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u n i tt 9cs .smiiite a Eermtidjliiil}. tt tt tt tt tt tt tt 1 K a i e 'iefblav wölbte die Himmelskup pel sich über der herbstlichen Ebene. Die Sonne herrschte dort mit goldenem Szepter, ru3 dem Milliarden von Glorienstrah Jen hervorbrachen, die sterbende Natur mit Glanz und Farben überschüttend. Die Luft hatte die wunderbare Klar heit schöner Herbsttage. Dunkel und scharf umrissen zeigte sich am Horizont die Bergkette der Sudeten. Weiße Häuschen grüßten herüber, grüne und braune Ackerflächen zogen sich weit an den Bergen empor, bis sie im Dllsier der bewaldeten Kuppen verschwanden. Eine Wallfahrtskirche ragte mit zwei schlanken Thürmen von einem der Vor berge in das tiefe Himmelsblau hin ein, der Aussichtsthurm daneben fchim merte roth, eine Fahne wehte. Dort hatte man wohl einen schönen Blick in das flache, schlesische Land hinaus. Große Waldungen unterbrachen reizvoll die Eintönigkeit der Felder und Wiesen. Zwischen dunklen Kie fern und Tannen leuchteten die bunten Farben des Herbstes. Langsam schweb ten weiße Commerfäden durch die Kaue, leicht bewegte Lust. Auch die Reiter, die theils in Offi ziersuniform, theils im rothen Nock auf der Chaussee in der Nähe des Wal des hielten, entgingen nicht ihrer Um armung. Eben legte sich ein weicher, dicker Faden zärtlich um eine roth braune Husareniuütze und über die runden, blauen Augen ihres Besitzers. Eine kräftige Hand griff energisch danach. „Verwünschter Altweibersommer!" loifomiirtc der junge, etwas korpu^ lente Offizier und rieb die Hände in den rothen Handschuhen an einander, da der weiße Flaum nun an dienn haftete, „kann alte Weiber in den Tod nicht leiden, schon deshalb ist mir das namensverwandte Zeug verhaßt." „Sie scheinen aber bei beiden in großer Gunst zu stehen, Graf." Der das lachend sagte, war ein schlanker, blonder Oberleutnant mit einem mehr fingen als hübschen Ge sicht. Braune, fröhliche Augen zwin kerten mit leichtem Spott zu dem Ka meraden herüber. Dieser machte feite I i eine komisch verzwei- Miene. „Weiß Gott, Sie haben recht, Fleß burg," sagte er fast kläglich, „was mich darin für ein Pech verfolgt einfach scheußlich! Die alten Weiber müssen alle einen Narren an mir gefressen ha ben. Gestern hat mieb wieder die alte Excellenz mit ihrer Stammbaummanie ohne Gnade in eine Salonecke verstaut. Ob ein Funkenburg die Kreuzzüge mitgemacht habe? Ja, hab' ich natür lich gesagt, dabei keinen Schimmer. Meine Ahnen werden sich natürlich deshalb im Grabe umgedreht haben, zum so und so vielten Male. Damit nicht gering, halft mir der Ballstedt noch feine Tente auf beim Nachhause fohren, weil ich früher fort mußte und sie das des Kindes wegen wollte." andere Hatte noch immer ge lächelt, aber feine Heiterkeit erstarb jetzt jäh. „Frau von Otten ist doch eine sehr liebe Frau," sagte er wartn, „ein wah rer Segen für meinen armen Freund." Gras Funkenburg z oirbclte unter nehmend fein rothblondes Bärtchen. „Na ja, gewiß! Stell' ich ja gar nicht in Abrede. Aber Sie müssen doch zugeben, daß Sie auch lieber mit 'ner feschen, jungen Frau durch eine herbst liche Sternennacht fahren würden." Otto von Fleßburg konnte das nicht bestreiten. „Na, sehen Sie," triumphirte der dicke Graf, „ich kenne doch meine Pap penheimer. Da kommt übrigens Ball stebt auf der ,Primrose.' Die Stute ist gut, aber ich trau' ihr nicht." Karl von Ballstedt, der ebenfalls die braune Husarenuniform trug, hatte sein unruhiges Pferd nach dem Walde zu gelenkt und die Anwesenden nur [von weitem kameradschaftlichst gegrüßt. [Nun Hielt er unbeweglich am Ausgang eines Waldweges. Sein braunes Gc [ficht trug eiijen nachdenklichen, melan cholischen Ausdruck. Er war noch jung, wohl Ende der Zwanzig. Nicht f,u groß, besaß er die magere, sehnige Figur des echten Rennreiters, und feine dunklen, ernsten Augen, der Zug von eiserner Energie um die schmalen Lip pen und um das fest gefügte Kinn deu teten auf die Zähigkeit, die Besonnen heit und die Todesverachtung eines solchen. Er hatte in diesem Jahre die „Armee" gewonnen neben mehteren anderen weniger bedeutsamen Nennen. Sein Antlitz erzählte jedoch nichts von befriedigter Eitelkeit oder gar von Glück. Er starrte düster vor sich hin und blickte erst auf, als Otto von Fleß burg dicht vor ihm feinen fchwarzbrau nen Wallach zügelte und ihm herzlich die Hand entgegen streckte. „Guten Tag, Karl," sagte er, seine its che, laute Stimme unwillkürlich dämpfend, „wie geht's? Was macht das Kleinchen?" Die düsteren Augen des Offiziers «H» A4 11 w w w fc n. 6brbardt. bekamen sekundenlang einen freudigen ,Glanz. Mit kräftiger Innigkeit schüt telte er die dargebotene Freundeshand. I „Dem Jungen geht's gut, Otto!" j@in schwaches Lackeln verzog feilte schmalen Lippen unter dem tischten, schwarzen Schnurrbart, und er fuhr fast zögernd fort: „Ich bin jetzt wirk itch schon angesteckt von der guten Tante Otten und der begeisterten Wär term und fange an. den kleinen Kerl reizend und für fein Alter ungewöhn lich klug zu finden. Mindestens ist et sehr lebhaft und lustig das kräht und jauchzt den ganzen Tag. Frei I ltd), er entbehrt ja auch nichts." Sein Ton klang tn schmerzlicher Bitterkeit aus, er sah an dem Freunde vorüber. Der schwieg einen Augen blick. Am Waldrande neben ihnen tobte die Meute, jaulend und kläffend, eine Peitsche knallte und die Stimme des „huntsman" beschwichtigte und drohte abwechselnd. Otto von Fleß bürg klopfte verlegen den schwarz glän zenden Hals seines Pferdes. Ein scheuer Seitenblick streifte das nun wieder tiefernste Männergesicht. Er kämpfte einen Moment mit sich. Dann sagte er leise: i „Hast Du neue Nachrichten über Deine Frau?" I Der junge Offizier zuckte nervös zu I sammen. Die Stute bäumte ein we nig und ging rückwärts. I „Ruhig, ruhig, Primrose!" begü I tigte er, und dann fetzte er gegen den 1 Freund gewandt hinzu: „Ja, der Arzt schrieb mir erst Heut, sehr tröstlich so- gar. Hoffnung Hat er mir ja gleich von Anfang an gemacht. Sie beginnt sich für ihre Umgebung zu intereffiren, I und ihre Phantasien sind nicht mehr so erregter Art wie zuerst." „Nun siehst Du, alles wird noch gut," siel der blonde Offizier tief be wegt ein, „wie mich das für Dich freut, I mein Junge, ich kann Dir's gar nickt sagen." I „Es wird nicht mehr gut," flüsterte der andre halb für sich, „ich kann mtr's nicht denken. Ich komme nicht dar über hinweg wie sie mich von sich stieß, gerade mich, dieses Entsetzen, diese Angst in ihrem geliebten Gesicht, wenn ich mich ihr blos näherte^ mit ihr sprach!" Er deckte erschüttert die Hand über die Augen. „Ich bilde mir ein, sie hei mich doch nicht lieb haben können, wenn gerade meine Nähe sie so erregte. Die Stute war immer unruhiger geworden und zwang ihn, sie zu be wegen. Auch Otto von Fleßburg setzte seinen Wallach in Schritt. Sie ritten dicht Seite an Seite, und der blonde Offizier mahnte ernst und gütig zu gleich: „Quäl' Dich doch nicht mit Hirnge spinsten, alter Freund, das ist ja alles Unsinn, Wie kannst Tu denn mit den Gefühlsäußerungen einer Nervenkran ken rechnen? Das ist ja eben das Krankhafte, daß die Menschen so ge rade entgegengesetzt fühlen wie in ge i funden Tagen. Du mußt Dich aus raffen, darfst nicht zum Trübsalbläser werden, sondern mußt den alten, sröb lichen Reitermuth wieder gewinnen. Bist Du einfach Deiner Frau und dem Jungen schuldig. Gott, wirb das schön werden, Alter, ich der vierte in Eurem Bunde. Es hilft Dir nichts, Du mußt schon erlauben, daß ich mich mitsonne an Eurem neuen Glück." Der andre blickte ihn feuchten Auges an. I „Guter, treuer Kerl! Du hast ganz recht, der Soldat darf nie die Büchse in's Korn werfen, und der Rennreiter sollte solche schlappe Stimmung über I Haupt nicht kennen. Du weißt, ich hab' mich auch noch nie unterkriegen lassen, mit solchen Nerven gewinnt man nicht die,Armee.'" Sie waren unterdeß der übrigen Jagdgesellschaft nahe gekommen, ge rade in dem Moment, als der „master" des Jagdreitervereins, Oberstleutnant von Krafft, der Kommandeur der braunen Hufaren, mit dem Regiments adjutanten etwas verspätet angalop pirt kam. Er war eine famose Reiter gestalt, das Gesicht klug und energisch. „Alles in Ordnung?" fragte er rasch, nachdem er den ehrerbietigen i Gruß der ihn Erwartenden sehr lie I benswürdig erwidert hatte, „bitte die I Herren die Verspätung zu entschuldi gen —x eine unaufschiebbare Dienst fach- I Der Piqueuroffizier. dem der als I „huntsman" fungirende Unteroffizier I mit feinen Gehilfen und der Meute i unterstand, meldete, daß alles bereit ifei. Die Hunde wurden losgelassen. Mit lautem Gekläff nahmen sie die von I einem voran reitenden Unteroffizier gegebene Witterung auf. In tollem Galopp folgten die Rei ter der laut bellenden, vom „Hunts I man" durch Zuruf und Peitschenknall angefeuerten Meute. Die feuchten Ackerschollen flogen, die harte Erde der Stoppelfelder dröhnte. Ueber Hecken und Gräben, titer federnden Wiesen eben und die hohe Bahnböschung hin auf und wieder herunter ging die wild«. Jagd. Keiner kümmerte sich mehr um den anderen, es galt ja den Fuchs schwänz von der Schulter des „Hunts man" zu erringen. Schon waren ein zelne der Retter abgebröckelt. An der Bahnböfchung hatten sich zwei von ihren Pferden unfreiwillig getrennt tin zerrissener Sattelgurt und eine ver stauchte Hand da war nichts mehr zu wollen. Auch der kleine, aber nicht sehr flache Fluß kostete mehrere Opfer, von denen nur zwei triefend und fchmutzbedeckt die Jagd wieder auf nahmen. Der Oberstleutnant war neben Otto von Fleßburg unter den ersten, er war ein früherer Rennreiter und hielt auf tadelloses Pferdemate rial. Karl von Ballstedt schien die Kräfte feiner Stute nicht frühzeitig ausnutzen zu wollen. Er war einer der letzten. Die Stute ging eine» wunder schönen, lang gestreckter. Galopp über das Lupinenfeld, dessen gebräuntes Laub unter ihren flüchtigen Hufen raschelte. Plötzlich, jäh, überraschend, that sie einen Seitensprung. Ein Fasan war aus den Lupinen ausgegangen und flüchtete mit geräuschvollem Flügel schlag in ein nahes Gehölz. Wie cuts Erz gegossen saß der junge Offizier ans dem erregt auf der Stelle tänzelnden Thiere. Keine Muskel zuckte in seinem braunen, mageren Ge sicht. Da geschah etwas Unerwartetes. Ein zweiter Fasan ging aus dem ra schelnden Lupinenkraut flügelschlagend auf. Die Stute fuhr mit den Hinterbei nen hoch in die Lust und überschlug sich dann nach vorn, ihren Reiter in weitem Bogen aus dem Sattel schleu dernd. Es war das Werk einer Sekunde. Das gestürzte Thier raffte sich unver letzt sofort wieder auf und galoppirte den anderen nach, die schon weit voran waren. Nur der kleine Graf Funken burg hatte den Sturz bemerkt. Mit :inein halblauten „Donnerwetter" pa rirte er feinett schon leicht ermüdeten Rappen und ihn am Zügel führend, bahnte er sich den Weg zu dem Ge stürzten. Der lag regungslos mitten in den Lupinen, platt auf dem Rücken, die Arme weit ausgestreckt, wie an's Kreuz geschlagen. Sein junges Ge sieht war todtenhöft fahl und sah selt sam verfallen aus, feine Augen, weit geöffnet, schienen aus ihren Höhlen heraus treten zu wollen und aus dem rechten Mundwinkel riefelte ein schma ler Streifen helfrothen Blutes das Kinn und den Haid hinunter in den Uniformkragen hinein. Er war voll kommen bewußtlos. Selbst den be herzten Offizier durchrann ein Schauer bei feinem Anblick. Er kniete neben ihm nieder. Er öffnete den Attila und legte das Ohr an die Brust des Regungslosen. Matter Herzschlag ver rieth ihm, daß das Leben noch nicht entflohen war. Schwer athmend rich tete er sich wieder auf. Aus der Ferne drang jetzt durch die klare Herbstluft das helle, schmetternde Halali, das Zeichen, daß irgend ein Glüctlicher den Fuchsschwanz errungen hatte. Nun vertheilte der „master" die frischen Eichen brücke, die lichte Seite des fröhlichen Reiterlebens ließ die Herzen der Offiziere dort höher fehln gen, während einer von ihnen hier den kühnen Wagemuth des Kavalleristen mit dem Leben bezahlte. Ganz ver stört irrte der Blick des Offiziers in der Runde. Weit und breit kein mensch liches Wesen. Es blieb ihm nichts an deres übrig. Er mußte den Bewußt losen allein lassen, um schleunigst Hilfe zu holen. Im Begriff, sich in den Sattel zu schwingen, vernahm fein ge übtes Ohr den trappelnden Husschlag gatoppirender Pferde. Er wandte sich nach der Richtung. Da tauchten auch schon die ersten Reiter hinter dem kleinen Gehölz auf, sichtlich in Er regung und großer Unruhe. Sie hat ten das ledige Pferd und das Zurück bleiben des Greifen Funkenburg in der aufregenden Hast vor der Entschei dung nicht gleich bemerkt. Otto von Fleßburg hatte zuerst die reiterlose „Primrose" erblickt, er war auch der erste neben der traurigen Gruppe in den Cupinen. Förmlich entgeistert starrte er in das entstellte Gesicht des Freundes. Sein erster Gedanke galt der armen jungen Frau und dem Kind?. Welch schreckliches Erwachen aus der Geistesnacht, wenn der stützende Arm des geliebten Gatten ihr fehlte! Unübersehbare Folgen drohten dann dem kaum gesundeten Gemüth. Und der süße, herzige Junge, der für den Augenblick völlig verwaist war, wenn die gütigen Vateraugen sich ihm nicht mehr öffneten? Und er glaubte nicht daran. So konnte nur ein Todter rder ein Sterbender aussehen. Der Oberstabsarzt war neben ihn niedergekniet, setzte das Höhrrohr an die rasch entblößte Brust. Alles ver harrte in regungslosem Schweigen. Nur eine Gebißkette klirrte zuweilen, ein Pferd schnaufte aus geblähten, ro (Igen Nüstern, ein anderes scharrte un geduldig mit dem Huf in den dürren Lupinen. Endlich hob der Arzt sein blond bärtiges, ernstes Gesicht. „Er lebt!" Es klang wie ein er löstes Aufathmen. So lange noch Le ben in den Adern pochte, so lange war noch Hoffnung. „Mehr läßt sich vor läufig nicht feststellen. Die Haupt sache ist jetzt, ihn möglichst rasch und vorsichtig in sein Bett zu schassen." Er hatte, sich an den Kommandeur gewankt. Der gab jetzt energisch und umsichtig die nöthigen Befehle. Diè Offiziere, deren Pferde noch am fri schesten waren, stoben im Galopp nach der Stadt zu, die übrigen ritten lang sam hinterdrein. Außer dem Kommandeur und dem Oberstabsarzt blieb nur Otto von Fleßburg- bei dem Verunglückten zu rück. Der starrte noch immer mit tod ten Augen in den blendenden Sonnen glänz. Der Oberstabsarzt rieb ihm Stirn und Schläfen mit Aether und hielt ihm von Zeit zu Zeit das kleine Fläschchen unter die seltsam spitz ge wordene Nase. Es dauerte lange, ehe ein schwaches Zeichen wiederkehrenden Lebens die starren Züge veränderte. Endlich ein schmerzliches Zucken um die farblosen Lippen, ein Rollen der Augäpfel nach oben, daß man fast nur das bläuliche Weiß derselben sa'h, dann senkten sich die Lider. Fleßburg hatte sich ebenfalls neben dem Freunde auf die Kniee geworfen. ,,Karl!" ref er mit halb erstickter Stimme. Er wußte nicht, daß ihm die hellen Thränen über das schnierzbewegte Ge sicht rannen. Aber der rührte sich schon wieder nicht mehr. Eine brü tende Stille lastete über der kleinen Gruppe, nachdem der Ruf ungehört von dem Bewußtlosen verhallt war. Die drei Herren waren nicht von der Art, daß sie banale Worte über das traurige Ereignis? zu wechseln ver mochten. Auch die beiden Husaren, welche am Rande des Gehölzes ihre eigenen und die Offizierspferde be wachten, wagten, «.ingeschüchtert von dem Ernst in den Mienen der Borge setzten, keine Vermuthungen und Be fürchtungen auszutauschen. Schweigend und in banger Unge duld wartete man mitten in dem Glanz und der Schönheit des sonnigen Herbsttages, zur llnthätigkeit ver dammt, der erbetenen Hilfe, von derein schnellen Kommen vielleicht allein noch die Rettung zu erhoffen war. 2 K a i e 2 ie Sonne stand schon über Mittagshöhe, als der Kran kenwagen des Gamisonlaza reths vor der kleinen Villa hielt, die Ballstedt seit seiner Verhei rathnng miethweise bewohnte. Trotz dem 'ie ganz am Ende der kleinen Stadt in vornehm stiller Abgeschlossen heit inmiiten eines prächtigen Gartens lag, batten sich doch neugierige Gaffer an^e1 die den ganz verstört drein Gehenden Burschen Ballstedts mit zudringlichen Fragen noch kopfloser gemacht hatten. Leichenblaß, an allen Gliedern zit- (^uvncninifi folflt.) Kmyf Fingernägel. Ei«« recht u»«istft'ti,che im» gesundheit»» s i e Die „Bliiiter fur Voltsgesundheits pflege" schreiten: In gewissen Kreisen, welche cmgeb Itch die Mode repräjentireq, ist es Sitte, oder besser Unsitte geworden, lange Fingernägel zu tragen, und ein eigener i Berus hat sich herausgebildet, der die systematische Pflege dieser Nägel aus I übt. Sowohl vom gesundheitlichen als I vom ästhetischen Standpunkt aus muß ganz entschieden gegen diese Gewohn heit Stellung genommen werden, und selbst der rosige, wohlgehaltene Nagel an einer schönen Tamenhand kann nicht wirklich schön gefunden werden, I sondern selbst er erinnert unwillkürlich an die Krallen des Thieres. Viele Leute aber verstehen nicht einmal, den langgewachsenen Nagel sauber zu hak ten, und dann wirkt der^lnblick einer solchen Hand geradezu ?ie!hast, und nur ungern legt mein in sie zum darge botenen Handschlag die seine. Des Ferneren ist es unvermeidlich. daß der lange, spitze Nagel kleine Haut I Verletzungen veranlaßt, -und da außer I dem die sichtbare Reinlichkeit sich mit der unsichtbaren hygienischen nicht deckt, da unter dem scheinbar reinen i Nagel doch Krankheitskeime sich ange I sammelt haben können, so fügt der Na gel zu der Verletzung sehr häufig auch die Infektion der Hautwunde, und es entstehen kleine oder größere Geschwüre, bisweilen sogar Blutschwären. Der^ artige Verletzungen können der ebenen I Person, aber auch einer andern zuge I fügt werden, und vor allem gefährden Mütter, die einer solchen Nagelsitte I huldigen, ihre Kinder, mit denen sie in häufige und enge Berührung kommen, Der Nagel soll daher stets kurz getra i gen werden und unmittelbar über der Fingerkuppe enden, da er ja hauptsäch I Itch nur den Zweck hat, diese zu schützen, i Ganz besonders dürfen aber Kranken- Wärterinnen niemals lange Nägel ha ben, da sie dadurch die Uebertragungs I möglichfeit der Krankheit auf gesunde Personen, denen sie eventuell die Hände geben, ganz wesentlich erhöhen. Pie glück Ichsien Menschen sind nicht die. We erreicht haben, toas? sie wollen, sondern die gcwvlll haben, was sie erreichen. 1*3 nVi (icbovrue Ztiffmiitter so gut tS Mii.tt'. n.ibt, die nie fieberen haben. Mache Arbeit zur Lnst, so wird die Ruh« jur Wunne. Der Tnauß bildet sich auf seine Federn lattfle nicht so biet ein, wie die Frau, die fi« trügt. ?s gibt Pessimisten, die hei ratheten, Op Itmiften, die es zweimal thaten. Die Todfeindin der Freiheit tst die Zügel» lefigfeit. 3nhu|triepafäfie. Avei Riesenbauten in der deutsche« Reichshauptstadt. »er »stell G»A««nttch t«r», Bauzeit M«»erne B«u«aschi»ien—H«her •Iifüllte# P»«»tiche Reuernug»»« Aw«i -Seife Verordnung. Zwei industrielle Riesenbauten, wohl die einzigen ihrer Art auf dem euro päischen Kontinent, sind kürzlich in Berlin dem Betrieb übergeben word.'N. Der eine der beiden ist der in der War fchauerstraße unmittelbar am Bahn damm gelegene, dem Kommerzienrath Schönner gehörige und von ihm ent worfent, durch eine bekannte Berliner Baufirma ausgeführte Jndustriepalast, dazu bestimmt, industrielle Betriebe in sich aufzunehmen, der andere ist der! durch dieselbe Firma ausgeführte Fa brikbau der deutschen Gasglühlichtge feflfchaft. I Schon die kurze Spanne Zeit, welche die beiden Kolossalbauten zu ihrer Ent-: stehung bedurften, forderte die Bewun derung der Berliner heraus. So bean spruchte der Bau der Gasglühlichtge fellschaft nur den Zeitraum von neun Monaten und der Schönnersche, sich: theilweise bis zu sieben Stockwerke er hebende Palast ein Jahr. In früheren Epochen wären derartige Bauzeiten ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Wâs aber heutzutage, wenigstens in Vertu, kurze Bauxit für den Unternehmer zur Bedingung macht, das ist de: fa belhafte Grundwerth, der keine un nützen Zinsen fressen darf und so rasch wie möglich Rentabilität, das heißt Vermietung beansprucht. Ein derart rapides Bauen ist nur dadurch möglich geworden, daß da.-3, was früher nur von der menschlichen Hand geleistet werden konnte, heute mächtige Baumaschinen verrichten. So eigens konstruirtc Kräne große fahr bare Masten, die mit einem Ruck die Gerüste verschieben Maschinen für die Mörtelbereitung Maschinen, die den Mörtel und die Ziegelsteine in die Höhe heben und andere. Als Vorzug dieser' Maschinen hat sich nicht nur erwiesen, daß sie billiger arbeiten als die mensch liche Hand, sondern auch vor allem, daß sie den Bauherrn unabhängig von etwaigen Unzuverlässigfeiten seines Ar beitspersonals machen. Eine iveniger angenehme Eigenschaft dieser Ma'chh nen abgesehen davon, daß sie bei' kleineren Bauten überhaupt nicht an*, w e i u u i i a e i U i i i e u zu ihrer Ausstellung eine höchst genaiip vorausgehende Berechnung nothwendig ist, und daß jeder Irrthum darin gleich mächtig in das Geld läuft. Wie jehr der Jndustriepalast für bi Berliner Handelswelt zum Bedürfniß geworden ist, kann man aus den lang fristigen Miethsverträgen und hohen Miethsbeträgen ersehen der Quad ratmeter Fabrikraum bis zu 15 Mark die dem Vermiether bewilligt wer den. Was nun den Bau in der War fchauerstraße zu dem hevoorraaeridsten Exemplar seiner Gattung macht, das ist nicht nur feine Größe, sondern d.ts sind auch die bei ihm eingeführten Neue rungen, dann feine Lage und schließlich feine architektonische Gestaltung. Die Front entsprechend den zehn Fassa den, in die sie gegliedert ist, und hinter denen die fünf mächtigen Höfe liegen umfaßt zehn Hausnummern und hat1 eine Länge von 212 Meiern, die be baute Fläche beträgt 670O Quadrat' meter, und dtr ganze Vau enthält 3 V 000 Quadratmeter Betriebsräume, bringt also eine jährliche Miethe 'von 525,000 Mark ein. Abgesehen von der unmittelbaren Läse ein Stadtbahn und Hochbahn steht er in direkter Verbindung mit der vor^ bei fließen den Spree und dem Reichs Eisenbahnnetz, das in zwei Geleisen lis hinein in'.- Haus führt, so d.iß durch die Vermittelung von Fahrstühlen einer Laderampe und Kränen di: Waare aus jedem Betriebsraum direkt in den Waggon verladen werden kann, i Eine moderne, speziell aus dem Berli-! ner Grundstückwerthe herrührende Ei- i genthümlichkeit, die indessen auch schon in etnhett anderen Berliner Neubauten Eingang gesunden, sind die Keller, von denen dèr eine Theil unter dem anderen liegt, und bei denen die Schutzmaßregel für den Fall eines Feuers darin besteht, daß jede Etage ihre auf breiten Trep Pen und Korridoren nach besonderen Richtungen führenden Ausgänge besitzt. Eine weife Verordnung der Berliner Baupolizei mit Bezug auf die Feuers gefnhr besteht darin, daß alle wefent lichen Eisentheile mit einem Eement mantel umkleidet fein müssen, weil dieser Mantel das Eisen vor dem Erglühen und bei der Berührung mit dem Was serstrahl vor dem Bersten schützt. Eine spanisch/ (friimmmg an 187 0 Der verstorbene Staatsmann Fran cisco Silvela hat im Aufrege der Spanischen Akademie eine Biographie seines 1892 aus dem Leben geschiede nen Bruders Ton Manuel versaßt, d:r von Prim zu seinem Minister des Aeu ßern gemacht wurde, als der eis e Re volutionsrausch verflogen wa:. Es galt damals tclanntlich, einen neuen Träger für die frei gewordene spcn.i'cke Königskrone zu suchen, von dem ma: eine endgiltige Wiederherstellung de. innern Friedens erboffen konnte, ^lac dem .Scheitern mehrerer anderer Le sungen tauchte dèr Gedanke an Dynastie Hohenzollem auf. Da er den I eine Seine Hauptvertheidiger waren P::m imb Silvela, aber ton durchaus verschiede nen Gesichtspunkten aus. Prim iccUtt die Wahl im Einverständnis} oder mit vorheriger Billigung Napoleons vor nehmen. Silvela ero.chicte das für un möglich. strebte vielmehr, da er den Krieg voraussah, danach, Spanien daran zu betheiligen, tint es, wie er zu Prim sagte, zum Aktionär an einem sichern Unternehmen zu machen in Nach ahmung des italienischen Verhaltens 1866 und selbst für den Fall, daß Sp.t nitn an der Ebrolinie oder auf dem Mittelmeer eine Schlappe erleiden sollte. wahren Zustand Frank- reichs besser kannte als Prim, rechnete er bestimmt mit einem deutschen Siege, der durch eine spanische Aktion von Süden aus nur noch beschleunigt wer den könnte. In seinem vorausschauen Geist malte er sich die Lage nach der Niederlage der Franzosen aus, wie er die Geschichte Spaniens in Europa fortsetzen, eine bedeutende Kriegsent schädigung verlangen, das Kolonial reich befestigen und ausdehnen und Me innere Einigkeit auf der mächtigen Grundlage des äußern Erwies auf bauen könne. Prim, der von Silvela begleitet, verschiedene Begegnungen mit Napoleon in Vichi) und Paris hatte, konnte sich indeß zu dieser kühnen Po litik nicht aufschwingen. Er glaubte an den Sieg der franzö sischen Waffen, an die Itnlesiegbavfcit der Zuaven, die er in der Krim bewun dert hatte, und hielt e6 für unange bracht, die spanische Revolution in ein solches „Abenteuer" zu oe:mtueln. Da her wich er dein Kons litt aus, als er sich überzeugte, daß die Kandidatur des Fürsten Hohenzollem zu einem „casus belli" zwischen Frankreich und Deutsch land wurde. Als Silvela seine Po litis verkannt sah und scheinbar aus andern Gründen bald daraus zurück trat, empfand er, als nun der Aus gang des Krieges ihm vollständig Recht gab, eine tiefe Bitterkeit iif-er den Ver lust der sichern Vor:i eiie und des Ruh mes, den er für fein Vaterland er träumt hatte. Immer erinnerte er sich jener einzigen Gelegenheit, um Spanien wieder hochzubringen, und noch zwölf Jahre spätere schrieb er mit schmerz licher Entsagung, daß Spanien für lange Zeit wie der vom Glück nicht be günstigte Kartenspieler sagen müsse: Ich passe. Vvit ,in»'«H»v^ltfj*ur!] .Ii. Anläßlich des Besuchet des norwegi sehen Königs Haalon in Berlin erin nerte ein dortiges Blatt an zwei Itiüige Geschichtche.', die bei anderen fürstlichen Besuchen passiv ten. Als der 1880 verstorbene König Ludwig der Erste von Portugal zum ersten Mal London besuchte, bestand fein Hauptvergnügen darin, die Ve^ fanntschast der großen englt"ch:n Maler zu machen. Als ii der berühmte Thiermaler Edwin Landscer vorbestellt wurde, wollte er sein Entzücken über diese angenehme Bekanntschaft durch' einige herzliche Worte ausdrücken. „Ach, Mr. Landseer," rief er freudig, aus und ging mit ausgestreckten Hän den auf den berühmten Thiermaier zu, „ich bin entzückt, Sie kennen zu lernen. Ich habe eine so große Vorliebe für Thiere." Nicht minder unglücklich waren die meisten Schmeicheleien, die der Schah Muzasser ed-Din von Persien bei sei nem Besuche am englischen Hofe aus theilte. Als ihm die Herzogin von Westminster vorgestellt wurde, begrüßte er sie wie einen alten und treuen Freund. „Q!" sagte er mit einer hul digenden Verbeugung, „ich habe schon so oft von Ihnen reden hören, Ihr ehrwürdiger Ruhm ist sogar bis n:ch Teheran gedrungen." Die Herzogin war über diese Anrede nicht wenig er staunt aler plötzlich begriff sie und flüsterte leise einer Freundin zu: „Gu ier Gott, der Mann denkt, ich bin die Westminfterabiei." Und so war eS wirklick. Gitöinrkle in Flammen. & a a i i z Eine große (^ncnitielle itrci Meilen östlich von Supalpa, ux'lchc in der fiergmtgciwii 55och? in Brand geriet, brennt noch immer li:Titer!of\ Auch kleinere Ceipfiiknt in der Umgebung sind von den Flammen ergriffen mor den. e ö e a a pfer bet Welt ist kürzlich:n Detroit, Mich., vom Stapel gelassen worden. Der Dampfer erhielt den Namen „Eity of Eleveland." Da5 Schiss ist 444 Fuß lang, 9f Fuß 6 Zoll breit und 22 Fuß tief. 5000 Paffagiere finden Aufnahme und 1500 können Schlafgelegenheit bekommen. Er führt eine Besatzung von Köp fen. Der Dampfer wird mit den mo dernsten Einrichtungen wie Ar.frügen* Telephondienst u. s. w. ausgestattet und ist im stände, 23 bis 25 englische Meilen in der Stunde.iuriiefzuteaen. S w e e S a e I n K wurden der Arveiter Wehrtmann un sein Schwager Braun, beide megen Diebstahls vorbestraft, zu fünf Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrtet# lust verurtheilt, weil sie einen junae* Mann überfallen und ihm ein Porte« rnonnaie mit 25 Pfennig Inhalt at*, raubt.hatten... V /'"Vi:, MM V? NsifeikifeSä \n\n Roman von