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Gebühren für Anzeigen: SOc per Zoll für jede Insertion tve Per Zeile für die erste Insertion Be per Zeile für jede folgende Insertion Bei Anzeigen von 6tt Zoll und darüber be rechnen wir 20c per Zoll für die erste und 15c für jede weitere unveränderte Insertion Heine Abweichung vo» diesen Raten! 7. Jahrgang Wochen-Rnndscha« Anslanv. Deutschland. e i n 2 5 A u U n e e i n e Aufregung rief heute Vormittag in Koblenz, laut, telegraphischer Mel dung von bort, die Kunde hervor, daß der Koinmandeur des in der rheinischen Stadt garnifonirenden 23. Feldartillerie-Regiments, Oberst leutnant Freiherr Walther von Rheinbaben, in seiner Wohnung er schossen aufgefunden worden sei. An geblich handelte es sich um einen lln fall, welcher dein Offizier zustieß, als er seinen Iagdkarabiner reinigte. Aber diese Erklärung hat keinenGlau ben finden wollen. e i n 2 A u i e e u s e Regierung hat noch keine Antwort aus Washington erhalten auf ihre per Kabel übermittelte Anfrage be treffe der berichteten Entscheidung der Regierung der Vereinigten Staa ten, wonach ein Retorfions-Zoll auf die Einführung von Weizen-- und Roggenmehl sowie Splißerbsen aus Deutschland gelegt werden soll. Tie deutsche Regierung hat daher auch moch nicht bekannt gegeben, welche Politik sie in der Frage einschlagen wird. Die Handlungsweise der Ver «einigten Staaten wird hier einfach als »ein weiterer Schritt in einem „kleinen Zollkrieg" zwischen Deutschland und 'der nordamerikanischen Union ange sehen, der mit den Papierbrei-Zöllen begann und in dem Ausschluß der 'Ver. Staaten von den Begünsti gungen des schwedischen und japani schen Vertrages unter der Meistbe gimstigungs-Klausel durch das Teilt sche Reich seine Fortsetzung fand. Ein entscheidender Schritt wird von der deutschen Regierung wahrscheinlich nicht unternommen werden, so lange die Entscheidung der Vereinigten Staaten über canadischen Holzbrei noch schwebt. e i n 2 6 A u i e E n w i k fofng tier Dinge auf -dem- Balkan, welche noch dem Dafürhalten Bestun terrichteter die bedenklichsten Perspek tiven eröffnet, behauptet sich an dauernd im Brennpunkt des allge meinen Interesses. Die Vorgänge im europäischen Wetterwinkel werden hier in allen Kreisen, nicht blos in politischen, mit außerordentlicher Spannung verfolgt, die nur den ei nen Schluß zuläßt, daß man sich auf eine ernsthafte Wendung in jedem Augenblick gefaßt macht. Was die allgemeine Lage noch ungünstiger ge staltet, liegt in dem Umstand, daß die westnachbarliche Tendenzpresse, welche mit den britischen Brunnenvergifter Organen innigste Fühlung hält, sich mit allen Chikanen der Aufgabe un verzieht, den oft erwähnten Vorschlag des österreichisch-ungarischen Mini sters des Aeußern, Grafen Berchtold: "daß die Mächte in einen Meinungs austausch über die türkische Frage zwecks Klärung eintreten sollen, zu mißdeuten und zu verdrehen. Die Unterschiebungen haben ihren Gipfel punkt ill der Behauptung erreicht, daß Graf Berchtold darauf aus sei, den europäischen Provinzen der Türkei Autonomie zu verschaffen und damit der ottomanifchen Herrschaft auf dem Kontinent ein Ziel zu setzen, eine Be Häuptling, die in Konstantinopel nicht wenig irritirt hat. Dabei laufen dann alte möglichen Verdächtigungen der Politik Österreich Ungarns und des verbündeten Deutschlands unter. e i n 2 6 A u i n z e i n rich von Preußen, der sich als Ver treter des Kaisers zum Leichenbegäng niß des verstorbenen Mikados von Japan nach Tokio begiebt, hat noch eine andere wichtige Mission. Er wird auf der Heimreise Kiautschau besuchen und mehrere Wochen dort verweilen, um sich über die allgemei ne wirthschaftliche Lage und die Be dürfnisse der deutschen Besitzung im fernen Osten zu orientiren. Nach seiner am 25. September erfolgen den Ankunft in Tsingtau besichtigt der Prinz zunächst die dortigen Be satzungstruppen, das Kreüzerge schwader und die Werftanlagen. Von Tsingtau aus wird er sodann Aus flüge in's Innere machen, um die Kulturarbeiten der Beamten zu stu diren und mit den Kaufleuten Füh lung zu erlangen und deren Wün sche kennen zu lernen. e i n 2 6 A u e n e u e Panzerkreuzer „Göben" hat sich bei seiner heutigen offiziellen Probe fahrt großartig bewährt und seine Vorgänger „von der Tann" und ^Moltke" in Schatten gestellt. Alle kontraktlichen Forderungen sind von den Erbauern übertroffen worden. Der jüngste „Dreadnought" ist das schnellste Fahrzeug schM Art iu der Welt. Bei einer mehrstündigen for cirten Fahrt wurde eine durchschnitt liche Geschwindigkeit von *28.4 kno ten in der Stunde erzielt, und dabei blieb der Kohlenverbranch weit hin ter dem Voranschlag zurück. a u 2 7 A u u s E i n e neue Probe seiner glänzenden Lei stnngsfähigkeit hat das Zeppelin Luftschiff „Hansa" abgelegt. Ter stolze Segler der Lüfte stieg von Hainburg auf und manövirte zunächst über der Elbe. Tann senkte sich das Luftschiff bis beinahe auf die Wasser fläche nieder und fuhr einem Tampfer gleich dicht über das Wasser dahin. Daß der Steuermann das Luftschiff vollkommen unter Kontrolle hatte, er gab sich daraus, daß trotz erheblicher Fahrgeschwindigkeit die Strommitte genau verfolgt und der geringe Ab stand über dem Wasser streng einge halten wurde. Während der Fahrt, der Tausende an beiden Elblifern zu fchauten, wurde von der „Hansa" eine größere Menge Wasserbalast aufge nommen lind wieder abgegeben. Da nach erhob sich das Lnftschisf leicht und sicher wie ein riesiger Wasservogel und flog in elegantem Bogen feiner Lau dungshalle zu. Die Landung erfolg te glatt und ohne den geringsten Zwischenfall. e i n, 30. August. Die Nach richten über das Befinden der hoch gefeierten (Sängerin Geraldine Far rar, welche sich in München in ärzt licher Behandlung befindet, lauten nicht sonderlich günstig. Die Künst derin laborirt an emerDarmfrmtkheit zu deren Heilung eine Kur von vol len acht Wochen erforderlich ist: Die Ausführung der von Frl. Farrar für die Monate Oktober und November geplanten amerikanischen Tournee er scheint deshalb überaus fraglich. I e it a u, 30. Aug. Vor Kur zem wurde das durch die Zusammen fünfte Karl Augusts mit Goethe be rühmt gewordene großherzogliche Re sidenzschloß in Ilmenau seiner alt ehrwürdigen Einrichtung beraubt. Tie gesanlmte Einrichtung wurde nach Weimar geschafft und das Schloß vermiethet. Jetzt wurde auch das berühmte Wahrzeichen Ilmenaus, der Entleichsthnrm, den die Stadt schon vor mehr als hundert Jahren einrei ßen wollte und für dessen Erhaltung Goethe energisch eingetreten ist, zum Preis von 3300 Mark an ein Waaren haus, das den Thurm zur Geschäfts Vergrößerung braucht, verkauft. e i n 3 0 A u E i n S i o nage Fall, welcher aus Wanne int westfälischen Regierungsbezirk Arns berg telegraphisch gemeldet wird, er regt allgemeines Aufsehen. In dem genannten Orte wurde ein Kanalbau volier Namens Hausner in dem näm lichen Augenblick verhaftet, als er mit dem Bahnzug eine Reise nach Paris antreten wollte. Die Ermittelungen der Behörden, welche die Inhaft nahme Häusners anordneten, hatten ergeben, daß Häusner den Versuch gemacht, die Eisenbahn Fabrpläne für den Fall einer Mobilmachung des deutschen Heeres an Frankreich zu ver kaufen. Ter Preis sollte sich auf zwölftaliseud Mark belaufen. e i n 3 0 A u Z u e e planten amerikanischen Zollaufschlag auf Roggen- und Weizenmehl und Splißerbsen läßt sich die „Kölnische Leitung" ill einer offiziellen Kundge bung vernehmen. Das rheinische Blatt theilt mit daß der Wortlaut der ein schlägigen Verfügung der Regicrimg der Ver. Staaten nicht veröffentlicht worden sei, weßhalb auch die Reichs regierung sich nicht habe äußern kön nen. Für Deutschland, fügt die „Köl nische Zeitung" hinzu, fei die Maßre gel praktisch ziemlich bedeutungslos. Denn die Gesammtausfuhr, welche dabei in Betracht komme, sei überaus gering. Die jährliche Ausfuhr von Weizenmehl von Deutschland nach den Ver. Staaten hat nur einen Werth von $25,000, diejenige von Erbsen einen solchen von $17,500. Davon entfällt nur einTheil aufSplißerbsen. Roggenmehl wird aus Deutschland überhaupt nicht nach Amerika expor tirt. Während die Presse im Allge meinen dem Zwischenfall feine sonder liche Wichtigkeit beimißt, schlägt die „Deutsche Tages-Zeitung" einen recht scharfen Ton an. Das Mundstück der Agrarier erklärt, daß die Auferle gung der Retorsionszölle ein schamlo ser Vertragsbruch sei, welchem Deutschland sich nicht unterwerfen müsse, einerlei wie groß oder gering der betreffende Betrag sei. e i n 3 0 A u u s a s Bernstorff, der deutsche Botschafter in Washington, fonferirte heute Vor mittag und Nachmittag mit dem Staatssekretär des Auswärtigen von Kiderlen Waechter über die deutsch amerikanischen Beziehungen. Die Hryge der Retorsionszölle auf deut sches Mehl und Splißerbsen wurde, wie es heiszt, nur kurz berührt, da man in Teutschland die Angelegen heit nicht für wichtig hält. Graf Bernstorff ist auf morgen von Kaiser Wilhelm zum Lunch geladen. Schweiz. e n 2 8 Aug. Die schweizerische Regierung hat heute die offizielle Mittheilung erhalten, daß der deutsche Kaiser aller Wahrscheinlichkeit nach seine geplante Manöverreise antreten wird. Das Reiseprogramm soll je doch modifizirt werden und vor al lern die Fahrt auf der Jungfrau Bahn unterbleiben. Die Kunde vom Kommen des deutschen Kaisers hat in der ganzen Schweiz um so größere Freude Hervorgerufen, als die Mel dung von der plötzlichen Erkrankung des hohen Besuchers eine schwere Ent täuschung gewesen war. Oesterreich-Ungarn W i e n 2 7 A u S o a o n i s hat das europäische Konzert kaum noch geklungen. Nachdem auch Frankreich dem Türkei-Borschlag des Grafen Berchtold, des Leiters der ausländischen Angelegenheiten der Doppclmonarchie, zugestimmt, liegt die Zustimmung sämmtlicher europä ischen Großmächte vor. Italien. o 2 8 A u I n e n e z i e hungen zwischen Rußland und dem Vatikan ist eine scharfe Spannung eingetreten und sie mögen ganz abge brocheil werden. Vom ^ciren wurde kürzlich Protest dagegen erhoben, daß seit der Entlassung seine:- Toleranz Ufas mehr als 500,000 seiner Unter thanen für die katholische Kirche gc« wonn"n worden sind. I.t der Dun Vatikan zugestellten russischen J'ott1 wurde geltend gemacht, daß der Ufas des Zaren die Prosl'l-./.enmacheri'i nicht gestatte. Der Papst erwiderte jedoch, die Thätigkeit der katholischen Missionäre in Rußland sei vollständig legitim uud die Abberufung des russischen Gesandten bejm Vatikan gilt nun als sicher. o m, 30. Aug. Die Meldung daß ein neuer amerikanischer Kardi nal ernannt worden ist, wird hier bestätigt. Der Name des neuen Würdenträgers ist jedoch noch nicht angekündigt worden. In katholischen Kreisen wird es für fehr wahrschein lich gehalteil, daß Mgr. Keilnedy, der Rektor des amerikanischen College in Rom, derjenige Bischof ist, der zum Kardinal erhoben wurde. Mgr. Kennedy lebt schon seit mehreren Iah ren in Rom. Rußland. St. Petersburg, 26. Aug. Der Begründer und Herausgeber des bedeutenden russischen Tageblat tes „Nowoje Wremja", Alerej Serg iewitfch Snworin, ist im Alter von nahezu 78 Iahreil gestorben. o n o n 2 8 A u a e s Bingham Penrose, ein Bruder des Senators Boies Penrose von Penn splavania und Direktor der Zoologi scheu Gesellschaft von Philadelphia, äußerte sich heute hier in einem In terview über die amerikanische Prä sidentschaftskampagne und machte da bei einen heftigen Angriff auf den Ex Präsidenten Roosevelt. „Seit ich vor vierzehn Tagen nach England kam, habe ich mit verschiedenen gebildeten Amerikanern über die politische Situ atioii in den Ver. Staaten gesprochen und dieselben bezeichneten Roosevelt einstimmig als einen „Fakir", sagte der Doktor. Als das habe ich den Ex-Präsidenten schon erkannt, als ich vor vielen Iahren die Harvard-Uni versität mit ihm besuchte. Ein Far mer, der in Nord Dakota lange ein Nachbar des Rauhreiters war, er klärte mir: Roosevelt ist kein Mann, sondern ein ausgestopftes Hemd." Ich glaube, daß der Charlatanismus Rooselvelt's endlich blosgestellt wer den wird. Frankreich. a i s 2 8 A u I n e i a lienischen sowohl wie in der französi schen Presse machen sich seit einiger Zeit Stimmen bemerkbar, die von einer in nicht zu ferner Zeit zu erwar tenden Wiederaufnahme der diploma-' tischen Beziehungen zwischen Frank reich und der Kurie unterrichtet zu sein glauben. An sich würde die That sache, da in Frankreich völlige Tren nung von Kirche und Staat besteht, nicht ausschließen, daß Frankreich zur Kurie diplomatische Beziehungen un terhält, da eine Reihe inner- und außerpolitischer Interessen bestehen, die einen amtlichen Meinungsaus tausch zwischen der französischen Re gierung und dem päpstlichen Stuhle thunlich erscheinen lassen könnten. a i s 3 0 A u e a i n wird von seinem römischen Korre spondenten telegraphirt, das der Ge sundheitszustand des Papstes Pills des sehnten wieder zu ernster Besorg nis Anlaß gebe, obgleich dies vom Vatikan in Abrede gestellt werde. Der Heilige Vater werde von Tag zu Tag schwächer ltttd könne oft keine Messe leseil, weil seine Beine ihn nicht mehr tragen wollen. a i s 3 0 A u I n e n o fiziellen Friedenskoliverfationen zwi schen den italienischen und türkischen Delegaten in der Schweiz ist, nach einer Spezialdepesche an den „Ma tin", eine Stockung eingetreten. Italien will sich ans keine Tiskussion ihrer Besitzergreifungen in Libyen einlassen und hat sich direkt geweigert, der Türkei einen Theil des Inneren oder der Küste von Eyrenacia zu überlassen. Eine der Friedensbedin Hungen, die Italien stellt, ist die, das die Türkei alle ihre Truppen ans Lioncii zurückziehen solle. Italien erklärt sich bereit, der Türkei die An erkennung der italienischen Besitzer greifung der Tripolitanien zu er lassen und will auch die religiöse Autorität des Sultans der Türkei nicht aufheben. Weiterhin ist Ita lien bereit, der Türkei eine bedeu tende Indemnität zu zahlen, die In seln im ägäischen Meer zu räumen und. weitere Zugeständnisse zu ma- Türkei. K o n s a n i n o e 2 5 A u Betreffs der Instruktionen, welche Hie Regierung den türkischen Dele flirten, denen die halbamtlichen Frie densverhandlnngen mit Italien übertragen sind, gegeben hat. ist noch nichts bekannt gemacht worden. Nichtsdestoweniger. ist man über zeugt, daß die ottomanischen Send tinge vorschlagen werjben, das Hin terland von Tl^pizlitanien mit einem Ausgang nach dem Mittelmeer der Türkei zu überlassen, während das übrige Gebiet, einschließlich der Kn stenlinie, im Besitz Italiens ver bleibt. Serbien. e a 2 7 A i i u e z e Nacht aus Sienitza an der Sndgrenze Serbiens eingetroffene Depeschen be sagen, das die Türken die Stadt ge stern angegriffen und zahlreiche Ein wohner niedergemetzelt haben. Tie Nachricht von dem Mafsakre rief in der serbischen Hauptstadt gewaltige Aufregung hervor. Tie Zeitungen gaben Extrablätter heraus, in denen sie an leitender Stelle verlangten, das die serbische Regierung bei der Pforte nachdrücklichen Protest einlege. In einer Massenversammlung, die zum Zwecke des Protestes gegen das Ge metzel einberufen war. hielten die Redner zündende Anklagereden gegen die türkische Regierung. Taranf be? wegte sich ein Zug von fünftausend Menschen zum Palast und zum Offi zierskasino, wo die Menge durch laute Rufe ihr Verlangen kundgab, daß der Türkei der Krieg erklärt werden sollte. China. e k i n 2 7 A u u s E i n e trächtlicher Theil der Stadt Tung chow, des zwölf Meilen östlich gelege nen Hafenortes der chinesischen Hauptstadt, wurde heute von einer großen Schaar »»zufriedener chinesi scher Bannertruppen alter Art, die. wie aus dem Boden gewachsen, beutehungrig und blutgierig, in den Straßen der Stadt auftauchten, ge plündert und niedergebrannt. Zwölf Einwohner wurden niedergemetzelt und die Stadt wurde zum größeren Theil zerstört. Inlands Stomps im Kongreß geht heute weiter W a s i n o n 2 5 A u I n einer hoffnungslosen parlamentari schen Situation vertagte sich das Re Präsentantenhaus heute fcri'ch um halb fünf Uhr bis Montag Mittag. Nachdem der Senat vergeblich ver sucht Hatte, sich auf die Erledigung aller noch vorliegenden Arbeiten in nerhalb einer Stunde zu einigen, that er das Gleiche. Ter Konferenz bericht über die allgemeine Nachfor dernngsvorlage und die Resolution, die auf eine Untersuchung der Roose velt Penrose Archbold Kampagne fonds Kontroverse abzielt, liegen noch vor. Mit der für gestern be stimmt erwarteten Aushebung der zweiten Session des 62. Kongresses war es nichts. ,• «MM. Äongretz vertagt sich um 4.30 Räch mittags. W a s i n o n 2 6 A u u s Tnrch die Unannehmlichkeiten, welche die Flibustcr der Nachtsitzung vom Samstag zum Sonntag heraufbe schworen hatten, ernüchtert, schaffte der Kongreß heute seine Kontroversen aus der Welt, lud Präsident Taft noch einmal nach dem Kapital ein und beendete die zweite Session des 62. Kongresses um 4.30 Uhr Nachmit tags. Am Ende der Session war alles Harmonie. Senator La Füllet te, der Abstimmung über die Penrose Kompagnefonds Resolution verlang te, fand alle Hindernisse aus dem Wege geräumt und die Resolution wurde nach ganz kurzer Tebatte ange nommen. Weder im Senat noch im Hause war ein dnorunt anwesend. Hätte ein Senator oder Repräsentant auf Nachzählung der Anwesenden be standen. so wäre die Verlegenheit groß gewesen und der Kongreß wahr scheinlich immer noch in Sitzung. Sprecher Clark beglückwünschte sei lie Kollegen im Haufe, daß das Ende der arbeitsreichsten und längsten Session, die je da war, gekommen sei. Ter Kongreß hat thatsächlich seit Tezember mehr Sitzuugstage absol virt als irgend ein anderer Kongreß vor ihm. Peumse-Resolntion geht dnrch. W a s i n o. n, 26. Aug. Nach dreitägigem Kampfe, während dessen Senator La Follette'? Trohitng mit einem anhaltenden Flibuster wie eilte finstere Wolke über den Senat hing, nahm die Körperschaft beute die Pen rose-Resolution an, die eine genaue und eingehende Untersuchung der Kampagnekontributionen John T. Archbold's und George W. Perkins' und aller finanziellen Transaktionen sowie beiden genannten Finanzgrößen und Theodore Roosevelt bezweckt. Tie Untersuchung soll sich auch auf alle Korrespondenzen und Transaktionen Perkins' und Archbold's mit Sena toren und Mitgliedern des Reprä sentantenhauses erstrecken. Als der Senat heute Mittag zusammentrat, war bereits vereinbart worden, Sena tor La Follette keilten Widerstand mehr zu leisten. Tie Resolution war die Folge der Angaben des Senators Penrose, daß die Standard Oel Co. zu Roosevelt's Kampagne int ^ahre 1 WO 4 $100,000 beigesteuert Habe. Tie Senatoren Poindcrtcr und Penrose ameiidirteit dann die ursprüngliche Resolution derartig, daß sie sich jetzt auf die Untersuchung der ganzen po litischen Thätigkeit der Herren Arch bold und Perkins he zieht. Senator La Follette beabsichtigt, eine genaue Liste seiner Ausgaben als Kandidat für die republikanische Präsident schafts-Nomination zu veröffentlichen. Tie Erklärung, sagte er, werde alle und jede Information enthalten, die er als Zeuge vor dem Senatskomite geben könne. Trotzdem erwartet der Senator aus Wisconsin, im Herbst vor dem (Slapv Komite als Zeuge ver nommen zu werden. Senator Clapp sagte, es sei noch nicht entschieden, wann Theodore Roosevelt vernom men werden würde und welche an deren Zeugen Vorladungen erhalten würden. Gegen den „Reeall." i w a u e e W i s 2 7 A u Vierundfültfzig Anwälte beendeten heute die Ausarbeitung eines der American Bar Association vorzule genden Berichts, in dem alle Bewe gungen, die ans den „Recall" der Richter und richterlichen Entscheidun gen abzielen, als „gefährlich für das Land" bezeichnet werden. In dem Bericht wird angegeben, daß im Staa te Ohio die Konstitutions-Konnciition sich weigerte. dasPrinzip der Abberu futtg der Richter oder der Revision richterlicher Entscheidungen anznwen den, und statt dessen empfahl, Gesetze für die promote Absetzung von Rich tern, die sich unprofessionelles Betra gen oder moralische Verworfenheit zu Schulden kommen ließen, anzuneh men. Tiefes System sei in Massachu setts, New Aork und anderen Staaten in Gebrauch. Tie Staaten, die den „Recall" bereits angenommen hätten, seien California und Oregon. Staa ten, die den „Recall" begünstigten, feien Arizona, Colorado, Nevada und Nord-Takota. In den letzgenann ten Staaten, so heißt es in dem Be richt, hätten die Anwaltsverbände Kampagnen gegen den „Recall" be gonnen. Ferner wird daraus hinge wiesen, daß viele stattliche Anwalts kammerll sich offiziell gegen den „Re call" erklärt haben. Hitchock versucht das neue Postgesetz zu mildern. W a s i n o n 2 7 A u Die »Durchführung des neuen Gesetzes, ,stor/vqj c* v.VOCJefy H2.00 das Zahr naa, K2.90 (M. 8) nach Teutschland $2.00 (Rbl. 4) nach Rußland (Rur gegen Vorausbezahlung) No. 6 das die Ablieferung von Briefen an Sonntagen verbietet, dürfte auf die Handhabllng wichtiger Poftfachen kei nen großen Einfluß haben. Gene ralpostmeistcr Hitchcock stellte heute Pläne fertig, die^dazu bestimmt sind, dem Gesetze den Stachel zu nehmen. Inhaber von verschiedenen Kästen in Postämtern erster und zweiter Klasse werden an Sonntagen, wie gewöhnlich, zu diesen Kästen Zutritt haben, obwohl weder Briefträger Postsachen austragen, noch Empfän ger ihre Briefe an den Schaltern ent gegennehmen können. Postsachen für Hotelgäste und Zeitungen werden in die verschließbaren Kästen abgeliefert werden, indem diese Postsachen auf der Bahn fortirt werden, bevor sie ihren Bestimmungsort erreichen. Sie werden als „durchgehende Briefschaf ten" betrachtet werden und gelangen unmittelbar nach der Ankunft an dem Bestimmungsort zur Verkeilung. Auf diese Weise werden sie den Adres saten sogar noch schneller zugehen, als bisher. Zehntes Infanterien-Regiment pach W a s i n o n 2 8 A u A e rikanische Infanteristen sollen in nerhalb von 48 Stunden auf nicara guanischem Boden gelandet werden. Präsident Taft ordnete heute in Beverly persönlich das 10. Infante die-Regiment, das in der Kanalzone stationirt ist, ab, nachdem er aus Washington höchst beunruhigende ge heime Nachrichten erhalten hatte. Tas 10 Infanterieregiment wird das Leben und Eigenthum der ame rikanischen Bewohner von Nicaragua und der anderen Ausländer beschützen. Präsident macht Ordre rückgängig u I I e n A u e Z u e e s Präsidenten Tast, Rochester, N. A., 28. Aug.—Präsident Taft widerrief heute Abend seine erst zwölf Stun den alte Orde, das 10. Infanterie Regiment sofort von Panama nach Nicaragua zu senden. Von seinem Privatwaggon auf dem Rochester Bahnhof aus telegraphirte er an den stellvertretenden Kriegssekretär, den Beiehl auf der Stelle rückgängig zu machen. Eine genügende Anzahl von amerikanischen Marinesoldaten, sagte der Präsident beute Abend, werde Anfang nächster Woche in Ma nagua, der Hauptstadt von Nicara gua, und in Corinto, dem wichtigsten Seehafen, sein, um die Sicherheit des Lebens und Eigenthums der Ameri kaner zu gewährleisten. Siebente Woche des Spinnerei- Streikes. N e w e o a s s 2 8 Aug. Der Strike von 13,000 We bern in 12 Baumwollspinnereien von hier und Umgegend, in welchen die Abschaffung des abgestuften Lohnst) nems bekämpft wird, in heute in die siebente Woche seiner Daner einge treten. Man sieht in dieser Woche einer Sitzung der Svinuereibesitzer entgegen, in welcher die Wiedereröff nung der Spinnereien nach dem La bor day besprochen werden feil. Sensationelles Nachsv'el des Law rence-Streiks. o it o v., 28. Aug. Die direkte Beschuldigung, daß während des letz ten Tcrti!arbeiten"!reif? in der We hcruadt Lawrence Tynamit „ge inland" wurde, um den Unionismus zu diskreditiren, wurde heute von Tntriktsanwalt Joseph C. pelletier erhoben. Pelletier behauptet, der Anschlag sei das Resultat einer Ver schwörung der Spinnereibesiizer von New England. Tie Graitdiurn ist mit der Untersuchung des Falles beschäf tigt und sensationelle Enthüllungen werden erwartet. Pelletier sagte, das Tynamit, das in Lawrence gepflanzt und, nach der Angabe der dortigen Polizei, von Streikern in die Stadt gebracht wurde, sei von Boston gekom men. Ter Sprengstoff soll, nach einer hier vonFabrikbesitzern und Geschäfts führern abgehaltenen Konferenz, nach Lawrence gebracht worden sein. Tie Fabrikbesitzer kamen angeblich zu der Ueberzeugung, daß Tynamitfunde in Lawrence den Sterikern in die Schuhe geschoben werden würden. Sie hofsten, den Ausständigen auf diese Weise die Sympathien des Publikums zu entsremden und dein ganzen Unionismus in New England ein blaues Auge zu versetzen. Großbritannien protestirt gegen Ä« nalbill. W a s i n o n 2 8 A u u s Großbritannien hat gegen die Pana makanal-Bill formell Protest einge legt. A. Mitchell Inneß, der britische Geschäftsträger, überreichte dem Staatsdepartement heute eine Note (Schluß auf Seite 8.) \n\n England. Bismarck, Nord,Dakota, Donnerstag, den 5. September 1912« Abonnements-Preise: -s ^abr in den Ber. Staaten rt Nicaragua.