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v Gebühre« für Anzeigen: lOe per Zoll für itöe Insertion 10c per Zeile für die erste Insertion 5f per Zeile für je be folgende.Insertion Bei Anzeige» von tio Zoll u id biuiitwt bt- rttbncn wir Ä'i rcr Zoll fur öie erste und 15c für jede weitere unveränderte Insertion Amu Abweichung von diesen (Raten Jahrgang Wochen-Rundschau Ausland. Mit Feuer und Schwert. ./ Peking, (I März. (iiu ameri kanischer Missiaiisarzt ist heilte aus der Gegend südlich von Paotingsu, welche seit mehreren Satiren den Mit telpnnkt der Ullrichen gebildet hat, nach Ueberwindung großer Schwie rigfeiten hier eingetroffen. Als er von der Meuterei in Paotingsu hörte, überredete er eine Schaar ansständi ger Soldaten, ihn dorthin zu belei teit. Tie Soldaten schienen die Ve -deutnng der Zugehörigkeit des Arzts zur Gesellschaft vom Nohteu Kreuz zu verstehen und ließen sich zudem durch die Aussicht auf Beute in Pao tingsu zu Fahrt überreden. Sie fanden Paotingsu in einem trostlosen Zustande ©äimiitliche Häuser waren niedergebrannt und die Geschäfte geplündert. Das Toben hatte drei Tage gedanrt, und der Schaden ist wahrscheinlich noch grö "jjer als in Peking und Tientsin. Von Paotingsu kam, der Doktor per Bahn 'nach Peking: er hatte seine Reise Heimlich bewerkstelligt. Einige we "''Tilge ausländische und chinesische Be amte begleiteten ihn. Tie meisten Missionäre bleiben in Paotingsu, auch die grauen. Sie ha Ben gute Dienste in der Pflege der Verwundeten gethan. Soweit in Er fahrimg gbracht werden konnte, ist keinen der Missionäre und anderen Ausländer ein Leides geschehen. Unterhalb Paotingsu befindet sich die Bahn in den Händen der Meute rer, die das Personal zwingen, die Züge nach ihrem Befehl zn operiren. Ehe die meuternden Soldaten ihre Exzesse begannen, hatten sie folgende drei Odres proklamirt: Erstens, daß hie Ausländer nicht belästigt werden sollten, zweitens, daß niemand ge tÖdtet werden soll: drittens, das keine Brände angelegt werden soll ten. Befolgt haben sie allerdings nur Tieft" ersten Befehl." Getodtet wur den nicht viele Personen, doch Reiter ist allenthalben angelegt worden. Als sie ihr Plünderungswerk voll endet, verließen die Meuterer die Stadt und wendeten sich nach Süden, brandschatzten andere Ortschaften und trugen den Geist der N'.'bellion nach anderen Garnisonen. Tie Ursachen der Meut ret find noch Gegenstand von allerband Ver nmthitngcn. Man glaubt, dan die Soldaten durch die Aussicht, verab schiedet zu werden und ihre Zöpfe ab ^schneiden zu müssen, sowie deshalb zur Rebellion getrieben wurden, weil sie den Glauben -an ?)uan Shi Kai verloren hatten. Es herrscht anch ei ne gewisse vartikularoftische Stim mung gegeli die Südlichen. Tie seit same Form, welche die Revolution angenommen hat, läßt auf eine ver hängnisvolle Unwissenheit und auf Mangel an Disziplin schichen. Die Masse der niederen Vevölkernngskrei se kennt die Bedeutung dr republi kanischn Flachche nicht, welche überall an Celle des Drachen flattert. Westmächte ziehen Truppen herbei. Berlin, ß. März. Auf Ersuchen des Auswärtigen Amtes hat das Reichs-Marineamt heute Befehl ge geben, W] Hauptstadt des deutsch chinesischen Schutzgebietes Kiautschau, nach Peking abgeschickt werden, um die dortige deutsche Gesandtschafts wache zu verstärken. Die Regierung zieht zugleich die Anordnung größere Schutzmaßregeln in Erwägung, da sie die Lage als hochbedenklich verachtet. Paris, G. März. Die französi sche Regierung hat dem Befehl er theilt, daß ein ans 200 französischen Soldaten bestehendes Detachenient zur Verstärkung der französischen Ge sandtschaftswache von Tientsin nach Peking geschickt werde. Gleichzeitig ist den französischen Militärbehörden in Tonkin die Ordre zugegangen, an Stelle der von Tien tsin nach Peking abrückenden Trup pen Ersatzlnann'chasten nach Tientsin zu schicken und für den Fall irgend welcher in Tientsin und Peking anf tuchender Schwierigkeiten ein Regi ment in Reserve zu halten. Tokio, G. März. Ein japani schs Trnppen-Detachement in Stär fe von 1200 Mann ist heute von Kwangwng zur Verstärkung der ,x Garnisonen in Nord-China abgegan gen. Ein Theil der Mannschaften benutzte den Seeweg nach Chiuwang tao, der Rest wurde mit der Eisen bahn befördert. Shanghai, 6. März. Ein De» tachement von 200 amerikanischen Der Seeleuten hat Befehl erhalten, zur Verstärkung der amerikanischen Trup pen ill Tientsin morgen von hier an Bord des amerikanischen Kohlen dainpfers „Aborentm" in See zu geben. Gleichzeitig wird der ameri kanische geschützte Kreuzer „Cincin nati" sich nach Tientsin begeben. Washington, März Hier wur den heute ArrangenieutS dafür ge« troffeil, daß der amerikanische Ge sandte Calhoun in China erforderli chen Falles direkt ans Manila 700 Mann Verstärkung nach (5 hi na beor dern kann. Er wurde heute ange wiesenll dies nach der Berathung mit seilten Kollegen vom diplomatischen Korps in Peking zu thun, falls es ihm zu irgend eines Zeit nach festem eigenen Ermessen zweckmäßiger et scheint, etwas mehr Soldaten in P-! ting, tu Tientsin aber t.n der Bahn strecke von Peking ••.avl' der Meeres küste zur Verfügung zu haben. Wie die hiesige japanische Botschaft be kannt gab, ist ihr heute von Tokio mitgetheilt werben, daß weitere tau send Mann japanicher Truppen nach Peking beordert sind, um die dortige japanische Botschaft zu bewachen. Ein Theil dieser Truppen wird zu See nach der Insel Einwangtoa und der Rest mit der von Mukden nach Pe king führenden Bahn befördert. Would Amundsen der Finder des Süd pols. Hobart, Tasmania, 3. März. Capi-! tän Roald Amundsen, der llonvegische Forscher, stellt in Abrede, daß er ir gend etwas über Eapitiiii Robert I Scott oder die britische Erpedition der Öffentlichkeit mitgetheilt hat. Bis zu dieseill Augenblicke ist der i tSapitäii des einzige Mitglied der an-1 tai ktischeit Expidition, welches von' dem Polarchiff „Fram" an Land ge gangen ist. Niemandem ist es ge stattet, das Schiss, unter welchem Vorwande es sei, zu betreten. Der i Forscher erklärt!! daß vv hüllt sich aber int Uebrigen in vollständiges Schweigen. Er beabsichtigt noch, einige Tage hier zu bleiben. Dann wird er nach Australien reisen, um einige Vorträge zu halten, woratlf er nach Europa auf deut Umwege über Buenos Ayres, um das Cap Horn bis zur Beringstliche Meerenge wie das Eismeer Weiterreisen wird Ergebnis bestägt. Ghristiaiiia, 8. Mätd. Zwei hiesige Zeitnttgen empfingen Depe schen von ISapitäit Anntndsott, in den en er ankültdigt, das er den Südpol am 11 Dezetnber erreicht hat. Die Depeschen wnrden in Hobart abge sandt, wo Amnndson gm Tonnerstag angekommen ist. Sie Ijabeit folgen de» Mortlaut: „Pol zwischelt dem t. und 17. Dezember erreicht." Dies bedeutet angenschemlich, daß I er drei Tage in der Umgebung des Pols blieb, wahrscheinlich, um genaue I Messttngen über seinen S^mdort vor znnehmen. Amerika nicht überrascht. New Jork, 8. März. Herbert L. Bridgman, der Präsiden^ deS Arkti schen Klubs von Amerika, drückte nur geringe Ueberraschung Otts, als er die Nachricht empfang daß Amund sen's Vordringen nach dem Südpol erfolgreich gewesen sei. „Ich bin itt dent Geschäfte zu lange gewesen, als daß mich etwas sehr uberraschen könnte," sagte er. Seit ich erfahren hatte, daß Jemand den ernstlichen Versuch machte, wußte ich genau, daß der Südpol erreicht wer den würde. Ich hatte allerdings er wartet daß, Scott der Glückliche sein würde, ttttd es sollte mich nicht wun dern, wettn wir in einigelt TTagen hören, daß auch er fein Zeil erreicht hat. „Ich habe eine sehr hohe Meinung von Amttndsen, denn er hat früher bewieen, daß es ihm ernst, und daß er ein guter Seefahrer ist. Was die verhältnismäßigen Schwierigkeiten betrifft, so bestellt meiner Ansicht nach keine Frage darüber, daß der südliche Pol viel leichter zu erreichen war, als der nördliche. Europa hat deit Süd pol als sein eigenes ftortfchungsfeld angesehen. Itt der internationalen Konferenz vom Jahre 1905 war ver einbart worden, daß der Nordpol den Amerisanern überlassen bleiben sollte." Aeußerungen anderer Fachleute. „Das wichtigste bei der Sache ist, daß die Wettfahrten nach den Polen von nun an aufhören und daß die Forscher jetzt ernstlich daran gehen werden, Thatsachen über die Erde fest zustellen. Es wird die Zeit kommen, da die Karte keine unbekannten Län Professor Osborn, der cm der Spitze des Amerikanischen Museums für Naturgeschichte steht, welches zu der Ausrüstung mehrerer amerikani scher Polarerpedidionen beigetragen hat, erklärt sein Studium der Plätte der rivalisierenden Forscher habe ihn überzeugt., daß Amunden siegen wt'tr de. Keilt Streit ist in Sicht „Eins ist sicher," 'agte der Pro fessor, „es wird kein Streit über die Genauigkeit der Behauptungen Amundsen's entstehen. Er hat einen Weltrnf, und die Gelehrten werden! ihm ohne Zögern glauben." Capitän Osborn, der frühere Se kretär des Atitschen Klubs, ein war mer Freund Amundsen's äußert sich wie solgt: „Ich wußte, daß er siegelt würde. Der Wetbewerb bedeutete von An saug an nichts Weiler, als einen Cieg Aninndsen's. Er war der erfahrenste unter den Bewerbern und er kannte das Packeis wie ein Farmer^ seinen eigenen Boden." Als Dr. Frederick Cook, der soeben von einer Vorlesungstonr zurükge-. kehrt war,, die Nachricht vernahm, 'agte er: „Es ist nicht nur wahrscheinlich,, daß Amundsen und Scott ihre Wege gekreuzt, sondern daß sie anch am Pol. zusammengetroffen sind. Von Scott wird man wohl spätestens in zwei Tagen hören." Klärung des Mißverständnisses. New ?)ork, 8. März. Die Bestäti gnit, daß Amunden den Südpol am 14 Dezember erreichte, welche von dem Forscher selbst ans Hobart stammt, bringt der widersprechenden Berichte,: die im Umlauf waren, ztunSchweigen.! Eine Depesche, die von Wellington da-! tiert war, nnd von der ..Daily Er preß"in London veröffentlicht wurde,, sagte, Amttndsen habe erklärtll daß Scott den Pol erreicht hätte. Es wttr de daher angenommen, das Amttndsen: selbst nicht erfolgreich gewesen sei. Der Kredit für die Errungenschaft wurde somit dem Engländer gegeben. Von diesem hat man bisher nichts gehört, ttttd Amundsen selbst bestrei tet, daß er etwas über seinen Neben btthler gesagt oder telegraphist habe. Die Ehre muß nun dem Norweger gegönnt werden, bis Capitän Ccott das Ergebnis seiner Forschung be kannt macht. Amnndsen's Laufbahn. Roald Amundsen ist seit vielen Jahren als einer der kühnsten und erfahrensten Polarforscher angesehen worden. Ein Seemann von Jugend auf, beschäftigte er sich schon im Alter von 25 Jahren mit Forschungen, als er an der antarktischen Erpedition tin ter Gerlach von Belgien aus theil nahm. Er war der erste Offizier des Schiffes, und die Reise datierte von 1897 bis 1899. Bei seiner Rückkehr beschloß er seine Forschiingen fortzu fetzen, wandte sich aber nach Norden, Zur Beachtung Der Staat§ Anzeiger wird demnächst von Devils, N. D. nach umziehen itttb sind fürderhin alle Briese, Geldsendung, und Postsachen an der mehr enthalten wird." In dieser Weise äußerte sich An thont) Fiala, der Sekretär des For cherklnbs, der in den Jahren 19031 bis 1905 der Frührer einer Nordpol Eipiditiou gewesen gewonnen hat. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Scott das Ziel gleichfalls erreicht hat. Wenn dies der Fall ist, demtt ist er jedenfalls hinter Amttndsen nm eilte oder zwei Wochen zurückgeblieben. Scott's Versuch konnte kantn fehl schlagen.. denn feine Erpidition war besser ausgerüstet als irgend eilte, die je in die Polargegend vorgedrungen ist." zu richten Hochachtungsvoll K. L. Brandt Redakteur und (Geschäftsführer und die Entdeckung der nordwestlichen Durchfahrt zu versuchen. Er bereits sich selbst auf die Auf gabe bor, indem er einen zweijähri gen Kursus in Magnetismus uni Meteorologie durchmachte, nachdem er von Christiaitia an Bord des ..Gjoa" mit nur acht Mann Watzling am IG. Juni 1903 absuhr. Wäh rend dieer Reie stellte er genau die Lage des niagntischn Pols fest. Er war im Ganzen drei Jahre von Nor wegen abweeyd. Inland. Znm Tode des Grafen Aehrenthal. Tie Nachrufe die die Weiner Presse dem Grasen Aehrenthal wid met, scheiden sich nach der Haltung der Blätter während seiner Lebzeit. Tie Blätter, die ihm bis zuletzt die Stan tie gehalten haben, feiern ihn in überschwenglichen Weise als einen Staatsmann von weltgeschichtlicher Bedeutung, so außer dem Freunden blatt vor allem die „Neue Freie Presse und das „Neue Weiner Tageblatt." Erstere schreibt: „Für die übrige Welt war Aebrett thal nur der Mann, der zur größten Verwnndernng sich nicht verkroch, als die Ententemächte mit allen Schrecken drohte, der Verwegene, den seine Feinde abschütteln zn können glaub ten ttttd für einen Spieler hielten, bis sie war der furchtlosen Entschlos senheit nnd dem tiefen Ernste zurück wichen, der erste Minister des Aen ßern, welcher die Ententepolitik eine Niederlage bereitet, die Einkreisung zerriß nnd durch ein schlagendes und bis jetzt nachwirkendes Beispiel be weis, daß Oesterreich^Ungarn und Teutschland, meint sie zusammenste hen, sich von niemand einen fremden Willen aufzwingen lassen müssen, rlisch ihm winde diese Allianz erst in hoher Gefahr zur anschaulichen Thatache. Für die österreichisch-mt garische Monarchie war er jedoch weit mehr. Er hat uns durch 'eine Politik nnd durch feine Persönlichkeit ans Kämpfen und Niederungen herausge führt, in denett wir sastst den Glauben an uns selbst verloren hotten. Tas moralische Element noch innen und außer hat er verststärkt mit) ganz Eu ropa genöthigt, mit diesem Element der Macht zu rechnen. Er war nicht liebenswürdig nnd kein Höfling, son dem ein Pflichtmenfch mit der kost darein Gabe, ans den Kern zu greifen. \u herzlicher Vereinigung mit dem Teutschen Reiche, in friedlichem Bündnisse mit Italien, in freundli chen Beziehungen mit allen Mächten rühmlich in der Vergangenheit vor ausschauend für die Zukunft, bat Graf Aehrenthal sein Amt geführt und sterbend dem Grafen Benhtold hinter lassen. Nicht an der Seite der Größ ten möchten wir ihn nennen. Es war jedoch ein Minister, dessen schöpferi sche Fähigkeiten, durch besonnenen Willen geleitet, nach Höhres vollbracht weitn er nicht vorzeitig hin weggerafjl u?cre:: :ue." Ein zweiter Artikel de-: v'.atiev schildert Aehrenthal als Staatsmann. Tort heißt es: „Es hat sich überall durchgesetzt. Seme Kunst war im Nehmen und im Geben das Nothwendige zn thun, so *aß auch anderwärts die Nothwen digkeit feines Handelns erkannt wur de. Er dachte mit vollendeter Klar heit nnd besaß eine nüchterne Tapfer keit. Ein schwerer Schlag, der in ganz Europa gefühlt werden wird, denn ganz Europa rechnete mit ihm als mit rtislorici Sod, icty einer wirklichen Größe. Ter Nachfol ger von Kaunitz, Metternich, And rafft) hätte uns nicht so bald verlassen dür sen." Das „Neue Weiner Tagsblatt" schildert ihn in feinem Nachrufe als einen ganzen Oeeftrreicher, dessen ganzes Sinnn und Trachten war, fein Vaterlang groß, mächtig und utt abhängig zu machen, als eine Persön lichkeit ohne genialische Aeußerlich feiteii, aber von einer ganz anfs Sach liche gerichteren Den karr, von einer unermüdlichen Arbeitslust, die ihn be fähigtell die Materien souverän zu be herrschen nnd fein \tötheil nnd fitieit Entschluß ans eigener Prüfung der Sachlagen nnd der Personen zu ge winnen. Das Blatt streift dann Al senthals politische Leistnmgen, denen es den Charakter der Unvrgänglich keit zuerkennt, nnd. schließt dann: „Als schönes, großes nnd stolzes Erbe hinterläßt Aehrenthal den gesicherten Frieden, die Kraft der Bündnisse und die Freundschaft mit allen Staaten. Dieses Ehbe verpflichteten Nachfah ren nnd verbürgt das dankbare Ge denken aller Bürger an die große Epoche Aehrenthals." Das „Deutsche Voltsblatt" nennt Aehrenthal einen Schüler der alten österreichischen Schule, die von Kaunitz über Metter nich zn Schwarzenberg reichend in ei ner geschickten Verknüpfung der Frie des- und Bündnißpolitik der eigen thümlichen Stellung des Tonauftaats gerecht wurde. In der zweiten Gruppe von Preß stimmen, die Aehrenthal'^ Lbens werk nicht ohne Kritik betrachten, steh die „Reichspost" und die „Zeit" oben an. Sie versagen Aehrenthal nicht ihre Anerkennung für feine entschlos sene Turchführnug der Annerion, die das unter der „Schlafhanbenpolitik" Golnchowski's nnd in fololge des in nerpolitifchen Elends stark gesunkene Selbstvertrauen dr östrreichischuu garischen Völker und das internatio nale Ansehen der Monarchie mit ei nem Schlage wieder gehoben habe aber sie halten freilich nicht mit dem Eingeständnis zurück, daß die Turch nihrung dieser Aktion ititr durch den kräftigen Beistand Teutschlands ohne Krieg möglich geworden, nnd ver schweigen auch nicht die großen mate riellen Opfer dieser Aktion. Mit der Politik Aehreithtal's nach der An nerion gehen sie jedoch scharf in's Ge richt, tadeln sowohl sein Unvermögen das Einvernehmen mit Rußland wie deiherznitelleti, als auch seine Uitthä tig keit während der marokkanischen .strife, die das Ansehen des Treibund schwer geschädigt haben, und fein Ver halten gegenüber Italien, das sie am schwächliches Nachlauf en kennzeichnen Tie „Reichsposl" wirft ii)in außerdem noch vor, er habe feinen Annerionszng am Balkan nicht auszunützen verstatv deit insonderheit die Malissoren im Sicht* gelassen, statt ihnen ans Grund der Protektorats Oesterreichs über die katholische Kirche Albaniens politisch beizustehen, nnd habe dadurch das An sehen der Monarchie am Balkan preis gegeben. Tie „Wiener Zeitung" widmet dem Gedächtniß des (trafen Aehrenthal folgende Worte: „Ein frühzeitiger Tod hat einen der bedeutendsten unter den führen den Staatsmännern unserer Zeit hin weggerafft, einen hochbegabten, viel verdienten Politiker der durch Jahre hindurch auf die auswärtige Macht stellung Oesterreich Ungarns bestim menden Einfluß ausgeübt hat. Jit Tagen jäh heringebrochener Umge staltungen der orientalischen Verhält itiffe hat Graf Aehrenthal mit ent schlossen Muth die achtnnggebie icnde Machtstellung der Monarchie ge hoben nnd damit dem Krastwußt fein les Reiches gesteigerten Ausdruck verlieben. Tie Amtsthätigkeit des tum dahingeschiedenen Grafen Aeh renthal wird ein bedeiitaiite* Kavitel bilden. Ein Oesterreich-Ungarn. das kraftvoll und wachsam die Stellung, die es in ein ruhmreichen Geschichte erworben hat, behauptet und befestigt .'ir Oesterreich-Ungarn, rtv* Mfett ',i ie Freunde bauen und 5a5 von jederman icviekiivt wird, das war das Jdeal das seilte Stuv erfüllt Hot, und inmitten der Arebeit für dieses hohe patriotische Zeit ist er abberufen worden." Der unbeliebte Bnudessenat. Eine Tepefche aus Washington mel dete kürzlich es sei Aussicht vorhan den, daß der Bundessenat einen wei teren „volkstümlichen Schritt" thun Abonnements-Preise: $.150 das Jahr den Per. Staaten Nach dem Auslande $8.00 das Jahr nach Canada $2.oo nach S'nmchlaitit iht.uu OHbs. t) nach ?h'uf [anb (Nur gcflcn ^orniisiifzahlung) 9 o 3 3 werde. Tie unbeliebte Sache, auf die besagte Depesche sich bezieht, besieht thatsächlich ans zwei Theilen: das sind die Abstimmungen, die es den Sena toren Stephenson und Lorimer er möglich sollen, ihre Sitze zu 'behal ten. Die Tenknngsart des Senats ist seit langer Zeit dafür bekannt, daß feine Mitglieder mit ihrer Hilfe Ansivegezufiiiden im Stande sind, die sie nach ihrer Meinung aus einer La ge retten, welche ihnen erhebliche Verlegenheiten bereiten kamt. In diesen Fällen haben Mitglieder von großer Einsicht und Rechtschaffenheit zu ihrer eigenen Befriedigung sich ausgerechnet, daß kein persönlicher Makel den Herren von Wisconsin und Jlliitois anhaftet und daß diese dar um—gleichgiltig, wie fragwürdig die Mittel waren, durch die sie in's Amt gelangten—wegen des unglückseligen Zusammentreffens der Umstände nicht bestraft werden können. Andere, ebenso scharfe Denker stim men jedoch mit diesen Senatoren in Bzug auf die Beweisführung, wie auf die Schlußfolgerungen nicht übereilt, nachdem sie sich eingehend mit dem durch amtliche Untersuchung erlangten Beweisumterial vertraut gemacht ha ben. Es ist aber sehr wahrscheinlich, daß sich die Mehrheit der Senatoren ttm diesen Unterschied in den Ansichten nicht im Geringsten füiumeti wird. Dieser wird nach wie vor unbeachtet bleiben, nnd der größere Theil aus der Affäre ziehen, so gut es eben geht. Warum sollten die Herren dies auch nicht thun? Haben sie es nicht oft ge nug zuvor gethan mit einem Erfolge der zu den schönsten Hoffnungen be rechtigte? Aber, selbst weint wir die Moral für den Augenblick gänzlich beiseite lassen, tit ein Oh und vorhan den, aus dem sie es nicht thun soll ten? Die Zeiten haben sich geändert, und mit ihnen das Volk. In Bezug auf den Senat gilt nicht mehr die Ansicht, daß das, was er auch immer thun möge recht ist. Jut Gegentheil: man^ kann getrost sagen, daß alles was er thut, solange mit Argwohn betrachtet wird, bis sich herausgestellt hat, daß es recht war. Und es muß üetserfter wiesen werden, daß er sich bei seinem Vorgehen nicht irgend ein verdächtiges Hintertürchen zunutze gemacht hat. Wim die (Senatoren darauf er picht find, daß die Herren Stephenson und Lorimer ihre Sitze behalten sol len, dann können die Wähler des Lan des diesen Beschluß nicht verhindern. Aber sie können dies Vorgeben ver dammen nnd werden dizweifellos anch thun. Sie werden anch mit der Zeit die Mittel finden, mit diesem verdammmtgsiiftheil Wirkung zu verschaffen. Es wird einem Senator schwer werden, seinen Wählern aus einanderzusetzen, wie er dazu kom men konnte, zn Gunsten der ange klagten Genossen zu stimmen, nachdem das durch die llnierstichiing zu Tage geförderte Betoeisniaterial ihm be kamt! geworden war. Und wenn er diese Schwierigkeit nicht in einer mehr überzeugenden Weise überwin den kann, als dies gegenwärtig mög lich zn iflé» scheint, dann wird es mit einem Mißtrauen angegeben werden, welches eine trostlose Wirkung auf sine öffentliche Laufbahn in der Zu kunft ausüben dürfte. V. 3. Politische Anzeige. Denjenigen unserer Leser, die bei den Vorwahlen am 19. März demo kratisch stimmen, ietet sich Gelegen für Herrn George Duis aus Grand Forks, als demokratischen National Comitemann zu stimmen. Herr Dins wurde von deutschen Eltern in Dixon in Illinois georeu, und Thatsache ist, er sprach deutsch ehe er englisch lernte, da im Hause seiner Eltern nur deutsch gesprochen wurde. Herr Dius ist seit Jahren ein her vorraitgender Demokrat, war vier uj»Y Bvergemreifter von Grand v orks. Herr Tins ist Lmidbcfi *er. vir eigner 2500 Acker Land n-i treibt die Farmerei persönlich. _ett 1897 wohnt er in diesem Staate. Er ist unzweifelhaft der geeignete Mann für diesen Ehrenposten, und unsere deutschen Demokraten sollten ihm ihr Stimmen geben. Sie ehren da mit sich slbst und das deutsche Element Nord-Dakotas. 1ml. U \n\n Devils Lake, Nord-Dakota, Donnerstag, den *14. März 1912, Bismarck, Nord Dakota Der Ttaats-Anzeiger Bismarck, Nord Dakota