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iLiJf if e JLh# a *-'$" #IM6^ 5 Iv ijtt tt? r*&.' Jaheg 88 V™. 8U -Iber hatt in* ?^WißKkschick eines Lieutenants auf Wache. Drei nach fem Englischen von O. #. Bor ungefähr fünf Jahren war ich Lieutenant in einem Garde-Regiment, welches in einer der größ ten Garnisons-Städte Englands einquartiert war. Meine Dienstpflichten ivaren leicht! des Morgens Appell und dann etwas Exercieren 'und Parade »âhrend ich Nachmittags und Abends selten etwas zu thun hatte, es sei denn hie und da einige Feld dienstübungen. Hiezu kam allerdings, daß wir Of fiziere abwechselnd die Wache zu bezichen hatten und dann vier und zwanzig Stunden lang ununtcr brechen im Nachtlokale zubringen mußten 66 ist eine der Regulationen des Dienstes, daß der Lieutenant sowohl als die Mannschaften der Wache bei Tag oder Nacht jeden Augenblick in »ollkommen dienstmäßiger Uniform zu erscheinen im Stande sind. Ist der Offizier sehr ermüdet und schläfrig, so mag er sich in voller Uniform, gestie felt und gespornt, eines im Dienst ergrauten Lehn AuhleS bedienen, oder will er seinen Körper in eine horizontale Lage bringen, so kann er sich auf ein zweifelhaftes mit Leder überzogenes Sopha legen, daS durch den langen Gebrauch steinhart geworden ist, also auch nicht viel Einladendes bietet. DieS war die Summe aller Bequemlichkeiten, welcher ein Lieutenant aufWache sich reglementsmäßig zu erfreuen hatte. JAund meine Kameraden befolgten diese Dienst» regeln leider nicht auf daS strengste, sondern wenn wir den letzten Nachtdienst gethan hatten, pflegten wir uns ganz gemüthlich auszuziehen und in einer komfortabel ausgestatteten Feldbettstelle zu schlafen, welche wir in ein Nebenzimmer hineingeschmuggelt hatten. 86 war ein Theil der Pflichten deS wachehaben den Lieutenants, sämmtliche ausgestellte Posten zu visitiren. Diese Visite fand damals gewöhnlich un» gefähr eine Stunde nach der Zeit statt, zu welcher der wachehabende Stabsoffizier in der Regel ein Oberst seine Hauptrunde gemacht hatte. Die Pflicht dieses Stabsoffiziers bestand darin, bei Tag und bei Nacht sämmtliche Wachen zu infpiciren und zu fragen und sich persönlich zu überzeugen, ob Al Its in Ordnung sei. Es war zwar nicht vorge schrieben, wie oft er die verschiedenen Wachen zu infpiciren hatte, es war jedoch frit langen Jahren der Gebranch gewesen, daß er einmal bei Tage und ein mal bei Nacht kam und daß nach de.n letzten Be suche der wachehabende Subaltern offizier, wie ge sagt, noch eine Stunde wartete, dann seinerseits sämmtliche Posten im Bereiche seines Distrikts vi fitirte und dann stillvergnügt zu Bette ging. Es war an einem bitter kalten Januarmorgen, als ich die Wache wieder zu beziehen hatte. Ich löSte die alte Wache unter Beobachtung der für die Uebernahme einer Wache vorgeschriebenen Form lichkeiten ab, verzehrte das mir von meinem Bur schen gebrachte Mittagessen, suchte den Nachmittag mit Lesen, Rauchen u. f. w. todt zu schlagen und wartete am Abend mit Sehnsucht auf den Besuch des Stabsoffiziers. Da ich die Nacht vorher auf einem Balle gewe sen, war ich natürlich sehr müde und schläfrig. Ich war zu verschiedenen Malen auf meinem wackeligen Lehnstuhle eingeschlafen, als ich endlich den will kommenen Ruf hörte: „Halt! Weida?" mit der Antwort: „Runde „Welche Runde»Große Runde 1* u. f. w. bis endlich das „Wache rrrauë!« ertönte, ein Signal, dem ich freudig Folge leistete trußte ich doch, daß ich nun bald würde zu Bette gehen und den lang entbehrten Schlaf finden kön nen. Ich empfing den Stabsoffizier in vorgeschrie bener Weise er stellte die gewöhnlichen Fragen, fand Alles in bester Ordnung und ritt dann wieder weiter. Die nächst folgende Stunde wurde mir ziemlich Tang und ich mußte im Wachtzimmer auf und ab gehen, um den mich fast bewältigenden Schlaf zu vertreiben. Endlich trat ich meine Runde an. Es war eine schreckliche Nacht ein heftiger Sturm trieb mir bei zehn Grad Kälte Schnee und feines EiS in's Gesicht und es war in der That keine Kleinig feit, sämmtliche Posten zu visitiren, welche ziemlich weit auseinander aufgestellt waren. Nachdem ich in das Wachtzimmer zurückgekehrt war, traftirte ich mich selbst mit einem Glase heißen Punsches, gab meinem Sergeanten Ordre, mich so fort zu rufen, wenn allenfalls etwas pafsiren sollte, zog mich auS und ging seelenvergnügt zu Bette. Es dauerte nur wenige Minuten und ich war fest ein geschlafen,- so fest, daß ich so ungalant war, nicht einmal von den schönen Damen zu träumen, mit denen ich die Nacht vorher getanzt, wobei ich ihnen verliebten Unsinn vorgeschwätzt hatte. Ich träumte gar nicht, sondern schlief den gesegneten Schlaf der Zugend und der Ermüdung. Plötzlich wurde ich durch einen großen Lärm auf» geweckt. Trommelgcwirbel und lautes Rufen er tönten. Im ersten Augenblicke konnte ich mich gar nicht besinnen, wo ich war, bis es mir plötzlich klar wurde, daß ich mich auf Wache befand. Zu gleicher Zeit stürzte der Sergeant in's Zimmer und schrie: „Um Gottesirillen, Herr Lieutenant, kommen Sie heraus, die Hauptrunde macht eine neue Visite!" Wie der Blitz fuhr ich schnell mit meinen nackten Füßen in die Stiesel und zog meinen Mantel an dann schnallte ich meinen Säbel um, stülpte meine Dienstmütze auf und war so in unglaublich kurzer Zeit dem Aeußern nach vollkommen dienstmäßig angezogen, obgleich ich unter meinem Mantel nichts anhatte, als ein Hemd und ein Paar Stiesel. Ich kam noch zeitig genug heraus, um die Hanpt runde gehörig empfangen zu können. Die gewöhn lichen Formalitäten gingen in bester Ordnung vo rüber, nur daß ich auf alle Fragen in einem sehr gereizten Tone antwortete, weil es mir unerklärlich, ja beinahe wie eine persönliche Beleidigung vor kam, daß das Unerhörte geschah und die Haupt runde zweimal des Nachts ihre Visite machte. Sei es nun, daß der Stabsoffizier sich durch meine rauhen Antworten beleidigt fühlte, oder sei es, daß der verrätherische Wind meinen Mantel auseinan» dergeireht und einenHemdezipfel nebst meinen nack» ten Beinen hatte sehen lassen, kurz, anstatt nach beendigter Visite weiter zu reiten, wandte er sein Pferd herum und sagte: „Herr Lieutenant, ich wünsche, daß Sie mich begleiten, um die ausge stellten Posten Ihres Wachldistriktes zu tnfpiciren." Ich war wie aus den Weifen gefallen. Hätte er mir befohlen, einen gewissen heißen Platz in den unteren Regionen zu infpiciren, so wäre ich nicht mehr erschrocken. Schon hatte ich in meiner luft igen Bekleidung den Wechsel der Temperatur zwi schen meinem warmen Bette in der wohlgeheizten Stube und der sturmischen Winternacht auf das Bitterste empfunden und zitterte vor Frost. Aber was sollte ich machen? Der Oberst, ein alter Hau degen, der schon verschiedene Feldzüge mitgemacht hatte, war zwar alj ein guter und edelmüthiger Herr bekannt, hielt aber mit eiserner Strenge an den Vorschriften des Dienstes. Ich durfte daher nicht zögern und kommandirte, so gut es mein Zäh. ncklappern gestattete: „Der Wachtgefreite und vier Manu vom linken Flügel vor Rechts um 1 Vor wärts, Maisch 1* Und so ging es hinaus in daë dichte Schneegestöber und dem schneidenden Nord wind entgegen. Der geneigte Leser mag sich vor stellen, wie mir zu Muthe war: schauderhaft, auf Ehre! Ich war ganz erstarrt und eo schien mir, als würde ich mich nie wieder erwärmen können. Der Oberst versuchte mehrmals ein Gespräch anzukniipf' en, aber theils verhinderte der Sturm eine ordent liche Unterhaltung, theils war ich vor Frost unfähig zu antworten, und so verfiel auch er in SiMfchwei gen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß alle irdischen Dinge ein Ende nehmen müssen, folglich auch unsere Nachtrunde. Und so schah es auch wir waren nur noch einige Hundert Schritte vom Wachtlokale entfernt, hatten aber die Wohnung des Obersten noch zu p^ssiren. Ich hoffte zu Gott, daß er dort absteigen und mich entlassen würde und lebte wieder auf bei dem Gedanken, mich bald wieder erwärmen zu können. Als wir dem Hause näher kamen, sah ich zu meinem Erstaunen, daß alle Fenster hell erleuchtet waren, lustige Tanzmusik tönte uns entgegen. (Sine schlimme Ahnung übeifiel mich. Wir waren jetzt vor der Thüre angekommen. Der Oberst stieg vom Pferde, übergab es einem her beieilenden Diener und sagte im freundlichsten Tone zu mit: „Herr Lieutenant, meine Frau hat eine kleine Gesellschaft bei sich »vir haben einen kalten Matsch gehabt, kommen Sie also mit herauf und i»«« eine Flasche guten Weines nebst einem Tänzchen werden Sie bald wieder erwärmen." Jetzt also, nachdem ich dachte, daß AlleS vorüber fei, befand ich mich wieder in einer schauderhaften Verlegenheit, schlimmer als vorher. „Ich bin Ihnen sehr verbunden, Herr Oberst/ entgegnete ich hastig, „aber ich bin im Dienste und muß auf die Wache zurück." „Unsinn, Mann, Unsinn," erwiederte er, „ich als Ihr Vorgesetzter nehme alle Verantwortlichkeit ans mich, Sie müssen mit herein." Damit ergriff er mich.freundschaftlich am Arm und zog mich halb mit Gewalt zur Thüre herein. Wir befanden uns jetzt in der Vorhalle. Der Oberst zog schnell seinen Mantel aus und sagte: „Nun, Herr Lieutenant, lebendig, lebendig! herunter mit dem Mantel und kommen Sie herauf, wir werden uns bald wieder behaglich fühlen." Jetzt ergriff mich der th der Verzweiflung ich sah ein, daß nur ein offenes Geständniß mich retten könnte und sagte kurz entschlossen: „Herr Oberst, ich habe keine Hosen an." WaS? Donnerwetter, Herr Lieutenant, keine Hoffn an! Ha ha ha ha" und damit brach er in ein anhaltendes, schallendes Gelächter aus, während ich, zähneknirschend vor Wuthund Scham, vor ihm stand. Endlich sagte er: „Verzeihung, Herr Lieutenant, für mein Sie gewiß peinigendes Lachen, aber ein flotter Garde-Li^utenant, der als heiterer Lebemann und tüchtiger Tänzer bekannt ist, der nur einige Schritte vom Tanzsaal entfernt ist nnd der keine Hosen anhat: die Idee ist doch wirk lich zu köstlich. Aber nur guten Muthes, Herr Li eutenant, gehen Sie schnell in Ihr Wachtzimmer, verbessern Sie den Schaden und kommen Sie bald wieder zurück, um etwas Warmes zu genießen zu dem habe ich versprochen, Sie mitzubringen und die Damen werden Sie gewiß sehnsüchtig erwarten." Nach diesen Worten ging er die Treppe hinauf und ich eilte nach meiner Wachlstube, mit dem festen nicht wieder zu komme». Ich hatte mich kaum nothdürftig erwärmt und angezogen, als ein Diener des Obersten mit der Meldung erschien: „Herr Lieutenant, der Herr Oberst lassen bitten, sogleich herüber zu kommen, da er mit tinem kleinen Souper auf Sie wartet." Was sollte ich thun? Wohl oder übel, ich mußte hinüber. Kaum war ich in den Saal getreten, so wußte ich, woran ich war. Die Damen kicherten hinter ihren Fächern und die Herten sahen mich mit spöttischen nnd malitiöftn Blicken an. Der Oberst ('atte meine Geschichte dem Major als einen guten Witz erzählt, dieser sie unter dem Siegel der Ver schwiegenheit seiner Frau mitgetheilt, welche sie un tec gleichen Bedingungen einigen vertrauten Freund» innvn in's Ohr geflüstert hatte und in zehn Minu ten .Dar jede Person der Gesellschaft von meinem Mißgeschick unterrichtet Ich machte gute Miene zum bösen Spiel, that, als ob ich von nichts wüßte, trank meine Flasche Wein und verließ endlich todt müde, halbkrank und mißvergnügt die Gesellschaft. Seit dieser Zeit diente ich in meiner Garnisons stadt zum stehenden Witz. Wenn ich jungen Da men begegnete, so wandten sie sich lächelnd und ver legen ab. War ich in Gesellschaft und tanzte, so sahen mich meine schönen Tänzerinnen entweder gar nicht an, oder blickten nur verschämt und erröihend nach mit meistens aber warfen sie Blicke auf mei nen unteren Menschen, wahrscheinlich um sich zu überzeugen, ob ich nicht etwa wieder in jener trau rigen Lage mich befände. Kurz mein Aufenthalt in dieser Stadt wurde mit so unerträglich, daß ich mich in ein anderes Regiment versetzen ließ. Aber was geschah? In der ersten großen Gesellschaft, welcher ich in meiner neuen Garnisonsstadt beiwohnte, hörte ich mein Abenteuer mit vielen albernen Zusätzen als eine sa mose Anekdote erzählen. Zu meinet großen Be ruhigung jedoch wurde der Name des Helden als der des Lieutenant N. angegeben, eines meiner Ka meradeu, welcher schon vor mehreren Monaten nach Indien versetzt worden war, und somit war ich von dem Fluche der Lächerlichkeit eilödt. Seit jener Nacht habe ich aber nie wieder in ei» nem Bette geschlafen, wenn ich auf der Wache war. Aus dem französischen Bürgerkriege. Die Gerichtszeitnng „Le Droit" erzählt: Mehrere Frauen sind in den Kämpfen von Neuilly gelobtet und verwundet worden man sah eine Matkedente» tin, welche, am Kopfe getroffen, ihre Wunie ver binden ließ und in das Gefecht zurückkehrte. Inden Reihen des 61. Bataillons kämpfte ein energisches Weib, welches mehrere Gensd'atmen und Polizei teilte getobtet hat. Auf dem Plateau von Chatillon blieb eine Marketenderin mit einer Gruppe von Na tionalgarden sie lud ihr eigenes Gewehr, schoß und lud wieder ohne Unterlaß. Sie war beinahe die letzte, welche sich zurückzog, uud auch dann wendete sie sich noch jeden Augenblick um und schoß aus den Feind. Die Marketenderin vom 68. Bataillon ist gleich beim Beginn des Kampfes durch einen Born»j bensplittcr getödtet werben das Geschoß hatte ihr Branntweinfäßchen zertrümmert und die Splitter der unglücklichen Frau in den Leib getrieben. Einej der unerschrockensten dieser Heldinnen ist auch die Frau eines Generals der Commune, die Bürgerin Endes. Am Abend des 3. brachte man nach dem' Platz vor der Maine von Vaugitatd acht Leichen! von Nationalgatden. Fast alle Hausfrauen des Viertels drängten sich aus dieser schmale Stelle zu sammen und suchten unter Thränen bei dem fahlen Lichte einer Laterne, die sie sich aus den Händen! rissen, einen Vater, einen Gatten oder Bruder wie der zu erkennen. Der neunte Leichnam, den man: herbeitrug, war der einer mit Kugeln überschütteten' Marketenderin. In einem Gewölbe der Rue de Montreuil führte eine Frau, die aii den Kämpfen teilgenommen hatte, eine lebhafte Discussion mit! einer anderen, welche der Meinung war, daß die Frauen zu Haufe bleiben und ihrer Wirthschaft pfle gen sollten. AlS der Streit seinen Gipfel erreichte, holte die Erstere zu einem Schlage auf ihre Geg nerin ans da hielt sie plötzlich mit erhobenem Arm und starren Augen unbeweglich inne, und einen Au genblick daraus fiel sie todt zusammen der Riß ei-: net Pulsader hatte ihrem Leben ein rasches Ende gemacht. I Ein früherer Mitarbeiter des Ellenor, Gabriel Ugron befindet sich gegenwärtig in Paris und sen- i bet seinem Blatte über die dortigen Vorgänge Be-! richte. Interessant sind darin einzelne Stellen, inj denen der ehemalige Garibaldianer sich über die Stimmung und Haltung der Pariser Straßenhel» den ausspricht. „Das höchste Bestreben der Herren." meint Ugron, „geht nun einmal dahin, hübsch mit heiler Haut davonzukommen. Nach dem begeister ten Auszüge strebt Alles wieder in die Stadt zurück zu gelangen. Es fehlt dem Bataillon an Munition, flugs eilen Gardisten in schwerer Menge nach der! Stadt, doch Gardisten und Munition sieht man! nimmer wieder. Der eine der Helden will sich da von schleichen, der Capitän gibt Befehl, ihn zu ver haften, im Augenblick ist er von zehn Männern um* ringt, die ihn daun sämmtlich nach der Stadt ge leiten. Der Fahnenträger glaubt, die große rothe Fahne könnte in Gefahr kommen was fängt der arme Capilän an? er läßt ihn zurücktreten in die Reihen Jener, die keine Munition haben diese aber nehmen die Erlaubniß im weitesten Siyne und verschwinden im Augenblicke. Bei jedem Kano nenschusse fahren sie zusammen, bücken und ducken sich und schlagen in der Regel die Köpfe zusammen. In dem Fort Jssy, das man erst am 2. mit ei nigen alten Kanonen ausgerüstet hatte, ist das Dach und Alles, was aus Hol* beucht, in allen acht Ka sernen ganz verkehrt, die Wände sind ganz durch, löchert. Im Hofe liegen überall die verrosteten Bombenstücke. Die Erdarbeiten sind unversehrt. Alles ist da in Unordnung, tei» Mensch gehorcht, Niemand hat zu befehlen." Ein deutscher Wirth in New Uork tischt feinen Gästen zum Imbiß (lunch) Er bs wurstsuppe auf und ladet dazu mit folgendem Spruche cin$ Zum (5rbswllrsttuncheii inuititt Ecnst Hausmaim seine Hunden', Jtuinmi, kostet, schmauset ungciM^ UnD tofu tuet) bestens munotii .u i £ie Brühe mit der tëibiemiurf^,. Die kaiserliche Suppe! ëu stärkt das Marl und mehrt de« Durst! Das itnti'rc is mich Schnuppe! Einige Chinesen in den Berlin» Goldgruben in Australien fanden einen Goldklumpen, welcher 1717 Unzcn wiegt und 834, 880 werth ist. Columbus, die Hauptstadt Ohio's. (Aus dem btiitfdj'ammlaniichen denticifatiüM'&iUfitt.) CosninöuS, Hauptstadt fcr€ &taatc8 Dhto, Ver. Staaten, zugleich Gmchtssitz oder Hauptort vou Franklin County, liegt etwa 120 engl. M, nordöstlich von (Cincinnati, 90 M. direkt nördlich vom Ohio-Flusse bei Portsmouth und 636 M. südwestlich von Neiv-Nork. Die Stadt dehnt sich auf einer fruchtbaren Ebene und dem hohen östlichen oder linken User des nicht schiffbaren Scioto River von Süden nach Norden etwa 3l/2 und von Osten nach Westen etwa 2!/2 Meilen weit aus, ist weit läufig, durchaus regelmäßig gebaut und hat schöne, breite Straßen, welche sämmtlich im rechten Win kel sich kreuzen. Die etira 3 Meilen von Süden nach Norden sich ausdehnende „High Street", die mit vielen prächtigen Bauten besetzte Haupt-Ge schäftsstraße der Stadt, ist 100 Fuß breit und etwa zur Halste mit dem sog. Nicholson Pflaster belegt. Broad Street, an welcher sich die prächtigen Wohn Häuser uud parkähnlichen Gärten der reichen Ge schäftsleute befinden und an deren östlichem Termi nus das im letzten Herbst abgebrannte große Staats Jrren-Asyl stand, ist sogar 120 Fuß breit und mit einet doppelten Reihe Bäume besetzt. Die übrigen Straßen sind meist 82l/2 und die sog, „Alleys" 33 Fuß breit. Fast alle Straßen sind mit Gas, einige Nebenstraßen temporär mit Petroleum beleuchtet. Pferbeeisenbahnen sind einstweilen blos auf den High und Friend Streets angelegt eine weitere auf ber Long Street ist projektiv ititb soll nächstens in Angriff genommen werben. C. ist eine verhält-' nißmäßig noch junge Stabt, viel jünger als feine, auf dem westlichen, niederen Ufer des Flusses gele gene Nachbarstadt Franklinton, welche zur Zeit der Gründung von C. eine wenigstens eben so starke Bevölkerung hatte, als heute, jetzt (1870) aber gleichsam eine Vorstadt von (£. bildet, an bas sie voraussichtlich in Kurzem angeschlossen werben wird. Die Geschichte der Gründung von Columbus ist mit der Geschichte des Staates Ohio eng ver flochten. Bis zum Jahre 1812 hatte nämlich der Staat keine bestimmte Hauptstadt der Regier» ungsfitz war temporär in i i o e aufgeschla gen uud die Gesetzgebung hielt ihre Versammlungen abwechselnd in dieser Stadt und in Zanesoille. Während der Sitzungen von 1810—11 und 1811 —12, die iii Z. stattfanden, liefen, einer dahin gehenden Aufforderung der Gesetzgebung entsprech end, verschiedene Vorschläge ein, welche auf eine definitive Verlegung bes Regierungssitzes abzielten. Unter bieseu Vorschlägen befaiib sich auch einet von den Herren Lyne Starling, John Kerr, Alex. McLaughlin unb James Johnston, welche sich er boten, auf dem östlichen hohen Ufer des Scioto Flusses, gegenüber von Franklinton, eine Stadt auszulegen und zu gründen, dem Staate 10 Acker des ausgelegten Lgnbes als Platz für die Regier ungsgebäude und weitere 10 Acker als Platz für das Staatszuchthaus zu schenken und ein vollstän diges Staatshaus nebst sonstigen Amtsgedäuden, auf ihre Kosten errichten zu lassen und das letztere bis zum 1. Januar 1815, die ersteren aber bis zum ersten Montag im Dezember 1817 fertig zu haben, wogegen sich die Gesetzgebung verpflichten sollte, den Regierungssitz direkt nach der neuen Stadt zu verlegen, und den Kontrahenten die Kosten der Er tichtung der öffentlichen Gebäude, soweit dieselben die Summe von $50,000 übersteigen würden, zu rückzuerstatten. Dieser Vorschlag wurde von der Gesetzgebung angenommen und bei Abfassung des ilebeictiifonimenö nur insoweit modifizirt, daß der Regierungssitz vorderhand blos bis zum Jahre 1840 nach C. verlegt und dann ttjl eine endgültige Ent scheidung getroffen werden solle. Nachdem am 14. Febr. 1812 ein dem Uebercinkomiuen entsprechendes Gesetz erlassen worden war, begannen die Eigen thiimer des mit dichtem Urivalb bestanbeneu Landes sofort mit der Auslegung der neuen Stadt und schon am 18. Juni, welcher denkwürdig ist als der Tag, an welchem der Krieg gegen Großbrittanieu erklärt wurde, fand die erste öffentliche Versteigerung von Bauplätzen statt, welche (hauptsächlich an High und Wroad Street) von $200 bis lOOO brachten. In den Jahren 1813 und 1814 wurden die ersten Bret terhütten errichtet und die Baume der High Street entlang theilweife gefällt allein erstiin Jahre 1816 begann man mit der eigentlichen Eröffnung und Auslegung der Straßen, nachdem durch freiwillige Beiträge $200 zusammengebracht worden waren, um die Baumstümpfe aus den mittleren Squares der jungen Ansiedlung entfernen zu können. 1815 zählte dct Platz 700 Einwohner, hatte bereits 6 Kaufläden, eine Kirche und eine Zeitung, „Western Intelligencer" genannt, die wöchentlich erschien und später in dem „Ohio Statt Journal" aufging. Unter den ersten Ansicblettt bcsaiib sich auch der Deutsche Christian Hey!, welcher später 14 Jahre lang Mitglicb beS Stabtrathcs, 8 jähre Stabtschatzinei (ler, 7 Jahre Countyschatzmeister unb 14 Jahre Ge Hilfsrichter bes Common Pleas-Gerichis von Fran klin County war, unb, als einer der ältesten Be wohner von C., 1870 noch lebte. Nachdem das Staatshalts (das seither einem großartigeren Ge bände Platz gemacht Hai) auf dem erwähnten, als Public Square bekannten Zehn-Acker-Ttück errichtet und die übrigen Bedingungen des Contracts erfüllt waren, versammelte sich am zweiten Montag im Dezember 1817 die Gesetzgebung von Ohio zum ersten Male in der neuen Hauptstadt des Staates. 1824 wurde auch der Gerichtssitz von Franklin County von Franklinton nach C. verlegt, das in» dessen erst 1834 durch einen Act der Gesetzgebung zu dem Rang einer Stadt erhoben wurde. 1826 zählte C. 200 Häuser und 1400 Einwohner. In der Sitzung von 1837—38 beschloß die St. Gesetz gebung, C. zur permanenten Staatshanptstadt zu machen und ein neues Capitol oder Staaishans bauen zu lassen. Am 4. Juli 1839 wurde der Grundstein zu demselben gelegt, allein der Bau er litt mehrere Unterbrechungen, so daß daS Gebäude erst im Jahre 1861 vollendet wurde. 1840 zählte die Stavt kaum 6U00, I860 bereits 18,600 Ein wohnet. Ihren Hauptaufschwung nahm dieselbe während des letzten Decenuiums (1860—70). Nicht allein sind die Grenzen derselben beträchtlich erwei tert und die Straßen und öffentlichen Platze ver fchöimt worden, sondern es wurden auch eine Mengt großartiger und prächtiger Bauten vollendet und die Seelenzahl hat um wenigstens 12,000 zuge» nominen. Während die Stadt nach dem Census vou lböO lti,62'j E hatte, zählte dieselbe nach ei net Schätzung von 1870 wenigstens 30,000, worun ter ungefähr 8000 Deutsche, größtentheils aus den mittleren und südliche» Theilen Deutschlands. C. ist in 9 Wards eingetheilt. Die Verwaltung liegt sast ausschließlich in ben Hätibeii bed Stadt' rathes, bet aus 18 Mitglicbeni (2 vou jeder Ward) zusammengesetzt i|t. Wasserwerke, welche die Stadl von dem etwa 2 Meilen entfernten Olentangy Creek aus mit dem großen Wasserbedarf versahen sollen, sind gegenwärtig (1870) im Bau begriffen ferner ist ein großartiges System von Abjuzscanalen pro jectirt und zum Theil in Angriff genommen. C. ist durchaus gut gebaut, hat viele schenswerthe Bauwerke aufzuweisen und ist mit seinen schönen, breiten, größtentheils mit Bäumen besetzten und in gutem Zustande gehaltenen Straßen eine ver schön steil Stavte des Westens. Vermöge seiner günsti gen Lage im Mittelpunkte deÄ Staates Ohio, und als Knotenpunkt von sechs verschiedenen Eisenbah nen hat es Aussicht, mit der Zeit eine bedeutende Handels- und Fabnkstadt zu werden. Durch die „Baltimore-Ohio" und die „Pittsburg*Cincinnati und St. Louis (sog. Pan Hanoi«) Bahnen" ist es mit dem Osten (Baltimore, Philadelphia u. f. w und durch die „Cleveland-Columbns-Clncinnat'. mit dem Norden und Osten (Eticjee, Buffalo, Nero Aotk II. f. HJ.), durch die „Indianapolis'Chicago" mit dem Westen und Nordwesten (St. Louis, Chi cago u. f. tu.) und durch die „Little Miami" Bahn mit dem Südwesten ^Cincinnati, Louisville u. f. w.) verbunden und endlich sind ihm durch die „Hocktiig i Valley. Bahn" die sog. Hocking-Hugel, welche sai 'j unerschöpfliche Kohlen- und Erzlager enthalten gleichsam vor die Thore gerückt. Eine große Eisen schmelze und andere, von der leichten Zagäiiglichkeit der Kohlen und Erzgruben abhängige Geschäfte sind deshalb auch bereits in Angriff genommen. Außer dem besteht durch einen Zweig des Ohio^ Canals direkte Verbindung mit dem Norden und Süden des Staates C. hat jetzt schon ziemlich bedeutende Engtos-Geschäfte und Fabriken, namentlich Eisen gieUetcten, Maschinen-Werkstätten, Fabriken für landwitthfchaftlichc Getäthe, Kutscheu-Fabriken, tSuluistoue, ÄD., Vonnerstag, 11 Mi»» 1871 Bürsten» und Pinsel-Fabriken, Möbel-Fabriken, Blechwaaren- Schnh- und Stiesel-Fabriken, Kos fet-Fabriken, 1 Walzwerk, eine Fabrik für Hand wetkergetäthe, 1 Wollfabrik, Messing icfjcrct, Kin derwagen-Fabrik, Sägen- und Feilen-Fabriken u. a. m. Besonders erwähnenswerth ist eine von deutschen Arbeitern im Jahre 1862 gegründete Mö belfabrik, welche mit dem besten Erfolge betrieben wird. Sechs große, ausschließlich in den Händen von Deutschen befindliche Brauereien liefern ein Bier, das anerkanntermaßen in Amerika kaum über troffen wird. Folgende Zeitungen unb Zeitschriften erscheinen in C. täglich: „Ohio Statesman" und „Ohio State Journal" wöchentlich (außer den beiben Tagesblät tern, bie ebenfalls Wochenausgabeii habe»): „Ga zette, „Crisis," „Sunday News," „Christian Wit ness" (das letztere ein religiöses Blatt). „Der W e st o edas einzige deutsche politische Blatt in C., erscheint halbwöchentlich und wöchentlich und zählt (bei einer G.sammtverbreitnng von mindestens 12,000) in der Stadt selbst etwa 1000 Abonnenten. Der „Westbote" wurde im Jahre 1842 von seinen jetzigen Eigenthümern (Jak. Reinhard und F. Fie set) gegründet und ist seithet«nuuterbtochen erschie nen. Außerdem erscheinen in C. zweimal im Mo nat: „Die Lutherische Kirchenzeituug" und der Lutherau Standard", die beiden weitverbreiteten Monatsschriften „Odd Fellows Companion" und der „Odd Fellow" (letzterer in deutscher Sprache) und endlich das „Educational Monthly". Von hervorragenden Gebäuden ist er» wähuenswetth daS Capitol (Staatshaus) ziem» lich im Mittelpunkt der Stadt im sog. „Public Square" errichtet. Der Bau dieses massiven, im Dorischen Styl aus behaueneii Steinen errichteten Prachtgebäudes nahm, mit Abzug der aus »erschie» denen Ursachen eingetretenen Unterbrechungen, 15 Iahte in Anspruch. Dasselbe ist 304 F. lang und 184 F. breit (mit Einschluß der Terrassen 340 F. laug und 220 F. breit) und enthält 88 Zimmer und Hallen. Die Höhe beträgt, vom Boden bis zum Karuies, 58 F. und bis zur Spitze des Domes 158 Fuß. Der in Matmorniojaik ausgelegte Flut der Rotunda hält 64 F. im Durchmesser und die Di« stanz von dem Flur bis zur Spitze der Ueberdach ung beträgt 120 F. 207 steinerne Stufen führen vom Kellergeschoß auf das Dach der Kuppel. Bis zum 15. November 1861 waren Auf das Gebäude $1,359,121 verwendet worden. Ferner die pracht volle neue Taubstummen»Ansialt, die Anstatt zur Erziehung der Idioten, die 23linbeivAnstalt, das etwa loOU Sträflinge haltende Staats-Zuchthaus, das ausgedehnte Vet. Staaten-Arsenal, das „Star ling Medical College", die Hochschule, die Odd Fel low-Halle, das Opernhaus, das Coutlhaus u. s. w. Außerdem gibt_ea viele Kirchen und Privatgcbäude. Im Bau begriffen waren 1870: die neue Staats Irren-Anstalt (3 Meilen von der Stadt entfernt), ein großartiges neues Stadthaus (City Hall), eine prachtvolle Kathedrale, deren Kosten auf $210,000 geschätzt werden und eine neue Sta^ats-Blinden»An stall. Oefsentliche Platze: der „Goodale Park", etwa 40 Acker umfassend, wurde der Stadt von dem verstorbenen Dr. Goodale zum Geschenk gemacht, und bietet den Bewohnern des Nordendes einen herrlichen Erholungeplatz der „City-Park", 15 Acker groß, wurde im ^ahte 1867 von der Stadt als Park für daS Südende, das fast ausschließlich von Deutschen bewohnt wird, angekauft und ist schon bedeutend verschönert worden das bereits erwähnte, dem Staat gehörige „Public Square", welches sich zur Abhaltung politischer Versammlungen besonders eignet. Die Zahl der Kirchen in Columbus belSuft sich auf 38 darunter sind 13 verschiedene Confefstonen vertreten. Deutsche Kirchen gibt es 97 nämlich 2 römisch-katholische, 2 evangelisch-lutherische, 1 un abhängige protestantische, 1 der Methodisten, 1 der Ver. Brüder, 1 der Evangel. Gemeinschaft und 1 israelitische Synagoge. Die folgenden deutschen Kirchen-Gemeinde» sind besonders erwähnenswerth: Gemeinde der Heil. Kreuz-Kirche (römisch.kathol.), gegründet 1837 (Mitgliederzahl ca. 4000) die Gemeinde der St. Marienkirche (römisch-kathol.), gegründet 1868 (Mitgliederzahl etwa 1100), beide mit Gemeindeschuleii, welche von etwa 600 Kindern besucht werden die deutschen katholischen Kirchen gehören zum Bisthum C-, Kitchenprovinz Cinein iiati, welches in 15 Pfarreien eine deutsche Bevölk etuttg von 15,800 Seelen mit 2030 Schulkindern unter 18 deutschen und 25 Priestern anderer Ratio nalität umfaßt die deutsche evangelisch-lutherische St. Paulus Gemeinde, die älteste der Stadt, ge gründet 1821 (250 Familien) die deutsche evan gelisch-lutherische Dreieinigkeilö-Gemeinde, gegriin» fcet im Jahre 1847 (Mitgliederzahl 150). Die protestantisch-evangelische Gemeinde" von C., ge» gründet 1843, behielt diesen Namen bis zum Fe btuat 1858 dann wurde die Gemeinde reorgauisirt und erhielt den Namen „Deutsche unabhängige protest. Gemeinde vou Columbus" (Mitgliederzahl 194). Die Zahl der öffentlichen oder Freischulgebäude belauft sich auf 12. An diesen Freischuleu sind 99 Lehret und Lehrerinnen angestellt und der durch» chiiittlichc tägliche Besuch belief sich im Jahr 1869 aus 3,600 Kinder die Klassen sind eingetheilt in Primary, Secondary, Intermediate, Grammar und High Schools. Den besonderen Stolz der Deutschen von C. bilden die e u s ch- e n i s ch e n e i chuteit. Wohl nirgends in denVer. Staaten ist das deutsch-englische System (der vereinigte Unter richt iii beiden Sprachen in den Freischulen) auf eine höhere Stttfe der Vollkommenheit gebracht als in C. Im Jahre 1869 waren an diesen Schulen 22 Lehrer und Lehrerinnen angestellt und 1100 Kinder, fast ausschließlich von deutschen Eltern, be suchten dieselben. Die Klasseneintheilung ist die» 'clbc, wie tu den rein englischen Schulen, u1ti6 die Schüler dct dcutsch-engltschen Graiumarschulc fiti» den sofort nach bestandener Prüfung zugleich mit den Schülern der rein engl. Schulen Aufuahrne in die als Vorbereitttugsschule für die höheren Lehran stalten zu betrachtende Hochschule. Von sonstigen Lehranstalten sind zu erwähnen: das „Starling Me dical College" (die medizinische Hochschule), das „Columbus Business College" (Handelsschule), die „Academy of St. Mary of the Springs", tine unter tomisch katholischer Leitung stehende Mädchcnfrilb» ungsanstalt mit etwa 70 Schülerinnen. Besonders hervorzuheben ist die unter Coiitrole der lutherischen Ohio-Synode stehende „Capital University", mit welcher ein theologisches Seminar verbuuben ist, worin junge Lutheraner zum Predigtamtc heran gebildet werden. Der Studieuplau der Ilniversi tät erstrebt gründliches Erlernen der Sprachen, Ma» themathik und Naturwissnischasteu. Besondere Aus» metksamkeit wird dem Studium der deutschen Sprache gewidmet. Die Universität wurde gegründet 1850, das Seminar 1830. Die beceutcudiicn Biblio» these Ii sind die „Ohio Staatsbibliothek" im Staatshaus, etwa 30,000 Bände Township-Bi bliothck im Courthaus, 1200 Bände Hochschul Bibliothek im Hochschulgebäude, etwa2200 Bände. Nennenswerthe W o 11 i k e i é a it |1 a 11 e n außer den bereits erwähnten Staats-Jrren-, Blin de»-, Taubstummen- und Jdioten-Asylen: Die Waisenheimath, im alten Idioten-Asyle an der Fciendstreet das St. Francis-Hospital der armen «chicester» im Gebäude der medizinischen Hoch, schule das „Hare Orphans' Home" an der Towu street. Bank Bon den 12 Banken der Stadt sind 3 NationalBanfen, die andern Privatbanken 2 der letzteren sind ausschließlich Eigenthum Deutscher. Die Deutschen von C. nehmen im politischen und gesellschaftlichen Leben eine achtungswerthe Stell ung ein unD üben besonders in der Politik häufig eine» entscheidenden Einfluß aus sie sind deshalb auch in den repräfentirt durch 4, iii öffentlichen Aemtern gewöhnlich Hais im Stadtrath gegenwartig (1870) dem aus U Mitgliedern bestehenden Schulrath sogar durch 3 Mitglieder (Herr Fieser, Redakteur des „Westboten"', ist seit mehreren Iah reu Präsident des letzteren Körpers und versteht es, einen wcithvoUen Einfluß zu Gunsten der deutsch englischen schulen auszuüben). Verschiedene andere städtische und Couuty-Aemter sind mit Deutschen desetzt. Das Vereinsleben ist unter den Deutschen sehr stark entwickelt. 86 bestehen 3 Gesangvereine: Sur Zeit, da diese Abhandlung geschrieben wurde, tout da« Resultat der (Senfuiaufimtjine noch nicht bekannt. Eine nachträgliche Perlicsserung aber konnte, mit es scheint, nicht liteijr berücksichtigt werden. der „Männetchor", gegründet im Jahr 1848 (140 Mitglieder), der ^Liederkranz", gegründet 1866 (40 Mitglieder), die „Harmonie", gegründet 1868 (38 Mitglieder). Ferner ein gauz deutsches und ein thnlw. ise aus Deutschen bestehendes Musikkorps. Die „Philharmonische Gesellschaft", welche sich die Aufführung der besten klassischen Musik zum Zwecke gemacht hat, zählt gleichfalls viele Deutsche zu ih ten Mitgliedern und hat einen deutschen Dirigen ten. Von Logen und Unterstutzungövercinen sind folgende hervorzuheben: „Columbus Hain" (207 Mitgl.) »Franklin Kapitel" (58 Mitgl.) „Har monia Loge" (271 Mitgl.) „Consortia Lager" (105 Mitgl.) »Scioto Stamm" (130 Mitgl.) »Th. Patter Loge" (50 Mitgl.) „Germania Loge" (70 Mitgl.) „Zion Loge der B'nai B'rith" (50 Mitgl.) „Arbeiter-Verein" (132 Mitgl.) „1. deutscher Uiiterstutzungs-Verein (50 Mitgl.) „2. deutscher Untcrstützttngs-Vercin (65 M.) „Turn Verein (96 Mitgl.) ferner besteht ein „Deutscher Metzger-Verein", ein „Verein der deuischni Wir the", ein „Schützen-Verein", ein „Grütli-Verein" der Schweizer und eine freiwillige deutsche Militär» Compagnie, die „Sherman Guard". Vereine der Kirchengemeinden sind: »St. Josephs Waisen-uud Armen-Unterstütziings-Verein (135 Mitgl.) „St. Aloysius Jttngltngs-Verein" (65 Mitgl.) „St. Maitinng Wohlihätigkeits» und Unterstützungs Vercin" (96 Mitgl.) „St. Johannes Unterstütz ungs»Vetein" (130 M.) „St. Katharina Frauen Verein" „St. Marien Jungfrauen-'^ereiii" „St. Elisabeth Waisen-Vetein" „St. Bonifatius Bau Verein" (150 Mitgl.) „St. Frau ^avet Unier stützungs-Verein" (68 Mitgl.) „@t. Marien Al ter Verein" (230 Mitgl.) „St. Vineents Jüng lings-Vetein" (60 Mit gl.) „Kranken Unterstütz uiigs-Vereiu der cvanz.-lnth Dreicinigkeits-Ge meinde", gegründet 1867, (70. Mitgl.) Leider hat der Redacteur für nöthig erachtet, die in dem Originalmanuseript genau gegebenenDezeichnimge»: Dr»», den, S. B., Rothmäiiuet u. s. w. wegzula,^.,.) Qit edli nburg, 8. April. Der Arbeitsmann Karl Zander von hier, 42 Jahre alt, wurde, so er zählt die Nordhäuset Zeitung, im Oktober v. Is. von dem Uebernehmet des Militärfuhrwefens Fader in Magdeburg als Colonnenfnhrmann angeworben. Bei der Uebergabe der Stadt Orleans in Frank reich am 9. December v. Is. war Zander mit sei nem Gespann in die Stadt eingerückt. Tags da tauf, am 10., wollte derselbe des Morgens um 7 Uhr zu jeinen Pferben gehen, um sie zu füttern, als ein Franzose sich ihm zugesellte unb verschiedene Fragen an ihn richtete, welche indeß nicht verstan den wurden. Dieser Franzmann schien dem Zan der inzwischen sehr verdächtig und diese Vermuthung bestätigte sich sofort, indem Jener dem Preußen an tie Brust griff, und als Letzterer sich zur Wehr setzte, bekam cv eine» Schuß in den Nücken, dicht unter der Schulter, so daß er zur Erde fiel und der Meuchelmörder unrerfolgt entwischte. Zander wurde als Schwerverwundeter in das Lazarcth geschafft. Der Schuß war nicht tödtlich, aber die Kugel steckte noch in der Brust. Der Stadt Orleans wurde nun von dem Prinzen Friedrich Karl eine Geldbuße von 150,000 Ft. wegen dieses Bubenstückes auserlegt, da der Thäter nicht zu ermitteln gewesen ist. Der Verwundete befindet sich seit drei Wochen hier. Der selbe hatte an den Prinzen bereits in Frankreich ein l'ittschrciben gerichtet, worin et diesem seine in Dürftigkeit lebende Familie, Frau und fünf Kin der, auf bas Dringendste empfahl, indem er meinte, daß für ihn vielleicht auch einige Brocken von den Strafgeldern, welche Orleans zahlen müßte, ab fallen möchte». Der Prinz gewährte die Bitte des (Supplikanten in einer Weise, wie es dieser wohl nicht erwartet hatte. Der Prinz deeretirte sofort, daß dem Colonnenfuhrinann Karl Zander aus Quedlinburg in Folge seiner Verwundung 25,00ü Fr. von den Strafgeldern ausbezahlt werden soll ten. Diese Summe ist hierher an den Magistrat in preußischem Papiergelde, nämlich 6686 Thlr. 20 Sgt. unlängst gesandt und Karl Zander hat ft« bereits in Empfang genommen. Ein Bild der allgemeinen Wehr Pflicht. Bei Ankunft eines Proviankzuges an ei» net Station in Frankreich, erzählt die „Kölner Volks-Ztg.", wurden Mannschaften commandirt, um die Sacke vom Zuge in's Magazin zu tragen. Unter denselben war der Sohn eines hiesigen äuge scheuen Kaufmannes und dec Gefreite, der dieLeute befehligte, war ein Sackträger aus dem Geschäfte des Vaters. Der Zufall hatte es so gefügt: der Herr mußte Säcke tragen, während ^eiu Sackträger als Gefreiter die Aufsicht führte. Mit großer Amts würde und einem Gemisch von Genugthuung und kölnischem Humor ließ der vom Sackträger zum Gesrciten avancirte Kölner seinen Herrn unter der ungewöhnlichen Last einhetkeuchen, wobei er gut» müthig „kürzere Schritte" commandirte. Als der junge Herr, in Schweiß gebadet, vom Tragen des ersten ackes zurückkam, wurde „Halt!" commau dirt, worauf der Gefreite feinen Helm Jenem auf setzte, ihm ben Säbel umschnallte unb die Ordre gab „Den Spaß konnte ich mir nicht versagen, Sie einmal einen Sack tragen zu sehen. Jetzt aber tauschen wir die Rollen Sie sind für eine Stunde Gefreiter. Sie sollen wissen, daß Ihre Arbeiter trotz ihres hohen militärischen Ranges auch im Felde gern für Sic Sacke tragen." Alio geschah es. Als nach Beendigung der Arbeit der Sack träger sich wieder in einen Gefreiten nietamorpho ftrte, nahm der Gemeine seinerseits das Wort und sagte: „Herr Gefreiter Michel! Du hast jetzt die letzten Sacke getragen. Ich ernenne Dich im Felde der Ehre zu unserem Magazinaufseher." Vor einigen Tagen sind Beide wieder in Köln angefommen: der Genuine sitzt wieder im Comp toir auf dem gepolsterten Drehstuhl und der Gefreite führt die Aufsicht im Magazin. Dicin Frankreich zurückgelassenen teutschen Streitkräfte sind in drei von einander getrennte Armeen organism, deren Oberbefehlshaber ihreJn structionen direct von Berlin erhalten: Die I. Armee, unter Befehl des Generals der Infanterie von Goeben, umfaßt das I. unb VI 11. Armee-Corps, die 17. Infanterie- und die 3. Ca vallerie-Division. Die IL Armee, deren Oberbefehl während der längeren Beurlaubung des General-Feldmarfchalls Prinzen Friedrich Kar| der General der CavaUerie, Freiherr von Mauteuffel, führt, besteht aus dem IL, 111., IV., IX. X. Armcccotps, 6« 1., 2., 4. uud 6. Cnvalletie-Division. Die III. Atincc, unter dem Oberbefehl de? Kron prinzen von Sachsen, setzt sich aus dem Garde-, V., V L, XL dem und II. bayrischen Armeecorps und der Garde- und 5. Cavallerie-Division zu fatnmen. Außer diesen 3 Armeen bestehen noch als selbst ständige Militär-Commando's, direct unter dem Oberbefehl übet die gesainmteii deutschen Heere, die Generaleommnado's des VII., des XII. (sächsisch en) Armeecorps, letzteres mit der zugehörigen Ca vallerie-Division, und das Commando der würtem belgischen Feld-Division. Auch das General Commando des XV. Ärmeecorps in Straßburg, so wie das dortige General-Gonvcrnement, ressortiren direct von dem Ober-Commando der deutschen Heere. Die I »den versolgun in Odessa. Der amtliche Petersburger Rcgierungs-Anzciger be stätigt, dap zu Odessa eine dreitägige Juvenver folgung, zumeist durch griechische Eiuwohnec veran laßt, ^attgcfunden hat. Das Militär schritt ein, ohne jedoch von den Feuerwaffen Gebrauch zu ma chen. Gegen 1000 Personen wurden verhaftet. Der Ober-Bürgermeister von Odessa, Rovoselsky, hat in einem an die „Neue Freie Presse" in Wie» gerichteten Telegramm ben Vorfall als nicht so arg darzustellen versucht: nur aii zwei Tagen hät ten „grobe Unordnungen" stattgefunden, ein ein* ztges Baukieihauö habe ihcilroetse gelitte« di^Be yorde habe gethan, was bei der (Stößt der Stadt möglich gewesen sei vorläufig habe sie 10,000 bei zur Schadloèhattung angewiesen. Ein türkisches Geschenk. Der Padischah in Stambnl hatte erfahren, daß der Sultan in Washington gerade so seht sich daran ergötzt, von seinen «freunden 9tu» Gescheute entgegenzunehmen, wie jeder orientalische Herrscher. Lct Beherrschet der Gläubigen dachte, weitn das ber Fall ist, bann kann dem Manne geholfen werden, wer weiß, wozu man den Giaut noch einmal brauchen kann. Der Groß Sultan ist ein schlauer Kops, andere Mächte haben schon seit vielen Decennien ihre Gesandtschaften in Washington, und wissen nicht, was sie damit an sangen sollen die türkische Gesandtschaft existirt erst kurze Zeit in Washington, aber der Sultan wußte sofort den rechten Gebrauch von ihr zu ma chen. Der ottonianifche Geschäftsträger mußte sich die Dimensionen des Parquets bes Ost^immers im Weißen Haus verschaffen unb bas Maaß nach Con» staiitiiicpel schicken, unb bet Sultan ließ etilen prachtvollen Fußlcppich fitr jenes Osizimmer an fertigen, ben Ii kleine Geschenke erhöhen die Freund schast. Das ist noch keinem andern Potentaten, der eine Gesandtschaft in Washington hat, einge fallen. Am 1. Mai hat nun der türkische Geschäfts» träger, Baltazi Effendi, den kostbaren Fnßteppich, als Geschenk seines Gebieters, dem Herrschet im Weißen Hause zu Füßen gelegt. Zugleich über reichte der türkische Diplomat dem Staats-Sceretä» Fish einen Brief, in welchem der Sultan den Präs sidenten benachrichtigt, daß et diesen Teppich zun» Zeichen der freundlichen Gefühle sende, die die hohè Pforte für die Regierung und das Volk der Vett Staaten, hegt. Natürlich erhielt Herr Fish sofort den Auftrag, Seine Hoheit den Sultan zu beuach» richtigen, daß man sein Geschenk mit Dank auf, nehme. Dasselbe ist auch wirklich des Annehmend werth, denn der Teppich wurde in der kaiserliches Fabrik hergestellt, und man hatte dort ein vollej Iaht daran gearbeitet. Roth und Blau sind die vorherrschenden Farben in demselben. Der Teppich wiegt 1500 Pfund und Sachverständige tajrircn sei» neu Werth auf $10,000. Er ist in einem einzige»» Stück gewoben er wurde heute sogleich auf den Fußboden des Ostzimmers gelegt. Dort liegt er nun, damit et den Herrschet im Weißen Haus be ständig an den edlen Gebet erinnere, der als einet der kranken Männer Europa's in großer Gefahr schwebt, von dem russischen Bären verschlungen zu werden. Kann im Angesicht dieses Teppichs Ame rika einen solchen Kannibalismus ruhig mit an sehen? Gewiß nicht. Die Aerzte in Amerika, und was sie kosten. Die Ver. Staaten haben, wie das Jout Ii at „Health and Home" angibt, 74,000 Aerzte. Im Jahre 1860 hatten wir deren 55,000, also in zehn Jahren eine Zunahme von 19,000 dieser Söhne Aesknlap's. Sind das nicht Zahlen, welche uns zum Nachdenken auffordern müßten? Man bedenke, was für eine stattliche Armee sie bilden würden selbst in diesen Tagen der großen stehenden Heere, oder was für eine große Stadt, größer als viele der ältesten Städte in den alten Staaten. Welch eine Masse von Geld muß nicht jährlich ausgegeben werden, um die Doktoren-Armee zu ernähren Es wird nicht fehlgeschossen sein, wenn wir das Durch schnittseinkommen dieser 74,000 Doktoren auf 81000 anschlagen. Das würde die runde Summe von 74 Millionen pro Iaht ergeben, welches die Kranken allein an die Aerzte zu zahlen haben. Für Medizin werden etwa 26 Millionen verausgabt. Das nette Summchen von 100 Millionen wäre da mit voll. Bei dieser Berechnung sind die Tonnen und Fässer der Quacksalbereien und Pserdetränke für Menschen noch nicht mitgewählt, welche ein be» humbugtes Volk jährlich an Pfuschet im Handwerke zu blechen hat 35 Millionen werden kaum zu viel fein. Daß viele Millionen dieser ungeheuren Summen gespart werden konnten, liegt auf der Hand. Wir haben eine Masse von Doktoren, die nichts anderes als Blutegel stub, um auch das gesunde Blut und mit ihm das Geld aus dem Volke auszusaugen. Anstatt bei einem geprüften, auf Äeademieen ge schulten Arzte Rath zu suchen, laufen Viele zu geld gierigen Quacksalbern, Eisenbärten und alten Wei» betn, zu Marktschreiern und Humbuggeru. An statt bei geprüften Apothekern ihre Medizin zu kau sen, nimmt man zu Patent-Medizinen feine Zu flucht, die für alle möglichen und unmöglichen Krankheiten gut fein sollen. Mäßigkeit im Essen und Trinken, Maß in allen Arbeiten und Vergnügungen sind jedenfalls die besten Aerzte. Wie in Amerika, so jauchzt und jubelt auch in Asien AlleS, was deutsch ist, den tuhmgekrönten Waffcnthattn seiner Brüder zu. In Jerusalem wurde nach der „jüdischen Presse" zu diesem Zwecke von der deutsch-jüdischen Gemeinde ein feierlicher Gottesdienst abgehalten, der durch die Anwesenheit des ganzen Beamtenkèrpers des f. k. Generalcon sulates verherrlicht wurde. Es fungirte dabei ein israelitisches Musitchor, welches die deutsche Na tionalhynme anstimmte unb die verschiedenen he bräischen Cantaten eines Sängerchoreö, welcher ent« sprechende Psalmen rccititte, begleitete» Hierauf Predigt übet den Zweck und die Bedeutung der Feier, Vortrag des Synagogengebetes für das kai lerliche Haus uebst einem Jmprovisatorium als Scelcnfciet für die gefallenen deutschen Krieger. Der k. k. Generalconsitl, Batott v. Alten, drückte seine hohe Befriedigung über diese würdige Feiet aus und händigte den Vorstehern dieser Gemeinde ein Document aus, enthaltenö den von der kaiser lichen Regierung dem dortigen jüdischen Hospitale zugesicherten Schutz. Mißhandlung des ErzbischofS Darboy von Paris. Eine Correspondent von Paris vom 10. April an den N. $. Herald enthält folgendes: „Die Gewaltthaten der Commune und ihrer An hänger, besonders siegen die Priester und Nonnen, nehmen täglich zu. Die Behandlung des Erzbischofs Darboy wird von Einem, der die Mißhandlung mit angesehen haben will, wie folgt, beschrieben: „Als seine Bedeckung die Eonciergerie erreichte, wurde er von einer Bande Männer umringt, welche ibn nackt auszogen, an einen Pfeiler banden, ihm ein Rohr in die Hand gaben und ihn dann durch Stockschläge mißhandelten. Der Erzbischof ertrug diese Mijj* Handlung mit Ruhe und G-'duld. Ein anderer Prie» stcr wurde bei derselben Gelegenheit so schrecklich miss» handelt, dcch er an den Folgen starb. Nicht allein die Fuhrer, sondern auch bie Organe der Commune sind sehr erbittert, weil ein Karmeliterkloster seine Werthsachen in die englische Gesandtschast zur Be schützung schickte. Eine der Karmelikernonnen ist eine Ntchle von Lord Lyons, dem britischen Gesandten, und eine Tochter der Herzogin von Norfolk. Unter diesen Verhältnissen ist es erklärlich genug, daß die bemerkten Nonnen ihre Äerthsachen unter den Schutz der englischen Gesandtschaft brachten Das beweg liche EtgeiUhum der Geistlichkeit verschwindet rasa Die Kathedrale Notre Dame wurde vollständig aus geplündert." Eine hübsche Hofgeschichte. Der Sckilest schen Zeituuii berichtete ein Petersburger Gewährs mann folgende artige Geschichte aus dem Hufleben: „Der Großiürst Thronfolger, der bekanntlich kein Freund der Deutschen ist, hat schon seit längerer Zeit öeii Gebrauch der deutschen Sprache in seiuer Behau sung oerboten. Jeder dem vider Hanöelnde hat et neStrase von 25 Rubel erlegen. Vor Kurzem nun war Ge^eUschast beim Thronfolger, und als schon längst alle Gäste sich in traulicher Unterhaltung be fanden, tritt plötzlich der Kaiser ein, wünscht „Guten Abend" und führt einige Stunden lang das Gespräch in deutscher Sprache fort, natürlich die Antworten nur tn Deutscher Sprache entgegen nehmend. End lich erhebt sich der Kaiset, wünscht „Gute Nacht!" und will scheinbar den Salon verlassen. Ungefähr die Halste des Saales hat der Monarch durchschrit ten, als er plötzlich wie sich besinnend umwendet: „Äh meine Herren! hier darf ja wohl, wie mir jetzt oeifallt, nicht Deutsch gesprochen werden? Ich l)aoe somit eine Strafe von 25 Rubel zu erlegen!" Und tnoem sich der Kaiser zu einem höheren Beamten wen det und dieiem die 25 Rubel einhändigt, fuhr er sort: „Ich zahle die Strafe hier an Sie und beauf' trage Sie, dafür zu sorgen, occh alle hier Anwesenden Die gleiche Strafsumme entrichten, denn ein Jeder sprach Deutich. Der Gesamtbetrag wird sofort Dein kaiserlichen Generalstad zur Verwendung für die Deutschen Verwundeten uDermicten." Sprach's und verliefe jchalkyaft lächelnd den Salon." Ein Liebes-Roman aus dem Kriege. Aus Euenheim wird der Karlsruher Ztg. geschrie ben Sergeant Bohn vom vierten Regiment, Sohn Des (SkuieiiiOttcchnetS tn Rust, ist seit einigen Wochen der Gegenstano bewundernder Neugierde. In der Gegeuo von Vesout mußten Die Truppen, denen et angehörte, einen Augenblick vor der Uebermacht der Franzosen weichen und zogen sich kämpfend zurück. Da sieht er feinen Bruder nebst Drei Kameraden fal len „Ein braver Deutscher stirbt für's VaterlanD!" tie)'« und stürzte sich auf dieFcanzosen. SeuieKampf genossen lassen den beuebtenSergear.t nicht im Stiche, und so stellen sik das Treffen una drängen dann den steint) zurück tu ein Dorf. Auch aus diesem treiben sie ihn* Haus um paus stürmend. Beim letzten Hau se erhielt Bohrt einen Schutz Durch die Wade und fiel. Sein Bruder ist todt auf dem Kampfplätze gesunken worden. Bohu tum nun nach Vesoul zu einer reichen Gerderfamtlte ins Quartier und fand die freundlich fte Pflege. Inzwischen erhielt er das eiserne Kreuz fio 33« und-ist bis jetzt der einzige Soldat im Amtsbezirke, der sich dieser Auszeichnung rühmen konnte. Seit einiger Zeit befand sich derselbe zu Rust in Urlaub. Letzten Donnerstag nun stiegen zwei vornehme Da men, Mutter und Tochter, auf der Post hier ab und erkundigten sich nach dem Orte Rust. Da dieselben nicht Deutsch sprechen konnten, so waren sie irriger weise hierher geführt worden. Die ältere Dame äu ßerte, ob vielleicht hier herum ein Anwesen zu kaufen sein dürfte, und Beide fuhren dann nach dem zwei Stunden entfernten Orte Ruft. Die jüngere, bild schöne Dame eilte, bort angekommen, übers Ackerfeld weg auf Bohn zu, der sich eben auf dem Felde be fand, und umarmte ihn herzlich. Am andern Mor gen fuhren die glücklichen Brautleute über Basel nach Vesoul. In Zwickau brachte am Geburtstage desKaisert in der festlich geschmückten Trinkstube zur Quetsche ein Stammgast folgenden Trinkspruch aus: Wir saßen hier so friedlich. Er hat für uns studirt Wir tranken unermüdlich Und er hat depeschirt Wir haben brav gesungen Und angezapft das Faß, Dieweil er uns errungen Lothringen und Elsaß Wir trieben Politike Und wußten einen Quark Er wußt' es, uns zum Glucke, ttoch lebe Fürst Bismarck! Aus Frankreich. Die Kämpfe zwischen den Truppen der Iegitiet* Regierung in Versailles und den Insurgenten in Pa« ris dauern fort, allein die ersteren machen nur sehr langsame Fortschritte und ein Ende des Streites ist bis jetzt nicht abzusehen. Die Pariser Commune hat den Abenteurer Eluseret seines Amtes als Kriegsmi nister enthoben und an dessen Stelle einen gewissen Rossel ernannt, welcher ein fähigerer und zuverläs sigerer Mann fein soll als Eluseret letzterer soll, tote es heißt, wegen verschiedener Amtsvergehen vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Aus verschiedenen Quellen kommt abermals die Nachricht, daß eine Einmischung seitens der Deut schen bevorstehe, wenn es nicht binnen Nächstem der Verseilter Regierung gelingt, die Insurrektion zu unterdrücken. Telegraphische Berichte. Paris, 2. Mai. Die Festnahme des Generals Cluseret wurde angeordnet, weil er sich eine Nachläs sigkeit zu Schulden kommen lieft, welche die Sicher heit des Fort Jssy in Frage stellte. In der Montags-Sitzung der Commune ging es sehr heftig zu Gegen Gen. Eluseret wurden schwe re Beschuldigungen erhoben und es wurde sogar in Vorschlag gebracht, ihn innerhalb 48 Stunden zu erschießen. Rossel. Cluseret's Nachfolger als KriegSminHer, ist ein 2Sjähriget Genie-Lieutenant. Paris, 3. Mai, via London, 4. Mai, 2 Ubr Mor gens. Die Kommunisten ziehen sich zurück. Die Versaillet Truppen nahmen in der Dienstag Nacht den Park von Jssy wiederum in Besitz. Das Dorf Jsiy ist vollständig umzingelt und die Vertheidiger desselben werden hart bedrängt. Die Bomben fal len bis in die Rue Vaugirard und verschiedene Per sonen sind auf offener Straße getödtet. Die Ver saillet Truppen concentriren sich massenweise, um ei nen Angriff auf das Fort Jssy zu machen. Paris, 3 Mai, Abends. Die Deutschen ha ben eine strikte Durchführung der Kapitulationsde dingungen verlangt. Die Pariser Commune mußte die Garnison in Fort Vincennes reduziren. Bei Neuilly und GenevillierS fand eine Kanonade statt. Die Batterien bei Porte Maillot und Des Tentes schweigen. Die Nationalen sind dort mit Repara turen beschäftigt. Von den Versaillet Batterien wird ein lebhaftes Feuer auf die Süd-Forts, beson ders gegen Fort Vanver, unterhalten. Les Mouli neaus und Dorf Jssy wurden am Dienstag genom men und wiedergenommen, die Versailler Truppen blieben schließlich Sieger und halten jetzt beide Plätze besetzt. Die Commuiiisien werden zweimal an dem Tage vollständig geschlagen und konnten nur «it Mühe wieder zusammengebracht werden. Versailles, 3. Mai. Die Einschließung des Fort Jssy durch die Regierungstruppen ist jetzt voll ständig und man hält es für unmöglich, daß die Gar» nison entkommen kann. Das Geschütz- und Kleingewehrfeuer dauert fort und es haben verschiedene unwichtige Gefechte statt gefunden, bei denen CO Gefangene gemacht wurden, welche soeben eingebracht worden sind. Favre hat sich nach Brüsiel begeben, um an Friedensverhandlungen Theil zu nehmen. Aus Deutschland. New Pork, 2. Mal Special-CorrespondeMen telegrapjarten am Sonn tag aus Berlin wie folgt: „Heute fand eine Bera thung über die Situation in Frankreich statt, an der der Kaiser und Bismarck Theil nahmen. Es wurde beschlossen, der Versaillet Regierung mitzutheilen, daß man ihr eine beschränkte weitere Frist zur Wie derherstellung ihrer Autorität, ber Wiedereinführung der Ordnung und der Erfüllung ihrer vertragsmä ßig übernommenen Verpflichtungen gestaltete. Nach Ablauf dieser Frist werde Deutschland die Wiederher stellung des Gesetzes und der Ordnung in Paris sel ber in die HatiiTnchmen. „Die Note soll besonderes Gewicht darauf legen, daß Deutschland den Wunsch hege, sich in die inneren und politischen Angelegenheiten Frankreichs nicht einzumischen, aber hinzufügen, daß ein endloser Bür gerkrieg. durch Revolution erzeugt und von schmach vollen Excessen begleitet, nicht länger geduldet wer den könne, da die moralischen und materiellen Inte ressen Deutschlands und ganz Europas darunter lei den." Berlin. 2. Mai. —Im deutschen Reichstage kam heute die Bill zur Einverleibung von Elsaß und Loth ringen in das deutsche Reich zur Sprache. Bismarck setzte die Gründe für die Maßregel aus einander. Er sagte, die Annexation dieser beiden Provinzen sei nöthig, um Deutschland ein Bollwerk gegen die Uebergrisse Frankreichs zu geben. Als ein Beispiel von der Neigung Frankreichs, derartige Ue» vergriffe zu begehen, führte er an, daß am 6. August I860 Frankreich ein Ultimatum nach Berlin schickte, worin es die Abtretung von Mainz verlangte, die Krankheit des Kaisers der Franzosen habe allein da mals einen Ausbruch der Feindseligkeiten verhindert. Während des vergangenen Krieges hätten auswärti ge Mächte die Neutralisirung von Elsaß und Loth ringen vorgeschlagen, ober das sei für Deutschland nicht hinreichend und es könne nicht die Rede davon fein, „Was die Einwohner der neuen Provinzen betrifft," sagte der Fürst zum Schluß, „so sind diese allerdings dem Vaterland nicht gewogen, aber wir werden ver suchen, sie zurückzugewinnen." Die „Norddeutsche Zeitung" sagt, die deutschen Bevollmächtigten in Brüssel hätten vorgeschlagen, daß Frankreich die 5 Milliarden Kriegskosten in vier teljiihrlicheii Raten abzahle, welche am 2. Juni 1871 beginnen, und am 2. März 1874 enden würden. Die Zahlungen müßten in Gold oder dessen ^equivalent erfolgen. Dte französischen Bevollmächtigten haben sich et boten, die erste Milliarde baar und den Rest mu Ren ten zu bezahlen, welche spater einmal flüssig gemacht werden können. Zum Glück halten die deutschen Armeen genug französisches Gebiet besetzt, um die Zahlung der Kriegs Entschädigung den Friedens-Prältmiuarien gemäß auch für den Fall sicher zu stellen, daß kein wtzMiO Arrangement erfolgt. Unser Büchertisch. Der deutsche Pionier. Das zweite Heft des 3ten Jahrganges dieser interessanten Zeitschrift liegt mit dem Bildnisse des Pioniers Ernst Friedrich KurfiL als Titelkupfer vor uns. Wie bereits er wähnt. befindet sich die Redactton des „Deutschen Pi oniers" seit März in den Händen des Dr. E. H. Matt, eines anerkannt tüchtigen und wandten Journalisten, der den hohen Ruf. den sich diese Zeit schrift unter seinem verdienstvollen Vorgänger er warb, in jeder Hinsicht behaupten wird. Die votlie gende Nummer enthält neben vielen interessan.en Skizzen und Abhandlungen, den Ansang einer ge lungenen Uebersetzung der lieblichen Longsellow'lchen Idylle .Evangeline" Wir wünschen der neuenäie* daction den glänzendsten Erfolg. Eine teuflische Schandthat wird aus dem Städtchen Stoughton, in Massachusetts, gemeldet Eine Frau Wellman, die in dem Putzladen der Frau Arnes arbeitete, wuroe Äbenos auf ihrem Nachhame Wege von zwei vertleiheten Schurken uberfallen, oie ihre Augen, ihren Mund und ihre Nase intt Vurioiol füllten. Die Thäter hatten die Arme offender für Frau Ames gehalten und als sie unter den graulichen schmerzen laut aufschrie, riefen sie: „Es ist ntttit me Ames" und ließen sie gehen. Die Unglückliche mopp te sich nach Huuje uno bejtndct |ich in einem tchtea lichen Zustande. Die herzlosen Schurken kennt man leider nicht. ben \n\n (lu bet Louisville Sonntagspost.) E. H. in Nr. 85 Bowery.