Newspaper Page Text
e i n u n e n Der „Shio Staats»Äote" erscheint Mittwoch.» Der Subscriptionspreis für 52 Nummern ist $2 in Vorausbezahlung, K2,2S wenn innerhalb des ersten halben Jahres, $2,50 wenn wahrend des zweiten h*t» ten Jahres und K2,75 wenn erst nach Verlauf des Aahres bezahlt wird. Niemand kann die Z«i« tUng aufgeben ohne vorher alle Rückstände bezahlt ftt haben. Briefe und Mitcheilungm müssen portofeet fein, wenn sie berücksichtigt werten sollen. Cy Postmei'ter können nach einer Verordnuag des General-Postamts Subscriptionsgeldlk a n« o an Zeitungshcrausgcber senden, wenn man deft» selben solche Briefe offen übergiebt, sie versieget» t^jci addrcssircn [ayt. Strebe« Wa^rbeit. Mit Wirklichkeit Xauschtmg sich innig verwebt Gie bilden die Kränze des Lcbcns. Wie sehr auch der Weise die Wahrheit etfhNHt- Er sucht sie, die reine, vergebens. Das Dunkel der Nacht und der strahlende T«g, Sic weichen einander und folgen sich nach Und scheinet die Sonne am hellsten, Dann zeigt sich der Schatten am grellsten. Wenn Licht du verlangest, so strebe nach Licht E« verrath sich hier Gott als der Meister. Ee hat uns die Welt so zusammengefügt, Daß daran sich üben die Geister. Für Jeglichen ist eine Frage gestellt: Die Startern erforschen den Bau der Welt, Die Natur und der Geisterwelt Tempel Für Schwächere giebt's leicht're Exempel. Und ringt sich des emsigen Forschers Blick Empor an der Leiter der Wahrheit, Go halt ihn oft plötzlich derMensch zurück Und trübet des Gcifterblicks Klarheit. Fst stößt man den Denker in Kerker und Nacht, Erprobt an der Wahrheit des BannftrahleS Macht, Und fürchtet der Menschheit Enttäuschung Ost mehr, als die roh'ste Ierfleischung. Doch schlagt dicß nicht nieder des Forschers Blick Es wächst ihm der Muth tn Gefahren. Er richtet nach Oben den strebenden Blick, Kommt naher und naher dem Klaren. Wer aber die Welt hat so gerne getauscht, Wird durch seine eig'ne Erfindung zerfleischt. Stets wird sich im Laufe der Zeiten, Der Sieg für die Wahrheit entscheiden. ö n e r. '^^nlerljaCttmg tm£ Verhängnitz. Im Zwielichte eines rauhen trüben Novem bertages saßen, noch vor dem Ausbruch der französischen Revolution, vier Jünglinge in gleich trüber Stimmung, einsylbig und müde beisammen vor der knitternden Flamme des Kamins. Diese kleine Landsmannschaft hat tc soeben dem scheidenden Freunde eine Strecke zu Pferd Geleit gegeben, und war dann in aller Eile zurückgekehrt, um noch vor Thorschluß die Stadt zu erreichen« Kaum abgestiegen, folgten die drei Freunde ihrem Senior auf sein Zimmer, wohin er sie einge» laden hatte, um bei der dampfenden Punsch Bowle noch einmal des zu der Heimath keh renden Frenndes in Liebe zu gedenken.—Der Abend war indessen eingetreten, und ohne Wechselrede fühlte ein jeder, daß er einige Minuten brauche, tint ernft und männlich sich selbst zu sammeln, ehe er sich der Nachfeier so vieler traulichen Stunden mit ganzer See lc hingeben konnte. Go saßen alle in sich gekehrt, die sanft erwärmende Flamme anblickend und noch unberührt standen die Vorkehrungen zn dem labenden Trank auf dem Tische, und immer dichter und dichter ergoß sich die Dämmerung in das weiß übertünchte Zimmer.—Die zwei kleinen Lichter, jedes auf einem verschieden gestalteten Leuchter, und von ungleicher Grö ße, waren noch nicht angezündet, und die heitere Kaminflamme reichte nur eben hin, um dabei die verstimmten Züge der Iünglin ge unterscheiden zu können. So herrschte ein tiefes Stillschweigen im Zimmer, als leise, ganz leise an der Thür gepocht wurde. Alle schracken leicht zusammen, da keiner von ih uen den Klopfenden, wie sonst gewöhnlich, die schmale Treppe hinaufstolpern gehört hat te, da zugleich Allen die Gerichtsstätte noch vorschwebte, welcher sie auf der Heimkehr vorbei glommen waren und da die Vorbe reitungen zur morgenden Hinrichtung, die dort nicht ohne Schauer und Theilnahme von ihnen bemerkt waren, die düstere Stim rating noch vermehrt hatten, welche das Ab scheiden vom nahen geliebten Freunde immer in edlen Gemüthern hervorruft. „Herein!" donnerte, sich Hrmuthigeud, nach einer kleinen Pause der Senior mit sei ner Sentorstimme, und leise öffnete sich, die Thür und beleuchtet ward vou der schwan kenden Flamme Ks Kamins das todtenblei che Antlitz eines schönen und schlanken, fein gebauten Jünglings, der bescheiden herein trat, und in zwar richtiger, aber dabei fremd artig tönender Deutscher Sprache, indem er deu Namen des Seniors nanute^jtch erkuu« digte: ob derselbe hier wohne. „Der bin ich, lieber Florenbonrg," erwie derte dieser, dem Jünglinge die Hand treu« herzig hinreichend: „Was haben Sie an mich?" „Eine einzige kleine Bitte," fuhr der Ein tretende verlegen fort, während er einen scheuen Blick auf die Gegenwärtigen warf. w deren gegen ihn hingekehrte Züge er in dem Helldunkel der Umgebung nicht unterscheiden konnte. „Nim, wenn es kein Geheimniß betrifft," Versetzte der Senior rasch, „so reden Sie nur frei. Alle diese hier sind meine Freunde, vnd wenn wir's recht erwägen, auch wohl die Ihrigen. Nicht wahr, Ihr kennt ja alle unsern wackern Stummen?" Die Jünglinge bejnheten es. „Da hören Sie fuhr der Wirth fort. „Und nun was weiter, Freundchen! Setzen Sie sich hier zu uns Der Fremde ließ sich beim Feuer nieder, und fragte, nicht ohne ein leises gittern der Stimme, welches doch nicht weiter bemerkt wurde: „Nicht wahr, der Lieutenant Joar ist Ihr Verwandter? Ich habe soeben er fahren, daß er morgen bei der Crekution das Commando führt nun wollte ich Sie ersu chen, mir durch Ihren Einfluß die Erlaub niß zu bewirken, in den Kreis gelassen zu werden. Es ist mir sehr daran gelegen, der Hinrichtung ganz in der Nähe beizuwohnen." „Warum nicht?" unterbrach ihn der Se titer. „Mein Vetter hat mir schon angetra gcn, ihn zn begleiten. Ich habe es aber ab gelehnt, weil in der That, Ihr Wunsch setzt mich tit Verwunderung. Sie, allem Ansehen nach, der Zarteste von uns allen, können sich darnach sehnen, ein Schauspiel in der Nähe zn betrachten, vor dem wir, die wir schon öfter Vlnt gesehen haben, selbst in der Ferne vielleicht den Kopf hinwegwenden werden." „Ich stndire, als Nebenbeschäftigung, die Ehirurgie," versetzte Florenbourg ein wenig verwirrt, mit niedergeschlagenen Augen, und halte es gewissermaßen für Pflicht, mei ne Nerven abzuhärten und sie selbst an das Schrecklichste zu gewöhnen." „Ei mttt, von Herzen gem. Sprechen Sie morgen bei mir vor, oder ich komme zn Ihnen.—Ich will Sie zu meinem Vetter hinführen. Ich stehe Ihnen dafür, Sie wer den einen ercellenten Platz bekommen." „Je näher, je besser." „So nahe wie möglich! Und nun kein Wort weiter von diesem widrigen Gegenstan de, dessen furchtbarer Schauplatz uns allen bei unserer Heimkehr traurige Vorstellungen aufdrang. Kommt, Bursche! helft mir lieber die Lichter anstecken, die Pfeifen stopfen, die Zitronen pressen, und uns den Sorgenbecher bereiten.—Nein, nein, lieber Floren bcnrg," fuhr er eifrig fort, diesem den Hut adueh mend, den er schon wieder ergriffen hatte, „verlassen dürfen Sie uns nicht. Sie blei ben mein Gast, da doch ein freundliches Un gefähr Sie in unser trauliches Gelag geführt hat. Vergebens gaben die mißbilligendenFrenn de ihm einen Wink. Er ließ Florenbonrg nicht fort denn nicht sowohl Neugier, als menschenfreundliche Theilnahme zog ihn zu dem bleichen Jüngling hin, dem es sonst so schwer war, mehr als ein alltägliches Wort abzugewinnen, hud noch war es keinem seiner Mitstudirenden gelungen, in ein recht ver trautes Verhältniß zu ihm zu kommen. Wahrscheinlich war er, worauf auch schon sein Name hindeutete, von Geburt ein Fran zose, oder wenigstens ein Schweizer, welche Vermuthung sich durch seine zwar gramatica lisch richtige, aber im Dialekt fehlerhafte Sprache bestätigte. Indessen bemerkte man ihn auf der Academic nie im Kreise seiner Landsleute und obgleich er sich eigentlich an Niemanden schloß, stand er doch immer in größerem Verkehr mit den Deutschen, bei denen sein stilles, eingezogenes, höchst fleißi ges Leben eine Art von Theilnahme und Anerkennung erregte, während die lebensln stigen Franzosen ihm gar keine Aufmerksam keit schenkten doch beschränkte auch jene Bekanntschaft sich beinahe nur auf die unbe dentendsten Gespräche, welche entweder in den Hörsälen selbst, oder auf dem Wege vou dem einen zum andern vorfielen. In den abendlichen frohen Zusammenkünf ten der Jünglinge, oder in den besonderen Landsmannschaften wurde er entweder nie ge sehen, oder doch nur auf kurze Zeit, und zwar nur dann, wo er sich denselben, ohne ein gar zu auffallendes Betragen an den Tag zu le gen, nicht entziehen konnte, und bei solchen Gelegenheiten blieb er immer still und einsyl big: Auch jah die Mehrzahl ihn in der That nicht gern unter sich. Es war, als wenn sein stilles, melancholisches Wesen etwas Fremdes und Unheimliches in ihre Fröhlichkeit brach te, und sein äußerst sanftes, gefälliges Auße re vermochte nicht den Eindruck wieder gut zu machen, den sein beinahe gänzliches Ver ^stummen unter der allgemeinen Lustigkeit einflößte.- Zuweilen war dies Schweigen von einem zerstreuten Lächeln begleitet, wel ches, eben weil es als ein gewaltsames Auf tauchen aus seinem dunkeln, brütenden In mit erschien, etwas Schandcreregendes mit sich führte. So hatte denn sein ganzes Be- nehmen in geselligen Kreisen zu dem Spott natnen: „des Stummen," Anlaß gegeben, womit man den guten Florenbonrg gern, selbst in seiner Gegenwart bezeichnete, und das mit gegenseitiger Gutmüthigkeit gegeben und aufgenommen wurde. Um so mehr befremdete dieser erste uner wartete Besuch deu Senior, ihn, der mit manchen Andern schon lange theilnehmend den Jüngling ins Auge gefaßt hatte, und er ließ sich daher diese Gelegenheit nicht ent schlüpfen, nm die seit längerer Zeit gewünsch te genauere Bekanntschaft mit ihm einzulei ten. Auch war es wirklich, als wenn die ge meinschaftliche ernste Stimmung nicht wenig dazu beitrug, dem Fremden Zutrauen einzu flößen, oder vielmehr die Gemüther der Freunde empfänglicher zu machen für den ernsten verständige« Sinn, der ihnen aus den sparsamen Reden des bleichen Jünglings entgegen kam —Die gewöhnliche, etwas aus gelassene Fröhlichkeit wollte sich nicht einfin den, ja fast wider Willen kehrten die einmal aufgeregten Gedanken zu der morgenden Hinrichtung zurück, die ihrer Seltenheit we gen schon im Voraus einen tiefen Eindruck auf das unverdorbene Gemüth des größten Theiles der stndirenden Jugend machte. Wenigstens dauerte es nicht lange, als, trotz dem Wunsche des Wirthes, daß dieser Gegenstand nicht mehr erwähnt werden möchte, einer der Freunde auf die Anfrage: warum er so still in sich gekehrt dasäße, zur Antwort gab: „Gegen meinen Willen kann ich nicht umhin, an die gegenwärtige Lage der armen Sünder zudenken. Mich dünkt, daß eben diese Nacht, und die Zeit bis zu dem Augenblicke, wo der Streich fällt, die ei gentlich vergeltende Strafe seines Verbre chens ist, und nicht der Tod selbst, der ihn von der Todesangst erlöst, und demnach ist die sogenannte Begnadigung kurz vor dem, zur bestimmten, Moment keine Gnade mehr, selbst trotz dem, aus dem wiedergeborenen Leben plötzlich auflodernden frendigenGefühl. Der Verbrecher hat eigentlich die Strafe schon erlitten, und das neue Leben, in wel ches er tritt, kommt mir vor, wie das qual volle Erwachen eines Scheintodten im Sar ge. Ach bei Gott, eö ist noch schlimmer als das, indem dort die Qual seiner Zukunft viel länger dauert. Oder sollte wirklich die Hoff nnng einer noch möglichen Lebensrettung selbst in diesen letzten Stunden einem solchen Unglücklichen schmeicheln? Wie doch wohl dem, der jetzt im Kerker sitzt, in diesem Au gen blicke zu Mnthe sein mag „Meiner Ansicht nach," nahm ein Anderer das Wort, „immer besser—da der Verur theilte entweder schon resignirt hat, oder die vergebliche Hoffnung der Begnadigung ihn aufrecht hält—als der, welcher diese Nacht mit der Ueberzengung einschlafen wird, daß er ehe die Sonne noch einmal untergeht, mit festem Blick und sicherer Hand, ruhiger noch, als die geschäftige Köchin einem Huhn den Kopf umdreht, das Blut eines seiner Mitge schöpfe vergießen soll das Blut dessen, der ihn persönlich nie beleidigte, im Gegentheil knieend und bleich mit gefalteten Händen ihm demüthig den Hals hinreicht, die stumme Frage ausdrückend: Laß sehen, ob ein menschliches Gefühl in deiner Brust wohnt? Und—o Schauder! er verläugnet jedes zarte menschliche Gefühl, und vollführt die That. Wahrhaftig, ich weiß nicht, was ich vorzie hen möchte, so den Tod zu leiden, oder i n s o z u e e n 1 „Und beweißt nicht eben diese Ansicht," versetzte ein Dritter aus der kleinen Gesell schaff, „daß wir uns wahrlich mit Unrecht über das Volk lustig machen, wenn es, sich von den Leuten, welchen solche Verrichtung zugetheilt ist, zurückziehend, diese als nnehr lich bezeichnet, weil es der widerlichen Em pfindung, die bei ihrer Annäherung erregt wird, den rechten Namen nicht zu gebe» weiß Mir kömmt der Vollzieher einer sol chen That nicht viel besser wie ein gewöhnli cher Bandit vor, nur daß er sein Gewerbe öffentlich und unter obrigkeitlicher Autorität, daher mit Sicherheit treibt denn für das Gefühl bleibt es schlechterdings Eins und dasselbe, ob eine Privatperson den Gebrauch der Hand bezahlt, oder ein öffentliches Ge richt. Und ist dieses nicht menschlichem Irr thum unterworfen? Hat man nicht auch er lebt und erfahren,daß, wenn auch in unserer Zeit selten, aus eben so selbstsüchtigen, ja noch schlimmeren Gründen gegen einen An geklagten verfahren werden kann? Und, wenn das je der Fall war, wahrlich, dann fröhnt der nnprivilegirte Mörder häufig ver zeihlichern Treiben, als die sind, welche nur aus Durst nach Golde, oder aus dem schmäh lichen Ergeben in den Willen eines rück sichtslosen Gewalthabers entstehen können! Darf ein Mensch ein so blindes Werkzeug sein, daß er selbst die Frage unterdrücken sollte Leihest du nicht vielleicht dem Unrecht deine Hand, um sein schuldloses Opfer zu tödten ?—Ist folglich jene widerliche Empfin dung nicht in einem religiösen Gefühl gegrün det? Aus demselben Herzen welches Mitleid mit dem Mörder, der, von Leidenschaft hin gerissen, das Blttt seines Mitgeschöpfes ver gossen hat, muß auch Abscheu vor dem er wachsen, der nm Geld, um gemächlich und mühelos leben zu können, die Erde mit dem Blute seines Binders färbt. Es ist natürlich, den mit Schrecken, wenigstens mit scheuer Befremdung zu betrachten, der sich des heilt gen Gefühls überhebt, welches wir als unser höchstes Eigeuthum verehren." „Zur Ehre der Menschheit," nahm der Erste das Wert wieder, „zweifle ich nicht, daß die Herzen vieler Männer, welche dies unselige Gewerbe treiben, sich vor und wäh rend der Ausübung desselben gepeinigt und zerrissen fühlen allein das sieht der zuschau ende Blick nicht, und das Gefühl, von diesem geleitet und bestimmt, kann nur nach dem äußeren Schein der Härte und der Gefühl losigkeit urtheilen. Der Mensch ist freilich ein Geschöpf, das sich alles aneignen kann, und das Gefühl härtet sich durch die Uebung mehr und mehr ab jedoch sollte es mich wundern, ob eben demselben, der im Laufe der Zeit ganz gelassen ein Todesnrtheil vollstrecken kann, nicht die Augen über fließen würden bei einem weit weniger traurigen Vorfall im Leben, wovon er uner wartet Zeuge wurde. Ja, ich vermag recht gut zu begreifen, daß ei» ganz rechtlicher Mann bei solchem Gewerbe grau und stumpf werden kann, nur das fasse ich nicht, wie jemand sich entschliessen mag, das blutige Gewerbe zu ergreifen, und sehe ich ei nen jungen Menschen ohne Scheu und Wi derwillen ein Richtschwert blos anfassen, so wendet sich das Herz nnwillkührlich von ihm ab, und ich glaube eine Rauhheit und Härte des Gemüths an ihm wahrzunehmen, die mich ohne weiteres verhindern würde, ihm mein Zutrauen und meine Achtung zu scheu keu." Nachdem noch Vieles über diese Materie gesprochen war, wobei Florenbonrg, wie ge wohnlich, einen stummen Zuhörer abgab, äußerte der Senior: daß doch wenigstens ein ziemlicher Grad von Verdorbenheit dazu gehöre, einen Erwerb zu erwählen, welcher, der furchtbaren Verpflichtung, welche darau geknüpft ist, nicht einmal zu gedenken, den damit Belehnten, trotz der reichlichen Ein künfte, in beinahe völliger Abgeschiedenheit von allen geehrten bürgerlichen Verhältnissen zu leben zwingt, und einen Mangel an Ehr gefühl, der doch der Born aller Laster sei, bei dem Bewerber voraussetzt." Dann erst nahm Florev.bvitrg das Wort: „Obgleich ich." begann er, „beinahe allem, was über diesen Gegenstand ausgesprochen ist, beistimme, muß ich doch bemerken, daß Sitte und Gesetz dafür gesorgt haben, die letzten Bemerkungen über diesen nnglückli chen Stand etwas zn entkräften. Sie über sehen, daß die Mehrzahl der Leute, welche dem traurigen Geschäfte sich widmen, eine große, durch vielfache Verzweigungen mit ei nander verknüpfte, Familie ausmacht. Durch den Umstand allein, daß der Vater an man chen Orten verpflichtet ist, sein Amt auf seine Kinder übergehen zu lassen, werden diese von ihrer Jugend an gewöhnt, das widerst« bende Gefühl zu bezwingen, und.sich in die Härte ihres Geschicks zn fügen. Dennoch ist mir eine Begebenheit genau bekannt, die wenigstens einen Beweis liefert, daß ei nem unabhängigen jungen Manne von frommem Sinne, einem Menschen ohne Här te, ja sogar ohne Stärke der Seele, ein sol ches Amt durch die Verhältnisse ausgedrun gen werden kann. Noch mehr, es ist mir so gar klar, daß der Held jener Begebenheit nur durch seine Mutlosigkeit dazu getrieben worden sind. Es wurde ihm der Einwurf gemacht, daß Mangel an Muth und Grausamkeit sehr gut mit einander bestehen können. „Ich habe aber von einem frommen Man ne geredet, versetzte Florenbonrg mit Wärme, „fromm in der wahren Bedeutung des Wor tes, einem höchst rechtlichen, gutmüthigen Menschen, einem nickt glücklichen zwar, al lein es war ja auch eigentlich nur vom Cha rakter die Rede. Ich kenne ihn persönlich.— O fuhr er schmerzlich lächelnd fort: „se hen Sie mich nicht so befremdet an. Ich ver sichere Ihnen, ich bin ganz ohne mein Zuthun an diese Bekanntschaft gekommen, und ich würde durch die Geschichte dieses Mannes meine Behauptung bewähren, wenn wir uns nicht alle, mehr als billig, die flüchtigenStnn den durch dergleichen Dinge schon verdorben hätten." Der Senior aber, der gern feine Einla dung rechtfertigen, und dabei dem Jünglinge Gelegenheit geben wollte, durch einen anzie henden Vortrag auch die Theilnahme der Freunde zn gewinnen, betheuerte ihm, daß er zu einer solchen Erzählung nie eine günstige re Stimmung, als die gegenwärtige, finden könne, und daß er nicht zweifle, Florenbonrg werde den schon mitgetheilten Ansichten, durch seine Erzählung, eine neue und bestimm tere Richtung geben. Florenbonrg, obgleich bei dieser ansdrnck lichen Aufforderung sichtbar betroffen, gab doch sogleich, leicht erröthend, nach, und er zählte, jedoch Anfangs etwas schüchtern und mit leiser Stimme, Folgendes (Fortsetzung folgt.) Die arme Wahnsinnige. Der St. Lonis „Republican" vom 28ten Juli erzählt folgende rührende Geschichte von einer unglücklichen Frauensperson, welche sich an dem Quarantäne Grund (zu St. Louis) befindet und ein Gegenstand allgemeiner Bedanerniß ist: Die angegebene Person ist ein Franenzim wer dem Anscheine nach ungefähr dreißig Jahre alt. Sie ist unter dem Namen Ca tharina bekannt und gibt ihren Namen, wenn es einem gelingt sie zur Rede zu bringen, als Catharina Weber an. In so viel ich, mit Hülfe eines Dollmetschers, von ihrer Ge schichte erfahren konnte, ist sie mit einem Brnder, der sie in den pennsylvanischen Ge birgen oder in Cincinnati verließ, vor etwa drei Monaten von Deutschland nach den Vereinigten Staaten gekommen. Sie sagt, daß Hr. Angelrodt ihre Familie und Verbin düngen kenne und daß sie in Potosi oder Mi ne La Motte Verwandte habe in welchen von beiden ist schwer zu bestimmen, da sie sehr schnell und unzusammenhängend spricht. Die Arme ist ein von allem entblöster Fremd ling, für den Sorge getragen werden sollte. Sie ist ein gänzlich harmloses Geschöpf, das man eher geisteskrank als wahnsinnig nennen könnte. Sie besucht alle Stuben des Hospitals und verweilt am liebsten bei den Betten der Kranken. Sie scheint sehr richti ge Begriffe von dem Zustand solcher Kranken zu haben, denen ein baldiges Abscheiden be vorsteht denn einige Minuten vor dem ein tretenden Tode findet sie sich jedesmal an Ort und Stelle ein, wartet die letzten Au genblicke ab, drückt ihnen die Augen zu und zeigt sich sehr geschäftig alle Verrichtungen einer Todtenfrau auszuüben. Ist dies ge schehen, so geht sie weg, flicht einen Kranz von Blumen oder Sträuchern und legt den selben auf den Leichnam. Wird dieser in den Sarg gelegt, so steht sie dabei und sieht beson ders darauf, daß der Deckel genau paßt. Sie folgt als Hauptleidtragende der Leiche zum Grabe, wo sie abermals einen Kranz anf den Sarg legt (wobei sie niemals von den Männern gestört wird) ist die Beerdi gung vollbracht, so bleibt sie beim Grabe ste hen und singt mit schöner und heller Stim nie für eine volle halbe Stunde laug Lieder und Hymnen. Beinahe zu jeder Stunde bei Tag oder Nacht, ist sie auf den Beinen und bei Abgang oder Ankunft eines Bootes steht sie an den Ufern des Flusses und singt Lieder Sie ist milde und fleißig, immer mit etwas beschäftigt bald kehrt und säubert sie den Grund, bald bereitet sie Thee oder sonst et was für die Kranken. Unter allen Trübseligkeiten, welche uns diese Welt vor Augen führt, ist wohl die Betrachtung des traurigen Looses eines un befreundeten, seines Verstandes beraubte« und von allem Notdürftigen entblösten weiblichen Wesens, eine der schmerzlichsten Empfindungen. Denkt euch eine solche Un glückliche, den groben Spässen, Unver schämtheiten und selbst Mißhandlungen ei ner unfühlenden Menge preisgegeben und sagt, ob selbst der Tod in seiner schrecklichsten Gestalt erschütternder ist, als ein solches Schicksal ?—Catharinens Anstand sollte das Mitgefühl derer erregen, welche ihre Spra che verstehen, und versuchen ihre Geschichte aus ihrem Munde zu erfahren. Ginige Worte über da« Erbrecht und den Reichthum. [9lach socialen Begriffe»^ W a u i A e s u n e Andern nichts?"—fragte der Erbe ei nes großen Vermögens —und man antwor tete ihm Das Erbrecht ist ein großes Un recht, wenn es die Entartung und die Laster eines müssigen Lebens fortsetzt, ja, das Erbrecht ist eine Geisel, wenn es die fluch würdigen Leidenschaftcn hervorruft ja das Erbrecht oder der Reichthum ist eine Gotteslästerung, wenn es in selbstsüchti gen Händen unermeßliche Reichthümer aufhäuft, welche taufenden von Familien Mittel zum Dasein und zur Arbeit gewähren könnten —das Erbrecht kann sich aber auch in hohem Grade heiligen, wenn der Erbe mit Eifer die heiligen unverjährlichen Pflichten übt, welche die Menschheit demjenigen, wel* cher besitzt, gegen den NichtbeMnden auf Bekanntmachungen. 16 Zetlm und weniger tosten 1 Thaler für StMO» ges Einrücken, jede nachfolgende tostet 25 Cent. lS Aetlen und weniger »terteljähetg #3,50 halbjahrig #4,00 »in Jahr $7,00 Corner of 6'9C Marschall Bugeaud, von der französischen Armee. Carl Albert, Er-König von Sardinien^ Der einzige noch lebende, von den sieben bei der Schlacht von New-Orleans in 1315 verwundeten Männern ist Hr. IamesCraw ford von Cincinnati. Das kleine Dampfboot „Laurel" ging tmn Mittwoch im Mississippi nierfit'jir- Welse ju Grunde. £. noiSfeite deö Flusse- «wa der Missourimü«. dung grflenuh jum O. legt ja, das Erbrecht und der Reichthum wird heilig, wenn der Besitzer großer Mittel sein ganzes Dasein darauf verwendet, sie zur moralischen und materiellen Verbesserung al ler derer zu gebrauchen, welche die Gesell schaft zu Gunsten einiger Bevorrechteten enterbt.— A n Nach diesenGnmdftitzenmensch licher Verbrüderung dürfte der Besitzlose" über die entsetzliche Ungleichheit in Verthei lung der irdischen Güter, sich nicht mehr be klagen weßhalb es sehr zu wünschen wäre, daß diese wenigen Worte in den Herzen vie ler Begüterten Anklang fänden. a n i a i s s i n s e i e n v o n a u s e z e i neten Personen. Innerhalb einem kurzen Zeitraum, starben folgende ausgezeich uete Personen in diesem Lande und in Euro pa: James K. Polk, Erpräsident de? Ver. St. Gen. Edmund Gaines, von der Ver. St. Armee. Armee. Gen. S. W. Kearney, von der Ver. St. St. Gt. latK 6tr z„,. Holjcinneiimcn ange» •u und wollte sich eben wieder vom Lande entfernen, als die steile Uferbank einstürzte, den Steuerbord des Schiffes zertrümmerte und letzteres bald zum Sinken brachte. ES hatte ziemliche Fracht fur den Illinoisfluß an Bord, von welcher ein Theil gerettet wer den kann. (Az d. W.) Die „ewige Unruhe,' erfunden—Die Cin cinnati Gazette sagt daß ein Eirischer Na mens Maguerie in jener Stadt, die immer währende Bewegung wirklich erfunden habe —nämlich eine Maschine, die sich selbst in Bewegung hält und nur ein wenig Oel braucht, um irgend einen Grad von Gewalt, im Verhältniß zu ihrer Größe, zu erschaffen. Die Maschine, welche jetzt in Bewegung ist, wiegt 100 Pfund und treibt ein Drechselrad, bis es ausgewohren ist, ohne daß man mehr zu thun braucht, als dieselbe des TageS ein oder zweimal zu schmieren. Man berechnet, daß in vier heißen Tag,» dieses Sommers zu Boston nnd Umgegend nicht weniger als fünfzig Personen von der Sonnenhitze und vom unvorsichtigen Genuß kalten Wassers gestorben sind. N u z e n e o e a E s a Alles seine gute Seite," sagt ein altes, aber wahrcsSpricbwort, und selbst die schreckliche Cholera macht von dieser Regel keine Aus nahme. Sie Hat unseren Druckerteufel in Angst gejagt, daß dieser alle Ecken in der Druckerei rein ausfegt, sie reinigt die Straf sen, macht die Leute müßig, bringt denPreiS der Kartoffeln Herunter, läßt den Salat in Saamen schießen, Pickels erhalten Zeit zum Sauer werden, Bohnen werden eingemacht, Kalkbrenner verdienen Geld, macht dieHoch müthioen demüthtg, lernt manchen Leichtsin »igen an den Tod denke«, giebt dem Drucker Stoff für seine Zeitung, bereichert die Doc tore Ii, und Schreiner und Todtengräber ha ben die Hände voll zu thun— Der Himmel behüte uns indeß vor solch einer „guten Sei te!" so sagt der Libanon „Morgenstern." Der Doylestaun, Bucks Caunw, Pa., „Erpreß" vom 12. Aug. sagt —Tu Ba ter und Tochter, in Neu-Britain, Bute County, wohnhaft, wurden letzte Woche inS Grfängniß gesteckt. Da die ganze Geschichte vor die Court kommt, so betrachten wir eS nicht mehr als billig über den schrecklichen unmenschlichen, und in der Geschichte unser# Countys unbekannten Vorfall zu schweigen. Sobald die Jury und Richter ihr Urtheil ge geben, werden wir unsern Lesern einen a«S fübrlichen Bericht erstatten. Leser, denkt euch, es ist Blutschande! Ein Vater soll a» seiner eigenen Tochter Blutschändung began gen haben deinEnde!! Ü'- 1 I :*'i „,v \n\n E z u n v o n K u s e e i i n e a n S e e v o n I N o n a e W o e i e i w n a i e i n V a e a n (Jahrgang 2. Canton, Stark Cannty,Ohio, Mittwoch, den latest September, 1849. Knmmer 31) GejchLftstarttn von 4 Zeilen fur ein Jahr $3,0° Bei größer« Anzeige» wird tut gestattet. (CJ* Postmasters are politely requested and MM thorised to act as agents. H. J. NOTHNAGEL, publisher 7th & South Market Str. CANTON, Col. James Duncan, von der Ver. Armee. Frau Madison, Wittwe des verstorbene« Erpräsidenten James Madison. Madame Recamier, Führerin der MWe in Napoleons Zeiten. Madame Catalani, die berühmte Sänge rin. Madame Awakgnae, Mutter des Gen. Cavaignac. (Unabh. Rep.) Gen. W. I. Worth, von der Ver.