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Der Staats=Anzeiger. (Rugby, N.D.) 1906-current, July 04, 1912, Image 1

Image and text provided by State Historical Society of North Dakota

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sie Abweichung von diesen Raten
«. Jahrgang
Wochen-Rundschau
Ausland
Deutschland.
e i 2 4 u n i i e i s
wiederum ein deutscher Armeeflieger
um sein Leben gekommen. Leutnant
v. Falkenhayn hatte auf dem Döbe
ritzer Felde einen Uebungsflug aus
geführt und war im Landen, als er
mit einem der Hebel eilte falsche Be
wegung machte, worauf die Maschi
ne mit gewaltiger Wucht zur Erde
lauste. Das Flugzeug wurde total zer
schlagen, und Leutnant v. Falken
hayn lag als Leiche unter den Trüm
mern der Maschine.
e i n 2 4 u n i i v i e e n
Ehrungen sind zwanzig Mitglieder
der „American Society of Clinical
Surgery" empfangen worden, die vor
einigen Tagen hier eintrafen und eine
auf drei Wochen berechnete Tour
durch Deutschland und Oesterreich
machen. Zu Ehren der amerikani
schen Gäste wurden Vqn ihren hiesi
gen Kollegen und der „Anglo-Anteri
can Medical Association" verschiedene
Festlichkeiten veranstaltet. Morgen
reisen die Touristen über Jena, Leip
zig und Dresden nach Wien weiter
und von dort begeben sie sich nach
München, Stuttgart, Heidelberg,
Wiirzburg, Frankfurt a. M. und
Bonn, wo sie sich am 8. Juli trennen.
Unter den Amerikanern befinden sich
Dr. Albert C. Ochsner von Chicago,
Dr. G. Deschmeinitz von Philadelphia,
Dr. G. M. T. Finney und Dr. Har
vey Cushing von Baltimore, Dr.
George W. Crile von Cleveland und
Dr. C. H. Mays von Rochester, N. A.
e i n, 24. Juni. Einer Kund
gebung des Kaisers wird mit allge
meiner Spannung entgegengesehen.
Man erwartet ein baldiges Erschei
nen der vor etwa einem Monat in
Aussicht gestellten Kabinettsorder des
Monarchen, durch welche' das Duell
Wesen mehr beschränkt werden soll.
Inzwischen hat der Vorstand der An
tiduell-Liga die günstige Gelegenheit
und Stimmung, wie sie durch die
jüngst enthüllten Ehrenhändel und
die bezuglichen Debatten und Be
schlüsse im Reichstag geschaffen wor
den, nach Kräften auszubeuten ver
sucht. Er hat einen öffentlichen Auf
ruf erlassen, in welchem zu allgemei
nem Beitritt der Gegner des Duells
aufgefordert wird.
e i n 2 4 u n i i e
trächtlicher Spannung wird der im
nächsten Monat im Finnischen Meer
busen stattfindenden Begegnung des
Kaisers mit dem Zaren entgeaenge
sehen, denn es unterliegt keinem
Zweifel, daß die Entrevue eine
große politische Bedeutung haben
wird. Daß sie die Durchkreuzung
der auf eine englisch-französi'che
Allianz abzielenden jüngsten An
schläge Englands und Frankreichs
bringen wird, gilt als sicher, und die
italienische Regierung und Presse
geben sich, wie aus Rom gemeldet
wird, der Hoffnung hin, daß die bei
den Monarchen Mittel und Wege
verabreden werden, um dem türkisch
italienischen Kriege ein Ende zu ma
chen. Daß dieses Thema bei der Be
Segnung zur Sprache kommt, wird
auch hier als wahrscheinlich betrach
tet, denn die Weigerung der Türkei,
eine Vermittlung anzunehmen, so
lange Italien Tripolitanien nicht
wieder aufgiebt, erschöpft allmählich
die Geduld der Mächte.
e i n 2 6 u n i e a e i
kanische Multimillionär I. Pierpont
Morgan, der mit Allison V. Armour,
K. Kennedy Todd und anderen Ame
rikanern der nun zu Ende gehenden
Kieler Regatta beiwohnte, ist vom
Kaiser, wie im letzten Jahre, wieder
in hervorragender Weise ausgezeich
net worden. Bei einer gestern Abend
in Eckernförde zu Ehren der fremden
Gäste veranstalteten Festlichkeit saß
der Trustmagnat zur Rechten des
Herrschers. Den Platz zur Linken
des Monarchen nahm der irische Thee
fönig und Nacht-Enthusiast Sir Tho
mas Lipton ein. Morgan redete Lip
ton zu, nochmals einen Versuch zur
Eroberung des „American Cup" zu
mechen und der Kaiser, der sich leb
haft an dem Gespräch betheiligte,
pflichtete diesem Rathe bei.
a u 2 7 u n a s
lenkbare Zeppelin'sche Luftschiff
„Viktoria Louise" stieg heute Mor
gen um 6.15 Uhr mit zwölf Passa
gieren an Bord auf und nahm seinen
Kurs direkt nach der Nordsee zu.
Neun Stunden dauerte die erfolg
reiche Fahrt. Von einigen Seiten wird
hervorgehoben, daß diese überseeische
Fahrt hauptsächlich beweisen soll, daß
ein Luftschiff ohne jegliche Schwierig
keiten von der deutschen Küste nach
England fliegen kann. Die Schnel
ligkeit des Fahrzeuges betrug 45
Meilen und die Länge der Fahrt des
Luftschiffes ist gleichbedeutend mit
der Entfernung von Hamburg nach
London oder von Emden nach Bri
stol. Die Landung ging glatt von
statten.
s s e o 2 8 u n i u
eine Gasexplosion des Zeppelin'schen
Luftschiffes „Schwaben" wurden ge
stern 34 Soldaten verletzt und eini
ge von ihnen lebensgefährlich. Die
Schwaben ist ein Schwesterschiff der
Viktoria Louise, welche gestern einen
sensationellen Ueberseeslug mit 12
Passagieren erfolgreich unternahm.
Sie war vor der Lufthalle verankert
und wurde von einem heftigen Wind
stoße gegen die Halle geschleudert.
Hierdurch brach der Gasbehälter in
zwei Stücke, und das entweichende
Gas explodirte.
K i e 2 8 u n i K a i s e W i e
der Zweite verlieh heute den Rothen
Adlerorden zweiter Klasse an Herrn
Allison V. Armour vom New Aorker
yacht Club.
e i n 2 8 u n i V o e
Strafkammer werden sich am achten
Juli die beiden sozialdemokratischen
Abgeordneten Borchardt und Leinert
wegen.Widerstands gegen die Staats
gewalt zu verantworten haben. Wie
seinerzeit berichtet, war Borchardt
von dem vor Kurzem verstorbenen
Präsidenten des preußischen Abgeord
netenhauses Frhrn. v. Erffa wegen
beleidigender Aeußerungen, die er
im Verlauf der Debatte gemacht
hatte, zum Verlassen des Saales auf
gefordert und, als er der Aufforde
rung nicht Folge leistete, mit Hülfe
der Polizei gewaltsam entfernt wor
den. Er hatte sich damals den Poli
zeiorganen widersetzt und war in sei
nem Widerstand von dem Abgeordne
ten Leinert unterstützt worden. Beide
wurden darauf mit Zustimmung des
Immunität^ Ausschusses des Ab
geordnetenhauses unter Anklage ge
stellt. Dem Urtheil der Strafkammer
wird mit Spannung entgegengesehen.
Oesterreich-Ungarn
W i e n 2 6 u n i i e v o
Oesterreichischen Aero-Club veranstal
tete und gestern auf dem Felde von
Astern begonnene internationale
Flngwoche ist bereits durch zwei
schwere Unfälle getrübt worden. Der
französische Aviatiker Ehrmann stürz
te, als er einer Flugmaschine aus
weichen wollte, ab und es wurden ihm
beide Beine so entsetzlich zerquetscht
daß sie amputirt werden mußten.
Der Belgier Roy erlitt bei einem
Sturze gleichfalls schwere Verletzun
gen.
W i e n 26. Juni. Das gestern
hierher gelangte Gerücht, daß auf den
Erzherzog Joseph Ferdinand von
ioc'cana während der großen öster
reichischen Automobil-Alpenfahrt ein
Attentat verübt werden sollte, wird
bestätigt. Ein Bauer, namens Jpa
nie, erzählte im Rausche in einer
Wirthschaft, daß er von einem italie
nischen Priester, Namens Gantinaro,
gedungen worden sei, eine Bombe in
den Motorwagen des Erzherzogs zu
schleudern uud dafür 500 Kronen er
halten habe. Der Bauer wurde ver
haftet und bei der Durchsuchung sei
nes Hauses wurde die Bombe gefun
den.
W i e n 2 7 u n i i e a n e i e
Verpfuschung des Schlachtschiffes
„Viribus Unitis", des ersten Dread
noughts der Kriegsflotte Oesterreich
Ungarns, kam heute infolge einer
Interpellation im Abgeordnetenhause
des Reichsraths auf's Tapet. Der
Minister für Landesvertheidigung
General d. Inf. v. Georgi, erklärte in
Erwiderung auf die Anfrage, daß die
Behauptung, der neue Dreadnought
sei verbaut, eine absichtliche Ueber
treibung sei. Thatsache sei jedoch,
fügte der Minister hinzu, daß die
Thurmanlage auf dem Panzerriesen
eine Ueberschreitung des Gewichts in
nerhalb der erlaubten Grenzen sei.
Dies sei aber von keinen nachtheiligen
Folgen weder für den Tiefgang, noch
die Manövrir-Fähigkeit, noch auch die
Geschwindigkeit des neuen Schlacht
schiffs.
n a e st, 27. Juni. Das Ab
geordnetenhaus des Reichstags hat
heute die Auslieferung des Mitglieds
Kovacs an den Staatsanwalt ein
stimmig gutgeheißen. Kovacs, wel
cher am siebente^ Juni das erfolglose
Revolver-Attentat auf den Präsiden
ten des Hauses, Grafen Stephan Tis
za, verübte, wird wegen versuchten
Mordes prozessirt werden.
W iXe n, 28. Juni. Die Oester
reichische Waffenfabrik hat einen gro
ßen Kontrakt mit der mexikanischen
Regierung abgeschlossen. Der Kon
trakt betrifft die Lieferung einer be­
deutenden Anzahl von Gewehren mo
bernster Konstruktion.
W i e n 2 8 u n i I n i e n
Tirol, ist Fürstbischof Dr. Joses Al
teilweise! im einundsechszigsten Le
bensjahre gestorben. Der Kirchen
fürst ist dem Schlaganfall erlegen,
welchen er vor etwa einer Woche auf
einer Firmungs-Reise erlitten hatte.
Der Fürstbischof war am sechsten De
zember 1851 geboren. Im Jahre
187«) wurde Dr. Altenweisel zum
Priester geweiht. Fürstbischof wurde
er im Jahre 1904.
W i e n 2 8 .- u n i i e W e v o
lage passirte heute im Abgeordneten*
battse des Reichsraths noch die zweite
und dritte Lesung, nachdem sie ge
stern, wie bereits gemeldet, in vorge
rückter Stunde mit großer Mehrheit
in erster Lesung angenommen wor
den war. Die heutige Abstimmung
war eine reine Formsache, denn das
Resultat stand von vornherein fest.
Schweiz.
e n 2 6 u n i e u e e a n
nen die Feierlichkeiten zur Erinner
ung an den vor 200 Jahren gebore
nen großen Philosophen Jean Jas
ques Rousseau, welcher am 28. Juni
1712 in Genf das Licht der Welt er
blickte. Die Feierlichkeiten werden
drei Tage in Anspruch nehmen. Aus
fast allen Theilen der Welt sind nam
hafte Wissenschaftler eingetroffen, um
dem Feste beizuwohnen.
a i W a e s 2 6 u n i
König George und Königin Mary
von England hatten heute ein auf
regendesErlebniß mit den stets kampf
lustigen Frauenrechtlerinnen. In
Begleitung ihrer Majestäten befand
sich Home Secretary McKenna, wel
cher von den Suffragetten besonders
bitter gehaßt wird. Die Majestäten
befanden sich auf dem Wege nach der
Kathedrale in Licmdaff, als eine Frau
Namens Helen Cragg, den polizeili
sehen Schutzgürtel durchbrach und auf
Reginald McKenna zusprang. Sie
war hysterisch und rief ihm zu, daß
es unverschämt sei, wenn Kabinetts
mitglieder Vergnügungsreisen im
Lande unternehmen, während arme
Frauenrechtlerinnen im Gefängniß
verhungern. Ehe sie von der Polizei
nach dem Gefängniß abgeführt wurde,
appcllirte sie noch an die Königin, sich
der Sache des Frauenstjuunrechts an-.
zunehmen. A,
Nach 45 vergeblichen Abstimmungen einigt sich die demokratisch«
National-Konvention.
I War eine nolle Woche in Sitzung Burke von Norddakota
1 Kandidat für Vize-Kräfidevt
2 a i o e 2 u i 3 3 0 n a i a s N a 4 5 A s i
mungeu, welche resultatlos Verliesen, wurde heute nachmittag um 3
Uhr 15 Minuten Gouverneur Woodrow Wilson von NewJersey bei
der 46. Abstimmung von den Demokraten des Landes zum Präsident3
schaftskandidaten nominirt.
Tie letzte amtliche Abstimmung ergab folgendes Resultat: Wood
row Wilson 990, Clark 84, Harmon 12 Stimmen. Abwesend waren
zwei Delegaten. Auf Antrag wurde sodann Wilson's Nomination
$ einstimmig gemacht. Gleich darauf vertagte sich die Konvention bis
9 Uhr heute Abend.
Woodrow Wilson, der von der Demokratie des Landes nominirte
Präsidentschaftskandidat, ist unserer Ansicht nach zugleich der beste
$ und stärkste Mann, dem die Demokraten diese Ehre zuerkennen
konnten. Seine Amtsführung als Gouverneur des Staates New
Jersey hat ihm viele Freunde und Verehrer erworben und Wilson
z» zählt zu den einflußreichsten Männer» des Ostens. Er besitzt in
K hohem Grade alle Fähigkeiten für das höchste Amt welches die Bür
U ger der Bereinigten Staaten zu vergeben haben. Er ist Graduir
ter verschiedener Universitäten des Landes, hat die nöthige Ersah
rung, und genießt das volle Vertrauen aller Leute mit denen er je
in Berührung kam. Er ist fortschrittlich gesinnt und lebenslanger
Demokrat. Es steht als zweifellos fest, daß alle demokratischen
Parteiführer aus ihn sich einigen können. Er ist auch der Lieblings
kandidat Bryan's. Seine Nomination läßt keine Kluft in der de
mokratischen Partei und es freut uns aufrichtig, daß er die Nomina
tion erhielt, wenn auch erst nach schwerem Kampfe, denn seine Er
wählnng ist schon jetzt so gnt wie sicher. Die Voraussagungen ge
wisser politischer Propheten, daß Bryan selbst sich wieder werde no
miniren lassen, sind also nicht eingetroffen.
Wie der Telegraph meldet, vertagte sich die Konvention bis um
9 Uhr Dienstagabend. Wir sind überzeugt, daß gleich nach Er
öffnung der Abendsitzung auch der Vizepräsident nominirt werden
wird. Wie wir bereits früher bemerkten, hat Gouverneur John
Burke von Nord-Dakota Ansichten, die Nomination zu erhalten.
Wilson und Burke als demokratische Bannerträger wäre so übel nicht.
Doch, wer immer anch zum Bi cpräsidenten mag nominirt werden,
die Demokraten haben die besten Aussichten, den nächste» Präsiden
ten der Ver. Staaten zu erwählen.
I
o n o n 2 u n i i e e
rüchte, der Schatzkanzler Lloyd George
wolle einen Theil des Ueberschusses
von $32,500,000 zur Reduktion der
Nationalschuld benützen, die zu einer
Hebung des Kurses von Konsuls führ
ten, haben heute Nachmittag ihre Be
stätigung gefunden, als der Kanzler
im Unterhaus mittheilte, daß $25,=
000,000 zur Verringerung der Schuld
benutzt werden sollen und $5,000,000
in diesem Jahre zum Bau weiterer
Schiffe für die Marine, da man mit
der Vermehrung der Marine Deutsch
lands Schritt halten wolle. Dies
würde, wie Herr Lloyd George sagte,
allerdings später „schwerwiegende
Aenderungen zur Folge haben."
o n o n 2 8 u n i E i n e a e
meine Kampagne zur Zerstörung von
Postämtern im ganzen Lande wurde
heute von den Frauenrechtlerinnen
in Szene gesetzt. Sie begannen mit
dem Einwerfen von Fenstern im
Hauptpostamte und im Reform Club
in Manchester. Einige Londoner
Zweigpostanstalten und die Postäm
ter in Hitchin und Letchworth wur
den überfallen. Die hier verhafteten
Suffragetten erklärten, daß dieses
der Beginn einer Kampagne sei, die
dahin abzielt, alle Fenster in allen
englischen Postanstalten einzuwerfen.
Im Laufe des heutigen Tages wur
den die Postanstalten in Edinburgh,
Aberdeen, Derby, Jlkstone, Ludlow
und South End angegriffen und Fen
sterscheiben eingeworfen. Premier
AsquitH wurde gestern Abend aber
mals attackirt, als er einem Empfange
bei Lady Glenvonnor beiwohnte. Eine
„Dame", deren Namen zurückgehalten
wird, hing sich an die Rockschöße des
Premiers und schüttelte ihn in „zärt
licher" Weise, bis ihm die Puste aus
ging. Zwei Gäste eilten dem bedräng
ten Asquith zur Hülfe und befreiten
ihn aus den Klauen der schönen An
greiferin, die alsbald die Treppe hin
unterbugsirt wurde.
Inland.
Gompers und Morrison verurtheilt.
W a s i n o n, 24. Juni. Rich
ter Thew Wright vom Obergericht des
Distrikts Columbia verurteilte heute
Samuel Gompers, den Präsidenten
der „American Federation of Labor",
wiederum zu einem Jahre Gefäng
niß wegen Mißachtung des Gerichts
und den Sekretär der Vereinigung,
Sort,
Frank A. Morrison, wegen desselben
Vergehens zu sechs Monaten Gefäng
niß. Die Verurteilten gaben be
kannt, daß sie Berufung einlegen
würden und wurden gegen Stellung
einer Kaution von $5000 freigelassen.
John Mitchell, welcher gleichfalls
wegen Mißachtung des Gerichts in
Verbindung mit der Veröffentlichung
des Namens der „Buck Stove and
Range Company" auf der sogenann
ten schwarzen Liste von Nichtunion
Firmelt in der vorherigen Verhand
lung des Bundesgerichts zu einer Ge
fängnißstrafe verurteilte war, war
nicht anwesend, und seine Verurtei
lung wurde daher verschoben.
Evelyn Shaw fürchtet sich.
W i e a i n N I 2 4
Juni. In der heutigen Verhandlung
gegen Harry Thaw, welcher um seine
Freilassung aus der Staate-Irrenan
stalt von Matteaman kämpft, er
klärte Evelyn Nesbit Thaw auf dem
Zeugenstande, daß sie sich bor Thaw
fürchte. Sie sagte: „Ich fürchte, daß
Thaw mich todtfchießen wird, sobald
er frei ist, da er diesbezügliche Dro
Hungen gemacht Habe." Als sie diese
Erklärung abgab, war sie sehr aufge
regt. Thaw nahm einen Fächer zur
.Hand und hielt ihn vor sein Gesicht,
während er seiner Mutter zulächelte.
Während der Verhandlung vermie
den es die Ehegatten, sich gegenseitig
anzuschauen. Frau Thaw erklärte
ferner, daß sie nur unwillig zeuge
und immer gewünscht habe, eine Ehe
scheidung zu erhalten. Thaw bezahlt
ihr noch jetzt $500 Unterhaltsgeld per
Monat.
a i o e 2 6 u n i a s
Resolutionskoiuite begann heute mit
der Ausarbeitung der demokratischen
Prinzipienerklärung und überließ ge
gen Abend die Beendigung der Arbeit
einem Unterausschuß von elf Mitglie
dern. Das Konnte beschloß der Kon
vention zu empfehlen, daß die Plat
form der Konvention erst nach der
Nomination des demokratischen Prä«
fidentfchafts Kandidaten 3itr Begut
achtung und Ratifiziruiig vorgelegt
werden soll. Dann begann es eine
Reihe von Verhören. Zwei vollstän
dige Grundsatzerklärungen wurden
dem Konnte vorgelegt, eine von der
New porker Delegaten und die an
dere von Senator Newlands. Im
Verlaufe der Sitzung kam es zu einem
lebhaften Wortwechsel zwischen Sena
tor Culberson von Texas und Kon
greßmitglied W. G. Brantley von
Georgia. Brantlcii ist ein Mitglied
der nationalen Arbeitgeber Haft
pflicht Kommission und entrüstete
sich über Bemerkungen des teranischen
Senators über das Arbeitervergü
tungs-Gesetz, für das Brantley's
Kommission Gevatter stand. Die de
mokratische Platform räumt demTarif
die erste Stelle ein. AIs das funda
mentale Prinzip der demokratischen
Partei wird betont, daß die Bundes
regierung kein Recht habe, Zölle ein
zutreiben, soweit sie nicht für Einnah
mezwecke nöthig sind. Es wird sogar
verlangt, daß die Zolleinnahmen auf
die Höhe der nothwendigen Kosten
des Regierungshanshaltes beschränkt
werden sollen. Die Demokraten ver
langen eine sofortige Tarif revision
und unmittelbare Reduzirung der
Zölle auf Lebensmittel. Die Vetirung
der Tarifbills, die von demokratischen
Repräsentantenhause angenommen
wurden, durch Präsident.Taft, wird
scharf getadelt.
Die Nachmittagssitzupg der Kon
Vention^
a e 2 7 u n i i e
Nachntittagsfitzung der demokratischen
National-Konbentiön wurde um
12:45 Uhr von dem temporären Vor
sitzenden Alton B. Parker eröffnet.
Eine ungeheure Menschenmenge war
anwesend. Die Gallerten und selbst
die Gänge im Parkett waren so dicht
besitzt, daß matt kaum durchkommen
konnte. Gerüchtweise verlaubte, daß
die Konvention* Halle für Champ
Clark „gepackt" worden sei. Es be
fanden sich, die es heißt, 20,000 Per
sonen in der Armory, die unter ge
wöhnlichen Umständen kaum 15,000
Menschen Platz bietet. Col I. Mar
tin, der Sergeant-at-Arms, wurde we
gen der Unordnung fritifirt und Ro
bert Grain, der Vorsitzer des Balti»
morer Konventions-Konntes, be
schwerte sich bei verschiedenen Mit
gliedern des National- Komites und
es wurde beschlossen, zu der Abend
sitzung, die um 8 Uhr beginnen sollte,
nur Leute.einzulassen, die mit Ein
trittskarten versehen seien. Martin
hatte, wie behauptet wurde, seinen
Assistenten befohlen, jedermann einzu
lassen, der ein Clark -Abzeichen trage
Abonnements-Preise:
.$.150 das Jahr in den Ber. Staate«
Nach dem AuAlan»«
$2.00 das Jahr nach Canada
$2.00 (M. 8) nach Deutschland
$2.00 (Rbl. 4) nach Rußland
(Nur gegen Borausbezahlung)
«o. 49
—Frau William Howard Tast, die
Gattin des Präsidenten, saß in einer
der vordersten Logen als Gast der
Frau Norman E. Mack.—Die An
nahme des Majoritatsberichtes des
Komites für Mandate wurde um 2.30
Uhr beantragt und sofort ein Unter
antrag auf Annahme des Minoritäts
berichtes, nach dem den Wilson-Dele
gaten von Süd-Dakota Sitz undStim
me verliehen werden sollte, gestellt.
Die Abstimmung erfolgte über den
Unterantrag und ergab 624 Stimmen
für die Wilson-Anhänger und nur
437Stimmen für die Clarkleute. Zwei
Delegaten stimmten nicht und 15 wa
ren abwesend. Die Wilson-Bryan
Kombination gewann bei der Abstim
mung einen entscheidenden Sieg über
die Clark-Streitkräfte. Die 90 Mantt
starke New §)orker Delegaten, die ge
stern für Clark eingetreten war,
stimmt heute geschlossen für Wilson.
Auch die für Clark inftruirte Illinois
ser Delegaten gab ihre 58 Stimmen
für Wilson ab. Die sechs Delegaten
von den Philippinen wurden auf An
trag von John Scharp Williams von
der Abstimmung ausgeschlossen. Die
Gesammtzahl der stimmberechtigten
Delegaten in der demokratischen Na
tioualfoitöention verringerte sich des
halb von 1094 auf 1088.
Bryan dringt mit einer „progressiven"
Resolution durch.
a i o e, 27. Juni. William
Jennings Bryan brachte die demokra
tische Nationalkonvention heute Abend
zu einer Anerkennung progressiver
Prinzipien, wie sie in den Annalen der
politischen Geschichte unseres Landes
noch nicht dagewesen ist. Eine von
Bryan eingebrachte Resolution, die
von einer zwei Drittel Majorität an
genommen wurde, erklärt, daß die
Konvention der Nomination irgend
eines Präsidentschafts-Kandidaten, der
I. Pierpont Morgan, Thomas F.
Ryan, August Belmont oder irgend
einem anderen Mitglieder der „Privi
legien suchenden Klasse" verpflichtet
sei, oppoitire. Eine ungeheure Aufre
gung bemächtigte sich der Delegaten,
als Brtiaii die Resolution, die ur
sprünglich auch den Ausschluß der
Delegaten Belmont und Ryan von
New Z)ork bezw. Virginia forderte,
verlas. Der vorgeschlagene Aus
schluß von Delegaten fand den Bei
fall der Konvention nicht, weil er
einen Eingriff in die Staatsrechte be
deutet hätte, und Bryan zog diesen
Theil seiner Resolution daher wohl
weislich zurück. Repräsentant H. D.
Flood von Virginia sprach gegen die
Resolution und nannte Bryait „den
einzigen Mann, der die oemokratische
Partei zerstören will". Ex-Gouver
iteur McCorkle von West Virginia
sagte, die Resolution sei ein „dum
I mes" Machwerk. Bryan gestaltete die
Situation noch dramatischer, indem er
die Delegaten von Virginia und New
?)orf anforderte, eine Modifikation
der Resolution zu beantragen. Als
sich die Delegaten horauf nicht ei las
sen wollten, modifhirte er sein-' Re
solution in dem oben angegebenen
Sinne selbst. Er erreichte ^anrit,
die modnizirte Resolution, die nach
Streichnnch des Paragraphen über
den zwangsweisen Ausschluß der ..In
terefien" Delegaten nichts w iter als
ein harmloses akademisches Machwerk
bedeutete, mit 889 gegen 19 Stim
men angenommen wurde. Nach
her
Annahme seit er Resolution gab Br^
cm folaende Erklärung ab: „Durch
dieseAbstimmnng sind alle reaktionär
rett Präsidentschaftskandidaten eliirt'
nirt und wir können uns jetzt an die
Nomination eines progressiven Kan
didaten machen, der auf einer
pro­
gressiven Platform den Sieg errin
gen wird. Grs giebt einige Dinge, die
der Kandidat nach meiner Anficht
thun sollte, aber was das ist werde
ich erst bekannt geben, wenn die Nomi
nation da ist."
Beulenpest.
W a s i n o n 2 7 u n i a s
Bundes Gesundheitsamt entsendet
so schnell als möglich seine verfügbe
reit Kräfte, um die Beulen vest in
Porto Rico auszurotten. Nach den
letzten Nachrichten sind bis jetzt in der
Altstadt San Juan 31 Erkrankungen
und 14 Todesfälle in Folge der Seu
che konstatirt worden.
Aus der Arbeiterwelt.
i n o n a s s 2 7 u n i N a
einem erfolglosen Kampf
Poit
acht
Wochen zur Durchsetzung der Wiedifr
aitsteflung ihres Führers Dennis I.
Callahan beschlossen heute Abend
u A s i u n i e s e i k e n e n W e
ber der Lancaster Mills, die Arbeit
wieder aufzunehmen. Die Führer 6
der Industrial Workers of the World, i
unter deren Leitung der Streik unter-1
Mchluß auf Seite 8)

England.
Bismarck, 9l0rt*&afota, Dpnnerstag, den 4. Juli 1912.
1 Woodrow Wilson nominirt 1
Historical
Resolutions Konnte arbeitet an der
Platform.

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