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Vermischte Nachrichten.
LUtt« 6er Teutsche» Rundschau fur ben AtaatS-Anzet
«er iintammeiiaeitellt.l
($ V a 11 kein (4 1 ii ck.—."oorr
jtfarimtalomffi mintlid). Als schnei
diger M'ilitär sprengte er hoch zu
9toü zur Ebenouer (^minerneiiteiitv"
Laiidschastsversaiiiinlung. Was er
im Schild rührte, wissen unsere sie»
fer er wollte die Abgeordneten der
genannten Landschaft gegen den deut
schen Landbesitz im Eherfonifchen
Gonverneinent mobil machen. Wie
die Teutschen in Wollwnien, sollten
an vi] mir entrechtet und zu Bürgern
zweiler blasse herabgerückt werden,
es sollte imC' der Vandfaitf gesetzlich
verboten werden aus verschiedenen
Gründen: weil wir deutsche Stolonv
fteii „sparsam nüchtern und kultu
rell den russischen Bauern über sind,
nicht über unsere Mittel leben und
Deutschland als unser eigentliches
Vaterland betrachten." Tie erstge
nannten (Gründe mögen auf sich be
ruhen, die Verdächtigung aber, wel
che in de»l letzten Worten enthalten
ist, wurde von der deutschen Kolons
stenpresse und von den deutschen Mo
loniiien mit begründeter (nitriimtug
zurückgewiesen. Au* unseren Kolo
nien wurde ein tausendstimmiger
Protest laut: wir haben un* in poli
tischer und patriotischer .Einsicht noch
nicht* zu Schulden kommen lassen,
haben stets mit inierichiitterlichvr
breite zu Kaiser und Reich gehalten
und mit irgend einer ausländischen
Macht noch nie irgendwelche Bezie
hungen unterhalten. Herr Stardv
italounfi hatte für diesen Protest der
deutschen Siolouistenprest'e natürlich
nur taube Ohren. Er trat miithig
mit seinem Projekt vor die lsherso:u*r
(tioitveriu'ment Vandichaftsnersamm«
hing, raselbst wiederholte er seine
früheren Behaiivtiingen: die Nüssen
würden nach und nach aus dem Be
reiche des Eherfoner Gouvernements
von den deutscheu .Kolonisten ver
drängt werden, man müsse daher die
sen das Handwerk legen. Aber o
weh! HerrSiarbiiialoroft'i hatte kein
(Mick! Tie Versammlung wollte in
ihrer grüneren Mehrheit von seinen
Plänen nichts wissen. (Genaue Ein
zelheiten über den Verlauf der "Si
tiling, in der Kardinalowfkis Bor
schlag berathen wurde, liegen noch
nicht vor. Ten kurzen Berichten ans
Eher fön zufolge, ging es bei Bera
tbung des Projekts dennoch ziemlich
he is her, ein Zeichen, das .Siardiua
lowski doch einige Abgeordnete auf
seiner Seite hatte. (Gerade aber die
ser Umstand ist für uns Kolonisten
sehr schmerzlich. Tenn menu auch
diesmal der Borstof gegen uns nicht
gelingen konnte, so sind wir in
fünft gegen diese (tiefahr durchaus
nicht geschützt, wenn tiardiualotmfis
Projekt noch viele ans den natiouali
itiicheu reifen bestrickt. Aus alldem
folgt nur wieder das eine, das mir
deutschen .Kolonisten recht vorsichtig
sein müssen. Wir müssen alles ver
meiden, was das Misttrauen unserer
(Hegner bestärken könnte. Wir ha
ben jetzt erfahren, das man uns in
nationalistischen streifen scharf be
obachtet man sticht, ob man bei uns
nichts findet, das geeignet ist, uns in
patriotischer und lui rihschaftl icher
Hinsicht als unzuverlässig oder gar
als gefährlich erscheinen zu lassen.
Was uns aber gefährlich werden
könnte und welches Bor gehen in
wirkhschafllicher Hinficht uns verder
ben kann, davon will ich ein ander
mal, wie ich letztens versprochen ha
be, etwas ausführlicher sprechen.
—m.
Nachträglich werden den ..Od.
i)fow." folgende Einzelheiten über
Kardiualowfki's Projekt von der
Chersouer Vaittiichaftsueriammlung
berichtet, die wir mit dem nöthigen
Borbehalt wiedergeben. Nachdem
der Antrag, den deutschen.Molonisten
den Ankauf von siand im Eherstmer
Gouv. zu verbieten, verlesen war,
richtete Herr Mardiiialomit'i an den
Borsitzenden (R. F. Suchomlinow)
die Bitte, die Frage möge durch ge
heime Abstimmung entschieden wer
den, denn nicht jeder habe den Muth,
offen und frei der Stimme seines
Gewissens zu folgen, „Ihr werdet
mich wahrscheinlich einen Tapfern
nennen, ich habe indes in meinem Re
ferat nur pure Wahrheit gesagt ich
erhalte viele Tank- und Anerken
nunugsschriften für mein Austreten.
Ich bin ein Nationalist, das ist wahr,
aber ich suche nichts, meine Eristenz
•'tjjt gesichert, ich brauche feinen Ru
bel, aber ich habe das Recht und die
Pflicht, für diese int höchsten (tirade
gerechte Sache einzutreten. Aber ich
bitte Sie, meine Herren, lassen Sie
alle Politik auf der Seite!"—Zuerst
erwiderte der Abgeordn. Butzt'i:
„Auch ich bin ein Nationalist, gerade
Hie Herr Slarbinalowsfi, dennoch
aber kann ich seinen Ausführungen
nicht zustimmen, Int trüben Jahre
-till)f hoben sich die Teutschen ganz
korrekt und lonal verhalten, sie haben
sich in fei nein Punkt gegen das Reich
yergangen." Im übrigen betont der
Redner, das man beim deutschen .Ko
lonisten Viele gute Eigenschaften fin
det, Die mau beim russischen Baner
Vergeblich sticht, das könne man dem
Teutschen aber doch nicht zum Dehler
einrechnen! Bielmehr müsse man al
le Kräfte einsetzen, unt den russischen
Sömier kulturell und.wirthschaftlich
zu heben einen .Stampf gegen die
deutschen Kolonisten zu unternehmen
nur deshalb, weil sie den russischen
Bauern in vielen Stücken überlegen
sind, gehe nicht an. Es gebe andere
Wege, um dem russischen Bauern
stand im Eherionschen (tiotiv. aufzu
helfen lleberjiedlnng, Erziehung
des Bauern zur Arbeitsamkeit und zu
anderen Tugenden. Eine Entrech
tung der deutschen ^Kolonisten hätte
sicher eine Verarmung des Ehers.
(tiouv. zur Folge. Teshalb könne
man mit dem Antrag .kardinalow
ski's. der nicht wirthichartliche, son
dern politische Ziele verfolgt, nicht
einverstanden sein, und die Ehers.
Landfchaftsverfammlung habe kein
Recht, eine solche Frage auszuwerfen,
denn die deutschen .Kolonisten find
gerade so gute Steuerzahler wie die
Russen man müsse sie daher schützen,
nicht aber bedrücken. Hierauf er
griff der Abg. Nowizki das Wort
und verurteilte in entschiedenen
Worten das Projekt Kardinalowskis.
Zum Schluß sprach er, sich an Kardi
ualowfki wendend: „Sie haben öfters
betheuert, das Sie jeder Politik
fernstehen, lassen Sie daher diese
Frage, die einen politischen Eharak
ter hat." Kardinalowfki antwortete
dem Abgeordneten Butzki: ..Entschul
digen Sie, mein Herr! Sagen Sie
es doch gerade und offen heraus:
die Teutschen must man gehen las
sen, weil sie gute Preise für Siand
zahlen. Tas Reich kann dabei zu
(tirnnde gehen, die russische Bevölke
rung kann in kurzer Zeit verdrängt
meiden! Was ist wichtiger der
Rubel oder die Rettung des Staa
tes V T. R.). Wie es scheint, ist
vielen das erste wichtiger als das
zweite. .. Ihr Herren von der Sentit
wo, ihr weiset den Russen den Weg
nach Sibiren, die Teutschen aber sol
len hier bleiben. ." Tie 'Verthei
digung seines Projekts führte Herr
Mardinaloivifi mit groster Leiden
schastlichkeit. Ter Vorsitzende N.
F. Suchoinlinow schlug vor, die
Frage einer .Kommission zu überwei
sen. Ter Borschlag wurde jedoch mit
28 gegen 19 Stimmen abgelehnt,
liui) gleich daraus wird mit gegen
18 Stimmen beschlossen, die Frage
von der Tagesordnung zu streichen.
u a i i e e i i n e
(tiouv. In den letzten zwei fahren
wurden auch bei uns aus allen Kräf
ten darauf hingearbeitet, dast unsere
Kinder Schulen erhalten, In Se
iiieiioivikoie ist im letzten Herbst ein
schönes Schiilhaiis fertig geworden
alle sind mm sroh. weil sie einsehen,
das es ohne ein ordentliches Schul
haus nicht mehr länger gehen konnte.
Auch haben wir hier im Turgaigebiet
schon die gar traurige Erfahrung ge
macht, das die .Minder, wenn sie keine
ordentliche Schulbildung geniesten,
verrohen und verwildern. Wenn
mir Eltern nicht alle Hebel in Berne
gitug fetzen, so werden unsere Minder
nach 15—25 fahren so mild werden,
wie unsere Kirgisensteppe. Eltern,
nehmt's euch zu Herzen! Es war
freilich nichts Sieichtes für ein armes
Tötfleiu, eine Schule herzustellen.
Arm -find ja die meisten hier, denn
reiche Wirthe verlassen nicht das
schöne Südrustland. um sich hier in
mitten der Stirgiienüämme eine neue
Heimath zu gründen. Bei dieser (tie
jlegeiiheit möchte ich an das Lan
daner und Raiiadter (tiebiet ein ern
stes Wort richten: Es ist bekannt,
dast die Prischiber Wolost sich grost
I miithig ihrer armen Ausgewanderten
angenommen hat. Sie hat den Ar
I men, die aus dem Prischiber (tiebiet
I
1
ausgewandert sind, ihren Theil vom
Schäfereikai'ital ausgezahlt mtd die
armen Molotsclmacr Leute sonnten
sich hier in Sibiren etwas ans der
Roth helfen. Nun frage ich, warum
verfährt die Raftadter und Landauer
Wolost mit ihren armen Ausgesie
delten nicht ebenso? Wo hebt es
denn? An Bitten von unserer Seite
hat es doch wahrlich nicht gefehlt!
Wollen etwa die zwei genannten Ge
biete uns in Sibirien einfach hinter
gehen? Will man uns ausschließen
und abstreifen? Tas wäre aber doch
nieder schön noch gerecht! Tie zwei
(tiebiete würden sich durch diesen Lie
besdieust gar nicht so wehe thun,
uns aber wäre geholfen. Wir wol
len einstweilen abwarten, vielleicht
wird der neue Oberschulze in dieser
Sache mehr Verständniß an den Tag
legen als sein Vorgänger. Tie letz
ten zwei Jahre haben uns ziemlich
magere Ernteerträge geliefert trotz
dem schlagen wir uns von Tag zu
Tag und von Monat zu Monat mu
thig dutch's Sieben und hoffen, dast
auch uns hier in der Zukunft noch
bessere Tage vergönnt fein werden,
oii vielen Stücken haben wir es bes
ser, als unsere Brüder in Südrust
land: eine „Siandkranfheit" wie dort
giebt es bei im« hier gottlob noch
nicht. Sit einem Spottpreis erhält
man hier Siand genug. In Südrust
land hört der Bauer dann aus zu
ackern, meint er fein Land mehr hat,
bei uns sagt man in der Aderzeit
dann ..genug," wenn feine Saat
frucht mehr auf dem Speicher liegt
oder wenn die Pferde nicht mehr zie
hen wollen. So leben und hoffen
wir auf bessere fünftige Tage.
—L
o s e s a O K e i s
Herr Oberlehrer I. Thauberger der-
anstaltete hier eine nette Ehrtstboum
feter und hielt dabei an die .Minder
schaar einige herzliche Worte. Nach
dem einige.Minder furze (tiedichte ge
sprochen hatten, wurde ein Theater
stück für .Minder aufgeführt, an dem
jung und alt ihre helle Freude hat
ten.
e e s a n. Am 12. d. M. sand
in Siandan auf Initiative und unter
dem Boriitze des H. L. Reichert eine
Veriammliiitg statt, auf welcher diLr
Rechenschaftsbericht von der Jitbi
läiimsfeier in Landau vom Feftfomi=
te entgegengenommen wurde, so auch
berathen wurde, zu welchen 'Zwecke
der verbliebene Rest verwendet wer
den soll. Laut Rechenschaftsbericht
envies es fiel), dast .ein Rest von 189
R. 52 K. verblieb. Ueber die Ver
wendung dieses (tieldes wurden 8
Anträge gestellt, und nämlich: 1. das
(tieIi) soll verwendet werden als Prä
mie für das beste Werk von der Ein
wanderung der Bereianer .Molonisteii
nach Rnstlaiid. Tiefes Werk soll die
(tieichichte der Bereianer Kolonien
und ihre weitere Entwicklung bis auf
den heutigen Tag umfassen. 2. Tas
(tield soll verwendet werden zur Er
richtung eines Monumentes für Kai
ser Alerauder 1. in Siandan, in des
sen Regierungszeit die Bereianer Ko
lonisten nach Rnstlaiid eingewandert
sind und ii das (tield soll zur Til
gung der auf dem (tiebände der Be
refauer Zentralschule noch lastenden
kleinen Schuld verwendet werden.
Es erschienen zur Versammlung :i(i
Mann, und die Mehrheit stimmte für
den ersten Antrag. Tie Werfe sol
len innerhalb zwei Iah
reu dem Ko
mite, in dessen Bestand gewählt wur
den die Herren P. I. Scherr, Red.
M. Hilter und Herr L. Reichert, ein
gesandt werden. Tas beste Werk be
kommt die festgesetzte Prämie. Sollte,
aber feines der eingesandten Werke
der Prämie gewürdigt werden oder
aber, sollte innerhalb zwei Jahren
von niemand ein solches Werf einge
sandt werden, so must das obener
wähnte (tield zur Verwirklichung des
zweiten Antrages verwendet werden,
d. h. es soll dann pin Monument für
.Maiser Alerauder 1. in Siandan er
richtet werden. Tas zu diesem Zwe
cke fehlende (tield soll dann durch eine
Siibifription aufgebracht werden.
Tas (tield ist deut erwählten .Mouiite
einzuhändigen, welches es in einer
Kreditanstalt zu deponiren hat.
S a st u g, Od. Kr., den !.
Jan. Am ttt. Tez. 1910, mit 8 Uhr
abends brach int Hanse des hiesigen
Ansiedlers Sioreitz Senger Leiter
ans, welches das Tach des Hauses,
sowie verschiedene Hansgeräthe ner
iiichtete der Schaden wurde auf 15(1
Rbl. abgeschätzt. Es ist eine alte und
noch immer neite Thatsache, dast lin
iere Strasburges sich während eines
Brandes herzlich wenig mit die
Siöicharbeit fitmntern. An der
Brandstätte erscheinen gewöhnlich
nur wenige und die, welche erschei
nen, wollen meisientheils nur
..Höchstkommandirende" sein und
nicht Hand ait die Arbeit legen. Man
ches, was ein Opser der flammen
wird, könnte gerettet werden, wenn
man mit vereinter Kraft an die Ar
Ixe
it ginge. Tie Feuerspritzen sungi
reit immer ausgezeichnet, solange
man sie nicht braucht, werden sie aber
au die Brandstätte gebracht, so fehlt
es an allen Enden. Tie Schläuche
rinnen von einem Ende bis zum an
dem, die Schrauben müssen ange
schraubt werden usw., furz, man be
schränkt sich auf das Alarmläuten.
Um solchen Mißständen auszuwei
chen, mache ich unfern .Mutfchurga
nein, da hier eine gegenseitige Feuer
versicherung eriftirt, den Vor ich lag,
einen Brandoberschulzen zu wählen,
dem zur Pflicht gemacht werden
müstte, wenigstens zweimal int o^hr
alle Feuerspritzen zu prnbireit, und
falls diese nicht in Ordnung gefunden
werden, die betreffende (tiemeinde ei
ner gewissen Strafe zu unterziehen,
ferner müstte er Sorge tragen, das
die Feuerspritzen auf Rechnung der
(tiemeinde jedesmal einer gründlichen
Reparatur unterzogen werden. Auch
ein Jvast mit Wasser, mit eisernen
Reifen, ans einem besonders dazu
hergerichtete» Wagen befestigt, sollte
immer bei der Feuerspritze bereit ste
hen und denjenigen, die die Spritzen
und das ^as zur Brandstätte brin
gen, eine Belohnung von :»—5 Rbl.
gegeben werden. Sietzteres halte ich
deshalb für nöthig, weil sich mancher
bemühen würde, :i—5 Rbl. zu ver
dienen und die Feuerspritzen viel
eher an Ort und Stelle fämeit. Tie
Polizeidiener sollten, jeder in feinem
Revier, von Haits zu Haus, deren es
gewöhnlich 20—:55 sind, gehen mtd
nachschauen, ob jedermann sich mit
dem gehörigen Siöschiiistriiiueiit: Ei
mer, Hafen, (tiabel, Jvast mit Wasser
usw. auf die Brandstätte begeben höt
oder nicht, und jedesmal dem Schul
zen oder Oberfchulzen eine Siifte der
jenigen, melche ihrer Pflicht nicht
nachkommen, vorstellen, damit alle
diese „Braven" mit dem bei uns so
berühmten „Brummer" Bekanntschaft
machen dürften. Wiide man bei uns
so vorgehen, wären die Brandschäden
nicht selten viel kleiner. Sollte je
mand anderer Meinung teilt, als ich,
so lade ich höflichst ein, an dieser
Stelle sich zu austeilt, Vielleicht trägt
solches dazu bei, unsere beinahe him-
Der Staats-Anzeiger, Rugby, N. D., den 23. Februar 1911.
bert Jahre alten Brandregeln zu äit=
dem mtd manchen Rubel, der als
(Brandschaden ausbezahlt wird, zu
sparen. —Jakob.
S e k e n u i o u v S a a a
|Ant 7. Tezcinber kanten 2 Russen mit
io Pferden nach Streckerau und kehr
ten bei Eh. (ti. ein. Bald war Einig
I Feit geschlossen und die Russen ver
handelten letzterem zwei Pferde für
zwei andere, wobei (ti. noch 25 Rbl.
i
zugab. An (ti. S. verkauften sie ein
Pferd für iiU Rbl. Ter Preis war
aber auffällig billig und man
schöpfte Berdacht. Ta kaut man ans
den (tiedonfeit, den Verkäufern die
I Püffe abzuverlangen, wobei es sich
erwies, hast sie keine beiasten. Ter
Vorsteher lief ins Kreishaus und be
fragte sich dort. Man antwortete
ihm, die Verkäufer sammt den
Pferden luüstteit nach Seeltnauit (25
Werft) dem Pristaw ausgeliefert
I werden. Sogleich wurde zweien
i
Torspolizisten befohlen, die. Russen
nach Seelmann zu liefern. Unter
dessen mar es Mittag und es sollte
losgehen. Ta die Russen aber flü
ger al* die Polizei waren, so zöger
ten sie solange, bis es 2 Uhr nachmit
tags mar. Tie zwei Polizisten setz
ten sich aus einen Wagen, die Russen
auf einem Schlitten hiutendreiit.
Halbwegs liest das eine Pferd der
Polizisten nach die Russen gaben ih
nen ein anderes und nun ging's wie
der vorwärts. Aber, o weh! \vtit
kommen wieder die zwei Russen nicht
nach, auch die Nacht rückt aus den Na
cken. Man beräth sich, und die finge
Polizei kommt zu folgendem Ent
ichins „Wir, die Polizei fahren vor
aus, ihr (Rnst'eui kommt nach." „Ja,
wenden letztere ein, wir finden euer
r.nartier nicht in Seelmattn." Auch
hier witstte die wohllöbliche Polizei
sich zu helfen der .Mutscher kann
schreiben und schnell wirft er die
Adresse auf einen Settel: Quartier
Johannes Seewald, gegenüber der
russischen Kirche. Gesagt—gethan.
Tie Polizei foinint in Seelmann
glücklich au. Tie Nacht verstreicht,
der Morgen dämmert, aber noch int
mer lassen die Pferdehändler auf sich
warten. Tie Polizei spannt an und
zurück geht's den Russen entgegen.
Sie findet ans dem Wege den Schlit
ten. von den 2 (tiannern mtd den
Pferden aber feine Spur. Trei
Tage vergehen. Ta fomntt ein Mann
von deut Torfe Stahl und nicht seine
5 Pferde in Streiferau, die am ».
Tezember ihm gestohlen wurden.
S: ei der besam er nur 2 feiner Pferde,
jenes, das die Spitzbuben fiir
Rbl. versauft hatten und jenes, das
sie der Polizei auf dem Wege zur
Aushilfe gaben. Bon Eh. (ti. konnte
er feine 2 Pferde nicht erhalten, da
(ti. feinen Handel bei Entstehung des
Verdachts rückgängig gemacht hatte.
Hätte die Polizei den .Mops auf dem
rechten Jylerf gehabt, so hätte der Ei
tU'itthiinter feine fitttf Pferde und die
zwei Tiebe füsteii nunmehr hinter
Schiost und Riegel.
—Kein Streckerauer.
I Unsere Siefer sollten bei Bestell im
fleii ber neuen Wmibfnrteit nicht uer
ßcffcii, 25 Eents mehr, nlfu 1^1.75
I ciiiziifeiibrit. Tie 25 Ecitfo werben
nicht fiir bie Lnnbknrte» berechnet,
sondern fiir Berpmlnngs- ltnb Bei
I fmtbtfüstctt, bie mir bicsmal nicht
I trugen können, weil bie .Marten fünf
Bugrit iiiitfnffen. Tie Marten haben
einen Werth Dun in bestens if57.00
bis IjiH.OO. Leser, welche bie tinrtcn
bei tins nbhuleit können, brititchcn bie
I 25 Cents nicht zu zahlen, bii mir in
I bietet» A-nlle Berpacknngs- mib -18er»
fiinbtfüstcii sparen.
Entlegene Insel.
I Die Londoner Postbehörde gießt be
tannt, daß der Dampfer „Älgerine"
bie Insel Pitcairn auf feinem Wege
von Valparaiso anlaufen wird. Pit
I cairn ist eine kleine Insel von vier
'Quadratkilometern Größe in dem ent
I legenften Winkel des Erdballes sie
liegt ungefähr auf halbem Wege zwi
schen Südamerika und Australien.
I Sie wurde im Jahre 1767 von Car
teret entdeckt, erhielt aber erst zwölf
i Jahre später eine Bevölkerung, als die
i Bounty Meuterer dort ihre Zuflucht
suchten, die einige eingeborene Frauen
von Otaheite mitbrachten. Fast 29
Jahre lang blieb die Kolonie ohne
Nachrichten von der Außenwelt, bis sie
I im Jahre 1808 wiederum „entdeckt"
wurde. Englische Schiffe brachten ge
icgentlich Bedarfsmittel an Land, und
i die Bevölkerung wuchs in der Zahl an,
i so daß das Land sie nicht ernähren
i konnte. 192 von ihnen wurden auf
ihren Wunsch im Jahre 1856 nach ei
ner der Norfolk Inseln übergeführt,
von denen jedoch 40 wieder znrück*ehr
i ten. Zur Zeit beträgt die Bevölkerung
170 Köpfe. Die letzten amtlichen Be
richte geben nur spärliche Nachrichten
über die Gesundheit und die Lebens"
gewohnheiten der Bewohner dieser eng
lischen Kolonie. Die Insulaner haben
I wenig Erziehung, und ihre Sprache
ist ein Gemisch von Tahitianisch und
Englisch. Die Hanptprodukte der In
se! sind Kohl, Ziegen und Hühner.
Die Bewohner besitzen einen kleinen
Kutter von 14 Tons, auf welchem sie
die nächsten Inseln besuchen. Post
I dampfer haben bisher nur zweimal ttn
Jahre dort angelegt.
Abomiirt ans den Staats-Auzeigßr.
Welche Erfahrungen Oesterreich mit
gemünztem Gelbe machte.
6tfolglofr Bnnnhunnrn der dortigen Rrgtrrung,
loficlbc in Umlauf zu irycii und 4» rrhaue».
Das Land, in dem man das Gold
nicht mag, wird mancher vielleicht auf
beut Monde suchen wollen. Es liegt
aber auf unserer brauen Erde und
sogar in dem alten goldsüchtigen Eu
ropa. als dessen Burger ein großer
Dichter den Ersabningssatz geprägt
hüt: Am Wolde hängt, mich (Holde
drängt doch alles! Tiefes merkwür
dige Ü-and beißt Oesterreich-Ungarn.
W^r's nicht glaubt, geb' hin und
seh'! Nur muß man sreilich recht
versteh'«: Gold ist auch in Oester
reich-llngarn ein geschätzter Stoff,
wenn er in ^oriu von ichöiicit Rin
gen, pr chti en VI bau der n, glitzern
den .Metten und anderem Geschmeide
menschliche Eitelkeit gefangen nimmt.
Zuwider ist es jedem Bewohner die
ses schönen Landes nur als simples
Geld, vii dieser nüchternen Jyoriti
hat man die gröstteiMbneigitug davor.
Wer firfi in Oesterreich Ungarn ver
haßt macheu will, braucht nur immer
mit baarem Golde zn zahlen. Der
Käufer, der seilte Schuldigkeit in
Gold entrichten will, muß fiel) gefal
len lassen, als miudmuerthig behan
delt und des Versuches verdächtigt zii
werden, mit blankgeputzten Heller
und Krcuzerntiinzen ein Betrugs
manöver ausführen zu wollen, und
jeder Verkäufer kann sich dadurch dem
Bankerott nahe bringen, daß er sei
neu Stunden zuuiuthet, sich auf ihre
schmutzigen Papierzettel in Gold her
ausgeben 311 lassen, weil sie gewiß
nicht wiederkommen würden aus Em
pörung darüber, daß er sie böswillig
der Gefahr habe aussetzen wollen, die
zugesteckten Goldmünzen fiir Kreu
zer auszugeben. Volkswirthschastlich
betrachtet, scheint die Vorliebe für
Papiergeld in Oesterreich Ungarn
ja ein Zeichen von fortgeschrittener
Geldwirthschaft zu fein: das kostbare
Gold ist nicht im Verlehr, sondern
schlummert in keuscher Unberührtheit
in den Kellern der ^cttelbank, wird
also nicht abgenutzt und -dadurch im
Werthe nicht vermindert, während
das werthlose Papier an seiner Statt
feine Munitionen verrichtet. Zugleich
scheint daS Vertrauen in 'den Werth
des Papiergeldes einen hohen Grad
von Vertrauen auf die Grundlagen
der eigenen Volkswirthfchaft zu ver
rathen. So ideale Beweggründe darf
mau indessen für dieie Vorliebe nicht
suchen.vit Wirklichkeit hat der Turch
fchnittsöfterrcichcr von dem Zusam
menhang zw ii
eben Gold und Papier
geld keine blasse Ahnung. Er denkt
sich ganz einfach: hier auf der Bank
note steht, was sie gilt, und das ist
sie werth. Tast die Banknote den an
gegebenen Betrag nur so lange werth
ist, als die iettelbauf imstande ist,
ihn in Gold zu erlegen, daß man
also nur in baarem Golde das im
entreißbar selbst in Händen hat, waS
die Banknote blos verspricht, dieser
Gebaute kommt ihm gar nicht in den
Sinn. Und jeden Versuch, ihm diese
Erkenntniß ans praktischem Wege bei
zubringen. betrachtet er lediglich als
eine „Sefkatur", als eine übelwol
lende Belästigung, die darauf ab
zielt. ihn aus dent Geleise einer al
ten. lieben Gewohnheit zn stoßen.
Seit dem Jahre liioi, in dem die
fakultativen Bezahlungen eingeführt
worden find, hat die Oesterreichisch,
ungarische Bank gegen diese Gewohn
heit gekämpft, mit dent gründlichsten
Mißerfolg, den man sich denken kann.
Jetzt hat sie den Stampf aufgegeben.
In der neuen Bankvorlage erhalten
die Roten zu ze'hn und zwanzig Kro
nen, die nach dem Uebergang zu den
fakultativer. Bezahlungen hätten ver
schwinden sollen, abermals ihre ge
setzliche Sanktion. Ter österreichische
^inanzm in ister v. Biliiiski schilderte
bei der Begründung dieser Vorlage
im Abgeordnetenhanie den Stampf
der Bank gegen die kleinen Bankno
ten in ergötzlicher Weife. Er jagte
u. 91.:
Wir haben angefangen, das Gold
in den Verkehr zu bringen. In den
Filialen, namentlich aber in Wien,
herrschte die größte Unzufriedenheit.
Als die Bevölkerung das Gold nicht
freiwillig nehmen wollte, haben wir
die Sache zwangsweise gemacht. Wir
haben an alle innern Aemter den
Auftrag gegeben, der'und der Theil
jeder Zahlung ist in Gold zu leisten.
Natürlich war die Beamtenschaft
über das Gold geradeso beleidigt, wie
in Teutschland bei dem umgekehrten
Versuche über die Banknoten. Tas
hat matt ein oder zwei Jahre ge
macht. es hat a'ber nichts geholfen.
Man hat das Gold in der einen Wo
che ausgegeben, am Schlüsse der
Woche war es wieder in der Bank.
iUi'On hat in der letzten November«
woche an Zwanzig- und Zehnkronen
stücken *2,:?4.'U)00 Kronen ausgege
ben hereingekommen find 3.660,000
Kronen, alio um 1,317,000 Kronen
mehr. Seit dem Herbste 1001 bis
Vtm *2u. Ronember ist ausgegeben
worden: an Zum nz i
,i o ne n
i iief en
1244 Millionen, 'jelmkronenstncken
76.") Millionen, zusammen also *2000
Millionen. Tavon sind int Laute der
Zeit in die Bank 1.777.546.."00 zu
rückgekehrt. Es ist alio vom ^ahrc
1901 bis jetzt im Verkehre eine Sum
me von 232.358,000: *ytütfgeblie
o.
ben. Diese ganze Summe ist aber
nicht wirklich im Verkehre. Ein klei
ner Theil ist ins Ausland gegangen.
Ein großer Theil ist umgejchmolzen
worden, weil es ein sehr gutes Gold
ist und die Stücke nicht abgenutzt sind.
Vielleicht ruht ein Theil irgendwo
in den Strümpfen. Im Verkehre ha
ben wir fast nichts.
Forscht man nach den Gründen
dieser nterftinirdigen Abneigung ge
gen die Goldmünzen, so findet man
fast immer nur den einen, der in der
Sorge besteht, sie könnten mit den
Kupfermünzen verwechselt werden.
Das ist nämlich wirklich so. Denn
der Oesterreicher hat die üble Ge
wohnheit. die Münzen in seiner Geld
börse nicht zu sortieren. Seine Geld
börse hat in der Regel überhaupt nur
ein Fach, in dem natürlich Goldmün
zen nicht leicht von den kupfernen un
terschieden werden können. Hat sie
aber mehrere, so liegen trotzdem in
allen alle möglichen Münzsorten
durcheinander, so daß bei jeder Zah
lung immer erst eine umständliche
Sichtung vorgenommen werden muß.
Da ist es nicht überraschend, wenn
Goldstücke häufig mit Kupfermünzen
verwechselt und von dem Geschädig
ten fiir die eigene Unachtsamkeit und
Unordnung einfach in Vicht und Bann
gethan werden. Ein anderer Grund,
den man gelegentlich anführen hört,
daß man nämlich Papiergeld leichter
unterbringen könne als Gold, ist we
nig ernst zu nehmen. Denn die Bank
noten werden entweder, zu scheußli
chen Ballen zusammengeknüllt, in die
Börse gestopst. daß man sürchten
muß, fie könnte die Platze kriegen.
Bei diesem Verfahren, das obendrein
barbarisch und unästhetisch ist, weil
es die Roten schon nach mehrmaligem
Kniffen in schmutzige Fetzen verwan
delt, kann man mit Fug bezweifeln,
ob es die Bergung eines größeren
Geldbetrages ermöglicht, als wenn
dieser in Goldmünze bestände. Höch
stens wird sich ein kleiner Unterschied
im Gewicht ergeben. Oder aber man
verstaut die Banknoten in der Brief
lasche. Da sind sie freilich praktischer
untergebracht. Aber eine Erleichte
rung im Verkehr ist es gewiß nicht,
wenn man bei jeder den Betrag von
10 Kronen übersteigenden Zahlung
erst die Brieftasche zücken muß, um
ihr die erforderliche Rote zu entneh
men, und dann auch noch die Börse,
mit in ihr den an Kupfer, Riesel und
Silber verbleibenden Rest verschwin
den zu lassen. Diese Umständlichkeit
ist vielen schon verderblicher gewor
den als das unvorsichtige gemein
same Aufbewahren von Gold- und
Kupfermünzen. Denn mancher hat
schon bei diesem Softem der doppel
ten Aufbewahrung im Drange der
Geschäfte die Brieftasche oder die
Börse einzustecken vergessen. Merk
würdigerweise hat aber der Rur der
kleinen Banknoten dadurch nicht im
geringsten gelitten. Sie werden da
her jetzt zu neuer gesetzlicher Aner
kennung gelangen und trotz der im
Grundsatz wenigstens festzulegenden
Baarzahlitngcn dav Hauptzahlungs
mittel der österreichisch-ungarischen
öolt'viiürthichaft bleiben.
Schulfnabeu als Lebemänner.
Eine überraschende Aufklärung hat
jetzt ein Tiebstahl von 4000 Mark ge
funden. der vor einiger Zeit am dem
ävärtnerplatz in Rummelvbnrg oer
übt wurde. Tort wurde einem
Gänfehäiidler eine Federtasche, die
4000 Mark bares Geld enthielt, aus
seinem Markt stau de entwendet. Von
den Tieben war keine Spur zu fin
den. Ta mur.be eine5 Tages ein
Knabe B. von teilten Eltern aus der
Ei'ileftraße als vermißt gemeldet.
Tie Kriminalpolizei erfuhr b-ü ihren
Nachforschungen nach dem Verbleib
des .stnabelt, daß auch noch andere
Schüler aus der Eellestroßc oermißt
wurden, ohne daß die Eltern Anzeige
erstattet hatten. Sie ermittelte fer
ner, daß eis Schüler im Alter von
8 bis 14 Jahren ein Vagabunden
leben führten. Tie älteren von ih
nen übernachteten in Gasthöfen. Ei
ner von ihnen unternahm eine mehr
tägige Reise nach Schneiöemiibl und
anderen Provinzstädten. Tie Mittel
dazu rührten von dent Diebstahl bei
dem Gänsehändler her. Ein achtjäh
riger St nahe hatte sich in den Markt
stated eingeschlichen und den anderen,
die aus ihn warteten, die Tasche ge
bracht. Tann begaben sie sich in ei
nen Hausflur und theilten mehr als
die Hälfte des Geldes. Ten Rest
steckten sie in einen IcinenenSo !. den
sie am Ei'enbahii'damm in Rummels
bnrg nerarubelt. Schließlich gingen
die Knaben in ein Hippodrom in
Ruumtelsiburg, wo sie als wohlha
bende ..Lebemänner" auftraten. Nach
dem sie ihre Reitkünste versucht hat
ten, veranstalteten sie mit gleichaltri
gen Mädchen Zechgelage. Ter Hip
vo!drombcsttzer ließ sich von seinen jit*
«endlichen Kunden auch noch die Fut
terkosten für ldie Pferde bezahlen.
Tie Stallleute erhielten „fürstliche"
Trinkgelder. Auch mehrere Kimo
theater wurden besticht. So brachten
die elf Schüler das gestohlene Geld
in kurzer Zeit durch. Als die Krimi
nalpolizei sie ermittelte, besaßen fifr
nur noch wenige Mark.
Nicht des Haines glänzender Ruhm
rühmt immer die Hausfrau,
Aber der Hausfrau Rtch.ui,richtn! am
besten das HauH
Gold und Rapier.