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«. Jahrgang Wochenschau. (Mask. Der namhafte deutsche Schauspie ler Carl Ahrendt starb vor einigen Tagen in Greenville. Miss., an Lun genentzündung. Ahrendt ist s. Z. mit Forest. IBoott), McCullough und an deren hervorragenden Schauspielern der alten Schule aufgetreten. Auch hpt er den Bürgerkrieg mitgemacht. Während der zweiten Administration von Cleveland war er Konsul der Ver. Staaten in Berlin. Er war in Baltimore zu Hause. Karl Ahrendt hatte am 7. November 1842 zu Lau terberg am Harz das Licht der Welt erblickt und kam schon als Knabe mit seinen Eltern und Geschwistern auf dem Segelschiff „Duisburg" nach dem neuen Vaterlande und zwar nach Bal timore, wo er geschäftlich, journal! stisch und schauspielerisch thätig war. In dem Vunves-Distriktsgericht zu Pittsburg. Pa., wurden vor einigen Tagen drei Bankiers und ein Ge schäftsmann, die verbrecherischer Ge schästsmethoden schuldig befunden worden waren, zu Zuchthausstrafen verurtheilt. William C. McKee, der Vice Präsident der Farmers Natio tt(il Bank von Emlenton. Pa., erhielt fünf Jahre, sein Bruder John M. McKee ebenfalls süns Jahre, Chas. »E. Mullen. Kassirer der Farmers & Merchants National Bank von Mt. Pleasant, Pa., fünf Jahre und 6. H. Steinman von Mt. Pleasant, Präsident der Etna Lumber Co.. fünf Jahre Zuchthaus zudiktirt. Tie gegen sie erhobenen Anklagen lauten auf Verausgaben von fremden Gel dem. In New Jork bekannte sich vor ei nigen Tagen der 17 Jahre alte En rique Delara. ein Student aus San Domingo, schuldig, im September letzten Jahres im Central Park zu New Uork den Priester Rev. Arturo Asencio ermordet zu haben. Nach dem Geständnis des Mörders hatte er dem Priester verschiedene Werthsachen gestohlen und gerieth nit diesem am Tage des Mordes bei einem Spazier gange in ^Streit, der damit endete, daß er, Delara, den Geistlichen er schoß. Aus den Taschen der Kleider des Ermordeten stahl er dann $15 in baarem Gelde. Emma Goldmann, die bekannte anarchistische Agitatorin, wurde un längst in San Francisco mit dem unter dem Namen ..König der Hoboes" bekannten Agitator Reitman verhaftet, als sie mit diesem den Ver such machte, mehrere von ihr ange zeigte Versammlungen abzuhalten. Die gegen die Beiden erhobene An klage lautet auf Verschwörung, um zum Aufruhr aufzureizen. Die Bürg schaft wurde für jedenVerhafteten aus $1000 in baarem Gelde oder aus je $2000 gesicherte Garantie festgesetzt. Unter dem Verdacht, ihre Mutter, die 81 Jahre alte Frau Sophy Can sal, ermordet zu haben, wurde vor einigen Tagen in Baltimore, Md.. Frau Sophy Bartusek in Haft ge nommen. Die Leiche der alten Frau fand man in dem Keller ihrer SSSui, nung. No. 815 North Bravsoro Str. Eine mit Blut besudelte Axt lag in der Nähe der Leiche. Aus Glenwood Springs, Co!., wird gemeldet, daß bei einer Collision von zwei Eisenbahnzügen in der Nähe von Dotsero, unweit Spruce Creek. Colo., unlängst zwanzig Personen ge tobtet und dreißig fast ohne Ausnah me schwer verletzt wurden. Nur die folgenden Opfer der Katastrophe konnten identificirt werden: I. D. Mahon, Princeton, Ind. A.A.Harn ilton, Polo, III. W. C. Kettle, Ash ton, Neb. Fiau Mattie Kettle, Ash ton. Neb. Frau Mattie Ezell, Wil liston, N. D. G. W. Olefon. St. Louis Dr. Aralla A. Oleson, Hild roth. Neb. Rev. R. L. Weily, ent weder von Brooklyn, N. A.. oder Mechanicsburg. Pa. Clarence A. Gooding, Washington John Wil liams, Clarks. Neb. I. C. Davis von der Davis Brigham Drug Co.. Denver, und Henry Dunn, St. Louis. In Boston wurde Cardenio Fla vius King, früherer Finanzier und Makler, der palastartige Gebäude in Boston und New Aork fein eigen nannte und abwechselnd bewohnte, wegen Diebstahls und Unterschlagung in 27 Fällen zu einer Zuchthausstrafe von nicht weniger als zehn und nicht mehr als vierzehn Jahren verurtheilt. In einer längeren Rede, die King vor seiner Verurtheilung hielt, machte er den bekannten Finanzier Thomas W. Lawfon für seinen Ruin veramwort lich. Trotz der Proteste der Verthei biger Kings wurde dieser auf Ver ordnung des Richters fofort nach sei ner Verurtheilung nach dem Zucht Haus gebracht. King sallirte am 21. Februar 1908 mit Verbindlichkeiten zum Betrage von $297.381. Seine Vermögensbestände gab er aus $13, 668 an. Thornton Jentins Hains, der Bru der des Hauptmanns Peter C. Hains jr., wurde in Flushing, N. U-. von Geschworenen von der Anklage, bei der Ermordung von William E. An nis behilflich gewesen zu sein, sreige sprachen. Wie der Staatsanwalt er klärte, wird Hauptmann Hains, der sich noch im Gefängniß befindet und seiner Prozefsirung wegen vvrscitzli che« Mordes entgegensieht, wahr- scheinlich nicht prozessirt werden, da ci nach bemWahrspruch 'derGeschworenen tamii möglich sein wird, ihn d.-s Mordes zu überführen. Annis wurde von Hauptmann Hains jr. in einem Boothause erschossen, als er von einer Spazierfahrt zurückkehrte. und Thornton HainS verhinderte unter Androhung des Todes mit erhobenem Revolver, daß Annis durch Freunde und Bekannte aus der Hand seines Mörders gerettet wurde. In einer in der St. Mary's Kirche zu Memphis. Tenn., unlängst abge haltenen gut besuchten Versammlung hielt Bischof Gailor von der Tennessee Diözese der Episcopalkirche eine ge harnischte Rede gegen Prohibition. Er sagte, er habe in der letzten Zeit meh rere Briese mit der Unterschrift „Chri stians" erhalten, in denen man ihm darüber Vorwürfe gemacht habe, daß er nicht die Bewegung zu Gunsten der Prohibition in Tennessee unterstütze. Wörtlich sagte der Prälat unter ande rem Folgendes: „Prohibition ermun tert nur zu Gesetzlosigkeiten und zur Heuchelei, sie verhütet niemals gewohn heitsmäßiges Trinken. Sie ist in jeder Beziehung ein Fehlschlag gewesen. Wenn wir sie aber nun einmal haben müssen, wenn sie von dem Gesetz borge* schrieben ist. dann wollen wir das Ge setz halten aber den Versuch der Fana titer, sie zu einer Kirchenfrage zu ma chen, weife ich persönlich ganz entschie den zurück. Er wird ebenso mißlingen, wie der Versuch der Abolitionisten vor dem Bürgerkriege, die ihre Sache eben falls zu einer Kirchenfrage machen wollten." P. I. Kieran, der während der letz ten Monate viel genannte und von den Polizeibehörden verschiedener Städte gesuchte Unternehmer. Finanzier und Chef der bankerotten Fidelity Funding Co. in New Uork, erschien vor einigen Tagen plötzlich in der Office des Di striktsanwalts von Allegheny County und erklärte, daß er bereit sei, sich in I den gegen ihn erhobenen Anklagen zu i verantworten. Nachdem er dort in al I ler Form verhaftet und gegen eine i Bürgschaft von $2000, die er prompt hinterlegte, wieder entlassen worden war. begab er sich auch nach dem Poli I zeihauptquartier und sagte dort, daß er willig sei, sich auf die in anderen I Städten gegen ihn angeblich erlassenen I Verhastsbesehle den Behörden zu stel len. Auch dort mußte er $2000 Bürg schaft hinterlegen, die cr bereit hatte und den Beamten gab. Nachdem er alles in vollständig geschäftsmäßiger und ruhiger Weise erledigt hatte, trat er die Reise nach New Uork an. In Chicago büßten vor einigen Ta gen 53 Arbeiter bei einem Feuer, das die eine halbe Meile weit im See am Einlaß zum Wassertunnel, gegenüber der 71. Straße, gebaute „Crib" voll ständig zerstörte, ihr Leben ein. Die die ..Crib" mit dem Ufer verbindende Luft Drahtfeilbahn konnte zur Ret tung der Arbeiter nicht benutzt werden. Die meisten von ihnen sprangen daher in's Wasser und wurden von dem Schleppdampfer „T. T. Moford", der sich für etwaige Nothfälle in ber Nähe ber „Crib" aufhielt, aufgenommen. Im Ganzen waren zur Zeit bes Ausbruchs bes Feuers in ber „Crib" über 90 Ar beiter beschäftigt. In ihrer auf Capital Hill in Se attle, Wash., gelegenen sehr eleganten Wohnung fanb man unlängst die Lei chen des. Rechtsanwalts W. L. Seeley. seiner Gattin Kate M. und seiner Tochter Rene Seeley. Seeley war zur Zeit, als James C. Eckels Kontrolleur unserer Umlaufsmittel war, Bankprü fer für den Staat Illinois und vor etwa zwei Jahren nach Seattle ge kommen. Nach ber Ansicht ber Polizei liegt ein Doppel- unb ein Selbstmorb bor, ba alle Anzeichen barauf hinbeu ten, baß Seeley wahrscheinlich burch finanzielle Verluste, bie er in ber letz ten Zeit erlitten, zur Verzweiflung ge trieben, zuerst feine Gattin und Toch ter und dann sich selbst aus der Welt schaffte. Auf einen von Gouverneur Charles N. Haskell erwirkten Haftbefehl wurde in Guthrie. Okla., Scott MacRey nolds, ber Anwalt unb Spezialagent für William R. Hearst, unter ber An klage der Httschwikung, um den Cha rakter des Gouverneurs anzuschwärzen, in Hast genommen. Papiere und Do lumente verschiedener Art, die man in MacReynolds' Besitz fand, wurden mit Beschlag belegt und dem Gericht über geben. Gouverneur Haskell erklärt, daß MacReynolds mehrere Personen durch hohe Bestechungssummen zu ver anlassen suchte, gegen ihn. Haskell, sal fche Aussagen zu machen. In Chicago wurde offiziell bekannt gegeben, daß von den 600 infolge des Feuers im Iroquois Theater ange strengten Schadenersatzklagen in der letzten Zeit 30 außergerichtlich beigelegt worden sind. In jedem dieser dreißig Fälle soll die Firma, die das Jro quois Theater baute. $750 Schaden ersatz bezahlt haben. So wurden auch $750 an einen Mann ausbezahlt, der bei dem Feuer seine Gattin und drei Kinder verloren hatte. Außer diesen erledigten Fällen bleiben immer noch über vierhundert Fälle, tie in den Gerichten unerledigt schweben. In Salt Lake City wurde vor eini gen Tagen der Vorsteher des Abliefe rungsdepartements des dortigen Post amts, C. C. Slade, unter der Anklage, Briese, die im Postamt eingeliefert worden waren, geöffnet und ihres In halts beraubt zu haben, verhaftet und später unter $2000 Sürcifcfiaft wieder cits der Hast entlassen. Die Verhaf tung Slave's hat in allen Kreisen der Stadt Salt Lake City bedeutendes Aussehen gemacht, weil der Verhaftete angesehen und überall beliebt war. iMiaaiL Der bekannte deutsche Dichter und Schriftsteller Ernst von Wildenbruch ist vor einigen Tagen in Berlin ge starben. Er war am 3. Februar 1845 zu Beirut in Syrien als Sohn des dortigen preußischen Generation |u.s geboren, verlebte feine Knaben jähre in Athen und Constantinopel, vo sein Vater den GesanbtichastSpo sten bekleidete, kam im Jahre 1857 mit seinen Eltern noch Deutschland, besuchte das Pädagogium in Halle, dann das französische Gymnasium in Berlin, trat 1859 in das Kadetten corps zu Potsdam unb würbe im Jahre 1863 Offizier im ersten Garde regiment. Im Jahre 1865 nahm er feinen Abschied, studirte von 1867 bis 1870 in Berlin die Rechte und wurde seit 1877 im Auswärtigen Amt des deutschen Reichs beschäftigt UND im September 1897 zum Gehei men Legationsrath ernannt. Wilden bruch machte die Feldzüge von 1866 und 1870—71 mit. Schlagende Weiter verursachten in den in der Nähe von Veszprim, Un garn, gelegenen Zechen den Tod von sechsundfünfzig Grubenarbeitern. Zur Zeit ber Katastrophe waren in den Zechen 240 Arbeiter beschäftigt und 140 wurden lebendig aus den Trüm mern im Innern der Zeche herauisge zogen alle andern wurden getödtet. Die Stadt Veszprim liegt im Komi tat gleichen Namens, etwa sechzig Meilen südwestlich von Budapest in einer an Naturschönheiten reichen und au chrecht fruchtlaren Gegend und zählt heute 15,000 Einwohner, von denen die meisten Magyaren sind. Der Direktor des Deutschen Ar chäologischen Instituts in Athen und Leiter der Ausgrabungen in Grie chenland, Wilhelm Dörpseld, legt dort im Frühjahr feine Thätigkeit nieder, welche er seit beinahe 32 Jahren aus geübt hat. Den Schritt machen Ge sundheitsrllcksichten nothwendig. Der berühmte Archäolog nahm schon Anno 1877, als Vierundzwanzlgjahnger. an den Ausgrabungen in XJlympia ^yett und hatte vom Herbst 1878 an deren lecumjcye ^enung. Nach einem in St. Petersburger Zeitungen unlängst veröffentlichten statistischen Bericht wurden im letzten Jahr in Rußland im Ganzen lUbV Perjonen zum ^ode verunyeiit und 782 hingerichtet. Die meisten Hin richtungen fanden in Warschau und Hirn |iatt, "ämtich 150 in jeder Stadt. In Jekaterinoölaw wurden 100 Personen hingerichtet. Während des letzten Jahres wurden in Ruß land 63 Zeitungen ganz und aar un erdrückt und andere zu Geldstrafen im Gesammtbetrage von $53,000 ver urtheilt. Pilar Osorio ist das wundervollste Wunberkind der Welt. Dieses drei jährige Mädchen gab unlängst in Leipzig, Deutschland, vor aus Kunst kennern bestehendem Publikum ein Piano-Concert, bei bem es klassische Stucke in vollkommenster Weise spiel te. Der Fall hat so großes Aussehen erregt, baß eine wissenschaftliche Com mission bas Mädchen untersuchen unb Forschungen über ihre Voreltern an stellen wird, um dem Ursprung ihres fast übermenschlichen Talentes aus die Spur zu kommen. Ein schreckliches Ende hat in der galizifchen Garnison st ad Przemysl Leutnant Schneider gefunden. Der Rugby, Nord-Dakota, Donnerstag den Januar, 1909, junge Offizier war wegen Spielschul den vom Kriegsgericht zur Degrada tion verurtheilt worden. In dem Augenblick, da er abgeführt werden sollte, brachte er eine Ekrajltpatrone zum Explodiren. Das Dynamit an Kraftäußerung noch übertreffende Sprengmittel hatte eine derartige Wirkung, daß der Körper des Leut nants buchstäblich zerrissen wurde. Der Stadtrath von Kolin in Böh men hat unlängst eintausend Kronen zur Förderung einer tschechischen Schule in Wien bewilligt, und der tschechische Landsmann-Minister Dr. Zacek wird von den Stadtvätern an gewiesen, sich der Schule in der kräs tigsten Weise anzunehmen. Ferner hat der Stadtrath von Prag die Fonds zur Gründung einer tschechi schen Mittelschule in der« böhmischen Hauptstadt bewilligt. Das ist die Antwort auf Anträge im Landtag Niederösterreichs, nach welchen das Deutsche als Unterrichtssprache in den Mittelschulen festgelegt werden soll. Im Gemeinderath von Wien ging es unlängst außergewöhnlich stürmisch zu, und fast wäre es von Worten zum Handgemenge gekommen. Den Anlaß bot die Forderung, zum dritten Mal ein noch von den Veranstaltun gen für den Jubiläums-Festzug her rührendes Defizit in der Höhe von zehntausend Kronen zu decken. Ha geldicht fielen die Vorwürfe, daß bei den festlichen Vorbereitungen Corrup tion geherrscht habe und massenhaft gestohlen worden sei. Der Betrag wurde indeß bewilligt mit der Be gründung, daß d'e Ehre der Stadt Wien engagirt sei. Der famose „Hauptmann von Kö penick", der Mitte August vorigen Jahres aus Dem Strafgefängniß in Berlin begnaiigte Schuster Voigt, hat die wohlthät'ge Dame, welche ihm bisher allmonatlich die versprochenen einhundert Mark gezahlt hat, ver klagt. Die letzte Monatsrate ist aus geblieben, und der „Hauptmann", weicher vor Jahren mit seiner Ent führung ber Köpenicker Stadtkasse vie Heiterkeit der ganzen Welt erregte, versteht in Geldsachen leinen 3tajj. Einen hochinteressanten Vortrag über die deutschen Schutzgebiete und deren Aussichten für die Zukunft hat unlängst der Staatssekretär des Reichscolonialamts. Wirkl. Geh. Rath Dernburg. in Dresden gehalten. Den Ausführungen des Staatssekretärs folgten mit größtem Interesse König Friedrich August, die Mitglieder des Hofes und des Ministeriums, sowie zahlreiche Vertreter von Vereinen. Herr Dernburg gab eine lebhafte Schilderung von den Produktions Möglichkeiten in den Colonien. na mentlich in Deutsch Südwestasrika und Deutsch Ostafrika. Er versicher te, daß in absehbarer Zeit der ge fammte Baumwoll Bedarf des Rei ches aus den eigenen Colonien gedeckt werden könnte. Der Sifalhanf. der dort hergestellt würbe, werde immer mehr den Manilahanf ersetzen, zumal die Qualität eine völlig gleichartige sei. Auch der Tabaks Produktion stellte der Staatssekretär das glänzendste Prognostikon. Betreffs der gestimmten Entwicklung der Colonien äußerte sich der Vortragende, den reicher Beifall lohnte, in der hoffnungsvollsten Weise. In Windsor, Ont.. verschwand ver einiger Zeit ganz spurlos der als lie benswürdiger Seelsorger und beben tender Kanzelredner überall beliebte Episcopalaeistlicke Rev. Evan T. Evans. Sein Verschwinden hat den Tod einer in Windsor allgemein be kannten jungen Dame, Nellie St. Clair Davis, die, wie sich jetzt herausstellt, mit dem biederen Gottesmann verhei ratbet und von diesem elend betrogen worden war, zur Folge gehabt. Es wurde ferner bekannt, daß ein kaum Isiiähriqes Mädchen. Tochter angesehe ner Eltern, die zu Evans' Gemeinde gehörten, unlängst um Aufnahme in ei ner Entbindungsanstalt nachgesucht und erklärt hat, daß Evans für ihren Zustand verantwortlich ist. Dieser soll außerdem noch eine Frau und Familie in einer anderen Stadt haben. Aus Prag werden wiederum Aus schreitungen ber Tschechen gegen die deutsche Studentenschaft gemeldet. Den letzten Anlaß dazu hat die tsche chische Fünfhundertjahrfeier des Aus zugs der deutschen Studenten nach Leipzig und die Ankunft einer Abord nung französischer Studenten zu der Feier gegeben. Die ankommenden Franzosen wurden von den Tschechen :nit Jubel empfangen und durch die I Stadt geführt. Auf dem Wenzelsplay I wurde ein stürmischer Verbrüderung-) ruminehinfcenirt, und bei dieser De I on ft ration wurden die deutschen I Studenten aufs gröblichste iniultiri. I Es kam zti wüsten Schlägereien, denen erst das Einschreiten der Wache ein ténbe machte. Der Regierungs Präsident in Schleswig, Herr v. Dolega Kvzie rowski, ist pensionirt worden. Seine amtliche Verabschiedung ist eine direkte Folge bes oft erwähnten „Falls Schütting", burch beffen Handhabung sich ber Regierungspräsident schwer kompromittirte. Dr. Schilding, ber vor Kurzem den Posten des Bürger meisters von Husum quittirte, war sei nerzeit zu 500 Mark Geldbuße verur theilt worden, weil er in Artikeln schärft Kritik an der Regierung geübt unb u. a. ben Lanbräthen vorgeworfen hatte, baß sie bie Wahlen ungehörig de einflußten. Unter den Ruinen der bei dem letz ten Erdbeben fast vollständia zerstörten Stadt Messina auf Sicilien brach vor einigen Tagen ein gefährliches Feuer aus, das viele nur theilweife zerstörte Häuser vollständig in Asche legte. Am schlimmsten wütheten die Flammen in dem Pennesi Palast und erstreckten sich von dort bis zu den Ruinen des Rathhauses und denen der Bank von Italien. Der Herzog von Genua ret tete mit Gefahr feines eigenen Lebens mehrere Personen, die den Flammen sonst sicher zum Opfer gefallen wären. In Smyrna, Türkei, wurde unlängst eine heftige Erberfchütterung verspürt, aber kein Schaden angerichtet. Aus der etwa fünf Meilen nordwestlich von Smyrna gelegenen Stabt Phocoea wird gemeldet, daß bei den Erdstößen, bie auch dort verspürt wurden, mehrere Häuser einstürzten und drei Personen getödtet wurden. In anderen Städten sollen ebenfalls mehrere Häuser erheb lich beschädigt worden sein. Zur Zeit befanden sich die amerikanischen Schlachtschiffe „Louisiana" und „Vir ginia" im Hafen von Smyrna. Bei dem letzten Ordenssest in Ber lin sind auch viele Parlamentarier mit Auszeichnungen bedacht worden. Be fonders hervorzuheben ist, daß der El berfelder Fabrikbesitzer Schmidt von der Freisinnigen Volkspartei, welcher Iben vierten Arnsberger Wahlbezirk I Hagen Schwelm im preußischen Ab I aeordnetenhaufe vertritt, den Rotben ^Adlerorden Zweiter blasse erhalten hat. Die verschiedenen Fraktionen de? i Landtag's und W?rcbSfa ics sind gleich rnäf,ia berücksichtigt irrrfccii. I S„viC(y „Angefla ,ter. Sic haben den AVin icr mit liiern bewerfen. Das wird theuer zu stehen kommen!" Arie klngter: „Ach nec, .Wrr dichter, es wa ren ja alles faule t^ier!" Cciit Unheil tie seuttdic Arme» UN» ein Acrglcich mil der japanischen. Der Neffe rc5 Kaisers von Japan und Oberstleutnant in da japanischen Armee, Prinz Knin. der jüngst anläß lich seines Ausscheidens ins dem preu ßischem 2. GvUuc-Rcgime.it durch die Verleihung des schwarzen Adler vrdeus auszeichne! wurde, Hat sich mit einem Mitarbeiter der „ÄUg. Berl. Korr." über seine im deutschen Heere •mpfaiigenen Eindrücke unterhalten. Dabei äußerte [ich Der Prinz auch ver gleichvweise über feine oaterlänbische Armee. Der Prinz, ein kleiner, dem Aussehen nach noch junger Herr, äu ßerte sich in gutem Deutsch folgender maßen: „Sehr schwer fallt mir der Abschied Jon dein schönen Regiment, dein anzu gehören ich 11 Jahre lang die Besrie digung hatte ich habe schöne Stunden hier beriebt und bin von dem kamerab schaftlicheii Wesen des deutschen Ossi zierkorps entzückt. Ich werde stets mit sreubiger Erinnerung an meine hiesige militärische Dienstzeit zurückdenken. Der Eindruck, den ich vom deutschen Heereswesen, seiner taktischen Bedeu tung, seiner Organisation und Man neszucht sowie seiner Armirung mit in meine Heimath nehme, ist der benk bot beste. Die Fähigkeiten des teut schen Soldaten kennen zu lernen, bot sich mir bei dem Korpsmanöver, wel ches ich mitzumachen Gelegenheit hatte, genügender Anlaß. Die beobachtete Taktik ist eine brillante, bie Organisa tion im höchsten Grade durchgebildet unb zweckentsprechend, und über die Manneszucht unb Leistungsfähigkeit ber deutschen Solbaten, als auch übet bie Bewaffnung kann ich nur Worte bes höchsten Lobes sagen. Unsere ja panische Armee ist ja bekanntlich nach beut schern Muster organisirt. Wir ha ben dieselben Formationen, dieselben Rangstufen, dieselben Ausnahmebedin gungen für Offiziere, wir haben auch die Institution der Einjährig-Freiwil ligen, nur daß wir zu Friedenszeiten auf die Bildung von Armeekorps mit Rücksicht auf unsere geringere Frie denspräsenzstärke verzichten und uns mit den Divisionen beaniigen. Der No. 87 beutfchc (Bolde,t unterscheidet sich so gut wie gar nicht von seinem japani schen Kameraden: dieselbe Disziplin, dieselbe ticistungsfähigteit, sowohl bei Marschübungen, beim Ueberwinden schwieriger Terrains, die Abhärtung gegen Witterungsunbill, als auch Auf marsch, Schießen und gewandtes Vor gehen zeichnen beide aus. Auch wir haben den Parademarsch, über dessen Zweckmäßigkeit schon so viel Kritik ge Übt worden ist. bei uns eingeführt, weil wir feine Wichtigkeit zur Erreichung einer straffen Ordnung und Mannes zucht erkannt haben. Einen Mangel an eigener Initiative bei irgendwelcher plötzlichen Situationsveränderung, wie er dem deutschen Soldaten des öfteren vorgeworfen worden ist, habe ich bei ihm nicht bemerken können im Gegen theil. er ist intelligent und liebt rasches Zufassen." „Wie wird es in der Heimath Ew. Kaiserlichen Hoheit mit der Einstel lung in den Heeresdienst und der Be förèerung der Kaiserlichen Prinzen gehalten?" „Da ist es bei uns an ders als bei Ihnen wir kennen im Heere keine Ausnahmen. Jeder Kai serliche Prinz hat wie jeder Offiziers aspirant die Kudetienschule durchzu machen. drei Jahre die Kriegsschule zu besuchen, um dann als Fahnenjunker in die Armee einzutreten. Wir müs sen dann von unten heraus ohne Be vorzugung weiter Lienen. Ich habe es in 15 Jahren erst zum Oberstleutnant gebracht." „Gedenken Ew. Kaiser liche Hoheit noch in anderen Armeen Studien zu machen?" „Ich beab sichtige noch, wenn auch nur für kür zere Zeit, in anderen Ländern, so in England und Frankreich, mich studien halber auszuhalten. Allerdings bin ich überzeugt, daß die deutschen Lei stungen anderswo nicht übertreffen werden können!" Kirche mit GeschäftSbureauS. Die deutsche evangelifch-protestan tische Smithfield-Gemeinde in Pitts bürg, Pa., plant einen Prachtbau, der ungefähr $1,800,000 kosten soll. Die Gemeinde ist die reichste in der Stobt, da deren Grundeigenthum allein einen Werth von ungefähr $4,000,000 hat. Das neue Gebäude soll das GotteS Haus, Departement-Läden und Ge schästs-Bureaus enthalten. Die Ge meinde batirt ihren Ursprung auf das Jahr 1782 zurück. Im Jahre 1791 wurde .luf dem Grundstück das erste JBersammlungèhauß" gebaut, das 1814 durch eine geräumigere Kirche er setz! wurde. Im Jahre 1833 würbe wieder eine größere Kirche nnd 1877 das gegenwärtige Gotteshaus errichtet. Das Grundstück ist 240 bei 110 Fuß groß. Würde das Grundstück zu zwei oder mehreren Bauten verwendet, so würde es nicht nur an Wertb einbüßen, sondern auch der Schönheit Eintrag gethan baden. Der Architekt hat des halb in feinem Plan den kirchlichen Zweck nit dem weltlichen zu verbinden gesucht. Der Phonograph nid Berräther. Ein Gerichts beamtet schreib!: Der Phonograph wurde einmal mit Erfolg zur Entlarvung zweier Gauner be niitzt. Ein wegen seiner Findigkeit be knnnter Richter führte gegen zwei auf frischer That abgefaßte HoteZdiebe die Untersuchung, die nicht recht vom Fleck kam, da auf ein Einverständnis zwi schen den beiden sich anscheinend frem den Spitzbuben sich nichts nachweisen ließ. Die zwei wurden nun zufam men in eine Zelle gesperrt, und vor dem Beobachtungsschieber der Zelle würbe ein ausgezeichneter Phonograph ausge stellt. Als der Apparat nach einiger Zeit wieder dem Richter gebracht wurde, tönte diesem aus der Schall Öffnung beim Andrehen der Walze die Unterhaltung entgegen, die die beiden Gauner geführt hatten. Wenn es auch nur Bruchslücke des Gespräches waren, so genügten sie doch zur Ueberführung der beiden sc nett auf der Leim ge gangenen Diebe. e n a i u n e serteure. Nach den Verfügungen einer letzthin im Repräsentantenhaus* angenommenen Gesetzesvorlage erhal ten die Häupter der respektiven De partements die Befugniß. bezüglich ber, auf Desertion aus dem Armee und Marinedienst stehenden Strafe bes Verlustes des Bürgerrechts Begnabi gung eintreten zu lassen, soweit eine solche Milde nicht den öffentlichen In teressen zuwiderläuft. Das neue Ge setz ist von retroaktiver Wirkung unb kommt für alle Fälle vom Jahre 1865 ab in Betracht. I n e s i e n e ö n i e Glocken für die Gläubigen bes Tages fünfmal, und fofort strömen Kauf leute, deren Gehilfen und Kunden noch den Moscheen unb lassen feil zu ihrer Rückkehr alles stehen und Hegen. \n\n S e i n e A n w o i e Prim fluni van Japan.