof von Paris ist von oet Kommune wegen Eon spiration gegen die Sicherhett des Staates verhaftet worden. Die Kirchen Madelaine und Assumption sind vom Pöbel geplündert worden. Die Pariser Boulevards sind voll von einem höchst aufgeregten Publikum. Die Cases sind iffen und die Omnibusse fahren, die Laoen find geschlossen. Die Wusre^ung t|t furchtbar, aber die Stadt ist ruhig. Sämmtliche Fremde haben die Flaggen ihrer rtfp. Nationalitäten aufgehißt. Der Correspondent des „Telegraph" meldet, daß das 1. preußische Corps Befehl hat, sich zum Ein märsche in Parts beutt zu halten. Versailles, 5 April. Die Insurgenten hal ten sich noch immer im Fort Vanvres uno ^siy und fuhren fort, die RegierungStruppcii bet tu tëbutUivn beschießen. Sie griffen gestern.Abend die Sevres brücke an, wurden jedoch von einem Detochtnum des Versaill« Armee in die Flucht geschlagen. Versailles, 6. April. Die Kommunisten Ift» ben ihre ganze Truppenmacht aufgeboten und wol len energnchen Widerstand leisten, wenn die Regte rungstruppen in die Siadt einrücken wollen. VlUe Burger zwischen 17 und 35 Jahr sind zu den Waffen berufen und dieses Telrei wird mit jutfeta Strenge durchgeführt. Assy. Blarqui unb Wambon haben Verdacht erregt uno sind arretirt worden. o n don, 6. April. Die Depnlirten von ris haben sich dahin geeinigt, gemeinsam ein Mani» lest an daS srun ,ö|uche Bo k zu erlassen, wonu sie verlangen, daß die Republik zu erhalten bleibe und sür den Munizipal Rath von'iiaitS daS Ncch! beanip^ chen. alle Fragen in Betriff der städtischen Oraani« sation, namentlich tn Betreff bts Unterricht? D\ Fi nanzen uno des Wulius leibjistan tg zu tnitchevien. AIS versöhnende Mußregel empfehlen sie, tie Stel lung der Nation«usderÄachur uj Pa ris anzuerkennen.