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Der Staats=Anzeiger. (Rugby, N.D.) 1906-current, July 04, 1912, Image 4

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4
Aer Staats-Ameiger
Herausgeber
F. Brandt, Redakteur u. Geschäftsführer
Vereinigte Staaten, pro Jahr $1.50
Nach dem Auslande 2.00
(Nur gegen Vorauszahlung)
Um Verzögerung in Zusendung der Zei
tung zu vermeiden, bitten wir. bei Woh
nungsveränderunqen oder Wechsel der
Poslvffice immer den alten Wohnplatz und
die Postoffice mit anzugeben.
Die Borwahlen
Uord-DaKota
Berichte am Dienstagabend noch im
mer unvollständig bezüglich einiger
Kandidaten.
Die Stalwart Republikaner
nominiren g. Hanna
Mit kleiner Mehrheit, erleiden aber
empfindliche Schlappen im ganzen
Staate.
Der heißeste Kanipf der je bei den
Borwahlen in Nord-Takota sich ab
spielte, wurde dieses Johr zwischen
den beiden kriegführenden republi
konischen Fraktionen, den Stalwarts,
nnd den Insurgenten, ausgefochten.
Jede derselben hatte ein fast vollftön
diges Ticket in's Feld gestellt. Am
schlimmsten wüthete wohl der Kampf
um die Nomination zum Gonver
neursposten, um welche sich für die
Stalwarts L. B. Hanna und für die
Insurgenten James A. Buchanan be
warben. Obschon, wie bereits ange
deutet, die Berichte noch immer nicht
ganz vollständig, steht doch fest, daß
L. B. Hanna mit etwa 1,000 Stim
men Mehrheit siegte. Bedenkt man
nun, daß bei den Vorwahlen nahezu
54,000 Republikaner stimmten, so
muß man zu dem Schlüsse koinmep,
daß Hanna's Mehrheit y erschien den^
klein ist und der Kampf ein heißer
war.
Erlitten die Jnsurgentei: mit ihrem
Gouvernellrskandidaten eine Nieder
loge, so waren sie wiederum"mit vle^
len ihrer Kandidaten für. wichtige
Aemter sehr erfolgreich. Eie nominir
ten Tom Hall zum Staats-Sekretär,
Andrew Miller zum Generol-Staats--,
anwalt, A. T. Kraabel zum Vize
gouverneur. Sie. nominirten ferner
P. X. Norton zum Congreßniann im
dritten und George Aoung zum Con
greßmann im zweiten Distrikt. Na
mentlich war der Kamps um die No
mination zum Staats-Sekretär und
um Congreßlnann im zweiten und
dritten Tistrikt ein sehr erbitterter,
aber die Insurgenten blieben oben
auf. Hall siegte über seinen Geg
ncr Henry mit etwa 4,000 Stimmen,
Zoung schlug Tuttle mit etwa 1,500
Stimmen, während Norton seinen
Gegner Simpson mit kleiner Mehr
heit besiegte. Auf dein republikani
schen Ticket wurden weiter für Staats
ämter nominirt: W. C. Gilbreoth,
Comniissär für Landwirtschaft und
Gewerbe W. C. Taylor, Versicher
nngs-Commissär Carl Jorgeiison,
Staats-Audilor Guilder Olson,
Staotvschabmcistcr E. I. Taylor,
Schnlsuperintendeut. Tie Nomina
tion der Herren W. H. Mann, O. P.
N. Anderson und W. H. Stutsman
als Kandidaten für Eisenbahn-Com
missäre ist gleichfalls sicher.
F. C. Hellström, demokratischer Gou
vernenrskandidat
Ta der Kampf zwischen den Repub
likanern ein so heißer, wurde dem
Resultat der Vorwahlen, soweit die
Demokraten in Betracht kommen, seit
her nur wenig Beachtung geschenkt,
da mail erst
Saraus
bedacht war, das
Resultat republikauischerseits zu er
mitteln. Somit sind die Berichte
über die abgegebenen Stimmen der
Temokraten des Staates soweit noch
recht »lagere. Allem Anscheine nach
aber siegte F. O. Hellstrom über sei
neu Gegner George P. Jones mit
etwa 1600 Stimmen. Ueber die an
deren demokratischen Kandidaten ist
zur Zeit als wir zur Presse gehen,
nichts auch nur halbwegs Bestimmtes
zu ermitteln.
Ein ziemlich umfassender Bericht
über die Verhandlungen der Vierten
Jahresversammlung des Teutsch
Amerikanischen Centralbundes von
Nord-Takota nimmt in dieser Num
mer des Blattes einige Seiten Platz
ein. Tie Verhandlungen aber sind
interessant, u, wir bitten unsere Leier,
denen daran gelegeil ist das Teutsch
thiim Nord-Takotas möglichst zu
einigen, diese zu lesen, damit sie einen
besseren Einblick gewinnen überZwecke
und ziele des Bundes.
Fortsetzung von Seite 8':
abzustreifen, welches in ihnen den
Teutschen verrathen könnte.
Sie haben mir heute auch eine an
dere, angenehme Ueberraschung be
reitet eine Ueberraschung, sür die ich
Ihnen recht dankbar bin: Sie haben
dafür gesorgt, daß auch deutsche Frau
en an dieser Versammlung theilneh
men, und darin sehe ich ein gutes Zei
chen für Ihren Staatcverband und zu
gleich auch für Ihre» Staat. Wenn
wir uns die Mitarbeiterschaft der
deutschen Frauen erhalten können,
wenn unsere Bestrebungen von ihnen
für gut befunden und unterstützt wer
den, dann müssen imd werdeu wir Er
folg haben. Unsere Franen sind,
Gott sei Tank, von dem Verlangen
nach PolitifcherGleichberechtignng und
dem Franeiistimmrecht noch nicht ver
seucht, sie halten es noch mit den gött
lichen Verordnungen in Bezug auf die
Stellung der Frau im Haufe sowohl
als im öffentlichen Leben, sie glauben
noch an den hohen Beruf der Frau,
wie ihn unser Tichter Schiller im Lie
de von der Glocke gekennzeichnet hat.
Allein, der Tag mag kommen, daß
auch unsere deutschen Frauen aus ih
rer bisherigen Stellung heraustreten
müssen um, gleich den Männern, sich
des Stimmrechtes zu bedienen dann
aber, so hoffe ich, werden sich unsere
deutschen Frauen auch als deutsche
Fronen zeigen, sie werden als Unsere
Verbünde te an die Wahlurne treten
und ihre Stimme abgeben? ein Pro
test gegen widersinnige Altgriffe auf
die Stellung der Frau, zum Schutz
des eigenen Heims, zum Schutz der
Jugend und in Vertheidigung gegen
Angriffe auf garantirtc Rechte, zur
Abwehr jeden Vevormuudungsver
fuches.
Ich begrüße Sie herzlichst, meine
Tarnen, deutsch« Fraueil, Gattineil
deutscher Männer. Möge in Ihrem
Staate der Tag noch recht ferne sein,
an dein Sie gezwungen werdeil, aus
Ihrer Häuslichkeit herauszutreten um
an die Wahlurne zu treten. Ich bin
aber überzeugt daß Sie, wenn die
Nothwendigkeit an Sie herantrit,
auch Ihre Pflicht erfüllen werden.
Es wird oft von Nicht-Teutschen die
Frage aufgeworfen, ob der Teutsche
im Ausland Berechtigung und Grund
hat, sein deutsches Wesen', seine Eigen
art, seine Sitten und seine Mutter
spräche beizubehalten ob es für ihn
und das Staatswesen welches ihn auf
nahm, nicht besser sei wenn er sich so
schnell als inöglich dieser Eigenarten
entledige und in dem neuen Staats
roefeii ganz aufgehe. Um Antwort: auf
solche Fragen geben zu können, ist
wohl vor allen Tingen erforderlich
daß wir uns selbst darüber in \'uiv
zweifelhaftester Weife klar werden.
Ja, meine Freunde, wir Teutsche
haben alle Ursache unserer Eigenart,
unseren Idealen, unserer Mutterspra
che, treu zu bleiben, und für unsere
neue Heimath liegt darin die aller
größte (Gewähr, daß wir auch hier
treue, gute Bürger werden.
Einen Jeden, in dessen Adern ger
manisches Blut pulsirt, muß es mit
Stolz erfüllen, zu wissen, daß er ei
nem Volksftanlme angehört, dessen
Kuturgeschichte über die Zweijahr
tausende hinausreicht, einem Volks
stamme, welcher sich aus dem Barba
reilthliin zur höchsten Zivilisation ent
wickelt hat, einer Zivilisation, welche
der ganzen Welt zum Segen gewor
deil ist. Im Christenthum wurzelt
das germanische Volk und findet in
ihm seinen Nährboden Ideale und
Eigenart habeil sich aus ihm entwickelt
und bleiben in inniger Anlehnung an
das Christenthum sein eigen.
Im Teutschen Reiche, dem Oester
reichischischen Kaiserreiche und dem
Tentsch-Amerikanerthilni verkäs
pert, steht das.Volk der. Germanen
stolz und achtunggebietend unter den
Völkeren Erde da. Wo deutsche» We
sen, deutsches Wissen, deutsche Art und
deutsche Gesittung sich entfalteil konn
teil, da habeil sie Segen geschaffen.
Unsere Muttersprache ist die Spra
che der Wissenschaft, der Tenker und
Tichter, sie ist wohllautend und zum
Herzen dringend. Kein Lied ist an
sprechender als das deutsche Volks
lied in ihm vermögen wir den tiefsten
Seelenregungen Ausdruck zu geben.
Tas Teutsche Reich, wie stolz, wie
mächtig steht es da: eine Hochburg
treuen Glanbens, eine Hochburg der
Wissenschaften und Künste, ein Land,
in dem Recht und Gerechtigkeit walten
und dieses Teutsche Reich, unser Mut
terlaiid, es mußte erst sich selber sin
den und feilte Kinder vereinigen, ehe
es diese stolze Stellung im Rath der
Völker einnehmen konnte.
Betrachten wir auch die Geschichte
der Teutschen in Amerika. Sie ist
ein weiteres Ruhmes- und Ehrenblatt
ill der Geschichte desGermaneuthums.
Tie Geschichte des Teutschamerikaner
thlllns ist mit der Geschichte der Ver
einigten Staaten eng verknüpft ohne
diese wäre jene unvollständig. Was
deutscher Fleiß, deutsche Ausdauer,
deutsche Sparsamkeit undAnpassnngs
sähigkeit diesem Lande gegeben hat,
kanil durch Neiderei und Verkleiner
ilngssucht nicht verneint werden
In Werkeil des Friedens nnd in Tha
ten des Krieges waren Deutschameri
kaner stets mit dabei und vornean. So
war es in den Tagen der Geburt die­
"r Ter-Staats-Anzeiger. Bi
ser Nation, uud so ist es auch heute
noch. So wird es auch bleiben, so
lange als es in diesem Laude Bürger
deutschen Stammes geben wird. Sie
und ich, wir wissen, daß Ihr Staat
und mein Staat ohne die Mithülfe
der Tentschen heute nicht aus der be
neidenswerthen Stnse der Entwick
lung ständen welche sie einnehmen.
Tabei will ich durchaus nicht die Ver
dienste anderer Nationalitäten zu
schmälern stichen, ich erkenne diesel
ben im Gegentheil freudig an.
Haben Sie es je für unschön, oder
linpatriotifch gefunden, daß der
Skandinavier hier feine Mutter
sprache redet, oder daß der Jrländer
und Schotte hier feinen Dialekt bei
behält? Sollten wir uns unserer
Muttersprache schämen, sie, die uns
mit unserer Jugend, mit dem Vater
haufe verbindet, sie, die unserm See
lenleben Ausdruck verleiht?
Ja, wir Deutsche haben einen guten
Grund, weshalb wir unsere Mutter
sprache lieben, hegen und Pflegen sol
len, weshalb wir sie auch auf unsere
Kinder als theures Vermächtniß über
tragen sollen, sie, das Band, welches
uns durch der Erinnerung Zauber
die Brücke zwischen der neuen und
der alten Heimath aufgebaut hat.
Tu, lieber Landsmann, dessen
Scheitel bereits Silberhaar ziert,
denkst du noch an deine Jugendzeit?
Ob du in ärmlicher Hütte geboren
und baarfuß herum liefest, oder ob
ein anfpruchvolleres Haus dein Heim
war heute erscheint dir doch gewiß
deine Jugendzeit im rosigsten Lichte
sie war eine sorgenlose, freudenreiche
Jugend. Denkst du auch noch an dein
liebes, gutes Mütterlein, an sie, die
dich dein erstes kleines Gebetchen lal
len lehrte? das Gebetlein, welches du
später, fromm-gläubigen Sinues, oft
uud oft betetest?. Waren es nicht
deutsche Worte welche dir Tein Mut
terlein da einprägte? Denkst du noch
an deine Gespielen nnd Kameraden?
waren es nicht deutsche Worte in denen
eure Lebenslust sich Lust machte? Hast
du des großen Tages etwa vergessen,
ail dem du in der Heimathskirche vor
dem Altar knietest um eingesegnet zu
werden? wie der Pfarrer dir segliend
die Hand auf's Haupt legte und deut
sche Laute drangen an dein Ohr.
Worte der Verheißung, der Ermah
nung und des Trostes. Es war doch
auch die deutsche Sprache, in der du
deinem Landesherrn deil Treueeid als
junger Soldat leistetest. Vielleicht
warst dll einer derjenigen, welche
hinaus iii den Krieg ziehen mußten
um fiir des Vaterlandes Ehre und
Fortbestand zu streiten. Vielleicht
warst du es gar, dem der sterbende
Kamerad aus dem Schlachtfelds bre
chenden Auges noch einmal diesHand
drückte und dir feine letzten Grüße
an die Lieben in derHeimath auftrug?
Ja, tausendfach sind die Erinnerun
gen welche durch die Vermittlung bei
ner Muttersprache vor dir heraufzu-.
ziehen vermögen. —Wie war es doch
damals, als das Mädchen deiner
Wahl sich dir in Treue und Liebe für
Zeit und Ewigkeit versprach? hättest
du es damals nicht hinaus schreien
und jauchzen mögen in die Welt: „ich
liebe sie, sie ist mein?" Vermagst du
wohl das Tages zu vergessen, an dem.
du zum letzten Male abschiednehmend
vor dem elterlichen Hause standest,
bereit hinaus zu ziehen in die weite
Welt, um dein Glück zu versuchen
und dir da? eigne Heim zu bauen?
Wie der Vater segnend seine Hand
Dir aufs Haupt legte uud fein Segelt
l'pnich iit deutscher Sprache drang an
dein Ohr: „Ziehe mit Gott, mein
Sohn." Kannst du wohl des Augen
blickes, des Abschieds vom treuen, lie
ben Mütter lein vergessen? Wie sie
dich noch einmal umschlungen hielt
und dich nicht lassen wollte? Wie
endlich all ihre Liebe, all ihr Tren
nungsschinerz in den dir stets unver.
geßlichen deutschen Worten aitsklang:
„Werde glücklich, mein Kind." Ja,
in unserer Muttersprache haben wir
einen köstlichen Schatz, sie ist der Aus
druck unseres Seelenlebens in ihr
haben wir in Stunden höchsten Glück
es freudig aufgejauchzt uud dem
himmlischen Vater gedankt in ihr
haben wir in bangen, schweren Lei
densstunden brünstig und hülfesu
chend zu unserem Schöpfer gefleht. Ja,
würdest du auch im fremden Lande
deine Muttersprache aufgeben, ver
gessen wirst du sie nicht. Die Stunde
wird kommen, in der die Natur ihr
Recht fordern wird, in der du in der
Sprache deiner Kiuderheit wieder den
ken und dich ausdrücken wirst: es ist
die Stunde, wo du auf deinem Ster
belager liegen wirst, in der die Seele
sich vom Körper loskämpfen wird.
Beim Eintritt in die Welt begrüßten
dich deutsche Laute, beim. Austritt
aus derselben werden deine letzten
Laute auch deutsche Laute sein.
Lasset uns darum des Mutterse
gens eingedenk bleiben lasset uns ihr
Andenken in ihrer Sprache ehren.
Uebertragt dieselbe auch aus eure Kin
der, lehret sie deutsch denken, deutsch
fühlen, in deutschem Geiste beten und
sich erfreuen. Ihr braucht euch nicht
zu besorgen, daß dieses ihrem Patrio
tismus Einbuße thun könnte es wird
ihn, im Gegentheil klären und ver
edeln.
Der deutschen Sprache, deutschen
Idealen und deutschem Wesen in der
neuen Hei math eilte bleibende Stätte
zu sichern, dies ist auch die vornehm-
7 R. T., de» 4. Jnli.
lichste Ausgabe desDeutsch-Amerikani
schen Nationalbundes, dessen Zwecke
und Ziele der Herr Vorredner Ihnen
so eben klar gelegt hat. Sodann ist
es sein Bestreben dem Deutschthum in
diesem Lande die Stellung zu sichern,
zu der es vermöge seiner Zahl und
Leistungen berechtigt ist.
An den deutschen Kirchen mit ihren
Schulen, und an der deutschen Presse,
hat die deutsche Sache eifrige Vor
kämpfer und Verfechter, deren Lei
stungen oft nur zu wenig anerkannt
werden. Den deutschen Kirchenge
meinden, welche deutsche Schulen un
terhalten, sind wir sicherlich zu gro
ßem Danke verpflichtet: nicht allein
weil sie deutsch lehren, sondern auch
weil sie deil, Kindern deutsche Gesin
nung, deutsche Tugenden und Pflicht
bewußtsein einprägen. Unsere dent
sche Presse verdient besonderer Berück
sichtigung. Ihr Stand ist im besten
Falle ein schwerer, aber für uns ist sie
die Vermittlerin zwischen den einzel
nen Gliedern des Deutschthums und
zugleich auch unser Mundstück. Ihr
schulden wir, daß wir zum wenigsten
durch Unterstützung ihr unsere Aner
kennung zu Theil werden lassen. Lei
der ist es damit bei manchen unserer
Landsleute nicht weit her.
Daß wir Deutsche uns hier bereini
gen, um so gestärkt unseren berechtig
ten Wünschen Nachdruck zu geben, ist
durchaus nichts Absonderliches. An
dere Nationalitäten thun dies auch
und sehr oft sogar zu unserem Nach
theil. Wir wollen keine Sonderstel
lung. Wir erachten es als Pflicht
eines jeden Bürgers, daß er sich am
öffentlichen Leben betheilige und sei
ne vom Staat von ihm verlangten
Pflichten erfülle. Deshalb rufen wir
auch unseren Landsleuten immer und
immer wieder die Mahnung zu: „Erst
Pflichten dann Rechte. Wir haben kei
ne Befugniß Rechte zu beanspruchen
ohne auch die ihnen entspringenden
Pflichten erfüllen zu wollen. Wir
haben keiiiRecht uns zu beklagen wenn
wir beiiachtheiligt werden und nicht
gewillt find unsere Rechte zu vertheidi
gen. Große Probleme liegen dem
Volke der Vereinigten Staaten vor,
wir sollen und müssen an deren Lo
sung Antheil nehmen und der Natio
nalbund kennzeichnet die Wege welche
seine Zweige einschlagen sollen. Wir
sind mit Erfolg für die Esch-Vorlage
im Cougreß eingetreten, welche den
Gebrauch von weißem Phosphor bei
der Herstellung vou Zündhölzern ver
bietet. Jetzt betreibt der National
bund und feine Zweige eine eifrige
Agitation für Erlangung von zeit
gemäßen Arbeiterfchlitzgefetzen welche
die Rechte der arbeitenden Klasse fest
legen und schützen sollen. Ich fordere
ihren Staatsverbaild auf sich an die
ser Agitation zu betheiligen und auch
in ihrem Staate sich mit anderen Or
ganisationen zu verbinden welche das
selbe Ziel im Auge haben.
Ihr Präsident hat bedauert, daß
der Staatcverband von Nord-Takota
noch nicht dieselben Fortschritte ge
macht hat wie die Verbände anderer
Staaten. Dies sollte Sie durchaus
nicht entmutigen. Ihr Staat ist ein
Akerbaustaat, feine Bevölkerung lebt
daher über ein weites Areal zerstreut.
Fahren Sie nur weiter in den Sinne
zu arbeiten, wie Sie dies begonnen ha
ben, es muß doch erst das Vertrauen
zu dem Verbände hergestellt werden,
seine Zwecke und Ziele müssen ver
standen werden. Unser Staatsver
band in Minnesota ist auch nicht in
einem Jahr erstanden und er hat auch
seine Stürm- und Drangperioden ge
habt. Haben Sie Vertrauen zu Ihren
Führern und pflegen Sie vor allen
Dingen deutsche Einigkeit, deutsche
Treue und Duldsamkeit unter sich
selbst feine religiösen und politischen
Meinungsverschiedenheiten sollten
hindernd dazwischen treten. Der
Grund ans dem wir stehen ist so breit
daß ein Jeder Platz darauf finden
kann und die Aufgaben welche der
Lösung harren sind so viele und so
mancher Art daß ein Jeder für sich
Arbeit findet. Fahren Sie fort am
AilsbauJhres Staatsverbandes, möge
Eintracht und Friede stets unter sei
iten Mitgliedern herrschen, dann wird
auch GottesSegeil mit Ihnen fein und
Ihre Arbeit krönen.
Nicht enden wollender Beifall und
stürmisch sich kundgebender Enthusi
asmus belohnten den begabten Red
ner, dem sich schon gleich nach Beginn
seiner Ansprache alle Herzen der An
Wesenheit zuneigten. Seine Worte
drangen tief in die Gemüther ein und
manche Thräne rollte verstohlen über
die Wangen der Anwesenden—ein
Zeichen, daß Herr Mörsch den richti
gen Ton angeschlagen, das richtige
Thema gefaßt hatte—und solcher
Rührung braucht sich selbst der stärkste
Mann nicht zu schämen, denn sie bil
bet das Zeichen, daß er noch tieferen
und edleren Regungen zugängig ist.
Wir sind fest überzeugt, daß alle Zu
hörer, gleich uns selbst, Herrn Mörsch
auf immer in dankbarer Erinnerung
behalten und stets des Dienstes einge
denk bleiben, welchen dieser Herr dem
Ceiitralbnnd von Nord-Takota im
besonderen, und dem Teutschthum
Nord-Takotas im allgemeinen leistete.
Nachdem noch die Herrn F. I. Keh
rer aus McClitskt) und Ernst Möckel
ausWishek ihren Gefühlen betreffs
der Zwecke und Ziele des Centralbun
des in Nord-Takota und der Aufgabe
des Teutfchthnms in diesen Staate
in beredter Weise Ausdruck verliehen
hatten, erklärte.Herr H. G. Albrecht,
Präsident des Turnvereins „Vor
wärts" zu Wahpeton, das abendliche
Programm beendet und lud zu glei
cher Zeit im Namen dieses Vereins
alle Anwesenden ein, trotz vorgerückter
Stunde noch zu verweilen, die weitere
Gastfreundschaft des „Vorwärts" an
zunehmen, und noch einige Stunden
auch der Geselligkeit ihren Tribut zu
zollen und die zu diesem Zwecke be
schafften Erfrischungen.mit zu genie
ßen.
Dieser herzlichen Einladung wurde
allgemein Folge geleistet und bald ge
staltete sich der weitere Verlaus der
Zusammenkunft zu einem genußrei
chen, deutschen Gesellschafts- und Fa
milienabeni), bei welchem namentlich
die Tarnen des Turnvereins benei
denswerthes gastfreundliches und ge
seltschastliches Talent entwickelten, so
daß allen Theilnahmern der Abend
viel zu kurz erschien und die meisten
derselben ein gut Theil des folgenden
Morgens zur Hülse nehmen mußten.
Leider mußte sich Herr Julius Mörsch,
den wir alle so gerne noch länger un
ter uns gesehen hätten, verabschieden,
da Verbandspslichten ihn zwangen,
auf dem Nachtzuge die Heimreise an
zutreten. Tie meisten der Besucher mffi
Delegaten verlebten bei anregender
Unterhaltung, Gesang und Gläser
klang und schmackhaftem Imbiß
noch so manche vergnügte Stunde.
Erst am Morgen trennte man sich in
dem Bewußtsein, einen geistigen Ge
nuß erfahren und sich trefflich unter
halten zu haben. Schreiber dieser
Zeilen erinnert sich nicht, je zuvor ei
nen angenehmeren und genußreiche
ren Abend verlebt zu haben und wir,
wie auch alle Delegaten uud Gäste
rechnen es uns zur höchsten Ehre an,
die persönliche Bekanntschaft der Wah
petoner Damen, Turnerbrüder, Ge
nossen und Bewohner bei dieser Ge
legenheit gemacht zu haben. Ein
dreifach donnernd Hoch dem Wahpe»
toner „Vorwärts."
Zweiter Tag
Wahepton, den 15. Juui.
Die Versammlung wurde gemäß
Vertagung um 9 Uhr vormittags von
Präsident W. H. Mann zur Ordnung
gerufen.
Der Namensaufruf ergab, daß alle
Delegaten und Beamten anwesend bis
auf Schatzmeister Wm. Lehfeld.
Die Mandate der Delegaten Ru
dolphHantm und E. B.Simonitsch aus
Jamestown und Bernhard Frosch aus
New Leipzig, welche nachträglich ein
getroffen waren, wurden dem zustän
digen Ausschuß zur Prüfung über
wiesen. Derselbe.erklärte die Man
date in Ordnung und die Delegaten
zu Sitz und Stimme in der Versamm
lung berechtigt.
Die vom Präsidenten ernannten
Ausschüsse erklärten ihre Arbeiten
vollendet und reichten ihre Berichte
ein, welche auf Antrag verlesen wur
den wie folgt:
Bericht des Ausschusses für deutsche
Schulen.
Mit Rücksicht ans die große Wichtig
keit der vorstehenden Frage, und in
Anbetracht der beschränkten Zeit, die
uns zur Erwägung und ersprießli
chen Ausarbeitung dieses Themas
zur Verfügung steht, fühlt sich dieses
Comite außer Stande, diesen Gegen
stand in der ihm gebotenen Zeit einge
hend zu besprechen.
Tas Comite ist deshalb der Ansicht
und einstimmig übereingekommen, der
jetzt tagenden Jahresversammlung des
Teutfch-Amerikanifchen Central-Bun
des vou Nord-Takota den Vorschlag
zu unterbreiten, ein diesbezügliches
stehendes Comite zu ernennen, wel
ches nicht nur Vorschläge mit Bezug
auf deutschen Schulunterricht (Privat
oder Parochial-Schulen als solche),
sondern aber auch solche Vorschläge
mit Bezug auf den Unterrichts- und
Erziehungsgang der öffeittlichenSchu
len überhaupt, wie solche Fragen das
allgemeine Publikum gegenwärtig
stark bewegen, entwerfen.
Ergebenst unterbreitet:
Wm. Klimmeck
Karl Baumann,
Aus Antrag wurde der Vorschlag
diesen Comites, es zu einem stehenden
zu machen, gutgeheißen sodann der
Bericht angenommen wie verlesen,
uud Präsident Mann machte die dies
bezügliche Ernennung. Ta dies ei
iter der Hauptzwecke, eines der wich
tigeren Ziele des Centralbundes, ver
langten viele Delegaten über dieses
Thema ihre Ansichten zu äußern. Aus
Alltrag wurden die Debatten über
dasselbe auf je zwei Minuten be
schränkt und die Sache sehr eingehend
besprochen. Dieses Comite wird im
Lause des Sommers und noch vor der
Herbstwahl der Exekutive des Central
bundes wichtige Empfehlungen unter
breiten, und diese werden von Zeit zu
Zeit im Staats-Anzeiger bekannt ge
macht werden. Wir bitten unsere Le
ser, ihr Augenmerk auf dieselben zu
holten, denn«sie werden wichtige -find
weittragender Natur sein.
Bericht des Ausschusses für Pro
paganda.
Wir empfehlen, daß cs allen Mit»
gliedern der Lokalzweige, und befott-
ders^ den Präsidenten derselben, zur
Aufgabe gemacht wird, dahin zu ar
beiten, möglichst viele lebenslängliche
Mitglieder für den Centralbund zu
gewinnen, und auf diese Weise die
nöthiget! Mittel für die Kasse zu be
schassen, erfolgreich Propaganda füt
unsere gute Sache zu mcâhen. In
erster Linie sollen zu diesem Behufe
solche Deutsche Nord-Dakotas ange
gangen werden, welche zur wohlhaben
den Klasse gehören und, zweitens, sol
che denen es nicht gut möglich ist, ei
nem Zweigverbande anzugehören und
die sich seither dem Bunde gegenüber
passiv verhalten haben. Wir sind
überzeugt, daß in diesem Staate viele
hervorragende Deutsche wohnen, wel?
che durch einmalige Zahlung sich gerne
dem Centrolbmlde aus Lebenszeit
anschließen werden. Wir legen es den
Präsidenten der Zweigverbände na
mentlich an's Herz, sofort energisch
vorzugehen.
ErgebeNst unterbreitet:
R. H. Hamm,.
B. Frosch,
E. V. Simonitsch.
Auf Antrag wurde diese Empfeh
lung gutgeheißeil und der Bericht an
genommen wie verlesen. Als Anschluß
des Berichts sei nur bemerkt, daß es
nicht möglich ist, erfolgreich für die
gute Sache zu wirken, wenn der Cen
tralbund nicht die nöthigen Geldmit
tel besitzt. Wir legen es der wohlha
benderen Klasse der Deutsche» Nord
Dakotas an's Herz, zum Erfolg der
guten Sache dadurch beitragen zu
wollen,, daß fie die Präsidenten der
verschiedenen Lokalzweige unterstütz
en imd Diplomas auf Lebenszeit her
ausnehmen. Der Preis derselben be
trägt nur $5 und durch diese einma
lige Zahlung ist ein solcher Mann le
benslängliches Mitglied des Bundes
lind von allen weiteren Beiträgen frei.
Bericht des Ausschusses für legisla
tives Gebiet.
Ihre Comite unterbreitet zu Ihrer
Begutachtung folgenden Bericht:
Alle wichtigen Fragen, mit denen sich
der Centralbund von Nord-Dakota
im Interesse und zum Wohle aller
Deutschen des Staates zu besassen hat,
sind solche, die auf legislatives Ge
biet fallen. Erstreben wir eine Aen
derung unliebsamer Gefetze, welche an
gethan find uns die persönliche Frei
heit zu rauben, so müssen wir, um
Wandel zu schössen, in der Staats
legislatur beginnen.
Da mm dieses Jahr eilt Wahljahr
ist und besonders wichtige Fragen in
der Schwebe hängen, so empfiehlt Ihr
Comites, daß der Präsident des Cen
tralbundes für dieses Jahr ein stehen
des Comite von drei Gliedern ernenne
und dasselbe mit möglichst weitgehen
der Vollmacht ausrüste, um einen er
folgreichen Wahlkampf zu führen.
Da indeß der Baarbestand der
Kasse, die sür solche Zwecke herange
zogen werden könnte, eilt .verhältnis
mäßig geringer, so empfiehlt Ihr Co
mite ferner, daß der Sekretär des
Centralbundes beauftragt werde, sich
in einem Rundschreiben an die Zweig
vereine zu wenden mit der Aufforde
rung, durch freiwillige Beiträge zil
einem allgemeinen Wahlkampf-Fonds
beizutragen.
Die so eingehenden Gelder sollen
dann dem betreffenden Comite für
solche Zwecke zur Verfügung stehen.
In aller Hochachtung Ihr Comite:
F. I. Kehrer,
Wm. Laist,
Ueber diesen wichtigen Bericht wnr
de längere Zeit eingehend gesprochen
und sämmtliche Delegaten waren der
Ansicht, daß es unbedingt nöthig, Mit
tel zur Führung eines WahlkampfeS
zu beschoffen und es war allgemein
die Ansicht, daß solche sich durch leb
hafte Thätigkeit unter den Tentschen
Nord-Dakotas würden beschossen las
sen. Die Begeisterungswellen schlu
gen so hoch, daß verschiedeneTelegaten
sich anheischig machten, noch vor der
Herbstwahl je drei oder vier Mitglie
der für den Bund ans Lebenszeit zu
gewinnen und auch freiwillige Bei
träge zu sammeln. Einige der Her
reil Telegaten wiesen darauf hin, daß
Angehörige anderer Nationalitäten
viel Geld aufbringen, um ihre Inte
ressen zu fördern, daß auch viele un
serer wohlhabenderen Teutschen große
Summen alljährlich für Zwecke bei
steuern, die weniger edle, oder weilig
ftens nicht edlere Ziele haben, als un
ser Centralbund, und es schien allge
mein die Ansicht zu sein, daß unsere
deutschen Landsleute, wird ihnen die
Sache nur richtig erklärt, und Zwecke
und Ziele ihnen auseinandergesetzt,
gerne dem Centralbund helfen werden.
Auf Antrag wurde dann der»Bericht
angenommen wie verlesen. Präsident
Mann erbat sich Bedenkzeit, ein solches
stehendes Comite nomhaft zu machen,
da dasselbe eine große Aufgabe habe
und aus den denkbar thatkräftigen
und besten Männern bestehen muß,
welche der Centralbund auszuweisen
hat. Auf Antrag wurde Präsident
Mann Zeit gewährt, die Ernennung
^zu machen so bald als irgend möglich,
oamit dieses Comite sofort in Aktiv
treten kann.
Hierauf folgte Vertagung bis
Uhr 30 Minuten nachmittags.
(Schluß auf Seite 8.)

BISMARCK PRINTING COMPANY
Entered eeeend-cleee matter. May 2,1612,
at the peet eltice et Bismarck, N. D., under the
Act March 3,1879.
Published Every Thursday, at Bismarck, N. D.
Subscription Price 91.60 per Annum
Vonnerseag, Den 4. 3ult, 1912
A o n n e e n s e i s
4. Jahres- Convention
George Ehlhard,
Ernst Möckel.
H. G. Albrecht,
Christ. Geißler,'
Ernst Möckel.

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