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6. (Ebbe und 5UikU Die Urheber dieser überall an der Meeresküste beobachteten Erscheinung. Schon Me Alte« erkannten, daß die Sonne und der M»nd hier ihren Einsluß ausüben. Eine der erhabensten und groß Artigsten Erscheinungen des Ozeans sind die Gezeiten, oder, wie sie der Bewohner der deutschen Nordseeküfte nennt, die Tiden. Vielleicht üblicher ist der Name Ebbe und Fluth. Wo riii bestehen nun Ebbe und Fluth. die die Alten so trefflich als den „Puls- schlag der -Erde" kennzeichneten? Suchen wir. ehe wir den ansckeinend so geheimnisvollen Vorgang erklären, ihn zunächst einmal zu schildern. Sowohl der Ki'istenbewohner, den der Beruf als Fischer auf das schwan sende Element hinausführt, als auch der Binnenbewohner, der zur Kräf tigung seiner Gesundheit einige Zeit am Ufer des Meeres verweilt, oer folgt diese Erscheinung mit großer Aufmerksamkeit! und unter den An nehmlichfeiteit, die das Seebad bietet, nimmt das regelmäßige Schwanken des Wasserspiegels eine der ersten Stellen ein. In jedem Hausflur hängt eine Flutlitabelle, aus der die Zeit der höchsten Fluth und der nie drigsten Ebbe für jeden Tag zu ent nehmen ist. und mit aufmerksamer Berechnung wird die Stunde be stimmt, zu der man am besten den Gang zum Badestrand unternimmt: denn die wirksamsten Bäder sind die bei wachsender Fluth. wo die Wellen schäumend und brausend ans den ent blößteu Rücken herunterstürzen. Und dann in der Zwischenzeit, welch unter haltendes Spiel, dieses Steigen und Fallen! Wie interessant, wettn die Wellen, von unsichtbarer Gewalt im Zaume gehalten, sich mäßigen, wenn da Wasser sich allmählich vom Ufer entfernt und bei flachem Meeresboden eine Sandbank nach der anderen zum Vorschein kommt wenn die zum Sckutz des Ufers erbauten steinernen Buhnen sich tier hinab entblößen und großen und kleinen Naturorüteru in ihren '.abllofen Löchern ttiti) Spalteu reichliche Beute an Mit schein und Schnecken, krebsen und anderem selt samen GetHiere gewähren! Doch bald drängt das Wasser leise rückwärts und die ausfließenden Gewässer des Festlandes gerathen mit ihm in Streit. Immer mächtiger schwillt die Fluth an. drängt den schwachen Gegner ohne Mühe zurück und zieht endlich triumphireud zu allen Thoren des Landes ein. Die kahlen Sand bänke sind nun wieder verschwunden: die Austern- und Krahbeusucher. so wie die Strandspaziergänger Haben längst die Flucht ergriffen und sich Hinter den Dämmen und Teichen ge borgen die Inseln sind wieder aus dieHälfte ihres Umfanges zusammen geschmolzen Landstücke, die eben noch mit dem Festlau'de verbunden waren, lösen sich und werden zu Inseln, die Hasendämme, vorher riesengroß, er scheinen wieder klein und unbedeu tend Die Sch ffe steigen auf den schwellenden Wassern wieder hoch ent jjorj Gräben, die einige Stunden vor her kaum ein Boot n tragen ver mochten, sind jetzt selbst für große Fahrzeuge schiffbar. Wo zur Zeit der Ebbe die Postkusche über das Watt landeinwärts fuhr, da wogt jetzt die schäumende Fluth. Und wer ist denn der Urheber die ser so regelmäßigen, überall an der Meeresküste beobachteten Erscheinung, dieses Vorganges des Zurückweichen? und Wiederkommens der Wasserma' sen. dieses Sinkens und Steigens, das sich einmal innerhalb 24 Stun den wiederholt, sodaß sich in dieser Zeit zwei Mal die Fl nth oder das Hochwasser und zwei Mal die Eh he oder das Niedrigwasser einstellt? Es ist der Mond, der „gute Mond" er geht so stille. NKindclt friedlich seine Bahn und wälzt doch zweimal mit gewaltiger Kraft und riesiger Schnelle mehr denn 100 KubikmeÜeu Wasser rings um den Erdball herum. Schon die Alten erkannten, daß an jedem Tage die Flnth etwa 50 Minuten später eintritt, als am vorhergehen den. und ebenso der Mond 50 Minu ten später den höchsten Punkt fe ttes Bogens über den Horizont erreicht Ferner iah man. daß wie der Mond im Lame eiueS Monats seine Gestalt wechselt, innerhalb derselben Zeit sich regelmäßig auch die Höhe der Flutli ändert. Ebenso schien die letztere be einflußt durch die Bewegung der Sonne, da die Tag- und Nachtglei chen im Frühling und Herbst' stets von einer sehr heftigen Fluth beglei tet sind. Dieses Zusammentreffen der Erscheinungen des Meeres mit den Bewegungen von Mond und Sonn? ist so auffallend, daß man einen Zu sammenhang zwischen beiden ableiten mußte. Und in der That, was schon im Alterthum vermuthet wurde, ist durch die Forschungen von Newton und Laplace wissenschaftlich begrün det worden, nämlich daß die Gezeiten eine Folge hauptsächlich der An ziehungskraft des Mondes, Heilmeise auch der unserer Sonne sind. Zutu Zeichen, daß sie diese Anziehungskraft des Mondes fühlt, erhebt sich die Erde in ihren beweglichsten Theilen, dem Wasser, täglich zwei Mal zu den be freundeten Gimmelskörpern. Zur Zeit des Neumondes und Vollmon des, wenn infolge der Stellung de? Mondes und der Erde die Anziehun gen der beiden Himmelskörper ver einigt^wirken, entstehen besonders hohe Fluthwellen, die man Spring* I flut'hen nennt, während bei den so genannten Nippfluthen zur Zeit des ersten und letzten Mondviertels die Fluthwelle -wieder hoch steigt. Stür tue ändern das gewöhnliche Verhält Niß zwischen Ebbe und Fluth wesent lich die Ebbe ist dann weniger be merklich, während die Muth ihre ge wöhnliche Höhe btili!tend überschrei tet. Stürme aus Nordwest erzeugen oft mi^verheerender Gewalt auftre tende Sturmfluthen und sind des halb an der deutschen Nordseeküste sehr gefürchtet. So einfach sich nun auch die Er scheinung der Fluth und EÄbe der Hauptsache nach erklären läßt, so er leidet sie doch infolge verschiedener Neben umstände die mannigfaltigsten Veränderungen und Gestalten und wird dadurch eine der kotnpliLirtesten Erscheinungen unseres Erdballes. In manchen Meeren steigt dasWasser gewaltig, so in der Fundybai, Nord amerika, um mehr als 20 Meter, bei St. Malo im Kanal um 15 Me ter, bei Brest mit 1 Nordsee beträgt die Hohe der Fluth bei Helgoland 2 Meter, an der Mün dung der Elbe und Weser 4 Meter. Tie inselnmrahmtenMittelmeere sind durch schwache Tiden gekennzeichnet, so das amerikanische, das bei Ja maika nur 30, bei Colon 50, Vera Cruz 60 Zentimeter erlangt. Das Mistral-asiatische erreicht nur selten über 2 Meter diese beiden Mittel meere zeigen aber eine merkwürdige Verwandtschaft darin, daß stellen ire:sc die Wirkungen der täglichen Ungleichheit so mächtig werden, daß dadurch die halbtägigen Tiden sich beinahe ganz in eintägige Tiden ver wandeln. Das sind die a!tj:ri'viim tenEintagsflutben des mexikanischen Golfs und des Golfs von Tongking, die ihresgleichen an den europäischen oder westamerikanischen Küsten nicht finden ein geographischer Unterschied, der schwer aufzuklären fein dürfte. Abgeschlossene Meeresöecken zeigen geringe Gezeiten. ^nt Mittelmeer betragen sie 30 bis 50 Zentimeter, im Michigansee nur Höchstens 7 Zen timeter. Die Ostsee, das Schwarze und Weiße Meer u. a. menr sind gänzlich frei davon. Bisweilen dringt die Fluth in die Mündung größerer Flüsse oder schmaler Mee resbuchten £u großer Höhe herein. Ant Atnazonenstront ist der Einfluß der Gezeiten 800 Kilometer landein wärts zu bemerken. Dieses Riefen gemäsfer schüttet durch seine weite trompetenförmige Mündung un ermeßliche Wassermassen in das at lantische Becken. Mit gewaltiger Strömung drängen die süßen Flu fcheit des Königs der Ströme die sal zigen Wellen des Meeres zur Seite, bis ans der weiten Fläche des Ozeans die Fluth Heran rollt uitto dem Strom sich entgegen wirft. An fangs scheint der letztere zu siegen. Doch der unsichtbaren Gewalt, der die Fluthwelle folgt, vermag auch er nicht zu trotzen. Mchr un5 mehr vereinen sich die Wogen des Meeres z-ur feindlichen Macht und dringen I schließlich mit einem Gebrülle, das 1V2 Me Ien weit hörbar ist, in die Mündung hinein. Wenn bei giiiv sticier Stellung von Sonne und Mond die slutherzengende Kraft ihre größte Wirkung entfaltet, erhebt sich am Ausfluß eine gegen 10 Meter hohe Wasserwand. Donnernd, wie ein riesiger Wasserfall, schreitet sie mit der Geschwindigkeit des von der Sehne geschnelltenPfeiles den Strom hinan, überrollt, zerschmettert, was sich ihr in den Weg stellt. Nur da. wo der Fluß sich vertieft, senkt sich die Stelle, verschwindet wohl dem Auge auch gänzlich, taucht jedoch I Plötzlich jenseits der Stelle auf's I Neue hervor, um tosend und schäu» mend weiter zu ziehen. Aengitlich I flüchtet 'ich der Schiffer an diese I Sicherheitspunkte. Espa ras genannt. I und setzt seinen Weg erst nach Vor- Überzug des gefährlichen Gastes wie der fort. In der El.be dringt die Fluth 100 Kilometer weit ein. Die I Hafenstädte Hamburg. Bremen, New j^jorf würden nicht solche Bedeutung i als Handelsstädte h.iben rreichen I können, wenn nicht die Fl Unterlauf dergroßen Flüsse dringen würde, an denen sie liegen. Dieses Stück, das unter dem Einfluß der Gezeiten stecht, nennt man Aestua rium. Man mißt die Eintrittszeit I und .Höhe der Gezeiten an zahlreichen Punkten der Erde diträh feibsta'.n zeichnende Pegel oder Fhtthtucver. I Diejenige Stunde, in der bei Fluth der Höchste Wasserstand erreicht wird, ist die Hafenzeit eines Ortes. Hyperbel. Also Ihre Cousine ist immer noch nicht oerHeiratHetV! Wie geht's ihr denn?" „Wie soll's ihr gehen: sie wird von Tag zu Tag älter und von Jahr zu Jahr jünger!" Glosse. Vieler Menschen Laufbahn gleicht einer Rodelbahn, in kritischen Fallen behalten sie den Kopf nicht oben. Einführung des Prinzen von Wales. Mittelalterliche Pracht, tele bei früheren Invest! tnrfeierlichkeiten üblich, wieder entfaltet. Am 10. Juli fand in Garnation in Wales eine pomphafte Feierlichkeit statt, die Investitur des ältesten Soh ne» König Georg von Englands, als „Prince of Wales". Schon im ver gangenen Jahre ist der englische Kö nigsfehn amtlich zum Prinzen von Wales ernannt worden, und seitdem weiß ein jeder, daß die weitverbrei tete Anschauung, wer als ältester Sohn des englischen Herrschers gebo ren sei, auch damit von selbst „Prince of Wales" sei, falsch ist. Die Einrich tung des Titels ist jetzt genau G10 Jahre alt. Sie geht auf den ersten Eduard zurück, der allerdings unter seinen eigenen Titeln, die er in Spa nien annahm und in denen eine ganze Reihe von Ländern aufgezählt ist, als deren Herrscher er gelten wollte, auch Wales nennt. Daß er selbst seinen Sohn Edward II. zum Prinzen von Wales ernannt hat, weiß man sicher. Die Übertragung des Titels fand im Februar des Jahres 1301 statt, und die Legende will wissen, König Eduard habe damals seinen Sohn, der im 17. Lebensjahre stand, dem Adel von Wales mit den Worten ge zeigt, an seiner Ehre hafte kein Fleck und er spreche kein Wort Englisch. Doch ist dies, wie gesagt, historisch durch nichts zu belegen. Die beiden letzten Könige von England sind eben falls amtlich zu Prinzen von Wales ernannt worden doch hat man in bei den Fällen von einer Feierlichkeit ab gesehen und die Übertragung des Ti tels vielmehr in aller Stille vorge nommen, während der jetzige „Ptriitce of Wales" aufs feierlichste eingeklei det wurde. Die Geschichte, die in der langen Reihe der englischen Herrscher achtzehn Prinzen von Wales kennt, die diesen Titel wirklich geführt ha ben, kennt auch verschiedene Vorbil der fitr die feierliche Investitur. Manchmal verlies diese Feier außer ordentlich prächtig unter der Theil nahme großer Volksmengen, zu an derer Zeit dagegen fand sie in irgend einem Saale eines Schlosses in Ge genwart weniger hoher Adliger statt. Zu der diesmaligen Jnvestur hat nach allem, was man über das Festpro gramm Hört, eine Jnvestnr ans der Zeit der Stuarts als Vorbild gedient, das jedoch in vieler Hinsicht abgeän dert wurde. Vor beinahe 300 Jahren ant 4. November 1616, übertrug 3a cob I. in der großen Halle des White hallpalaftes auf feinen Sohn Karl die Würde des Prinzen von Wales. Die Historiker geben über diese Inve stitur zwar nur dürftige Berichte, aber aus zeitgenössischen Aufzeichnn:' gen weiß matt genau, wie sie verlief. Wegen der „schwachen Gesundheit" des Prinzen wollte man von einer Feierlichkeit unter freiem Himmel ab sehen, aber die guten Londoner ließen es sich nicht nehmen, wenigstens einen großen Schauzug zu Wasser zu veran stalten, bei dem der Prinz sich bet hei ligte. Dieser Zug fand am letzten Oktobertage statt. In einer Staats barke wurde Prinz Karl von Barn? Elms nach Whitehall gefahren. Der „Stadtdichter Thomas Middleton" hatte für diesen Zug auf dem Flusse ein Festspiel geschrieben, bei dem z. B. die Stadt London und andere symbolische Personen handelnd ans traten, über die Jnveitur selbst, die vier Tage später stattfand, weiß man. daß der ganze Adel in dem Paläste versammelt war. Bei seinem Ein zuge machte der Prinz eine leichte Verbeugung vor dem Könige, die er noch zweimal wiederholte, dann kniete er auf einem Kissen nieder, der Sekre tär Sir Ralph Winwood verlas die Staatsnrknnde. dann wurde der Prinz eingekleidet, mit dem Schwerte umgürtet, mit Kappe nnd Krone be deckt und erhielt den Ring. Der Se fretär gab dann die Urkunde an de' König, dieser gab sie weiter an den Prinzen und küßte feinen Sohn bahr mehrmals. Die eigentliche Zerento nie war hiermit zu Ende, aber es folgte, wie man sich denken kann, ein großes Staatsbankett. Von dieser Z-? remonie weicht die jetzige Hauptfach lich darin ab. daß als Schauplatz das Schloß Garnation gewählt worden ist das alte Schloß in Wales, dessen Name schon in dem vollen Titel des ersten Prinzen vonWales. Eduard II. auftritt. Nickt ganz Wales wurde nämlich dem Sohne Eduards I. über tragen, ion dem er wurde ernannt zum Prinzen von Anglesey. Carna von. Merioneth, ^lint. Earmathe und Cardigan. Die mittelalterliche Pracht, die bei den früheren Jnaesti turfeierficl)feiten entfaltet wurde, ist in diesem Jahre neu belebt worden, und auch der Dichtkunst und der Mit sik hatte man dieses Mal einen gro ßen Platz im Festprogramm einge räumt. Am Qnerbaum. Unteroffizier: „Gefreiter Huber,., machen Sie diese Uebung vor es sieht nicht gut aus, wenn ein Borge» letzter herunterfällt." Worte swid kränkender oft als Thaten, Worte sind Pfeile, giftbeschwert. Worte sind keimende junge Saaten, Gütiges Wort ist der Ernte werth. Eine kleine englische Reiseics?llsch.ist setzte sich den großen Gefaliren einer solchen Fahrt aus. Die Belohnung Ö die sich ihnen dardie tendcn pra.itvollen Szcnericn. Es hatte lMge Zeit uM WÄ Ge duld gekostet, bis endlich die Wasser fahrt den Euphrat hinunter in Deir es°Zor angetreten werden konnte. Dorthin war die kleine englische Reise gefellschaft, deren Erlebnisse eines ih rer Mitglieder in dem „Wide World Magazine" erzählt, nach einem sechs tägigen anstrengenden Zuge durch die Wüste von Palmyra aus gelangt, und sie wollte nunmehr bis Felujah zu Wasser fahren, um von dort aus Bagdad zu erreichen viele Warnun gen vor den Stromschnellen, den räu herrschen Arabern, die den Flußreisen den auflauerten, der Unsicherheit der Beförderung und der Unzuverlässig feit der Bootsleute Hatten uns abzu schrecken gesucht, aber auf den Rath des Scheiks von. Palmyra, der uns versichert hatte, daß wir die Reise in acht Tagen beenden könnten, hatten wir sofort nach der Ankunft in Deit die nöthigen Vorbereitungen getrof fen. Eine Art Floß wurde aus zwei Booten gebildet, die nebeneinander gebunden wurden sie waren unge fähr 24 Fuß lang und 4 Fuß breit. Drei Leute bedieiiten das Floß, einer der es mit einer Art Ruder und einer langen Stange steuerte, und zwei an dere, die ruderten. Für die Nächte bildete ein Zelt ein gutes Schutzdach, um darunter zu schlafen es wurde aber tagsüber auseinander geuonv Ilten, damit sich nicht der heftig we hende Südwind darin fange. Das Gepäck wurde möglichst sorgsam, um es vor dem Wasser, das 'durch die Ritzen des keineswegs dichten Bodens eindrang, zu schützen, untergebracht. Dann fuhr man ab und kam an ver schiedenen Dörfern vorbei, deren in teressantestes die zerstörte Festung Rahabah war, die ehedem den östlich sten Punkt des Königsreichs von Pal inyra bezeichnete. Unterwegs kamen wir an zahlreichen, tief in den Fluß hitteittgeleiteten alten Backftein-aoita duften vorbei, deren Schaufelräder, da sie heute zum Theil zerstört, zum Theil unter dem Wasser verborgen sind, eine große Gefahr für die Schiff fahrt bilden und auch unserem Boots mann viel Mit He machten. Als es Nacht geworden mar, vernahm mau den Knall eines Gewehrschusses, auf den man zunächst nicht weiter achtete aber alsbald stellte es sich heraus, daß er das Signal für einen Angriff auf uns bildete. Der Fluß wies an jener Stelle, wo er sehr breit ist, zahlreiche Sandbanfe auf, und auf diesen tauch ten nun von verschiedenen Seiten AraberfcHaaren auf, die im'"er Floß zu entern suchten. Wir hatten genug Geistesgegenwart, mit Hilfe der Bootsleute nnd der Bedienten das Boot von den Sandbänken weg und in sicheres Stroniwasser zu steuern: aber nun kanten die Feinde auf ausge blasenen Häuten hinter uns her ge schwömmen, mit Speeren bewaffnet und wilde Kriegs rufe ausstoßend Die mit Gewehren bewaffneten nun ten glücklicherweife auf den Sand bänken zurückbleiben und begnügten sich damit, hinter uns her zu schießen. Wir erwiderten das Feuer, indem mir uns freilich hüteten, irgend einen von ihnen zu treffen, um uns nicht bei der Bevölkerung der Gegend in Haß zu fetzen. Von Stein- und Speerimirfeit verfolgt, setzten wir möglichst schnell unsere Fahrt fort, nnd je weiter die Sandbänke hinter uns verschwanden, um so sicherer entrannen wir auch der Gefahr. Als wir ant nächsten Mittag das Dorf Salihie erreichten, erfuhren wir. daß die räuberischen Araber unser Floß fitr ein Getreide schiff gehalten Hatten, und sie uns also zweifellos umgebracht flatten, wenn es ihnen möglick gewesen wäre. Der interessanteste Ort am Enphrat zwischen Deir und Felujah ist Anah: wegen des gewaltigen. 150 Fuß ho hen. sechseckigen Backsteinthurmes, der auf einer Intel im Einste, ganz nahe dem Dorfe, aus Dattelpalmenwäl dem heraus hoch in die Luft ragt. Hier überstimmte ehedem auch eine mächtige Brücke den Fluß: aber nur die Ruinen deS westlichen Theiles st? hen noch, und vom östlichen gar nur der Brückenkopf alles Uebrige haben die Araber zerstört. Nach einem un freiwilligen Aufenthalt in Hit. das durch ieire AspHaltauellen berühmt ist die Bocts'eiite behaupteten, hier ausruhen zu iriifien, we'l sie Hier ihre Anaehöriacn wohnen hätten ge saugte man nach '.ehn Tagen nach Fe lujah. und nach kurzem Aufenthalt ging es von dort aus nach Bagdad weiter. HmAtelier. Dèr kleine Nesse: „Nicht wahr, Onkel, das ist eine Wüste, was du da malst?" Onkel (geschmeichelt): „Sehr rich tig hast du das gleich erkannt?" Nesse: „Nein: aber Mama sagte eben. Onkel verwüstet wieder die Leinwand." Denkmal? Die einen brauchen's nicht, die andern verdienen's nicht Werdet nicht $rembcitlegioiiät I Nähere Schilderungen über das Leben und de» Dienst der Unglücklichen. Deserteure au» der franjbfiftUtn Fremdenlegt»» trzShle» ihre Erlebnisse to der KNaveret. Wie traurig das Leben der Frem denlegtoitäre in der französischen Ko lonialarmee sich gestaltet, wie diese Fremdenlegion, die zum größten Theil aus Deutschen und Schweigern besteht auch Angehörige anderer Nationen stellen Unglückliche bet, be zeichnenderweise aber dient in der Fremdenlegion kein einziger Englän der unwürdig behandelt und in geradezu barbarischer Werse von fran zösischen Offizieren fommaitdirt wird, ist nichts Neues. Aber immer wieder, wenn man Schilderungen von Frem benlegionärett liest, wird man von dem Elend dieser meist unter die Fah ne gelockten Leute gerührt. Unter dem Titel „Zwanzig Mann über Bord", Ergebnisse von dreizehn Deutschen in der Fremdenlegion, erzählt Stanis laus Russ6 in einem im Verlage von H. L. Geck (Essen-Ruhr) erschienenen Michlein die Mittheilungen nach, die ihm von Deserteuren aus der franzö sischen Fremdenlegion an Bord eines deutschen Dampfers gemacht wurden. Die glücklich aus der Sklaverei be freiten waren mit anderen Kamera den auf dem Transport von Alg:er nach Tonking über Bord gesprungen, hatten die Küste erreicht und wurden vom Österreich. Konsul in die Heinvt.') befördert. Ihre Erzählungen sind tief ergreifend und gewähren einen schreck lichen Einblick in da» Leben der Fremdenlegionäre in Krieg und Frie den. Bei Tagesgrauen wird der Legio när im Sommer um 5 Uhr. int Wei ter um 6 Uhr durch einen langen ein tönigen Trompetenruf gewebt. 6 u' Viertelstunde vor dem Wecken steht der Stubendiensthabende leise a.:v Sehr leise, weil der Legionär den Schlaf als Erholung nach des Tag,5 Last und Mühen über alles zu schäl .i weiß. Wehe dem Unvorsichtigen, der beim Anzünden der alten Hängelam pe oder sonstwie Geräusch macht. Un verzüglich fliegen Schnürschuhe. Stie fel, Eßnäpse, Kaffeebecher und ande res mehr, wie von einem ^roßenMag neteit angezogen, auf ihn zu Die Stubenordonnanz ergreift zwei große irdene Krüge von je acht bis zehn Li ter Inhalt und holt damit aus der Küche Kaffee, sehr starken dicken Kaf fee. „Au jus! Sauce!" erschallt's im Mannschaftszimmer. Dies ist der eigentliche Weckruf für den Legionär. Mechanisch, noch halb im Schlaf, greift er mit der Hand nach dent „Quart", einem Viertelliterblcchge säß, das über feinem Kopf an der Wand hängt. Mit geschlossenen Augen streckt er es über den Bettrand vor. Der Mann vom Stikbendienst wan dert von Bett zu Bett und füllt die hingereichten „Quarts". Auf dem Exerzierplatz wird zu nächst das „Legionsfrühstück" einge nommen. Worin besteht dieses? In dreißig Minuten ununterbrochenem Dauerlauf! Ungezählt bleiben die Ar inen, die dem „Legionsfrühstück" ihre schwindende Lunge zu verdanken ha ben. Auf welcher Festung ober in wel chem Gefängniß würde ein deutscher Kompagniechef das Verlangen einer solchen „militärischen Uebung" büßen müssen? Nach Beendigung des Exer zierens hat der Legionär von 10 bis 11 Uhr eine Ruhepause, um nach vollendetem Dienste seine Waffen und Uniformstücke in Ordnung bringen zu können. Waffen und Uniformstückc I fliegen wüthend auf das Wandbrett, Zu Tode gehetzt wirft sich der Mann auf sein Bett. Der junge Legionär I flucht mit matter Stimme. Er ver flucht den Tag. an dem er im fran zösischen Werbebureau erschien! Zu spät. Um 11 Uhr holen zwei Mann von jeder Stube die Suppe aus der Küche. Sie entnehmen einem Kessel I Nrotsuppe, einem anderen kleine Stückchen Schas- oder Rindfleisch und I einem dritten das Gemme, bestehend in Kartoffeln, Bohnen, Erbsen, oder Schnittbohnen. Jeder Mann erhält I ettoQ einen halben Liter Suppe in „ta gamelle". einen blechernen Eß traps. Mit der Suppe hasomint der I Legionär seine Tagesration an weiß grauem Brot, die 750 Gramm schwer ist. Hierzu gibt es ein viertel Liter Wein im Preise von etwa *2.5 bis 3 Pfennig. Es ist nicht gleichgültig, i wo der einzelne Mann seine Suppe I verschlingt. Weihe dem jüngeren, wenn er sich an den Tisch heranwagt, an dem sich nur der alte Legionär breit machen darf. Der Platz des I „Blauen" ist der Bettrand. Vfcl2 Uhr ist Befehlsausgalbe. Nach die ser begibt sich die ganze Kompagnie 1 in die Küche. Im weiten Kreise auf gestellt, schält jedermann seine Da- 1 geSration an Kartoffeln. Bei vier Pfennig täglicher Löihnung ist ein Messer ein unerschwingliches Besitz tum, darum erblickt man in den Händen der Aerittsten der Armen angeschaffte LölppelTtiete, Bruchstücke von eisernen Tonnenreifen oder an dere Eisenstücke. Das Kartoffelschä ler! ist in etwa einer balben Stunde beendet. Mit Rücksicht aus foie große Hitze ist im Sommer von 12 AS 2 Ithr Rulhöpaiusse, im Winter dagegen wird in dieser Zeit theoretischer Ut terricht oder Putz- unld Mckstlunde abgehalten. Von 2 bis 3 Ulhr berei ten sich die Mannschaften zum Nach* mitbagÄdienst vor, der demjenigen am Vormittag ähnlich ist und von 3 bis 5 Uhr stattfindet. Doch öfters ails zur, Rulhopause und zatm Exerzie ren tritt Mchmittags 1 Uhr dieKom Pagnie zur „corvée" (Arbeitsdienst) an. Der Feldwebel vom Dienst theilt 'die eiitgeln-en Abtheilungen ab. (befürchteter als der militäri sche Dienst ist die „cottoée". Wider spruch bei der Arbeits-vertheilung ist' gang und gäbe. Mit düsteren Ge sichtern zishen unter Schimpfen und Fluchen die ^btiherfungen, von einem Unteroffizier geführt, nach ihren Ar beitsstellen. Jdder ist mit Besen, Spaten, Hacke. Beil, Rechen, Mist gxâ'l oder steinen Karren ausgeri' stet, denn der Legionär muß alle er denklichen Arbeiten verrichten, auch jene, zu denen matt säst eingebore ne Soldaten nicht heranzuziehen wagt. Der Legionär baut Häufet und Straßen, Mauern und Thütrtte, et pflegt Gärten unld bebaut Felder, er fegt schmutzige Straßen und öffent liche Plätze, er lichtet dichtes Gehölz und vertieft das Flußbett, er reinigt die Latrinen in den Kasernen, den Offizierstoohniungen und öffentlichen Gebäuden. Er arbeitet bei jedem Bürger der Stadt und zaihlt dm Verdienst an die Kompagniekassel Der Sklave! Um V26 Ulhr giebt es die Abend stippe, die in genau derselben Weise zubereitet wird wie am Morgen. Nach dem Einnehmen des Abendes sens ist der Legionär offiziell dienst frei, in Wirklichkeit das Arbeits thier von vorhin. Waffen und Uni formstücke müssen gereinigt werden, was bei der eigenartigen Sucht des Legionärs nach äußerer Eleganz viel Zeit erfordert. „Phantasie machen" nennt der Legionsausdruck diese Sucht. Viel Mühe und Zeit bean sprucht das Schwarten und Glänzen des Lederzeuges mit Wachs, H0I3 ftälbchen und Lappen, doch noch mehr Arbeit das tägliche Waschen der Drillichsachen, des Unifiornifutters und der Leibwäsche. Einer auf den anderen wartend, stehen um ein einziges gemauertes Waichbassin „cercle d'enfer" Höllenvunde ein unzählbarer Hauifen von Legio nären. Kaum beginnt einer mit sei ner sauberen Hofe sich nach hinten durchzuzwängen, so reißen sich fünf andere um den leer gewordenen Platz. Bis in die Nacht hinein löst an der „Höllenrnnde" ein Wasch? mann den anderen ab, dauernd nach rechts und links schielend, o-b nicht ein Stückchen Seife zu echaschen sei. Seife, der Drehpunkt des ganzen Schimpf- und Fluchverzeichiusses ei nes Legionärs! Sein Schmerzens kind ant „cercle d'enfer!" Denn 4 Pfennige Ahnung und woher Seife neihmen? Befindet sich der Legionär außer halb seiner Garnison, so ändert sich die Verpflegung. Auf Erkundigungs märschen erhält jeder Mann Mor gens vor Ausbruch ein „quart" Kaf fee. Nach Zurücklegung der größeren Hälfte des Marschweges wird "die große Pause gemacht, die etwa 30 bis 60 Minuten dauert. Während der Ruhepause verzehrt der Soldat ein Stückchen Käse oder zwei bis drei Oelsardinen, oder ein Stüchen kaltes Fleisch und ein „quart" Kaffee in den meisten Fällen aber nichts, weil er nichts bekommt. Am Abend gibt es fast täglich Reis und Makkaroni und manchmal ein „quart" Thee. Zu die sem soll Rum verabreicht werden, was aber nie geschieht, weil das Geld hierfür von denVorgesetzten einbehal ten wird. In den Kompagnien mit guter Verpflegung wird im besten Falle statt des Rums ein „quart" Weilt verabreicht, wenn solcher bei der Kriegslage zu erlangen ist. Au ßerhalb der Garnison erhält der Le gionär außerdem für je zwei Tage einen halben Liter Mehl, woraus er sich sein Brot bäckt. Zum Brotbacken vereinigen sich in der Regel je zwei Mann. Während der eine mit der Hand in den Wüstenboden ein Loch scharrt und trockene Grasbüschel oder Kamelkoth hineinlegt.rührt der zweite den Teig an. Das trockene Gras oder der Kameimist werden niederge brannt. in ein Theil der glühenden Asche der Teig Hineingelegt und mit dem anderen zugedeckt. Die auf diese Weise gebackeuen Brotkucheu erhalten wohl oben und unten eine harte Kruste, sind aber innen meistens tei gig. Hat die Kompagnie erst nach Anbruch der Dunkelheit ihren Ta gesmarsch beendet oder liegt sie in der Nähe, des Feindes, so darf fein Feuer angezündet und mithin fein Brot gebacken werden. Nicht selten müssen die Kolonnen ihre Lager auf schlagen, wo fein Wasser vorhanden ist. Dann vereinigen sich die Legionä re zu kleinen Gruppen, die jede für sich ein Loch von einem bis zwei Me tern Tiefe gräbt, aus dem oft nur mit Löffeln das falpeterhaltige Was ser zum Brotbacken und Durftlöfchen geschöpft wird. Den Schlaf findet der Legionär unter freiem Himmel. Die Patronentasche dient ihm als Kops kissen. der Gewehrrimen der Ge sechtsbereitschaft wegen ây einen Arm geschnallt. Komiisch, daß selbst Billeubewohner manchmal aus dem „Häuschen? sind. \n\n 6 Meter. In der nth in den Der Staats-Anzeiger, Rugby, R. D., den 10 August 1911. Wasserfayrt auf dem Eu y at.