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I I 'v! El B9 Der alte Ontel Novellette von Julie Hartmann. Endlich verließ die kindereiche Fa^ miliebas Goupee Gottlod! Toni He I titer athmete auf und rückte lid) in ih rer Ecke behaglich zurecht. Das Signal zum Weiterfahren war schon ertönt, da schwang sich ein großer schlanker Herr auf S Trittbrett, bog den Kopf mit forschender Neugier zur offenen Coupeetluire hinein und einen Äcmnent darauf war Ecke vis-a-vis nickt mehr leer. Sie erwiderte freundlich den Oh üb des Fremden und schaute dann ange legentlich jitLTi Fenster Hiitaiiy. Ader Die Sonne strahlte ihr gerade in da.' etwas erröt'hete (Besicht und so dreute sie den Kopf zur anderen Seile: blöde war Toni kein Bechen, iin Ge gentheil aber das Gefühl sehr ge nau betrachtet zu werden, kann das kühnste Wesen etwas besangen inachen. „Darf ich Ihnen ein Scklückchen anbieten. Fräulein Toni fuhr erstaunt herum und blickte in eine Paar große heiter bli tzende Augen von ganz durchsichtig azurblauer Farbe, tarnt auf einen gutmüthig lächelnden Atund, der von einem martialisch geschwungenen dun kelblonben Schnurrbart halb beschat tet war und beim Sprechen starke glänzend weiße Zähne soben ließ. „Welch' ein stattlicher schöner Mann!" dachte Toni überrascht. „Nicht mehr ganz jung, aber so frisch, so schneidig. ganz anders wie der fade Kurt Linden, dieser langbeinige, semmel blonde, gigerlhafte Landjunker, ^von dem sie sich nun schon ein halbes Jahr lang, in Ermangelung von etwas Bes serem hatte den'.Hof machen lassen! Leichter grauer ariin'tordirier Jagd anzug, zerdrücktes weiches FilFbiit-, chen mit höher Reiherfeder geschmückt, der braune Teint, die kräftig gebogene Nase natürlich ein Waidmann, aber ein nobler, feiner! Was bot er ihr denn an in dem blinkend geschliffenen Liqueurglas? Es roch furchtbar stark. „O. ein famoser alter.Sherry!" „Danke sehr!" Toni reichte mit thronenden Augen das schnell geleerte Gläschen zurück und 'hielt sich kramps Haft den Mund zu, am einen aufstei-1 genden Hustenreiz zu unterdrücken. „Wohin geht die Vergnügungsreise?, darf man das Ziel erfahren, schönes' Fräulein?" fragte der Herr-mit so Der-1 kindlichem Interesse, daß sich Toni! unwillkürlich geschmeichelt fühlte. Die unüberlegte kindliche Vertrauensselig-| feit, die sie bisher in ihrem friedvollen Dasein auf dam Lande meist ganz ae-j saihrlos geübt, drängte sich ihr auf die Lippen: der starke Wein hatte ihren angefrorenen dreisten Iteöermuth gesta chölt. .. „Eine Vergnügungsreise!" rief sie. mit entsetzter lti$ -1 1!-« reit Leuten erzogen werden muß. Ganz richtig! Ihre Eltern handeln vielleicht sehr weise, daß 'sie ihr Töch terchen in noch jugendlichem Alter ei ner strengeren Hand übergeben!" „Ader mein Herr!" Toni Hol nier war starr über diese unerwartete Unterbrechung. Wie mit Blut über gössen im Empfinden einer peinvollen unbeschreiblichen Beschämung, blickte sie ihrem Reisegefährten in's Gesicht. Uebrigens hatte er nicht Unrecht: 1ie sie in der Aufregung de» Abschied» denarngsten aus sie nur ic ^Gebärde, indem sie die! kleinen Hönde nachdrücklich zusatn-! menschluig. „Ach, du lieber Gott!" Halb er staunt, hcu'b belustigt hafteten desj Mannes Blicke auf dem jungen, 6(ü henden Gdsicht. „In die Verbannung werde ich ge schickt," sprudelte Toni heraus, „zu: einer schrecklich korrekten, tugendhaft1 ten alten Tante, von der ich seine Manieren, oronungsvolle Hauehal^ tung und altbackene Nu he und Würde lernen soll! Tante Linie ist ganz nett! und lieb, wissen Tie, aber euMcfirecE-j 'Itch unmodernes, pedantisches Frauen zimmeri wenn die mich nur ansiölst, bleibt ntir Das Wort i:u Halse stecken vor lauter Respekt. Jmmerll)in wäre es ein paar Monate 'bei ihr .aushal ten, denn sie 'halben bort die herrlich sten Obstgärten und Tante Lünens Törtchen und Eingemachtes suchen ihres Gleichen ct-ber gerade dieses Jahr hat die Sache ihren besonderen Haken. Da ist nämlich ein Onkel aufgetaucht, Mama's Stiefbruder, der vor Kurzem aus Amerika kam und jetzt ständig inj HohenwaHde Hansen will. Sehen Sie, eine alte Jungfer mag ich ganz wohl leiden, wenn sie so ist wie Tan-, te Lucie ja wirklich es verlohnte sich der Mii!he, ür,r in Älanchem nach-1 zueifern aber ein Jungge'felle, so. ein verschrobener, launenhafter gri^-j grantiger Kerl, der nur fo eklich ist,! weil er sich waihrfcheinlich zu viele! Körbe gesammelt hat und dann_ aus Zorn Ibariifoer die jungen Mädchen 'Verächtlich behandelt und wie ein höl-i zerner Schulmeister mit ihnen spricht 'so ein trockener, spottsiichtiger Ha gestölz ist.mir ein GräitCl! Ich kenne die Sorte "ganz genau, in der Garten tau'be var näm'lich einer beschrieben na, und Onkel Erich muß nur we it ig jünger wie Tante Lucie sein, wenn er fi'mfzeihn Jahre lang jenseits des Oceans gewesen ist und sich dort Dol lars erworben hat. Bitte, glauben Sie Wohl, ich ließe mir von Onkel Erich imponieren? Warum lächeln Sie denn, mein Herr! Ach, Sie Hattert mich wohl für recht unbändig? O nein, ich 'bin nur arg verwölh'nt worden und hasse jeden Zwang, und wenn Eltern ihre Kinder halt so schlecht erziehen, dann .geschieht es ihnen ganz recht wenn „Das ist wahr, ja gewiß, das ist walhr dann ist die natürliche. Folge, daß ein solches Kind später von ande- ^ager^mann zu San 0 ^e^,a ein lte^ 1te.e.5 ^U'eal Der Frembe brach plötzlich ab, stand auf unb löhnte sich weit zum Fenster hinaus. Bei ber jähen Bewegung glitt ein Gegenstand aus seiner Rock tafche geräuschlos zu Boden. Auf der Bank liegt das Notizbuch und das Bild der kecken vorlauten Toni. „O Onkel Erich! Onkel Erich: Wie bin ich Dir so gut!!" Woher kommt es nur, daß Toni's übermütiger Kindermund sonst nichts hervorbringt? Herr Erich Hohemvalde streicht sanft über das braune Köpfchen. Da lächelt sie, nicht wie ein geban- Sie sah indeß ein gleichmüthiges güti kenlos mutwilliges Kind, nein, glück CK4 Lächeln aber einen räthselhaf- selig, verheißungsvoll wie ein lieben ten Ausdruck in den azurblauen Au-! des Weib. gen. Ein beklemmendes Gefühl „Was wirst Du nun mit dem machte sie verstummen: ein plötzliches Gänschen anfangen?" flüsterte sie mit Ahnen davon, daß sie sich unpassend fast deinüthiger Zärtlichkeit, benommen, daß sie eigentlich ein sehr „Der griesgrämige Junggeselle thöiichtes kindisches Geschöpf fei. über- wird es gehörig Hofmeistern und lieb karn ihre Seele. ben, lieben auf immer!" klingt die ju „Nun also mein Fräulein, Sie rei-ibelnde Antwort zurück. „O welche rei sen, vie ich vernahm, nach Hcihenwal-1 zende FalHrt nach Hohenwalde, kleine, de: ich bin noch über drei Stationen unartige, süße Toni! Was wird Ihr Gefährte und fühle mich verpflich-! Schwerster Lucie sagen! Wie wird sie let, über Ihr Wohl zu wachen. Schau-sich freuen!" en Sie mich gefälligst an, Sie sind in einigen Augenblicken abwechselnd blaß! Das b'nde des Vandite»» Z'ov.lt» und rot'h geworden, ich vermuthe, daß Sie Hunger haben." Eine Kugel hat dem Leben des .. ch esse nie etwa*! Banditönhäuptlings Bill Doolin ein jetzt heftig 'hervor. Die eigenthumllche aemiacht, und durch seinen Tod protegirende Art 'dieses fremden Qflahoma von einem Desperado Herrn fing an sie doch zu reizen.. befreit to ,D ,ben( öer a gedachte eben faktisch mit Bedauern @^en^eni biese» Territoriums gewe delikaten Schinkenbrodchens das. ^lt 6 ton den ^hren einzupacken vergessen Hunb nurde er von Bundesbe «hatte. Im Kampf mil den oerjchie-, ami et!l'tl'r"enlen nigen na chen!? pit verschämt geftust em in§ GesÄngniß gebracht, al ~allt 1 eX dc Derr den feinen Kuchen tn Set papier gehüllt auf die Kniee legte ganz als verstünde sich das von selbst nnd als er tri Betrachtung der hübjchen vorüberfliegenden Landschaf ten vertieft schien, handelte sie in grell stem Widerspruch zu ihrer vorhin aufgestellten Böhaupwng und verzehr- uu uiiii Ton. „Wer merkwürdig," fügte er ©hereteeä thätig und überall erfreu bann nachdenklich hinzu, „wie Sie, fo te er sich eines ausgezeichneten Ru gehe auch ich gerade momentan einet fes. Als „Cowboy" .galt er als führ ungewissen Zukunft entgegen. Das'Muster dieser 'HMwil'ben Gesellen er tückische Schicksal harrt Ihrer in Ge- war fleißig, ehrlich unb zuverlässig, statt eines unangenehmen alten Jung-1 Was ben Burschen auf bie Balhn 'des gesellenonkels, vor besten griesgrärni-, Verbrechems getrieben 'hat, ist nicht be am Launen Sie sich jetzt schon für#» flammt: Thatsache ist, 'daß er bei fei ten, und ich—was denken Sie wohl, nem ersten Raubzuge einte Tollkühn was mir die allernächste Zeit Schreck- ^heit an den Tag legte, welche selbst liches bringt? Da wirb mir eine die älteren Banditen in Erstaunen junge Dame, ein ©tiesnichtchen jäh-j setzte. Seine erste That war der lings über den Hals gesandt, ein ke- Usber fall eilmes Zuges der „Missouri, ckes vorwitziges Gänschen das soll ^Kansas und Texas Bahn" südlich von ich ein wenig kurz halten, damit ihm Meinett, Mo., un'd diese brachte ihm der Itebermuth wicht über den Kopf! reiche Beute. Auf feinem zweiten wächst, unb meine treffliche Schwester Raubzuge erwarb er das Renommee, will mir helfen dabei. Ja, das wird. ein 'durchaus furchtloser unld im hoch ein Kreuz geben für mich ernsten' sten Grabe 'verwegener Bursche zu sein. Mann, der 'seine Geschäftssorgen unb: Er überfiel mit mehreren Spießgese'l Arbeiten hat, unb nur gebiegene ru- ten bei Cimimavron, Kan., einen Zug, hiiae Gesellschaft gewohnt ist! Aber"—. uinb in dem Kampfe bekam er eine fuhr er fort, indem er eindringlich W inchest er kuigel in ben Fuß. Diese in be5 Mäbchens weit geöffnete aufge-1 Wunbe schmerzte ihn in so hohem regte Augen schaute, „Sie waren ja. Grade, daß er vom Pferde stieg un'd auch so offen gegen mich ich muß! dieselbe in einem Wassertümpel kühlte. Ihnen gestehen, die übernommene Auf- Das brachte ihm große Erkeichterumg, gäbe intereffirt mich doch ziemlich stark, unb er gebot seinen Eumpanen, davon Da würbe mir zu den vorigen Weih-: zu sprengen, 'da er Mann .genwg wä nachten ein Bildchen geschickt nach Rio re, um anit seiner Büchse bie Verfol de Janeiro, ein Konterfei bieses unar tigen, tollen Nichtchens ach, welch' ein herziges liebes Gösichtchen! Ich ha be mich ganz vernarrt barin, trotzdem ich mit 37 Jahren über bie heiß blutige Irgend hinaus bin, und wenn das Original ihm genau gleicht, wis sen Sie, das Original nach dessen Anblick ich mich nun schon monatelang gesehnt"— Das in ihülflofer Verwirrung wie erstarrt ba'sitzenbe Mäbchen bückte sich mechanisch darnach. Das elegante Notizbuch war nicht geschlossen, beim Aufheben entfiel feinen Blättern eine Photographie. Ein überlauter Auf schrei ber Herr fährt erschrocken vom Coupeefenster zurück. Toni Hel mer steht am ganzen Körper zitternd da unb bindet ihr Mohnrosenhütchen. Sie greift wie betäubt nach ihrer Rei setasche, ihrem Schirm, tastet nach ber Coupeethür. „Um's Hiinrnelswillen, Kinb, Toni, Du stürzest hinaus, liebes Herzens kind, ich bitte Dich" die Worte ver saigen dem großen starken Mann, er umfaßt die 'leichte Gestellt und reißt iste heftig von ber bereits offenen $hür zurück, unb bas beben be Mäbchen fühlt sich fest an seine Brust geschmiegt und weint. s^t den letzten Jahren ein Schrecken für manche ben 2ob ,en er verdient hatte wie ein ,en ,j,en Haufen geschossen, Bereits im verflossenen Januar war Empfindungen, schielte sie doch ver- ^„dit ben Bunbesbehöroen in stöhlen nach dem angebotenen Lecker-j ^fallen, und zwar mar es bisse"- !der Hiilfs-Marschall „Bill" Tilch- Wckyvhaftig, Sandtortchen, te It ,an,( ber jo leidenschaftlich^ gern aß. Wie am j,en giaimpfe bei Gurda-SpttNigs, Art., ,a(^ einem verzweifele ^in_ Doolin wurde nach -I' lein dieses erwies sich für einen Despe- f«inim ^rfiPnnc nicht feft ae- rado von seinem Schlage nicht fest ge nug. Gr plante einen Ausbruch umd führte fein tollkühnes Unternehmen mit solchem Erfolge aus, daß mit ihm noch dreizehn andere Verbrecher entkamen. .~..v, „.,. Bill Doolin mar als ber Sohn ei- te"'mit"größt7m' Behagen das duften ms Farmers in Arkansas geboren be Gebäck. Nebenbei betrachtete sie! und aus dein Lande aufgewachsen. Als mit steigernder Bewunderung, mit ei-! Jüngling ging er nach Benham, Tex., nem ganz neuen noch nie gekannten iro eine seiner Schwestern üerheirathet innigen Entzücken das edle Prcsil i-h-iwar. un'd -arbeitete 'dorr auf einer re^ Reisegefährten. Farm. I'm Jcchve 1882 kam er nach „Hat's geschmeckt, Fräuleinchen? Oklahoma, und dort wurde er „Cow Ja" "meine Schwester versteht so was. Puncher" auf der „Three Circle Sie ist ein musterthafteö Weib in jeder Ranch," wo sich heute die Stadt Hinsicht, nicht blos im Törtchenba cken!" sagte der Fremde nach einer Weile, in mildem liebenswürdigen Guthrie erlhebt. In gleicher Eigen schaft war er auch aiu-f an'beren Vivh züchtereiem, sowie im Gebiete ber ger im Schach zu halten. Mit Ge wait hoben ihn seine Spießgesellen auf sein Pferd.und zwangen ihn in (dieser Weise, mit ihnen davonzureiten. Seit diesem Tage wurde er von seiner Banide äls Held verehrt, und mit blin dem Gehorf am folgte ihm dieselbe auf allen Raubzügen. Die Berau bung eines Eisönbcchnzulges bei Pon ca C.ity -wa.r seine nächste That, worauf er den Gelbfchrank bes Stat ions agen ten in Woodwaib, O.-T., plünderte. Dort erbeutete et $10,000. Dieser That folgte der Bankraub in Benton bitte, Art, welcher der Bande $33,000 einbrachte, und wenige Tage 'darauf würbe die Ban'k in Caney, Kan., um mehrere Taufend Dollars gebrand schatzt. Bill Doolin war der Führer in 'dem blutigen Kampfe zu Jngalls, O.-T., 'dm 1. September 1893. Unter döm Befehl des Hülfs-Marschalls Joihn Hick son attack iirte eine Anzahl unerschrockener Männer bie Banditen uinv in dem Kämpfe wurden drei Straßenraub er erschossen. Dem Räu ber Dalton wurde das Pferd unter dem Leibe igetöbtet und der Hülfs Marfchall Lafe Shckdley war im Be griff, diesen Unhold leben big zu fan gen, als er von einem Bainbiten hin terrücks ni^bergeschössen würbe. Dal ton wurde von einem Spießgesellen auf das Pferd genommen und Beide entkamen. Nach diesem Raubzuge wurde der Boden zu heiß für die Bande und sie verkogte ihre Operationen nach Mis fouri. Dort war bi-e Plünderung ei ner Bank in SoublMst-City ihre er ste Schambchat 'und diese brachte den Rärrbern $25,000. Doitiin wurde bei dieser Gelogeniheit in den Kopf ge fchossen, und diese Kugel ist erst nach fetnem Tode lherausgoschnitten wor den. Von Missouri zogen die Ban diten nach Texas, wo sie in Longview it)te Bank plünderten. Nach dieser That wandte Doolin sich wieder seiner ersten Liebe, der Boraubung von Ei I seniba'hnzügcin, zu umd plünderte zu jamirnart mit einem Banditm, Namens George Newcomb. einen Zug bei Kio wa, Kan. Die zahlreichen Unthateii 'der Banditen hatten die Sicherheitsbeam ten im ganzelk Südwestem zu erhöhter iThätigkeit angeispornt mt 'die Mar schälle in Oklolwina-Territorium be schlossen, die Räuber.vom Erdboden zu vertilgen. Ende April 1895 wur de ihnen 'die Kunde, daß 'die Banditem einen lieber fall auf Dover, O.-T. planton un sofort würben umfassend'. Vorbereitlvngen getroffen, um bie Hallunken würdig zu empfangen. Am 3. Mai erhielten die Hülfs-Marschälle «die Ordre, sich auf einem Extrazuge mich d:m genannten Orte zu begeben, tiit'd dort kams zum iKairnpfe, in dem der Desperado Tuilisa Jack erschossen unb ein anderer Bandit verwunbet wurde. Dieser' Kampf bedeutete den Nii'bergamg ber Bande, denn der ge fürchtete Bill Dalton fiel bald 'darauf bei Purcell. J.-T. Die 'vorstehend auf geführten Raubzüge fwd die schlimm sten Dhaten Doolin's und seiner Ban de, doch wird ihm außerdem noch ei ne ganze Anzaihl Verbrechen gegen Leib und Leiben zur Last gelegt. Dents«1»land's Lieutenanio. Die Herren mit der Schnür brüst, dem Schleppsäbel und den Schu'lter streifen, vu'lgo Lieutenants genannt, halben mancherlei Wandlungen in ber Gunst bes preußischen Vo'lkes burch gemacht. Vor 1866 war er bie Ziel scheibe vieler guten unb schlechten Wi tze. Die Karrikaturenzeichner fanben an ihm ein unerfchöpfliches Sujet. Unb in der That war bas Gehaben bes Herrn 'Lieutenants bazu angethart, ben Spott lherausHuforbem. Sein Pochen auf feinen Stammbaum, 'ber ihn burchaus nicht davon abhielt, sich sehr unnoböl in feinen finanziellen Verpflichtungen zu zeigen, sein affek tirtes Näseln, seine unbegrenzte Eitel keit unb Anmaßung erniedrigten ihn in ben Augen des Volkes zu einem Clown, ben man auf jede Weife zu hänftln suchte. Die 'Jahre 1866 unb '70 tehabili tit ten ihn bei dem Vblke. Es bewun bette ben He'lbenmuth biefer jungen Männer, bie für nichts als elegante Flaneure gegolten hatten unb machte bie Entdeckung, daß unter der pomadi I firterr Schäbelbecke sich tüchtige Fach kenntniß verbarg. Das deutsche Volk hatte eine innige Freude an diesen Marssöhnen, welche sogar ihren Fein den Achtung abnöthigten. Fünfunb zwanzig Jahre nach 'dem beutsch-sran zÖlfischen Kriege sah Zola in seinem Roman „Der Zusammenbruch" sich •genöthigt, bie Tüchtigkeit bes deut schen Offiziers, speziell des pteußi schon, anzuerkennen. Er spricht die Sprache des Feindes so geläufig wie dieser. Die Topographie 'des feindli chen Landes kennt er sogar 'besser, als die französischen Generäle. Bewun bern'siwerfh ist die Oridnung umd das I-Geschick, mit welchem er feine Mann j'fchaften hantirt, unb noch bemetims werther ist der Heldenmuth, mit wel chem er allen Gefahren in's Auge schaut. Männern mit solchen geistigen An'Iagen hätte es ein Leichtes sein sol ten, .die dem Völle abgerungene Ach tung zu behaupten. Während der Regierung des dlten Wilhelm bestand wohl keine Korbialit'ät zwischen Of fizier unb Volk, denn bas verwehrte bas Dienst-Reglement und noch mehr bie Einbildung auf ihre aristokratische Abkunft, welche a.uch den Krieg über lebte jeboch das Volk 'spottete nicht mehr und brachte den Lieutenants die Achtung entgegen, bie ihnen gebührte. Das VerhcMmß änderte sich unter ber 'Regierung des "jetzigen Kaisers. Ob aus militärischen Rücksichten oder aus Kastengeist, bemühte er sich, eine möglichst hohe Scheidewand zwi schen Offizieren und Volk zu errich ten. Der Lieutenant ist Vrahmine und der Bürger der Pariah. Das hat einen unheilvollen Einfluß auf den Charakter 'der Lieutenants gehabt. Es entwickelte sich bei ihnen ein Stich in's Brutale, der ihnen in den schlimmsten Taigen nicht angehaftet hatte. Nicht anders als brutal —um^einen für die 'Solldaten Ehre nickt beleidigenden Ausdruck zu gebrauchen muß man es nennen, wenn Offiziere au'f ver meintliche Beleidigungen wehrlose Bürger niederstechen. In allen ande ten Ländern wäre ein solcher Offizier unmöglich. Der Nationa'l-Chatakter würde einen solchen Kampf mit un gleichen Waffen als eine .Feigheit ver dammen. Das einzige Korrektiv für solche Ausschreitungen wäre.die aller strengste Bestrafung der Offiziere, die sich in 'derartiger Weife vergehen. Al lein der deutsche Kaiser scheint anderer Ansicht zu sein, inbem er selbst die kleinen Strafen, bie über solch' schwe re Vergehen verhängt werden, aushebt, oder in einer Weise milbert, daß et den Eindruck erweckt, als wäre bas Niederstechen von Bürgern eine That, die nicht zu streng beut Heilt werden darf. Die a'lten Spartaner_ gaben ihre Sklaven der Jugend preis, uin ihren Muth an denselben zu stählen. Wenn wir auch zugeben wollen, daß die preußischen Offiziere muthig wie die 'Spartaner ftnd, so müssen wir doch entschieden die Anschauung be streiten, als wenn die preußischen Bürger auf der Stufe von Heloten ständen. 'Fillt's Erste trägt der Bür iget, wenn es zum Kriege kommt, eben so taipfer seine Haut zu Markte, wie der schneidigste Lieutenant, und fur's Zweite findet der Lieutenant seinen Unterhalt a.us dem Gelbe des Bürgers. lEs ist für die jetzigen Zeiten ein gefährlicher Jrrthum, daß die Bürger solche Zustände auf die Dauer ertra gen könnten oder wollten. Wenn der jalte Hofiob sagt, daß das Eisen den Schwachen dem Starken gleichmacht, so setzen wir an Stelle des Ersens das 'Schießeisen und da kann es leicht pas siren, daß einmal ein solch blutdürstig get 'Lieutenant sein Löben durch bie Kugel einer .^bürgerlichen Canaille" l'venhaiucht. Daraus könnten sich böse Zustände entwickeln, wenn bie Bürger die Männer, welche ihre Beschützet und ihre Vertheidiger sein sollen, als ihre schlimmsten Feinde betrachten. Das 'Verhaften des Kaisers ist um so befremdlicher, als seine Ahnen ganz verschiedener Meinung waren. Wenn er einmal bie Geschichte seines Hauses durchblättert, so wird er ein Reskript von Friedrich Wilhelm 3., dem man sicherlich keine zu -große Volksfreund lichikeit nachrühmen kann,, finden, wel ches bie Herren Offiziere in seht schar fen Worten zu einem höflichen Betra gen gegen die Bürger auffordert. Es ist die höchste Zeit, baß der.Kaiser die ses Reskript, mit seinem Namenszug versehen, wieder veröffentlicht. Die Disziplin würbe dadurch sehr viel ge Winnen, denn man kann bas jetzige bahren gewisser Offiziere als nichts anderes, wie Disziplinloistgikeit bezeich nen. Wir brauchen wohl kaum erst zu sagen, daß eine solche DiszipliN'lo sigkeit für bas Heer ebenso gefährlich ist, wie für ben Bürger. Stimmungsbild im Regen. Es gießt. In bieten Streifen fegt prasselnd ber Regen einher, zwischen dem bräunlichen Gestein der Straßen entstehen schmutzige Tümpel, blauer Dunst liegt lastend über der unlusti gen berlinischen Welt und 'die Men schen eilen verdrossen, unter triefenden Schirmen, an ihr Alltagsgeschäft: Geld zu verdienen, Geld zu retten, neue Verbindungen zu knüpfen und alte leichtherzig zu lösen. Die Bau me sind noch dicht belaubt, aber die breiten Blätter, die ewig feuchten, fär ben sich schon braun, rollen sich ängst lich zusammen und entdecken dem Blick die langsam, sonnenlos reifenben sta chelartigen Kastanien. Ein trüber Sommer, der kein frvhes Behagen aufkommen läßt. Die Heimkehrenden selbst sehen nicht so frisch aus wie sonst 'die Hautfarbe ist am Meer, im Gebirge ober im Wald wohl ein bis chen dunklet geworden, das Auge, das sich ein paar Wochen lang früher als in Berlin zu erholsamem Schlaf zu schloß, schaut heller drein, aber die rechte Heiterkeit haben sie uns nicht mitgebracht. Die Armen ftnb einge regnet, sie schelten nur über die Geld schneiderei in der Sommerfrische, schwören, daß sie 'sich aus solchen Un sinn nie wieder einlassen werden und beneiden uns, die zu Hause Gebliebe nen, weil wir „immerhin noch die großstädtischen Anregungen und Zer streuungen beim Regenwetter nicht zu entbehren brauchten". Sie find in ihrem 'Aerger ungerecht es macht schon einen Unterschied, ob man Tag für Tag hier hockt und den ganzen Jam mer unseres allzu öffentlichen Lebens in der Nähe sieht ober ob man für kurze Wochen einmal andere, reinere Luft athmet, ohne läppische Vorur theile sich zu Menschen aus anderen Ständen und Städten gesellt und für eine Weile wenigstens von dem leeren Geschwätz der Melzuvielen abgesperrt ist. Ist das, was man da zu sehen M'Ommt, etwas Werth? Die neuen Batisons, die fünf Schönen von Ma dagaskat? Wenn man die aufgedon nerten braunen Bälge, mit ihren schreienden Hüten und geschmacklosen Cocottenkleidern, fröstelnd im Para dewagen durch die Straßen fahren sieht, verliert man rasch die Lust, den geputzten Jammer auch noch auf der Bühne zu bestaunen. 'Sittlich empfin dende oder nur prüde Leute hatten früh verbündet, in diesem Sommer werde die Reichshauptstadt sich in ein großes Freudenhaus für die mann bare Jugend wandeln. Aber es ist eine kleinbürgerliche Ruchlosigkeit ge worden, ein Freudenhaus für spar same und knickernde Kleinstädter ist entstanden, die orgiastisch scheinende Stimmung tobt sich bei niedrigen Preisen, bei gefälschtem Bordeaux unb schlechten deutschen Schaumweinen aus, das Pleitegefpenst schleicht schlot ternd schon durch die Gassen und die paar verwöhnten Fremden, die sich von den bröhnenben Posaunenstößen der Zeitungsreklame herlocken ließen, fragen verwundert, was es in Berlin denn nun eigentlich zu sehen giebt. Von ben Theatern wollen sie bald nichts mehr wissen, wenn ifie in dem verbauten Hause, das sich Neues Kö nigliches Opernhaus nennt und den Ruf des berlinischen Musikderständ nisses schändet, unter der schwunglo sen Leitung eines schläfrigen Dutzend Kapellmeisters von zusammengesuch ten Stümpern alte Opern 'gehört ober im Deutschen Theater, wo die dritte Schauspielergarnitur sich jetzt spreizt, Vorstellungen gesehen haben, die kaum in Stettin oder Magdeburg möglich wären. Und zu alledem kommt noch der Regen, der regnet jeglichen Tag. Unerfüllte Pferdebahnen, wo man sich zwischen nassen Schirmen, dampfen den Mänteln und feindlichen Blicken zurechtklemmen muß schlammige Straßen, durch die man auf gefütter ten Gummischuhen vorsichtig schleicht Kohlenwagen, bie den Winterbedarf heranfahren und von denen schwarze Jauche herniedetrieselt und in der Runde nichts Helles, nichts Frohes, nichts Aufheiterndes. Und der kurze Lenz war doch so hold, so strahlend fast wie der Frühling im Deutschen Reich. Will nun bie trübe Regenzeit ewig währen? Soll die schöne SchÖ pfung noch vor bem Herbst in den dunklen Bächen der Unlust und des Ekels ertrinken und nie mehr ein lan ger Sonnenblick das vom grauen Ei nerlei ermüdete Auge entzücken? Wirk lich bie aus ber 'Sommerfrische Heimkehrenden sollten uns, die zu Hause Gebliebenen, nicht beneiden. Es ist ein freudloses, erbärmlich elen des Geschäft. Idas ganze Jahr hin durch hier, ohne Ablösung hoffen zu dürfen, Schildwache zu stehen, alle Widrigkeiten des Tages zu empfinden und zu notiren und pflichtgemäß die Wetterzeichen zu künden. Wer dieses Geschäft nicht als ein Handwerk be treibt, mit dem man möglichst schnell möglichst viel Geld zusammenzuschla gen sucht, wer heiße Gefühle und Lei benschaften daran verschwendet, ist ein armer, unfroher, im Innersten lei benber Mann itrtd mag, wenn der Re gen vom Himmel fegt, den Wasserbich ten Mantel fest um sich ziehen und eine schützende Kappe über die Augen stülpen, damit er gar nicht zu sehen braucht, was ringsum in dem gelieb ten Lande geschieht. Zukunft. Eine höchst merkwürdige Hoch zeit fanld neulich in A lant a, Ga., statt. Joihn C. Conley, einer ber reich sten Bürger ber Stadt, lag auf dem Sterbelager, unld wollte, daß feine Tochter Katie sich mit ihrem Bräuti igaim Eugen Lewis, einem jungen Ad vbtaten, sofort verheirate. Conley war kaum gestorben, als Katie ihrem Bater bie Aulgen zubviickte, unld einen Geistlichen kommen ließ, ber sie mit ihrem 'Eugen ehelich vetbanb. Die Leliche des Baters 'war noch warn, alls Katie 'das Jawort lispelte. Die Frau des alten Conley war mit ber Zeremonie einverstanden. Bei der selben fehlte es nicht an Blumen, welche auch 3'ulm Begräbnisse verwandt wür ben. Das Fischen mit elektrischem Licht ersuchten jüngst zwei Einwohnet von N eiw Have n, Conn., in ber SeafordMai mit gutem Erfolg. Die selben ließen sich zu diesem Behuf« tiurch einen Fischer nach Einbruch der Dunkelheit vom Hafenbcvmim aus in's Meer hmausrubern. Eine tragbare Batterie mit einer 5 Kerzen starken elektrischen Lampe wurde mitgenommen uttid dieselbe versenkt, bis Idas unter ihr angebracht Gewicht den MeereSbo den bei 25 'Fuß Tiefe erreicht hatte. Beiides, Ljampe und Batterie, waren besonders ziu 'diesem Zwecke hergestellt, rnstbesonbere war erster« durch eine galvanisicke Umhüllung geschützt und wasserdicht gemacht. Die Lampe er leuchtete bas Wasser im Umkreise von 13 Aavds bis zur Oberfläche vollstän dig hell und lockte «durch ihren Schein zahllose^Aische aller Art herbei, so baß das Experiment einen guter Erfolg hatte. Die Gefangenen des County lAtbeitähiaiifes, die in der Nähe von S obb y, Tenn., mit Aribeiten be schäftigt waren, meuterten und 28 derselben, laNter Neger, griffen die Aufseher an, bie ans die Neger feuer tn. Sie verwundeten die Hälfte der Meuterer ibeidmAich uwd brachten alle wieder unter ihre Botmäßigkeit, mit Ausnahme von vier Faribigen, welche sich^ flüchten konnten. Hunderte sogenannter Müller fliegen flogen jüngst Nachts durch ein offenes Fenster 'des Kraufstationshau ses ber elektrischen Lichtanlage in lP 0 u, Ore. Sie wurden hier von Idem Luftzüge, den ein nach beim Dynamo führender Treibriemen verursachte, angezogm, so baß in Fol ge der Menlge ber Fliegen die Maschi nerie außer Thätigifett iget ietfh, unb die sämmtlichen elektrischen Lichter in der Staldt erloschen. 1"''? tri 1 '.--M fVjt ':4'ji