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Allgemeine Zeituna fiür Wahrheit und Klahveit auf dem Politischen und Sozialen Gebiete Jahrgang 85. — W —— Wochen diunds unds hau u ; ; —— Mussolini soll sich mit dem Plane tragen, mit Griechenland zusammen die Türkei angreisen zu wollen. Mus— solini soll Anatolien für ital. Aus— wanderer haben wollen. Die Griechen aber wollten den Theil Thraeiens, der noch der Turkei gehört und wos möglich auch Konstantinopel haben Da Frankreich und England jetzt an derswo zu thun haben,einander auch spinnenfeindlich gegenüberstehen, so joll der ital. Dietator die Zeit gün—- stig halten den Plan auszuführen. Mussolini müßte also in Tripoli nicht den riesigen Vorrath an Ackerboden gefunden haben, der berichttet wird. Das Urbar nachen desselben wäre viel billiger wie ein Krieg. ; Was wahr ist, weiß; man nicht, aber die Türkei hat ihre Armeestärke verdoppelt, sie will also auf jeden Fall gefaßt sein. Unser früherer Gesandte in Italien Richard Washburn Child von New York, hat in Chieago eine Erklrung auch über Mussolini gegeben. Er sagte: ; „Mussolini hat immer besonders darauf geachtet zu betonen, daß der von ihm gpredigte Imperialismus ein geistiger Imperialismus sei, der ein goeinigt-s Volk mit hohen Idea len bedeutet. Er bemüht sich, Ita— lien auf die Füße zu stellen, und es us der Lage herauszubringen, daß 1 ʒ von den verschiedenen Müächten cht mehr hierhin und dorthin gezo gen wird. Ich halt· Mussolini nicht für eine große Gefahr. In der Ansicht der Sozialisten wird er als solche ange sehen, und es ist im Interesse der europätschon Mächte, daß man ihn als eine solche hinstellt. „Den Völlerbund bezeichnet Ri—- chard Wasl/burn Child als einen po—- litischen Fehlschlag, doch habe er in sozialer und wirthschastlicher Hinsicht einen gewilfen Lei Was auch im mer aus der Funktion der politi schen Einmengung der Liga werden möge, ihre sozialen und wirthschast lichen Funltionen sollten bewahrt bleiben. Er sagte: „Der einzige Krieg, den die Liga beanspruchen lann, verhütet zu ha—- ben, war der kleine Streit zwischen Griechenland und Bulgarien. Sie hat so gut wie nichts gethan, um Deutschland oder Rußland in die wirthschaftliche oder soziale oder po litische Strultur Europas zurückzu bringen. Konnte die Liga die Ve-- seyung des Ruhrgebietes — eine ausschließlich militärische Angele—- genheit — anrühren? Hat sie auch nur eine Wimper gezuckt als durch den Krieg -wischen Griechenland und der Türkei ein gesährlicher Winkel in Brand gerieth? Hatte sie auch nur ein Wort zu sagen, als Musso— lini sie an ihrer Nase zupste, die sie in den Korfu · Fall stecken wollte? Hat sie im Norden Europas die ver-· schiedenen Kriegsausbrüche und Grenüberschreitungen verhindert, bei denon auch einige ihrer Mitglie· der betheiligt waren? Hat sie den Locarno · Palkt pustandegebracht? Ist es nicht wahr, daß alle bedeuten· den Voertraasabschlüsse und die Bei legung aller größeren Schierigkei— ten außerhalb der Liga stattfanden? „Der Theil des Voöllerbundes, der des Rettens werth ist, ist nicht jener, der der polistischen Einmischung oder dem Verbot von Kriegen gewidmet ist, sondern die Funktionen, die zum Aufbau des Friedens geeignet sind — der sojziale und wirthschaftliche Internationalismus.“ Damit wren wir bei der Frage des Völlerhundes. Von unserm Staatsseer. hat er eine starke Abfuhr erhalten, als er über die Senats Re servationen unseres Veitritts zum Weltgericht unterhandeln wollte. Die Memelländer haben sich an lhn gewandt, seine Authoritt gegen das kleine Lithauen aufrecht zu halten, das die vom Voölkerbund dem Memel land gegebrne Autonomie schwer ver leyt hat und ganz abschaffen will. un nun die Liga sich der Memel- Mder annimmt, und Lithauen be fiehlt, ihnen volle Autonomie und die dazu nökhigen Geldmittel zu geben, und Lithaun sagt, nein, dann hat die Liga kein Mittel, sich Gehorsam zu Arkansas Echo Little Rock, Arkansas. Mittwoch den 28. April 1926, verschaffen Polen darf sie nicht mit der Ausführung eines solchen Befeh les betrauen, denn es würde nach Memel einmarschieren und da bleiben. England könnte Lithauen zur Ver— nunst bringen, wenn es den Auftrag annehmen will. Der soziale und wirthschaftliche In ternationalismus der Liga hat bisher nichs geleistet. Die nächstliegende Aufgabe wäre durch Niederlegen oder wenigstens Ermäßigen der Zölle den europãischen Markt für seine eignen Erzeugnisse aufnahme fähiger zu machen. Damit nnte Oesterreich vor dem Zusammenbruch gerettet und Deutschland auf die Füße gestellt werden. Ferner würden Polen, Tschechoslowakien, Jugoslowakien u. Ungarn gewaltig erleichtert werden. Sie bildeten vor vem Kriege ein ein heitlitliches Wirthschaftsgebiet, dem Polen nur theilweise angehörte, sind dber jetzt durch verrückte Hochzoll schranken getronnt, die den eignen Handel getötet haben. In einer Erörterung der augen—- blicklichen wirthschaftlichen Lage des deutschen Volkes drückt Reichsfinanz minister Dr Reinhold die Ansicht aus, daß, „wenn nicht alle Anzeichen trügen, die schwere Krise der deut schen Wirthschaft ihren tiefsten Punkt erreicht habe.“ Er erklärte: „Kein Einsichtiger ist sich darüber im unklaren, daß der Wiederaufstieg schwer und langsam sein wird und daß wir noch lange Zeit mit einer sehr hohen Zahl von Erwerblosen rechnen müssen. Aber der lähmende Druck, der bisher auf unserem Wirth-- schaftsleben lag, ist doch im Schwin-- den. Der deutsche Markt ist jetzt in norlich gefestigt. Wer sich durch die Noth der letzt Monate hindurch ge rettet hat, der hat die Feuerprobe bestanden. „Die ungesunden Verhältnisse unter denen unser Wirthschastsleben im letzton Jahre so schwer gelitten hat sind nunmehr zum großen Theil beseligt. Das Steuermilderungsge setz ist nur ein Anfang. Das gZiel des Reichsfinanzministeriums geht weit darüber hinaus. Es soll und muß die Ansgabe erfüllt werden, in Deutschland mit seiner komplizier ten Verwaltung die öffentlichen Steuerbedürsnisse der allgemeinen Stenerkraft anzupassen. „Das Stenuermilderungsgesetzt ist gleichsam der erste Schritt auf dem schwierigen Wege, an dessen Ende als gZiel eine durchgreifende Verwal— tungsreform steht, die allein du nothwendige erhebliche Reduzierung der öffentlichen Lasten bringen lkann Zur Erreichung dieses Zieles aber wird es nicht nur des festen Willens der Regierung, sondern auch der vertrauensvollen Mitarbeit ganz Deutschlands bedürfen.“ Auch da sind es die hohen Zölle, welche den Handel lahmlegen, und nicht nur Doutschland sondern auch die anderen Länder schädigen. Deutsch land hat 60 000,000 Einwohner, sein Ackerbau kann nur 40 Mill. ernähren also milssen 20,000,000 von einge flülhrten Nahrungsmitteln leboen, die abor nur mit Waaren bezahlt werden können. Wir könnten die Nahrungs mittel liefern, aber unser Hochzoll verbietet den Deutschen Waaren dafür zu liefern. Und der Hochzoll ver—- theuert unseren Farmern alles was sie brauchen. Nun ist es erwiesen, daß unsere Reqglerung von den eingehenden Hoch— zöllen, die von den Consumenten im Lande berolt werden, nur den drit ten Theil »rhält, da die Fabrikanten im Lande den Zoll auf ihre Waaren schlagen, so erhalten sie zwei Drittel des Vetrages. Das erklärt die riesi goen Dividenden der großen Gesell schaften. Es ist deshalb von den Demokraten geplant, den Hochzoll zur Campagne frage zu machen, und eine wirksame Frage ist das bosonders bei den Farmern im Mittelwesten u. Süden. Dau kommt Prohtbition und der Boeitritt zum Weltgericht. Die Vor— wahl filr den Senat in Illinois wo der Gegner des der Regierung völ lig ergebenen Senators MesKinley in der Campagne diesen nur beschuldigte für unseren Beitritt zum Weltgericht gestimmt zu haben und ihn mit weit über 100,000 Stinmen schlug, zeigt, daß diese Campagnefrage durch aus nicht leicht zu nehmen ist. Am 21. April hat der Senat das Schuldontilgungsabkommen Italiens mit den Ver. Staaten nach stürmischer Debatte mit 54 gegen 33 Stimmen ratifizirt. Reed von Missouri stimm te dafür, um einen Antrag auf Wie dererwägung einbringen zu können. Gleich nach der Abstimmung schlug Senator F-ß von Ohio Wiedererwä gung vor uand Smoot von Utah brach te den Antcag ein, den Antrag von Feß auf den Tisch zu legen. Damit wäre Reeds Antrag unmögüch ge worden, darum zog Feß seinen An— trag zurück Aber die Geschichte hat te eine heiße Debatte zur Folge, die sich auf den 22. ausdehnte, bei der auch Senator Borah einen Hieb er hielt. 23 Demokraten stimmten ge— gen Ratifikation, darunter beide Arkansas Senatoren. Im Hause sollen jetzt die Farm— bills an die Reihe kommen. Das Ko mite hat drri Bills einberichtet, da es sich nicht einigen konnte, welche zu! empfehlen oder aus den drei eine zul machen. Dagegen wird die Bill, wel che die Rückgabe deutschen Eigenthums verfügon sollte, auf die lange Bank geschoben nnd in dieser Sitzung nicht mehr vorkommen. Das Verhör der Nassen und Trock nen vor dem Senats Ausschuß hat die Thatsache grell beleuchtet, daß die Prohibition hier große Mißstände geschaffen hat. Die angeführten Zah len von Alfoholverbrauch zu Geträn—- ken, die zugegebene Einschmuggelung in riesigem Maßstabe u. die steigende Zahl der beschlagnahmten dunenn und Brennereien nageln die Thatsache fest, daß der Großtheil des Volkes naß ist. Wäre es trocken,, dann wãre nach Schnaps nicht die Nachfrage, von; der die drei genannten Geschäfte, der: brauch von Alkohol aus Regierungs verschluß zu Getränken, Schmuggel! und Mondscheinbrennereien abhän— gen. Die kommende Campagne wird Naß und Trocken als Wahlfrage in vielen Staaten haben, während in den! Südstaaten der Tarif wohl die Haupt · frage sein wird. —— ¡ ; In Rom wurde am 21. April derl 2650ste Geburtstag der Stadt Rom gefeiert und Mussolini wurde dabei mehr geehrt wie wohl je ein römischer Imperator geehrt worden ist. Der Bürgermeister Roms hat 4 Mill. zur Verfügung, damit soll er Rom in sei nem alten Glanz wieder herstellen. Das Geld wird nicht langen, aber viel lann doch damit gethan werden. Von verschiodenen Seiton wird da rauf aufmerlsam gemacht, daß Mus· solini den Frieden wolle, um Italien zu entwickeln. Die nächste Zeit wird zeigon, was wahr davon ist. Die faschistische Zeitschrift Politika hat in einer Doppelnummer den Franzosen und Engländdern ihre 3weideutigkei ten und Lügen in den Vorkriegs- — Nachkriegsverhandlungen mit Italien urkundlich hewiesen, vorgehalten. Bri and und Grey im Verein mit Vnt land haben danach die Italiener 1916 an der Nase herum geführt und diel Blutopfer Italiens gratis verlangt. Das polnische Kabinet, an dessen Spitze Graf Skrynski stand, hat am 21. April resignirt. Eine ausländi sche Anleihe war nicht zu erlangen ! Die balanzirung des Budgets warl durch Erdrosselung der Einfuhr e wirlt worden, wodurch gerade den Vanuern Geräthe und Maschinen ver· sagt wurden. Die Aetivität der Handelsbilanz bedeute somit Passivi tät der Wirthschaft. Der Regierung wurde weiteres zum Vorwurf gemacht, daß sie er stens don Zollkrieg mit Deutschland hervorgerufen, dadurch die Aus· fuhr von Kartoffßeln, Fleisch und Holz gehemmt hätte und zweitens,! daß sie nicht imstande gewesen war, die von der Tschecho Slowakei ver filgte zeltweilige Viehsperre für diel Ein- und Durchfuhr polnischen ; Viehs zu verhindern. Diese tsche chische Maßnahme hat die bauerli· chen Parteien Polons gegen ihre Roegierung anfgebracht. Auch haben die Streitigkeiten im polnischon Heere, die durch Aeuße· rungeen des Marschalls Pilsudski hervorgerufen wurden, zu Angrif fon auf die Regierung Anlaß gege-l ben. Diese Angelegenheit erreichte den Höhepunkt, als der Generalin spelteur der Kralauer Bezirkes General Szeptyck, gegen den sich die Schmähungen Pilsudstis in er- sster Linie gerichtet hatten, öffent lich erklärte, die Regierung versage ihren Offizieren Schutz gegen Be— leidigungen und er sehe sich daher genöhigt, um seine Entlassung an— zusuchen. In Polen sieht es also sehr zerfah ren aus. Ob ein anderes Kabinet Ord nung schaffen kann, ist eine Frage. Der Präsident Polens hat die Re— signation nicht angenommen, weil er schwerlich ein anderes Kabinet haben kann. Vorige Woche waren Deutschland und Rußland über ihren Neutralitäts Vertrag noch nicht einig. Die Ver—- handlungen werden offen geführt, im Gegensatz zu der Geheimdiplomatie des Völkerbundes. Die deutsche Presse bemerkt hier zu, daß die Geheimdiplomatie, e: ren Abschaffung der Lollerbund sich zur Aufgabe gesetzt hatte, Euro-- pa heute fester in ihren Aauen halte, als je zuvor. Pakte, beruhi gende Versicherungen, Reutralitts abkommen und andere Verträge tauchen in immmer größerer Zahl auf. Der von allen Seiten offen er wartete Mißerfolg der Genfer Ab rüstunngskoferenz dürfte nach An— sicht einiger Zeitungen der Geheim— diplomatie neue Möglichkeiten für weiteres üppiges Blüthen bieten. Dr. Stresemann sagte, Deutsch lands Standpunkt sei, daß die bei— den Vertragsländer sich verpflichten, im Falle eines Krieges neutral zu bleñben. Uebrigens sei der Vertrag dazu angethan, die Freund schaft der zwei Länder zu fördern Der deutsche Außenminister sieht in dem Vertrag nur eine Folgeerschei nung des Locarno Paktes. Dagegen wollen die Russen jeden Angriff von Seiten des Völkerbundes gegen die Sowjet Union in den Ver— trag sezen, was ihn zu einer sehr komplizirton Angelegenheit machen würde. Der Vertrag ist am 24 April unterzeichnet worden. Im Senat hat Senator Reed von Missouri den Antrag gestellt, das Schuldenabkommen mit Italien in Wiodererwägung zu ziehen. In seiner Rede nannte er es den größten Dieb—- stahl des Jahrhundert. Coolidge sei damit einverstanden und das zeige, daß er Wallstreet gehöre, daß Wall— street ihn fontrollire. Wallstreet ar-- beite für den Erlaß aller Kriegsschul den, damit es seine Privatschulden kol leetiren könne. Er sei kein Gegner des Kapitals, wenn es aber konume und Vesitz von der Regierung ergrei se, dann sei es Zeit zu prolestieren Auch Mellon erhielt sein Fett. Er sei ungesetzlich ernannt worden, als er Direttor in 68 Fabrilations Gesell schaften war, die Alles einschlössen von Whisley bis Aluminium. Der Antrag Reeds wurde mit 43 gegon 24 Stimmen niedergestimmt und wenn der Präsident das Abkom— men gezeichnet hat, dann ist es Gesetz. Der franz. Botschafter in Washing ton hat von seiner Regierung Voll macht erhalten, ein Schuldentilgungs Abkommen zu treffen. Da ist gesagt worden, Frankreich solle die Besitzun gen im earabischen Meer an die Ver Staaten abtreten und damit einen Theil der Schulden zahlen. Caillaux hatte 40 Prozent angeboten, die in 70 Jahren bezahlt werdon sollten. Un sere Kommission forderte 60 Prozent Wahrscheinlich werden beide Theile sich nun einigen, denn der Franken sturz macht es für die franz. Regie rung absolut nöthig, hier ihren Kre— dit wioder zu eröffnen, um dem Fal—- len zu nichts vorzubeugen, der Frane war Ende voriger Woche tiefer ge sallon wie s-, er war etwa Ze werth. Jett konmmen wieder einmal eine Anzahl Engländer mit Bonds und Papiergeld der confederirten Staaten und verlangen Bezahlung durch die Ver. Staaten. Erhalten werden sie nichts. Sir Austen Chamberlain sagte darilber im Hanse, daß kein Grund vorhanden wäre, die Bonds als Verpflichtungen der amerikani schen Regterung anzusehen, daß je— doch britische Unterthanen dieselben Zuflüchte für die Kassterung ihrer Ansprüche hatten wie die Amerila ner. Jedoh blieb Geld der Konfod—- derierten in unbekannter Menge noch nach dem Kriege in den Hüän— den der Einwohner in den südlichen Staaten, und es hatte nur den Werth des Papieres, auf dem es ge druckt war, sodaß die libernomme nen Verpflichtung nicht begzahlt werden konnten. DNiese Forderungon werden aufge- frischt, weil die Ver. Staaten das Geld haben zu zahlen. Die Friedensverhandlungen in Marokko sind am 22. April zum Stillstand gekommen. Die Abge—- sandten der Rifioten haben sich abso lut geweigert, den Franzosen irgend ein Vorrücken ins Riffgebiet zu ge—- statten. Als die Konferenz nach vier— stündiger Sitzung sich vertagte, ohne ein Ergebniß zu haben, wurde kein Datum für die nächste Sitzung fest gesetzt. Die Rifioten sind abgereist ohne ein Wort zu sagen. Sie gehen nach Abd-el-Krim, um ihm VBericht zu orstatten. Das Schießen an der Front ist von den Spaniern einge—- stellt worden. In der franz. Kammer machte der Kommunist Dorrot den Antrag, die Bewilligung für Marokko um eine Million Frnes zu beschneiden. Da sagte die Regierung, sie betrachte die Abstimmung über diesen Antrag als eine Vertrauensfrage. Der Antrag wurde mit 368 gegen 166 Stimen abgewiesen. Die Verbandlungen mit den Rifio— ten sind wieder aufgenommen wor den. Ein franz. Flugzeug hat die Abgesandt-n geholt. Aus Pekling wurde am 22. April gemeldet: Goneral Chang Hsueh- Liang, der Sohn des Marschalls Chang Tso Lin, und General Chang Tsung Chang, der Gouverneur von Schantung, die Führer der Fengtien und Shangtung-Armee, zogen heute in Peking ein. Marschall Wn Pei— Fu ist eingeladen worden, sich mit ihnen wegen Vertheilung des Gebie tes in Nordchina zu treffen, doch hat er sich noch nicht entschließen können, Hankau zu verlassen. Die fünftägige Frist, welche für die Sicherheit von dem Zivilkomitee festgesetzt worden war, lief heute ab, und das Komite löste sich auf. Später zog das Komite seinen Entschluß in Wiedererwägung und beschloß mit der Auflösung zu war—- ten, bis von der Regierung eine be stimmte Behörde eingesetzt worden sei. Marschall Chang Tso Lin sendet Getreide aus der Mandschurei, um dem Mangel an Lebensmittel in Pe king abzuhelfen u. hat seine Absicht belkanntgemacht, nach der Hauptstadt zu kommen. Chang Tso Lin, der Dietator der Mandschurei hat den russischen Gene ral Consul in Mukden angewiesen, daß seine Regierung den Gesandten Karakhan von Peking abrufen müsse Der von Marschall Chang ange gebone Grund ist, daß „Karakhan seit seiner Ankunft in China durch Bestechungoen Unruhen unter den Studenten herbeigeführt und Ge—- neral Feng Nu-Hsiang mit Waffen unterstützt habe, um innere Unru—- hon in China hervorzurufen, durch welche Bethätigungen er die Stellung als Gesandter mißbraucht und die! internationale Höflichleit wun habe.“ Doem Generalkonsul wurde fer—- ner mitgetheilt daß Karakhan nach der Gesetzung Pekings durch die verbündeten Truppen kein Anrecht auf Schutz durch das nternationalel Gesetz habe. Die Ruätheregierung in Rußland hat schon viele Erfahrungen gemacht. Schon Lenin hat eingesehen, daß die schoönsten Prinzipien versagen, wenn man zur Durchführung nicht die el eigneten Leute hat. Als die Sowjet triumphiert batte, war der Pöbel der boegeisterte Anhänger. Aus ihm wur den die BGeomten gewählt und ver sagten, da sie sich zuerst darum be— mühten, file sich selbst zu sorgen. Le nin hat dealb schon eine Reorgani—- sation vornetmen und seine Prinzi pien absc wächen müssen. Aber auch so geht es nicht. In der russischen Industrie fehlen geschulte Arbeiter u tüchtige Leiter. Da der Staat sie be troibt, werden bei Anstellung der Lei ter politïche Motive berlitsichtigt Und in Folge davon leistet die In dustrie nicht das, was sie soll Aber anch wonn ie mit tüchtigen Krästen erfolgreich arbeiten würde, könnte sel den Vedarf nicht decken, und Rußland muß importiren. Der Staat soll das) thun. Wenn er dazn uneigennütige.! fhlge Leute, und das nöthige Geld hätte, dann könnte er billig impor tiren. Auch da fehlt es. Der Staat soll auch erportiren. Aber er kann we gen Mangel an Geld und Waaren nicht soviel lkaufen, wie er exportiren; wilt Das Ganze muß also wieder! Nummer 17 reformirt werden. Augenblicklich ist der Werth des russischen Geldes gefallen, und das ist böse. Erst wenn man sich die rus sische Verwaltung von aller Politik unabhängig macht, und mit durchaus ehrlichen Bramten wirthschaftet, wenn das bisher für Propaganda ausgege bene Geld für die Wirthschaft ver wandt wird erst dann kann Rußland seine Lage verbessern. Es scheint, daß es auH Leute gibt, die das ein sehen. Wenn sie sich durchsetzen, mag es helfen. Die Redeschlacht der Trocknen und Nassen vor dem Senats Komite ist zu Ende. Beide Seiten beanspruchen den Sieg. Aber das Komite,das nur einen Nassen hatte, wird kaum gün— stig berichten. Bereits sind 5 Re— gierungs- Gesetze eingebracht worden dem Prohibitionsgeseß mehr Zähne einzufügen Obs gehen wird ist eine andere Frage. Die Schuldentilgungskommission hat den franz. Votschafter benachrich daß er sein Angebot revidiren muß. Er hatte -ine Jahreszahlung von 325,000,000 jährlich vorgeschlagen, aber die Kommission sagte öhm, das müsse bedeutend mehr sein. An England hat Frankreich zu zah len begonnen und zwar hat es als erste Zahlung 4,000,000 Pfund be—- ʒahlt. Der deutsche Ausweis für den Handel im März zeigt 260 Mill. Ein-- fuhr und 500 Mill. Ausfuhr. Also hat Deutshland im März eine active Bilanz von 240 Mill. Mark. Das ist schön wenn es so weiter geht. Aber genug, die im Dawesplan vergeschrie benen Zahlungen zu machen, ist es nicht. England steht vor einer großen Entscheidung. Die Kohlengräber, Metallarbeiter und Transportarbei ter drohen, am 1. Mai zu streiken. Die Kohlengräber Englands erhalten ütlberall den gleichen Lohn und haben die gleiche Arbeitszeit, obwohl die Verhältnisse in den verschiedenen Ge« bieten sehr verschieden sind. Im Durchschnitt kostet die Tonne Kohle zu fördern 4.35. Der Verkaufspreis ist 34.00. Die Regierung hat den Unterschied bezahlt. Nun wollen die Grubenbesitzer das nicht mehr anneh men, weil fortgesetzt es die Soziali-- sierung der Gruben fördern würde Sie verlangen, daß die Arbeiter 8 Stunden arbeiten und daß die Löhne je nach den Verhältnissen in den Di strilten festgesetzt werden. Die Arbei ter haben das abgelehnt. Metall· und Transportarbeiter verlangen höhere Löhne. Gehen alle drei Organisa tionen an den Streik, dann streiken 2 Millionen Arbeiter. Und das ist eine böse Geschichte. In Poersien hat sich am 26. April der bisherige Diktator nach Abseyung des in Paris lebenden Schahs zum Schah erklört und sich am 25. die Krone aufgesetzt. Der feierliche Aet fand im Museumssaale des alten Giulas Palastes statt. Welche poli— tischen Folgen das hat, muß abge wartet werden. Der neue Schah wird jedenfalls versuchen, sowohl den russischen wie engl. Einfluß in Per—- sien zu zerstören, und das Land un-- abhängig zu machen. In Genf trat am 26. April die Konferenz zusammen, welche die Vor arbeiten fiür die im nächsten Jahre geplante Wirthschaftskonferenz ma chen soll In Folge des Krieges ist die Weltwirthschaft aus Raund und VBand gera!hen, worunter Enuropa schwer leidet. Da soll nun Abhülfe geschaffen werden. Delegaten ge-- sandt haben: Argentinien, VBelgien, Brasilien, Chile. Deutschland, England, Frankreich, Holland, Indien, Ita—- lien, Japan Kanada, Kolumbien, Oesterrelch. Polen, Schweden, Schweiz, Spanien, TschoechoSlowa kei, Uruquny und die Vereinigten Staaten. Die einzige Regierung, die die Einladung zur Konferenz zurückge wiesen hat, ist die russtsche. An den Vorarbeit- werden sich auch Dele gaten der Arbeitgeber und Arbeit nehmer des Internationalen Ar—- beitsbiütros und Mitalieder der Fi nanz, der Wirthschafts- und der Verkehrskommission des Völklerbun des betheiltgen. Eine der ersten Fragen, die zur Verhandlung gelangen soll, wird Forseyung auf Seite 2.