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91 it das Leben. Von Karl Mathias. Leben, deine Quellen rauschen toe- Ifiviftfcit ui (riviflfcit, Sd] ivill beut dliiiklcn Zinsen lauscheu: fc.u 'tiühenlitcfico Kind her Heit. Ich ivill auf deiner Woge lachen. Weiu stihmifiti sie ,-rnm )iiinnel drängt. Und sinnen im -ersdx'liteii bedien, Wenn sie im ^rtirte iivli Zersängt. Idi ivill verstehen, iveiin das Stöhnen Verzweifelnder erfüllt die Nacht, Und-in des Schicksals Donnerdrölineil Will id) l'eivnndern deine il'indit. Ich ivill von deinem Blute trinken, Gin i":iIRieiiIiicftec- Mind der Ztit lind, reif, in deiner Aliitl) versinken Ben Cwistkeit ^.u Eiligkeit. Um einen Tchmarrn. Die Sckutzhütte unterhalb des Ata magletschers ist die schlauest angelegte nicht. Auf einer von Nied und Knie holz überwucherten Kanzel pickt^ sie Wie ein Schwalbennest an der Fels wand. Und was die Schroffe, die ihre ferfVtia Meter (entrecht aufragt, an Wasser hergibt zur Zeit der Schnee schmelze oder im Regen, das trommelt und dröhnt auf das Dach hernieder. Dr. Pankratz Moshauer. der mit feinem alten Freund und Dolomiten fütirer, dem Krumberer Nazl. beim Aufsiieg zum Altama hier eingeregnet ist, zieht es vor, unter dem breit vor springenden Schober zu sitzen. In der Hütte bietet der Hohlraum den fal Ienden Wassern eine Resonanz, daß man sein eigen Wort nicht hört nicht einmal das lästerliche Fluchen vom Krumberer Nazl. Der Doktor swickelt sich fester ins Coden und saugt krampfhaft an sei ner Pfeife, die in der schweren Luft *eirU'Ti9 zum Ausgehen getgt "und brennen muß sie, wenn er nicht mit dem Krumberer Nazl Streit kriegen soll. Die Stimmung ist beiderseits dazu angethan —aber man läßt so was nicht gern aufkommen. Bis jetzt ist's ohnebin verkehrt gegangen. Es peht überhaupt alles verkehrt, seit —). Nazl (reißt die Hüttenthür auf, stol pert hinaus hinter ihm wallen dicke. gTougelbe Rauchschwaden ins Freie): „firuziturtenteifi!" (Reibt sich die Klugen, hustet, spuckt.) Der Doktor: ^Was hast?" Nazl (nimmt für einen Moment die Fäuste aus den Augen. Cpringgiftig): „Geht's a wengerl etni, do werd's schaun, wos i hob! Holts Enk aa a Maulvoll von dem Luedersqualm, dem stinketen! I setz mt derweil daher!" Der Doktor (saugt so energisch an seiner Pfeife, daß es schmatzt): „Mein lieber Krumberer, oiif eine gute Frage gehört eine ver nünftige Antwort verstehst. Will's nicht brennen am Herd?" (Wenn Herr Dr. Pankratz Moshauer „mein lieber Krumberer" sagt, dann ist's gefehlt.) Nazl (etwas friedlicher): „Na 's Brennt net. A Trumm Heu hob i cufa'iegt, aber's Holz is naß und im Echlot muß was stecken. (Zerrt und ßwirbelt in frisch aufkeimen dem (Stimm an den schütteren Bartfran sen. die sein Kinn umwuchern.) I woaß i woaß eh scho so a Stadtfracks Gesellschaft war wieder heroben so o Bagasch. wo nix wia Sckindluder treibt, an Stecken ins Matratzl thut und Hadern tn'n Schlot, daß a Christenmensch, was nacka fimmt, fi giften mueß! Dö Saubagcifch, haltete, dö wann i amal derwisch! An Zorn hab i an Zorn Der Doktor: „Weißt, Na',! ich für meinen 2Heil bab eigentlih mehr Hunger, lind die Blunzen im Rucksack kennen wir doch jetzt noch nicht anschneiden. Auch hätte ich stem was Warmes." Nazl (höhnisch)' »Freili was Warmes! Vielleicht gar an Doktor Schmarrn Hn?" Der Doktor (auffahrend): „Ich verbitt mir das, verstehst!?" Nazl (unbeirrt): „Scho guat. Der Malesizberd da herinnen und „was Warmes"! Aber 's g'schicht C5f)ana scho reckt." Der Doktor: „Wieso?" Nazi: „Mit Verlaub wer Hot g'sagt in der Fruah, daß a Wetter aufiziagt hn? Und wer hot's net toaahr hab'n woll'n hn? An Carter verschreib'n und a Pratz'n z'sammen slicken. dös können'« aber vom Wet ter versteht der Herr Doktor mit Verlaub an Drees. Do hob i hier in derer linken Haxn mehr G'scheitsein. als ... Sakra, kimmt do net wer? Mariandjosef a Weibsbild!" Frau Seffa (springt elastisch von dem schmalen Schroffenpfad auf die Kanzel): „Grüß Gott beisammen!" Der Doktor (hat sich neugierig er hoben beim Klang der Stimme fährt er so heftig zusammen, daß ihm die Pfeife aus dem Munde fällt. Er sackt auf die Bant zurück). Frau Seffa (tritt unter den Schober und streift die Kapuze von dem feuchten, stürm zerzausten Haar. Die lustigen, veil chenblauen Augen blicken einen Mo ment verdutzt, als sie Pantratz Mos hauer erkennt ihren Gatten, von J)em sie sechs Monate getrennt lebte. v#%lber nur einen Moment, dann jodelt's V förmlich in den Veilchensarbenen). VSRazl (ist wie ausgetauscht er strahlt Fiber das ganze verkniffene und ver witterte Gesicht, klatscht die Hände ineinander und auf die Schenkel, als ivenit er schuhplatteln wollte): „Oh â.k, K)u miti seh i recht? Unsere Frau -Doktor! Und bei dem Wetter?" *Wr\^Jßiinmt ihr geschäftig den schwer ''.fassen Mantel ab und stürzt damit in 'Hidie Hütte). Frau Seffa (reckt die schlanke Ge stalt befreit auf zieht dann einen leisen Schmerzlaut durch die Zähne und befühlt ihr Handgelenk). Nazi (haftet mit einem Paar Strohschuhen aus der Thür): „Nu aber fei runter mit Stiefeln und Strümps von dö Fusserln!" Frau Seffa: „Schön Dank, Nazl. Aber es ist nicht nöthig. Alles trocken. Bloß fetzen möcht ich mich (mit einem halben Blick seitwärts): „Ist's erlaubt?" Der Doktor (schaut gradaus in den glitzernden Vorhang, der allgemach durchsichtiger wird, da der Regen nachläßt): „Aber bitte Frau Seffa (zu Nazl): „Einen leich ten Knieschnackler hab ich und das Handgelenk ist ein bissei verstaucht, wie ich vom Schmelzkamm abgetrudelt bin Der Doktor (schaut betroffen nach der Hand). Nazi (erschrocken): „Jessas vom Schmelzkamm!" Frau Sesfa: „Ja, aber bloß bis zur ersten Schneegrube." Der Doktor (räuspert sich und rückt etwas näher scheuert eine Weile un schlüssig feine Knie. Dann mit belegter Stimme, wie einer, der lange nicht gesprochen hat): „Thut's weh Frau Seffa: „Es geht." Der Doktor: „Rrrrhm hm, kann ich mal sehen?" Frau Seffa (reicht ihm zögernd das Händchen hin). Nazi (eilt in die Hütte zu einem erneuten Ringen mit dem Herd): „Wo dö Frau Dokter so un verhofft kemma is, gibst a Feuer her, Sackermentskamin, ölendiger, oder i hau di in G'lnmp!" Der Doktor (hat Verbandszeug aus dem Rucksack geholt und legt essigsaure Tonerde auf. Bloß um was zu feigen): „Immer noch die alte Kraxlerleidenschaft?" Frau Seffa: „Alleweil." (Mit einem etwas ^erfcn in dem Zernfrischen Gesicht): „Wie Sie ja wissen oder darf ich noch Du zu Ihnen sagen?" Der Doktor: „Ich mein das gilt gleich." Frau Seffa: „Wie Du weißt, verliert man leichter einen Mann, als die Liebe zu den Bergen." Der Doktor (ruckt bei diesem jähen und unerwarte ten Ausfall auf, als habe er sich die Nase gestoßen. Läßt die verbundene Hand fallen und wendet sich ab. Ueber die Schulter hinweg hart): „Ein zweiter wird sich's auch nicht gefallen lassen, wenn Du nimmer daheim bist!" Frau Seffa (lachend): „Deß halb nehm ich schon keinen zweiten. Auch wenn's richtig wird mit der Scheidung." (Schaut eine Weile vor sich hin umfaßt dann mit einem tiefen Leuchten in den Augen die grau in grau starrenden Felswände drüben): „Von meinen Bergen laß ich eben nicht nicht um alles in der Welt!" (Aus der offenen Thür dringt grausiges Fluchen und ein dichter Qualm, der sie husten macht): „Jessas was stellt denn der Nazl da wieder an!?" (Geht in die Hütte.) Der Doktor (bückt sich nach der Pfeife und klopft sich mechanisch in die hohle Hand): „Was sagt der Mensch dazu ... solch ein Zufall, solch ein verrückter! Ausgerechnet die Seffa! Und ausgerechnet an einem Tag, an dem man im Grund ein großes Rind vieh gewesen ist zum mindesten ein unlogischer, bockbeiniger Esel, als man ... Mas soll's Krumberer?" Nazl (schmunzelt aus allen Rissen und Kniffalten feines Gesichts): „Net Harb fein! 's brennt scho im Herd. Dö FVc'i Dokter hat's g'richt. (Zeigt auf Vestas Rußfacf.) Und Eier und Milii nd a Mehl find da herinnen. A Schmarrn gibt's! Nach langer Zeit amal an ganz richtigen Frau Dokter Schmarrn! Jithuuuuuu (Zieht mit dem Rucksack ab.) Der Doktor kann nicht hindern, daß ihm das Was ser im Munde zusammenläuft schluckt und murrt in sich hinein: „Recht hat der Kerl, der verfressene. So einen Schmarrn, wie die Seffa ihn herrich tet. bringt sonst Niemand zu Wege. Meine fchiefmäiiliqe Kathi, die Wirt schafterin, schon aar nicht! Ein Kreuz ist's überhaupt. Dies halbe Jahr hat's an allen Ecken und Enden gefehlt. Verkehrt gegangen ist alles, nichts wie man's gewohnt war. Und man war's u gewohnt. Und das Gute hat man so als selbstverständlich hingenommen, während das andere... Eigentlich liegt doch kein rechter Verstand darin, selbst in jeder freien Stunde mit dem Eispickel davonzugehen, weil man die Berge so arg gern hat. die Gletscher, den Firnschnee und zu verlangen, daß die Frau... Und wegen der Tour, die sie allein auf den Atama gemacht hat, ist's zum Klappen ge kommen damals. Wie der Zufall spielt (Er schüttelt den Kopf und verzieht das Gesicht wie einer, der sich selber nicht gut ist). Ich hätt' mitgehen kön nen damals, aber ich bin bockbeinig gewesen Dazu die verfluchten Hetzereien von der ftubenhockerifchen Sippschaft, von dem Herrn Geheim rath und den Tanten und Basen ... (Ein würziger Duft zieht dem Hungrigen in die Nase. Er schnuppert so begehrlich, daß er wieder schlucken muß und seine Augen sich feuchten.) Nazl (trägt die Pfanne in den durch Lappen geschützten Pranken einher feierlich, wie in einer Prozession und stellt sie auf die Bank. Dann putzt er flüchtig feinen Lössel an der Wild ledernen). Frau Seffa sieht lächelnd, wie die beiden über die Mehlspeise herfallen. Nazl (schmatzend): „Dös is so guat wie a Seidentüchl ums Herz!" Der Doktor (halh befangen, halb zärtlich zu ihr aufschauend): „Magst nicht auch?" Frau Seffa: „Nein. Aber auf den Atama mag ich nachher. Nimmst mich mit?" Der Doktor: „Freilich." (Will noch etwas sagen, unterdrückt es aber und ißt weiter.) Pause... Ftau Seffa (mit einem sonnigen Lachen in den Veil chenblauen): „Du Krcttzl Der Doktor (bei diesem altgewohnten lang nicht gehörten Kosenamen, den die kleine Frau aus Pankraz gebildet, steigt ihm das Blut brennheiß zum Herzen und in die Schläfen): „Hm Frau Seffa (schelmisch): „Um einen Schmarrn hast mich ziehen lassen damals, und ich möcht fast glauben wegen eines Schmarrn wärst Du im Stand, Dich wieder zu vertragen gelt?" Nazi constntirt, daß fein Partner nicht mehr ißt was ihn außerordentlich befriedigt. Und daß die verknurrten Doltorsleut sich herzhaft abbusseln da# befrie diat ihn auch. Marie Antoinette's Schneiderin Im Jahre 1769 trat in das be rühmte Modeatelier der Mlle. Pagelle zu Paris ein hübsches Mädchen ein, das soeben vom Lande, aus Abbeville gekommen war und in der Hauptstadt sein Glück machen wollte. Das ge lang der jungen Dame denn auch in einer über alle Erwartung kurzen Zeit kaum einige Jahre vergingen und Rosa Bertin, so hieß sie, war eine mächtige Persönlichkeit, um deren Gunst Männer wie Frauen der ho hen Aristokratie sich bemühten. Sie begann ihre große Karriere als ein faches Laufmädchen wie alle ihre Kol leginnen lief sie tagaus tagein mit Parfeten durch die Straßen von Pa ris.bis sie einmal in dasHaus der alten Prinzessin Conti ameth, die sich das Lausmädchen der Mlle Pagelle näher ansah und von ihrem Geist und von ihrer Schönheit so entzückt war, daß sie ihr und nicht ihrer Herrin die An fertigung der Ausstattung für die Hochzeit des Herzogs und der Herzo gin von Ehartres übertrug. Sofort war Rosa in ganz Paris bekannt, in Versailles sprach man einige Tage lang nur von der erst zweiundzwan zigjälirigen bildhübschen Konkurrentin des Ateliers Pagelle und die Damen der höchsten Aristokratie beeilten sich, dem Beispiel der Prinzessin Conti zu folgen. Schließlich trat selbst die Königin zu Rosa Bertin und ihrer Kunst über, und das neugegründete Atelier „Zum Großmogul" trium phirte über alle anderen. Hier wur den die Entwürfe zu den köstlichen Hüten, Schleiern. Roben. Pantoffeln, Spitzen Bändern und schließlich all diese Dinge selbst geschaffen. Nach dem sie sich einige Jahre vorzüglich bewährt hatte, erhielt die Bertin 1774 offiziell den Titel einer Hofmodistin der Königin. Sie war auch die Er finderin des „pous k Ia cttconftance" und das „pouf de I'inoculotion", beides verschiedene Arten von Kopf putz, deren letztere die Erinnerung an die Jmpfur.q 2übwig XVI. und «et Prinzen feiern sollte. Bald war die Bertin Marie An toniettes Vertraute: es hieß, die Kö ntgtn sehe nur noch mit den Au gen ihrer Modistin, jedenfalls war sie mit ihr ganze Tage allein beisammen zur Besprechung von Klei oerfragen und Hofangelegenheiten. Bald bildete sich eine Partei gegen Ro sa Bertin, die aber ohnmächtig war, da die Gunst der Königin unwandel bar blieb und auch dann nicht versag te. als die allzu hochmüthige Modistin sich einen bösen Beleidigungsprozeß zuzog. Bei einem Empfang in Ver failles hatte sie einer ihrer Feindin nen ins Gesicht gespuckt. Der Pro zeß dauerte drei Jahre, aber die Kö nigin blieb treu und „le ministre des modes" wie die Bertin von ihren Feinden genannt wurde glänzte weiter sowohl im „Großmogul" wie bei Hof. Preitzelbeersagc«. Ein frommer Klausner bat einst die Gottesmutter um Obst für die armen Bewohner des Gebirges. Da nahm Maria den Kranz, den sie auf .dem Haupte trug, zerpflückte ihn und streute ihn über die Berge. Daraus entstanden die Preißelbeeren. die seit dem reichlich auf ten Bergen wachsen. Mit solcher Poesie umgab das Al penvolk den Ursprung der Preißel beere. Auch andere Sagen, gleich falls aus den Alpen, berichten von den Preißelbeeren. Eine Tiroler Ueberlieferung erzählt, daß der Teu fel, als er Gott bei der Schöpfung der Kräuter und Bäume zusah, um die Erlaubniß bat, auch eine Pflanze zu schaffen. Er schuf die lockenden Preißelbeeren, sprach aber in feiner Bosheit den Fluch aus, daß ihm je der verfallen sei, der davon esse. Kurze Zeit darauf kamen zwei Kinder in den Wald, um Beeren zu sammeln. Weil ihnen die rothen Beeren viel seltsamer vorkamen, als die häufigen blauen, die sie doch alle Tage haben konnten, bückten sie sich darnach, um sie zu pflücken. Schon wollte der Böse frohlocken, als sich der Himmel aufthat und Gottvater das Zeichen des Kreuzes auf die Erde machte, das fortan jeder Preiselbeere verblieb. Der Teufel, vor Zorn über die Un schädlichmachung seines Fluches, fuhr voll Ingrimm zur Holle. Wie er so auf Rache sann, fiel ihm ein, daß er die Bauern lehren könnte, aus Preißelbeeren Branntwein zu bereu ten, und so entstand der Schnaps. Das Anschneiden der Bntter. „Bitte, bitte sehr, nach Ihnen!" wehren unsere jungen unverheirateten Tischnachbarinnen, die bei süßen Speisen uns gewiß keinen Korb ge ben würden, meist sofort ab, wenn wir aus Galanterie ihnen zuerst die uns präsentirte Butter zum Anschnei den bieten. Die jungen Schönen huldigen eben noch dem Aberglauben, wer das thäte, müsse noch sieben Jah re unvermählt bleiben, und dieses gro ße Unglück ist ihnen denn doch die Ehre nicht werth, sich vor uns bedie nen zu dürfen. Liebende gehen dem Anschneiden der Butter ebenfalls, wo es möglich ist, aus dem Wege denn sonst würde nach dem Volksglauben bald Streit oder Bruch des Verlöb nisses unter den jungen Leuten entste hen, und dem selbst im Ehestände auszuweichen haben sie sich schon im Brautstande wenigstens vorgenom men. Das Anschneiden von Butter und Käse überlassen Ledige aus den gleichen Gründen gar gern Verheira teten oder älteren Leuten, die den Wunsch, mit Hymens Rofenbanden gefesselt zu werden, längst aufgegeben haben. Die Scheu unserer jungen Schönen, die Erste zu fein, die Butter anschnei det, wurzelt nicht wie mancher Aber glaube in heidnischen Anschauungen, fondern läßt sich auf einen alten Ge brauch zurückführen. König Frie drich Wilhelm I. von Preußen ließ in der Mark Brandenburg Anstalten errichten, in denen unter anderm auch die Kunst des Autterns gelehrt wurde. Im Herstellen der Butter und des Käses gut «rfahrenc Holländer be traute er mit der Leitung. Damit die Anstalten nun weithin gute Frucht trügen, veranlaßte der Monarch seine Beamten, ihre Töchter sie besuchen zu lassen denn von Rechts wegen mußte sich damals eine im Hauswesen gut bewanderte Frau auch aufs Buttern verstehen. War die Lehrzeit beendet, dann hieß es für die jungen Mäd chen. beweisen, daß sie die in der An stalt verbrachte Zeit nicht vertrödelt hatten und gut buttern konnten. Der Monarch geruhte sogar, ihre Butter zu kosten. War er von ihr besonders befriedigt, dann ließ er es nicht al lein beim Lobe bewenden, sondern ver lieh der Meisterin im Buttern außer dem hundert Thaler als Grundstock zu ihrem Brautschatze. Was der hohe Herr gekostet und gelobt, das war fortan etwas, was auch der Beamte hochschätzte, und falls er Gäste beson ders zu ehren gedachte, versäumte er nicht, ihnen von seiner Tochter ge schlagene Butter vorzusetzen. Führte vielleicht gar ein gütiges Geschick ihm einen willkommenen Brautwerber, die zu den Zeiten noch eine große und wichtige Rolle spielten, ins Haus, dann war es selbstverständlich, daß er auch mit einer Probe von der But terbereitungskunst der Tochter des Hauses bewirthet wurde. „Zuerst kommen immer die Damen!" Diese Losung wurde da nicht aus gegeben im Gegentheil, weil die Mutter dem jungen Mädchen oft ein geschärft, vor der Verlobung ja ganz bescheiden und zurückhaltend auszutre ten, und versichert hatte, wer das nicht thäte, bekäme gewiß keinen Mann, verstand es sich natürlich gern dazu, erst nach dem Gaste und der Eltern sich der Butter zu bedienen. Diese Umstandsregel vonAnno dazumal und die Kunde von den Folgen bei deren Unterlassung haben vielleicht die jun gen Mädchen als Mutter und Groß mutter ihren Kindern und Enkeln er zählt, und von diesen ist er aus die Nachkommen übergangen, die, falls sie noch jung sind und sich lieber „Frau" als „Fraulein" einmal nennen wür den, gewiß solange sie noch unverhei ratet sind, jetzt Scheu tragen, die Butter anzuschneiden. Ter Tabat als «rititer. Doktors und Rechtsanwalts sind bei Amtsrichters zum Abendbrot ge laden. Nach Tisch ziehen sich, wie so üblich, die Herren ins Rauchzimmer zurück, während die Damen im „Sa Ion" thronend über dies und das schwatzen. Auch über das Rauchen der Männer. „Mein Mann," erklärt Frau Rechtsanwalt, „ist nur Gele genheitsraucher, und ich freue mich eigentlich immer, wenn er sich eine Cigarre anzündet, denn das ist bei ihm ein Zeichen, daß es ihm besonders gut geschmeckt hat. Nach einem guten Essen möchte er, wie er immer sagt, die Cigarre nicht missen." „Das ist ja putzig!" lacht die bewegliche klei ne Frau Doktor, „bei meinem Mann ist es gerade umgekehrt. Sie wissen ja: bevor er mir ange- ober vertraut wurde, ist er von feiner Mutter und Schwester gräßlich verwöhnt worden und nörgelt nun immer am Essen herum. Und ich koche doch wirklich nicht schlecht! Hat die Mahlzeit aber feinen hohen Beifall gefunden, so verkündet er mit Gönnermiene: Ver derben wir uns den Nachgeschmack nicht durch den Qualm des beizenden Tabaks! Ulkig, was?" In diesem Augenblick steckt der Rechtsanwalt den Kopf durch die Thür: „Einem braven Nichtraucher ist doch der Eintritt in diese heiligen Hallen gestattet, meine Damen? Ihr Gatte, Frau Doktor, qualmt freilich wie ein Schornpein!" Arme Frau Amtsrichter! Hilten. Man hat das Leber häufig mit den Schachspiel verglichen, und dieser Vergleich ist besser als mancher an fcere denn das Schachspiel selbst ist das Abbild eines Kampfes, bei dem aber dem Zufall so gut wie keine Ge legenheit zur Einmischung gegeben ist. Gewiß spielt der Zufall im Leben der meisten Menschen eine weit größere Rulle, aber häufig doch auch nur des halb, weil sie sich von dr* Dingen treiben lassen, statt hr Schwul selbst in die Hand zu nehmen. Das Sprich wort: „Jeder ist seines Glückes Sclunied" hat doch einen weit höheren Wahrheitsgehalt. al£ die Unernsten, die Trägen zugeben wollen. Im Schachspiel steht Verstand ge gen Verstand und jeder noch so geist reiche Zug, jeder „vernichtende" An griff kann durch :inen ebenso geistrei chen Zug, durch eine geschickte Ver theidigung, durch einen wohldurch dachten Gegenangriff abgeschlagen werden. Man muß sich nur hüten, in „Zeitnoth" zu gerathen, oder allzu viele Pläne auf einmal zu verfolgen. Wer gar zu lange überlegt, muß schließlich fast ohne Ueberlegung zie hen wer zu viel auf einmal erreichen will, erreicht nur, daß er den Ueber blick verliert. Es gibt im Leben Napoleons einen erschütternden Augenblick. Einige Wochen vor der Völlerschlacht bei Leipzig hauste er eine Zeitlang auf dem Schloß Düben, und damals wußte er, der sonst so Bewegliche, nichts Besseres zu thun, als stunden lang stumpfsinnig auf dem Sofa zu sitzen und ununterbrochen große Buch ftaben auf Papierbogen zu malen. Einer feiner Marschälle wagte ihn zu fragen, sas ihn bedrücke. Da ant wortete er leise und hoffnungslos: „Mein Schachbrett ist in Verwirrung gerathen." Im fernen Moskau, da hatte es begonnen, da war es dem Meisterfpieler flammend bewußt ge worden, baß er zu viel gewagt hatte seitdem gelang ihm wohl noch man cher feine Zug, aber die Partie war verloren. Bis bahrn hatte er Ordnung ge halten, hatte alles genau vorher be rechnet. Der erste Rechenfehler wurde fein Verhängnis. Ordnung halten! Das ist auch für ben Durchschnittsmenschen die Haupt waffe im Kampf des Daseins. Im Aüerkletnsten schon zeigt sich der Werth der Ordnung. Wer sich nicht gewöhnt, Dinge, die er gebraucht hat, sofort an einen bestimmten Auf bewahrungsort zu legen, der vergeu det, wenn er sie wieder benutzen will, Mit Suchen unendliche Zeit unb ein gut Theil guter Laune, bie boch für erfolgreiches Wirken von so unschätz barem Werth ist. Wer keinen festen Plan für bie Einteilung feines Tag werks aufstellt (von betn man im Nothfalle ja einmal abspringen kann), ber untergräbt feine Gefunbheit, stört feine Umgebung, fchäbigt sein Ge schäft. Wer eine neue Angelegenheit in Behanblung nimmt, ehe er die alte vollständig erlebigt hat, bringt bie alte nie unb bie neue feiten zu Enbe. Orbnung halten, fxfonbers auch in unserer Gebankenwelt. Gar zu leicht überfliegen unsere Wünsche und Hoff nungen, aber auch unsere Sorgen und Befürchtungen ben Kreis bes Erreich baren unb Wirklicher, in ausfchwei fenbem Optimismus, in verhängnis vollem Pessimismus stellen wir uns selbst außerhalb bes sicheren Bezirkes, in ben wir hineingeboren sinb unb in betn wir uns bei treuem Fleiß ein trtmbeftens erträgliches Leben zim mern können. Unsere Leibenschasten, häßliche unb „schöne", verführen uns zu gewagten „Kombinationen", unb wir werden schachmatt gesetzt und auf irgend ein kahles St. Helena ver bannt. Ganze Völker sinb burch Un orbnung zugrunbe gegangen, wie frei lich andere in allzu tyrannischer Orb nung erstarrt und erichlafft sind. Es gibt keinen Fortschritt ohne Orbnung, unb ba wir alle den Fortschritt wol len, so müssen wir alle zunächst Ord nung halten lernen! Die «Sravschrift eines Uhrmacher». In Paris ist ein alter Uhrmacher aestorben, der in seinem Testament be stimmt hat, daß auf feinen Leichen stein folgende Grabschrift zu fetzen ist: Hier ruht in einer horizontalen Lage XYZ, während feiner Lebzeiten Uhrmacher. Die Ehre war die „Triebfeder" seines Lebens unb bie Arbeit ber „Regulator" seiner Zeit. Sein „Gangwerk" war gut, denn die Furcht Gottes und die Liebe zu sei nem Nächsten waren immer der „Schlüssel" seines Handels gewesen. Er lebte glücklich bis zu bent Augen blick, wo der große „Uhrmacher" des Weltalls es für rathfatn hielt, die „Kette" feiner Tage zu vernichten. Dies geschah im Actlter von 87 Jah ren. „Wir müssen für unsere Tochter spa ren, so viel wir können denn ohne Geld bekommt heut' zu Tag keine einen Mann!" Vater: „Meinetwegen! Warum er laubst Du aber unserer Emma nicht, ihren Klavierlehrer zu heirathen dann hätt' doch einmal die liebe Seele Ruh'!?" Mutter: „Behüte der Himmel! Einen Mann, der sie des Geldes totom heirathet! Nimmermehr!" Für die Küche. i s o u a e n a n a k gekochten ober gebratenen Fisch fein, etne gehackte, in Butter durchgedün stete kleine Zwiebel oder Schalotte, etwas gehackte Petersilie, Salz, Psef ser, etwas Muskatnuß und ein Ei dazu und mischt alles zu einer ebe nen guten Form. Aus 3 bis' 4 Eiern, etwas Wasser und Mehl bereitet man e'.nen gewöhnlichen Eierkuchenteig, biickt davon auf' flacher Pfanne nickt 3it starke Eierkuchen auf einer Seite so, daß der obere Theil nicht mehr ganz ftuffig ist, streicht die Fischfarce vorsichtig auf die Innenseite, rollt die Kuchen über do«: Form zusammen und backt sie nochmals einige Minuten Iring in Schmalz. Butter oder Bacffett aus. K a e s S s s e e i s Man nimmt gewöhnlich Kalbfleisch 'zu diesem kalten Abendgericht, kann aber euch halb Kalb-, halb Schweinefleisch nehmen. Man bertheilt das Fleisch in passende Stücke, wäscht es. brüht 2 Kalbsfüße und thut beides in ein gut verschließbares Geschirr, in dem man es mit soviel 2Bass:i übergießt, baß das Fleisch eben bedeckt ist. Nach dem es geschäumt ist. fügt man ein Glas Weißwein, ein Glas Essig. S-alz, Pfefferkörner, Piment, etwas Zitronenschale und zwei Lorbeerblät ter hinzu und kocht das Fleisch lang sam gar, nicht zu weich, weil es, sonst tetckjt faserig wird. Man schichtet die Fleischbrühe dicht in eine ird nc Schüssel, siedet die Brtibe etwas c/n. entfettet und klärt sie, fügt eine Mes serspitze Liebig's Fleischer traft und' e n Blatt weiße aufgelöste Gelatine an unb gießt die abgekühlte, lnuiunrme Brühe dann über das Fleisch. Man stürzt das Fleisch beim Anrichten rnd giebt es nur mit Essig. Oel und Mo strich zu Tisch, oder reicht, wenn man es fetner serviren will, eine Remola dcnfctuce nebenher. u e n o a a i e e e i u n S a sahne. Der Blumenkohl wird nach bem Putzen mit den Rosen nach unten für etne Stunbe inkaltes, mit etwas Essig ober Salz gemischtes Wasser gelegt, damit die etwa in der? feinen Verästelungen versteckten Rau pen ober Käfer herausfallen. Dam?, läßt man ihn abtropfen unb in Salz wasser, bas mit etwas Essig gemischt würbe, 20 bis 25 Minuten-über ge linbetrt Feuer kochen. Nachbetn der Blumenkohl aus einem Siebe abge tropft ist, pflückt man ihn in einzelne gleichmäßig große Rosen, betropft ihn mit etwas mildem Essig und feinem Oel und mischt ihn mit folgender Sauce. Man verrührt frischen Citro nensaft mit fein geriebenem Meerret tich. etwas Brühe, Zucker unb steif geschlagener ungesüßter Sahne. Die Sauce muß gut abgeschmeckt werben unb recht dickflüssig bie Blumenkohl röschen umhüllen. Man umlegt ben in etwas vertiefter Schüssel angerich teten Salat mit Scheiben von Räu cherlachs ober Räucherzunge. o u a e n a u s e i s resten. Irgend welche Fleischreste werden gehackt, eine Zwiebel ebenfalls, unb beibes wirb in etwas Butter an* gebünstet, bann mit Fleischbrühe auf gefüllt und bünsten lassen. Dann kommt etwas in Butter zerrührtes Mehl, Salz unb Pfeffer bazu. Man nimmt es, wenn es bicklich ist, vom Feuer, mischt 1—2 Eier bazu unb verwerthet biese Farce wie folgt: Aus zwei Eiern mit etwas Milch, Mehl unb Salz macht man einen bieten Pfar.nkuchenteig, ben man in eine Backpfanne giebt, bie mit geschmolze ner Butter versehen ist. Im Backofen läßt man biesen Teig festigen, streicht bie Fülle barattf unb rollt es zu sammen, worauf man bie Rolle noch eine kleine Weile stehen unb gelb wer den läßt, um sie bann in kleine schräge Stückchen zu schneiben unb recht heiß zu serviren. o a e n N u e n i e Rubeln werben fast weich gekocht, ab gegossen unb auf einem Sieb abge tropft. Sechs bis acht schöne Toma ten werben gebrüht, geschält, zerschnit ten, von Mark unb Keinen befreit unb mit nur sehr wenig Wasser weich ge focht, bann burch ein Sieb gerührt. Nun giebt man ben Tomatenbrei zu ben Nudeln, fügt noch etwas zerlas sene Butter, wenn man will, auch etwas Zucker dazu unb schwenft alles schön über bem Feuer burch. K a s s n i z e i K s e Kalbsschnitzel werben breit geklopft, eingesalzen, mit Mehl bestreut unb schön gebacken. Dann röstet man Semmelschnitten unb legt biese ab wechfenb mit ben Schnitzeln in eine Kasserolle, wobei man zwischen jebe Lage geriebenen Parmesankäse giebt. Dann streut man geschnittenes Wur zelwerk unb Pfeffer barauf, gießt Fleischbrühe bazu unb läßt dies dün sten, bis es mürbe geworden ist. a i k a a e i Bug und Brust (mit Hals) von einem Lamm werden in Stücke gehauen, 2 gehackte Zwiebeln werben in Fett mit einem starken Löffel Paprika geröstet, bann kommt das gesalzene Fleisch da zu, das man fest bebeckt, unter öftere Umschütteln in feinem Saft wei bünsten läßt und mit Salzkartoffel aufträgt. Oder man bestäubt Fleisch mit etwas Mehl auf, gie einige Löffel sauere Sahne und matenpüree dazu und dämpft «8 dieser Sauce weich. \n\n Humoreske ooit Bob Dieters. I n o n s e u e n u e