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Wochenblatt des westboten. (Columbus, Ohio) 1871-1872, May 04, 1871, Image 2

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H??au8g?gede» loo Neinhard «ad Kiese?.
Pas Friedensfest in Columbus.
D4»e glänzende Demonstratio«.
Sst großartige
S i e Wald e .~'3it Reden :c.
siiltJ'
,!v?Vi Columbus, Dienstag. 2. Mai 1871.
•-, Montag, der erste Mai 1871, wird noch langein
der Erinnerung unserer Hauptstadt fortleben! Noch
umgnuteln uns die lieblichen Bilder der gestrigen,
über jede Erwartung gelungenen Friedensfeier, und
gern würden wir unseren Bericht auf eine ruhigere
Stunde verschieben, wenn dies möglich wäre und
wenn man nicht wüsste, daß überhaupt jede Be
schreidung einer solchen massenhaften Demonstra
tion selbst im besten Falle mangelhaft sein muß.
Das war ein Fest, großartig und finnig zugleich,
wie es selbst, nach den Geständnissen der Amerikaner,
Columbus noch nie erlebt hat! Es war ein Ehren
tag für das gesammte Deutschtbum, an welchem sich
jeder Sohn der alten Mutter Germania im geHobe
nen Gefühle des gerechten Stolzes an die Brust schla
gen und ausrufen durfte: auch ich bin ein Deutscher!
Und unsere amerikanischen Mitbürger? Auch sie
wurden überwältigt von der Pracht und Großartig
feit der Demonstration und manches amerikanische
Haus zeigte zum erstenmale die deutschen Farben.
Wenn es Welche gegeben hat, die sich einbildeten,
daß das Ganze auf eine „Lagerbierbummelei" hin
auslaufen würde, so sind sie in ihren Vermuthungen
niemals bitterer getäuscht worden. Von dem ersten
Kanonenschüsse an, der die Eröffnung des Festes ver
kündete, bis zum Schlüsse, war die Demonstration
der großen Suche durchaus würdig und kein häßli
cher Mißton störte die schöne Harmonie der Feier.
Der Kunstsinn und der gebildete Geschmack, den ein
zelne Gruppen der Procession in so hohem Grade
entwickelten, muß wohl manchen Amerikaner über»
Mischt und ihm die Thatseiche klar gemacht haben,
daß die unverwüstliche deutsche Nation nicht blos
dreinschlagen kann, sondern auch auf dem Gebiete
der Bilbung und Gesittung sich den Rang nicht strei
tig machen lösst. Mancher Amerikaner, der vielleicht
in dieser Beziehung nur eine geringe Meinung von
uns hatte, muß durch diese Feier Achtung bot den
e u s e n e k o e n a e n i
Selbst bet Himmel war an diesem Taget «it den
deutsch?«. Die Maisonne lachte freundlich herab
und das Wetter hätte nicht schöner gewünscht werden
können.
Der Häuferschmuck war allgemein und ließ nichts
zu wünschen übrig. Die Hochstraße von ihrem süd
lichstcn ÉiiLpunfle bis über den Broadway hin
auf glich einem Fahnenwalde, in welchem die deut
fiten die amerikanischen Farben mit bettlerischen
Grün der Laubgcwinbe wunderbar contrastirten.
Aber auch auf den Nebenstraßen, namentlich im deut
schen Viertel, fehlte keinem Hause der Festschmuck.
Wahrhaft großartig war das Geschäftshaus von
Stevenson, Glock u. Co. geschmückt. Eine colos
sale Säule (Nachahmung der berühmten Vendome
Säule in Pari:), gekrönt mit einer riesigen Pickel
haube, trug die Namen der verschiedenen Schlachten
und deutschen Siege und der eingenommenen Festun
gen, während ein mächtiges sich drehendes Nad die
Portraits des Königs Wilhelm und der berühmten
deutschen Generäle zeigte. Kinney entwarf den Plan
und besorgte die Ausführung. Abends war das
Ganze durch chinesische Lampen brillant illuminirt.
Wir würden nicht oushören können, wenn wir eine
Beschreibung des Schmuckes der einzelnen Häuser
versuchen wollten. Wo Alle nach Kräften ihre Pflicht
gethan, da wäre es ungerecht, Ausnahmen machen zu
wollen. Am Ende kommt es nicht auf den Reichthum
d.'r Dccorationen, sondern auf den guten Wil
len an und da gebührt dem einfachen Fähnlein, das
die Hütte des armen deutschen Arbeiters schmückt
ebenso viel Anerkennung, als der kostbare Schmuck
seines vom Glücke mehr begünstigten Nachbars. Ei
tun rührenden Eindruck machte auf uns ein würdiges
altes deutsches Mütterchen, dem beim Anblick des
Festzuges die hellen Freudenthränen über die ge
furchten Wangen liefen. Auch sie war von dem stol
zen Selbstbewusstsein durchdrungen, der großen deut
schen Nation anzugehören und noch in ihren alten
Tagen so Herrliches erlebt zu haben. Dasselbe Ge
fühl durchströmte die vielen Tausende jedes Alters
und Geschlechts, die Zeugen der gelungenen Demon
firatioit waren.
Nicht blos das ganze Deutschthum von Columbus
und seiner Umgebung, sondern auch der umliegenden
Städte betheiligte sich an der Feier. So schickte
Lancaster eine Delegation von 200 Mann nebst ei
nem Musikchor Newark 150 Mann nebst Musikchor
Delaware 200 Circleville 250 u. s. w. Selbst von
Tuscarawas County (Ragersville) kamen Delega
ten, meistens alte Leser des Westboten, biedere Män
ner, die sich wieder einmal mit uns freuten, Deutsche
zu sein.
Schon nach der ersten Kanonensalve wurde es auf
den Straßen lebendig auf der Moundstraße, wo die
Aufstellung stattfand, sammelte sich bald ein dichter
Menjchenknäuel, ebenso vor Schreiner's Halle, wo
sich der Mf&f.crvercin ordnete, und die fremden De
legationen erfrischt wurden.
Der große Ftstzng.
Der imposante Festmg, welcher eine der Haupt
epifodkn der Feier bildete und von Vielen als der
inteufsauhfte Theil derselben betrachtet wurde, setzte
sich etun-'s each 10 Uhr von der Ecke der Dritten und
Mountuirofee aus in Bewegung. Die Ordnung
dieses riesigen, fast Drei Viertel Stunden langen
Zuges, machte natürlich bedeutende Schwierigkeiten,
welche aber von den Festmarschällen mit überraschen
det L-'ichualei! bewältigt wurden, so daß kein hctmneit»
der Aufenthalt und keine Unordnung die Harmonie
dt8_Güiuen störten. Die Marschroute wulde, dem
vcrösseniiichten Programm gemäß, eingehalten nur
Aüi der Zug an der Hochstraße etwas weiter nördlich
(bis zur i-ongj'lrutf) marschirte nnd im Südn de statt
»in der Kojuitdstraße schon nn der Frankfurt Straße
ßtf en die Dritte Straße abbog.
Die &UU nibutifl eines so imposanten Zuge«, wie
der vom Montag war, ist eine schwierigere Aufgab?,
als Marcher sich einbildet. Mag man seine Sinne
noch so iet)r anstrengen, seine Gedanken noch so sehr
zusammenhalten, es wird Einem doch immer Etwas
entgehen, baS vielleicht einein Andern als sehr be
merkeiâoenh erschienen ist. Es ist fast unmöglich,
Alles zu beobachten, alle Ideen, an denen gerade
tiefer Zug so überreich wer, wahrzunehmen und in
ilj.er flcüjen iöebcutuug ,u fafiai, während sie theils
jcpr.eüir, ii cii£ langsamer in bunter'Abwechslung an
uns vorüberziehen, und endlich die gewonnenen Ein
onicke, die man blos flüchtig skiziiren kann, unge
schwächt im Geiste festzuhalten. Darum baif sich
Keiner wundern, wenn die Beschreibung seinen hoch
fl?spnrr.t:n E'.warluugen nicht entspricht, wenn viel
leicht Etwas Mich aufgefaßt ober gar etwas Etwäh
itenéiBcrihcs gänzlich übersehen worden ist. Wir
werden mit Vergnügen alle Berichtigungen und Zu
laße machen, bte uns den nächsten Tagen noch
mitgetheilt werden mö,zen.
Wir sauen nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß
Gotumt'uö einen prächtigeren, großartigeren und
ideenreicheren Feslzug noch niemals gesehen hat.
Uni) dech waren es blcs Deutsche, welche denselben
in's Weif gesttjt, seit Wochen sich ganz im Stillen
mit den Voibereilungen dazu beschäftigt und keine
Mühe iitii soften gescheut hatten, um denselben so
glänzend alz möglich zu machen und ebenso waren
es, inii verschämt enden Ausnahmen, blos Deutsche,
totlche cm demselben Theil nahmen. Allein es war
das ganze Deutjchthtitn von Eolumbus, ohne Rück
sicht auf Sivnd, Religion oder Geburtsland, welches
nue ein Mann zusammen gewirkt hatte, um zu zeigen,
welch' großen Antheil auch tie ausgewanderten Sohne
Demid.)l'.. jDb an Let Wohlfahrt des alten Vaterlan
des luhuren, und was die Deutschen auch hierzulande
#u lenkn vermögen, wenn ie, treu und einig zusam
menstehen i.lld, iLrcr eignen Krasl bewußt, ein be
liimtr.tes Ziel verfolgen. Doch zur Beitreibung:
Während des Umzuges durch die Stadt waren die
EeUmvcge dicht üejiyt von einer festlich geftimu ten
Menge, welche theile mitmarschirte, theils stille stand,
um den laugen Zug in 'einer ganzen Ausdehnung
vo.bcipajsiren zu sehen, Ja. aus allen Fenstern der
tüuia schauten neugierige Köpfe heraus und an der
Hochstraße wurden in vielen Fällen sogar die Haus
bächer zum Ausguck gewählt. Der Zug passirte in
folgender Oldnung:
Voran schritt die städtische Polizei unter Leitung
von Mai schult En gelle und Eopitän Hannan, bann
folgte, na oer SM? des eigentlichen Zuges reitend,
tier HuupUuauchall. r. O. Zirkel, in seiner
preuMchen Husaren, nifcrm, mit seinem Adjutanten
sWm. Heuer zur Seite, diesenfölgten sodann in
regelmäßigen Zwischenräumen die fünf verschiedenen
Abtheilungen.
Die erste Abtheilung eröffnete etn Zug
sehr gut berittener und vollständig unifortnirter
und bewaffneter Ulanen, unter der Führerschaft des
Hrn. C. Hermann dann kam die Sherman Garde,
welche gleich wie die Ulanen auf dem Marsche ver
schiedene militärische Evolutionen durchmachte. Die
LithoMlis Musikbande bildete das nächste Glieb in
s4&er Kette und dann folgte der stattliche Zug berTw
ner iinb Turn Zöglinge mit ihren brei pracktvoll aus
gestatteten Fcstwagen. Der erste dieser Wagen war
mit Schimmeln te'pannt und enthielt eine allego
rische Darstellung des Frühlings mit der von den
lieblichen Kindern der Flora umgebenen „Maikönl
flin" (repräjentirt durch Fräulein Lena Campen) als
Haupt- und Mitte'sigur. Beim Anblick des Herr
lichen, bem Tage zugleich so entsprechenden Bildes,
das uns von diesem Wagen cntgegenlächelte, kernn
ten wir nicht umhin, jenes wundervollen duftigen
deutschen Maies zu gedenken, von dem Bater Gölhe
ip^Mildernd singt:
frinaf« Blüthen aus jedem Zweigs. ..
i und taeitnb ©ttmmen aus dem Gcitksvch,
.. .yd str ub1 und Wonne auö icder SBrtfft,
O Erd o Souae! o Glück! o Lust!
Ein echt deutsches. Alle anheimelndes Bild bot der
zweite Wagen der Turner, welcher den s,Bater Rhein"
(von Turner Reis dargestellt) mit den deutschen Flüs
sen (durch Mädchen mit bezeichnenden Fähnchen
rmüientut) enthielt. Im dritten, ebenfalls von
vier Pferden
gezogenen
Wagen, waren weißgekleidete
ytfidchen mit blauen Schärpen und kleinen Fähnchen
hübsch gruppirt. Die Turner standen unter der
Führung der Turner Conrad Born und Joseph
Malt, beide beritten. (Die Turner Joseph Mail.
M. Armbruster, Berthold und Andere haben durch
ihre unermüoliche Thätigkeit sehr viel zu dem erfolg
reichen Austreten des Vereins bei dieser Gelegenheit
beigetragen. Außerdem hat sich Hr. Hansorb. Be
sitzet der Columbus Baumschule, durch gänzlich un
entgeliliche Lieferung des zur Dekoration der Halle
und dir Wägen nöthigen Laubweik- u. s. w. ver
dient gemach!) Dem Turn-Verein folgten die
Schiilu der deutschen Freischulen, unter der Leitung
des Hrn. Orlopp. Den würdigen, glänzenden
Schluß dieser Abtheilung bildete der erste, vom Fest
ausschuß ausgestattete Wagen mit der siegreichen
Germania. Derselbe war mit sechs schwarzen Pfer
den, auf welchen sechs Knappen ritten, bespannt und
geschmackvoll befiänzt und mit den deutschen Farben
geschmückt. Obenauf stand i* prächtiger Rüstung,
gewappnet mit dem Arminshelm.und Schupper.pan
zer, angethan mit einem langen, rothjammtnen
Mantel und schwarzsammtnen Ober« und gelbseid
nen Uiiterkleide, die cir.c Hand ruhend auf dem deut
schen Schild, in der anderen bas gezückte, kampsge
wohnte Schwert, in drohender Stellung und helden
hafter Haltung eine wahre „Wacht am Rhein"
Germania, die Siegerin, dargestellt durch Frl
Pauline Wachenschwanz. welche durch ihre stattliche
Figur in jeder Hinsicht ausgezeichnet diese Rolle
ausführte. Germania zur Seite standen ihre beiden,
vor 200 Jahren verlorenen, vor Kurzem aber glätt
zend wiedergewonnenen Kinder: Elsaß und Lothrin
gen, dargestellt durch zwei Mädchen, weißgekleidet
und geschmückt mit Kronen, schwarzroihgelbeu
Schärpen und den betreffenden schönen Wappen
schildern. Um diese Mittelgruppe saßen 20 meUige
iletbcte Mädchen, sämmtlich blondhaang, gleichfalls
geschmückt mit Kronen und deutschen Schärpen und
ausgerüstet wechselweise mit den Wappenschildern
der verschiedenen deutschen Staaten (sehr schön ge
malt, mit Gelb und Silber von Hrn. Wilhelm
Knops) und mit Schwertern.
Als Zugführer der ersten Abtheilung fungirte der
Gebülfsmarschall Hr. John Remittier.
Zweite Abtheilung. An der Spitze der
zweiten Abtheilung marschirte das Musikcorps von
Lancaster, welchem die zahlreich eingetroffenen Gäste
von Lancaster, Circleville, Delaware, Rewark u. s
w. folgten. Run kam zunächst ein von IC Pferden
gezogener mächtiger'Wagen, auf welchem deutsche
Arbeiter aus Gill's Eiserbahnwerkstätte während der
Fahrt einen ganzen Eisenbahrwagen znsammensetz
ten und anstrichen. An diesem, großes Interesse
erregenden, Wagen bemerkten totr folgende Utffiiche
Motto's:
»Siehst Du, Bruder Jonathan,
Was der deutsche Äichet machen fa**V.
^Rüstig wir zimmern,
Wie Bismarck oiifS Trüiinnn«,
Ans allen deutschen Stummen,
Em Ganzes zusammen.'
^ifenbahnfrtrrcn bauen wir,
Miller des Meisters Rath und Führ,
3cii größten Karren bauen allein,
Deutsche aus ihren Staaten Hein."
„Deutsche (Eitlen und deutschen Fleiß
Man überall zu schälen weiß."
In rascher Aufeinanderfolge kamen sodann: ein
Wagen mit Pumpen, von Gill u. Blain. ein grober
Wagen mit Bauholz, von Blain u. Thurston, Koh
lengräber auf einem Wagen mit Hocking und
Straitkville Kohlen von Fitch, ein Wagen mit Gro
ver u. Baker's Nähmaschinen. Den Schlnn bildeten
die Columbnser Bürger zu Fuß und die Mitglieder
der folgenden Vereine: St. Martinus, Sti Franz
Xaver, St. Johannes, erster deutscher und zweiter
deutscher Unteistutunf,§vercin bie meisten mit
ihren Fahnen und Emblemen.
Führer dieser Abtheilung war Gehülfs-Marfchall
E. Gräßle.
Die dritte Abtheilung enthalt einige der
schönsten und interessantesten Punkte des ganzen
Zuges. Aus Hcmmer^bach's vortreffliche neue„Rked"
Bande, welche sich in ihrer geschmackvollen Ausstassir
iing tresslich ausnahm und ebensowohl dureh tact
festes Austreten als präzisen Vortrag seiner träft
nen Marschweisen Aufmerksamkeit erregte, folgte der
Männerchor, sämmtliche Mitglieder mit neuen, glei
chen Hüten, die dem Verein ein ganz famoses Aus
sehen gaben. Der wahrhaft prachtvoll und finnig
ausgestattete Jest-Wagcn des Männerchors rief all
gemeine Bewunderung hervor. Auf demselben rag
ten 6 zehn Fuß hohe bekränzte Säulen empor, die in
ber Mitte wsammenlicscn unb eine Art Baldachin
bildeten. Unter diesem thronten die Gottin der Po.'iie
(Fräulein Minnie Buhl), die Göttin der Musik
(Fräulein Matt) Siebert) und die Thalia (Fräulein
Louise Ambos), um.',eben von den Damen desChors
zu der ant 10. und 11. ds. Mts. stattfindenden Oper
„Czor und Zimmermann".
Diese Damen hatten ebenfalls gleiche Hüte unb
Schleifen man konnte ihnen wohl die Freude des
Tages von ihren hübschen Gesichtern herunter lesen.
Gezogen wurde der Wagen von 4 wirklich pracht
vollen Pferden, welche von Hrn. Fred. Michael dem
Vereine zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt
wurden.
Liederkranz und Harmonie, mit ihren Fahnen
schlossen sich in würdiger Weise an den Männerchor
an, woraus der GrüUi Verein, mil seiner Schweizer
Fahne, folgte eine sehr interessante Episode dieses
Abtheilung bildete der Arbeiter Verein mit seinem
geschickt und ansprechend ausgerüsteten, die Gewerte
r.'prasentirenden Wagen, auf welchem die Vertieter
verschiedener Gewerde, wie Schmiede, Schlosser,
Schreiner und Schuhmacher, am Ambos und
Sctiraubstcck, der Hobelbank u. s w in voller Thä'
tig
keil waren. Alle Ehre den braven Arbeitern,
welche sich mit der Ausstattung dieses Wagens so
viele Mühe gaben in würdiger W.'ise haben sie
ihren nützlichen und erhabenen Beruf in der Prozess
fton zur Geltung gebracht! Fraul. GAtsch.Ukreprä
(entirtc in fcieicin Wic-eti die Königin bet Gewerke
folgende Inschriften fielen uns an bemselben in die
Augen:
«Swede ist der Völker größtes ©lud."
„Einigkeit macht stark."
„Teutsche Kr.'.st, Großes schafft."
Die Theodor Parker La,ze. die Z on 2ige bet
Bnai B'rikh. und die G'tmania Lage her Pythias
Ritter reihten sich in der genannten Ordnung an
einander an. Diesen V-reinen folgte der hubjch^e'
schmückte von vier Pferden gezogene Wagen des
strebsamen Humboldt Vereins.
Auf einem sechsseitigen Sockel, auf beff:n Seiten
flächen die Rainen hervorragender Naturforscher al
ler Zeiten und aller Völker geschrieben waren, erhob
sich ein gothischer Tempel von 12 Fuß Höhe, die
Säulen und Spitzbögen mit i*auf gelängen umraun
den. Im Tempe! stand ein Postament, mit den Auf
{christen: Al'jrinber von Humboldt, Kosmos,—
unD Licht mehr Licht. Auf diesen stand die große
Büste unsers hochaeseierten Landsmanns und größ
ten Naturforschers: Alexander von Humboldt, wel»
che in ihrer reinen Weiße durch die grüne Umrah
mung schön hervorgehoben wurde. Hinter bem Wa
gen die Mitglieder in Chaisen.
Den Schluß dieser Abiheilung bildeten von ver
schiedenen hiesigen Fabrikanten und Gewerbtreiden
den ausgerüstete Wagen: Ke-setmacher an der At'
beit, aus der Fabrik von Ganon und Williams.
Backerei von Elliott u. Hoffman, eine Getreidemühle,
ein Wagen der Ohio Furniture Company, ein gro
ßer Wagen von der (»igarrenfabrik des Hrn. John
Rau, auf welchem während des ganzen Zuges die
Arbeiter nach aller und neuer Methode, mit' der
Hand und Maschine, Cigarren fabticirtrn unb die
leiben zum großen Gaudium der Jugend uoter die
Zuschauer warfen ein Wagen des Plnmber-Ge
laustes unteres Mitbürgers Andr. Schwarz, mit
gußeisernen Pumpen und Bleiröhren und mit dem
Motto: Blei und Bismarck besiegen die Welt ein
Wagen aus welchem ein Sewet Gewölbe gelegt
wuroe u s. w.
Hr. Psaff war der Zugführer dieser Abtheilung.
Vierte Abtheilung. Musik Corps von Rew
art, deutscher Unterstützungs-Verein von Newark,
Columbus Hain der Druiden, mit seinem hübschen
Banner, Sonderbare Binder (Odd Fellows) Ro?h
manner, (Scioto ^tanim von Columbus und Congo
Stamm von CuclcviUe intt ihren Fahnen) diese
'âdlheltung würbe in glänzender Wetie abgeschlossen
durch den zweiten vom Festausschuß ausschmückten
Wi'gtn.
Was in ilrer Ausstâttmlg unb Hollunr, tem
Fftâe drohenv und chre Kinoer zchuseno, die
siegreiche Gerckania gewesen, das war in gleichem
Gl« e ihr Gegenstück, in majestätihter Würde unb
hoher Ruhe die fritbreidbe Germania (dargestellt durch
Frl. Louise Schenk) aus dem zweiten Festwagen, wel
cher gleich dem ersten geschmückt war und von 6 wei
ßen Pferden, aus welchen gleichfalls sechs Knappen
ritten, gezogen wurde Als Mittelpunkt des Gan
z?n ragte die königliche Gestalt der Germania hervor,
Fii'den und M.hc in den sausten Zügen, gestützt auf
den deutschen Schild, das siegt eiche Schwert in der
Scheide ruhend, bie beutsche Kaiserkrone auf dem
Haupte, von dem die blonden Haare in reicher Fülle
flössen. Ein langer schwarzer Sammtmantel mit
Goldbesatz hob noch mehr die schöne, schlanke, in ein
rothseidenes, reich mit Gold besetztes Gewand ge
hüllte Gestalt.— in ber That, eine prächtige vn)
lâeizcnde Erscheinung. Als Beschützerin und For
be tin ber Freiheit und des Friedens, der Kunst unb
der Wissenschaft, dcs Gewerkes und des Handels toa=
ren ihr zur Seite gestellt zwei weißgekleidete, mit
schwarz roth-goldenen Schärpen geschmückte Mäd
chen, die eine mit der blauen Freiheitsmütze und dem
Schill mit der Aufschrift: Recht und Gesetz, die an
bete mit einem Golddiadem und dem Schilde mit der
Aufschrift Wohlstand und Gedeihen, und an den 4
Ecken des Fußgestells saßen die deutschen Vertreter
der Kunst und Wissenschaft, des Handels und des
Gewerbes, sämmtliche in entsprechender Mittelalter*
lieber Tracht und zwar: 1. Albrecht Dürer (Hr.
Vehlen) mit Palette in der Hand, geboren in Nürn
berg am 20 Mai 1-171 (dessen 400jähriger Geburts
tag somit vor der Thüre steht, tote auch der 30Uiah
tige des folgenden) Gründer der deutschen Malet
schule unb ausgezeichneter Holzschneider 2. Joh.
Kepler (Hr. Bühl) mit Telescop. Globus, Humores
ke u. s. m., geboren zu Magstett in Würtemberg am
27. December 1571, .Vater der neuen Astronomie unb
großer Mathematiker 3 Fugger (Hr. ^öl-Ier, jan..)
btr Rothschild des fünfzehnten Jahrhunderts, der
reiche Kauf- und Handelsherr von Augsburg, der
Kaisern und Königen lieh, dessen Frachtwägen alle
Landstraßen und dessen Schisse alle Meere durchzo
fiett, er halle dem entsprechend einen stattlichen
Dreimaster zur Seite und 4 unser weltbekannter
Landsmann Joh. Guttenderg (Hr. G. Fischer) die,
Druckerpresse neben sich, als Ei findet des DruekenZ
mit beweglichen Lettern er war geboren zwischen
1395 und 1100 zu Mainz.
Zwischen diesen Eäsiguren faßen weißgekleidete
Mädchen, geschmückt rote die übrigen, die Embleme
der Kunst u. f. w. in den Händen haltend.
Beide vom Festausschuß gelieferten Wagen mach^
ten einen großartigen Eindruck, und ist Hrn. J.Rab»
letter für bie stattliche Ausrüstung unb die geschmack
volle Ausschmückung alles Lob zu zollen die schönen
und geschmackvollen Anzüge der Hauptfiguren, wie
der Knappen, waren von Hrn. Theodor Leiser in
Cincinnati gestellt worden. Das Ganze war nach
betn Plane und unter der Leitung bes Hrn. Dr.
B. Schüller ausgeführt.
Hr. Abctt Baumer hatte als Gehülst Marschall
bie obige Abtheilung unter feiner Leitung.
Fünfte Abtheilung. Die Spitze dieser Ab
theilung bildeten die Chaisen mit dem Fest-Ausschuß,
dem Gouverneur von Ohio, den Festrednern, und
hervorragendin Privatbürgern. Dann folate der
Mctzg^t-Vercin unter der Fuhrung von John War
net,et»a 50 Mann zu Pferde, in den bekannten hüb
schen Costuincn, die Zeichen ihres Gewerbes tragend.
Der hüblch ausgeschmückte Wagen dieses Vereins,
welcher zugleich der letzte der Festwagen war, stellte
die Germania (Aräul. Marg. Siegle) bar, von ij*
ren Kmdern Amerika umgeben. Die Reihen,
sâmml.ch weiß gekleideter kleinen Mädchen auf bie»
lernWagen gewährten einen äußerst ansprechenden
unb erfrischenden Anblick. Die Artilleristen mit ih
ren beiden Kanonen und die Veteranen vom 37. Ohio
Reg. mit den zersetzten Fahnen erregten nicht gerin
ges Aussehen. In dem daraus folgenden, mit einem
hübschen Stackelt nach dem bekannten Patent des
Hrn.MarttnKrumm umgebenen Wagen watdas Ge
schäft dieses deutschen Fabrikanten in sinniger Weise
zur Schau gebracht. Den würdigen Schluß der gan
zen Projctiton bildete die Feuerwehtmcmnschaft mit
ihren blankgeputzten, von schönen, kräftigen Pferden
gezogenen Damvfieuersprihen.
DerZug bewegte sich, dem Programm gemäß.vonb.
MounbVrufcc ausgehend aus der Dritten nördlich bis
Town, von da westlich zur Hoch, an der Hoch nö£b»
lich bis Long, dann, an sich selbst vorübergehend, süd
Itch bis Friend, an der Frieno östlich bis zur Fünfter
an ber Fünften südlich bis South Public Lane, an
letzterer westlich zur Dritten, am der Dritten nörb
lich zur Mound, an dieser westlich zur Hoch, auf ber
Hochstraße südlich bis Frankfurt, an der letzteren öst
lich zur Dritten und an dieser südlich Durch die Eh
ren- und Triumphpforte aus den Festplatz im City
Park.
6att. Heinmiller war der Zugführer dieser Ab
thetlung.
Die Feier Im Walde.
Gegen halb ein Uhr zog bie Prozession durch bie
Ehrenpforte in bett Stadtpatk ein. Diese Ehren
pforte war ein wahres Kunstwerk, bas eine längere
Beschreibung verdiente, als wir demselben widmen
können. Die Zeichnung lieferte Hr. Drach, bie Ma
lereien führte Hr. Moser aus. Sehr thätige Hülfe
leisteten die Hrn. John Knopf unb (Antheil, die die
sem Werke bet Lieoe viel Zeit UND Muhe widmeten.
Der schöne Entwurf war geschmackvoll ausgeführt
und mit Fahnen und Laubgewinden geschmückt. An
den beiden Säulen las man die bedeutungsvollen
Zahlen 1813 und 1871 und über bem Ganzen thronte
etn colossaler Reichsadler.
An einer ber schöben Stellen bes duftigen Wal
bes war die Rednerbuhne i ausgeschlagen, um weiche
sich rasch die Massen sammelten. Nach einem Vor
trage durch Hemmersoach's Musikchor eröffnete Oer
Festpläsident, Herr Jac. Bie tie, die Feiet durch
eine kurze, hübsche Rede, in welcher er in kräftigen
Zügen die hohe Bedeutung des fur jeden Deutschen
10 stolzen Fcstrs hervorhob und die fremden Gaste
herzlich bemtlliommte. Er stellte dann den Gouver
neur Hayes als Staatsoberhaupt vor. Gouv. Hayes
sprach blos wenige Worte, aber sie waren tresslich
gewählt und rufen mit Recht herzlichen Beifall her
vor. Er versicheite, daß auch diejenigen Amerika
ner, die Nicht das Glück haben, von Deutschen abzu
stammen, mit den heute versammelten Deutschen herz
lich {i):i'pa!hisircn und sich in den Wunsch vereinen,
daß der Friede alle Nationen segnen und die deutsche
Einheit ewig währen möge. Hoffentlich werde auch
Frankreich bald leinen Frieden feiern können. Die
Verehrung des Kaisers Wilhelm und Bismarck gelte
nicht ihren Personen, sondern ihrer Stellung als
Repräsentanten der großen deutschen Nation. Mö
gen sich die prophetischen Worte des großen deutschen
Staatsmannes Bismarck erfüllen, daß kein jetzt ge
bender nochmals einen Krieg Deutschland erleben
werde. .Am Schlüsse stellte der Gouverneur ben
Fürsten zu Li)nur vor, der am Stabe des Königs
WUyelm diente und der sich gegenwärtig hier auf
hält. Fürst Lynat banste tn wenigen Worten, daß
es ihm vergönnt worden sei, an dieser erhebenden
Feier Th .il zu nehmen, und sprach seine Freude dar
Uber aus, daß seine Landsleute noch mit so warmer
Liebe aut alten Vaterlande hängen und schlug drei
Hochs auf die Ver. Staaten vor, die tu der kräftig
sten Wetie ausgebracht wurden.
Nun folgten Festreden, bie wir im Auszuge bet
Reihe nach hier folgen lassen. Wir können den Red
nern kein größeres Compliment machen, als wenn
wir die einfache Thatsache anführen, baß die unge
heure Menlchenmasie jedem Worte mit der gespann
testen Ausmerlianikeit folgte unb häufig in einen
wahren Beifallssturm ausbrach. Die Pausen zwi
schen den Reden füllten Musikvorträge und Gesang
vortrage durch den Mannerchor, Liebcrkranz unb
die Harmonie aus. Das deutjche Vaterland wurde
von allen Vereinen, All Deutichland, die Wacbt am
Rhein und der Star spaugied lianner durch den Män
tieröjcr brillant vorgetragen. Ganz besondern Ef^
feet machte die Wacht am Rhein, mit Damenstimmen
im Cizot. Der Beifall war ungeheuer. Hr. Schob»
pilrei hatte sich offenbar viele Muye gegeben, um an
ötesetn Tage etryas Würdiges zu leisten und btes
gelang ihm ganz vorzüglich Der Mamtetchor mit
feinen hellen Hüten machte sich überhaupt im Zuge
ganz fames und Jedermann freute stet) übet das
noble Austreten dieses alten Vereins. Hemmers»
dgch hatte sich für die Gelegenheit ebenfalls präpa
rirt und nie herrlichen vorgetragenen patriotischen
Melodien fanden in jeder deutschen Brujt mächtigen
D^ßderhall.
Rede des Herrn Heinrich Olnhanfen.
Frieden-glockc», Fricdciiölerze»
yncDcn tji'ifii das ichüiie
&us umschlinget deutsche -yerzßH'
Einig jcht im Vaterland"
Ein stolzer Tag ist der heutige für Columbus und
Ohio. Die heiligsten der Bande, die Bande des
Bluts, der Sprache, und die liebevolle Erinnerung
an die alte Heimath, die Liebe zum Vatertand, wel
che mit tausend zarten Faden uns tn's Herz gewoben
ist, bereinigt uns heute zu dieser wahrhaft impofan
ten Demonstration, zur schönsten aller Feier, zum
Fest des Jubels und des Friedens.
Einen Ehrenkrouz flechten wir heule im Geiste ben
Stammesgenossen, unsernBrüöern jenseits der Spie
gelfläche des Oceans einen Eh rent ranz dem Volke,
das durch frechen Uebermuth seines alten Erbfeinoes
zum Krieg genöthigt, glorreich aus dem blutigen
Kampfe hervorgegangen ist. Einen Ehrenkranz wib
men wir den Soynen Germania's, den sieggekronten
Helden von Worth, von Gravelotte, von ^eban und
Paris, welche durch ihren Opfermuth dem Vaterland
seine Einheit erkämpften und ihm den Sieg des Frie
dens errangen. Emen Ehtenkranz dem Vo h, wel
ches jetzt im Zenith seiner Giöße und im Strahlen
kranze seines Ruhmes großmuih'.g ohne Glichen
dasteht, gegenüber dem überwundenen Frankreich in
feiner Mäßigung!
Heil Deutschland! Dem beutschen Volksstamme
waro von der Vorsehung eine wichtige Rolle tn der
Geschichte der Menschheit übertragen, in deren sich in
mehr als einer Periooe würdig gezeigt it. Schon vor
zweitausend Jahren retteten deutscher Math und
Entschlofienhrit die Freiheit des MenichcngesctilecbtS
gegen das weUbcherrichende Rom ipäter tn Ver
bindung mit Polen rettete deutsche Kraft und Tap
fcrfeit Die Sache der civtlistrten Wett gegen den An
faU einer zahllosen Horde tnongoUichec Barbaren, bie
jede Spur von menschlicher Geistesbildung mit Ver­
I
nichtung bedrohten. In den Kämpfen von 1813 unb
eben in jüngsten ereignißvollen Tagen, der wichtig
ften Ed odie des Jahrhunderts, war Deutschland be
rufen, bas moberne Cäsarenthum für immer und ewig
zu stürzen.
So groß inbeffen bie Geschichte bes beutschen Volks
an heroischen Glanzthaten basteht. so wirb sie weit
überstrahlt durch sein Wirken im Gebiete dcs Frie
dens und reiner Menschlichkeit. Die bei weitem
größte Anzahl ber nützlichsten Erfindungen jeder Art,
bie tiefsten und allseitigsten Forschungen int Reiche
ber Wissenschaft, die Gediegenheit und Reife im Ge
biet ber Künste, nehmen für bett beutschen Genius
den ersten unbestrittenen Stanbpunkt ein unter allen
Nationen.
Deutschlands großer Denker, der unsterbliche Her
ber, sprach einstens die inhaltsschweren Worte: „Es
ist die Aufgabe der Menschheit, sich dermaßen zu ent
wickeln, um jene Kulturstufe zu erreichen baß
man eine Kanonenkugel im Museum der Seh- und
Merkwürdigkeiten aufbewahren wird als Zeuge ber
Rohheit eines vergangenen grausamen Zeitalters."
Jene im Geiste des Propheten gebrochene Ideen,
gehören nicht mehr in das Reich der Träume unb ber
frommen Wünsche wenn auch noch in weiter Ferne,
sind sie doch der gesteigerten Bildung der Menschheit
näher aeriickt und es ist dem deutschen Volke bie
hehre Mission geworden die humanen Gedanken sei
nes großen Philosophen zu verwirklichen.
Das kosmopolitische Deutschland, dessen Hetz fiii
alle großen erhabenen Ideen und Bestrebungen der
gesammten Menschheit erfüllt ist, ist j-tjt bestimmt
ben Weltfrieden zu sichern. Deutschland, ver
möge seiner Macht und gegenwärtigen Gestalt, bildet
jetzt den Schwerpunkt Europa's es wird fortan bei
Schiedsrichter unter den Völkern sein es wird Eu
ropa und der Welt die Garantieen des Friedens, bei
Ruhe und der Freiheit geben, denn es ist das einzige
Land, welches seine politische Hegemonie nicht zur
Unterdrückung seiner schwächeren Nachbarn mißbrau
chen wirb.
Freuen wir uns mit ber ganzen Glulh -unserer
Seele der Errungenschaften unb Einigung Deutsch
lands. In unsere Festesfreude mische sich aber kein
Mißton und kein Haß gegen das gedemüthigte Frank
reich. Hoffen wir, daß es sich aus dem gegenwarti
gen beklagenswerthen Zustande der Anarchie sich be
freien möge und daß die Wunden, welche der Krieg
geschlagen, die blutigen Früchte seiner eigenen Thor
heit bald vernarben werden.
Als amerikanische Bürger, durchweht von betn
.uch ber Freiheit, von der Ueberzeugung durchdrun
gen von den Vorzügen demokratischer Institutionen
und ungeblendet durch Fürstentitel und dem Glanz
der Kronen, wünschen wir unserem alten Vaterlande,
daß aus der schwer errungenen Einheit die wahre
Freiheit entsprieße und aus dieser die längst ersehnte
deutsche Republik ersteben möge.
Wir gehen von ber Ueberzeugung auS, baß die Be
griffe von Freiheit und Bildung in inniger Wechsel
wirkung stehen. In der Bildung, in der SitMchkeit
und in der Einigkeit liegt die Stärke eines Volkes,
sie sind die Pfeiler einer Republik. Kein Volk auf
ber Erde besitzt aber meßt dieser schätzenswerlhen Ei
genschaften als bn3 deutsche.
Mit heitern unbesorgten Blicken können wir somit
ber weiteren Entwickelung und ^'.ukunst Deutschlands
entgegen sehen, einer großen herrlichen Zukunft wel
che die Stürme der Jahrhunderte überdauert.
So-stimmen benn auch wir ein in die Jubel-Ac
corde, welche zum Preise und zur Ehre Deutsch
lands ertönen auch wir stimmen ein in das Dan
kesgefühl, welches aus allen patriotischen Hetzen hi
nauf lodert zum höchsten Weltenlenker „ifebre jei
Gott in ber Höhe unb Frieden auf ErdeH,"
Pastor HcdSäuö' Rede.
Mitbürger und Freunde! Der Krieg, welcher letztes
Jahr so unerwartet und plötzlich hereinbrach, hat
Vieler Familienglück gestört. Mancher heftige Jüng
ling. die Freude seiner Eltern und die Hoffnung einer
liebenden und geliebten Braut und mancher rüstige
Mann, Gatte und Vater einer glücklichen Familie,
wußte sein theures Leben aus dem Altare des Valer
ates opfern.
Wie schrecklich ist doch ber Krieg unb wie unersetz
lich sind die Verluste, welche Einzelne zu beklagen ha
ben, denen Nichts geblieben ist. als Thränen und
Kummet. Wer möchte darum nicht mit dem Wunsche
übereinstimmen, ben mein geehrter Vorredner ans
prach, wer möchte nicht wünschen, baß jetzt schon die
Zeit gekommen wäre, wo jeder Krieg der Vergangen
heil angehörte und nur noch auf bett Blättern ber
Geschichte verzeichnet stü: de!
Aber ab! Noch leben wir nicht in
biesem glücklichen,
goldenen Zeitalter unb voraussichtlich werden noch
über unseren Gräbern blutige Kämpfe gekämpft und
erbitterte Schlachten geschlagen werden.
Wie muß darum eines jeden Menschenfreundes
Hetz freudig schlagen, wenn ein solches nothwendige
Uebel, wie man jetzt noch ben Krieg betrachten muß,
überstanden und der holde Friede, der ersehnte, wie
bergekehrt ist! Besonders groß aber ist die Freude
über einen wiedererlangten Frieden, wenn er neben
ber Hoffnung, daß er ein dauernder Friede sei, uns
unverkennbare Sputen großer Errungenschaften ge
währt.
Eine ber größten Segnungen, bie bet Krieg unse
rem lieben alten Ueterlande gebracht, ist die Einig
ung Deutschlands. Kaum sind mehr als 9 Monate
verflossen, da war das jetzt geeinte Deutschland noch
in zwei feindliche ^ager geteilt. Det Suten !eu s
lauos, welcher vor roentgen Jahicn noch tue Wunen
trug gegen den Norden, war vor Kurzem noch erbit
e e e n e n s e e n u n N i e a n a u e u n a n e
auch nur, daß eine Einigung Deutschlands so nahe
sei. Doch nicht allein vereint hat dieser opferschwere
Krieg das getheilte Deutschland, sondern der Sieg
seiner Waffen hat ihm, dem deutschen Vaterlande,
auch einen Ehrenplatz in ber politischen Völketfamilie
gesichert.
Schon seit Jahrhunderten war es bas Land, in
welchem Künste und Wissenschaften blühten, und wel
ches eine unverkennbare hohe Mission in der Kultur
geschichte ber Völker zu erfüllen ausersehen war.
seitdem Guttenberg das kleine Heer von 26 Buch
staben mobil gemacht, hat unser deutsches Vaterland
manche entscheidende Schlacht auf ber geistigen
Wahlstätte geschlagen und die Frucht der Siege die
ser Geistesschlachten in alle Welt hinaus getragen.
Aber noch hatte es keinen Ehrenplatz sich errungen
unlet den politisch groß und mächtig dastehenden
Völkern der Erde, bis ber Krieg, der im Jahre 1870
begonnen unb in diesem Jahre siegreich geendet, ihm
diesen Ehrenplatz sicherte.
Auch für uns haben die wackern Deutschen gekämpft
und wir genießen mit die Früchte, welche Deutsch
lands Sieg dem alten Vatertande und allen Deutjchcn
in Aussicht gebracht. Denn nicht allein können wir
Deutsch Amerikaner stolz sein, Abkömmlinge der
deutschen Nation zu sein, sondern auch der Ang'o
Amerikaner erkennt das politische Gewicht Deutsch
lands an und ehrt jetzt mehr, als ehedem, den Werth
des deutschen (Elementes in diesem Lande.
Mitbürger! ich ersuche Sie. mit mir einzustimmen
in ein dreifaches Hoch auf Deutschland's Frieden und
Einigkeit.
Dr. Wirth'S Mde.
Meine Freunde!
Wir haben uns zusammengefunden hier aus den
Hütten der Armen und den Palästen der Retchen, um
ein Friedensfest zu feiern. Darum dieser Kanonen
donner, diese Kränze und Ehrenpforten, diese Tau
sende von fröhlichen Gesichtern hier in Gottes freier
Natur.
Dieses Fest ist nicht eitler Prunk: Es ist keine
Demonstration gegen Diejenigen, die während des
Krieges mit ihren Sy.npathieen auf ber Seite der
Feinde unserer Brüder standen, noch soll es eine
Verhöhnung der großen Nation sein, bie in biesem
Kriege so jchrctfiich gedemüthigt wurde. Nein es ist
ber Ausdruck unterer innigsten Freude unb bes Dan
kes gegen den Lenker unseres Geschickes, daß das
furchtbare Gemetzel, das die Fluten Frankreich's mit
betn Blut und den Leibern so vieler tausend Tapfe'
rer düngte, aufgehört hat es ist der Au-dtuct unse
rer Freude,-dak der Donner der Kanonen verstummt
ist und baß der Krtegcr, den des Feindes Kugel vet
smont hat, zurüetkehren darf in die Anne seiner Lie
ben und zu den Beschäftigungen des Friedens. In
diesem Sinne können Alle an unserer Freude Theil
nehmen, lins aber soll Niemand tadeln, daz wir da
rüber jubeln, daß cS ein solcher Friede ist. Es ist
etn gerechter Friede nach einem gerechten Krieg.
Das wird das Urtheil der unpartheiischen Geschichte
ein. Brauche ich Euch, meine Freunde, in's Ge
iflchtniß zurückzurufen, mit welch' unerhörter Frivo
ität Frankreich den Krieg heraufbeschwor? Mit ei
net Selbstüberschätzung, die weoet in grösserer mo»
ralischet unb physischer Kraft noch in höherer Civi
lisation begründet war, maßte sich Frankreich feit
Juhlhunderten an, den Nationen der Welt Gesetz?
vorzuschreiben. Am meisten hatte unser Vaterland
vom unruhigen, händelsüchtigen Nachbar zu leiden.
Die Geschichte erzählt von vielen Einfallen Frank
reichs in Deutschland, unb tn jedem hat es deutsche
Fluten verwüstet, deutsche Stäc-te zerstört und deut
sche Bürger mißhandelt und beraubt denn Frank
reich hat von jeher dem Grundsatze gehuldigt: „ber
K ieg muß den Krieg ernähren." Wohl ist es nicht
das eiste Mal, daß Frankreich gedemüthigt aus einem
solchen Kriege hervorging. In 1814 und 15 mußte
es die Thore seiner stolzen Hauptstadt den Vätern und
Großvätern derer öffnen bie erst vor Kurzem bort ih
ten Siegeseinzug hielten.
Auch damals folgte auf den Einzug in Paris ber
Friede. Doch wie ganz anders war ber Friese in
1815 verglichen mit bem von 1871.
Dank der Eifersucht des Auslandes unb ber beut
schen Fürsten unter sich selbst, bürste Frankreich die
unter Ludwig dem 14 u id 15. geraubten Provinzen
behalten, deren starke Festen eine ewige Drohung
für Deutschland, ein stets geöffnetes Thor fur erneu
erte Feindseligkeiten waren. Es war ein fauler
Friede, der Deutschland zu ewiger Kriegsbereitschaft
verdammte und in Folge dessen das Land mit fan
unerschwinglichen Lasten erdrückt wurde. Und nun
seht den Frieden, ben wir feiern. Dank der Tapfer
keit ber deutschen Armeen, bank ber Festigkeit des ei
sernen Grasen, getragen von dem neuerwachten
Selbstgefühl des deutschen -Kolkes, mit der cc jede
Einmischung des Auslandes zurückwies: Der Friede
v'5
von 1871 ist kein fauler Friede. Die Schmach
vergangener Jahrhunderte ist gesühnt. Der Raub
ist dem Räuber entrissen, die Thore von Deutschland
sind wieder in deutschen Händen, die Wacht am
ist abgelöst, hie Posten sind vorgeschoben und wie sie
einst stand „stark und fest ant Rhein," so steht sie jetzt
auf den Höhen der Vogesen. tief hinabtlickenb rn's
welsche Lanb und wird den Alarm geben, wenn sich je
wieder etwas Verdächtiges an der Seine zeigt.
Die Resultate dieses Krieges, wie sie durch ben
Frieden festgestellt, sind so außerordentlich, daß die
lebhafteste Phantasie in ihren kühnsten Flügen sie
nicht hätte zu träumen vermocht. Durch diesen Krieg
wurde aus dem zerrissenen, uneinigen und deshalb
schwachen deutschen Volk eine einige, mächtige, gro
ße, von allen Völkern geachtete Nation! Was wir in
unserer Jugend geträumt, wofür mancher von uns
a s a n n e k w a s i e e i s e n a 1 s z u s ö n
kaum noch zu hoffen gewagt, ist nun wie durch Zau
berwort entstanden: ein einiges, mächtiges, freies
Deutschland „vom Fels zum Meer" und von den Vo
gesen bis zur Weichsel. Das ist d-e große Bedeu
tung dieses' Krieges und des Friedens, ber feine
Resultate sicher stellt. Das wiedererstandene deut
sche Reich stellt das wirkliche europäische Gleichge
wicht her und ist die beste Garantie des dauernden
Friedens. Deutschland bedarf keiner Eroberungen
und wünscht keinen anderen Wettstreit als den nuf
dem Gebiete der Industrie und Civilisation. Sollte
in Zukunft, wenn Ruhe und Friede auch dem un
glücklichen-Frankreich zurückgekehrt ist. dieses auf die
sem Gebiete siegen, so würde die Welt dabei nur ge
winnen, obgleich dies nicht wahrscheinlich ist, denn
Deutschland wird nicht vergessen, daß es feinen Sieg
nächst Gott nur der gröberen Intelligenz seiner Ktn^
ber, hervorgerufen durch die allgemeine Volksbildung,
zu bansen hat, unb daß es seine Stellung unter den
Nationen der Welt nur behaupten kann, wenn es
fortfährt, ihnen auf biesem Gebiete voranzugehen.
Rhein
Auch unsere Stellung ist eine andere, eine bessere
geworden. Nicht langet blickt der Engländer. Ame
rikaner, Franzose auf uns nieder, sie alle fühlen es.
wir wissen es, daß wir ihnen ebenbürtig sind.
Früher war der Deutsche der Willkühr derer preisge
geben, unter denen es sich niederließ. Der deutsche
Seehandel war ohne Schutz und mußte sich unter
fremder Flagge verkriechen um nicht ganz vom Mee
re zu verschwinden. Das ist alles anders geworden.
Deutsche Schiffe werden fortan unter einer Flagge
segeln, bie reipcctirt wirb in allen ©eitätiern bet
Welt wer gerechten Anspruch aus den Schutz des
mächtigen Deutschland hat, den wirb der Doppelad
ler mit feinen Fittigen decken und ware es an den En
den der Erde. Und der Ruhm deutschet Thaten und
deutschet Größe klingt so laut durch alle Lande, daß
jeder, der ein Recht daraus hat, mit Stolz ausruft:
„Auch ich bin ein Deutscher!" dank daher den lapse
ten Armeen, die diesen Schutz, biefe Achtung, dieses
Ansehen für uns erfampji haben.
Wie würden uns selbst entehren, wollten wir ben
Gefallenen nicht eine Thräne der Erinnerung nach
weinen, oder derer vergessen, die jung und blühend
hinauszogen in die eisigen Felder Frankreich's und
siech unb verkrüppelt zurückgekehrt sind. Unsere
Sympathie für bie Sache Deutschlands bebarf keiner
Enlschulbigung. Nur ber kann seinem Adopliv -Va
terlande mit wahrer Liebe anhängen, dem sein erstes
Vaterland theuer ist. Glaubt es mir, biejenigen sinb
die besten und zuverlässigsten Adoptivbürger dieses.
Landes, die währenb bes Krieges die besten Deut-1
schen waren.
9
cier deutscher Siege ist die Feier des Ftiebens.
Deutschlands Macht bebeutet Friede, bebeutet das
Heil und Wob! der Völker, währenb Frankreich's Ge
walt stets die Geißel Europa's war. Ein kurzer Rück
blick auf die Geschichte wird uns sattsam davon übet'
zeugen. Da ist zunächst bet breißtgjährige Krieg
Wie Sie wissen, schlugen sich unsere ehrlichen Vor
fayren damals einander die Köpse wund, um sich einen
Platz int Jenseit zu sichern. Was thu Frankreich?
Es mischte sich ein, um sich einen schönen Platz im
Dicsseit zu siebern, ben größten Theil von dem schö
ticn Elsaß. Und was that Frankreich in den Zeiten
als Deut chland auf Leben unb Tod mit best Türken
a n u n E u o a v o a i a i e a a e i s z e
Es stahl mitten im Frieden totrafjburg, ben Schlüs
sel Deutschlanb'». Dann kamen bie fürchterlichen
Kämpfe ant Ende des 17. und am Anfange des 18
Jahrhunderts. Wer weiß nicht, wie die Franzosen
damals am Rhein gehaust, wie sie geplündert, bit
Brandfackel in die Stable geworfen und die schöne
Pfalz in eine halbe Wüste verwandelt? Wlebet misch
ten sie sich in ben 7jihrigen Krieg, aber ba bamal*
ber alte Fritz ein Wort mitzusprechen hatte, so fisch
ten sie einmal im Trüben. Darauf kamen die erste
Republik unb bas erste Kaiserreich, unb 20 Jahre hin
durch war Europa ein großes Schlachtfeld, bis sich
bie Äölker zuletzt vereint erhoben und in den Schlach
ten von Leipzig unb Waterloo bie gekränkte Mensch
heit rächten. Unb was bann? Seit 5U Jahren hat
Frankreich Europa gezwungen, stets bis an die Zäh
ne bewaffnet dazustehen, unb unter dem Kaiserreiche,
bas der Friede war, hat es nicht weniger als v ter blu
tige Kriege geführt. Im Krimkriege schlug es sich
für bie barbarische Türkei. 1858 schlug es sich ur.tci
falschem Borwande, für Italien zu kämpfen, gegen
Oestreich aber wahrend es Mailand mit oerrechten
Hanb gab, steckte es Savoyen mit btc linken ein. In
Mex'co erschien es angeblich, um Ordnung herzu
stellen, aber in Wirklichkeit, um von dort aus der gro
ßen amerikanischen Republik den Todesstoß zu verse
tzen. Und als es sich schließlich genügend gerüstet
glaubte, lud es die Welt ein, Zeuge von ber
großen *öi.che, die Wit feiern. *5 4 schliefe, indem jn Lettin geboren." Bleies ist geschehen: noch Manches
tch Sie auffordere, mit mit Oer deutschen Armee, „dem tu wünschen übrig, doch tiiicten wir gelrost die Zu.
beutschen Volk in Waffen," ein Hoch zu bringen. I tunft. wtë Deutsche vergessen wir nie, daß uns als freie Bür
„Die deutsche A'lnce VOM Obersten Bundesfeldbettn, get x'tmerita'e: gegenseitiges Interesse leitet. Hier in diesem
bem qreijeii Kaiser, bis zum imisttn Tambour, te* freien Vande. von liberalen Institutionen umgeben, af|"en wir
ber Mann ein Helb, sie leben noch altes Gemeine und eeiavifije und jeder fceie ^cdaittt in Wort
und Schrill, von wem er auch aiirgehkii mag, ruft in uns ein
vi« e des Hrn. I. H. Heitmann!. ufctpfuë i*rt)o hervor.
«Vir wollen auch die Lehren beherzten, die unsere Brüder
ES ist gefragt worden, was wir heute feietlt, Sfcfl abermals im jüngsten Kriege erfahren haben, uninlii',. Einig,
oder Friede. Die Frage ist leicht beantwortet bie: feit macht start stiel freie Bürger der Ver. Staaten wollen
Demü­
thigung Deutschlands zu sein. Aber oie öadje kam
anders, Frankreich bekam die Schlage. Die Fran
zosen hatten auf Uederrumpelung gerechnet, abet
Deutschland war schlagartig sie glaubten noch ai
bie alte Fatel von deutscher Langsamkeit, abti
Deutichlano hatte inzwischen bie sogenannte preußi
sche Asfeiigeschwinbigfeit angenommen sie specuiir
ten auf bie Neutralität von Baiern, aber bekamen gat
schlagende Beweise davon, daß die „blauen Teufel*"
fortan auf Leben und Tob bei bett Pickelhauben ste
hen. J^boch ich will hier nicht weiter schildern, wie
der Kampf nach beutschen Berichten verlief, ba bit
Herten Borrebner schon davon gesprochen. Man
soll im Leben immer beide Parteien böten, unb des
halb will ich kurz beschreiben, was die Franzosen vup
dem Kampfe zu sagen haben. Zunächst würbe bie
große Schlacht von Saarbrücken geschlagen.
derselben vollbrachten die Franzosen oie Heldenthat,
eine deutsche Compagnie zurückzudrängen, und nach
derselben vollbrachte Lulu die grötzere Thal, jene be
rühmte Kugel vom Schlachiselde aufzulesen. Met
ne Herren, die deutschen Soldaten mögen Muth ge
nug haben, ber Kugeln nicht zu achten, wenn sie un
sichtbar gepfiffen kommen, aber einer Kugel
in'e
grause Antlitz zu sehen, wenn sie am
Iii
Boden
liegt und
sie in die Taiche zu stecken bei bem Gebauter, läuft
es Einem kalt über ben Rücken.
Dann
hatten
Ftanzoien freilich bas kleine Malheut, daß ihre bei
ben Hauptarmeen verrathen unb verkauft wurden,
aber desto besser gelang ihnen bie List, die bum
uteri
Deutschen in Frankreich h'nein zu locken. Sie lock
ten dieselben schließlich nicht nur
in
die
Paris hinein eS
fehlte nicht viel, so hätte utan sie in den atlantischen
Ocean hiueingelrclt. Aber es mar seltsam, baß bie
französischen Mausefallen immer den Dienst vertag,
ten unb feie Deutschen immer mit heiler Haut davo«
kamen. Noch viel seltsamer war es, baß roch im
mer ungefähr 800,(XX) Deutsche in Frankreich blie
ben, nachdem Gambetta von ben 8-0 000 brei Milli
onen halte tobtschlagkn lassen. Ich fürchte, baß sich
unsere Brüder bet schwatzen Kunst ergeben. Aber
wie es GoniSetta erklärt, baß Frankreich nach solchem
Et folge Eli.ß unb Lothringen abtritt unb die unge?
heute fl?tieasenischäbigung zahlt Wenn er nicht ver
stummt wäre, so winde er wahrscheinlich sagen, es
geschehe, um Deutschland für die Niederlagen zu
trösten, bie er ihnen in seinen Proklamationen bei
gebracht aber ich fürchte, baß fein Mensch ©am
beita gloute.1 würbe, selbst leine Franzosen nicht
mehr. Wenn sie ihm mit nie geglaubt! Ja, es wit*
re ein @hcf für sie, wenn sie seines Gleichen nie wie»,
bce glaub sollen. Ader leidet scheint es, baß Ec*
fahrung die Franzosen nicht klug macht.
Nach wie vor folgen sie ihren Abenteurern. Der
freiheitlichen Entwicklung Frankre chs steht ttiaji*
so sehr int Wege wie bie Unwissenheit des BolfeS,
aber anstatt für Licht nnb Aufklärung zu wirken, un
ternehincn es einmal bie Republikaner Frank ei HS
trieber, ber Freiheit eine Gosse mit Bomben und
Granaten zu bahnen. Nun. Europa kann biefe Ber
atungen bedauern, aber unheilbtingenb werben sie
künftig nur f.ir Frankreich selbst seit. Eur:pa ist
von seinen Haupikiben geheilt. Deutschlanb ist oft
mit Recht bas Herz Eu'.i'pc.'s genannt worden. Bis
marck erkannte, baß Europa an ber Herzkrankheit
lilt. Et gab bem eingeengten Herzen Raum zu kräf
tigem Schlage, unb durch Europa wirb bald neueS
Leben strömen. Die Völker können tzl ihre Hülfs«
quellen auf Werke des Friedens verwenden denn in
oem Kriegshandwerke wirb fortan wenig zu holen
sein als deutsche Hiebe. Das Schwert bet Gewalt
schwebt nicht mehr gefahrdrohend über den Häuptern
der Nationen, es ruht sicher in der Hanb deutschen
Rechtssinns. Der Friede wird nicht mehr gehetzt von
Land zu Land flüchten, sondern ruhig weilen in
Deutschland's Schutze. Unb neben ihm wirb bte
Freiheit thronen. In allem Unglück unb durch
alle schlimmen Zeilen hindurch hat sich das deutsche
Volk bie alle beulsche Frechetlsliebe bewahrt, und
biefe wirb vereint mit deutschet Bildung unb deut
scher Intelligenz ben Fels bilden, auf dem in Euro
pa die erste große Burg ber Freiheit wirb errichtet
werben.
Rrv. Dr. WechSler's Rede.
Deutsche Mitbürger! Dieser herrliche Maickorgen,
an welchem wir unser Frtebenèfcst fetc-rn, ist ganz in
Harmonie mit unserer festlichen Stimmung. Die
liebliche Maifonne scheint jetzt freundlicher über un*
jer geliebtes Vaterland, als je zuvor. Die Worte
des herrlichen Liedes „Lieb Baterland kannst ruhig
fein i:.", sind buchstäblich in Erfüllung gegan en.
Von ber Elbe bis zur Donau, von bem Rbcitt bis
zutWeser erklingt jetzt sreundig der Ruf: „Wirsinb
stolz Deutsche zu ie.n '. Das weite Weltmeer, welches
uns von unseren Brübern im alien Vaterlanbe trennt,
hat biesen Ruf nicht verklingen lassen wir erinnern
uns. Deutschlands Ehre ist die unsrige. seine Errun
genschaften sind auch uns zumNutzen. Alle Deutschen
Amerika's nehmen gerechten Antheil an Deutschlands
Befreiung. Die Deutschen waren von jeher eine
friedliebende Nation. Frankreich war stets der Erb
feind unseres Vaterlandes, und blick.e stet- mit nei
dischem Blick auf das schöne Rheinufer. Es ist heute
hinlänglich erwähnt worden, wie bie Pläne scheiterten.
Frankreich steht gelemüthigt unb lebiugt ba, ber
stolze Kaiser, auf fremdem Boben weitend, hat Zeit
unb Muße, über seine vergangene Größe nachzuden
ken. Die Geschickte bet letzten Jahrhundert.' bat e e
ähnliche Ereignisse. b:e sich mit ben Siegen Deut ch
lands vergleichen können. Der Krieg vereinte allePar*
teien unseres Vaterlandes bie geographischen Grenzen
wurden gänzlich unbeachtet, und der Preuße, sowie
bet Bayer, ber Sachse, sowie der Würtmberger,
lämpfien alle für eine gemeinschastliche Sache.
Deutschlanb hatte die Regel nicht vergessen: „In
Friebenszeiten bereite Dich zum Kriege vor." Seine
Armeen waren bereit und, von braven unb tüchtigen
Offizieren geleitet wurden unsere Truppen nicht ein
mal besiegt im ganzen Kampse. W'.e viele Menschen
leben hatten geschoat werden können, wenn das
französische Volk nach der Gefangenschaft Napoleon's
Frieden gemacht hätte! Doch es wollte Elenv aus
voller Schale leeren unb ste i|t ihm gereicht werben.
Unsere Grenzen haben sich ausgedehnt aus da- schö
ne Elsaß und Lothringen, welches wieder zu Deutsch
land einverleibt und mit „Wacht am Rhein" sich vet
i n e n w i a e i n e v o n I n n e n o e A u
ßen unsere Grenzen auf unrechtmäßige Wetse über
schreiten wird.
Als biedere Deutsche unseres Charakters würbtg
feiern wir kein sogenanntes Frlebcnsftst, um über
die Niederlage des französischen Volkes zu jube n
Wir benken mit wehmüthigem Herzen an bie Wun
ben. die ihm geschlagen,welche auch in großer Bezie
hung unsere Wunden sind benn manche theure ispce
le ist in diesem Kampfe gefallen. Doch hoffen wir.
daß Frankreich die Lehren bthcrztge, welche es in
biesem Kriege erfahren hat. Frankreich hat seine
Stärke überschätzt, hat Deutschland nicht gehörig
beobachtet, wie Intelligenz unb Wissenschast, Erzie
hung und Aufklärung seine höchsten Ideale waten
benn das hat uns den Sieg errungen. Hinter jedem
Zündnadelzeweht starkem intelligenter eobat, von
braven unb tüchtigen Offizieren angefahrt. Ein
anderer Umstand: In Deutschland kämpften Alle,
Handwerker und Künstler, Edelmann und Bauet für
eine gemeinschaftliche Sache, in Frankreich nur bie
niedrigste Klasse. Der entscheidende Punkt war aber
bie gerechte Sache denn wir waren nicht für biesen
ungerechten Krieg verantwortlich.
Wie ber Kranke oft bittere Arznei nehmen muß,
um von einer gefährlichen Krankheit geheilt zu wer
ben, so war es für Frankreich nothwendig, baß es her
be Schläge treffen, mit von einem Uebel Seldstukcischcitz
ung geteilt zu werden. 3£-it wünschen Hmnlreich («tuet um
die Sat)ii des wahren vvrtschnllcs zu betreten. Möge die
künftige Regierung Vottsditouiig, Friede und HumanUcit
nach Hutten fordern.
Ich glaube bewiesen zu haben, baß wir ein Recht! artig jetzt dasteht, möge eö' vorwärts schreiten, vis der
haben, den Frieden zu feiern unb baß es unsere i UK" Redet gelüftet und uxiljte Freiheit und Gleichheit ohne
Pflicht ist, es zu thun. Möge bie Fortsetzung unb! llutersdueö des Standes una der tHctigion bae t'ooiungércort
bad Ende ber Feiet sein wie ber An!ana war: wüt- Ie'- âliv^en iiile, ob Matter oder Könige, surften oder Her«
bia bet atoß n Ration ber wir onaebö en mürbia
1
Und unser Saterland, weiches so greß-
i°S- bielKahnun« des »ett..zetintenvahriunderlsbegreif.« und
cv i mit dem Dichter ausrufen „Der Mensch t|f frei, lind ware er
mit siel« lebhaftes Interesse an .mscrem Advpliv-Vaiertande
nehmen. Ter Deutsche ist ein treuer bürget Dieser Republik,
hat fein Lebcn hingegeben, wenn das Vaiid in Gefahr war er
bringt gerne alle Cpftr für sein neues Vaterland. Aber wenn
je unsere Rechte geschmälert werden sollten, was ich nicht de«
fürchte, so lasst uns wie ei» Mann ztisainmenstehen und für
Recht und Wahrheit würdig sümpfen mit den anderen Bu»
gern dieses Landes. Wenn lins Jemand beleidigend den 91 a»
men „Dutchman" jimift, sc antworten wir ihm, daß er unsere
Nation nicht sentit, sonst wurde er den Namen nichfmit dem
vielsagenden „German* verwechseln.
MJa, vornäitS znni großen Ziele! sei unser Leosungswort.
($8 bltilje dieses herrliche Vanb, biete Union! (5s blühe Deutsch,
land tein Preußen, kein Layern, kein Lachsen und kein
Schwadentand ein einiges Deutschland! Gesegnet icien die
warteten «ampler, die ihm seilte Einheit gegeben, und doppelt
gesegnet die Braven, die ihr Leben für die gute Sache hinge«
geben haben.! Möge die herrliche Maisoniie freundlich über
lljren bmibetn scheinen und die Nachwelt möge immer dankend
ihrer gedenken! Heute möge jedes Vimitiheil aus jedem Her
zen schwinden, daß wahre (Sinigkelt, Freiheit und Humanität
uns begeistere, und Gliede degUicle alle Nationen!
Bailor äitebtnger von Vieroark unb ein alter Herr
von Delaware folgten noch mit einigen kurzen Be
merkungen.
Damit schloß ber officielle Theil bes Festes und
Jedermann war es überlassen, ftd) nach eigener SQBeife
zu vergnügen, was bei der gehobenen Stimmung
unter uen wogenden Massen nicht schwer war. Um
4 Utzr wurde unter entjprechenben Feierlichkeiten zum
Andenken an ben Tag eine junge Eiche gepflanzt.
Rasch verliefen bie noch übrigen Stunden und nicht
bie leiseste Störung fiel vor.
Abends großer Ball bes Turnvereins. VomDache
bei Hessenauer'schen (Sebäubes würbe ein brillantes
Feuerwerk abgebrannt, das Hr. Jos. Matt auf eige»
ne Kosten lieferte.
Es war etn schönes, ein würbiges und in jeber Be
ziehung gelungenes Fest, bas ben Deutschen unserer
Hauptstabt und allen Landsleuten aus ber Ferne,
bie sich daran beteiligten, zum unvergänglichen
Ruhme gereicht. Alle Ehre dem Fest-Eommiltee
unb Men, bie keine Opfer scheuten, um ein solckeZ
Resultat zu erzielen. Wir haben versucht, ein allge
meines Bild des Festes zu geben unmöglich aber
wäre e» uns. Allen gerecht zu werben. Möge uns
baher Niemand ber absichtlichen Zurücksetzung zeihen,
wenn wir Dies ober Jenes übergangen haben soll
ten. Zn ber nächsten Kummer werben mir doch noch
Manches nachzuholen haben.
Motto's.
Es würbe uns nicht möglich sein, hier alle Jn
fchrtftett wieber zu geben, die unter Fahnenschmuck
unb Laubgewinden an den Häusern prangten. Wir
beben bie folgenben hervor, bte uns im Fluge auf»
ft.len:
Bor der Weinhanblung von Theobald und Soh»'
»Das Volk der Träumer,
Ward das Loll Der Thal/
*£0 stehen wir immer
Mit tieiligem Eid,
Für Freiheit und Recht
Zum Kampfe bereit."
Vor Schneiber u. Schwarz's ConditoǤ!
„fficnnnnia, hohe Siegerin,
Die harrend lang geschwiegen,
Wie stehst, mit ftisflcm Lvtbeergriltt,
Dein Sännet du heul' stiegen:*
Vor Ströbter's Männerchor-Halle:
Ein einig Tentschland, fiarf unb stet
Von vierzig Millionen,
Ist heule unser ,veldgtschrei, ..., ,-r
lind Friede den ^altouen."
Vor Hrn. Dresel's Hans:
»Ei» einig starke^ Deutschland!
Hat deutsche Kraft
schâetheute.
Aus taufend deutschen ct'eüei\ weit
und
breit,
Kein ^teuften, Sachsen, Bayern!"
Schon recht! Nut wünsch' ich, daß in kurzer Zeit
Wir neben Kaiserreich und Einigkeit
Auch Denlschlaiids Freiheit feiern.
Vor bet Druckerei bes Wèstboten n
„Was deutsche Kunst Jahrhunderte gesungen,
1111
Sturmschritt sühn errungen
Stuf Deutschlands Einheit drang die alte üteitciißlièw,
Das Wctk vollführten derbe »deutsche Hiebe!"
Vor Wm. Schau's Locale:
„SSfiâ Deutschlands Söhne sich errungen,
Am heiligen Kampf sür's Vaterland,
Da? wird zum Segen und Gedeihen,
Uns Treulichen auch in diesem Land/
»Vereint hast Dn, mein Volk erreicht,
Wae Dir versagt, als Tn geschieden,
Du haft Dich kühn im .stampf gezeigt,
v
?i»n fei auch groß im ti.irnpf und frieden."
Vor Philipp Espet's Hause:
„Jehl hast Du, alles Vaterland,
Den Frieden Dir errungen,
Mit wüthiger und mit kräft'ger Hand,
Den Erbfeind gant bezwungen.
Nun streb auch, daß dem Friedenstag,
Der Freiheit Sieg bald folget nach."
Vor Hrn. Reisborf's Hause:
Was Bismarck hat im Geist erdacht,
Hai Moiike durch's Schwert zur That gemacht.
Gleichheit durch Krieg,
Ftcihcil durch Sieg,
Einigtet! durch Friede,
Int deutschen (Sebiete.
Vor Hrn. Bieh's Hanse:
Getrennt vom alten Vaterland
Sind ihm geweiht doch Hetz und Hand.
Hübsche Inschriften hatten E. Bach unb $t9.
Scvmiot, eine launige E. Wollenweber. Die 9lpo«
these bes Hrn. D. Deiß, unb ber Store von Maier
unb Sohn waren sehr hübsch geschmückt. Unser al
ter Mitbürger Hoster, obgleich berZug bie Strasse
nicht berührte, hatte lein Haus sehr stnnig bccorirt.
Charles Wagner zeigte durch seinen Fahnenschmuck,
baß er ein guter Deutscher ist. Auch draußen an ber
Süb-Hochstraße traf man treffliche Dotationen.
Eapt. Jäger hatte ein schönes Laubgewinbe vor fei
ner Gartenwohnung angebracht, bas ein Phönix
ItöBü. Die Inschrift lautete:
.Deutschland, neugeboren,
Ist zur Weil- miß Friedentmacht erkoren
Die Turnhalle war sehr schön geschmückt. Das
Silo ber Germania, von Hrn. VlruiOruiler gemalt,
iiberipanntc die Strahe, auf ber
du Inschrift:
SJiuck|ctte
befanb sich
„¥ieb Vaterland, mögt! tnijifl fein,
Fest fleht und treu die Wacht am Rhein/
Eike weitete Inschrift an ber Turnhalle lautet:
(L /r '^@ermiHia, der Sieg ist dem.
Die Hahnen flattern,
Die blocken fimpen,
Elsaß ist dein und t'01hrtegen.
Laub» unb Fahnenguirlanden überspannten bie
Straße zwischen ben Wohnungen ber Hrn. Knopf
und Eolltn leidet konnten wir dieselben, aus Mangel
an Zeit, blos aus ber Ferne betrachten.
Die sintiig befranse, sehr gelungene Germania
bes Hrn. Bietz. stach oortbeilbaft hervor bafielbe
laßt sich übrigens auch von der „Germania" beSHm.
Srfniu, inciter oben an der Hochstraße, sagen.
Das Central Schulbaus war durch Pastor Mees
mit Fahnen bccorirt. Motto: „Vereint stehen mir."
Sckön und sinnig war bie Aoler Apotheke ge»
schmückt. Repräsentationen aller Flaggen ber beut
schen Staaten, welche sich, gleichsam vertrauensvoll
der großen beutschen Fahne, mit einem Kranz von
Immergrün unb deutschen unb amerikanischen
Wavpen verziert, geschmackvoll anschlossen. Wir
zählten öder hundert Fahnen am Gebäude.
K w i n k e k e i a S S e n o u n i
Bluffs in Iowa, bas auch von vielen Deutschen be
wohnt wird, hat sich kürzlich einen neuen Mayor an
geschafft, ber sofort nach ber Wahl ben Temperenz
knüppel aus dem Sack gelassen hat, weil bas Mann*
chen unier bem Pantoffel seiner Frau steht, bie eine
große Weiberrechtsnärrin ist. Wir finden barüber
in ber beutschen Council BlufjS Post baß folgende
erbauliche Item:
Weiber in Hosen und mit bemPantvsfel. Die
Wochenchronik audi einer kleinen Stadt^liefert mit
unter interessante „Schnadahüpsert". too lasen wir
vergangene Woche in hiesigen englischen Zeitungen
„Die Weiberrechts-Ge'eMchast versammelt sich im
Hause der Frau Bloomer (Ätablmayor.) Keine Er
frischungen werden verabreicht."
Am darauffolgenden Samstag ließ der neuerwahl
te Stadtmayor durch Poll niches Bump verkünden,
daß das toonntagsgef'.tz von nun an mit aller stren
ge durchgeführt würbe unb am Sonntag kommt als
n w o a u e i n e A n a e i o n a e i A u
trage d.'L etudtinct) Jt6 die Erklärung, daß auch Bie:
garten nach dem Wortlaute des Gesetzes in die Kate»
gotie ber zu schließenden Wirthschaften am Sonntage
gehören. Am gleichen Tage bringt ber Nonpareil
die Localnotiz:
„Wenn Wind und Wetter e3 erlauben, wird bie
iöetbernch s=Wefe!lichaft sich morgen Abeiib (letzten
jjiontag) tu Mrs. Bloomer's (Stabtmatjor) Hanse
versammeln. Reden, Toaste,Musik und eine unter«
galtenöeZc überhaupt sinb zu erwarten. Alle find
freundlich eingeladen."
Wer sich bie Weiberrechts Musik nach ber Wahl
vielleicht nicht erklären kann, bet bürste, mit B^rlaud
zu leben, zur Familie Simpelmaier gehören.
Das glückliche Kalifornien, bas noch «ach Gold
rechnet unb besten kleinste Münze bisher das Fünf
centstück wär, soll jetzt auch mit Centstücken gesegnet
'werben. ES war nemlich nach ben letzten Nachrich
ten ein Vorrath von Nickelcents in San Francisco
angekommen unb die bortige „Abevbpost" räth ihren
Lesern, sich bet Einführung bieser verachteten Münze
.nicht zu widersetzen unb setzt zu biesem Ende bie Vor
theile auseinander, bie baraus entspringen werden.
Man brauche künftig für einen Poststempel feine fünf
Cents mehr zu bezahlen, auch werde den Grocers und
Wirthen bie Centmünze seht gelegen kommen. Wir
firchten inbefe, baß bie Nickels manchen Leuten, be
sonders den Bettlern, sehr ungelegen kommen werben.
Unsere Gesetzgebung
bat sich gestern Mittag vertagt. Die Verwilliqungs
bill, passirte schließlich ohne ^die Morga^raj^. Claims.
Näheres in nächster Nummer.
^vhip GesetzgebuW
Der Senat passirte peatman's Senatbill, wel
che bie stäbtischen Behörben von Cincinnati ermach
tigen soll, zum Zwecke ber Ausführung von Verbes
serungen Bonds zum Betrage von $300,000 auszu
geben. (Die Bill geht nun an bas Haus.) Ferner
mürbe eine Bill pafsirt, welche bie vorschriftsmäßige
Zeit zur Veröffentlichung von Eontraktvergebunge»
für Eountyarbeiten von 6 aus 4 Wochen herabsetzt.
Desgleichen bie Hansbill, welche ben Ber. Staate«
Behbrben gestattet, in ben Grenzen bes Staates Land
zur Errichtung von Leuchtthürmen am Eriefee
saufen, unb bie Hausbill, welche County Eommissäre
ermächtigt, zur Anlegung von Turnpikes ein Drittel
auf bie interefftrten ©runbeigenthümer umzulegen,
nachbetn ein Drittel bes Kostenbetrags burch freiwil
lige Beiträge aufgetrieben warben ist. Nicht passtet
würbe bie Bill zur Errichtung einer Gasanstalt, wel
che bie ©taatsgebäube mit Gas versehen sollte.
Die Abstimmung, woburch bie Betwilligungsbill
gestern zum zweiten Mule verloren ging, würbe heute
abermals in Wiebererwägung gezogen. Ein Ver
such, bie erforberliche Mehrheit für bie Morgan Raid
Claims baburch zu gewinnen,bofebieSBetwilligunfl a tf
$143 611 herabgesetzt würbe gelang zwar bei ber Ab»
stimmung über bte Verbesserung allein bei bet
Schlußabstimmung ging bie Bill eben wieber verlo
ren. in
bem 17 Stimmen bafür unb lt bagegen fielen.
Das Haus wartet ganz gemüthlich auf bie Ent
scheibung bes Senates in Bezug auf bie Verwilli
giingsbill, unb beschäftigt sich inzwischen mit verschie
benen nicht nénnenstcerthen Kleinigkeiten.
I S e n a i e e i e e w i i u n s i e u e
abermals bett Hauptgegenstanb ber Verhandlungen.
Eine Verbesserung zu bet Venvilligung für bie Mor
gan Siaib Claims, bahin lautenb, baß Solche, welche
derartige Claims aufgekauft haben, blos ben von
ihnen bezahlten Preis ohne Interessen erhalten soll
ten,würbe angenommen. Berber SchlußabstimmunM
aber erhielt bie Bill abermals nicht bie erforderliche
Z veidrittels Mehrheit. (Eint einzige Stimme fehl
te.) Von ber Conserenz-Committee über bie Baber»
sche Bill in Bezug auf Die Prozejsirung unb Bestraf
ung von Mumcipalbeamten lief ein Bericht ein, wel
cher genehmigt würbe. Pussirt würbe Ball's Haus
bill zur Abschaffung bes Amtes eines Supennten
benten bes Staatshaufes unb bie Uebettragung bet
Pflichten biefeS Beamten an ben Controleur beS
Staatsschatzes. Schließlich wurde auch bet Bericht
oer Committee über bie County Steuerbill geneh
migt unb ba bies ebenfalls tat Haufe geschah, so ist
dieselbe nun Gesetz.
Das Haus vertrieb sich bie Zeit mit ber Passi
rung von Localbills u. s. w.. Der Bericht ber Con
serenz Committee über bie Babcr'sche Bill in Bezug
auf bie Bestrafung der Municipalbeamten wurde
verworfen.
Liberal-republikanische Partciklepperei.
Mit Recht protestirtberLouisviller „Anzeiger" ge
gen bie Patleikleppetei ber,, Westlichen Post" unb bes
„Cincinnati Volksblattes", bie mit wahrer Berserker«
wüth über bie Abresse ber bemokratischen Kongreß'
mitglieber herfallen, sich aber wohl hüten, ben Wort
laut bieses Documentes mitzutheilen. Dies Ver
fahren wirb um so tabelnsroerther, wenn man sich
erinnert, bafe biese hervotlagenben Blätter sich als btc
Führer ber sogenannten liberal republikanischen
Richtung ausweisen. Der Streitpunkt hanbett sich
darum, ob bie Abresse bas 14te unb bas 15,'e9t:nenb
rnent anerkennt ober nicht, unb mit vollem Rechte
fragt bas „Louisvillct Journal", warum bie genann
ten Blätter, wenn es über ihre Kräfte ging, bie be
mokratische Adresse ganz zu bringen, ihren Lesern
wenigstens nicht bie Stellen vorgelegt haben, welche
von ben Amenbments Hanbein, auf baß ihr Publi
kum selbst urtheilen könne.
Ueber bie Sache selbst sagt daS LoniSviller Jonr
nal:
„Daß in ber Abresse ber bemokratischen Kongreß
mitglieder bie neuesten Amenbments ber Bundesver
fassung nicht anerkannt seien, wirb von ber „Westli
chen Post" unb bem „Cincinnati Volksblatt", welche
gleichzeitig als beulsche Führet bes „liberal-rcpubli*
konischen" Flügels abgedankt zu haben scheinen, auch
mit gleicher Beharrlichkeit behauptet. Sie stimmen
barin vollstänbig mit Senator Morton überein, wel
cher bei ber Prältber.ten Ausstellung in Indianapo
lis dieses Wort zuerst gesprochen. Er, ber brutale
Führer bet Administratiotièfaküon, ber Zermalmet
bes „Liberairepublikani-Nius", dient ihnen wie
der a 13 Vorbild von feinen Lippen fallen Schlaa
töorte, welche sie zu täglichem Brei für ihre Leser zet
niagtcn. Die Abr sse selbst legen sie ihren Lesern
nicht vor aber ben falschen Commentar dazu tischen
sie täglich mit berfelben Stirn auf, mit welcher etn
Morton in Znbianapolis die Versasset dieser Abresse
bCifur verantwortlich gemacht, baß bie „a 11 e n a«
gen" im i»72 iiiahUampf wieber obenauf fein wer
ben nachdem er vierzehn Tage vorher, bei ber Se«
tenabe in Washington, aus freien Stucken (unb iit
Folge abgekarteten Spieles) selbst erklärt hatte, d.iz
Die „alten Fragen" roteber das Terrain bes nächste«
W a k a s e S e i n s s e n
Auch bet bemofratische Ausschuß in Washington
hat es für nöthig gehalten, ber Entstellung ber re
publikanischen Patteipresse entgegen zu treten. Er
gibt barüber folgenbe offizielle Erklärung ab:
„Die Kritik, welche jene Stelle ber bemokratischen
Adresse, worin „unsere Mitbürger in allen Theilen
ber Union auf's Einbringlichste aufgefordert werben,
keine Anstrengung fur Erhaltung des Friedens uni)
ber Ort tiling zu ich-.uen, mit Sorgfalt die Rechte je«
bes Bürge:» zu schützen, freunbfchufuiche Beziehun
e n z w i s e n a e n K a s s e n z u e e n u n o e e n
tägliche Verlegung der Rechte, welche die
Verfaffunj tbcr bettn Amendments irgend einer

E o u u S e 4 S a i 1 8 7 1
Ff e i a g, ben 28.
Samstag, ben 29. April.

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