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Allgemeine Zeituna fiür Wahrheit und Klahreit auf dem Politischen und &ozialen Gebiete Jahrgang 85. Wocheu-Rundschan. da q —— —— ——— — MA— — — — Der Kongreß möchte sich am 1. Juni vertagen. Und daher hat trotz energischer Oposition einiger Senato—- ren die au?ẽ sofortigen Prozeß bestan den, die Mehrheit beschlossen, den Prozeß des Bundesrichters Englifh von Missouri auf den Herbst zu ver schieben. Die Herren im Haus und Senat wollen der Kampagne wegen heim. Und deshalb ist es auch un— sicher, ob eine Bill für Farmer Hülse passiert wird. Der Farmblock im Haus und Senat, die Farmer des Westens und die Vaumwollzüchter des Südens wollen die Haugenbill welche das festsetzen der Preise mög-- lich macht Die westlichen Senato ren und Hausleute hofften auf die volle Unterstütung dess Südens, aber die ist nicht sicher, einige der Herren agmn, mit der Haugenbill würden sie. sich für Hochzoll verpflich— ten. Die Regierung ist gegen diese Bill und befürwortet die Tincherbill von der sie sagen, es sei nur ein Be ruhigungsmittel zum Stimmenfang, helfen würde die Bill den Farmern nicht sofort und später nur sehr un— zureichend. Die Bef ihrworter der Regierung jagen, der Farmblock im Kongreß halte nur deshalb an der Haugenbill die nicht vassiert werden könne, um dem frirheren Gouv. Lowden Kam— pagne Material gegen Coolidge zu liefern. Dann zanken sich die Herren da-- rüber herun, wie die beglilligten 165 Mill. für Bauten verwandt werden sollen. Auch sind noch Gesetze einge bracht und zwar auf Anregung der Regierung, die dem Prohibitionsge setze mehr Zähne geben sollen. Daß in Folge desse das Gesetz liegen bleibt, daß die beichlagnahmten Millionen den deutschen Eigenthümern zurück geben sollte. ist wahrscheinlich. Wennr der Generalstreik in Eng land länger dauern sollte, dann wür de er die Ver. Staaten stark in Mit leidenschaft ziehen, da er die Schiff fahrt lahm legen würde. Dadurch würden in unsern Hafenstädten ge gen 40,000 Arbeiter überflüssig. Dann hat England von uns große Mengen Nahrungsmittel gekauft. Der Streik kostet täglich 30 Millionen, und die Ausfuhr wird bei längerer Dauer arg einschrumpfen. Unsere Unionen werden die Streiker nur mo ralisch unterstützen, sagt der Präs. Green der AF. of Labor: Auf dem Streilkhauptquartier ist die Nachricht eingelaufen, daß die ka-- nadischen Arbeiterverbände die Aus— ständischen mit Geld unterstützen wer den. Die Kunde hat Freude erregt, denn die zum Streik zur Verfügung stehenden Gelder werden kaum län— ger als eine Woche reichen, da aus der Streikkasse rund zwölf Millionen Menschen unterhalten werden müssen. Die britische Regierung hat positiv erklärt, sich mit der organisirten Ar beit nur dann auf Verhandlungen über die Beilegung der Wirren ein lassen zu wollen, wenn der General streik eingestellt wird. Dieses Ulti— matum wurde dem Kongreß der Ge werkschaftn zugestellt, nachdem vom Kongreß Fiühler betreffs der Wieder— aufnahme der Verhandlungen ausge streckt worden waren. Die Franzosen hatten den Rifioten gedroht, den Krieg am 3. Mai wie—- der zu beginnen wenn die Rifioten ihre in voriger Ausgabe enthaltenen Bedingungen nicht annähmen. Die Drohung bat nicht gewirkt, aber we der Fräzosen noch Spanier haben den Krieg wieder begonnen. Dagegen kam der Sultan von Marokko, der doch nur sagen darf, was die Franzo son gesagt !aben wollen und erklärte. daß Abd·el Krim nicht aus dem Lan de geschickt werden solle. Die Forde rung ist also fallen gelassen. Aber die Herren müssen noch mehr Forde— rungen strichen, wenn sie Frieden ha ben wollen Entwaffnen lassen die Riftioten sich nicht. Das VBetspiel Deutschlands hat sie gewarnt. Die schwedische Vereinigung vom Rothen Kr-auz ist von Abd El Krim, dem Führer der Rifffstämme, drin gend ersucht worden, die Fürsorge für die kranken und verwundeten Rifbe wohner und für die französischen und spanischen Kriegsgefangenen zu über- Arkansas Echo Little Rock, Arkansas. Mittwoch den 12. May 1926. — —— nehmen Eine Abschrift seines Ansu—- chens ist an das internationale Komi—- te vom Rothen Kreuz in Genf über— mittelt worden. Indessen ist es zwei— felhaft, ob das Rothe Kreuz etwas für Abd El Krim thun kann. Ein ähnlicher Appell des Rifführers im Interesse der Kranken und Verwunde-- ten war schon einmal an das dotde Kreuz gerichtet worden. Die Franzosen und Spanier sagen daß Abd El Krim Aufrührer ist und daher das Rothe Kreuz ihm nicht die-l nen darf. Und auf der andedkn Seite sprechen di-selben Herren vom Selbst bestimmungsrecht der Völker. Indessen ist in Frankreich die Geld— frage so he s-, daß es sich schwerlich er· lauben darf, den Krieg in Afrika fort— usetzen. Trotz des Abschlnsses mitl den Ver Stoaten, der Frankreich in den ersten ?wei Fahren von den za ungen be?reit, ist der Frane am 5. Mai auf 1.72 für den Dollar ge—- fallen. Daran soll der brit. General Streik sch-.ld sein. In Lon -n zeigt- der erste Streik Tag, was die Folgen sein werden. Eisenbahnen, Straßenbahnen u.! Omnibuslinien lagen fast ganz still Der Dampferverkehr über den Ka nal war mangelhaft. Mangel an! Transportmitteln und Kohle hat diel Industrietbätigkeit lahmgelegt Die Atlantische Kriegsflotte hat ihr Fahtt zu den Sommermanvern nicht ange-! treten, sondern liegt in Portsmouth. HKriegsschif/e sind in Liverpool, Lon— don u. Hull stationiert worden. Die Zeitungen versuchen überhaupt nicht! mehr, hera szukommen, und ganz Groß - B tannien ist ohne Berichte über den Streik und seine Wirkungen Zweihundert Passagiere, meist Amerikaner, die mit der Majestie rei-- en, die am 5 Mai von Southampton abging, wurden am 4. Abends in Motoromn hussen nach der Hafenstadt gebracht. HDie Whitestarlinie hatte zwar wie gewöhnlich einen Bootzug bestellt, konnte ihn aber nicht erhalten und stellt· daher Omnibusse in Dienst Indessen ist die Majestie genau nach dem Fahrplan abgefahren. Der Streik kann für England ganz verhängniß olle Folgen haben und 1 damit für ganz Europa. Es ist bei ein Gliick für England, daß Fran-- reich sozusagen schachmatt ist. 1 —— — gln Rom hat am 5 Mai Eortiere d'dtalia, das führende katholische Fa schistenblatt einen Aufruf an die Fa— schistenpresse veröffentlicht, in dem es diese auffordert, ihre Angriffe ge gen den väpstlichen Stuhl äingustel len. Unter Hinweis auf die besonders scharfe Kritik, die in letzterer Zeit an Kardinal Gasparri, dem päpstlichen Staatsselrtãr, geübt worden ist, sagt j das genanate Blatt, solche Angriffe müßten aufhören, wenn die Bemü— hungen der Regierung Mussolinis, ! gute Beziebungen zur Kurie zu hal ten, nicht muthwillig vereitelt werden sollten. Der Gena-ralstreik in England hat Mussolini Gelegenheit gegeben zu sa gen, daß der Faschismus Streit zwi schen Kapital und Arbeit in Italien effectiv schlichte, es gibt da keine Ar beitslose. Aber das Parlament des demokratischen Englands könne das! nicht. Am Donnerstag versuchte Lloyd George im englischen Generalstreif zu vermitteln. Wenn er es fertig gebracht hätte, auch nur eine Annäherung wt schen Regirung und Streikleitern herbeizuführen, dann wäre sein Ruf wioder gestiegen. Aber die Conser vativen wollen von ihm nichts wissen und die Arbeiter auch nicht. Uebrigens erwartet Premier Bald win, daß die Streikleiter ihre Leute! nicht zusammen halten können. Und jedenfalls cat man ihm berichtet, daß! es große Lücken in ihrer Organisa tion gibt Und darum verstieg er sich aum Ansspruch, die Regierung; werde erst dann verhandeln, wenn der Generalstreik abgesagt sei. Dieser Streik legte Alles in Eng land lahm sogar die Zeitungspresse Die Rogierung gahb schon ain 3. Tage ein eigenes Blatt heraus, dessen Ab sat aber wegen mangelnder Trans-- portverhältnisse auf London be schränkt war. Auch die Arbeiter ge ben ein Blatt heraus, das indessen beschlagnahmt wurde. Nachdem diel Behörden es gelesen hatten, gaben sie ses frei. Die Daily Mail lieh am 4. ihre Zeitung in Frankreich drucken und per Luftschiff herüber bringenun vertheilen Hoodlums haben in London Unfug getrieben. Omnibusse und andere Fuhrwerke angehalten und einen Omnibus mgeworfen. Streiker wa— ren nicht betheiligt. Die Polizei trieb sie mit Knüppeln auseinander. Ein zelne wurden eingestechtt Laut Nach richten aus London beträgt die Zähl der Streiker über 3 Millionen. Die Regierung hat Freiwillige aufgeru— fen, sie kommen auch, am Donnerstag 6. Mai waren es 30,000. Der Bahn verkehr wirt, nur nothdürftig aufrecht gehalten. Die Leute in London, diel weit von hrer Arbeit wohnen und dahin gehen müssen, haben dazu Stunde nöthig. Also die Verhandlungen 7 Rifioten und Franzosen und Spani eru wurden am 6. Mai als abgebro chen erklärt. Der Krieg soll wieder beginnen. Es stehen 80,000 Fran zosen und 30,000 Spanier gegen die 8000 Mana Rifioten, die freilich mit den anderen Stämmen vielleicht 0 000 Mann ins Feld stellen können. Vor zw- Wochen hatten die Fran zosen in Syrien die Festung Soueida welche die Orusen erobert hatten, wie der genommen. Am 5. Mai wurde aus Cairo berichtet: Die Franzosen wurden gezwungen, Soueida, die! Hauptstadt der Drusen, die sie vor| einer Woch- eroberten, wieder aufzu geben Si- haben sich, wie eine aus Syrien eingetroffene Depesche meldet nach Ezra zurückgezogen. Im weiteren Verlauf besagt diesel be Depeschr. General Andrea wurdel verwundet u. mittels Flugzeug nach sßeirut gebracht. Auch haben d Franzosen vier Panzerkampfwagen. zwanzig Maschinengewehre u. große Vorrathe an Schießbedarf an die Dru sen verlor n. — ; Also der Krieg in Syrien ist noch nicht gewonnen, obwohl die Englän- s der den Franzosen halfen, und Kemal Pascha völl'g neutral bleibt. Der Fraae ist vorige Woche täglich gefallen, so daß man am Freitag fast 33 Franes für einen Dollar ha— ben konnte Die Abmachung mit den Ver. Staaten hat also nicht geholfen Das ist nur dadurch erklärlich, daß die großen Geldmächte nicht an das balaneiren des franz. Budget glau rer Die Krise muß bald kommen Am 20. Mai werden 6 Milliarden Schatzschein- fällig. Um sie zu zahlen ist eine innere Anleihe aufgelegt wor den. Auch war eine Sammlung im Gange, die baar Geld brachte. Aber davon hör: man nichts mehr. doden falls hat sie wenig eingebracht. Sechs Milliarden zu zahlen, dazu ist in Frantreich nicht Geld genug. Wenn aber alte Schulden mit neuen Schul— den bezahlt werden müssen, dann ist das böse. Und für den Krieg in Ma rotko und Syrien ist kein Geld 3 Es ist keine Deckung da für die au— ßerordentlichen Ausgaben. Nur das oördentliche Budget ist balaneirt das geht in die Brüche, wenn der Frane weiter fälltt Daß Geldleute in den Ver. Staaten zögern den Fran zosen noch mehr Geld zu leihen, und auch denVclgern kein Geld mehr lei hen wollen. ist auf die Unsicherheit der Geldanlagen zurück zu führen. Unsere Großbanken und reichen Leute wolle ja nur diese Anleihen vermitteln lund eine reiche Kommission dusteden ob aber Könfer dafür zu finden wä— ren, ist ein· andere Frage. Geht es so weiter, dann wird Frankreich ab rüsten mülen, weil kein Geld mehr! da ist, die Soldaten zu bezahlen. Im engl schen Unterhause hat die Regierung ihre Nothvorlage mit 217 gegen 95 Stimmen durchgebracht Die Debatte darüber war sehr heftig Joseph VBatey, ein Mitglied der Ar deiterpart·, warf der Regierung vor ldaß sie durch ihre Maßnahmen die Zechenbesiter in dem Versuch, die Kohlengräher auszuhungern unter· stütze. Er jagte, die Regierung habe kein Recht, cine Verordnung zu ver-f langen, die es den Zechenbesihern er seichtorn wiirde, den Botrieb von Koh lengruben mit Hilfe von Streikbre· chern aufrehtznerhalten. Vatey warn le die Regterung, daß ein Versuch, die Gricben während des Streiks in Betrieb zu setzen Ausschreitungen zur Folge haben würde. D Konservative Sir Douglas Hogg erwderte, die KZumuthung, daß Leuten wegen des Widerstan- rer einer Körperschaft organisierter Arbeiter nicht gestattet werden soll, ihr eigenes Geschaft zu betreiben sei die beste Rechtfertigung. Diese Antwort rief auf Seite der Konser vativen Beifall hervor, während das Arbeiterparteimitglied Mor· gan Jones erklärte, die Worte Hoggs seien die aufreizendsten, die! je im Parlament geäußert wurden. Hogg habe die Kohlengräber her—- ausgefordert und diese seien bereit, l die Herausforderung anznehmen, die Hogg vielleicht noch bereuen werde. Jark Jones, ein anderes Ar beiterparteimitglied sagte, die Re—- gierung erlläre durch die vorge schlagenen?n Maßnahmen der Arbei— terschast den Krieg. Besondere Opposition wurde sei tens der Arbeiterabgeordneten je nem Thül der Klausel zum Schutz von Eigenthum entgegengebracht, in dem es heißt, daß eine Person sich durch Annäherung an das Eigen thum von Bahnen und gemeinnühi gen öffentlichen Anlagen auch dann eines Vergehens schuldig ma che, wenn keine Schädigung erfolg te. Eine Verhaftung könne vorge wpmmen werden, „wenn das Ver halten oder der „bekannte Charak-- a der betreffenden Person der— artig sei, daß angenommen werden könne, sie habe eine Schädigung im Sinne“. Die Arbeiterabgeordneten ver suchten vergeblich, den Ausdruck „bekannter Charakter“ aus der Vorlage auszumerzen oder nälber zu bestimmen Die Regierung hat nun das Recht alle Versammlungen zu verbieten u. wenn sie das thut, dann ist der Streik verloren, oder artet in Ge walt aus Shapurj Saklatwala, das einzi ge kommmnistische Mitglied des Parlaments, wurde zu einer zweimo nattigen Gefängnißstrafe verurtheilt, nachdem er schuldig befunden wurde, eine aufrührerische Rede gehalten zu haben. Das Gericht stellte ihm an reren Bürgschaft zu geben, daß er sich jeder weiteren friedensstörenden handluna enthalten würde, er zog es aber vor, die über ihn verhängte! Strafe anzutreten. Saklatwala führte vor Gericht seine eigen- Vertheidigung. Bezüg lich der von ihm verlangten Bürg· schaft meinte er, ebenso gut urt man von VPremier Baldwin „wegen dessen Red“ gegen einen Theil des Gemeinwesens“ verlangen, den Frieden zu wahren. Er erflärte, daß er nie die Ahsicht hatte, die Massen zu Unruhen aufzureizen oder zu einem Friedensbruch zu er— muthigen. : Es schw. ben auch Vermittlungser suche. Die Grubenbesitzer dben nähmlich alle ihre Arbeiter ausge· schlossen, als diese ihre Bedingungen nicht annahmen, dieser au war der Grund zum Generalstreik Man schlägt vor, die Grubenbesitzer sollten den Ausschlußß; widerrufen, dann könn- der Generalstreik aber— klärt werden. Die franz. Regierung hat ange kündigt, daß sie nun den Frane vor weiterem Fallen bewahren erde Sie soll die 85,000,000 von der Morgan Anleihe noch haben. Die finanzielle Lage ist schlimm in Frank reich und in Belgien wo sie zum Rücktritt mehrerer Minister hat. Bei den Friedensverhandlungen in Marokko wollten die drei Vertreter der Rifiote. Gegenvorschläge machen Der franz. General Simon, n zer der Konferenz, sagte ihnen, daß sie keine Vorschläge machen dürften, sie müßten die gebotenen Bedingun· gen annehmen. Das lehnten sie ab, u Simon erklärte die Verhandlun gen beendet In der offiziellen Erklärung betont, daß die beiden euro pätschen Großmächte Abd el Krim hinreichend Gelegenleit geboten hätten, Frieden zu schließen daß aber die Kabylen kategorisch jedes !Zugeständniß abgelehnt hätten weshalb den europischen Müächten t anderes übrig bleibe, als ge gen die Risioten weiter Krieg zu fiülhren. Das ist nun einfach nicht wahr. z- Franzoen wollen die Riflente wie völlig Besiegt behandeln, wie sie die Deutschen behandelt haben. Wenn sie das Rifgebiet beseten wollen, wird l das ihnen mehr an Geld und Men-- schen kostzn, wie es werth ist. Ein franz. Journalist, der lange in Ma- rotto war, schreibt in L' Oevre da rüber: „Der Krieg im Rifgebiet ist wi— dersinnig. Sogar eine siegreiche Fortsetung könnte nichts Gutes ein—- bringen, da der Kampf gegen das Risgefiet eine ständige Gefahr für das gesamte französische Nordafrika schafft. Di- Rifkrieger sind bewun— dernswert Kämpfer im Gebirgs krieg Treffliche Schützen, mit ei— nem über alle Zweifel erhabenen Muth, sind sie furchtbare Gegner, hauptsächlich für unsere jetzt dort thätigen schweren Formationen, die dem kolonialen Gebirgskrieg nicht angepaßt werden können. „Cin einziges unglückliches Er—- eignis an der Riffront, ein einziger schwerer Mißerfolg unserer Kolon nen kann den Aufruhr im ganzen französischen Marofkko entfesseln und Nordafrika kann von neuem in schwere Gefahr gerathen. Dann müßte die Entsendung von mehre—- ren hunderttausend Mann erfolgen, Aus einem Sieg gegen die Kabylen können wir keinen Nutzen gziehen. Spanien will u. kann nicht ernst hast die Gebirgsgegenden des Rif gebietes besetzen. Einige Monate nach den boeträchtlichen Opfern, die uns der Sieg kosten würde, wären wir vom Rifgebiet aufs neue be— droht. Alle unzufriedenen Elemente und alle Agitatoren Nordafrikas würden dorthin zusammenströmen. Vorsicht und unser eigenes Interesse gebieten uns, nichts unversucht zu lassen, um mit den Rifkabylen Frie den zu schließen. In Deutschland stolpert man itber Kleinigkeiten. Als in Weimar schwarz, roth, gold als Reicjarben erllärt wurden, ließ man schwarz,! weiß, roth als Flagge für die Fan delsmarine bestehen, weil diese Flag ge auf allen Meeren bekannt war. Nun führten aber Konsulate in den fremden Häfen, die schwarz, roth goldne Fahne, ebenso Gesandten und Votschafter, was zu Mißverständnis sen führte So beschloß das Kabinet, daß auf den Gesandschafts und Kon—- sulats Gebäuden im Ausland beide Flaggen eufgezogen werden soliten Der Präsident unterzeichnete den Er· laß. Das hat große Aufregung her-- vorgerufen Die Parteien der Lin ken behauvten, es sei ein verschleier ter Versuch die alten Kaiserfarben wieder einzuführen. Die ganze Ge—- schichte ist Unsinn. Trotzdem beschlos sen die sozialitische und lemmunilt sche Parteien, im Reichstag Anträge zu stellen, durch die der Reichsregie srung das Vertrauen abgesprochen werden soll und die Demokraten und Zentrumsmitglieder erklärten für ei ne Rüge der Regierung stimmen zu wollen. Es heißt auch, daß bei Auf rechterhaltung des Flaggendekrets die Demokraten aus dem Kabinet aus treten würden. Das Kabinet hat infolge der großen Opposition den ursprüngli chen VBeschlß geändert u. verfügt, daß die Bestimmung in erster Linie nur für alle diplomatischen Vertre tungen und Konsulate in nichteuro päũischen Ländern und in Enuropa nur für die Seehafenstädte gelten soll. Mit diem Zugeständnis sind je doch die opponierenden Parteien nicht zufrieden. — Die Her»on sollten nach Hause ge—- schictt werden. Vei der Stellung! Deutschland sollten solche Zwistigkei ten nicht bervorgeholt und aufge hauscht werden. Das sind Kinde« reien. u Die franz. Regierung hat durih ihre Erklärung, daß sie den drantf stützen würde ein kleines Steigen er reicht, er stieg am Samstag von 32.75 auf 32.25. Die franz. Misere im Budget ist die Folge des Welt krieges, der ganz auf Pump geführt wurde, statt auf Steuereinnahmen. ! Der eng! Streik ist ebenfalls diel Folge des Weltkrieges und des Frie-! dens von VNersailles, durch den Eng· land seine dominirende Stellung im Kohlenmarlte verlor Ueber di· Streiklage gingen aml Samstag di- Behauptungen der sgierung und der Gewerkschaften weit anseinander. Während die Regier-l ung erklärt daß sich unter der Ar·s beiterschaft Streitigkeit wahrnehm bar mache und die Regierung ange ngen worden sei, hsolchen Arbei ern, die zur Arbeit zurückkohren wol lon, Schitt angedeihen zu lassen, be tont der Gowerkschaftskongreß, daß die Streik·r bis auf den letzten Mann am Ausstand festhalten. Unmmer 19 In dem Amtsblatt der Regierung wird weiter? erklärt, daß die Zahl der freiwilligen Arbeiter stetig zu-- nehme u. doß es möglich war, heute wieder meor Omnibusse und Bahn—- züge in den Dienst zu stellen. Die Lage der Schiffahrt soll in Liver pool nah-za normal sein und in Glasgow, Belfast und Dublin sich bessern. Die Strkführer sagen, daß sie weitere Arberiter an den Streik beor dern können und das thun werden wenn es nüthig ist, so daß 5 Mill. Streiker da sein würden. Die Arboterführer haben die an gebotene Geldhülse der rothen russ. Internationale abgelehnt, und den erhaltenen Check iüber 1 Mill. Dol lars zurüek geschickt, und in dem Be— gleitschreiben erklärt, daß die briti— sche Arbeiterschaft die Hilfsbereit-- schaft der russ. Arbeiter wohl aner kenne, aber nicht in der Lage sei, das Geld anzunehmen. In gestrigen Moskauer Depe—- schen wurde berichtet, daß die russi schen Arbeiter und Kontorangestell ten zur Hülfeleistung für die briti schen Streiker insgesammt 8,500, 000 Rubel beitragen wollen. Das zeigt daß die engl. Gewerk schaften mit ihrer Regierung Frie den machen wollen. Robert MeNeill, Finanzsekretär des Schatamtes erklärt, daß jeder weitere Tag des Generalstreiks die Gefahr des Ausbruchs gewaltthäti ger Ausschreitungen erhöhe, zu deren Unterdrückung die bewaffnete Macht des Landes herangezogen werden müßte. England sei dem Bürger krieg jetzt näher als es seit Jahr hunderten war. Unter diesen Umständen müsse jeder loyale Bürger des Landes, dhne Rücksicht auf seine politische Ansichten die Regierung unterstüt zen, um ein unassprechliches Un— glück von dem Lande abzuwenden. Er sagt-, das Ziel des Streiles sei der Nation Gewalt anzuthun und durch Lahmlegung des Wirthschafts lebens die Regierung zu zwingen. sich einer Kombination von Komi tees zu unterwerfen, die auch keine r vertassungsmäßige Autorität besiben. Wenn die Regierung zu einer solchea Kapitulation gezwun gen würde, wäre das das Ende der Wrfassungsmäßigen Regierung in England. - ; Das Rotorschiff „Baden Baden“, nac den Plänen von Anton Flett ner gebaut, ist am 9. Mai in New York eingetroffen, hat also die Fahrt , von Europa nach Amerika durch Wind getrieben in 25 Tagen gemacht und durchschnittlich 8 Knoten die Stunde gemacht. Herr Flettner war in New York unz bestieg das neue seltsam aussehende Fahrzeug, dessen Ankunft eine Riesenmasse Zuschauer nach dem Hafen gelockt hatte. Es hat 3841 Meil-n zurückgelegt und 2000 davon allein mit den Rotoren. Für den Rest wurde die Maschine wegen Sturm und schwieriger Windver hältnisse mitgebracht. Das neue Fahr zeug kann Frachten billiger beför-- dern wie eiq Segelschiff und so schnell wie ein gewöhnlicher Dampfer. Frankr·il, VBelgien u. Deutsch land haben ein Abkommen über die schwebende Luftfrage getroffen. Bis her durft- Deutschland nur kleine Aeroplane mit wenig Pferdekräften Motoren Lauen. Dagegen verbot die Regierung das Ueberfliegen ihres Gebietes mit stärkeren Motoren sei tens der andern Mächte, was beson ders den Franzosen fatal war, da sie nicht nach Prag fliegen konnten. Der Vertrag ist in so allgemeinen Umrissen gemeldet worden, daß man nicht sehen kann, ob Deutschland da—- bei viel gewonnen hat. Die Fraosen und Spanier haben ! den Krieg in Afrika wieder begonnen Dabei vertiefen und verschärfen sich die Gegensätze zwischen Spaniern u. Franzosen. Wohin er führt müssen wir abwarten. Die Lage in England war am a- sehr kritisch. Der General—- streik dauerte 4 Tage und trotz aller Einschücht ungsversuche der Regier hung sagten die Leiter des Streikes. wir haben noch nicht alle unsere Trünmwpfe ousgespielt. Vom Gewerkschaftsrath erlassene Warnung-n und Verordnungen spra chon gerade horaus von einer von der Negieruna erlassenen Kriegserklär sung und saaen, daß wenn nicht bald Fortsetung auf Seite 2.