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I Das Geheimniß des Schattens. (14. Fortsetzung.) »Haben Sie ihn gefragt?" „Ich wollte es thun, er ist aber nicht mehr hier." „Nicht mehr hier?" tief Harold er staunt. „Nein, Mix, ertappte ihn vor ei mqen Tagen bei einem Vergehen und entließ ihn auf der Stelle. Wie ich idce, soll er die Gegend verlassen haben." „Sonderbar", murmelte Harold. „Darüber muß ich Alix befragen, sie sagte mir kein Wort von der Ange legenheit, als wir in Pitsea zusam mentrafen. Da Tuckle indessen erst vor zwei Tagen das Feld räumte, blieb Ihnen genügend Zeit zu einem Verhör." „Ein- oder zweimal nahm ich ihn mir auch vor aber er leugnete al les." Aoule ärgerte sich. Bei dem aal glatten Doktor wußte man nie, ob er die Wahrkeit redete oder nicht. Fort während verwickelte er sich in Wider sprüche. Ihn auf diesen Fehler auf merksam zu machen, war zwecklos, er hätte nur seinen alten Lügen neue hinzugefügt." „Sahen Sie Ainsley gestern?" „Gewiß, er kam hierher, während Alix nach Pitsea gefahren war." „Theilten Sie ihm das mit?" „Ja es schien ihm unangenehm zu sein." „Erklärte er Ihnen den Grund sei ner Mißstimmung?" „Nein, und ich fragte ihn auch nicht darnach. Er sagte mir nur, Frau Brady habe seine Frau er mordet." „Fing er von selbst davon an?" „Na, ich hätte es doch wahrhaftig nicht gethan", erwiderte der Doktor, „ich habe genug von der Geschichte. Er erzählte mir, Frau Brady sei am Abend des Verbrechens in den „Blasteme Arms" gewesen an dem bewußten Sonntag und habe Frau Ainsley aus Eifersucht ermor det." „Wie kam sie in das Haus?" „Darüber schwieg er sich aus, und ich wollte nichts mehr hören die Sache macht mich schon ganz krank." „Fragten Sie ihn nicht, wie er die Anklage gegen Sie mit der gegen Frau Brady in Einklang bringe?" „Ja, das that ich," erwiderte bet Doktor in beleidigtem Ton, „und er gestand mir, er habe mich nur be schuldigt, um Alix zu einer Heirath mit ihm zu zwingen. Jetzt verwei gere ich aber jede weitere Erklärung," endigte Parsons, erhob sich und ver suchte, eine würdevolle Miene anzu nehmen. Moule zog die Schultern hoch. „Wie Sie wollen. Sie reden ja doch kein wahres Wyt!" „Wie können Sie es wagen? Ich habe die Wahrheit gesprochen!" „Dann geschah es jedenfalls zum ersten Mal in Ihrem Leben," gab Ha rold kühl zurück. Seine Abneigung gegen den Arzt war so groß, daß er ihn am liebsten über die nächste Hecke geschleudert hätte, hinter der sich ein verlockendes Nesselbeet ausbreitete. „Ich begreife nicht, wie Alix zu solch einem Vater kern. Es hat indessen keinen Zweck, die Unterhaltung mit Ihnen weiter auszudehnen. Ainsley soti mir seine Anklage gegen Frau Brady, an die ick nicht glaube, be weisen. Adieu!" Aber so leicht ließ ihn der Doktor nicht los. „Todtschlagen möchte ich Sie," sprudelte er voller Wuth. „Sie ha ben mich beleidigt, mich, einen Mann von fleckenloser Ehre! Sie sind ein Renommist, ein Feigling, und glau ben, einen Gentleman unbestraft be schimpfen zu dürfen. Niemals sollen Sie meine Tochter heirathen nie nie niemals! Ich tödte 'Sie ich erschieße Sie im Dunkeln ich Was das sich immer stärker erei fernde Männchen noch hinter ihm her rief, hörte Aoule nicht mehr. Achsel zuckend über diesen Wuthansall. schlenderte et davon. Er begab »'.ch zum Haupteingang. Thomson öffnete ihm die Thür und erlaubte sich ein bewillkommnendes Lächeln, als er den Gast erkannte. Gewöhnlich sprach Harold nur mit den Dienstboten, wenn er etwas von ihnen verlangte, doch während er lern Haushofmeister Hut und Stock reichte, gestattete er sich die Frage: „Wie ich höre, sind Sie Tuckle los 'geworden?" „Ja, Herr, und wir freuen uns alle, daß die infame Krabbe, ich bitte um Entschuldigung, fort ist. Er soll sich in den „Blastorne Arms" aufhalten." Harold, der schon weitergehen woll te, drehte sich hastig wieder um. „Wissen Sie das bestimmt?" „Ganz bestimmt, Herr. Wir dach ten, er hätte die Gegend, die er so lange verunzierte verlassen. Und das that er wohl auch und ging nach Lon don zu Ainsley. Jetzt ist er wieder mit ihm hier, um uns durch feine Ge genwart zu ärgern." Aoule lachte, da er aber alles, was er zu wissen wünschte, erfahren hatte und noch etwas mehr dazu, ging er stillschweigend weiter. Aus der That» fache der Rückkehr des Pagen zu sei nem früheren Herrn ersah er deutlich, Ö03 der Streit damals nach dem Begräbniß zwischen Gilbert und Tuckle eine abgekartete Sache gewesen war. Tuckle hatte zurückbleiben müs sen. um zu spionieren, und war wahrscheinlich dc.be erwischt worden. Trotz seiner Ingen!, war er, wie der würdige Thomson behauptete, wirklich „eine infame Krabbe". Alix saß aufgeregt im Salon. Bei Harolds unangemeldetem Eintritt sah sie ärgerlich auf, doch als sie ihren Be such erkannte, eilte sie ihm mit aus gestreckten Armen entgegen und warf sich an feine Brust. „Ich dachte, es sei Mr. Ainsley," begann sie, nachdem sie sich beruhigt hatte. „Ich hörte, er solle in den „Blastorne Arms" sein, und wußte, daß er herkommen und mich quälen würbe." „Nicht, solange ich bei dir bin," er widerte Harold fest. „Mir ganz allein gehörst du, Liebli' g, und Gilbert mag seine Hände von dir lassen. Fürchte dich nicht. Er ist allerdings im Gast hof abgestiegen, aber heute zu Frau Brady gefahren, die bei Sir George Tykc in Gravesend zu Gast ist." „Was thut er dort?" „Ich weiß es nicht. Uebrigens hat sie ihren Widerstand gegen deine Hei rath mit ihm ausgegeben." „Sehr liebenswürdig von ihr," ant wortete Alix und erröthete vor Aerger. „Ich beabsichtige ganz und gar nicht, Mr. Ainsleys Frau zu werden. Das ist doch wobl erledigt und abgethan." „Gewiß aber Frau Brady weiß nichts von dem. was wir erfahren ha ben. Er hat sicher ihre Einwilligung erzwungen dadurch, daß er sie, gleich deinem Vater, de? Mordes anklagte." „Was?" rief Alix und griff nach den- Arm des Geliebten. „Willst du damit sagen, daß „Ja. Ainsley beschuldigte deinen Vater, um dich zu gewinnen, und be schuldigte Frau Brady, um sie loszu werden." „Hältst du sie für die Mörderin, Harold?" „Nein. Aber wenn es um mein Leben ginge, könnte ich dir den Thä ter nicht nennen. Auf alle Fälle werde ich indessen die Schauspielerin auf suchen, mit Gilbert reden und viel leicht die Polizei zur Hilfe nehmen." „Ach, Harold," entfuhr es dem jungen Mädchen ängstlich, „mein Va ter „Dem geschieht nichts. Frau Brady oder Robert Ainsley oder Rug oder irgend einer selbst der alte Bar nacles mögen das Verbrechen ver übt haben, dein Vater aber ist un schuldig, Herz, das ist mir zur Ge wißheit geworden Und nun kannst du mich ein paar Tage bei dir beherbergen? Da dein Papa im Hause ist, schadet es de'nem Rufe nichts." Mit Freuven, Geliebter. Ich bin ganz entzückt. Dein Gepäck „Besteht nur ans einer Handtasche, die ich in den „Blastorne Arms" ab gegeben habe. Erst wollte ich dort wohnen, ich halte es aber für klüger, Ainsley so lange aus dem Wege zu gehen, bis ich für eine Begegnung hinreichend gewappnet bin. Die Ta sehe hole ich mir nachher und kann dann noch rechtzeitig zum Essen zurück fein. Jetzt sage mir, warum du Tuckle entließest." „Ach, Harold, von wem hast du das erfahren?" „Von deinem Vater. Weshalb er zähltest du mir gestern nichts da von?" Verwirrt führte Alix die Hand an den Kopf. „Ich hatte es thatsächlich vergessen, Schatz. Diese ewigen Auf regungen machen mich ganz nervös." „Mich auch. Ich will froh fein, wenn wir erst Frau Ainsleys Mör der entdeckt haben und zur Ruhe kom men. Das Detektivgeschäft liest sich ganz schön in Büchern, im wirklichen Leben ist es oft sehr monoton. Also, Kind, was hatte Tuckle verbrochen?" „Ich mußte ihn entlassen, weil ich ihn dabei überraschte, wie er in mei nem Wohnzimmer deine Briefe las. Ich hatte einige offen auf dem Schreibtisch liegen lassen, und er be saß bie Frechheit, feine Nase hineinzu stecken." „Jedenfalls auf Ainsleys Befehl. Du setztest ihn also an die Lust?" „Ja." antwortete Alix lebhaft, „lei der habe ich ihm keine Ohrfeigen gege ben, wie er sie verdient hätte. Er ist ein in Grund und Boden verdorbener Bengel." „Er ist einer der gefährlichsten Spitzbuben." erwiderte Harold sehr entschieden. „Mit diesem Master Tuckle werde ich noch ein Hühnchen rupfen. Es würbe mich nicht wun dern doch davon später, Liebste. Reden wir nicht mehr von dieser Kri mincilgefchichte, sondern von unseren eigenen Angelegenheiten, bis ich nach den „Blastorne Arms" zurück muß." „Soll ich nicht einen Boten hin schicken?" „Nein, ich möchte sehen, ob Ains ley wieder da ist. Vielleicht sehe ich mir auch Tuckle und fein Treiben ein mal an. Er führt etwas im Schilde, verlaß dich darauf. Um acht kann ich zum Essen hier sein. Ist das nicht zu spät?" i,Vater speist am liebsten um sieben, wir werden aber di- Mahlzeit um eine Stunde verschieben." „Nicht doch, wenn irgendwie mög lich. stelle ich mich um sieben ein." „Nein, um acht ntrd gegessen," ent schied Alix, die nur zu froh war, dem Aeliebten einen Gefallen erweisen zu sönnen. „Jetzt laß uns von unseren Anaelegenbetten sprechen." Das thaten ~te denn auch. Nach .ill den trübseligen und aufregenden Begebenheiten war es ihnen eine Wonne, von ihrer Liebe zu schwär men. Sie bauten Lustschlösser für die Zukunft, tiefen sich angenehme Erin nerungen in's Gedächtniß, und die Seit entschwand ihnen wie im Fluge. Erst da die Dämmerung herabzusin ken begann und die Nachtigallen an fingen, in den Büschen zu schlagen, riß sich Harold los. Fröhlich nahm er Abschied und versprach, auf den klügeln der Liebe heimzueilen. Als er das Gasthaus erreichte, hörte er, daß Ainsler» bereits wieder dage wesen, doch wieder fortgegangen fei. Mit der angenehmen Empfindung, ihm nicht unvorbereitet in den nelaufen zu fein, ergriff Harold feine Tasche und wanderte nach der Grange Zurück. Die Hauptstraße beiseite las send, schlug er einen 5?nßnfad über die Wiesen ein und genoß in vollen Zü gen das herrliche Zwielicht. Es mar noch nicht ganz dunkel. Tiefer Friede lagerte über der Natur, langsam ver längerten sich die Schatten, und freu dig klopfte das Herz des jungen Man nes. der sich das Antlitz der Angebete ten vorzauberte. Plötzlich leuchtete ein Blitz auf, ein Knall ertönte aus her .^ecke, und Aoule fühlte einen scharfen Schmerz im Bein. Er stürmte zu Bo den und versuchte, sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht. Der Schuß aus dem Hinterhalt hatte ihm den Fußknöchel zerschmettert. Zweiundzwanzigstes Kapitel. A i u n a n a y Ein zweiter Schuß wurde nicht ab gefeuert. Vielleicht dacht? der Angrei fer, als er Aoule stürzen sah, er fei todt. Harold vermuthete dies und verhielt sich vollkommen still und be wegungslos. Wagte sich der Unbe kannte aus seinem Versteck, um zu sehen, ob er sein Werk richtig voll bracht, so beabsichtigte Aoule da er nicht laufen sonnte den Schützen ani Bein festzuhalten. Wenigstens würde er ihn erkennen. Doch der Thäter erschien nicht. Alles blieb still, und die erschreckten Nachtigallen begannen auf's Neue zu singen. Der Schmerz in dem verletz ten Gelenkknochen wurde immer stär ker, und Aoule nahm seine ganze Kraft zusammen, um die Besinnung nicht zu verlieren. Mit gewaltiger Anstrengung unv trotz der furchtbar: sten Qualen gelang es ihm, bis zum Hauptweg zurüefzukriechen. Hier ver langte die Natur ihr Recht, er wurde ohnmächtig. Doch bevor ihm ganz die Sinne schwanden, hörte er noch einen Feldarbeiter pfeifend des Weges da herkommen, und er stieß einen Schrei aus, der, obgleich schwach, dennoch vernommen wurde. Als er aus feiner Betäubung er wachte, lag er auf einem Bett, und Mir beugte sich angstvoll über ihn. Er öffnete die Augen und flüsterte ihren Neimen. Mit Thränen in den Augen neigte sie sich über ihn und küßte ihn. „Liebster, ich fürchtete, du wärest tobt." „Wie habt ihr mich hierher ge bracht?" fragte er mit matter Stimme. „Einer der Feldarbeiter hörte dich rufen und fand dich. Er eilte in's Dorf, um Hilfe herbeizuholen, und als man dich erkannte, brachte man dich nach der Grange. Ach, Harold," schluchzte sie und schlang die Arme um seinen Hals, „wenn ich dich ver loten hätte!" „Das wirst du ganz gewiß, Alix, wenn du nicht zu sprechen aufhörst," ermahnte Dr. Parsons. „Das Wund siebet kann jeden Augenblick eintreten. Ueberlag ihn mir und gehe hinun ter." „Nein, ich will ihn pflegen. Ordne nur an, was ich thun soll, Vater." „Geh' lieber hinunter, Kind." „Ich will nicht," erklärte sie eigen sinnig. „Keiner als ich soll Harold berühren." Der Kranke, obgleich schon wieder beinahe bewußtlos, mußte bei ihren Worten lächeln. „Es ist nicht so schlimm," murmelte er. „In Afrika hatte ich weit schlim mere Wunden. Sorge dich nicht, Alix, und Auf's Neue schwanden ihm die Sinne. „Da," sagte Varsons streng, „nun siehst du, was du angerichtet haft!" ..Laß mich ihn pflegen, Vater." Der Doktor brummte und beugte sich über den Verletzten. „Irgend einer muß ihn warten, also meinetwege: du. Hole mir aus meinem Zimmer Verbandwatte. Ich will das Bein untersuchen." Gehorsam entfernte sich Alix, und Parsons, alle früheren Streitigkeiten vergessend, wurde ganz zum Arzt. Er wünschte nicht Harolds Tod, errieth er doch nur zu gut, daß Aoule der Einzige war, der ihn vor Ainsleys Bosheit schützen konnte. Wenn dieser seinen Willen in Bezug auf Alix nicht durchsetzte, war er wohl imstande, eine Schwenkung zu machen und den Doktor anzuklagen, und Parsons wußte ganz genau, da"' ihn Gilbert in eine sehr unangenehm? Lage versetzen konnte. Darum versuchte er sein Be stes bei dem Kranken, und als wirk- Xcr Stants-Anzeiger, Rugby, N. D., bcit 23. Februar 1911. lick) guter Chirurg ^zog er die Kugel geschickt aus der Wunde. Aoule wußte nicht, was mit ihm geschah, denn das Wundfieber hatte ihn gepackt. Die ganze Nacht wachte Alir an feinem Lager, und als er gegen Morgen in erfrifchenoen I «Schlummer verfiel, sahen ihre Wan gen blaß und durchsichtig aus. Doch trotzdem ihr der Vater rieth. 311 Beti zu gehen, folgte sie ihm nicht, hielt nur immer Harolds Hand in der ihri gen und iihte ihr schweres Pflegeramt auf's Vortrefflichste aus. Am Nachmittag erwachte der Kranke zum Bewußtsein unS Parsons er laubte ihm, einige Worte zu sprechen. Er erfuhr, daß man den Menschen, der den Schuß abgefeuert Hatte, "uf t" und daß Inspektor Unwin aescHtfi tooiden sei. e sFea „Nein, nein," raunte er Alir ,u. die sich über ihn retate. „die soll nicht gerufen werden. Schlafende Hunde darf man ^iait 'recken. Ich werde ihn schon. fe"trafen." „Wen?" fr-iitfe Alix le'r**? „Gilbert Ainsley. ^ch glaube, er er Von Müdigkeit und Stfmäche über wältigt, fiel er wieder in Schlaf. So viel errieth aber Alix. daß er Ainsley für den Attentäter hielt. Unwahr scheinlich war es nicht. Aoules fvige Jagd nach Frau Ainsleys. Mörder konnte leicht Geberts Plänen, durch eine Heirath nui Alix wieder ii' den Besitz des Vermögens zu gelangen, ge fährlich werden. Auch sie sah ein, daß für'- erst? bis Harold nnht gekräftigt war, die Polizei ans dem Spiele bleiben mvß te, und ließ Jrftcktor Unwin in die fem Sinne benachrichtigen. Troy'icw kam er, und sie hatte ihre qanv Überredungskunst anzuwenden, bis er sich endlich sehr aeaen »inet Willen zum Warten mt fehle „Ich sehe ja ein, daß es nicht an ders geht," erwiderte er und blickte auf das blasse Gesicht des Verwundeten nieder. „Mr. Aoule muß uns genau erzählen, wie alles kam, ehe wir uns ordentlich mit der Sache befassen fett nen." Alix, die einzige, die Harolds ge flüsterte Worte gehört hatte, bewehrte Stillschweigen. Sie schickte zum Gast hof und erfuhr, da7] Ainsley ebne1 eist fei, den Pagen jedoch bort aeloiseu habe. Nach Aussog- der Winhin sollte Gilbert wiederkommen wie das junge Mädchen vernahm, wollte er warten, ob Harold am Leben bliebe oder stürbe. Damit er über alles auf dem Laufenden erhalten wurde, be trieb Tuckle sein gewöhnliches Ge schäft als Spion. Das war natürlich alles nur Vermuthung, doch Alix konnte sich Gilberts Betragen auf keine andere Weife erklären. Als Harold am zweiten Tage Nach mittags erwachte, ließ er Unwin zu sich bitten. Der Inspektor wollte wis sen. wer den Schuß abgefeuert hatte. Harold erklärte, er sei durch die Wie sen gewandert und habe Niemand ge sehen. Unwin, sehr enttäuscht, ent fernte sich, um selbst auf Entdeckung auszugehen. Hierauf erzählte das Mädchen dem Geliebten, Gilbert habe Blastorne auf einige Zeit verlassen, und freute sich, daß Harold ihr Schweigen gelobte. „Ich bin fest überzeugt, er hat auf mich geschossen," sagte er zu Alix, als sie allein waren. „($r kam zu Frau Push zurück und erfuhr von ihr, ich set hier und würde mir meine Tasche holen. Wahrscheinlich hat er außer halb des Hauses auf mich gelauert und folgte mir dann. Da er den Weg kennt, war es ihm ein Leichtes, sich hinter der Heeke zu verbergen und auf mich abzudrücken. Er dachte wohl, ich fei todt, fürchtete sich jedoch vor Ent deckung und kam deshalb nicht heran, um sich zu vergewissern. Hätte er es gethan, so würde ich ihn am Bein ge packt haben. Vielleicht ist es aber bes set so, geliebte Aiix." „Warum?" fragte sie und schüttelte ihm die Kissen zurecht. „Weil er fürchtet, ich erfahre zu viel von der Sache." „Du glaubst doch nicht, daß er seine Frau ermordet oat Harold?" „Nein, das nicht. Wir haben ihn ja in der Pagode schlafen sehen, und unseren Augen sollten wir wohl trauen dürfen. Trotzdem muß er, da er von der Testamentsänderung nichts wußte, ein Komplott geschmiedet ha ben, um Frau Ainsley aus dem Wege zu räumen." „Denkst du an Robert?" „Ja und nein. Gilbert, so entsetz ltey der Gedanke auch ist, würde keine Sekunde zögern, feinen Bruder zu opfern, wenn er dadurch fein Ziel er reichte. Ich begreife nur nicht, wie er den schwachsinnigen, morphiumsüchti gen Menschen dazu bringen konnte, eine alte Frau, die ihm nie ein Leid zugefügt hat, umzubringen. Aller dings ist dein Vater noch da „Harold, Harold!" „Kind, wir müssen uns nach jeder Richtung hin orientiren. Dein Vater ist, gleich Robert, ein Schwächling, wenn auch thatkräftiger und nicht ganz so hilflos. Gilbert, mit feiner starken Willenskraft, hat vielleicht den alten Herrn zu dem Verbrechen ge trieben. Ich kann es zwar nicht glau ben." „Es ist auch nicht der Fall," er klärte Alix bestimmt. „Papa hat we nig Widerstandsfähigkeit, aber so würde er nicht handeln. Lächerlich und thöricht mag er sich manchmal be ttagen, doch das Leben eines Neben menschen ist ihm heilig. Und Frau Ainsley hat ihm nur Gutes erwiesen. Du beurtheilst ihn wirklich zu hart." „Vielleicht thue ich es," entschuldigte sich Harold. „Aber wie steht es nun mit Frau Brady?" „Ich glaube kaum, daß eine Frau stark genug genesen wäre, Frau Ainsley' zu erwürgen." „Frau Brady ist sihr kräftig," er widerte Aoule gedankenvoll. „Freilich trotz Rugs gegentheiliger Behaup tung und Barnacles' Vertheidigung kann immerhin der Kapitän der Schuldige fein. Ich weiß nicht mehr, was ich seinen soll, die Geschichte macht mir Kopfschmerzen." „Reben wir jetzt nicht mehr dar über." schmeichelte Alix, „versuche zu schlafen. Ich werde di' etwas Leises, Beruhigendes borfingen." Harold drückte ihre Hand und gab schweigend danni zu verstehen, wie sehr er sich freute, durch ihre Stimme eingelullt zu werden. Bald hatte Alix denn auch die Befriedigung, ihn in erfrischenden Schlummer versinken zu sehen. Wohl eine Stunde faß sie an dem Bett und loollt: aerade die Augen schließen, da trat Thomson auf den Fußspitzen ein. Obgleich ihn feine junge Herrin stirnrunzelnd anblickte, näherte er sich ihr. „Eine Dame wünscht Mr. Aoule zu sprechen," flüsterte et, „und will keine Absage annehmen. Hier ist ihre Karte, Fräulein." Alix, die noch .immer Harolds Rechte umsnannte, warf einen Blick auf das Stückchen Karton, das ihr der Haushofmeister auf einem silbernen Teller hinhielt, und fuhr in die Höhe, als sie Frau Bradys Namen las. Eine Sekunde fa'i sie auf den schla fenden Mann, dann war ihr Ent schluß gefaßt, und sanft löste sie seine Hand aus der ihrigen. Mit dem Fin ger auf dem Mund Schweigen gebie tend,' bewegte sie sich nach der Thür, gefolgt von Thomson, dem sie dran gen, noch immer in leisem Ton, da mit Harold nicht erwache, befahl:' „Schicken Sie die Haushälterin zu Mr. Aoule, sie soll einstweilen meine Stelle vertreten. Ich werde die Dame selbst empfangen." Thomson verbeugte sich und begab sich auf die Suche nach der Gewünsch ten, während Alix die Treppe hittun terftieg und sich im Stillen fragte, warum Frau Brady wohl gekommen fei, und aus welchem Grunde sie Ha rold zu sehen wünsche. Sicherlich hing ihr Besuch mit der Mordthat und Gilberts dunklem Gebähten zusam men. Das junge Mäbchett vermochte nur nicht einzusehen, wie und aus welche Weise Aoule der ehemaligen Schauspielerin helfen könne. Frau Brady, die wunderbar schön in einem modernen Sommerkleid aus sah, trotz ihrer blassen Wangen und unruhig leuchtenden Augen, erhob sich bet Alixens Eintritt. „Sie sind gewiß Miß Parsons," sagte sie. „Kann ich mit Mr. Aoule reden?" „Ich glaube kaum, Frau Brady," erwiderte Alix ruhig, „et wurde ver wundet und ist noch immer sehr krank." „Ich hörte, daß ihn Jemand er schießen wollte," entgegnete sie mit ziemlicher Beherrschung. „Die Wir thin der „Blastorne Arms" erzählte es mir. Ich ging dort hin, um Mr. Ainsley zu sprechen, doch soll er nach London abgereist sein. Als ich daraus von dem tinfall erfuhr, der meinen alten Freund betroffen hatte, eilte ich hierher, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen." Alix kräuselte ihre Lippen. „Sie nennen es einen Unfall." zürnte sie, „ich nenne es Mord." „So ähnlich drückte ich mich vor einigen Minuten ans. Lassen Sie uns nicht streiten, Miß Parsons. Ich komme als Freundin und nicht als Feindin." „Ich wüßte auch nicht, weshalb wir Gegner sein sollten,- Frau Brady." „Sie vergessen wir lieben beide denselben Mann." „Mr. Aoule?" „Mt. Ainsley", gab Frau Brady schnell zurück. „Da irren Sie. Meine Neigung gehört Mr. Aoule, nicht Mr. Ains ley." „Aber sie sind mit dem letzteren verlobt." „Ich bitte um Verzeihung, ich bin mit Harold Aoule versprochen." „Sie waren es," erwiderte die Künstlerin etwas verlegen, „doch Gilbert sagte mir" „Ich hätte Harold seinethalben der Laufpaß gegeben", endiott Alix der: angefangenen Satz. „Leider mußte ich das für einige Tage thun, aber nur gezwungen. Jetzt, wo ich mich mit Harold wieder verstehe, habe ich mei ne Meinung geändert." „Sic scheinen etwas launenhaft zu fein", bemerkte Frau Brady und trat ungeduldig mit dem Fuße auf. „Sie wären es auch gewesen, wenn Sie Mt Ainsley in meine Lage ge bracht hätte." Alix blickte scharf auf Frau Brady, um sich den Erfolg ihrer nächsten Worte nicht entgehen zu lassen. „Er beschuldigte meinen Vater des Mordes an seiner Frau. Damit er ihn bei der Polizei nicht anzeige, entschloß ich mich, feinen Antrag anzunehmen." 11. „Nichtswürdig, nichtswürdig", murmelte die Schauspielerin und et* blaßte. „Aber wir wissen Sie unfr ich, werthes Fräulein wir wissen, daß Gilbert kein guter Mensch ist." „Dennoch sieben Sie ihn." „Und Sie möchten wissen, wie dai möglich ist", entgegnete Frau Brady heftig. „Ich verstehe, daß mich ein Mann danach fragen sann, doch Sie sind ein Weib und sollten unser Ge schlecht kennen. Ich liebe Gilbert, und was er auch thun mag, werde ich ihn immer lieben müssen! Welchen Grund können Sie mir für Ihr erneutes Verlöbniß mit Aoule angeben?" „Keinen anderen, als daß ihm mein Herz gehört", erwiderte Vllir lächelnd. „Das mußten Sie doch bereits." „Ja, Sie beide zusammen sind ein schönes Paar, möchten Sie recht glück lich werden' Ich habe Harold, den ich seit langen Jahren kenne, sehr gern. Aber tragen Sie es, Gilbert Trotz zu bieten?" „Ich wage und thue es." „Er teinn Ihren Vater festnehmen lassen." „Das getraut et sich nicht." „Seien Sie Ihrer Sache nicht zu sicher. Wenn er zu seinem Ziele kom men will, scheut Gilbert vor nichts zurück. Er schob mich sofort beiseite, um Sie und Ihr Vermögen zu et# I langen." „Und Sie erlaubten es ihm?" Frau Brady senkte das Gesicht und i flüsterte leise: „Mir blieb keine Wahl. Gilbert nimmt eben auf Niemand Rücksicht." „Dieses Mal soll es nicht nach sei nem Kops gehen", gab Alix trocken zur Antwort. „Ich bin der festen Ueberzeugung, daß er mit nicht scha den wird." „Und Ihrem Vater?" „Auch ihm nicht. Er ist unschuldig." „Für schuldig habe ich ihn niemals gehalten," erwiderte di? Künstlerin, „doch daran stößt sich Gilbert nicht, et hängt eben Ihrem Papa das Verbre chen an." „Gerade so wie Ihnen", gab Alix zurück und zuckte mit den Schultern. Frau Brady stieß ein grimmigen Schrei aus und erhob sich: „Was bedeuten diese Worte, Miß Parsons?" fragte sie wild. „Das, was sie ausdrücken. Gilbert sagte meinem Vater, Sie hätten" „Es ist eine Lüge", zischte die an dere und ballte die Faust, daß set Handschuh zerriß. „Allerdings rieth mir Gilbert, meine Einwilligung zu seiner Heirath mit Ihnen zu geben, sonst würde er mir den Mord in sie Schuhe schieben. Ich war leider tn einer Lage, in der ich oh, daß er von allen Männern mich anklagen sollte!" „Und Sie können wirkick? einen Menschen lieben, der eine so nieder trächtige Rolle spielt?" „Ich weiß es nicht. Er ist ein Schurke, ein Lügner, ein ach, Mädchen, Mädchen, danken Sie Gott, daß Aoule ein guter, ehrlicher, ehren hafter Mann und kein solch verw:tre nes Geschöpf wie Gilbert Ainslev ist." „Sie müssen Ihre Neigung bekäm pfen, Frau Brady. Er ist Ihrer nicht würdig." „Das weiß ich wußte ich all die Jahre und dennoch wir Weiber, welche Thörinnen sind wir, wenn un ser Herz unseren Verstand regiert! Aber ich muß mich bezwingen. WaS Sie mir erzählt haben, erleichtert ttir die Arbeit. Der Schuft, er klagt mich an, wo er weiß, daß ich unschuldig bin." Alix ergriff Frau Brady's Hand und sagte ernsthaft: „Von Ihrer Un schuld bin ich fest überzeugt. Ich werde Ihnen immer eine Freunein sein." „Freundin! Freundin! Gott weiß, daß ich eine brauche. Ja, meine Freun din, um Ihnen zu beweisen, wie ehr lich ich es mit unserer Freundschaft meine, will ich Ihnen gestehen, wer Frau Ainsley ermordet hat." „Wer?" fragte Alix mit schnellet pochendem Herzen „Robert Ainsley Gilberts wahnsinniger Bruder." i (Fortsetzung folgt.) stand: So, meine Herr'n, jetzt baten Sie die neue Ventilation und immer gute frische Luft hoffentlich kommt jetzt Niemand mehr um Urlaub. V o e i i e „Sagen Sie mir nur, wie es Ihren möglich war, zweiunddreißig Dieb» stähle zu verüben und bei keinem er wischt zu werden?" Dieb: „Ja, Herr Richter, Uebung macht den Mei ster." Besuch: Wo ist denn deine Frau? Mann: In der Küche. Besuch: So! Und da klagst du stets, daß sich deine Frau nicht um das Kochen tum* mert? Mann: Ja, sie malt eben ein Bild: „Am häuslichen Herd". —E in 0 i z e i k n i s s. „Glau ben Sie mir nur", erzählt der be rühmte Detektiv Schnapperl. „selbst der gewiegteste Kriminalist kann sich irren! Da kam ich z. B. einmal amt Iich mit einem Frauenzimmer in Be rührung. die war so sanft, so zart, so liebenswürdig kurzum ein En gel in Menschengestalt. Später al lerdings habe ich gemerkt, daß vet leibhaftige Teufel in ihr stockte!" „Aber, Herr Sckmapperl, wie haben Sie das rausgekriegt?!" „S?hr einfach, ich habe sie geheiratet!" \n\n Roman von F. Hume. e n e u e a u s v o E i n e u s i e a u