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Der Staats=Anzeiger. (Rugby, N.D.) 1906-current, April 18, 1907, Image 2

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„Schiff ahm!"
B«!ladt von Xtilu o. Straus? uiiO TorntH.
Lars Hessen, der ist vor siebzehn Jahren
Dl
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Uiit
»II.na -fiathtin" nach R:o pefci!.)rtn,
oie „Vlmta
Was mar
Xtathrm" ist nie w..oerge-
tiviniiini.
Aber a ivnß doch
ganz Westerland,
Wie er ietn Vit6c g:noinnte:..
Jeiiu icin Bruder ^an ist i.t jenen Wixbeil
ÜJi it tc:u jgtviitgslvggcr i i efe gestochen.
Ter {J!sei), der zog in gruforntichttgtH ch aa
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Tast die 'jVdfer c\ ts Meilen ichlva:zgcivöltl
Syoii den »vailderuoeil ^iigeii waren.
Und c5 »vi"
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ein Tag bei den SBv.rh.uv.
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Hessen je in Vfbta. b:it-
tuu/
sen?
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Eit kvnulc.i den richtigen Aura kaum hol: ^n," dachte der Tischler. Er begann
gitta hoch und
sprang nui,
Daß die èrgtl iit Feyen knallten
Und ans einmal sahn sie. Gott soll ,„» de,^
«ei,. Mann a tf
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Und
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toahvc i, I rann hisr nurf(ich nicht mehr als fünf
Viel gegen
Pen 5türm
tinen see,kr
fähren, Mark
Niiv oben bra im tat auf Mast und Raa rtl*
Vtl)k. flimui.-rnde Feuer!
sie noch starr vor Einsetzen standen,
«s«. UM „u6te
Und noch einmal, dicht im Voruberschieß.n, flirUl
Eine vBtimme, nicht ivie aus M.nj!e:i-
Tann war tueg. Wie in Luft ^erslofien.
Seesput und Teuselspos-!x^ne
Aan Jessen mar still, in- brauchte nicht fnv
gen.
Cr wußte: mein Bruder vat8 ist todt.
Und laßt ei mir sagen.
Und wie er )n Hause an Land gestiegen
Und will in den Landweg zum Torfe lue
gen,
3ft Vor Hessen« Weib ihm entgegen ge
kommen
Und hatte ein schwarzes Trauertuch
Ueber die Schultern genommen.
Und sie sagte: „^on, ich hab ihn gesehen.
Meine Uhr die blieb in der Jttitchf stehen,
11 Iio als ich Inning, sie aii)uticfnt,
Ta war mir auf einmal so seltsam fält,
Als stünde mir einer im iR liefen.
sah mich um. Yr stand auf der SAtr üe,
Und stand -wischen Tnnt.l und Troterhrlle.
(5r hat (ein einige? Won gesprochen,
Tos Waffer floß ihm aus Bart und Haar.
€eiiie Singen waren gebrochen.
Ich stand und horte die Wassertropfen
Tapp, tapp auf Tieleti und Schwelle klop«
sen,
Nnd als ich stammelnd da« Wort gefunden:
Gott sei deiner Seel? gnädig, Mann!'
To war er verschwunden.
Da? eine grämt mich: wo mag er wohl lie
gen?
Nnd daß er fein Kren, auf sein Grab soll
kriegen
Nur auf den: Platz, wo er Sonntags geses
sen,
Die Tafel da an der Kirchenwand:
i i a n s S e e a s e s s e n
Die Tafel hängt da. Verblaßt di» Lettern,
Vre im der Kran, mit verstaubte» glättern,
Und der Reeder wartet jcit siebzehn Iahren,
Aber er Hot von der „Anna Kathrin
Nie ein Wort mehr erfahren
£W SPHPII hpr .fmrmitiifnt !?nfler
Ctabtratf) Meiers waren umgezo
gen. Der Tischler Müller wurde ge
rufen, um bei der Neueinrichtung zu
helfen.
Infolge einer bringenben Abhaltung Wort!
erschien Müller erst eine halbe Stunbe
nach ber festgesetzten Zeit. Darob ein
pfmg ihn bie Frau Stabtrath ziemlich
ungnäbig. „Die Unpiinktlichkeit ber
Handwerker ist wirklich hiirmci'
schreiend!" äußerte sie zu ihrem Gat
ten.. der im Schlafrock und eine Ci
garre rauchend am Ofen staub.
..Entschuldigen Sie, gnädige Frau,
es traf im letzten Augenblick n:ch eine
Bestellung ein, wegen der ich de.u Ge
hilfen Anweisungen geben mußte," x
klärte der Meiner verlegen.
„Ja, ja kennen trir schon! Na,
gehen Sie nur an bie Arbeit, Meister
eit? Ich glaubte, Si? hätten wenig
schon die Bilder aufgehängt!"
Dem braven Tischler troff der
Schweiß von der Stirn, so hatte er
sich angestrengt. Betroffen und ge
tränkt entgegnete er baher, er habe die
Hänbe nicht in ben Schvoß gelegt.
„Sie müssen sich entschieben mehr
dazuhalten, Meister," lautete bie Ant
wort ber Frau Stabtrath, so daß Mül
ler, ber gerabe frühstücken wollte, sich
taum getraute, sein Butterbrot hervor
zuziehen. Nur verstohlen taute er Bis
sen auf Bissen, ohne es zu wagen, seine
Thätigkeit zu unterbrechen.
Die Familie frühstückte jetzt eben
falls. Er setzte gerabe in demselben
Zimmer die Gardinen stanzen ein. Nie
iLaao eriunbigte sich, ob er schon gv
gessen habe niemand bot ihm ein
Glas Bier ober eine Cigarre an.
Fräulein Melanie-di: älteste och
ttr, trat ein. Ohne es ber Mühe w.rt!
erachten, ihn zu grüßen, forderte sie
ihn auf, ihr Bücherregal an ber Wand
festzumachen. Der Stadtrath hatte
jiwy gleich? Anli?g:n, er sah dem Mei
ster bei der Arbeit zu und rauchte ihm
eine Cigarre von wunderbarem Aroma
vor.
Dann erschien wieder bic Frau
Stadtrat?) und zeigte sich höchst ent
rüstet darüber, daß er ohne ihre Zu
stimmung die ihm von ihr zugewiesene
Beschäftigung unterbrochen habe.
„Hier kann man nichts recht ma-
lw*Wch schon eine geringere Meinung
von sich selber zu fassen, obwohl er
sonst gerotte seiner Pünktlichleit unb
Schnelligkeit wegen bekannt war. „Ich
verlangen,"
sagte er zu sich,
nur.leim a n «tc: Die Essen^eil kam. Er getraute
aufzuhören, slU_
Furcht, bte Gnädige mochte ein schiefes
I Gesicht ziehen. Ein Viertelstündch'n
o6er 8W
zugtbm.
nicht anders.
Als er endlich aufbrechen wollte.
wünschte die Frau Stadtrath noch eine
Stifte
mrt&w
unb bte «iichm-
srf)ranfthi :c.i eingesetzt
zu
mcrbenbc
v)""M"UiUl. Frau Rath erblickte, verbesserte er sich
rasch und setzte mit gezwungenem Lä
Von ?. Giemen«.
es ist nicht allzu viel zu thun. Wenn nen," grübelte er.
Sie sich ein bischen dazuhalten, können Jetzt erschien die Frau Professor.
Sie beute ganz gut fertig werben." »Da sind Sie ja, mein lieber Meister!"
Müller warf einer. Blick durch bie begrüßte sie ihn lächelnb unb reichte
Zimmer unb bachte, daß es mit bem! ihm liebenswürbig bie Hanb. „Es
Fertigwerden an einem Tage wohl thut mir leid, baß Sie haben warten
feine Schwierigkeiten haben werbe. müssen. Ich hatte nicht aus Ihr so
Doch mit gutem Willen ging er an's, frühes Kommen gerechnet. Haben Sie
Werk. Zuerst befestigte er ben großen denn schon Kaffee getrunken?"
Kristallspiegel, und während er don I „Ach ja. Frau Professor," entgegnete
Haken mit wuchtigen Hammerfchlagen der Meister, innerlich aufathmend, daß
in die Wand trieb, überlegte er bei sich er es nicht wieder mit der Stabträthin
selbst bie fchwemiegenbe Frage seiner zu thun bekam.
Frorberung. Fünf Mark waren sein
gewöhnlicher Satz für so viel Ar
bett erschien ihm bas aber ein bisch.n schenkte ihm sofort, selber ein, schnitt
wenig.
Die Frau Stabträthin war ausge
gangen als sie noch einer Stunbr zu
rückkehrte, schlug sie bie Hänbe über
dem Kopf zusammen. „Was? Noch
Sicht weiter, Meister? In der langen
sehen, was
weitere Viertelstunde in Anspruch
nahm. Trotzdem kehrte der Meister
pünktlich zurück, erstens, weil er nicht
Anlas zu einer maliziösen Bemerkung
geben wollte, zweitens, »veil er andern
falls bis zum Abenb in ber That nicht
fertig zu werden vermochte.
„Und wenn ich heute nicht fertig
werde, hängt mich die Gnädige auf,",
hatte er zu seiner Frau gesagt. „Warte
mit dem Abendbrot nicht aus mich,
denn vor zehn Uhr komme ich keinen
falls nach Hause."
Ter Tag verging. Die Frau Stadt
rath blieb dem Meister hart auf den
Fersen. Sie forderte Rechenschaft über
jede Minute feiner ober, wie sie es
nannte, ihrer Zeit. Die Glocke schlug
elf, als ber Tischler enblich ben letzten
Nagel eingeschlagen hatte. Er hatte
wie ein Sklave geschuftet, unb boch
konnte er bas peinliche Gefühl nicht los
werden, daß man nicht mit ihm zu
frieden sei, und daß feine Fähigkeiten
anfingen nachzulassen.
«Nun, Meister, was bekommen Sie?"
fragte die Frau des Hauses mit ernster
Miene. „Sie haben ziemlich lange zu
gebracht," fügte sie nicht ohne einige
Sckärfe hinzu, „der Tischler Kämpfe
ist bei dem vorigen Umzug schon um
acht fertig geworden."
Müller genirtc sich beinahe, über
haupt etwas zu verlangen. Fünf Mark
sind ihr jedenfalls zu viel, überlegte er
und ermäßigte feine Forderung nach
längerem Zögern auf vier Mark fünf
Zig Pfennig. Als er iedoch die immer
Physiognomie der
cheln hinzu: „Na. sagen wir vier Mark,
Frau Stattrath das wirb Ihnen
wohl nicht zu theuer fein."
Er erhielt seine vier Mark und
trollte ab kein Dank, keine Cigarre,
kein Glas Bier, kein freundliches
Für ben anderen Tag war er zu
Professor Steincrt berufen, um bie
fellien Arbeiten zu verrichten. Diesmal
traf er mit betn Glockenschlage ein,
aber bie Frau Professor war noch ni.tt
zu sprechen, unb er mußte wohl eine
halbe Stunde in der Küche auf sie
warten. Diese Zeit nahm er wahr,
das Mädchen nach den verschiedenen zu
erledigenden Arbeiten auszuforschen,
und überlegte bei sich selbst, daß er da
bequem bis vier Uhr Nachmittags fer
tig sein könne. „Es ist kaum halb so
viel wie bei Stabtraths, ich werbe ba
wohl k um vier Mark ansetzen tön-
,Äber Sie trinken noch ein Täßchen
wie?" Unb bie freunbliche Dame
ihm ein Stück Kuchen ab unb legte ihm
ßwei große Stücke Würfelzucker bazu.
„Langen Sie zu nehmen Sie sich
nur Zeit! Sie werben schon noch fer
tig."
Der Meister begann enblich seine
Arbeit. In Anbetracht bes liebens
würbigen Empfangs mäßigte er sein
Tempo von gestern aus freien Stücken
nicht unerheblich, bebächtig stieg er bie
hohe Treppenleiter hinauf. Dessen
Ungeachtet ermahnte ihn bie Frau Pro
fessor wiederholt, sich ja in acht zu neh
men. „Vorsicht, Meister, bie Leiter
konnte stürzen Sie sinb Familien
oater? Es kommt ja auf eine Stunbe
nicht an."
„Ich könnte am Er.be boch vier Mark
ansetzen/' murmelte Müller, behaglich
durch's Fenster in ben Garten hinaus- i
schauend, wo sich ein kleines Mädchen
mit einem riesigen Bernharbiner er
götzte. „W?nn man's recht betrachtet
'l ist doch noch Arbeit genug. Wa-
tütn soll ich mich für anberc umsonst
abraaem? Das kann boch eigentlich
niemanb von mir verlangen.".
Der Herr Professor trat ein und
schaute bent Meister eine Weile zu.
„Rauchen Sie. Meister?"
„O ja. Herr Professor."
„Da eine Cigarre. Ach was,
stecken Sie sie nur gleich an, bei ber
Arbeit thun ein paar Züge ganz wohl."
Damit reichte er ihm seller Cigarren
scheere unb Feuerzeug, und Meister
Müller dampfte gemüthlich.
„Ein famose^ Mann, ber Herr Pro
fessor!" bruiiimte er vor sich hin. „Hm,
bis um vier ist's boch wohl nichts mit
dem Fertigrcerben. Vor sieben ist's
auch gar nicht nöthig. Ein Tag für
fünf Mark muß boch wenigstens her
ausspringen!"
Balb darauf erschien das Mädchm
und brachte ihm ein appetitliches Früh
stück, belegtes Brot mit Pilsener Bier.
Schmunzelnd begann der Meister den
Imbiß zu verzehren, als die Frau
Professor eintrat unb ihn ausforberte,
sich boch zu fetzen.
„Die Beine müssen Ihnen ja steif
werben vom vielen Stehen. Nehmen
Sie sich nur Zeit, wir werden schon
fertig."
Unb ber Meister nahm sich Zeit. Er
plauberte nach ber Reihe mit ber Kö
chin, mit dem Hausmädchen, schließlich
mit dem Herrn Professor, ber ihm noch
eine Cigarre spenbete.
„Sinb wirklich angenehme .Leute,"
sagte er Mittags baheim zu seiner
Frau. „Bei benen kann ich ruhig fünf
Mark fünfzig verlanden." Er war
heute sehr pünktlich zum Essen einge
troffen, gab aber, um sich für gestern
zu entschädigen, eine halbe Stunde
diesmal zu Hause zu. „Bei so lie
benswürdigen Lerten kommt's nicht so
genau draus an," meinte er zu seiner
Frau.
Nachmittags vollendete er in aller
Gemächlichkeit seine Arbeiten. Um
drei brachte ihm die Frau Professor
wieber Siaffee unb Kuchen, halb fünf
bas Mäbchen belegtes Brot mit Bier,
unb ber Herr Professor gab ihm bie
britte Cigarre. Er hatte schon unge
bulbig baraus gewartet unb war wirk
lich etwas ärgerlich, baß ber Herr
Professor ihn so lange nach betn ge
liebten Labsal schmachten ließ.
Halb sieben war er fix unb fertig,
unb obgleich bie Arbeitszeit eigentlich
bis sieben währte, packte er doch sein
Werkzeug zusammen.
„Nun. lieber Meister, was bin ich
schulbig?" erkundigte sich die Frau
Professor.
Fünf Mark fünfzig Pfennig wollte
er sagen, ba sie ihn aber gar so sreunb
lich anlächelte, verbesserte er sich schnell
unb erwiderte: „Sechs Mark. Frau
Professor."
Ohne ein Wort ber Erwiberung be
kam er feine zwei Thaler in bie Hanb
gebrückt unb vom Professor sogar noch
zwei von ben vortrefflichen Glimm
stengeln für ben Abenb.
„Finbest Du sechs Mark nicht ein
bischen theuer?" wanbte sich, nachdem
er fort war, bie Frau Professor an
ihren Gemahl.
„Theuer? Ich bächte nicht, Schatz.
Lieber Gott, wir wollen alle leben.
Ueberlege nur, was der Mann alles
gemacht hat."
„Ja, ja. Du hast am Enbe recht."
Frau Professor Steinert sagte bies in
demselben Augenblick, als Meister
Müller auf ber Straße braußen sich
feierlichst selber ein Unzusriebenbeits
votum ertheilte, weil er nicht noch
fünfzig Pfennig mehr geforbert hatte!
t)unbebegrâbnif?.
Der ehemalige Professor der Rechts
wissenschaften unb spätere Schultheiß
von Leyben in Hollanb, Mynheer Wil
lern be Bout, ließ am 20. Januar
1619 seinen krepirten Hunb „Ttster"
feierlich auf bem Friebhof zu Leyben
begraben.
Der Köter wurde auf einen mit
einer Matte bebeckten Fußschemel ge
legt unb ein schwarzes Tuch barüèer
gehangen. Mynheer be Bout hatte
eine Anzahl Kinber unb Hunbe zum
Begräbnis* einlaben lassen. „Spier"
unb „Bout," zwei junge Hunbe aus
Tyters nächster Verwanbtschaft, er
schienen mit Trauerhalsbänbern unb
würben von ber Dienstmagb, von deren
Kopfe ein langer Trauerschleier herab
wallte, dicht hinter der Leiche getragen.
Dann folgte der auch blutsverwandte
Hund eines Professors, mit Florfchlei
fen geschmückt. Die Hauskatze, bie
ebenfalls zum Begräbniß geladen
war, zeigte wenig Verstänbniß für bie
ihr unbefahrene Ehre unb nahm
Reißaus. Den Schluß bes Leichen
zuges, ber breimal ben Friebhof um
wanderte, bilbeten bte Kinber. Myn
heer Willem be Bout läutete eine
Glocke, unb bie zweibeinigen Leibtra
genben standen mit entblößtem Haupt?,
bis mein Tyter in bte Grube gesenkt
unb mit Erbe bebeckt hatte. Dann
ging bie Trauerversammlung nach bem
Hause bes Schultheißen, wo man ben
Erwachsenen Wein schenkte ur.b bie
Kinber mit Reisbrei, Pfannkuchen unb
anberen Leckereien bewirthete.
Das Hunbe begräbniß rief in ganz
Hollanb Entrüstung hervor es gab
Veranlassung zu zahlreichen Spottge
dichten, unb selbst Nieberlanbö größ
ter Dichter, I. van Vonbel. quittirte
darüber mit einem seiner gefürchteten
satirischen Poeme, bie an Grobheit
nichts zu wünschen übrig ließen.
I
I
1
I
Jliein Jretmi) her Hauner.
Hofen.
Ich erwachte plötzlich mit bem unbe
stimmten Gefühl, es müsse etwas im
Zimmer fein. Mein Gehör ist bril
lant ich glaubte, ein katzengleiches
Schleichen, Tasten zu hören ...
Etliche Situation! Der erste, rein
menschliche Impuls war, laut zu brül
len. Sofort schämte ich mich! Pfui,
mein Junge, plebejischer Lärm ist bir
doch immer so verhaßt gewesen. Angst,
Furcht, Schrecken: solch' Zeug würgen
i anstänbige Leute hinunter ohne zu
I mucksen. Verstanben, mein Jung'?
Oh, jetzt war ich meiner Sache
sicher. Jrgenb etwas glitt schleichend
über ben Teppich .. Voyons! hatte ich
nicht im Bett noch eine Cigarette ge-
raucht? Das Etui mit ben Wächscr
nen mußte irgenbino neben ben Kissen
i liegen. Leise, ganz leise tastete ich
I Jahre lang, wie es mit schien. Da be
I
kam ich es zu fassen. Mit unenbltcher
Behutsamkeit öffnete ich bas Etui»
I
setzte bas Wachsholz fest an. R...
ri ritsch ...
„Patbon, bebauete!" flüsterte mein
Besuchet mit einer leisen, angenehm
weichen Stimme. „Muß mich im Zim
mer geirrt haben. Entschuldigen Sie!"
Dabei machte er energisch Kehrt unb
ging der Thüre zu.
„Bitte, bleiben Sie noch ein wenig!"
rief ich ihm nach, zündete die Kerze auf
dem Nachttisch an und riß mit einem
Ruck meinen Revolver aus ber Schub
I labe. Der Mann brehte sich ein wenig
I
um unb sah bie glitzernbe Waffe point
blanc auf sich gerichtet.
A la bonheut! Er verzog keine
Miene!
„Ich muß Ihre liebenswürbige Ein
I Iabung wohl annehmen," meinte er in
einem bedauernden Ton. „Sie sinb
kühl, kalt wie eine Hunbefchnauze,
wenn Sie ben ber ben Ausbruck Yassi
ren lassen wollen. Werden Sie Lärm
schlagen?"
I „Ich benke nicht daran," lächelte ich.
„Ich fühle keinerlei Berus in mir, ben
Hanblctnger bet heiligen Hermonbctb
I zu spielen. Sie haben mir einige höchst
I unangenehme Minuten bereitet. Schla
sen kann ich jetzt boch nicht. Ergo
presse ich Sie in meinen Dienst als
Unterhalter.
Nachträglich that es mit leid, daß
ich ba bei unhöflich genug war, mit dem
Revolver seht ostentativ zu spielen.
Im Grunbe sinb wir ja alle Barbaren.
„Setzen Sie sich bort aus den Lehn
i stuhl bitte! auf bem Tischchen
nebenan werben Sie Cigaretten sin
den, auch gestatten Sie mir eine Frage:
Ich erinnere mich bestimmt, baß ich
mein Zimmer verschloß. Wie .. .?"
„Ich bitte Sie," fiel er mir mit
einem leisen Lachen in's Wort, „bas
Schloß eines Hotelzimmers! Das
mache ich mit zwei Haarnabeln auf!"
„Ihr Berus ist also Spezialist
I für Hotels," bemerkte ich. Sollte man
es für möglich halten, baß ich effektiv
ein gewisses gene fühlte, ben Mann
mit bem tabellos sittenben Anzug, bem
hübschen Gesicht unb ber. netten Um
gangsformen ein rohes Wort wie „Ho
telbieb" in's Gesicht zu sagen!
„Hm, ja, Spezialist!" nickte er.
„Sehr liebmswürbig, Herr
I „Rosen," sagte ich.
„Danke sehr," meinte mein Gegen
über mit finer leichten Verbeugung.
„Man muß boch einen Nagel haben,
I um bas ,Herr' baran zu hängen. E»
i genügt Jhntn vielleicht zu wissen, baß
meine Freunbc mich .Jim' nennen?"
„Würben Sie es vorziehen, Englisch
z« sprechen?" fragte ich höflich.
„Ach nein! Sehen Sie, ein ein
zigesmal bin ich ertappt toorben. In
I Englanb. Man bevorzugt bort bas
I System ber strengen Einzelhaft. Das
ist an unb für sich schon eine Rücksichts
losigkeit. Aber noch nicht das Schlimm»
ste! Denken Sie sich, in jeber Zelle
steht eine Maschine, bic sie sich heraus
i geteufelt haben eine Art wie soll
i ich sagen? Tarameter! Ich würbe
I gezwungen, tagtäglich die Kurbel bie
fer Maschine zu drehen (sie brehte sich
sehr schwer, bicse Kurbel!) bis lO.OCO
Umbrehimgen regiftriit waren. Zehn
fausenb pro Tag!"
„Ungemüthliches Volk, diese Eng
länber!" meinte ich.
„Ja," fuhr er fort, „bas war bas
einzige Mal, baß ich erwischt wurde.
Unberufen, Unberufen!
„Wie ich zu meinem Geschäft kam?
Gestatten Sie, baß ich peinliche Erin
nerungen übergehe. Die Art ber Ar
beit bürste Sie mehr interesstren. Na
türlich. jeber Hans ober Peter kann
meinen Beruf nicht ergreifen. Es gc^
hört ein gewisses savoir bibre bazu.
gute Formen. Wie soll ich sagen?
Man muß eine gute Ktnberstube ge
nossen haben. Man muß so aussehen,
daß ber Hotelportier instinktiv die
Sorte von Verbeugung macht, die er
nur für erstklassige Menschen in petto
hat. Einen eleganten Koffer, natür
lich! Persönlich habe ich ben Vorzug,
einen tabe^osen Reisepaß zu besitzen.
Er ist oÈenbrein echt. Wie gesagt,
mit den deutschen Gerichten bin ich
I
Mir starrten uns an. Der
Kerl, ber ba in meinem Zimmer stand,
sah entschieden elegant aus. Gut an
gezogen hübsches Gesicht!
„Wirklich nicht ber Mühe werth,"
sagte ich, „ich glaub', in meinem Porte
monnaie stnb vierzig Mark, ungefähr,
Meine Uhr ist aus Stahl, Schmuck
trage ich prinzipiell nicht .."
1
noch nie in Konflikt gekommen. Na
türlich registrire ich mich unter einem
falschen Namen. in ben Frembenbü-
chern. Sollte man jemals Papiere ver
langen, nun, so gebe ich eben an, ich
reiste inkognito! Galantes Abenteuer
ober so was!"
Er zünbete sich eine neue Cigarette
an. „Eigentlich ist bie Sache verblüf
fenb einfach. Sie glauben gar nicht,
einen wie festen Schlaf bie meisten
Menschen haben! Der Witz ist natür
lich. baß ich es verstehe, eine Thür völ
lig geräuschlos auszusperren. Mit
einigen Haarnabeln! Ich bin sehr
kühl bei meiner Arbeit unb brauche oft
eine Stunbe, um bie Kleiber bes Ga
stes, ben ich besuche, grünblich unb ge^
räuschlos zu untersuchen. Prinzipiell
nehme ich eigentlich nur baares Gelb.
Der Gast (gewöhnlich stnb es meh
rere!) mag bann am nächsten Morgen
ruhig Lärm schlagen! Auf mich fallt
kein Verdacht. I
bewahre! Ich bleibe
seelenruhig noch einige Tage im Hotel.
Warum benn nicht? Schlimmsten Fal
les: Wer weist mir benn nach, baß bas
Gelb in meiner Tasche nicht mein eige
nes ist?"
Da saß er, rauchte meine Ciga
retten unb plauberte heiter, unbefan
gen. Der Mann gefiel mit!
„Stehen Sie sich gut babei?" fragte
ich.
„O, ich banks. Ich bin ziemlich zu«
stieben. Atierbingè, ich habe ja meine
Zukunstswünsche Sehen Sie, in ben
bornehmen Luxus,lügen, im Orient
Expreß, in ben Schlafwagen ber Fern
züge müßte sich brisant arbeiten lassen.
Leiber gehört jeboch ein größeres Ka
pital bazu. Die Seesen stnb ja enorm!
Aber ein geschickter Arbeiter hat ja bie
Chance, bort mal einen großen Schlag
zu machen. Ich hoffe sehr, recht bald
in ber Lage zu fein —."
Ich lochte!
„Ich möchte mich jetzt gerne verab
schieben," sagte mein Besucher, „ich
fühle mich etwas miibe. Gestatten
Sie? Ich hoffe nick-t, baß Sie mir
Bebingungen irgendwie schwerer Art
stellen .."
Eigentlich fühlte ich die Verpflich
tung, für bte Festnahme bes Gauners
zu sorgen unb ihn r-nschäblich zu ma
chen. Aber ich hat!» ihm mein Ver
sprechen gegeben unb damit basta!
„Fteunb Jim!" sagte ich in sehr
ernstem Tone zu ihm, „ich will Ihnen
etwas sagen. Ich gebenke, bis morgen
früh um elf Uhr zu schlafen. Ver
muthlich stnb Sie bis borthin abge
reist, nicht wahr? Sie verstehen mich
doch?"
Jim verstaub. Er erhob sich, trat
ein wenig näher an mein Bett unb
verabschiebete sich: „Tausenb Dank für
Ihre große Liebenswürdigkeit,"
Es flimmerte vor meinen Augen, ei
war, als ob ein Felsen auf mich drucke,
es würbe schwarz um mich her. Ich
versank in Nacht ..
Die Kerze war fast gänzlich herun
tergebrannt, als ich erwachte. Ich:
konnte mich nicht rühren, meine Kehle
schmerzte abscheulich. Ich konnte mei
nen Munb nicht offnen. Und erst nach
unb nach bämmerte es in mir auf, baß
Hänbe unb Füße mir gefesselt waren.
So lag ich eine qualvolle Nacht
hindurch, bis ant nächsten Morgen ber
Kellner, der mir Kaffee brachte, mich
erlöste!
Aus meinem Tisch lag eine meiner
Visitenkarten Mit Bleistift war dar-1
auf gekritzelt:
„Sehr geehrter Herr! Entfchulbi
gen Sie, bitte! Einerseits brauchte ich
infolge ber ungünstigen Geschäftslage
Ihre 40 Mark, andererseits, galt es
mir als eine Art Ehrensache, bic erlit-:
tene Schlappe wett zu machen. Die
Stahluhr ist hübsch. Auffallenb flache
Form, Präztstonswerk! Den Reoot»
1
I
I
ver habe ich ebenfalls mitgenommen.!
Ihr Freund Jim!" i
irrtljiimlichr Brdrnsverleihung.
Der'Kapitän eines vornehmen deut
schen Exkurstonsbampfers befanb sich
bor mehreren Jahren noch als erster
Offizier aus einem anderen Dampfer,
auf bem ein hoher, persischer Würben
träger eine Reife mitmachte. Der
fchneibige Offizier nahm sich bes vor
nehmen Passagiers in liebenswürbig
fter Weise an. Am Enbe ber Reise
verabschiebete sich ber Perser mit
freundlichem Hänbebruck unb ver
sprach, baß bem Offizier für ferne
freunblichen Bemühungen eine Deko
ration feines Lanbes zu Theil werben
solle. Der Or ben kam aber nicht bet
Offizier würbe inzwischen zum Kapi
tön besörbert unb burch bas Kom
mattbo eines, besonberen Sp.-zialdien
sten gewibmeten Schisses ausgezeichnet.
Wer beschreibt bähet bas Erstaunen
feines Nachfolgers auf bem alten
Schiffe, als bem selben eines Tagesein
persischer Orten überreicht würbe. Der
freunbliche Würbenträger auS betn
Lande ber Lammfellmützen hatte sich
nämlich nicht einmal bte Mühe genom
men, sich ben Namen bes zu dekoriren
den Offiziers zu merken. Die persische
Gesanbtschaft in Berlin bekam Winb
von ber Sache unb leitete Schritte ein,
um ben Fehler wieder gut zu machen.
Es bestanb jeboch bie Ansicht, daß bem
irrthümlich Dekorirten die Auszeich
nung nicht gut triebet abgenommen
werben könne, unb daß die persische
Regierung sich wohl zur Verleihung
eines zweiten OrbenS entschließen
müsse,
Preukisch-franMsche Soldaten.
In der Armee Napoleons I. ha
volle sieben Jahre offiziell ein „Preu
ßisches Regiment" bestauben. Dur
kaiserliches Dekret vom 13. November
11806 warb ber französische Genera
Fürst von Jsenburg-Birstein beauf
tragt, in Leipzig aus den versprengte
Preußen, bie nach bem Unglückstag
von Jena am 14. Oktober 1806 in
französische Gefangenschaft gerathen
waren, ein Infanterie-Regiment zu
errichten. Diese gefangenen Preuße
bilbeten ben Stamm der neuen Truppe.
Als späterer Ersatz-Bezirk sollten dem
Regiment die von Preußen annektirte
Länber, besonbers bie Gegend vo
Magdeburg, zugetheilt werben. De
Zubrang ber früheren preußische
Grenadiere zu den Adlern Napoleon
war nicht groß.
Um sein Regiment nun auf Kriegs
i stärke zu bringen, stellte Fürst Isen
bürg ohne weitere Wahl alle möglich:
Leute, auch recht verbächtige Subjekte,
ein. Deshalb bilbete bie neue Trupp
für Leipzig einen Grunb für viele Be
schwerben. Die Mannschaften, au
die Offiziere, wußten vor Uebermut
nicht wohin. Branbschatzungen, Er^
Pressungen waren an ber Tagesord
nung. Die Soldaten trieben den Un
fug so weit, baß sich bie Bürger lieber
Franzosen als Einquartirung wünsch
ten, als biese „Preußen in sranzösi
schen Diensten." Auf energische Vor
stellungen bes Leipziger Magistrats
wanbte sich ber Konig von Sachsen
persönlich an ben Kaiser, um di
Stadt von der Plage der neuen Gar
nison zu befreien. Er betonte in sei
nem Schreiben „die Gefahr, ber di
Anwesenheit dieses Korps die Sicher
heit und ben Hanbel ber Stabt, di
Ruhe und die Sitten der Student?
i und speziell die bevorstehende Mess
aussetze." Napoleon, der sich immer
gern dem Könige
von
Sachsen gefall'
zeigte, verlegte sofort das Regimen
nach Slldfrankreich.
Im April 1807 marschirten di
„Preußen" unter ben Julelrusen de
Leipziger aus ber Swbt. Im fol
genben Jahre fochten die „Prussiens
au service de France" (Preußen im
Dienste Frankreichs), wie ber ossifies!
Titel bes Regiments lautete, mit groß
ter Auszeichnung in Spanien. Dort
ftanben sie gemeinsam mit bem Regt
rnent Isenburg in der Btigabe, bie der
Fürst Isenburg konimanbirtc. Am
25. November 1813 warb die Trupp
aufgelöst. Bezeichnen!) für ben Ersatz
bes Regiments ist bie Auflöfungs
orbre, in ber es heißt, baß „bte Rus
sen, bte Deutschen, bie Dänen unb die
Schweben, bte in betn Regiment ge
dient hätten, betn ,regiment de pion
niers etrangers' (Regiment der frem
den Pioniere) zu überweisen seien."
Der Grünber bes Regiments, ber
Fürst von Isenburg, schieb am 8. Dr
zentber 1813 aus bem französischen
Kriegsbienste mit betn Range eines
Brigabegenerals.
Der Fürst von Isenburg war 1766
im Schlosse zu Offenbach a. M. ge
boren, 1787 in die ..Ecole royale mili
taire" (Königliche Militärschule) in
Kolntar im Elsaß eingetreten unb
dann als Offizier in österreichische
Dienste gegangen 1785 zeichnete er
ffth im Felbzuge gegen bte Holländer
aus, so baß er schon im folgenden
Jahre zum Hauptmann abancirte.
Sodann warb er 1788 Flügelabju
tant Josephs II. und nährn am Krieq
gegen die Türken theil 1790 wurd
et zum Major ernannt unb schieb
1794 als Oberstleutnant aus betn
österreichischen Dienst.
Er trat in bie preußische Armee
über unb würbe bort 1802 zum Ge
neralmajor besörbert 1804 trat er in
Mainz wieber in französische Dienste
unb befehligte bas von ihm errichtete
Infanterie Regiment Isenburg. Am
12. Dezember 1806 erhielt er ben Grab
eines Brigabegenerals. Seiner Bri
gäbe warb bas Regiment Preußen bei
gegeben. Besonbers warb sein Ber
halten im Kriege 1806—1807 aner
kannt 1806 unb 1809 facht er mit
feiner Briaabe in Spanien. Nachdem
er den Abschieb genommen hatte, über
nahm er bie Regierung feines Fürsten
tums. Der Wiener Kongreß ent
ledigte ihn auch bteser Sorge, inbem
er ben Jsenburgischen Lanben die
Souveränetät aberkannte. Nach un
stetem Lanbsknechtsleben genoß ber
Fürst bie wohlverbtente Ruhe. Er
verbrachte ben Rest seines Lebens in
Offenbach unb in Birstein.
lUrlodtetibe# Anerbieten.
i e i e s e n S e i
sollst Du jetzt tüchtige Hiebe haben
DU ungeratener Bengel." „Papa,
laß mal!—Wenn Du mich nicht haust'
verspreche ich Dir erstens Besserung'
zweitens eventuell Hilfe gegen Mama
unb drittens vielleicht noch etliche
famose Reime auf Wunsch und Sil
ber!*
Gedankensplitter.
Tai schwerste Gepäck, das mancher auf bie
Reise nimmt, trägt er in sich.
Dem Glücklichen schlägt keine Stunde
wohl aber seinem Glücke.
Wenn boifdem Rus einer Frau «rede
wird, ist et meist schon dahin.
Das eigene Unglück und da., fremde Glück
sieht man zumeist mit falschem Aug? an.
Um Einsamkeit ,u ertragen, muß man
entweder sehr dumm oder sehr gescheit sei».
Beim heirathen'setzt der Mann die ffreU
h«it ein, und das Weib gewinnt sie.

An den in n o
!t:i!
Trim die See fliita hoc!) und der Wind
Von Erwin

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