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W W W W W W W 8 tt $$ ,(10. Fortsetzung.) Sle wurde ungerecht in ihren selbst tzuälerischen Anklagen des Geliebten, sie bedachte nicht, daß die Angst um sie Fleßburg zur Entsagung gezwun gen haben könnte, sie verrannte sich trotzig in ihre Meinung, seine Liebe habe nicht einmal der ersten Prüfung stand gehalten. Ihr Benehmen gegen den jungen Offizier wurde verletzend kühl und aleichgiltig, jedoch nicht auf eine Weise, vie Fleßburg hätte zu der beglückenden Deutung berechtigen können, sie be trübe und kränke sich über seine offen bare Zurückhaltung. Sie war eben wie diè meisten Frauen, eine vollendete Schauspielerin. Eines Abends, es war nun schon Mitte Juli, und Fleßburg, der über acht Tage lang nicht in der Villa Ballstedt zu sehen gewesen, hatte sich, von unbezwinglicher Sehnsucht getrie ben, noch nach dem Essen im Kasino gegen Uhr bei den Damen, jDte, wie er an dem Lichtscheine gesehen, noch in der Loggia saßen, melden lassen, sagte Vera, die durch sein langes Fernblei ben auf's Ochste erbittert war, im Laufe der Unterhaltung: „Gott, ist das ein ödes Leben hier, das ertrüg ich ja gar nicht länger, wenn meine Gäste nicht jetzt endlich in fünf Tagen einträfen und einen frischen Luftzug hier hereinbrächten. Die Südländer sind doch andere Menschen, so viel im pulsiver, so viel heiterer und genuß fähiger hier sind die Leute spießig und langweilig und voller Skru peln Sie hatte sich zurückgelehnt, ihre Augen blickten flimmernd in das Dun kel des Gartens, ihre Lippen öffneten sich halb, wie durstia. als sehne sie sich nach dem vollen, überschäumenden Be cher des Lebens. „O Gott!" sagte sie plötzlich flü sternd, wie zu sich selber, „ist es ein Unrecht gegen Karl, daß mich das Le ben wieder lockt? Ich bin doch noch so jung." Fleßburg biß die Lippen auf einan der, sein gebräuntes Gesicht war sahl geworden und seine braunen Augen blickten wie erloschen. „Sie haben noch alle Rechte an das Leben, Frau Vera, wie können Sie denken, daß Karl Ihre Jugend zu lan ger Trauer verurtheilen könnte er und wir alle, die —," er stockte, er wollte sagen „die Sie lieb haben," aber das Wort ging ihm in ruhigem Ton nicht über die Lippen und er vollendete: „die Sie kennen, fänden es grausam, Sie am Genießen des Lebens zu hin dern. Wir schwerfälligen Menschen können Ihnen leider nur in dieser Be ziehung wenig bieten." Es wurde ein mißglückter Versuch zum Scherz, es klang bitter und trau rig. Vera stutzte einen Moment und rich tete die Augen groß und forschend auf das erblaßte Männergesicht, aber auch in dem Offizier erwachte der Stolz, der eine eben empfangene Wunde nicht zugestehen wollte und gab seinem Ge genblick eine ruhige Kühle. „Sehr liebenswürdig warst Du so eben nicht, Vera!" tönte Frau von Ot tens Stimme in die Enttäuschung hin ein, die sich über die jäh erwachende Glückhoffnung der jungen Frau brei tete. „Herr von Fleßburg ist mit Recht verletzt, er ist uns beiden Frauen ir.i mer ein so netter, heiterer Gesellschaf ter gewesen „Aber, ich bitte Sie, gnädige Frau!" wehrte der -blonde Offizier, beide Hände erhebend. Aber die alte Dame ließ sich nicht beirren. „Ich weiß, was Sie sagen wollen, lieber Herr von Fleßburg, unter guten Freunden legt man seine Worte nicht auf die Wagschale aber ich meine, gerade gute Freunde darf man nicht verletzen." Vera saß wie mit Blut Übergossen. Sie war von Natur sehr eigensinnig, aber sie war doch gerecht gegen sich selbst. Sie fühlte selber, daß ihre Aeußerungen vorher häßlich und un dankbar waren, um so mehr, als sie ganz gegen ihre Ueberzeugung ausge sprochen worden waren, nur einer ver zweifelten Gemüthsstimmung ent sprungen. Aber konnte sie ihm gestehen, daß sie bewußt etwas Unwahres gesagt, um sich dafür zu rächen, daß er sie nicht liebte? Sie war so entzückend in ihrer Ver legenheit. von einem neuen Reiz um flossen. daß Fleßburg wußte, wäre er mit ihr allein gewesen, dann hätte er sie. alles vergessend, in seine Arme ge rissen. Ein paar Sekunden herrschte Stille, in die nur das Flattern eines Nacht schmetterlings klang, der die Lampen zlocke umkreiste. Dann sagte die junge Frau, zu ihrer Kantes Erstaunen, mit einem schönen, freimüthigen Lächeln: ^Tante gat recht. Ücfat Üteunb» ich 3es .sratnte r-i—1» Ecrm«it»i| $ $ $ $ & Roman von ft. Bbrbardt* war ungezogen ünb' ich' ^tlè Sie Um Verzeihung." Sie streckte ihm über den Tisch her über die Hand hin, sich im Stuhle da |u ein wenig in die Höhe richtend. „Aber, Frau Vera!" murmelte er, »on ihrem demüthigen Eingestehen be gangenen Unrechts ganz überwältigt, ihre Hand nehmend, sie jedoch nur leicht mit den Lippen streifend, um sich nicht zu verrathen. „Sie kommen so selten jetzt!" meinte Gera dann, ihren alten Platz wieder Annehmend, „da nehmen Sie an, es var eine kleine Rache." Er gerieth in Verlegenheit. »Der anstrengende Vormittagdienst jetzt!" entschuldigte er sich, „vor zwölf Uhr kommt man nicht vom Exer zierplatz zurück, und die vielen theore tischen Arbeiten, die neuerdings von uns verlangt werden ich bin oft entsetzlich müde und kann Ihnen dann wirklich meine Gesellschaft nicht zumu then. Ich bin manchmal ganz fertig mit meinen Nerven total kaput." Das Wort „Nerven" hatte für Vera noch immer einen sehr unangenehmen Klang, diesmal aber berührte es sie nur Fleßburgs wegen peinlich. Sie fühlte eine schmerzhafte Sorge um ihn in ihrer Brust erwachen, er ge fiel ihr feit langem nicht, seine Züge waren so scharf geworden, sein Blick so unstät. Was mochte ihn bedrücken? „Ist es wirklich nur der Dienst?" fragte sie, ihn besorgt betrachtend, „oder haben Sie irgend welchen Kum mer?" Diese Frage brachte ihn sichtlich aus der Fassung, eine starke innere Bewe gung prägte sich in seinen Zügen aus. „Es hat wohl jeder sein Päckchen zu tragen!" meinte er, leicht aufla chend. Er wich ihr aus. Also drückte ihn doch etwas, was er verheimlichen wollte. Sollte sich doch zwischen ihm und Herta von Schellhorn etwas ange sponnen haben? Die Kleine war mit ihrer Mutter zur Zeit in Kissingen. Sollte er vielleicht unter der Tren nung von ihr leiden? Manchmal gab es ja unvorhergesehene Hindernisse, wo der Weg vorher ganz glatt schien. Zu was sich den Kopf zerbrechen? Sie erfuhr es noch früh genug. Was sie wohl thun würde, wenn sie's erfuhr? Die halbe Nacht dachte sie darüber noch nach. Sie konnte nicht schlafen. Es war so heiß im Zimmer und sie selber glühte. „Ich werfe mich ihm an den Hals!" flog es durch ihren erregten Sinn, „ich bin schön, er müßte ja ein Eisblock sein, gewänne er mich nicht lieb." Und dann kam eine erdrückende wilde Scham über sie und sie wühlte den Kopf in die Kissen und biß die Zähne hinein. Und mit der Scham zugleich kam der Stolz und mit dem Stolz der wilde Trotz der Verschmähten. „Nein!" sagte sie sich, trotzdem ein leises Grauen sie schüttelte, „wenn er eine andere nimmt, dann heirathe ich den Grafen." 12. Kapitel. 8 war vierzehn Tage später. Der erwartete Gast hatte fernen Einzug in die Villa Ballstedt gehalten und bei dem Inte resse, welches der Deutsche merkwürdi ger Weise allem Ausländischen entge genbringt, bildete die Anwesenheit der „Italienerin," trotzdem sie die Wittwe I eines Deutschen war, den Gesprächs S stoff überall dort, wo mehrere Perso nen sich in Ledeburg zusammen fanden. Natürlich erregte auch der gräfliche Bruder, der taktvoll keinen längeren Aufenthalt hier genommen, sondern nach einer kurzen Begrüßung Veras, die ihren Besuch auf dem Bahnsteig i erwartete, fofori nach Wien weiter ge i fahren war, im Hinblick auf seine tiei 5 muthliche Bewerbung um die Hand i der jungen Wittwe, manche erregte Debatte, besonders im Kreise der Re gimentsdamen, die ja zu wissen mein ten, daß Vera Ballstedt eine neue Ehe nur fürchte. Daß die Schwester als eine Art Bundesgenossin des Grasen i hier erschienen war, lag klar auf der Hand. i Um der Freundschaft einer Frau I willen vergräbt eine schöne, reiche Weltdame sich nicht auf Wochen, in einem Nest wie Ledeburg. Die wenigsten hatten sie noch gese hen, aber man erzählte sich bereits Wunderdinge von dem Luxus ihrer Toilette, von ihrem vielen Gepäck, das eine Extradroschke erfordert hatte und von einer so eleganten Zofe überwacht worden war, daß viele sie für die Grä fin selbst gehalten hatten. Die jungen Offiziere ritten jetzt merkwürdig häufig die Feldstraße ent lang. die sie sonst der schlechten Be schaffenheit wegen möglichst vermieden, und Fleßburg mußte ein wahres Kreuzverhör bestehen, wie die „schöne Italienerin" aussähe und ob sie denn ewig unsichtbar sein würde, es sei doch eine Sünd^ und Grande. daß Fleß (Lura. ajlcin das Glück haben solle, bit* sen 'beiden begehrenâwèrthen Wittwen Gesellschaft leisten zu dürfen. „Ich war erst ein einziges Mal dort, seit Gräfin Nievenheim da ist." vertheidigte sich der blonde Offizier, lind bann erzählte er, die Gräfin fei die echte Italienerin mit prachtvollen Gluthaugen in einem ein klein wenig scharf geschnittenen von schwarzem Haar umrahmten Gesicht, mit dem varmen. bräunlichen Hautton der Brünetten, eine zierliche und doch volle Iestalt und von sehr lebhaftem Wesen, iugnfcheinlich sehr reich und auch nicht tiner zweiten Ehe abgeneigt. Da wuchs ihr Neid in's Ungemes sene. Fleßburg aber kam sich gar nicht lo beneidenswerth vor, als er an einem Nachmittage', zehn Tage nach der An-' iunft der Gräfin, mit dieser und Vera in dem Ballstedtschett Garten saß. 1 Ein roth-weiß gestreiftes Zeltdach! spannte sich über ihnen aus, aber die! Bonne stand schon schräg und funkelte :n auf-und abzuckenden Lichtern durch, )ie hohen Fliederbüsche und Ziersträu cher, deren Blätter ein warmer Wind hauch in steter Bewegung hielt. Die, Lichter glitten in goldenen Tupfen Über das dünne, weiße, spitzenbesetzte Seidenkleid, das in plissirten Falten von der zierlichen Gestalt der Italie nerin herunter floß und den Kies des Bodens schleifte, sie glitzerten in den riesigen goldenen Reifen, die in Form von Schlangen mit Augen von Rubi nen, die rosigen Ohrläppchen schmück ten, und die das Fremdartige, Süd ländische ihres dunkeläugigen Gesichts vervollständigten, sie setzten Veras Über eine Stickerei geneigtem Köpfchen röthlich-goldene Funken auf und ließen die Doppelringe an ihrer schmalen, weißen Rechten, das Zeichen der Witt wenschaft, zuweilen blitzartig aufglei ßen, je nachdem die Finger den bunten Seidenfaden durch den Stoff zogen. Sie hielt die Augen ebenso krampf hast auf ihre Arbeit gesenkt, als die Gräfin sie ungenirt aus den jungen Offizier richtete, dessen blondes Haupt sich von Zeit zu Zeit nach der schattigen Ecke des Gartens wandte, wo Karl Egon unter Aufsicht feiner alten Kin derfrau auf einem großen Sandhaufen spielte, indem er unermüdlich Sand in einen kleinen Eimer schaufelte und ihn wieder ausschüttete. Fleßburg fühlte sich direkt unbehag lich bei der ungenirten Musterung, der ihn die Gräfin unterzog. Er vergaß keine Minute darauf, daß sie die Schwester seines Rivalen war und daß et sich mehr denn je davor hüten mußte, sich eine Blöße zu geben. Er war befangen und schweigsam, Vera desgleichen und aus genau dem selben Grunde, und so trug die Gräfin eigentlich allein die Kosten der Unter haltung. Sie sprach ein ganz fließendes, rei nes Deutsch, und ihre Stimme hatte den melodischen Wohlklang, der den weichen Lauten ihrer Muttersprache' entstammte. „Sie gehen nun bald in's Manöver, Herr von Fleßburg?" »In fünf Tagen, gnädigste Gräfin." „Schade, daß es so weit von fiter stattfindet," bedauerte die zierliche Frau lebhaft, „ich liebe das Militär, besonders bei solch, kriegerischen Vor stellungen, wenn überall Leben und Bewegung ist urtb doch alles so exakt arbeitet, wie die einzelnen Theile einer großen Maschine. Ich war von Wies baden aus mit meinem Manne wäh rend eines Kaisermanövers in das Manövergelände gefahren, und wir hatten das Glück, einen Standpunkt zu erlangen, von wo aus wir die regel rechte Entwicklung eines Gefechts auf's schönste beobachten konnten. Nie werde ich die Aufregung vergessen, in der ick mich befand, als in der zuerst scheinbar ganz einsamen Gegend plötzlich hinter einem Grabenrand die ersten Helm fpitzen auftauchten, bann mehr, immer mehr, bis auf einmal, wie aus der Erde gestampft, ganze Regimenter mit Ka nonen und Maschinengewehren um uns her eine fieberhafte Thätigkeit ent wickelten, und nach wenigen Minuten in der eben noch stillen Gegend die Ka nonen donnerten, das Maschinenge wehr knatterte und Gewehre knallten, dazwischen Kommandorufe, Trompe tensignale, dann von blauen Husaren geritten eine überraschende Attacke, die von Infanterie abgeschlagen wurde, die ein bis dahin friedliches Dörfchen in solchen Massen ausspie, daß ich meinte, das Gewimmel würde nie ein Ende nehmen. Es war ein großarti ges, erhabenes Schauspiel, ich war be geistert, und mein Mann hat mich tüchtig geneckt damit, baß ich den Sutt net'schen Friedensruf: ,Die Waffen nieder!' wohl kaum unterschreiben würde. Und er hatte recht. Ich mein:, die Welt in ewigem Frieden, das muß erschlaffend wirken, und es gibt Dinge, die eben nur durch das Schwert ent schieden werden können. Das meinen Sie doch auch, Herr von Fleßburg?" »Gewiß, gnädigste Gräfin. Und ich bin auch ganz Ihrer Ansicht, daß eine lange Friedenszeit erschlaffend und verweichlichend wirkt, ja. auf uns Of fiziere wirkt sie geradezu deprimirend. Das Endziel unseres Strebens ist doch schließlich, das, was wir gelernt haben und anderen lehrten, in einem Kampfe gegen einen Feind erprobt und bethä tigt zu sehen. Außerdem ist es doch schon an und für sich etwas Schönes und Herrliches für eine große Idee, für die Ehre des Baterlandes in den Tod zu T^en. Da ii ha5 mar doch alK.Soldat erst seinen Zweck erfüllt." Seine brennen t'ueen leuct)tcien aus in einer großen, ehrlichen Begeisterung, seine schlanke Gestalt straffte sich. Er hatte einen jener Momente, in denen man vergaß, daß er gar nicht hübsch bar. Die Gräfin betrachtete ihn erneut mit Interesse, dann suchte ihr lauern der Blick Veras gesenktes Gesicht. „Sie sind so schweigsam, Frau Ve ra, ein Beweis, daß Sie unsere Kriegs geliiste nicht theilen." Vera sah auf, aber ihre Augen irr ten an den beiden anderen vorüber mit einem angstvollen Ausdruck, als er stehe vor ihr ein entsetzliches Bild. Der geliebte Mann fern von ihr im Kriege einen frischen, fröhlichen Krieg nannten es ja wohl die jungen Offi ziere, wenn sie ihn herbei wünschten— und dann kam eine Kugel, nein Tau sende, aber Taufende von Kugeln, und sie sanken wie hingemäht und starben lang und qualvoll oder kurz und schmerzlos und man begrub sie in fremder Erde und so wenige kehrten nieder, und er, Fleßburg, er war nicht inter den wenigen. Die bloße Vor stellung ließ sie frösteln in der Juli wärme. Oh, all den Jammer noch ein zweites Mal durchleben müssen! Nein, das würde sie nicht ertragen. „Ich bin nicht für den Krieg," sagte sie, „ich denke an den Schmerz der vie len Mütter, Frauen und Kinder, an die vielen heißen Thränen Die Gräfin lächelte ein wenig von oben herab mit ihren tief rothen, vollen Lippen, die neben den Augen das schönste waren in dem scharflinigen Gesicht. „Da sieht man die Deutsche, bei der das Gemüth vor der Begeisterung spricht. Sie kommen mir hier über haupt furchtbar deutsch vor, beste Frau Vera, schon allein mit dieser Hand arbeit, an der sie nun schon den ganzen Nachmittag sticheln, ohne uns beiden einen Blick zu gönnen. In San Remo habe ich Sie nie bei solcher Thätigkeit ertappt, dort waren Sie überhaupt ganz anders, so viel lebensfreudiger. Sehen Sie, das kommt davon," unter brach sie sich, halb bedauernd, halb triumphirend. Vera war zusammen gezuckt, denn sie hatte sich bei einer hastigen Bewe gung die Spitze der Nadel in den Zeigefinger der Linken getrieben. Ein rother Blutstropfen perlte auf der wei ßen Haut. I 1 Sie konnte wohl kein Blut sehen. Wenigstens war sie plötzlich sehr blaß geworden und ihre Hand, die nach dem Taschentuch suchte, hatte unruhige, zit ternde Bewegungen. Ahme sie den Stich, den Fleßburg innerlich Empfangen, schmerzlicher als der flüchtige Nadelstich, der ihr Blut rinnen ließ? Nein, sie ahnte ihn nicht, aber sie fürchtete, er könnte aus Nina Nievenheims Worten erneut den Ver dacht schöpfen, den sie selbst neulich in ihm geweckt, daß in San Remo der Graf ihrem Leben den Rausch neuer Taseinsfreude gegeben habe. Sie hatte nur zu recht mit ihrer Befürchtung. Fleßburg hatte eine Wunde empfangen, und wie man manchmal gewaltsam in einer solchen wühlt, von einer Art Grausamkeit ge gen sich selbst getrieben, so sagte er jetzt, das unterbrochene Thema weiter spinnend: „Frau von Ballstedt hat sich an scheinend dort unten im Süden wohler gefühlt als hier." „Sicher!" bekräftigte die Gräfin, ehe Vera einen Einwand hervorbringen i konnte, „sie sieht auch lange nicht mehr so gut aus," ihre großen, dunklen Au gen hasteten prüfend auf der tief Er i glühenden, „die Luft hier bekommt ihr wohl nicht, wir werden sie im Oktober I wieder mit uns nehmen." I Sie hatte ihr liebenswürdigstes Lä i cheln, die schöne Gräfin, und doch fand es als Widerschein in Veras Gesicht I eine tiefe, fast böse Falte zwischen den I dunklen Brauen. „Ich muß Ihrer löblichen Absicht i widersprechen. Gräfin Nina, als Deut sche will ich Weihnachten in Deutsch land feiern, ich hab' zu viel Gemüth, ich muß um die Weihnachtszeit wenig stens Schneeflocken wirbeln sehen, selbst mit Papa habe ich Weihnachten stets in Schlesien verlebt darin fühlte auch er, wie in so vielem an deren, ganz deutsch." Die offenbare Gereiztheit in ihrer Stimme war zum Schluß in leise Wehmuth umgeschlagen, die sich auch in ihrem Gesicht ausprägte und ihm einen wunderbaren Liebreiz verlieh. I Fleßburg vermochte die Augen nicht von ihr loszureißen. „Ob sie mich nun liebt oder nicht." dachte er, „las I sen kann ich es doch nicht, sie anzu beten, sie zu behüten, mich um sie zu sorgen und zu hoffen." So oft sein Stolz sich auch auflehnte, vor einer Kleinigkeit sank er in nichts zusam men. »Als Deutsche will ich Weihnachten in Deutschland feiern," hatte sie gesagt. Es war ein Strohhalm der Hoffnung, er wußte es, aber er klammerte sich daran. Es trieb ihn fort, ehe Gräfin Nina etwa diese Hoffnung wieder zerstörte. Er traute ihr nicht, sie hatte so etwas Katzenhaftes. Schmeichelndes er mußte an Frau von Ottens Urtheil denken. Die alte Dame zog sich merk lich von dem schönen Gast zurück, und er opb viel auf ihre Menschenkenntniß. (Fortsetzung folgt) Z'om loriiaüU im csullit. Derselbe hat großen Schaden 6ct West Hope, N. D., angerichtet. partner haben schwere Verluste erlitten. Wohnhäuser, Ställe, Speicher tc* zum Zeil stark beschädigt. Juni. Wie erst gestern Nachmittag eingetroffene Nachrichten melden, ist die (hegend von West Hol*1. N. D., am Sonntag früh von jpinem Torna do heimgesucht morden, 4er Getreide« schuppen. Ställe und Farmmaschine, rie im Werte von Tausenden von Dol lar 5 vernichtete. In Hope blies der Wind die Vorderseite des Ladens von v. E. Vandenrrvfev & Co. ein und warf mehrere Schornsteine um. Etwa 7 Meilen südwestlich von West Hope ist ein enormer Schaden ent standen. Zwei Getreidespeicher auf der Borsheim'schen Farm wurde um gerissen. I. Camerons Stall wurde mehrere Zoll von seinen Jyunbemneu ten geruckt und mehrere Schuppen und Speicher wurden zerstört. Wil liam Camerons Küche wurde vom Hanse fortgerissen und die Kochma schine wurde 200 Fuß entfernt auf gefunden. Neil MeDongal hm schwer gelitten. Sein Staff, 32 bei 60 ^usz. ist eine Trümmermasse. Sei ne Speicher, Hühner- und Schweine ställe sind über eine große fläche ver streut. Ein neue* Buggy, das erst am Samstag gekauft worden war, ein Surrey und eine groß.? Menge Farmmaschinerie wurden in Stücke gebrochen. Glücklicherweise wurde sein Haus nicht getroffen. Von McDougals Hans zog sich der •Sturm östlich und südlich. Er hob das Dach von dem Wohnhause von Charles Anderson ab, riß das Dach des v. G. ^rebs'schen Stalle fort und zertrümmerte eine Windmühle. Als. Ryder verlor einen Teil seines Stal les und feiner Speicher. Von dem neuen Stalle des James Acheson ist mir das Fundament übrig geblieben. Eine Säemaschine wurde hoch in die Luft getragen und kam in eigentüm lichen Stücken zurück. Ein Vuggv. das 3. Ratager gehörte und erst neu angekauft war. wurde in Stücke zer schmettert und die Achse eines neuen Wagens wurde abgerissen und yA Meile entfernt gesunden. Ein Ver lust an Menschenleben ist nicht bench tet worden. A NomotniunfM. Stürzt an einer Kurve etile steile Böschung hinab. W a s i n o n 1 8 K u n i Der Kapitän Horace ^airfar Morsekm Browne von der britischen Armee und seine Braut, ftrf. Maud Vera Hanna. Tochter des verstorbenen Joseph H. Hanna von Cincinnati, wurden ne stern Abend bei einem Automob^ nnfall verletzt. Beide wurden nach einem Hospital gebracht, aber später kehrten sie nach ihrem Hotef zurück. Frl. Hanna kehrte im letzten Hersv't von Europa zurück, Ihre Hocbzeii sollte morgen stattfinden. Ter Ka vitän triM einen Armhrnch und meh rere Cuetichmnnden am .Vfor.se und im Besicht davon. Antu Beufah Jacobs Von London, die Frf. Hannas Gefell, schafterin in diesem Lande ist. war ebenfalls in dem Automobil" und be findet sich in bedenklichem Zustande im Notfall-Hoipitaf. Sie hat meh. rere Brüche davongetragen und ihr Gesiebt ist infolge der Erplosion des Gawlinbehälters schwer verbrannt. Das Automobil stürzte beim fah ren um eine scharfe Kurve eine steile Böschung im Rock (Trees Park in einer Vorstadt Von Washington hinab. Die alte Gr ch chte. DaS Ausbreiten der Schienen soll das Unglück veranlaßt haben. i n i a (Solo., 18. Juni.— Der östlich fahrende Personenzug No. 3 der Santa fte Eisenbahn entgleiste gestern bei Earley, 20 Meilen östlich von hier. Ein Man wurde getötet eine Anzahl anderer verwundet. Das Ausbreiten der Schienen soll die Ur sache sein. Aerzte wurden von hier nach dem Schauplätze des Unglücks geschickt. Die Verletzten wurden nach dem Hospital der Gesellschaft in La Junta gebracht. Zur R:" mahnt. Auch die Linke verhält sich vorläufig ruhig in Rußland. o o n 1 8 i Depesche von Gt. Petersburg meldet, daß ein von 80 Ez-Deputierten der linsen Parteien unterzeichnetes Mani fest veröffentlicht worden ist, dem das Volk aufgefordert wird, vorläu fig ruhig zu bleiben. ii im lijj'pU der Ok'gberiiten. Ele bedauern den von der Regieru»g ergriffenen Schritt. Werfen bit dilti) auf hie Schultern der Radikalen. Versichern, daß sie den bisherige» Prinzipien noch anhangen. Die erste einer Reihe Von Partei Proklamationen wurde gestern durch die Oktoberistenmitglieder des ausge lösten Parlaments ansgegKen, die alle Verantwortlichkeit für die Aus lösung der Tlima ablehnen. Sie sa gen, die Schuld für diese neue Un ruhe im nationalen Leben muß den unversöhnlichen feinden des neuen gesetzlichen Regimes zur Last gelegt werden, dit entschlossen waren, die von dem Kaiser gewährten Reformen zu lähmen, und ihre kriminelle Tä tigkeit innerhalb des Hauses fort führten. vn Bezug aus die Aenderung des Wahlgesetzes sagt die Proklama tion: „Wir müssen mit Besorgnis konstatieren, iafe die in dem Manifest angekündigten Aenderungen nicht cms Grund der ^nndamentalgesetze ge macht wurden, aber mir sind nicht in der Lage, unser Urteil über die Not wendigkeit dieses bedauernswerten Schrittes zu geben." Die Proklamation sagt dann, datz die Partei unveränderlich der Reali sierung der Prinzipien ergeben ist, die in dem Manifest vom 17. Oktober 1905 ausgesprochen sind, und bittet um die Nuterstützung bei den kom menden Wahlen und die Entziehung der Vertrauens für die revolutionä ren Parteien, „die ihre Privilegien mißbrauchten und unser ansgeregteâ Land in neue Unruhen werfen". Japaner aus Korea. Veranstaltungen von Treibjagden aus die Eingeborenen. V i o i a B. C., 18. Juni. Nachrichten aus Formosa durch den Xamprer „Monteagle" melden hefti ge Kämpfe, zwischen den Japanern und Eingeborenen von Formosa. Tie Japaner haben Treibjagden mit einer täglich breiteren Linie angestellt und zwingen die Eingeborenen, sich stetig v.tnufvcben. Dieselben zählen 100,* 000 Seelen und haben Dreiviertel von Formosa besetzt. Nach Monaten einev Guerillakrieges in dem zahlrei che Kampherarbeiter getötet wurden, wurden ",000 japanische Soldaten geschickt, um die Eingeborenen syste matisch zur Unterwerfung zu zwin gen. Azki abberufen, Der japan'sche Botschafter Wash ington soll weiche«. W a s i n o n 1 8 u n i Hier ist ein Privattelegramm einge troffen, wo"ach der Marquis Jto und die älteren Staatsmänner Japans eine Konferenz mit dein Minister des Auswärtigen, Hayafchi. am letzten Mittwoch in Tokio abgehalten haben, in welcher beschlossen wurde und zwar auf die dringende Forderung des Marauis. den japanischen Botschafter in diesem Lande, Viscount Aofi, ab zuberufen. Aus autoritativer Quelle wird behauptet, daß der Marguis Jto und der Botschafter Aofi seit vie len Jahren mtf feinem sreundschast» lichen ^nsze stehen. Sein RJornrrbt ttch. Ein alter Lokomotivführer findet auf den Schienen dcu Tod. Samuel Wagner, der bei seiner Pen sionierung der älteste Lofomotivfiih. rer in Diensten der Philadelphia & Reading Eisenbahngesell schast war. wurde gestern Von einem Zuge der Reading-Ei'enbahn in dieser Stadt überfahren und getötet. Wagner hatte die Gewohnheit, nach feinem Rücktritt jeden Tag einen Lokomotive schuppen der Reading-Bahn zu besu chen, weil er, wie er sagte, es liebte, in der Nähe der Maschinen zu sein.. Er war im Begriff, von seinem regel mäßigen Besuche nach Hause zurück» '.ukehren, als er einen Augenblick auf dem Geleise stehen blieb und von ei nem in voller lahrt befindlichen Zugs getroffen wurde. Er war 83 Jahre alt. Bat ttch fluchtet Der Führer der Weinbauer Frank reich unauffindbar. a i s 1 8 u n i i e e i o rung hat beschlossen, alle Führer de» Weinbauer-Revolte zu verhaften und zu bestrafen. Instruktionen sind Heute an die Behörden in Argelliers gesandt worden, Marcellin Albert zu verhcn ten aber da er feine Verhaftung er wartete, hatte er sich verborgen. \n\n a n o k s N 1 8 e e s u 1 8 u n i i a e i a 1 8 u n i