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Der Weftbote. HerauSgegeie» *eia|etl sei Meft«. o e n M»nnerstag, den 1. Juni, versammelt sich die demo kratische Staats-Convention in unserer Stadt. Sie hat eine doppelt wichtige Aufgabe zu erfüllen. Er Hens muß sie für die Ernennung eines tüchtigen und populären Tickets Sorge zu tragen, zweitens hat sie eine Platform zu entwerfen, welche gleichsam die Operationsbasis für den kommenden Wahlkampf bilden muß. Hätten die Montgomery County Be schlüsse auch keinen anderen Zweck, so kann man ih. nen doch das Verdienst nicht abstreiten, daß sie eine hochwichtige Frage zur rechtes Zeit angeregt haben. Diese Frage ist einfach die: wollen wir den radika len Führern erlauben, uns abermals auf dem alten Schlachtfelde der .todten Fragen- und der «hohlen Phrasen" mit falschen Waffen zu bekämpfen und zu besiegen oder wollen wir sie auf einen neuen Kampf platz drängen, auf welchem es sich um die „lebenden Fragen" handeln wird, wo sie sich wegen ihrer Mis sethaten zu verantworten haben werden, und wo wir sie mit gleichen Waffen angreifen und besiegen wer den? Während der letzten zehn Tage find die Montgo mely County Beschlüsse von allen politischen Slat tern des Landes, die überhaupt eine Meinung haben, besprochen worden. Was Ohio anbetrifft, so stellt sich das Resultat dieses Meinungsausspruches fol gendermaßen heraus: Die deutsche demokratische Presse unseres'Staates unterstützt einstimmig die neue Wendung, ja, wir dürfen wohl sagen, sie be grüßt dies neue Lebenszeichen mit aufrichtiger Ficude Auch die große Mehrzahl der englischen demokrati schen County-Blätter nimmt diesen Standpunkt ein Einzelne giebt es allerdings, die noch zaudern und sich fürchten, mit der Sprache herauszukommen, und es giebt auch eine kleine Zahl anderer, die in die Alarmtrompete stoßen und ihre Lanzen nachdrücklich gegen die neue Wendung einlegen. Wenn wir übrv gens bemerken, daß ein so radikales demokratisches Blatt wie der „Holmes County Farmer" die Mont gomery County Beschlüsse als «ein Zeichen von gu ter Vorbedeutung" freudig begrüßt, dann lässt sich wohl annehmen, daß auch die wenigen ^Verknöcher ten" nachgerade aufthauen und auf die Bahn des gesunden Menschenverstandes einlenken werden. Wir hoffen von der morgigen Convention daS Beste, erwarten aber nicht, daß es bei diesem geisti gen Turnier ohne heiße Kämpfe abgehen wird. „Im Kampfe wird die Wahrheit frei/ und ohne Kampf kein Leben, kein Sieg. Ohne die Annahme einer Platform, die den Forderungen der Zeit, den Forderungen der demokratischen Massen entspricht, würde die Ernennung selbst der tüchtigsten Männer ein zweifelhaftes Experiment bleiben. Das Volk ist der abgedroschenen Stichwörter herzlich müde es sehnt sich nach einem neuen Schlachtfelde, auf wel chetn es die praktischen Fragen der Gegenwart ent scheiden, und eine Partei stürzen kann, die durch zu langes Herrschen übermüthig und corrupt geworden ist, die Arbeit und den Fleiß zu Gunsten des Mono pols besteuert, wie ein Alp auf dem Lande lastet, Handel und Wandel lähmt und unter falschen Vor wänden sich der frechsten Gewaltanmaßungen schul dig macht, die schließlich den letzten Rest der Volks freiheit und Volksrechte vernichten müssen. Die Pa role heißt daher: ein tüchtiges Ticket auf dem Fun» damente einer Platform, um welche sich das Volk schaaren kann. Diese Parole allein kann uns auf Ne sichere Bahn des Sieges süha»! Ein neues Lied. Wir machen kein Hehl daraus, daß wir seiner Zeit die Einführung des Negerstimmrechts mit allem Nachdruck bekämpft haben. In diesem Punkte stan den wir mit der überwältigenden Mehrheit der Bür ger von Ohio im völligen Einklang. Im Jahre 1867 wurde bekanntlich den Stimmgebern unseres Staates die Frage direct zur Abstimmung vorge legt das Resultat war, daß sich das Volk Ohio's mit einer Mehrheit von 50,000 Stimmen gegen Ne gerstimmrecht erklärte. Daß trotz dieses Protestes und trotz der feierlichen Versicherung der radikalen Politiker auf der Chicagoer Convention, die Grant ernannte, unserm Staate und dem Lande überhaupt das Negerstimmrecht durch das 15te Amendment auf gezwungen wurde, das ist eine bekannte Thatsache, die wir nicht näher zu besprechen brauchen. Auch ist es nutzlos, hier nochmals die unredlichen Mittel zu erörtern, die von den Politikern der herrschenden Partei angewandt wurden, um das Amendment durchzusetzen. Alles das ist genugsam besprochen worden. Genug, das Amendment ist da, es wird praktisch überall im ganzen Lande als ein Theil der Verfassung betrachtet. Negerstimmrecht gilt als eine „abgemachte Thatsache die Neger stimmen überall und wir hören nicht, daß sie irgendwo an der Aus Übung dieses Rechtes gehindert werden. Im Gegen theil werfen die professionellen Politiker aller Schat tirungen bereits ihre Netze nach den Stimmen der Neger aus und selbst in manchen Gegenden Ohio's sind zu diesem Zwecke Neger für kleine Aemter er nannt und erwählt worden. Diese praktische Anerkennung des 15. Amendments sollte eigentlich jede weitere papierne Erklärung un nöthig machen. Für verbissene radikale Parteigän ger, welche die tolle Behauptung ausstellen, die De mokraten geben mit dem Plane um, nicht nur den Negern des Stimmrecht wieder abzunehmen, sondern sie auch in die Sclaverei zurückzuführen, wäre über Haupt jede Erklärung nutzlos. Entweder wissen sie das besser, und dann lügen sie absichtlich zu Partei» zwecken oder sie sind so total vom Partei-Fanatis mus umstrickt, daß es ihnen gar nicht möglich ist, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden und einem politischen Gegner Gerechtigkeit widerfahren zu las sen. Aber es giebt auch noch viele chrenwerthe Män ner in der rep. Partei, denen die Corruption ihrer Führer ein Greuel ist und die sich nach einem Wechsel sehnen aus diese Männer, die gerne mit uns gehen, haben wir Rücksicht zu nehmen, und sie werden sich durch eine förmliche Anerkennung ausgemachterThat' fachen in der demokratischen Platform befriedigt füh len/ Wir vergeben uns durch eine solche Erklärung nichts, denn wir erkennen nachträglich blos theore tisch Das an, was wir schon seit einem Jahre prak tisch anerkannt und befolgt haben. Durch eine solche förmliche Anerkennung erreichen wir aber noch einen andern sehr wichtigen Zweck Wir nehmen den verschmitzten radikalen Politikern jeden Vorwand, den nächsten Wahlkampf auf das Feld der abgedroschenen Phrasen zurückzuführen. Das Volk hat genug von der alten Negermelodie und feinen Variationen. Es verlangt ein neues Lied ein Lied das seine eigenen Interessen zum Text hat ein Lied, das die herrschenden Demagogen, die es beraubt, betrogen, geschunden, mißhandelt und durch ihre Corruption die Republik zu einem Ge spötte der Welt gemacht haben, zur Rechenschaft zieht, und dessen letzter Vers zum Heile des Landes mit ih rem Sturze enden wird! 3).k Demokraten von Pennsylvanien hiel ten ihre Staats-Convention am Mittwoch in Harris bürg.. Es waren blos zwei Kandidaten für Staats^ ämter zu ernennen und die Wahl fiel auf Gen. Wm. McCandles von Philadelphia für General-Auditor und Capt. John H. Cooper von Lawrence County für General-Vermesser. Die Platform erkennt die Ergebnisse des Krieges und die Amendments an, läßt die „todten Fragen" fallen und st»llt sich auf den Bo den der Gegenwart, zwingt mithin die Grant-Partei. der Demokratie von Pennsylvanien auf demSchlacht» felde der „lebenden Fragen" zu begegnen. Ohio wild hsKentlich diesem Beispiele folgen. Poke Snyder, der in Athens County wohnt, schoß neulich seine Frau, die sich noch dazu in geseg neten Umständen befand, aus purer Eifersucht in den Unterleib. Die Arme lebt noch, kann aber nicht wie der aufkommen. Der Barbar von einem Ehemann behauptet jetzt, doß er zur Zeit wahnsinnig war. Am Ende ist jeder Eiselsüchtige mehr oder weniger wahn Fnnig, wenn aber dieser „Wahnsinn" zum Morde fuhrt, dann gebietet die öffentliche Sicherheit, daß ein solcher gefährliche? Bursche eingesteckt werde. „Die demokratische Partei von Franklin County hat sick geweigert, die Dayton-Platform zu indossi ten. Columbus ist eine feste Burg des Bourbonen thums." (Cinc. Volksblatt) deutsch Da8 Volksblatt ist falsch berichtet. Es wur» den im Laufe der Verhandlungen von zwei Delega» ten verschiedene Beschlüsse eingebracht, die sämmtlich die Montgomery Platform im Wesentlichen indofn» ten, aber der Form nach von einander abwichen. Der Beschluß des einen Delegaten drückte sich in al ler Kurze noch viel bestimmter für das Aufgeben der abgethanen Fragen und die Annahme der Amend ments und der Ergebnisse des Krieges aus, als dies in den Montgomery Beschlüssen geschehen ist. und es ist bezeichnend, daß der Antragsteller von der Con vention einstimmig als Delegat zur Staats-Con vention gewählt worden ist. Es lagen der Conven tion so viele unaufschiebbare Geschäfte vor, daß es spät wurde, ehe die Beschlüsse zur Verhandlung kom men konnten. Da bei dieser Zeit die meisten Dele gaten vom Lande bereits nach Hause gegangen wa» rett, so hielt man es für das Beste, den ganzen Ge genstand auf den Tisch zu legen. Deutlich genug hatte sich ohnehin die Convention bereits Nachmittags über diesen Punkt ausgesprochen und zwar durch die einstimmige Annahme eines Be schlusses, der die Delegaten zur Staats-Convention instruirt, alle ehrlichen Mittel anzuwenden, um die Ernennung des Achtb. Thomas Ewing, jun., als erste Wahl der Demokratie von Franklin County, für das Gouverneursamt durchzusetzen. Es ist all gemein bekannt, daß Gen. Ewing ganz entschieden dem Flügel der Partei angehört, welcher sich auf den Boden der Gegenwart stellt, die alten gelösten Fra gen der Vergangenheit, die keinen Werth mehr ha ben, fallen lässt und die Führer der republikanischen Partei zwingen wird, aus ihren alten Schlupfwin keln und Verstecken herauszukommen und uns auf einem neuen Schlachtfelde zu begegnen, aus welchem es sich nicht um leere Phrasen, sondern vm „lebendige Fragen" handelt, die das Interesse des Volkes viel tiefer berühren als alle Litaneien und abgedroschenen Redensarten über geschehene Dinge und vergangene Geschichten, mit denen es schon längst zum Ueber drusse gefüttert worden ist. Wir wissen es wohl, daß die republikanischen Führer lieber noch einmal hinter den alten Verstecken kämpfen möchten, haben aber keine Lust, ihnen diesen Vortheil zu gewähren. Was unsere County Convention anbetrifft, so konnte sie sich über diesen Punkt gar nicht deutlicher ausspre chen, als durch ihre einstimmige Instruktion für Gèn. Hvmg,. ... m. Vertrag mit EnglatO ist am Mittwoch vom Senate mit 50 gegen ^Stim men ohne jede Abänderung bestätigt worden. Von den fünf Amendments, die vorgeschlagen und nieder gestimmt wurden, gingen drei von Senator Sumncr aus. Manche Mitglieder bekämpften den Vertrag wegen der Fischerei Clause!. Andere hatten andere Einwendungen zu machen. Senator Thurman hielt verschiedene Bedingungen des Vertrags für unge nügend und bekämpfte namentlich die Beschränkung, welche uns die neuen Neutralitätsregeln auferlegen. Er stimmte aus diesem Grunde mit zehn anderen Demokraten und dem Republikaner West von Loui siana, gegen den Vertrag, würde aber dafür gestimmt haben, wenn man gewisse Amendments angenommen hätte. England wird mit der Ratification wohl nicht lange zögern es wird froh sein, daß es den Alabama Elephanten so leicht vom Halse bekommt. Die Wendung der Dinge in Europa, in Folge dcs französischen Krieges, machen es für England doppelt wünschenswert, mit Bruder Jonathan auf gutem Fuße zu stehen. Zufolge späteren Nachrichten stimmten mindestens irci Republikaner gegen den Vertrag und mehr als 20 Amendments (meistens von Sumner) wurden borgeschlagen und verworfen. Wie unglaublich unwissend selbst die auf Bildung Anspruch machenden, die höchsten Aem ter des Landes bekleidenden, Amerikaner häufig sind, davon liefert eine amtliche Bekanntmachung, welche Hr. Joseph Blafan, der Superintendent der auslän bischen Posten, unter'm 21. April von Washington aus erließ, abermals einen edatanten Beweis. Das famose Schriftstück lautet folgendermaßen: „Das General Postamt in Berlin hat die Auf merksamkeit auf den Umstand gelenkt, daß häufig Briefe empfangen werden, die sich unter der Post be finden, welche aus den Ver. Staaten nach Deutsch land geht, zur Beförderung nach Deutschland, auf welchen der Bestimmungsort in preußischen Buchsta ben ausgedrückt und die Oertlichkeit nicht deutlich an gegeben ist auch ist das Ersuchen gestellt, daß das Publikum in denVer. Staaten benachrichtigt werde, daß wenn auf nach Preußen bestimmten Briefen der Bestimmungsort mit preußischen Buchstaben geschrien ben ist, zu empfehlen sei, daß der Absender ihn in deutschen, französischen oder englischen Buchstaben noch beifüge, weil die preußischen Buchstaben in den deutschen Postämtern nicht genügend gekannt seien," u. I to. DerVerfasser deS obigen Erlasses hatte wahrschein lich keine Ahnung davon, wie sehr er sich durch sein Machwerk in den Augen jedes Menschen blamiren würde, der irgend Sprachkenntnisse besitzt, und wenn man es nicht klar und deutlich lesen könnte, so müßte man es für unmöglich halten, daß ein Beamter, wel cher die Aussicht über den Postverkehr mit dem Aus lande zu führen hat, nicht wissen sollte, daß es keine preußische Sprache und folglich auch keine preu ßischen Buchstaben giebt. Wenn der Herr seine Er Mahnung, die Adressen vorkommenden Falls neben den preußischen auch noch in deutschen, franzö sischen oder englischen Buchstaben beizufügen, auf ei ne Zuschrift vom General-Postamt in Berlin zurück führt, so beweist er eben nur, daß ihm neben der Sprachkenntniß auch die für einen Beamten so nö thige Ausfassungsgabe mangelt, kurz, daß er viel zu frühe der Schulbank entlaufen ist und seinen Beruf gänzlich verfehlt hat denn es wird wohl Niemand auf den närrischen Gedanken verfallen, daß ein der artiger Unsinn im General-Postamt zu Berlin ver übt worden fein könnte. Wahrlich, es thut sehr noth, daß in unserem Be amtenwesen Reformen eingeführt und namentlich die Bewerber um höhere Aemter einer gründlichen Fach Prüfung unterworfen werden.^ Solche Vorkommnisse sind ja eine Blamage für das ganze Land! Wahrhaft grauenhaft lauten die Nachrichten aus Paris. Wilde Raubthiere könnten nicht schreck licher hausen, als diese entmenschten Bandin, die „im Namen der Freiheit" die Fahne der Empörung aus pflanzten und die nun das Ende ihrer Schreckens Herrschast durch den feigsten Meuchelmord ttnd die niederträchtigsten Brandstiftungen bezeichnen. Die grausame Ermordung des allgemein geachteten Erz bischofs Darboy, von 50 Priestern und 10 Bürgern im Gefängniß, das frevelhafte Niederbrennen der Tuilerien, des Palais Royal und anderer historisch berühmter Prachtgebäude, finden im Punkte der Nichtswürdigkeit kaum ein Beispiel in der civilisirten Geschichte Daß diese Mörderbanden jetzt zu Paaren getrieben und der verdienten Züchtigung wohl nicht entgehen werden, das bildet nur einen schwachen Trost es weckt die Todten nicht mehr auf, die un ter ihren ruchlosen Händen fielen und es stellt die eingeäscherten geschichtlich berühmten Prachtbauten und zerstörten Kunstplätze nicht mehr her, die für die Besucher der Weltstadt so große Anziehungspunkte bildeten. Welch' ein Commentar zu Louis Napo leon's Phrase, daß Frankreich an der Spitze der Ci vilisation marschi't! Noch eine demokratische Kundgebung. Wir hatten bisher noch nicht Muß-, den Brief zu besprechen, welchen Herr John Adams von Mas sachu'etts dieser Tage an Herrn Warren Kelsey ge schrieben. Das erwähnte Schreiben erheischt nach trägliche Besprechung. Es ist eine politische Kund gebung von Seiten eines Mannes, welcher zu den prominentesten Repräsentanten der Demokratie in jenem Landeèthcile zählt, wo die Wiege des.zurDik^ tatur der Corruption entarteten amerikanischen „Ra dikalismus" steht. Hr. Adams schreibt in einer Sprache, welche mit der üblichen Parteiphraseologie nichts gemein hat und Derjenigen, welche Offenheit sür einen politi schen Fehler halten, etwas stachelig vorkommen mag. Aber er trifft den richtigen Fleck und geht seinen Ge dankengang logifih zu Ende. Die politische Situation saßt Hr. John O. Adams wie folgt auf: das Volk der Ver. Staaten fühle, daß es sich in falscher Bahn befindet, allein es zöge re mit der Umkehr, weil man ihm sage, daß es beim Umkehren an einen Abgrund gerathen werde.— Die ler Situation gemäß erblickt Hr. Adams die erste Aufgabe der Demokrane dann, dem Volke diesen Wahn zu nehmen, ihmM zeigen, daß es ohne Gefahr die juljchc Bahn verlassen lunnt. Das Mittel, den. von den Demagogen der Herr» sehenden Partei erzeugten Wahn zu zerstören, erblickt Herr Adams selbstverständlich darin, daß die Demo kratie unumwunden mit rückhaltloser Anerkennung der neuen Ordnivg der Dinge herausrücke. Diese Anerkennung dürfe aber, wenn sie die erwar tete Wirkung haben tolle, keine allmälige sein, wel che Zögern verräth, sondern sofort eine unumwun dene und vollständige. Das Anerkennen Stück nach Stück, statt den ganzen Brocken aus einmal zu neh men, mißfällt ihm nvch mehr, als die unsinnige Po litik Derjenigen, welche von Umsturz sprechen oder dem Gegner Veranlassung geben, ihnen Umstürzten denzen zuzuschreiben. Die einzige Möglichkeit für einen neuen Erfolg der herrschenden Partei erblickt Herr Adams dann, wenn der moralische Zustand, der vom Bürgerkriege herrührt, weiter fortgepflanzt wird. Daß die „repub likanische Organisation" ihr Möglichstes thue, die sen Zustand zu erhalten weil nur Hader ihr ele ment und das gute Einvernehmen, welches zu guter Regierung gehört, ihr ganz fremd sei verstehe sich von selbst aber viel verhänginßvoller sei es, wenn die Opposition das Ihrige zur Nährung dieses Zu standes beitrage. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen geht Herr Adams direkt auf das 15. Amendement ein und wirst gleich die Frage hin „Ist die Befriedigung des Ge ltifleS, dieses Amendement zu befehden, es werth, daß wir uns dauernder Unterjochung aussetzen?' Er fährt fort: „Dem Süden wird nicht so sehr durch die Existenz öes 15. Amendements der Verfassung, als vielmehr durch die vollständige Mißachtung der Verfassung selbst wehe gethan. E? suhlt, daß der Congrcß ihm Unrecht thut, sieht sich aber vergeblich nach Schutz durch die Verfassung um.' Und nun trifft Herr Adams mit wenigen, richtig gewählten Worten den Nagel auf den Kopf. Er sagt: „Ist es nicht thöricht, sich über ein Verfaf sungsamendement zu ereifern, welches aufhört, an stößig zu fein, sobald es nicht mehr aus seinem Zu sammenhange mit der Verfassung gerissen wird Das ist, scharf bezeichnet, der Punkt, um den es sich handelt. Herr Adams führt dies noch weiter aus. Wir bleiben bei diesem Satze, welcher den Hauptge danken im Briefe bildet, stehen. Wenn neben dem 15. Amendement alle anderen Theile der Verfassung streng eingehalten werden, bann hört es auf, unheilvoll zu wirken. Die Ver fassung mit sämmtlichen Amendements als Ganzes genommen und so heilig gehalten, wie die „republi kanische" Partei nur die ihr msagenden Theile hei lig gehalten haben will das ist der Inbegriff der Rechtszustände, welche die progressive Demokratie erstrebt und wofür sie die äiahlschlacht zu schlagen ^Die Opposition, welche das 15. Amendement und die anderen neuen Amendements finden, rührt na mentlich daher, weil sie von der herrschenden Partei als bevorzugte Theile der Verfassung behandelt wer den, weil andere wichtige Satzungen derselben nicht nur geringfügig behandelt, sondern aus angeblicher Rucksicht auf jene Amendements geradezu verletzt werden. Es hat aber jede Satzung den gleichen An pruch auf strenge Befolgung. Einem Verfassungs Paragraphen zu Liebe sich gegen einen andern ver gehen, ist nicht gestattet. W ürden Diejenigen. wel che den Amendements opponiren, sich die Zujiante, die sich aus dem Respektiren der ganzen Verfügung ergäben, gehörig vergegenwärtigen, ihre Opposition schwände (die im 14. Amendement verfugten Entrech tungen ausgenommen) zum größten Theile.^ So weit vie Verfassung sammt ihren neuesten Ab änderungen in Betracht kommt, steht die Partei so: Die „Republikaner" treten nur für die Abänderun gen und jene Theile der Verfassung ein, welche ih nen als Handhabe gegen den Süden gelten, die Op position tritt für die Ve:fassung als Ganzes ein. Die „Republikaner mißbrauchen die Verfassung als Wusse der Opposition ist sie der Schild für die Rechte Aller. (Louisville Anz) Der Senat des Congresses hat sich am Sam stag vertagt. Vorher passirte ein Beschluß für die Entlassung der beiden eingesperrten Zeitungscorre spondenten. So endete diese Komödie, ohne daß man ermittelte, wer den beiden Zeitungssündern die Abschrift des Vertrags mit England geliefert hat. Die beiden Korrespondenten, die während ihrer Ge fangenschaft ein schönes Zimmer im Capitol bewohn ten, sich einer guten Tafel erfreuten und denen es an Unterhaltung nicht fehlte, lachen sich in die Faust, und schlagen den Würdemeiern des Senates, die sie in's Bockshorn zu jagen versuchten, ein Schnippchen. Die Berichterstatter der Presse in Amerika sind ein dreistes Völklein, vor welchem kein Schlüsselloch sicher ist und das sich so leicht nicht verblüffen läßt. Der Senat ist diesesmal auseinandergegangen, ohne dem Präsidenten vorher die übliche Mittheilung von seiner Vertagung zu machen. Dies Verfahren wird als sehr unhöflich gegen den Präsidenten be trachtet, umsvmehr, da er die Sitzung zusammen be rief und man nicht wissen konnte, ob er nicht noch Mittheilungen zu machen habe. Gen. Grant geht diese Woche wieder nach Long Branch, um sich dort während der Sommermonate von den Regierungsgeschäften auszuruhen. Sein Schwiegervater, Gen. Dent, bleibt unterdessen im Weißen Hause, um die Thüren zu hüten und die Würde des Schwiegersohnes zu behaupten. Ge schenke werden nach wie vor, sowohl in Washington als auch in Long Branch, angenommen. Schon wieder ist eine rührende Kukluxzeschichte zu Wasser geworden. Ein republikanisches Mitglied der Florida Gesetzgebung, Namens Dickinson (von Vermont) wurde neulich ermordet. Die Grantblät ter hatten nichts Eiligeres zu thun, als diesen Mord den Kukluxern zuzuschreiben und ihre Berichte darü 6er mit den bekannten Randglossen zu begleiten. Nun aber reiste ein Bruder dcs Hrn. Dickinson nach Florida, um cie Hinterlassenschaft des Ermordeten in Ordnung zu bringen. Nach sorgfältiger Unter suchung ist Hr. Dickinson zu der Ueberzeugung ge kommen, daß sein Bruder nicht aus politischen Grün den, nicht von den Kukluxern, sondern von einem Ne ger zum Zwecke der Beraubung ermordet worden ist. Am 4. März 1873 läuft Präsident Grant's Amtstermin zu Ende und bis dahin wird die repub Manische Partei zwölf Jahre lang ununterbrochen regiert haben. Ihre Herrschaft ist während dieser langen Dauer unumschränkt gewesen sie regierte nicht blos durch den Präsidenten, sondern sie gebot auch überwältigenden Mehrheiten in beiden Häusern des Congresses gleichzeitig herrschten in fast allen nördlichen Staaten republikanische Gesetzgebungen und republikanische Gouverneure, welche im Interesse der Partei arbeiteten, während der Süden von der Partei durch das Bajonett, die Reisesäckler und die Neger regiert wurde. Das ganze Land war mit re publikanischen Beamten, Schmarotzern und Günst lingen gepflastert, welche dem Befehle der Centralge walt wie disciplinirte Soldaten gehorchten. Es liecjt in der Natur der Dinge, daß eine Partei, die so lan ge und so unumschränkt regiert hat, zuletzt total cor rupt werden muß, selbst wenn sie anfänglich aus den besten und ehrlichsten Menschen bestanden hätte. Aber wir wissen, daß diese Partei schon bei ihrer Bil dung viel Schund in sich aufnahm und daß sich die Corruption unter ihren Anhängern schon während des ersten Amtstermins von Abraham Lincoln in der bedenklichsten Weise zeigte. Jetzt liegt über die to talc Corruption ihrer Führer kein Zweifel mehr vor und selbst Derjenige, der diese Partei früher mit al lem Eifer unterstützt hat, muß, wenn er es wohlmeint mit dem Lande, nunmehr zu der Ueberzeugung kom men, daß ein Wechsel in der Herrschaft nur gute Folgen haben kann. Schlechter können wir auf kei nen Fall regiert werden, corrupter und erbärmlicher kann die Verwaltung nicht fein, wohl aber muß durch einen Wechsel Vieles besser werden und unter allen Umständen kann eine zwölfjährige Hausreinigung und das Hinausfegen des überhand genommenen Ungeziefers nur eine Wohlthat sein. In Paris hat die Schreckensherrschaft ihr Ende erreicht. Die Regierungstruppen sind vollkommen Besitze der Stadt, die Aufständischen werden schaa renweise eingefangen und die Rädelsführer ohne Gnade erschossen. Von den schrecklichen Zuständen in Paris kann man sich nur einen schwachen Begriff machen. Die Leichen der beim Straßenkampf ge fallenen Insurgenten liegen haufenweise in den stra ften und Häusern und nvch rauchen die Trümmer der niedergebrannten Häuser und Prachtbauten, in wel che das wahnsinnige Gesindel die Brandfackel schleu bcrtc. Ein großer Theil der Stadt ist zerstört, die einst so stolze Weltstadt auf viele Jahre hinaus rui nirt. Die Schandthaten der feigen Mörderbande müssen jeden fühlenden Menschen mit Abscheu erfül len wir lassen hier den Schleier fallen und verwei sen den Leser auf die sorgfältig zusammengestellten Berichte in der heutigen Nummer. Voraussichtlich wird die morgige Convention außerordentlich zahlreich besucht werden. Delega ten und hervorragende Demokraten, unter Anderen Gen. Morgan und Gen. McCook, trafen bereits am Dienstag ein. Nachrichten ans Whio. Deutsche Pioniere in Springfield.— Unter den vielen deutschen Bewohnern von Spring field befinden sich einige, welche zu den ältesten Bür gern unserer Nachbarstadt zu zählen sind. Daniel V. Huben, ein geborener Lothringer, aber trotzdem ein guter Deutscher und Agent des Westboten, befindet sich schon seit dem Jahre 1830, also über 40 Jahre, in Springfield. Er hat wäh rend dieser Zeit verschiedene Geschäfte betrieben, ist ein geachteter Mann und, wie gesagt, einer der älte sten Bürger der Stadt. John Way. soviel wir wissen ein ElsLßer, kam in 1853 nach Springfield. Way ist ein vielgereister Mann er kam in den vierziger Jahren nach Ame rika, reiste in 1849 zu Fuß nach Kalifornien und, da ihm dort das Glück nicht lächeln wollte, zu Schiff nach Australien, von wo er aber bald wieder nach sei ner deutschen Heimat zurückkehrte. Nach kurzem Auf enthalt daselbst kam er wieder nach Amerika, unter nahm eine zweite Reise nach Kalifornien, wo er sich aber wieder nicht lange verweilte und, nach den östli chen Staaten zurückkehrend, den Landweg zum drit ten Male zurücklegte. Die Springfielder Zeitung der wir diese Notizen entnehmen, meint, Way sei der beste Läufer im Lande und könnte, wenn er sich da mit abgeben wollte, den Weston leicht in den Schat ten stellen. Joseph Leibold, ein geborenerWürtemberger, datirt seinen Aufenthalt in Springfield seit dem Iah rel849. Leibold, derlei Meilen östlich von Spring field wohnt, hat den Ruf, auch jetzt noch einer der stärksten und kräftigsten Männer der Gegend zu fein. Vor 23 Jahren ließ er sich in Cincinnati um eine Wette vor $100 mit einem französischen Preiskäm pfer in einen Ringkampf ein, aus welchem er als Sie ger hervorging. Unsere alten Landsleute in Springfield stehen auch bei ben Amerikanern in gutem Ansehen, das sich durch die neuliche glänzend ausgefallene FriedeuSjeier noch bedeutend gehoben hat. In Salem, Columbiana Co., drangen in der Nacht des 23. Mai mehrere Räuber in das Haur des Groceristcn Wm. Betts ein und schleppten 500 Dol lars in Geld, eine Pottion Kleider, Bettzeug und verschiedene sonstige Gegenstände, im Gesammtwerth von etwa 1000 Dollars, aus demselben weg. Die Diebe hatten einen Wagen mitgebracht, vermittelst dessen sie ihren Raub in Sicherheit brachten. SjJlait hat noch keine Spur von denselben entdeckt. I n A11 i a n e brannte am 23. Mai das Exchange Hotel ab. Verlust $20,000. In Newark wurde an demselben Tage Horn's Mühle durch Feuer zer stört. Verlust $15,000, größtenteils versichert in derselben Stadt und an demselben Tage Eddy's WohnhauS im Werthe von $3000, theilweiss tftt» sichert. ,.. Tirrell's Juwelenladen in Lima, Allen Co., wurde in der Nacht vom 23. Mai von Dieben heim gesucht und um Waaren im Werthe von $2Q0 be raubt. Großer Brand. Am Dienstag Nachmittag, den 23. Mai, brach in dem Hauptgebäude der mecha nischen Flachsspinnerei und Weberei zu Delaware ein Feuer aus, das durch die Reibung der Maschine tie entstanden war und sich so rasch verbreitete, daß in kurzer Zeit der ganze untere Theil des Gebäudes in Flammen gehüllt war. Im zweiten Stock befand sich die Weberei, in welcher etwa 60 Frauen und Mädchen mit dem Weben von Packleinwand beschäf tigt waren alle diese Frauenzimmer sahen sich auf einmal vom Rückzug über die Treppe abgeschnitten und waren genöthigt, aus ben Fenstern dcs 2. Sto ckes zu springen, wobei mehrere derselben Beinbrüche und sonstige Verletzungen erlitten, die wenigstens in einem Falle sehr gefährlich sind. Ein Mann Na mens Ferris wurde von einer Feuerspritze Überfah ren und schwer verletzt. Das Gebäude mit all den werthvollen Maschinen, worunter etwa 50 Dampf Webstühle, ist total zerstört und wird sich der Verlust aus S80.0CO belaufen. Versicherung $60,000, mei stens in Cincinnati Gesellschaften. N. S. Nachdem Obiges bereits gefetzt war, ging uns von unserem Landsmann Adolph Fritschi fol gende Mittheilung über das Brandunglück zu: .Heute Nachmittag brannte die große FlachSfab rik ab. Ungefähr um halb 3 Uhr mußten die Arbei ter schon zu den Kreuzstöcken herausspringen, denn das Feuer brach in der „Card"-Maschine aus uud verbreitete sich wie ein Gewitter über den Saal, aber zum guten Glück kamen zwei irische Knaben mit einer Leiter, woran noch viele Arbeiter herabsteigen und unverletzt entkommen konnten. Diejenigen aber, die zum Kreuzstocke heraussprangen,mußte man schnell vom Platze tragen, denn sie hatten alle mehr oder we Niger Verletzungen durch den Fall erlitten. Gleich darauf, als die Arbeiter alle heraus waren, war die Feuerwehr mit der Dampffeuerspritze auf dem Brand platze aufgestellt und spritzte den ganzen Abend auf die Flammen. Das Majchinen-Haus blieb unver fehrt stehen, und dasselbe hat man dem lieben Gott zu verdanken, denn der Wind kam gerade vom Ma schinenhaus und trieb das Feuer vorwärts. Es ist dies ein großes Unglück für die Stadt Delaware, da so viele Menschen brodlos geworden sind und jetzt keine Arbeit haben. Das Fabrithaus ist gut versi chert, und vielleicht bekommen die Verunglückten auch eine Unterstützung." Cleveland. Ohio, 23. Mai. Auf Antrag des speciellen Agenten des Post-Departements, C. F. Baldwin, brachte heute der Bundesmarschall den Ale xander F. Kennedy hierher, der angeschuldigt ist. am 24. April d. Jahres das Postamt in Tisfin, Ohio, beraubt zu haben. Er wurde verhört und tn Crimi nal-Untersuchungshast beordert, um sich im nächsten Termin des Bundes-Distrikt-Gerichts aus die gegen ihn erhobene Anschuldigung zu verantworten. In Sandusky City haben die Deutschen ei nen sogenannten Geschäftsverein gegründet, in wel chen jedoch nicht blos Geschäftsleute, sondern gut denkende Männer aller Stände aufgenommen wer den, die sich gegenseitig verpflichten, in den mancher let kritischen Lagen, in die ein Mann unverschuldeter Weise gerathen kann, (Prozesse u. s. w.), einander beizustehen, und ihren Einfluß anzuwenden, um der deutschen Bevölkerung des County's auch in offent lichen Angelegenheiten die gebührende Geltung zu verschaffen. Der Verein wird deshalb nötigenfalls auch bei vorkommenden Wahlen in geschlossener PH a larx auftreten, um feinen Einfluß in der rechten Rich tung in's Spiel zu bringen. Unmittelbare Veran lassung zur Bildung desselben scheint das gehässige Treiben der Temperenzler gegeben zu haben, die sich neuerdings auch in jener Umgegend wieder mausig machen. Schon 3 Wotixn nach seiner Gründung zählte der Verein bereits 72 Mitglieder und verfügte über ein Vermögen von $400. Das Beispiel der Deutschen von Sandusky verdient Nachahmung. Ein Verbrecher eingefangen. In der Nähe von Oirville, Wayne County, wurde am 29. April ein schändliches Verbrechen begangen. Ein gewisser John Lamar, auch Spoonhauler genannt, fuhr an das Haus von Adam Cateheim in Orrvillc und dingte dessen 14jährige Tochter als Dienstmagd für seine Frau. Unterwegs in einem Wäldchen an gekommen, beging der Schurke an dem Kinde einen schändlichen Gewaltstreich und ließ dasselbe dann hülf los liegen. Leute, die des Weges kamen, hoben die schwer Mißhandelte auf und sie hat sich, nachdem man eine Zeitlang an ihfem Leben zweifelte, jetzt wieder erholt. Der Vorfall rief in der Gegend ungeheures Aufsehen hervor die Behörden setzten eineBeloh nung von $200 auf die Einfangung des Verbrechers und vor einigen Tagen ist derselbe denn auch in der Nähe von Pittsburg erwischt worden. Man hatte ermittelt, daß er sich nach Pittsburg begeben das Nähere seiner Verhaftung erzählen Pittsburger Blät ter wie folgt: ,Von hier aus folgte man feiner Spur längs der Pennsylvania Bahn, doch verstand eres, seinen Ver folgern lange Zeit zu entgehen. Am Samstag sahen ihn zwei Bahnbeamte, die mit einem Zuge vom Osten her kamen, in der Nähe von Deny. Lamar war frü her selbst an der Bahn beschäftigt gewesen und daher den Leuten bekannt. Diese telegraphirten von der nächsten Station nach Pittsburg und fragten an, was sie thun sollten. Es wurde ihnen geheißen, den Mann unter allen Umständen zu verhaften. Gleich zeitig ging ein Polizist von hier mit dem ersten Zug nach Deny ab. Inzwischen waren die Beamten mit einer Lokomotive, aus der eine Anzahl anderer Man ner noch Platz fand, zurückgefahren, um Lamar fest zunehmen. Man holte ihn ein und sofort sprangen alle Leute von der Lokomotive Herunterund ihm nach, da er flugs davon gelaufen war, als er sah, was im Werk wär. Man fing ihn jedoch schließlich, band ihn und schaffte ihn nach Deny. Dort wollte ihm der Pütsbiuger Polizist Handschellen cn'cgcn, diese jedoch erwiesen sich zu klein sür tc8 Munrtci stufen Arm und man mußte ihn deshalb mit einem Seil binden. Er sollte nach Pittsburg geschafft werden, der Sheriff von Westmoreland County jedoch machte Ansprüche an ihn geltend, da eine Anklage wegen Diebstahls in jenem County gegen ihn vorlag. So wurde der Gefangene nach dem Gefängniß in Greens 6urg gebracht." Ein Farmer Namens Wm. Matthews, bet nicht weit von Lexington, Richland County, wohnte, be ging am Sonntag Selbstmord, indem er sich in dem vor feinem Hause vorbeifließenden Bache ertränkte. In Toledo hat vor einigen Tagen ein unbemit telter Arbeitsmann den Eigenthümern einer Ellen waaren-Handlung angezeigt, daß seine Frau bei ei nem neulichen Besuche ihres Ladens eine günstige Gelegenheit dazu benutzt habe, um ihnen ein werth volles Stück Kleiderzeug zu entwenden. Da er nun das gestohlene Gut nicht im Hause haben wolle, sei« ne Frau aber nicht Willens sei, dasselbe abzugeben, so möchten die Herren einen Polizisten mit einem Haussuchungsbefehl nach feiner Wohnung schicken, um sich mit Gewalt wieder in den Besitz ihres Eigen thums zu setzen. (Die Absicht des Mannes mag eine löbliche gewesen sein allein man sollte doch denken, derselbe hätte ein Mittel finden können, um sich die Last vom Gewissen zu heben und den Kaufleuten den Verlust zu ersetzen, ohne durch einen derartigenSchritt sich und seine Familie zu blamiren.) In Urbana erhängte sich am Donnerstag Mor gen letzter Woche Daniel Blore, ein bekannter Ge treidehändler und einer der County Commissüre von Champaign County. Geschäftliche Verluste sollen den Verstorbenen zu der raschen That veranlaßt ha ben. Ein Prediger durch gepeitscht. In De latvare wurde der Ehrwürdige D.. D. I. B. Tombes ant letzten Freitag Vormittag von dem Gatten einer Frau, deren Charakter er durch gemeine Lügen zu verdächtigen gesucht hatte, auf offener Straße durch gepeitscht. Wenn die öffentliche Meinung sich nicht bedeutend irrt, so hat der „Ehrwürdige" Verläumder nicht mehr erhalten, als er reichlich verdient hatte. Nachschrift. Nach einer andern Darstellung der Sache soll der Prediger unschuldig sein und kei nen Anlaß zu dem Angriff gegeben haben. Seine Freunde hielten eine Versammlung und passirten Be schlüsse, worin sie die gesetzwidrige Handlung des Angreifers, George C. Eaton, verdammen und er klären, daß dieselbe durch keine bis jetzt zu Tage ge» tretenen Umstände gerechtfertigt werde. Eaton wur de auf die Anklage dcs mißhandelten Predigers ver haftet und bis zur nächsten Gerichtssitzung unter 3500 Bürgschaft gestellt. Bei der bevorstehenden Unter» suchung wird sich dann zeigen, welche von beiden Darstellungen die richtige ist. In Trenton, Butler Co., treiben's die Tempe renzler arg. Dort hatte auf ihren Antrieb die Witt we deS Daniel Lawes, der vor einem Jahr am Sän ferwahnsinn starb, den Wirth Thomas Evans, bei dem ihr Mann seinen Schnapps zu trinken pflegte, aus Schadenersatz im Betrage von fünftausend Dol lars verklagt und das Gericht sprach ihr die verlangte Summe zu. Ein schreckliches Verbrechen wurde am Samstag Abend in Richfield Township, Summit County, von einem gewissen John H. Hunter. von Carson City, Michigan, begangen. Wie es scheint, hatte Hunter seit einiger Zeit einer Tochter des in genanntem Township wohnenden Farmers Robert Gargett Aufmerksamkeiten erwiesen, mit welchen we nigstens der Vater des Mädchens nicht einverstanden war. Am Samstag nun kam derselbe nach der Woh nung Gargett's und sagte diesem, der ihm auf der Schwelle entgegen trat, er möchte mit feiner Tochter sprechen. Auf die Entgegnung des alten Mannes, daß dies nicht geschehen könne, zog Hunter einen Re volver und feuerte ohne Bedenken Hrn. Gargett eine Kugel durch den Kopf dann stürzte er sich in das Haus, schoß Frau Gargett auf der Stelle todt und jagte auch dem jungen Rodney Gargett eine Kugel in den Kopf, die indessen keine lebensgefährliche Wunde verursachte. Das Mädchen selbst entkam, indem sie aus einem Zimmer des zweiten Stockes herabsprang und sich in ein Nachbarhaus flüchtete. Die Wunde des alten Mannes ist unbedingt tödtlich. Der Mörder sitzt in dem Gefängniß zu Akron und wäre von der aufgeregten Bürgerschaft beinahe ge lyncht worden. Nachträglich entnehmen wir den Cleveländer Blät tern folgende genauere Einzelheiten des traurigen Ereignisses: Fräulein Chloe Gargett hatte sich letzten Winter und bis vor einigln Wochen bei einer verheiratheten Schwester in Michigan zum Besuch befunden und dort die Bekanntschaft Hunter's gemacht. Wie es heißt, hatten die jungen Leute sich sogar mit einan der versprochen, das Mädchen aber später das Ver bältniß abgebrochen und Hunter alle ferneren Besu che untersagt. Damit nicht zufrieden, folgte der Letz tere seiner früheren Geliebten nach ihrer Heimat und fuhr sogar mit dem Bruder derselben, den er nachher ebenfalls zu erschießen suchte, hinaus auf die Farm Der alte 71jähnge Gargett stand im Gespräche mit einem Nachbar vor seiner Wohnung, als sein Sohn mit Hunter angefahren kam der Letztere sprang so fort vom Wagen, begrüßte Gargett und frug nach Chloe. Nun erfolgte die beschriebene Schreckenssce ne: auf die Antwort Gargett's „Es ist gleichgültig, wo dieselbe ist sie will eie nicht sehen und Sie tön nen sie nicht sehen," zog Hunter mit einem Fluche seinen Revolver und schoß den alten Mann nieder dann sprang er, ehe die beiden dabeistehenden Män ner Zeit hatten, ihn festzunehmen, mit einem Satze in's Haus dort kam ihm Frau Gargett. welche das Schreckliche vom Fenster aus mit angesehen und kaum noch Zeit gehabt hatte, ihre im zweiten Stock mit Ankleiden beschäftigt gewesene und eben die Treppe herabkommende Tochter zur eiligen Flucht aufzufor dern, entgegen und erhielt sofort das tödtliche Blei in den Kops. Auf dieselbe Weise entledigte sich der Rasende Rodney Gargett's, der seiner Mutter leider zu spät zur Hülse geeilt war, doch war es inzwischen Fräulein Gargett gelungen, unbeschädigt aus dem Schlafzimmer im 2. Stock zu'entkommen und ein Nachbarhaus zu erreichen, wo sie sich in einem Keller verbarg. Als Hunter seine Versuche, Chloe zu fin den, vergeblich iah, stürzte er wieder aus dem Hause und feuerte hier noch einen Schuß auf einen herbei eilenden Knecht ab, ohne denselben zu treffen. In zwischen sammelten sich mehrere Nachbarn in der Ge genb, hatten aber Angesichts der Drohung Hunter's, Jeden niederschießen zu wollen, der sich zu nahen wa ge, nicht den Much, ihn fest zu nehmen, da er ganz kaltblütig die abgeschossenen Kammern seines Revol vers wieder lud. Bali) darauf ging er auf das Haus der Frau Poole zu, wo Chloe verborgen war, allein diese Frau hatte Den Muth, ihm in den Weg^u tre ten und, trotz seiner Drohung, auch sie erschießen zu wollen, den Eintritt in ihr Haus zu verwehren das muthige Benehmen der Frau Poole scheint dem Un menichen doch so impomtt zu haben, daß er es bei der Drohung bewenden ließ, seinen Revolver ein steckte und unverrichteter Dinge abzog. Bald dar auf hatte einer der Nachbarn, welche sich inzwischen in großer Anzahl eingefunden hatten, den Muth, den Verbrecher von hinten um den Leib zu fassen, mit Hülse der Andern unschädlich zu machen und gebun den und geknebelt nach Akron in's Gefängniß zu lie fern. Auf dem Wege unterhielt er sich uiigeinrt mit seinen Begleitern und gab zu, daß er Unrecht that, die beiden alten Leute zu erschießen, er habe blos das Mädchen zu todten beabsichtigt. Hr. Gargett, dessen Wiederaufkommen sehr zwei feihaft ist. wohnte )eit vielen Jahren auf dem Platze, wo die That begangen wurde und war ein sehr ge achteter und vermöglicher Mann. Der junge Gar gett soll ebenfalls gefährlicher verletzt sein, als man Anfangs glaubte. Die ungeheuerliche That hat na türlich in der ganzen Umgegend eine große Ausre gung verursacht und nur wenig hätte gefehlt, so wäre der Verbrecher der Wuth des Volkes zum Opft«'ge fallen. Interessante Notizen. Entsetzliches Grubenunglück. 18 Per» fönen um's Leben gekommen. Noch ist das schreckliche Unglück, welches vor einigen Jahren die Avondale Mine heimsuchte und das ganze Land mit Entsetzen erfüllte, frisch in Aller Gedächtniß und schon bringt uns der Telegraph Die Kunde von einem ähnlichen Ereigniß, welches sich von dem erwähnten zwar dadurch unterscheidet, daß demselben nicht so viele Menschenleben zum Opfer sielen, das aber auf's Neue den Beweis liefert, rote nothwendig es ist, daß jede Kohlengrube wenigstens zwei Ausgange haben sollte. Am Samstag letzter Woche brach in dem Maschi nenbaus des der Lehigh Valley Eisendahn gehört gen und von Black u. Co., New Aork. bearbeiteten West Pittston Schachtes bei Pittston, Pa., ein Feu er aus, das sich mit ungemeiner Schnelligkeit ver breitete, in kurzer Zeit den Ausgang aus der Mine versperrte und sich der Auskleidung des Schachtes mittheilte. Wie es scheint, ist das Feuer durch Rei bung in dem Holzwerk des zum Ausziehen und Nie verlassen dienenden Gerüstes von selbst entstanden und obgleich der Ingenieur den in der Mine beschäf tigten Arbeitern sofort ein Warnungszeichen gab, konnten doch nur wenige heraufgezogen werden, ehe die Maschine durch Ausgleiten des Seiles aus der Rolle unbrauchbar wurde und die überhandnehmen de Hitze jede weitere Hülfleistung unmöglich machte. Eine Anzahl der Arbeiter, welche eben abgelöst wor den waren und theilweiie noch um ben Schacht her umstanden, konnten weiter nichts thun, als sofort die Umgegend zu alarmiren und aus einem nahen Brur• nen Wasser in Fässern herbeizuschaffen. Erst als das Maschinen!, aus gänzlich abgebrannt war, konnte man mit dem Wegräumen der Trümmer beginne', allein die Hitze war so groß, daß die Fortschritte nur gering waren, bis Nachmittags gegen 4 Uhr die Dampffeuerspritzen von Scranton und Wilkesbarre ankamen und sofort «ströme kalten Wassers auf die Ruinen warfen, wodurch die rothglühenden Eisen theile der Maschinen abgekühlt wurden. In derZwi schenzeit hatten sich hunderte von Frauen und Kin dern um die Schreckensscene versammelt und erfüll ten die Luft mit ihrem Weheklagen um die verloren gegebenen Gatten, Väter und Brüder in der Mine. Ilm 6 Uhr 10 Min. war der Eingang soweit frei ge macht, daß man einen Hund hinablassen konnte, wel cher einige Minuten später wieder lebendig an die Oberfläche gebracht wurde. Dies wurde als ein hoff nungsvolles Zeichen betrachtet und man arbeitete mit aller Kraft an einem neuen Gerüst, das um 8 Uhr soweit gediehen war, daß man 2 Männer hinunter lassen konnte, welche aber erst das noch glimmende Gebälk entfernen und den Schacht durch eine Holz wand eine Strecke weit in zwei Theile theilen muß ten, um zum Zwecke der Abführung der bösen Lust einen doppelten Luftzug zu erzeugen. Erst nach 12 Uhr Nachts war diese Arbeit vollen det und um Uhr wurden die ersten der Unglück lichen, welche gänzlich besinnungslos am Boden des Schachtes lagen, an die Oberfläche gebracht. Von da an bis zum Mittag des nächsten Tages wurde mit dem Suchen nach den Leuten, welche in den Gängen zerstreut lagen, fortgefahren alle wa ren besinnungslos, allein von den 38 Personen, wel che in der Grube zurückgeblieben waren, fand man 20 noch am Leben, wahrend 18 bereits ihren Geist ausgehaucht hatten. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß mehrere von ben noch lebenden den Folgen des gräßlichen Ereignisses erliegen werden, obgleich Alles geschieht, um sie am Leben zu erhalten. Die Scenen beim Herausholen der Verunglückten waren natürlich herzzerreißend und lassen sich nicht beschreiben. Es wird Sache der Behörden sein, zu untersuchen, ob diesem Unglück durch bessere Beauf sichtigung nicht hätte vorgebeugt werden können. Martin Ccx. einer der lebend herausgebrachten Bergleute erzählt, er habe sich, nachdem das Feuer ihnen den Ausgang abgesperrt unbder Rauch, sie zu ersticken drohte, in eine Separatkammer eingeschlos sen und um den Rauch abzuhalten, die Ritzen der Thür mit Schmutz verschmiert. Niemand der Leute erwartete, das Tageslicht je wieder zu sehen. Sie sagten, „dies ist ein zweites Avondate" und bereiteten sich mit Singen und Beten auf den Tod vor. Die Luft wurde immer schlechter, um Ii nach 3 Uhr fiel Patrick Farley um, stöhnte ein paar mal und war todt. Ein Knabe sagte zu seinem Bater. der bitterlich weinte: „Wir werden ganz gewiß noch gerettet, und wenn nicht, nun, so wollen wir wie Männer zusam men sterben Vater und Sohn sind gerettet. Um z8 Uhr wurde der Erzähler bewußtlos und blieb es vis er von seinem Bruder gerettet und an die Luft getragen wurde. Pitts ton, 29. Mai. Jeder einzelne der Leute, welche gestern früh noch lebend aus dem Schachte emporgezogen wurden, schwebt in Todesgefahr. Die meisten der Armen huben nur noch wenige Stunden zu leben und mehrere sind fchon heute früh gestorben. Die Aerzte versichern, daß nicht ein einziger der Berg leute, welche man für gerettet hielt, am Leben biet« ben wird. Fräulein Mehlig, die ausgezeichnete Cla Vierspielerin, die mit Theodor Thomas reiste, ist nach Deutschland zurückgekehrt, jedoch nicht mit leeren Händen. Sie hat sich in Amerika ungefähr $20,000 erspielt und damit kann sie in dem schönen Schwa benlande schon leben und auch nötigenfalls einen Mann ernähren. Jung, reich und von angenehmem Aeußetn wird es der Anna an Freiern wohl nicht fehlen. Wenn es sich bestätigen sollte, daß auch der Mont de Piete, wie das städtische Pfandhaus in Paris genannt wird, abgebrannt ist, so würde das ein furchtbarer Verlust für die Stadt sowohl als auch für die unbemittelte Klasse sein, denn es läßt sich kaum annehmen, daß die Unmasse der Pariser Pfandstücke hat in Sicherheit gebracht werden können. In Philadelphia wurde der Wirth Christian Schäffer von seinem Nachbar, dem Wirth I. Conrad, erschossen. Schäffer war Eigenthümer uoit Conrad's Haus und hatte die Habseligkeiten desselben zur De ckung rückständiger Miethe pfänden lassen. Es kam darüber zum Streit und Frau Conrad reichte ihrem Gatten eine geladene Flinte, aus welcher Conrad den verhängnißvollen Schuß feuerte. Conrad und feine Frau sind verhaftet. Shoddy'sch. Ein wohlhabender oder gar reicher Deutscher in St. Louis hat den Kaiser Wil helm gebeten, er möchte ihm den Adelstitel verleihen er wolle ihn schon gutdafürbezahlen. Leider hat der anstrebende Shoddy keine Antwort erhalten nicht einmal »um Grafen Leboeuf ist er promovirt worden. John Chinamann läuft uns entschieden den Rang ab Sechs Chinesen traten,wie wir aus einer San Franciscoer Zeitung ersehen, kürzlich in einen Barbierladen, ließen sich die Zöpfe abschneiden und verkauften sie an den Barbier zu drei Dollais das Stück. Die Chinesen schämen sich schon ihrer Zöpfe und schneiden sie ab, während uns der Zopf noch im mer hinten hängt. In Detroit hat sich ein Committee gebildet, welches die Opposition gegen die neuen Temperenz Gesetze von Michigan betreibt, die, beiläufig gesagt, mit den neuen Temperenzgesetzen von Ohio fast iden tisch sind. Dieses Committee hat nun einen Aufruf an die Deutschen Michigans erlassen, worin diese! ben aufgefordert werden, überall im Staate Anti Temperenz-Vereine zu organisiren, um fo vereint den Kampf gegen den Temperenz» Fanatismus auf zunehmen. Deutsche FriedenSseier. Albany, N.A., 29. Mai. Das heute abgehal tene deutsche Friedens- und Jubelfest war die tmpo fanteste Demonstration, welche unsere Stadt jemals sah. Es nahm der Prozession nahezu "2 Stunden, einen gegebenen Punkt zu passiren. Buffalo, N. $ ,29. Mai. Das große deutsche Friedensfest, welches seit Monaten hier das Haupt lhema des Gesprächs bildete, ist wirklich großartig ausgefallen. Die Hauptstraßen waren vom frühen Morgen an mit Einheimischen und Fremden ange füllt und jeder neue Zug bringt weitere Fremoe. Mehrere Bahnen haben Extra Züge aussenden müs sen, um die Fremden nach oer Stadt zu bringen, wel che auf den regelmäßigen Zügen nicht Play finden konnten. Die Geschäfts- und Pnvathänser längs der Marschroute sind geschmackvoll dekorirt. Am Mittag war die Spitze des Zuges schon 1)4 Stun den lang marschirt und doch stand noch beinahe desselben auf dem Sammelplatze. Die Embleme, Dekorationen und dgl. waren fämmtlich im großar tigsten Maßstabe angelegt. Milwaukee, 29. Mai. Das heutige deutsche Friedens- und Jubelfest übertrifft alle derartigen Feiern, welche im Nordwesten noch je da waren. Die Prozession umfaßte Militär- und Civil-Ge felltchaften und alle möglichen friedlichen Befchäf tigungen in herrlichen Darstellungen. Die Prozes sion war 32 Meile lang und brauchte Stunde, an irgend einem Punkte vorbeizukommen. Die Ge schäfte waren säst allgemein geflossen. Chicago, 29. Mai. Die Deutschen von Chi cago feierten heute ein großes Fnedensfest. Die Prozeijion war 10 (W) Meilen lang und brauchte ,'4 Stunden, um an einem gegebenen Punkt vorbei zumarschiren. Am meisten Aufsehen machten dabei Compagnieen lltjlanen, blauer und rother Husaren UND Grenadiere. Ferner waren im Zuge dargestellt: Herrmann, Thusnelda, eine Abtheilung altdeutscher Krieger, Kaiser Barbarossa, umgeben von Rittern, Herol den 2c„ Guttenberg, Hans Sachs. Götz von Ber lichtngen, Franz von Sickingen. Ulrich von Hutten, der große Ehursürst von brandenburgiicher Caval lerie UND Grenadieren begleitet, Friedrich der Große mit Gefolge. Händel, Hoydn, Beethoven, die Musen, 4 lebende Bilder, Scenen aus dem Freischütz darstel lend, Humboldt, lebenoeö Bilv „Die'Äacht amRhein," eine vollständig aufgetakelte Brigg. Andreas Hofer, Theodor Körner, Blücher, lebenves Bild „Was ist des Deutschen Vaterland." Vater Jahn, Kaijer Wit heim, der Kronprinz, Bismarck uno Moltte tn einem sechsipännigen Wagen, von einer Cavalkade berührn» ter Generale begleitet, Göthe, Schiller, die Loretey s. w. Die Masten und Cofiütne waren sämmtlich historisch und naturgetreu. Ferner wurden im Zuge Zeitungen gedruckt, Brod gebacken. Wurst gemacht u. f. w. Es waren mehr als 20 Miisilcorps im Zuge und die Fahnen und Banner müßte man nach Tausenden zählen. Im Westen findet man da und dort kolossale Farmen. So hat ein Herr Thompson, welcher nahe Wells, in Minnesota, wohnt, 1,400 Acker in Weizen, 1,250 in Flachs, 800 tn Hafer und 100 tn Weljchkorn. Im Ganzen culiiöirt er etwa 4,4u0 Acfcr. Er hat 8U,0U0 51 bieg er, Baumwollpappeln und weiße Wei den. gesteckt, und 18 Meilen Zaun angelegt, wozu er 40,000 Pfund Draht und 20.0U0 Pfosten verwen dete. Auf dem sch5nen Eigenth.ume stehen 20 Back steinhänser, mit Scheunen und andern Bauten. Im Lause dieses Sommers will oicser rationelle Land wirty 20 neue Farmen anlegen, wozu die Errichtung der für jede «forderlichen Gebäude gehört. Eineförmliche Manie desSelbstmords durch kxplosives Brennöl scheint derzeit im Lande zu gras siren. Fast jedes unierer Tauschbtatter berichtet ei nen ober mehrere Fälle, in denen Leute zu Schaden kamen, weil sie Cel in brennende Lampen füllten oder Oel in's Feuer schütteten, um dasselbe schneller bren nen zu machen. Das ist ungefähr ebenso schlau, als wenn Jemand die brennende Cigarre in ein Faß voll Pulver abstreichen würde. Aber alle Warnungen in den Zeitungen hetfen nichts gegen dielen Unsinn. Eilf Tonnen chinesische und japanesische Cn osttäten, von den Deutjchen.in Shanghai zur Ver* endung sür die Wittwen und Waisen der deutschen Soldaten bestimmt, kamen neulich in San Francisco^ an. Die Pacific Mail Steamship Co. beförderte fter frei von Pokahoma nach San Francisco und wird' sie gleichfalls kostenfrei von letzterem Hafenplatze nach Panama schaffen. Von Panama aus werden sie durch Hamburger Dampfer direkt nach Deutschland und so nach Berlin befördert werden. EinGeschenk für dendeutfchenKaifer. Franz Wallner, der wiederholt Zeichen besonderer Gunst von Seite des nunmehrigen Kaisers von Deutschland erhalten, hat nun, wie so viele Andere, um dem Kaiser seine Dankbarkeit zu bezeigen, tach Berlin ein hübsches Produkt der Kunst-Industrie ie sendet es ist ein musicirender Cigarrenkasten t. S Ganze, aus Eichenholz geschnitzt, stellt ein Schwei- zerHaus vor, dessen Jnnenraum zur Aufbewahrung der Cigarren bestimmt ist wird das Haus geöffnet, so beginnt die Musik und es ertönen „Die Wacht am Rhein," „Boruisia." „Pariser Einzugsmarsch" u. s. w. Zu dem Häuschen gehören zwei Stühle, welche zu musiciren beginnen, wenn man sich darauf niederläßt. Das niedliche Kunstwerk stammt aus der bekannten Musik-Automaten-Fabrik des Herrn Heller in Bern. Kostbarer Spaß. Bei dem Umzug zu Ehren des Friedensfestes ereignete sich in Philadelphia eilt kostbarer Spaß. Ein sehr wohlbekleideter Herr, wel cher den Gambrinus vorstellte und die Zugsabthei lung der Bierbrauer hoch zu Roß eröffnete, hatte, um ein großes, schönes Pferd zu reiten, einen prächtigen Schimmel des Feuerdepartements sich zu verschaffen gewußt. Stolz, mit der Krone auf dem Haupte, mit dem Purpur und Hermelin angethan, ritt der Bier tönig daher. Es war eine Freude, ihn anzuschauen. Da plötzlich naht sich das Ma'heur. In einem ab gelegenen Stadttheile bricht Feuer aus, die Alarm glocken schlagen an, der Schimmel spitzt die Ohren und macht Männchen, dem Gambrinus wird es schwuminrich, es schlägt nochmals an eine Dampf spritze fährt an dem Zuge vorbei und der Schim mel ist nicht mehr zu halten, er folgt seinen Kamera» den zur Brandstätte, den verzweifelnden GambrinuS wider Willen mit sich nehmend. Man kann sich daS Gaudium der Menge über diesen Vorfall komischster Natur denken. Verfehltes Leben. Albert Rahn, der in Deutschland studirt, dann als Offizier unter Maxi milian in Mlxico gedient, zuletzt eine Wirthschaft in Chicago angefangen hatte, damit aber nicht vor wärts kam, hat sich durch Laudanum das Leben ge nommen. Alfred Ziegenmeyer, der deutsche Verbrecher. Deutschland liefert Amerika so viele nützliche und tüchtige Kräfte, daß es sich nicht beklagen darf, wenn auch zuweilen ein Wurmstichiger herüber kommt, ober ein Deutscher auf der Verbrecherliste steht. Der neueste Fall dieser Art betrifft den des Mordes stark verdächtigen Alfred Ziegenmeyer, ber in Deutschland, wohin er geflüchtet, eingefangen und nach Chicago zurücktransportirt wurde. Gewiß interefsiren sich unsere Leser für diesen eigenthümlichen Fall und to it wollen hier auszugsweise den Bericht einer deutsche» Zeitung von Chicago folgen lassen, deren Reports? Ziegenmeyer in seiner Zelle besuchte: Ziegenmeyer hat ein durchaus deutsches Gesicht, rund, gesund, bartlos, blonde Haare und offeneStirn. Für einen Mörder würde man ihn nicht hallen, selbst nicht für den geriebenen Gauner, als welchen er sich gezeigt hat, trotzdem seine Augen ziemlich verschmitzt drein schauen. Während der Unterhaltung benahm er sich sehr ruhig. Stellte man eine Frage, auf die er vorbereitet sein konnte, so antwortete er schnell und ohne Besinnen, trat eine neue Frage an ihn Hera«, so hielt er lange genug inne, um sich erst die Folge» klar zu machen, welche feine Antwort haben würde. Nur wenn auf seine Eltern die Rede kam. wurde er unruhig und tiefe Röche überzog sein Gesicht. Bei der Eiwähnung seiner Mutter traten ihm die Thrä nen in die Augen. Ziegenmeyer sagte, daß er nach der Elementarschu le das Gymnasium in Braunschweig unter Director Krüger besuchte, bis in die Unter-Secunba ging und das Zeugniß für den einjährigen freiwilligen Dienst hat. Er hat seinen Cäsar und Virgil gelesen und sich vom Griechischen dispensirt, um englisch zu ler nen. das ihm hier sehr zu Statten gekommen ist. Daß man ihn aber Aussehen und Sprache nach für einen Jrländer halten konnte, wie es doch in den verschiedenen Banken geschehen, ist unbegreiflich und beweist, wie leichtsinnig oft noch verfahren wird. Seine Bekanntschaft mit Gumbleton rührte atti Baltimore her, wo sie vor etwa 10 Monaten zusam men in die Telegraphenschule gingen. Gumbleton war dort der einzige Jrländer und er der einzige Deutsche. Von den Amerikanern wenig beachtet, schlossen sich die beiden an einander und wurden in time Freunde. Ziegenmeyer gesteht Alles in Bezug auf den Diebstahl und die Fälschungen ein, aber er leugnet eben so entschieden, etwas mit dem Morde zu thun gehabt zu haben. Er erzählt wie folgt: Am 16. November kamen er und Gumbleton zu sammen mit einem Emigrantenzuge von Baltimore über Pittsburg hier an und stiegen in Randolph straße No. 10 zusammen ab. Sie blieben Hieram 16., 17., 18. und 19. Ant Abend des letztgenannten Tages gaben sie die Gumbleton gehörenden Koffer zur Beförderung nach Manhattan, Kansas, an der Bahn auf und gingen dann wieder in die Stadt zu rück, um am nächsten Tage selbst abzureisen. Den Abend verbrachten sie, indem sie zusammen nach Mc» Vickerts Theater gingen und den ersten Akt ansahen, während sie sodann in die Wirthschaft Ecke Madison und Statestraße sich begaben und bis 11 Uhr ver weilten. Ziegenmeyer sagt, daß sie um 11 Uhr Bei de ziemlich betrunken waren, daß Gumbleton noch mehr trinken wollte, während et es vorzog, nach Hau fe zu gehen, und daß sie sich demnach trennten. Seit dem habe er von Gumbleton weder etwas gesehen noch gehört. Als er nach mehreren Tagen vergeb lichen Wartens nicht erschienen sei, da sei in ihm die Idee ausgestiegen, daß er sich in den Besitz der Hin terlassenschaft seines Freundes fetzen könne, die er denn auch in der bekannten überaus verschmitzten und gewiegten Weise sich aneignete. Dem Wirthe, welcher sich über das Ausbleiben Gumbletons wun derte, sagte er, baß derselbe nach New Pork gereist sei, und konnte so die Sachen desselben mitnehmen, nach dem er für ihn bezahlt hatte und so zog er denn un ter dem angenommenen Namen des Verschwundenen Wm. H. Gumbleton, in No. 119 Dearbornstraße ein. Auf die Frage, warum er sich nicht bei der Po lizei über das Verbleiben Gumbletons erkundigt ha be, antwortete er, „das habe er ganz vergessen." Nachdem Gumbleton acht Tage fortgewesen, so behauptet Ziegenmeyer, fei in ihm die Ueberzeugung fest gewesen, daß er todt sei, weil er sich oft betrank und in Ungelegenheiten kam, und dann sei er auch an die Aneignung der Hinterlassenschaft geschritten. Und mit dieser letzten Erklärung, welche, wenn sie wahr wäre, jedenfalls dazu beitragen würde, ihn von der Verurtheilung wegen Mordes zu retten, hat et sich selbst den Todesstoß gegeben, denn sie ist erwie senermaßen unwahr. Am 19.November waren Gumb leton und Ziegenmeyer noch beisammen. Am 20. deS Morgens ichon erhob Ziegenmeyer die ersten von Gumbleton deponirten §300 in einer hiesigen Bant am 21. schon ließ er sich die per Bahn nach Kansas geschickten Kisten zurückkommen am 26. erhob er, nachdem er vorher schon schritte dazu gethan, den Rest des Geldes, §8000. Innerhalb der nächsten acht Tage nach dem Verschwinden seines Freundes, ja schon um nächsten Morgen singer an, sich systema tisch dessen Eigenthum anzueignen. Im Besitze Ziegenmeyers ist ferner Gumbletons Uhr gefunden worden, und es wird das als ein ganz besonders starker Beweis gegen ihn betrachtet, da man an nimmt, daß ber Ermordete die Uhr bei feinem Tode bei sich hatte. Nachdem er sich nach und nach in den Besitz aller Gelder Gumbleton's gesetzt hatte, kaufte er bei H. Greenebaum u. Co. feinen Pasiageschein auf dem Dampfschiff Weser und einen Wechsel auf 10,000 Thaler auf Hanover. Ueber die Disposition dieses Geldes gibt sein kleines Memorandum Buch Aus kunft. Am 8 und 11. Januar gab er seinem Vater, einem geachteten und rhrenwerthen Mann, der in Wolfenbüttel eine Zucker- und Stärkefabrik hat, 8000 Thaler. Sein Vater, der etwa 45,000 Thaler besitzt, benutzte das Geld zur Abzahlung einer auf fnnetn Grundstücke ruhend n Hypothek von §8000. $20 lange er in Deutschland war, erklärte der junge Ziegenmeyer, über die ganze Sache keine Auskunst geben zu wollen, um seinen Vater nicht in tingele» genljeiten zu bringen, hat jedoch seine Ueberzeugung ausgesprochen, dafe sein Vater foforl jeden Heller des Geldes zurückschicken wird. Für die übrigen 2000 Thaler bctheiligte er sich bei den norddeutschen An leihen. Detecnv Dixon hat die Aclien verkauft und dafür 2048 Thlr. erhalten. Ziegenmeyer selbst hat in Deutschland nur 150 Thlr. für sich gebraucht, sehr sparsam gelebt und über Heller und Pfennig Buch geführt. Von seinem Vater ließ er sich keine Sicher heit geben, weil er so sagt er ja doch der einzi ge Sohn ist und alles Geld wieder an ihn fallen würde. Sein erster Schritt in Deutschland war nach Ber lin, um sich von dem Gesandten Bancroft einen Pa& der Ver. Staaten geben zu lassen, ber ihn gegen das Einziehen tn die Armee schützte. Diesen Paß erhielt er auf Grund eines Bürgerbriefe?, den et sich schon früher in Baltimore betrüger.icher Weise verschafft hatte. Die beiden Zeugen,welche ihai dabei be hüls itch waren und falsch schworen, die wohl nun auch iif" des Teufels Küche kommen werden, hießen White und Howard. Wetzhalb man Ziegenmcyr erst nicht ausliefern wollte, findet dann seine Erklärung, daß nach den Verfassungen der deutschen Staaten Bürger des ei genen LanoeS nicht ausgeliefert (|onöern zu Hause bestraf!) werden. Der preutzisch-amerikanische AuS» lieferungSvertrag enthalt dtcjelbe Clausel. Da daS Burgerpapier Ziegenmcyers betrügerisch erhalten wurde, )o war er strenge genommen als Preuße an zusehen. Nach mehrmaligem Hin- und Herreise» erfolgte endlich Sie den ÄuZichlag gebenoe Weisung ourch Bismarck selbst. Leipziger Daheim. Das 8.Heft dieser ge diegenen uno prachtvoll illnstrirlen Zeitschrift erhiel» len wir durch die General-Agentur, Siemvn ».Bro thers in Fort Wayne, Ind. \n\n ColumbuS, den 1. Zuni 1871.