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Der Staats=Anzeiger. (Rugby, N.D.) 1906-current, June 27, 1912, Image 8

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8.
Iv
y..\
'I-
Wochen-Rundschau
Schluß von Seite 1
Auditorium bis auf den Wen Platz
Delegaten aus allen Theilen des Lan
des, Roosevelt-^tthrer und Anhänger
des Expräsideuten zu Hunderten rie
feit ihnl eilt dröhnendes Willkommen
zu, als er auf der Nednerliühne ficht
bar wurde. Tie Zuhörer wußten gar
nicht, Ivos sie vor übersprudelndem
Enthusiasmus anfangen sollten. Oft
unterbrachen sie die Rede ihres Ban
nerträgers mit Rnsen wie: „Zer
trümmere die Dampfwalze!" „Schlag
noch einmal zu!" und ähnlichen Aus
drücken. Vor dem Auditorium stau
den tausende, die keinen .Eingang
mehr gesunden hatten und von 200
Polizisten zurückgehalten werden
mußten.
Entscheidender Sieg der Taft-Leute.
K o o s s e u m, (5 i a o, 18.
Juni. Tie Taft-ÄnHänger gewan
nen heute einen entscheidenden Sieg
über die freunde Roosevelt's, indem
sie Senator Root mit 558 gegen 50*2
Stimmen, die für Gouverneur Fran
cis Edward McGavern von Wisconsin
abegegeben wurden, zum temporären
Vorsitzer der republikanischen Natio
nalkonvention wählten. Theodore
Roosevelt und seine Rathgeber, die
mit Sicherheit aus den Sieg gerechnet
hatten oder doch wenigstens so thaten,
als ob sie nicht geschlagen werden
könnten, erlitten eine bittere Enttäu
schung.
Sozialisten petitivniren Kongreß um
Franenstimmrecht.
W a s i u o n, 17. Juni. Zur
Förderung seiner Resolution zur
Amendirung der Bundesverfassung,
damit auch weibliche Personen das
Stimmrecht ausüben können, brachte
Abgeordneter Victor t'. Berger im
Haus eine diesbezügliche Petition mit
1K),000
Unterschriften ein. Tie Pe-
titivu war von der Sozialistischen
Partei zirknlirt worden. Tie meisten
Unterschriften, 1 :V82, kamen aus
Californien 12,175 aus New ?)ork.
An dritter und vierter Stelle erschei
neu Pennsylvania und Illinois mit
je über 10,000 Namen.
Ter drohende „Bult" noch verzögert.
i a o 2 0 u n i V o s e i n e n
politischen Beratbern und einerAnzahl
von ihm persönlich ausgewählter Te
legateu zur republikanischen National
konvention verlas Col. Theodore
Roosevelt heute Nachmittag eine Er
klärung, in der er seine Haltung in
dem Ringen um die Präsidentschaits
nomination auseinandersetzte. In der
Erklärung wiederholte er die Beschul
digiiilg, das seine Telegaten vom Na
tionalkomite „gestohlen" wurden und
daß er von der Majorität der Repub
likaner im Laude zumPräsidentschasts
kandidaten nominirt worden sei. Eine
Konvention, die das Verdikt der Ma
jorität der republikanischen Stimm«
geber umstoße, sei nngesetzlich. Zwei
Telegaten von jeden Staate seinesAn
Hanges, seilte .Ncnnpagneleiter und
politischen Berather waren Roosevölt's
Zuhörer. Nachdem er seinen Freun
den auseinandergesetzt hatte, daß er
für seine Prinzipien weiterkämpfen
werde, verließ Roosevelt das Zimmer
und die Telegaten und Freunde des
Rauhreiters beriethen, was unter den
Umständen zu thun sei. Nach einer
halben Stunde kehrte Roosevelt mit
Gouverneur Hadley von Missouri
Arm in Artn in das Versammlungs
zimmer zurück. Nach zweistündiger
Berathung beschlossen Roosevelt's
Freunde, an den Sitzungen der Natio
nalkonvention weiterhin theüzuiteh
men, bis sie die Theilnahme nicht
mehr mit ihrem Gewissen vereinba
ren könnten. Außerdem kanten sie da
hin überein, zwischen den einzelnen
Konventionssitzungen Geheimsitzung
abzuhalten und in diesen Geheimsitz
ungen zu entscheiden, in welcher Weise
der Fortgang und das Resultat der
Konventionsverhandlungen ihre Stel
lung beeinflusse.
Roosevelt's Stern im Verblassen.
i a o 2 1 u n i I n a e n
Abstimmungen, die heute in der repu
blikanischen Nationalkonvention vor
genommen wurden, zog Theodore
Roosevelt den Kürzeren. Es hat den
Anschein, als ob er soweit die Präsi
dentichaftnomination in Betracht
kommt, eliminirt worden ist. Gewieg
te Politiker glauben, daß ihn nur
noch ein unvorhergesehenes Ereigniß
oder ein glücklicher Zufall retten kann.
Daß ein solcher Zufall eintreten könn
te, wird nicht für wahrscheinlich gehal
ten, da die Taft-Tclegaten fest zu
sammenstehen und sich die Kontrolle
der Konvention kaum aus den Hän
bett reißen lassen dürften. Alle An
zeichen deuten jetzt daraus hin, daß
die republikanische Präsidentschafts
Nomination Präsident Taft zufallen
wird. Das Gerede von Kompromiß
kandidaten verstummt mehr und mehr
und das allgemeine Interesse konzen
trirt sich auf die Vorgänge in der Kon
vention, die sich bislang für Präsident
Tast recht günstig gestaltet haben.
Alles fertig für die demokratische
Nationnlkonvention.
a i o e 2 3 u n i I n
Baltimore herrschte hmite Abend
jwonaf feinen Dlënjs fün-1
mnc8
Karttevalsstimmuttg. Tausende von
Menschen ergingen sich in den Stra
ßen, die im Glänze von Myriaden
von Lichtern und taufenden von
Flaggen und bunten Wimveln er
strahlten. Baltimore ist voll von Po
litikern und „Präsidentenntachern,"
die sich in den Hotels durcheinander
drängen und in Schaarett eifrig auf
einander einreden. Tic Stadt steht
im Zeichen der demokratischen Natio
nalkonvention, die am Dienstag be
ginnen soll. Soviele Politiker, große
und kleine, wie heute, hat Baltimore
noch niemals auf einem Fleck zusam
mengesehen. Ta sind ehemalige und
derzeitige Präsidentschaftskandidaten,
Gouverneure, Oberbundesrichter.
glnder aller Arten von Kontitjs,
T.umnant) Häuptlinge, überhaupt
Temokraten peder Schattirung, jedes
Alters uttd jeder Lebensstellung. Dia
Konvention findet in der „Artnori)'
dls 5. Regiments statt. 200 iinifor^
mirte Polizisten, 25 Geheimpolizisten
und eine Anzahl von Leutnants und
Kcpitänen werden die Ordnung auf*
recht erhalten. Das Gebäude ist im
Inneren großartig hergerichtet toov
den und Sergeant-at-Arms John I.
Martin hat seine Assistenten, Thür
hüter, Pagen, Boten, Platzanweiser
etc. sämmtlich eingedrillt. Eintritts
karten werden morgen an die Mitglie
der des demokratischen Nationalkonii
tes und an die Zeitungsleute vertheilt
werden. Jedes Mitglied des Natio
nalkomites erhält eilte Karte für sich
selbst, ein Abzeichen und zehn Kar
ten für seine Freunde. Jeder Dele
gat ist zu drei Eintrittskarten für
feine Bekannten berechtigt.
a i in o c, 23. Juni. Wil
liam Jennings Bryan, der „ewige"
Kandidat derTeinokratcn, wurde heute
Abend, als er aus Chicago anlangte,
von einer zehutausettdköpsigeu Menge
enthusiastisch begrüßt. Tu ich seine
Opposition gegen die Wahl des Rich
ters Parker zum temporären Vorsiver
derSloimeittiott hat sich der weiseMaitit
von Nebraska wieder in den Mittel
Punkt des allgemeinen Interesses zu
schieben gewußt. Bryan wiederholte,
daß nur ein progressiver Demokrat
Vorsitzender der Nationalkonvention
werden könnte. Persönlich, sagte er,
habe er gegen Richter Parser nichts
einzuwenden. Bryan* Ankunft wurde
mit 3.30 Uhr Nachmittags erwartet,
aber es wurde 0 Uhr, bis der Zug in
den Bahnhof einlief. Er mußte ein
vaar hundert Menschen die Hände
schütteln, bevor er sich zu einem Auti
mobil durcharbeiten konnte, das ihn
nach dem Belvidere Hotel brachte. „O
Tu Bill Bryan! Was ist los mit
Bryan? Sein Hut ist in der Arena!"
waren die Rufe, die man allenthalben
hörte. Bryan kam in Begleitung sei
iter Gattin, seiner Tochter und seines
chwiegersohnes des Ehepaares
Hargreaves.
Aus Süd-Dakota
Anm. d. Red.— Wegen Umzugs ka
men wir spät an die Bearbeitung
der eingelaufenen Korrespondenzen,
weshalb dieselben freilich etwas ver
altet sind, was wir bitten zu entschul
digen. Von nun att aber finden alle
wieder prompte Erledigung.
Alle unsere deutschen Farmer, die
von hier verzogen, nämlich Franz
Schneider, Lorenz Roehrich, Adam
Blaitdo. W. Pfeiffer, Peter Burkhart,
kurz alle unsere deutschen Rußländer,
sind wieder hierher zurückgekehrt und
werden tum wohl hier bleiben.
Mit Gruß ait alle Leser.
Franz Schneider.
Edmunds County.
Ich will diesmal über einige To
desfälle berichten, die sich in dieser
Gegend ereigneten.
Etwa eine Viertelmeile von der
Stadt Mttta entfernt wohnte ein Ein
siedler namens Billy Lutz, der 114
Acker Land nebst guten Gebäuden be
saß, sowie sieben Pferde, Rindvieh,
und so weiter. Lutz war immer ein
eigenthümlicher Kautz und mitte
März war er zeitweise wie von Sin
tten. So ging ant 26. März mor
gens Herr M. I. Multon nach Lutz's
Platz, um nachzusehen was er mache.
Er sah Lutz itt der Stube herumlau
fen, fand aber die Thüre verschlossen
und erhielt aus Anklopfen keine Ant
wort. Herr Multon kehrte zur Stadt
zurück und meldete die Sache und
zwei Stunden später kam er zusam
men mit einem Beamten wieder bei
Lutz ay. Sie klopften, erhielten aber
keine Antwort, und brachen schließlich
die Thüre ein. Sie fanden Lutz vor
dem Bette aus dem Boden liegend
todt aus. Der Unglückliche hatte sich
mit einer Flinte erschossen, an deren
Drücker er eine Schnur befestigt und
sich aus diese Weise einen Schuß un
ter dem rechten Auge beigebracht
hatte, der seinem Dasein ein Ziel
setzte. Aus dem Tische fanden sie
zwei Briese an Frxunde, sowie $10
in Papiergeld. Die Leiche wurde
nach Ipswich gebracht, doch kann ich
neuer tn ote wreyr un io eoaui
nicht sagen, ob er dort beerdigt wurde
oder nicht.
Am 18. März verstarb in Aberdeen
Frau Veronika Goetz, geborene Hart
mann. Sie hinterläßt außer ihrem
Gatten ein sechs Tage altes Kind.
Am 4. April setzte nicht das Früh
jahr, sondern gleich der Sommer hier
ctit, denn wir hatten 82 Grad Hitze
int Schatten.
Am 5. April waren ich und Wen
deliit Dofch, zusammen mit unseren
Frauen itt Aberdeen Süd-Dakota und
da erfuhren wir auch, daß Priester
Dahlmann Aberdeen verläßt. Wer
an seine Stelle tritt, ist noch nicht be
stimmt. (Vater Dahlmann hat, wie
wir bereits berichteten, mit seiner dor
tigen Gemeinde nicht eben in Frieden
und Eintracht amtirt, und das mag
wohl der Grund sein, weshalb Herr
Dahlmann abdankte.—Red. Staats
Anzeiger.)
Joseph Kuntz u. Familie wurden
durch die Geburt eines kräftigen Bu
ben hoch beglückt.
Bernhart Schäffer aus Zeeland
Nord-Dakota war besuchsweise hier
und kaufte sich bei dieser Gelegenheit
auch einen prächtigen Zuchthengst
für $600.00.
Franz Braun beklagt den Verlust
eines werthvollen Pferdes, welches
von einem Zuge überfahren wurde.
Tick Miller verlor auf gleiche Weise
sogar fünf Pferde. Ob die Eisen
bahngesellschaft den Verlust ersetzen
wird, bleibt abzuwarten.
Bei Mino in diesem County be
ging ein Junggeselle Selbstmord, in
dem er sich mit der Schrotflinte er
schoß. Er litt an Wahnsinn. (Darüber
wurde bereits des Weiteren oben be
richtet.—Red. Staats Anzeiger.)
Mein Bruder Karl Lacher kehrte
aus Rußland zurück. Es hat unser
Vermögen, welches uns von dort zu
kam, an Bernhard Eisenmenger für
8,000 Rubel verkauft. Mein Onkel
Nikolaus Lacher bat schon feit 18
Monaten Luftschlösser mit seinem
Theile dieses Vermögens gebaut. Er
bat davon gegen 500 Rubel verpro
zesiirt und muß die Luftschlösser nun
aus eigenen Mitteln vollenden. Sckoit
vor drei Jahren erlaubte ich ihm
3,000 Rubel für feinen Theil, aber
er schlug das aus und zog es vor, zu
Prozessiren.
Heute hatten wir einen starken
Regenfall, der bis zu zwei Zoll Was
ser brachte—genug für eine zeitlang.
Gruß an alle Leser und Korrespon
deuten des Staats-Anzeiger und viel
Glück Herrn Brandt in Bismarck,
der neuen Heimath.
Mein Großvater, Konstantin Fuhr
mann, lebt noch in Selz in Südruß
land. Er ist 93 Jahre alt und wohl
der älteste Mattn in dortiger Gegend
Gruß an den Leserkreis von
Joseph Fuhrmann.
Aus Texas
Anm. d. Red.— Wegen Umzugs ka
men wir spät an die Bearbeitung
der eingelaufenen Korrespondenzen,
weshalb dieselben freilich etwas ver
altet find, was wir bitten zu entschul
digen. Von nun an aber finden alle
wieder prompte Erledigung.
Taniel Lacher.
Roscoe, 23. April.
Martin Fuhrmann, der Sohn mei
nes Vetters Joseph Fuhrmann in
Selz, Südrußland, der ant 14. März
von Dort abreiste, langte ant 21. April
gesund und munter bei uns att. Er
erzählte uns viel von Selz und Um
gegend. Zusammen mit Martin
kehrte auch Georg Däschle aus Nord
Dakota, der iit Rußland zu Bestich
war und schlechte Erfalirimgett ma
chen mußte, weil er keinen Reisepaß
hatte, nach Amerika zurück. Iii
Philadelphia aber trennten sie sich
und nun möchte Martin wissen, ob
Herr Däschle auch um dieselbe Zeit
itt Nord-Takota ankam, und er bit
tet, ihm doch zu schreiben.
Plantersville, 29.März.
Wir haben sehr späten Frühling,
denn noch immer war es kalt. Der
vergangene Winter brachte uns mehr
Regen als wir brauchten. Das Mais
pflanzen ist beendet, aber es geht vie
les nicht âuf, eben weil es zu naß
war. In solchen Fällen muß umge
pslantzt werden.
Schon lange hatte ich nichts aus
München in Südrußland, meiner al
ten Heimath, gehört, aber endlich las
ich in Nr. 33 eine Korrespondenz von
dort im Staats-Anzeiger und freute
mich sehr darüber.
Am 27. und 28. ds. Mts. hatten
wir heftigen Sturm mit Regenwetter.
Ter Sturm richtete strichweise großen
Schaden an. Bei John Gabriel trug
er einen Waschzuber eine Meile fort,
zerstörte auch das Hithiterhaus und
wollte den Wagen mitnehmen, aber
die Deichsel rammte sich in der Erde
fest. Bei Martin Klein rückte der
Sturm ein großes Gebäude etwa 30
Zoll vom Platz, beschädigte auch an
dere Gebäude und zerriß die Wind
ntühle. Von dort sprang der Sturm
aus unsere katholische Kirche über und
richtete Schaden im Betrage von $400
bis$500 an. Gut, daß die, Ktrche in
der Brandkasse versichert ist. Bei
Joseph Braunagel nahm er die Hälf
te des Maisspeichers und die Häljte
eines leerstehenden Gebäude mit und
richtete anderen Schaden an. Dieser
Schaden, wie berichtet, bezieht sich
nur auf diese Umgegend, etwa int
Umkreise einer Meile. Zweifellos
richtete der Sturm auch cmderwärtes
viel Schaden an.
Gruß an den Leserkreis des Blattes
von
Franz Kowis, alt.
Anm. d. Red.— Wegen Umzugs ka
men wir spät an die Bearbeitung
der eingelaufenen Korrespondenzen,
weshalb dieselben freilich etwas ver
altet sind, was wir bitten zu entschul
digen. Von nun an aber finden alle
wieder prompte Erledigung.
Lieber Staats-Anzeiger:
Ehe die Welt untergeht und ehe
man Land kauft, überzeuge man sich
von Thatsachen und nehme Geschenke
im Werthe von $4,000.00 in Em
pfang. Umstände zwingen mich näm
ltch, meine Farm zu verkaufen. Die
Landpreife der Eisenbahn- und Land
gesellschaften schwanken zwischen $21
und $28 per Acker für wildesPrairie
land, und sie werden in unserer frucht
baren, schönen deutsch-katholischen St.
Josephs Kolonie bet den vielen Ver
kehrswegen und den vielen kleinen
Ortschaften Wohl rasch weiter steigert.
Warum nun aber theueres, wildes
Prairieland kaufen, wettn Gelegenheit
sich bietet, kitltivirtes Land zu bekom
men, auf dem gleich gute Ernten zu
machen find? Mein Farm besteht aus
320 Acker, 90 Acker Neubruch, 90
Acker eingesäet, 40 Acker Sommer
brache, Rest ist ausgezeichnete Vieh
weide mit Wasser. (Int Ganzen sind
170 Acker Wetzen und 18 Acker Hafer
eingesäet.) Land ist schön an einem
großen See gelegen, sechs Meilen von
der Kirche, 11/j Meile von der Schule
und nur 41/2 Meile von der neuent
stehenden Eisenbahnstation Leipzig
entfernt.' Meine letztjährige Ernte
ergab 24 Büschel Weizen zum Acker,
trotzdem ich 20 Prozent durch Hagel
schlag verlor. Fester Preis 29 Dollar
per Acker. Man schreibe oder besuche
mich und kaufe direkt von mir. Ich
verschenke Gebäude, Mastvieh, Rind
vieh, Zugvieh, sowie alle Farm- und
Hausgeräthe. Nur die Hälfte des
Landkaufpreises, nämlich $4600.00,
muß baar bezahlt werden. Matt
schreibe an mich, oder an den Staats
Anzeiger, Bismarck, N. D., hüte sich
aber vor Agenten.
Achtungsvoll Ihr Leser
Joe Brückntaim,
„Trau, schau, wem."—So sehr die
ses alte Sprichwort auch verdient,
immer und immer wieder beherzigt
und im Gedächtniß behalten zu wer
den, und so viele auch schon durch
Nichtbefolgiing desselben moralischen
und materiellen Schaden erlitten,
kommt es doch noch immer vor, daß
Leute „hereinfallen." Folgende Be
gebenheit beweist das und sie möge die
Leser zur Vorsicht mahnen.
Also, im Jahre 1910 faßte ein
junger wohlhabender Mann in Süd
rnßland den Entschluß, nach Ameri
ka auszuwandern. Nachdem er sein
bewegliches Besitzthum verkauft hatte,
stellten sich ilim Schwierigkeiten iit
den Weg und verzögerten die Abreise.
Wohin nun, mit Frau und fünf Kin
dern Kurz entschlossen, zog der
junge Mann mit Sack uud Pack zu
seinem Schwiegervater. Hier nun
lebte er vierzehn Monate lang herr
lich und in Freuden. Sechs Wochen
hat er allerdings während dieser Zeit
die Arbeiter beaufsichtigt, aber die
übrige Zeit füllte er mit Wohleben
aus, unternahm Spazierfahrten mit
den Pferden des Schwiegervaters, u.
so weiter. Int Herbst vorigen Jah
res entschloß sich nun auch der Schwie
gervater, nach Amerika oder Canada
auszuwandern und, nachdem der
Schwiegersohn vom Schwiegervater
noch 200 Rubel ($100) genommen
hatte, reiften sie im November aus
Rußland ab. In Nord-Dakota, too
sie sich trennten—ersterer wollte näm
lich bort bleiben und letzterer nach Ca
nada gehen—angekommen, wollte
der Schwiegervater mit seinem
Schwiegersöhne abrechnen, kam aber
bei diesem schön an, denn der
Schwiegersohn behauptete, es käme
ihm noch Geld zu. Berechnet man
nun Beköstigung und Wäsche und al
les was drum und dran hängt für
sieben Personen aus vierzehn Monate,
dazu noch 200 Rubel Geld, so giebt
das wohl eine Rechnung von über
1,000 Rubel. Die geleistete sechs
wöchentliche Arbeit des Herrn Schwie
gersohnes kann aber höchstens mit 50
Rubel in Anschlag gebracht werden,
und so kämen dem Schwiegervater
also doch mindestens 1000 Rubel zu.
Der Schwiegersohn hat sich in Nord
-Dakota drei Claim Land (480 Acker)
mit guten Gebäuden, Pferden, Kühen,
landwirtschaftlichen Gerathen, Ma
fchinen und Saatgut gekauft für
$11,000.00, der Schwiegervater
aber lebt in Cauda in der größten
Bedräitgttiß und zwei Kinder, die er
noch zu Haufe hat, müssen dienen.
Soweit kam sich die Ungerechtig
keit und Unverschämtheit versteigen
und so kann es einem Manne gehen,
der das Sprichwort „Trau, schau,
wem?" außer Acht läßt.
Joseph Seleuski.
Speyer, de» 10. Mai.
Zwar wage ich kaum, dem Staats
Anzeiger zu schreiben, denn mein
Abonnement ist abgelaufen und ich
habe kein Geld, aber frisch gewagt ist
halb gewonnen, und ich werde zah
ten so bald als ich nur kann, will
aber das Blatt weiter lesen, denn ich
satt its nicht entbehren. (Das Blatt geht
Ihnen also ohne Unterbrechung zu.
Freilich brauchen auch wir unser Geld
sehr nothwendig, denn wir haben
Tausende Leser, derzeit jeder eine Klei
nigkeit uns schuldet und diese vielen
kleinen Beträge machen zusammen
ein ganzes Betriebskapital aus, aber
wir wollen jetzt nicht drängen, denn
wir wissen ja gut genug, daß die mei
steit Leute das Geld gerne zahlten
wertn sie es hätten. Natürlich erwar
ten wir, daß nach der Ernte jeder
Leser des Blattes seinen Rückstand
und dazu auch wieder ein Jahr im
Voraus zahlt. Daun kommen auch wir
wieder zu unserem Gelde und kön
nen unsere Schulden bezahlen, die
wir notgedrungen machen mußten.
Die Aussichten auf eine gute Ernte
siud ja in den beiden Dakotas und
auch tit Canada zur Zeit vortrefflich
und deshalb blickt alles fnschenMuths
in die Zukunft.—Red. Staats-Auzei
11
er.) Ich hoffe also, daß Herr Re
dakteur Brandt doch meine Korre
spondenz aufnimmt.
Der Gesundheitszustand hier ist be
friedigend. Das Wetter schön und
kühl, sodaß die Pferde fleißig und
gerne arbeiten. Ich habe bis zu 13
Acker eingesäet und hoffentlich kommt
es noch besser. Viele Farmer hier
haben bereits 125 Acker eingesäet,
aber ich bitt eben kein Großfarmer.
Zu schämen brauche ich mich deshalb
nicht. Mein Schwager Diet? und
Christian Wolf haben sich einen Kraft
pflüg gekauft. Vielleicht können sie
mir helfen. Nichts für ungut, John
und Christian.
In Nr. 39 las ich die Korrespon
dettz der Frau Gottlieb Bertfch, deren
meine Fran sich sehr freute, da sie
den Männern auch einmal die Wahr
heit sagte und ihnen an'* Herz legte,
was ihre Pflichten den Frauen gegen
über sind. Sie meinte, wenn sie bes
ser schreiben könnte, würde auch sie
einmal den Männern etwas verkün
digen. Nun, es ist schon wahr: man
muß den Frauen auch ort recht geben.
In Nr. 38 las ich mit Vergnügen
die Korrespondenz des Herrn Anton
Wangler, und die Nachricht, daß er
wieder in Napoleon Nord-Dakota an
langt. Hat mich sehr gefreut, Anton,
von dir zu hören.
Allerseits grüßt
Wir haben herrliche* Mailvetter,
aber am 5. und 6. fielen gegen drei
Zoll Schnee. Zum Gluck kam gleich
die Sonne und fraß ihn in ein paar
Stunden weg. An Feuchtigkeit hat
es dieses Jahr soweit nicht gefehlt
und wir erhoffen mit Gottes Segen
eine gute Ernte.
Gestern erhielt ich einen Brief von
meinem Schwager Barnabas Neiert
in Morton County Nord-Dakota,
welcher mir schrieb, er habe sich wie
der Land gekauft zu $20 per Acker,
aber wie viel schrieb er nicht. Morton
County muß doch eine gute Gegend
sein, daß die Leute bei den schlechten
Zeiten noch Land kaufen. Nun,
Glück dazu.
In Nr. 37. fand ich eine Korre
ivottdettz meines Schwagers Melchior
Weber in Kraßna Südrußland, die
mir viel Freude machte. Möchte
wissen, Schwager Melchior, wie es
dort mit den Weingärten steht, denn
ich horte sie seien alle vertrocknet. Wo
bleibt ttur mein Bruder Zachetts
Kopp mit seinen Korrespondenzen?
Ist er denn so arg in der Mühle ver
nommen, daß er gar nicht an den
Staats-Anzeiger berichten kann?
Gruß an alle Freunde und Be
kannte in der alten Heimath und be
sonders an Bruder Zacheus nebst
Familie, sowie an die Redaktion die
ses Blattes.
Jos. M. Kopp.
Ich bekomme so viele Briese von
Freunden und Bekannten mit der An
frage, ob noch Land aufzunehmen fei,
daß ich gar nicht alle einzeln beant
worten kann. Nun, ja, Land giebt es
noch viel das aufgenommen werden
kann, aber ob es ihnen passen würde,
kann ich freilich nicht sagen. Ant 14.
und 15. war ich in Medicine Hat auf
dem Landamte und erfuhr, daß noch
viel Land zu haben ist, aber ob es
gut oder schlecht, kann ich nicht sagen.
Der Andrang der Menschen im Land
amt ist so stark, daß immer 10 bis 15
Mann vor demselben nächtigen, nur
nur um am Morgen die ersten zu
sein.
Mein Nachbar Steinhauer verun
glückte beim Brunnengraben. Als er
35 Fuß unten war, stürtzte der Brun
nen ein und er wurde unter den Erd
massen begraben. Nur mit Mühe ge
lang es, ihm das Leben zu retten. Er
brach eilten Fuß zweimal uttd auch
drei Rippen und soll auch innerlich
verletzt sein. Er wurde nach dem
Spital in Maple Creek transporttrt.
Ein noch schwererer Unglücksfall er
eignete sich vor einige» Tagen süd
westlich von meinem Platze,, wo sich
ein Mann im Jahre 1911 zwei Pfer
de auf Zeit gekauft hatte. Dieses
Frühjahr sollte der Mann eine Zah
lung machen, hatte aber das Geld
nicht und entschuldigte sich. Der Ver
käufer aber bestand darauf, daß er
etwas zahlte. So bat der arme
Mann um nur ein paar Tage Zeit,
da er eine Wittfrau geheirathet
habe, die Geld hat und die ihm solches
übergeben soll. Aber es dauerte keine
paar Tage, denn noch am selben Tage
schoß der Mann die zwei Pferde und
dann sich selbst todt, nachdem er auch
auf feilte Frau, die sich weigerte, ihm
Geld zu geben, einige Schüsse abge
geben habe. Da diese aber im Hause
sich versteckt hatte, kam sie mit dem
Leben davon.
Hier wäre wieder ein durchweichen
der Regen erwünscht, denn es wird
schon recht trocken.
Gruß an die Leser und an den
Staats-Anzeiger und viel Glück itt
der neuen Heimath in Bismarck.
O o e z w e e n w i a n n
und Frau spielen, Elsa.
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Streiten aufgelegt.
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1
Simon Hauet
Briefkasten der Redaktion.
Immer wieder und wieder erhal
ten wir Korrespondenzen ohne volle
Nameitvunterichrirt des Einsenders.
Diese wandern schnurstracks in den
Papierkorb. Auch die Anfangsbuch
staben genügen nicht—es muß eben
der volle Namen sein.'
Karl D. Bischof in Baden Südruß
land.—Herr Paul Zahn in Scott,
Sask., Canada, bezahlte für Sie das
Blatt auf ctit Jahr. Herr Zahn
übermittelt herzlichen Gruß. Er be
stätigt den Empfang Ihres- Briefes
und bittet Sie, doch Korrespondenzen
an den Staats-Anzeiger zu senden.
Also bitten wir mit solche.
Valentin Moster, Sergiefka, Süd
rußland.—Ihr Bruder Blantus Mos
ser in Salvador, Sask., Canada be
zahlte für Sie das Blatt auf ein Jahr
und läßt herzlich grüßen. Sie möch
ten doch auch Korrespondenzen für
den Staats-Anzeiger schreiben, damit
der Bruder etwas Neues aus seiner
alten Heimath, Josephsthal, erfrort.
Bitten also, zu schreiben.
Frühe Kenntnis.

William Jennings Bryan enthusia
stisch begrüßt.
Perkins County.
Trctv, 28. März.
Mino, den 1. April.
Ter Staats-Anzeiger.Bismarck, R. D., den 27. Mi.
Franz Heinz
von Joseph.
Ipswich, 14. April.
Aus Canada
Saskatchewan.
Coblenz im Juni 1912.
Sec. 16, Twp.37, R. 20, S. ©.%
Sec. 15, Twp. 37, R. 20, S. W.
Allan 21. April.
Frank Lutz.
Fox Valley, 11. Mai.
Maple Ctvek, 16. Mai.
Main Straße Bismarck, X. D.

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