2.
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I Aus Rußland. I
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Unsere Leser in Kufelan
ö»» ö*»WF*wwy. können den
Jahre«betrag
Bersandtkosten($2.00unserenRubel)unter
it bet Blatt oder 4 Zuschlag der
bei Korrespondenten einzah
le», welche berechtigt sind, Gelder für uns zu kassiren.
Die gewählte Prämie wird ihnen dann prompt zuge
Unkt. Bestellungen auf ober Zahlungen für bat
Blatt können jederzeit gemacht werben, benn wir
»thmen Bestellungen jederzeit entgegen. Leute also,
welche das Blatt in Ruhland bestellen wollen, mögen
stch getrost an unsere Korrespondenten dort wenden.
Bit erlassen diese Ankündigung, um den Leuten dort
Vit Eache wesentlich zu erleichtern.
i e e s s u n
rpezial-Korrespondenz.
Das Dreschen geht dieser Tage bei
uns ununterbrochen frisch uovroörtv
sodas fall* die Witterung noch acht
Tage so anhält, das Dreschen beendet
sein dürfte.
Ich bitte meine Freunde und Be
kannten, sich einstweilen mit etwas
mageren Korrespondenzen von mir zu
begnügen. Ich weis das man auch
in der neuen Welt mit Sehnsucht aus
Berichte an* Rußland wartet, gerade
wie wir hier auch gerne solche aus
der neuen Welt lesen, aber es ist eben
gerade jetzt eine Zeit in der mait viel
Arbeit nnd wenig Zeit zum ötorre
spondiren hat. Sobald als möglich
werde ich mit längeren Berichten von
hier aufwarten.
Herzlich grüße ich meine Schwie
gersöhne Ignatz Groß und Eduard
Richter nebst ihren Arauen und alle
Leser diese Blattes.
Romuald Tirk.
Spezial-Korrespondenz.
Äkkeruianner Ureis,
Bessarabian.
Schlecht in Ordnung gehaltene
oder verkehrt gebaute Brücken und
Wege richten oft viel Unheil an. Neu
lich, zum Beispiel, fuhr ich auf dem
Wege nach Aizis durch die Kolonien
1 Fereschamponaise und Töplitz und
traf zwischen diesen beiden Kolonien
auf dem Wege einen Mann an, wel
cher mir in einem von zwei lebhaften
Pferden gezogenen Fuhrwerk eittge
gengefahren kam. xHuf dem Wagen
saßen außer ihm noch seine Fran und
drei Binder. Als wir uns begegne
ten, gab der Mann mir beim Auswei
chen ein Zeichen mit der Hand, auf ei
nen Augenblick zu halten, und frug
midi sodann, wo ich bin fahre. Mei
ne Antwort war: nach Arzis. Da
raufhin erzählte mir der Mann, daß
es gut sei, daß ich nicht den Weg von
Töplitz nach Brienue zu fahren ge
denke, denn sonst könne es mir erge
hen, wie
ev
ihm vor einer Stunde er
gangen habe. Wie bekannt, sagte
dann der Mann, sind im Akkernian
ner Mri'is alle von Dorf zn Dorf
führenden Wege in guter Ordnung
und auch mit Brücken versehen, wel
che sogar einem Piergespann genü
gend Raum geben. Der Weg aber
von Brienne nach Töplitz mache hier
von eine unrühmliche Ausnahme.
Brienne verlassend, war der Weg wie
alle Dorswege, als er aber auf Top
über Land kam, gelangte er cm ei
nen Grabeil der den Weg durchfielt ,1
und in welchem jahraus jahrein das
Waffer von den Bergen fließt. Da
war gnter Rath theuer. Er habe vor
sich eine Brücke gehabt so schmal, daß
kaum zwei geduldige Pferde mit dem
Wagen darüber kommen könnten. Er
habe alfo feinen Pferden gut zuge
sprochen, unt sie auf die Brücke zu
bringen, aber es half nichts uud so
habe er schließlich absteigen und die
jungen Pferde am Mopse fassen müs
sen, um ans diese Weise die Brücke zu
Yassiren. .Wannt aber habe er die
Pferde durch Zureden auf die Mitte
der Brücke gebracht, als eines der
Thiere einen Rnck nach der Seite
gab. Im selben Augenblick aber
seien auch schon die beiden Räder der
anderen Seite des Wagens von der
Brücke abgelaufen und Wagen und
Insassen seien Hals über Mops in's
Wasser und in den Schmutz gefallen.
Zum Glück trugen die Insassen keine
Verletzungen davon. Der Mann
meinte, die Töplitzer Gemeinde sollte
sich doch bestreben, diesem Uebelstande
abzuhelfen, da nicht alle Unglücks
fälle so glücklich ablaufen dürften und
die Gemeinde schließlich einmal bei
Fälleu mit ernsterem Verlaufe viel
Schaden haben könnte.
X.
Spezial-Korrespondeuz.
Seither waren die meisten meiner
Berichte im Staats-Anzeiger öfters
etwas tiefsinniger, ernster Natur nnd
auch philosophischen Sinnes, was ja
für manche Leser wenig Interesse ha
ben möchte, ja an denen sie vielleicht
gar keinen Geschmack fanden. (Wir
glauben aber sicher, daß die meisten
der Leser immer Gefallen au allen
Ihren Abhandlungen finden und fan
den.—Red. Staats-Anzeiger) Um
nun aber in diesen Berichten von Zeit
zu Zeit eine kleine Abwechslung wal
ten zu lassen, so will ich ab und zu
auch etwas direkt Unterhaltendes in
Form launiger Erzählungen und Ge
schichten bringen, an denen es ja auf
dem Lande nicht mangelt und welche
vielleicht auch dem Leserkreis toilt
kommen sind.
Also: Es lebte vor Zeiten ein Ehe
paar in großer Zufriedenheit und ge
genseitiger Achtung, aber auch tu so
großer Armuth, daß sie zur Bestrei
tung ihres kargen Lebensunterhalts
nur eine Kuh besaßen, welche ihnen
den Hauptbestandtheil ihrer Nahrung
lieferte. Eines Abends nun ereignete
es sich, daß die Hausfrau ihren lieben
Gatten frug, was sie wohl zumAbend
essen kochen könnte. Der Mann, sei
nc Frau herzlich liebend, dachte hin
nnd her, eine Speise zu wählen, wel
che mehr der Liebhaberei seiner Frau
als seinem Geschmack entsprach, und
sagte schließlich: koche einen Milchbrei.
Dieser war denn auch rasch bereitet
nnd die Leutchen setzten sich zn Tische
nnd sprachen dem wohlschmeckenden
Brei, der namentlich der Frau 1111111°
dete, herzhast zu. Deshalb auch hat
te die Frau wohl etwas zu viel von
demselben genossen, denn sie wurde
schwermüthig und meinte: wer aber
wird jetzt die Breipfanne putzen?—
Der liebenswürdige Mann wurde
durch diefe Frage in Verlegenheit ge
setzt, denn einerseits wollte er seiner
Fran die Bitte nicht abschlagen, an
dererseits aber wollte er doch auch
nicht die Breipfanne putzen, weil dies
nicht 31t des Mannes Pflichten gehört.
Also sprach der Mann: Ich denke,
liebe Fran, wir lassen die Breipfanne
ruhig stehen bis zum Morgen, nnd
wer von uns beiden am Morgen beim
Erwachen zuerst spricht, der muß die
Briepsanne waschen. Die Freut
hörte aufmerksam zu und war damit
einverstanden.
Die beiden Leutchen schliefen sanft
bis zum hellen Morgen, erinnerten
sich aber beim Erwachen natürlich
gleich an die Breipfanne uud, da wer
zuerst spricht diese putzen sollte, blie
ben beide stimmt mit offenen Angen
im Bette liegen nnd zogen die Decke
weit über sich. So blieben die bei
den wohl die Hälfte des Vormittags
liegen, bis die Nachbarin bemerkte,
daß auf ihrem Hof Todenstille herrsch
te nnd noch alles verschlossen schien.
Also Hopste sie an Thüren und Fen
ster nnd da eine Antwort nicht erfolg
te erbrach sie die Thüre und trat in's
Schlafzimmer, wo sie die beiden Ehe
leute mit offenen Augen im Bette lie
gen sah. Die Nachbarin stellte zwar
Fragen, aber die beiden gaben keinen
Lernt von sich, so sehr sie auch ver
suchte, sie zum Sprechen zu bewegen.
Die gute Nachbarin kam schließlich
auf den Gedanken, daß ein böser
Geist die Leutchen beherrsche nnd eilte
zum Pfarrer, dem sie die Sache vor
trug. Dieser ging, wie es seine
Pflicht, eiligst nach dem Hanse, trat
an ihre Lagerstelle, fand sie mit of
feiten Aitgeii daliegen uud begann,
gleich der Nachbarin, sie mit Fragen
zu bestürmen, aber es half alles nichts
die Leutchen blieben stimmt wie ein
Fisch. Der Pfarrer fürchtete natür
lich, daß die Leute schwer krank nnd
der letzten Oeling bedürftig seien. Da
er aber nichts ans ihnen heransbekoin
titeit konnte, wandte er sich schließlich
an die Nachbarin mit der Bitte, die
Eheleute bis zur weiteren Entwicke
lung der Sache verpflegen zn.wollen.
Die Nachbarin hörte aufmerksam dein
Herrn Pfarrer zu und antwortete
ihm: Ja, gut, Herr Pfarrer, aber wer
wird mir dafür Lohn geben, denn die
Leute können es nicht, weil sie zn arm
find.—Warum denn mir? antwortete
der Herr Pfarrer. Sehen Sie mir,
hier an der Wand hängt ja ein schoö
nesKleid der Frau, nnd das nehmen
Sie sich einfach für Ihre Mühe.—Als
aber die fprachlofe Frau im Bette das
hörte, fprang sie ganz unverhofft auf
und schrie: Unterstehe sich einer, inein
stleid zn berühren.—Als der Haus
vater das hörte, sprang auch er rasch
aus dem Bette, klatschte sich in die
.vsäiide nnd rief seiner Frau zn:
Milchbrei Psannenpntzerin, Milch
brei-PfannenPntzerin! Mit der
Sprachlosigkeit freilich war es mm
vorbei.
Grutz an den Leserkreis von
Romuald Dirk.
Spezial-ttorrespondenz.
Nim, nach langem Schweigen, will
ich doch betn werthen Staats-Anzeiger
einiges mittheilen, was sich hier in
unserm Umkreise seither zugetragen
hat, so wenig es auch sein mag.
Nach einem sehr kalten Frühling
also, und bei sehr trockener Witterung
ist bei uns die Ernte ziemlich schwach
ausgefallen. Weizen ergiebt von drei
bis fünf Tschetwert per Dessjatin,
Gerste kaum die Aussaat, uud Oafer
ist leidlich gut. Gerade als wir mit
Mähen anfingen, setzte zwei Wochen
anhaltendes Regenwetter ein, sodas'»
wir während dieser Zeit nur zwei Ar
beitstage zu verzeichnen hatten.
Stellenweise auch hat Hagelschlag viel
Schaden angerichtet. Ueber die
Wirthschaft eines tartarischen Guts
besitzers ging ein heftiger Orkan, ge
rcide als dort dieDreschmaschine stand.
Diese wurde vou dem Orkan in die
Höhe gehoben und total demolirt. Der
bei ihm angerichtete Schaden beziffert
auf 5000 Rubel.
Iii dem Torfe Abai erschoß sich H.
Finkbeiner mit einer' Jagdflinte. Er
lebte nur noch acht Stunden. Was
ihn zum Selbstmord trieb, ist vor der
.satid nicht bekannt. Er hinterläßt
Frau und Kinder.
Die von Turasch nach Amerika aus
gewanderten Hauk und Toschewitsky
lassen je rein garnichts vou sich hören.
Wahrscheinlich sind sie mit ihrer neuen
Heimath sehr zufrieden.
Ich wünsche dem Staats-Anzeiger
viel Glück in der neuen Heimath und
recht viele neue Leser.
Es wäre mir sehr lieb, wenn mir
Herr Simon Bosch, Sohn von M.
Bosch, einmal ein Briefchen schreiben,
oder wenigstens im Staats-Anzeiger
ein Lebenszeichen von sich geben woll
te, damit ich doch auch seine Adresse
erfahren könnte.
Herzlichen Gruß an Herrn Redak
teur F. L. Brandt und an den Leser
kreis des Blattes.
Hochachtungsvoll,
Gewiß wäre es gut, ja auch Pflicht,
solche wohlgemeinten Rathschläge
ernstlich zu beherzigen, wenn ihnen
daran gelegen, daß es in der Ehe
friedlich und geregelt zugehe. Aber
man muß viele wirklich elitschuldigen,
weil sie es ja mit bestem Willen thun
würden, aber eben nicht wissen wie die
Sache anznsassen, weil solche Pstich
ten ihnen von ihren Vorfahren nicht
gelehrt wurden. Wie denn soll solch
arme Mutter eine so schwere Pflicht
erfüllen, namentlich wenn sie nur ge
lernt hat, daß ihre Mutter dem Vater
fast immer nur Ungehorsam zeigte
nnd die Erziehung der Kinder nur
mit dem Stocke in der Hemd,, leiten
konnte? Was ist natürlicher, als daß
eine so junge Mutter es ebenso macht
wie sie es von ihrer Mutter gelernt?
Iii mancher Hausfrau und Mutter
schlummern ja die schönsten Anlagen,
ihrem Manne eine musterhafte Gat
tin, ihrenKinderit eine treffliche Erzie
herin zu werden. Daun aber bat sol
che Frau vielleicht einen Mann, der
garnichts auf Erziehung frii'. weil a
solche nicl! kennt, nicht weiß, welch
großec Unterschied in de. Et Ziehung
der Windei walten 'anu. Wie be
merkt, icfi kann die gan'.e Schuld ver
wahrloster Kindererziehung nicht al
lein der Mutter zuwerfen, sondern
mehr dem Vater weil dieser in die
Welt hinauskommt und hört und
sieht, daß alles nach Erziehung itnb
Bildung strebt, und trotzdem, zu Hau
sc angekommen, gegen solche in seiner
Familie blind und kalt bleibt. Wul
len aber Vater oder Mutter, oder bei
de einwenden, daß sie dieser Sache
nicht Meister sind, so mögen sie nur
ihre unerzogenen Kinder regelmäßig
in die Schule schicken, dann werden sie
gar bald erfahren, daß der Lehrer,
vorausgesetzt er ist richtig ausgerüstet
für diesen seinen hohen Beruf, gar
vieles au den Kindern thun muß.
was, wenigstens bis zum sechsten oder
siebenten Jahre, der Mutter Pflicht
gewesen märe. Sie werden dann auch
bald erfahren, daß der Lehrer im
Stande gewesen wäre, das Doppelte
mit den Kindern zu leisten, hätten
diese gleich bei Eintritt in die Schule
die richtige Erziehung gehabt. Da
runt auch kann ich nicht genug betonen
wie wichtig die Erziehung der Kinder
vom ersten bis zum siebenten Jahre
ist. Es läßt sich hierüber so viel sa
gen, daß ganze Bände darüber allein
geschrieben werden könnten. Trotz
dent hält inancherVater, manche Mut
ter noch heutigentages diesen wichti
gen Erziehungsansang für Neben
fache. Ich will nur ein Beispiel an
führen: Wenn Jemand einen Baum
pflanzt, thut man es nicht in der Hoff
nung, daß er nach Ablauf einiger
Jahre gute Früchte trage, und hegt
uud Pflegt mau diesen Banm nicht in
jeder Weise? Und doch ist das nur
eiu Baum! Warum also verwendet
man nicht mindestens die gleiche
Sorgfalt auf feine Kinder, die doch
unendlich viel mehr als ein Baum,
nnd unseres eigenen Fleisches und
Blutes sind? Oder willst du vielleicht
einwenden: einen Bannt kann ich
pflanzen und pflegen, aber ineineKm
der zu erziehen verstehe ich nicht? In
solchem Falle wäre es wahrlich bef
fer du würdest solche nicht von Gott
zum Gcschnif erhalten? Wenn dn
aber Kinder hast und die Knust der
Erziehung nicht kennst, so suche sie dir
anzueignen. Es wird dir bei gutem
Willen nicht schwer fallen und du
Der Staats-Anzeiger. Bismarck, R. D, den 5. September.
Ioh. Haag.
Spezial-Korrespondenz.
In Nummer 51 des Staats-Anzei
ger fand ich eine Korrespondenz unter
Datum des 2. Juni, eingesandt ans
Kostheint im Taurischen Gouverne
ment (Südrußland) von Herrn Jo
seph Zeil er. Der geehrte Herr giebt
in seiner Korrespondenz Urtheile ab
über meine von Zeit zu Zeit im Blatte
erschieneneu Abhandlungen. Es freut
mich, lieber Herr Zeifer, daß Sie als
junger und lediger Mann für meine
Berichte so lobenswerthe Worte fi.\
den und dabei auch bemerken daß,
wenn meine den deutschenHausfranen
ertheilten Rathschläge befolgt würden,
diese dabei sehr gut fahren. Ja, mein
Lieber, darin haben Sie entschieden
recht und, wenn die lieben Frauen
diese beherzigen wollten, würden sie
bald die Welt mit ganz anderen
Angen, in ganz anderem Geiste be
trachten, nnd etwas ganz anderes in
der Erziehung ihrer Kinder erblicken
und finden. Ich fchulde Ihnen, Herr
Zeiser, dafür hohe Achtung und besten
Dank.
wirst dich später an deren Erziehung
ergötzen können. Die Kunst der Er
ziehung kennt man mit einem Worte
erfassen, und dieses heißt: „Liebe".
Sich stets gleichbleibende Liebe, mit
angemessener Festigkeit und Strenge
gepaart, sind die Grundpfeiler einer
vernünftigen Kindererziehung. Es
fallen mir hierbei unwillkürlich die
trefflichen Worte Jeremias Gotthelf's
eilt über die Kinderherzen: „Die
Menschen wissen nicht, wie schön es in
Kinderherzen aussieht, in denen die
Liebe aufblüht sie wissen aber auch
nicht, wie zart die Pflanze ist in ihrem
Frühling, nnd wie leicht ein Frost sie
lähmt nnd tobtet. Mit eisiger Hand,
frostig durch und durch, wühlen die
meisten Menschen in den Kinderher
zeit, und unter ihren Händen erstarrt
der schöne Frühling, die Pflanzen der
Liebe, und kühle, berechnende, felbft
süchtige Menschheit nistet sich als
tansendarmiges Unkraut in der Liebe
verödetem Garten ein uud da, wo
man der Liebe süße Früchte hätte
pflücken können, findet man nur die
bitteren Galläpfel des Neides, der
Engherzigkeit, der Gemeinheit."—
Weitn mm die Liebe die Grundlage
bei aller Kindererziehung bilden muß,
so ist natürlich über das Wie der Aus
führung noch viel zu sagen, aber wir
wollen wenigstens versuchen, in kur
zeit Abrissen hier das nothwendigste
anzuführen. Wer tiefer eingehen
will aus diesen ebenso wichtigen wie
interessanten Gegenstand, dem bleibt
es noch immer überlassen, ansführli
che Abhandlungen und Werke uachzu
lesen, wie sie unter anderen das Buch
betitelt: „Die Liebe in Erziehimg
nnd Unterricht" bietet. Das Buch
mag etwas theuer zu stehen kommen,
aber es lohnt sich. Es ist ein übles
Vorurtheil so vieler Menschen, für
Bücher nicht viel Geld ausgeben zu
wollen, ebenso wie einem arbeitssa
iiteit und gebildeten Lehrer ein au
gemessenes Gehalt zn verweigert,
während für unnütze Spielereien nnd
Naschereien keine Kosten gescheut wer
den. Für die Erziehung der Kinder
aber soll man die Kosten nicht an
sehen, ebensowenig für gute Bücher
als Hilfsmittel der Mutter zur Er
ziehuug ihrer Minder bis wenigstens
ins siebente Lebensjahr, noch für ei
nen tüchtigen Lehrer, der die Er
ziehung der Kinder weiterführt bis.
fagen wir, zum dreizehnten oder
vierzehnten Lebensjahre. Weder für
Bücher noch Lehrer kann man je zu
viel ausgeben, denn beide tragen, ein
gutes Buch sowohl, wie ein tüchtiger
Lehrer, die reichlichsten Zinsen, ge
rade tote ein kräftiger, gesunder und
von Jugend auf gepflegter Baum die
herrlichsten Früchte zeitigt. Es ist
diese Bemerkung mir beiläufig, sie
kann aber nicht oft genug wiederholt
werden und, da wir später aus diesen
Gegenstand zurückkommen, so fassen
wir unser Thema, die Erziehung der
Kinder betreffend, hier wieder auf
nnd geben als das beste, was uns in
dieser Hinsicht bekannt geworden, das
Buch: „Die Liebe in Erziehung und
Unterricht," oder einen Auszug des
selben. In Europa, so denke ich, ist
es in allen Buchhandlungen zu haben.
Besondere Verhältnisse, nnd die
daraus sich ergebende Lage der Kitt
der gebildeter Eltern, wer den größ
ten Einfluß ans solche Kinder ausübt,
die einfache Beschäftigung kleiner Kin
der bis zum siebenten Lebensjahre,
nnd einfache Hilfsmittel dabei, dies
alles bringt dem geehrten Leserkreis
meine bald folgende Fortsetzung.
Herzlichen Grutz an alle Mitarbei
ter und Leser.
Romuald Dirk.
Vermischte Nachrichten aus Nußland.
A u s e e e s a n. In den
nächsten Tagen wird zwischen den
Kolonien Landau, Speier. Kathari
nenthal, Karlsruhe nnd Nikolajew ei
ne neue Automobilverkehr- Linie er
öffnet. Die Abfahrt nach Odessa fin
det täglich um Uhr morgens statt.
Die Fahrgäste mögen sich einsindeii.
In Landau—bei Ioh. K. Flock, in
Speier bei Philipp Berger, in Ka
tharinenthal bei Stephan Bntsch, in
Karlsruhe bei Anton Gratz. In
Nikolajew wird das Auto im Hof des
Koninierz-Gasthanses anhalten. Ab
fahrt von Nikolajew um 10 Uhr mor
gens. Nötigenfalls findet eine
zweite Fahrt statt, d. h. wenn sich
Passagiere vorfinden dann geht des
Auto tun 1 Uhr mittags nach Nikola
jew ab, und kehrt um 4 Uhr zurück.
—n.
a s e k K e i s E u a o i a e n
16. Juli 1912. Mit der Ernte sind
unsere Bauern gottlob! zu Ende.—
Seit dein 12 d. M. wird überall flei
ßig gedroschen. Tie Ernteergebnisse
find zum Verwundern verschieden es
giebt Tessj erlitten von Weizen die 50,
auch solche die 150 Pud abwerfen.
Dieser gewaltige Unterschied hat sei
nett Grund darin, daß manche Felder
früher, manche später besät wurden,
wobei diese in Rückstand kamen. Ger
ste wird von der Dessjatine 20—25
Pud geerntet, Hafer 80—100 Pud.
Gegenwärtig ist die Witterung für
die Drescharbeit recht günstig. Durch
die vielen Regengüsse, die seit dem
Feste der hl. Apostel Petrus und
Paulus niedergingen, verspricht das
Welschkorn eine reiche Ernte. Bafch
tan wird, wenn die Nachtfröste bis
September ausbleiben, auch eine aus
gezeichnete Ernte liefern. Der Land
mann hat seine ganze Hoffnung auf
das Welschkorn gesetzt, das sehr schön
dasteht. Es beginnt jetzt, nachdem die
Nächte länger und kühler werden,
rasch zu wachsen, doch werden acht bis
vierzehn Tage vergehen, bis man
über ein richtiges Resultat der Welsch
kornernte etwas mittheilen kann.
—Früher arbeitete in unserer Kolonie
nur ein Naphtha-Motor, der schon
mehrere mal seinem Dienste entsagte
und kein Lob ernten konnte. In die
sem Jahre wurden noch zweiNaphtha
Motoren aufgestellt, citier von dem
Schröder'schen System „Ton Karlos"
und der zweite von der Firma ..In
ternational" (Amerikanisch). Tiese
werden für jetzt noch gelobt wie sie
aber fernerhin arbeiten werden, wird
ja die Zukunft lehren.
—Lehrer F. Leier.
e i e s a n s e n. Molotschna,
den 21. Juli 1912. Gestern fand der
Knecht des Joseph Pfeifer beim Ret
nigen der Tenne ein begrabenes ir
denes Krüglein, in dem sich alte Gold
und Silbermünzen befanden. Die
Goldmünzen, 7 an der Zahl, sind
russische Fünfrnbelstücke, eines aus
dem Jahre 1829, die anderen wur
den tu den Iahren 1840, 1844, 1845
1846 geprägt. Silbermünzen sind
17, darunter l1/* Rbl.-,1 R.-,
R.-, 50 Kop., 30 Kop.-, und 20 Kope
kenstücke, die die Jahreszahlen von
1833—1841 tragen. Das Seltsamste
an der Sache ist, daß sich unter den
Silbermünzen 5 französische Fünf
frankstücke befinden, davon 3 mit
Bildnissen Louis Philipps und den
Jahreszahlen 1834 und 1835 eins
mit dem Bildnisse Karl der Zehnten
und der Jahreszahl 1827, und eins
mit dem Bildnisse Napoleons aus
dem Jahre 1813. An der Stelle, an
der das Geld vorgefunden wurde,
stand in früheren Iahren ein Häns
chen, in dem eine Ahne des jetzigen
Besitzers (die Stiefmutter feines
Vaters) wohute uud die darin eines
jähen Todes starb. Ohne Zweifel
hat dieselbe das Geld in die Erde
verscharrt, wie aber die französischen
Münzen in ihren Besitz gelangten, ist
ein Räthsel—Sonderbar ist, daß das
.Krüglein so lange unentdeckt blieb,
da es nur einen Finger dick mit Erde
bedeckt war, nnd man schon längst
vermuthete, daß 01t dieser Stelle et
was vergraben sein möge, denn wenn
der Stein beim Dreschen darüber
ging vernahm man jedesmal einen
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I Zur Beachtung
I Nene Prämien d. Staats-Anzeiger
Wir machen unsere Leser auf die neuen Prämien aufmerksam, welche
wir dieses Jahr für sie ausgesucht haben, und zu welchen nur alte
oder neue Leser berechtigt sind, welche ein volles Jahr vorauszahlen.
eigenthümlichen hohlen Ton. Die
Münzen haben sich gut erhalten.
—Zwilling.
0 0 tschua. Es wurde schon
berichtet, daß die diesjährige Ernte
der Molotschna durch den vieleiiBrand
sehr beschränkt wird. Infolgedessen
spricht man mm allerwärts über den
Brand, waS die Ursache desselben sein
möge und wie man ihm vorbeugen
könnte. Viele meinen, der Brand wird
durch den Melthaii oder anhaltende
nasse Witterung verursacht. Dem
ist aber nicht so. Der Brand wird
durch einen mit unbewaffnetem Auge
unsichtbaren Pilz hervorgerufen, des
sen Keime durch die Wurzeln in die
Aehre dringen, sich hier vermehren
und die Brandähre erzeugen. Die
Brandkeime hängen den Körnern cm,
und ein unfehlbares Mittel, sie zu
vernichten und dadurch völlig brand
freies Getreide zu bekommen, ist dn«v
Kupfervitriolbeize. Wie das. Weizen^
(Netzen) vorzunehmen ist, werde ich
in einem ausführlichen Artikel mit
theilen. —n.
N e 11 k 0 n e 11 a l, Gouv.
Eherfon den 23. Juli 1912. Anfangs
Juli gingen bei uns starke Gewitter
regen nieder, so daß die Straße in ein
Meer verwandelt wurde. Auch in
der letzten Zeit regnete es mehrmals,
uud die Bauersleute wurden natür
lich in ihrer Feldarbeit aufgehalten.
Jetzt aber scheint die Regenperiode
vorbei zn sein die Leute siud mit
dem Mähen fertig, uud nun ist die
Arbeitszeit der Dampfdreschmaschi
nen gekommen, die den Tag hindurch
fleißig brummen. Doch will es jetzt
noch nicht ordentlich gehen, weil noch
alles feucht ist. Die Ernte wird wohl
mittelmäßig ausfallen.
—Joses Moser.
Eine gesegnete Ernte steht bevor,
die Zeiten werden bedeutend besser,
als sie während der vergangenen zwei
Jahre waren. Sendet Verwandten
oder Freunden im alten Vaterlande
den Staats-Anzeiger auf ein Jahr.
Es wird diese», damit eine große
Freude bereitet, die nicht kostspielig ist
nnd ein ganzes Jahr andauert. Der
Preis des Staats-Anzeiger nach dem
Auslande, Deutschland, Rußland,
Canada, usw., beträgt nur $2.00
auf's Jahr und ist im Voraus zahl
bar.
Die neuen Wandkarten, welche wir bis 15. September liefern kön
nen, umfassen fünf Bogen in Farbendruck uni die Karten sind dnrch
ans neu und bis zum 1. September dieses Jahres verbessert. Ter
Staats-Anzeiger kostet nur $1.50 auf's Jahr. Leser, welche diese
Wandkarten wünschen, bitten wir die diesbezügliche große Anzeige an
anderer Stelle des Blattes aufmerksam zn lesen, und sofort ihre Be
stellung zu machen. Wir haben vor der Hand Kontrakt für Liefe
rung 2,"000 dieser Karten abgeschlossen, da diese aber vielleicht nicht
ausreichen werden, ist es gut, zeitig den Betrag einzusenden, denn
wir sind nicht sicher, ob weitere Lieferungen gefüllt werden können.
Die Leser sind gebeten, $1.75 einzusenden, nämlich $1.50 für den
Staats-Anzeiger ans ein Jahr und 25 Cents für Verpacknngs- ittid
Versaudtkosten der Karten. Leser, welche im Rückstände sind, mögen
diesen berichtigen und $1.75 dazu zahlen, dann können auch diese die
schönen Wandkarten bekommen, die mindestens $7 bis $8 werth sind.
Wir berechnen die extra 25 Cents lediglich znr Deckung der Verpack
nugs- und Versandtkosten. Leser, welche die Karten bei uns in der
Office abholen können oder wollen, brauchen nur $1.50 zu zahlen.
Die Karten kosten uns zuviel Geld nnd die Verpacknngs- und Ber
sandtkoften (die Karten wiegen zwei Pfund) sind zu groß, al? daß
wir sie tragen könnten. Die Prämie ist sonst absolnt frei, und ist das
werthvollste Geschenk das irgend eine deutsche Wochenzeitung in die
fem Landestheile ihren Lesern macht. Wir bitten also, sich zu be
eilen. Man lese auch die große Anzeige an anderer Stelle, welche
eine volle Beschreibung giebt.
An Gratisprämien liefern wir dieses Jahr weiter auch Kalender
für das Jahr 1913, welche in etwa vier Wochen, also auch am 15.
September, zum Versandt fertig sind. Diese Kalender schenken wir'
allen Lesern des Blattes, neuen oder alten, welche ein Jahr voraus
zahlen. An diesen ist keine Nachzahlung, da die Verpacknngs- und
Versandtkosten an Kalendern nicht erheblich sind. Wir haben die
schönsten importirten Kalender ausgesucht und wer einen solchen ha
ben will, braucht nur das Blatt ein Jahr im Voraus zu zahlen. Der
Preis ist nur $1.50 und dafür senden wir den gewünschten Kalen
der postfrei den Lesern zn.
Wir bitten ferner nn.sere geehrten 'Leser, ihre Nachbarn, voü
denen vielleicht manche den Staats-Anzeiger noch nicht halten, auf
diese Prämien aufmerksam zu machen, nnd ihnen eine Nummer des
Blattes zur Durchsicht zu überlassen. Wunsch senden wir gerne
Probenummern des Staats-Anzeiger.
Wir bitten, namentlich bei Bestellung der Wandkarten sich be»
eilen zu wollen nnd nicht die Sache zn lange aufzuschieben.
Hochachtungsvoll
Oer Staats-Anzeigèr
Hismarck, Rord-Datotch
F. L. Brandt, Geschäftsführer,
5H*H5*e3^!H5H8N5HiM5H5H5H5**2l
Hat:
tichi
am
Ern
aatf
halt
richi
toai
ii ill lt. ».
Kraßua, Bessarabien,
den 22. Juli.
Kraßna, Bessarabien,
23. Juli.
Turafch, in der Krim,
den 22. Juli.
Kraßna, Bessarabien,
den 27. Juli.
Y
Y
Y
Y
Y
Y
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Y
'4
5
Y
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