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W*l6 ke* Clatt
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icoDm, mögt»
Sic
Spezi«l Korrespondt«g.
Hiermit also überlebe ich den
@{olten des lieben Blattes. alle»
SRitorbcitern, her ffieboftnui und al
len Lesern und liieitieii Fieiinden in
der alten und neuen Welt und beson
ders meinen jiiiidei» in Morton
County Nord-Takota, mein Porträt
nebst Lebensbeschreibung, damit ein
Jeder der sich dafür iiiteressirt bei
Betrachtung meines Fildes sich eine
Vorstellung inadieii sann aus U'elcher
Person die schon oft und vieliiial im
Blatte erschienen JlbljaiiMuugen un
ter dem Namen Romuald Tirf her
rühren
ill ii irf,
Am südlichen Bessarobieu, östlich
am Fliißdieu Gugeluif, wurde die
ioloiite Mraßiia und vvor iut fechte
IHl 1 mit III ihlirthichartei! ange
siedelt, vvde ^irthichaft Gesteht aus
•i'l Tessjotin Lmiii und die Ansiedler
waren Mothvlifi'ii aus dem ionig
reiche Pole». Ans dieser Molmiie sind
im Vaufe der {eit mindestens 150
Familien ausgewandert liud zwar
nach allen Theilen der runde Erde,
(itinsl :'.•»(I Familien sind noch dort,
von lvi'ldieii viele nach einer besseren
•Veimatl) schmachten.
x\it
dieser Ko
lonie Mrannst erblickte ich im Aahre
1 Höh und zwor am 2«. Februar das
"icht der Welt. Mein Pater Martin
Tirf und meine Mutter Vliiiia, geb.
Allwinger, stammen gleichsalls aus
iras »a. Bis zu meinem siebenten
Lebensjahre wurde id) von den El
tern im elterlidwit Honie erlogen
und dann in die Torfidinle gesandt,
ivo ich meinen ersten Unterricht von
den Vehrern Teck, «eisten und Xia
turnns bis zum 11. Lebensjahre er
hielt. An diesem
vx\nhre
ertheilte mir,
als ausgewecktem cdiiiler, Pater
Adam Womoivitidi die erste hl.
Mottmmiiioii und entliesz mich aus der
Toisichnle.
Mein Pater erlernte in der fu
gend iii der Kolonie Aoiephsthal im
Üheriottiidien (Gouvernement das
Tischlerhandwerk und betrieb das
selbe nadi Gründung eigenen Herds
in der Kolonie Mrafma ganz ärmlidi
fünf Aahre long.
v xmii
Laufe dieser
{eit hatte er aber doch das (Glück fidi
halbwegs aus die Beine zu helfen und
fing schließlich an. mit allen mögli
chen 5 odie n Handel zii treiben, so
daß er bei meinem Ilten Lebensjahre
als vermögender Mann in der Ote
nieinde Oranna galt. Kurz gesagt,
mein Vater fühlte sich zur jeit stark
genug mich in eine höhere Lehran
stalt behufs weiterer Entwickelung
abzugeben.
Aus den Rath seines Bruders Ja
kob Tit's, weIdier schon ein Aahr vor
her seinen 8olm der ktutschurganer
(fcutrolidiule übergeben hatte, gab
mid) der Bater gleidn'alls dahin ab.
An dieser Anstalt hotte ich einen
schweren Anfang und in der Ferien
zeit des ersten ^ohre?, kamen beide
Väter um uns auf die Serien nach
o
Hause zu nehmen. Mein Vater war
unzufrieden mit den gemachten
Fortschritten und entzog mich der
Zentralschule, wo ich mit der Zeit
die russische wie auch die deutsche
Svrodje hätte völlig lernen können,
und brachte mich in die Kreisschule
nod) Tiraspol, wo aber nur die nissi
fche Sprache studirt werden konnte.
V.II der Hoffnung, nach Absolvirung
derselben doch wieder (Gelegenheit zu
bekommen auch die deutsche Sprache
zu erlernen, studirte ich da die russi
sche èpradie bis in die dritte »lasse.
Das war im Aahre 1874 und da in
diesem Aohrc aud) alle deutidien An
siedler, welche das 21. Aahr zurückge
leget hatten, zur Wehrpflicht berufen
wurden, und da es meinen Stief
bruder. der seither meinem Vater als
Wirthfchaftesführer diente, getrosten
hatte, in aktiven Dienst zu treten,
kam der Boter und entriß mich der
Schule weldie ich hätte nur noch eini
ge Wodjen besuchen braudien. Tic
russische Sprache bemeislerte ich nun.
aber in der deutschn Sprache war ich
schwach. Bis zu meinem 19. Lebens
jahre war ich den Batcr als Wirth
schoftsorbeiter behülslich. Während
der ganzen Zeit im elterlidiou Hanse
ober konnte ich den (Gedanken nicht
sov werden, gepoort mit dem Wim
idir, mein Wissen mehr zu vervoll
toiruuiien, und namentlich mid) in der
.Viitschen Sprache weiter ouszubil
dni. Als nun die jüngeren Brüder
in 1 angeivad)ien und im Stande wa
vi'ii, bei Rührung der Wirthidiaft zu
H'lfcit, vermietbete ich mid in der Ko
Ionic Eigenheim bei Herrn (.Gebiet
kineiber W. Engel als tonzleigehül
'V und verblieb hier zwei Aalire. An
diesem Dienste, obschon die amtlidien
virDcitcn in rnfsiidwr Spradie geführt
iviirden, hotte ich vollauf (Gelegen
heit midi weiter in der deutschen
2 'räche auszubilden. Ach studirte
-hig nnd gründlich nnd erlernte
hur ans eigener Mroft und auf ei
.in:e fällst die deutsche Sprache so
iiv:t und in solchem Umfange wie die
Vv'"er dieses lieben Blattes schon oft
|Vvleijenheit
hotten zu beurtheilen.
Wohl mag es sein, das? id) midi im
Laufe der Aahre in der deutsdieu
Sprache weiter vervollkommnete.aber
ir (Grundstein wurde hier gelegt.
Am 21. Lebensjahre üond ich im
^{efrutenloos und blieb laut J\reired)t
und russischem (Gesetz aus freiem
au
He. Nslddem verlies? ich Eigen
heim um im Ehersonisdx'n (Gouverne
uteiit als Lehrer und Schreiber zu
dienen bis ich mein vierundzwanzig
stes Lebensjahr zurückgelegt hatte.
Adi schlos bann den Bund der hl. Ehe
mit Franziska, der iochter des An
siedlers ,"vronz Martholler in Speuer.
Als mein Vater erfuhr, das id) midi
verheirothet habe, bat er mich, heim
zukommen und versprach mir, den
mir zukommenden Theil meines Ver
mögens zu geben, damit ich nicht
mehr in fremden Diensten zu stehen
brauche, sondern bei ihm mein eige
nes (Gesdnift führen solle. Ad) willig
te in das Verlangen des Vaters und
UM mit meiner jungen Jtrau zu ihm.
Da aber der Vater sein Versprechen
nicht voll und ganz hielt und id) mit
meiner jran nicht bei ihm als gewis
iermosjen Dienstboten stehen wollten,
zog ich bald wieder zurück in s
Eherwiüsdie (Gouvernement, um
dort in der Kolonie Geisenbach, am
Flusse Basawlick. die Sd)reiber- und
Miiitcrftclle zu sichren. Hier blieb
id) ein ^alir, und, obschon die (Ge
meinde ivelseubad) mid) dringend bat,
die Stelle weiter zu bekleiden, konnte
id) mid) zum Bleiben nicht entschlie
ßen, weil Sdireiber- und.SliiVerttelle
verbunden waren. Ad) hatte in mei
nem Leben nicht die (Gelegenheit ge
habt den 5Urd)eiigesaiig zu studiren
und lvnfitc nur zu gut, wie erbarm*
lid) schlecht es mir erging und ich war
nicht willens, ein weiteres Aahr zu
opfern. Ach entsagte mich also der
Stelle und ging zurück in mein
Heimatt)* Gouvernement Beffara
bien und zwar in vie Kolonie Torn
lino, den satt weltberühmten Markt
flecken, Ivo ich eine Weinhandlung
verbunden mit Speisehaus einrichte
te. Damit folgte id) mehr der Nei
gung meiner ftrau als meiner eige
nen und. da auf die Dauer das mir
nicht zusagte, begab ich mich in mei
ne HeimatbC'foIonie ftraHno. Hier
errichtete id) eine freie Schule, abge
theilt von der Dorfschule, und unter
richtete hier zwei Aahre lang Knaben
und Mädchen in der russischen und
tu ein HeUmilitl von anerkanntem werth. Er ist ganz betfäitben bon allen
anderen Medizinen. Er mag wohl nachgeahmt werden, aber NichlS kann ihn
ersetzen.
Chr reinigt da» Blut. (Fr befördert die Verdauung.
Er rcgttlirt den Magen. Cr wirkt auf die Leber.
Er Wirts auf die Nieren. (Er brruhiat da» Rervenstzfte«.
dt nährt, ftârtt und belebt.
Kurz flflaut er ist ein Hausmittel im wahren Sinne bo« Worte», nnd sollte
In jedem Haushalt vorbanden fem. Iii m»I in Apotheken »u haben, fondern
wird dem Publikum durch Tpecial-Agenten direkt ncliefert. Wenn ^hnen kein
Nftent bekannt ist, dann fchceUxn Sic an dir alleinigen JabrUanten und Eigen
thümer
der deutschen Sprache. Ich machte
dort so gute Aortschritte nnd hatte so
glänzenden Ersolg. dah die Bewohner
Krahna's noch heute davon sprechen.
Tamit aber die Torfschule mit Leh
rem besser bestellt werden sollte,
machte mir die Gemeinde den Antrag,
die Privatichnle aufzugeben und als
zweiter Lehrer neben dem Küsterleh
rer in der Torf schule zu fungi reu.
Tiesem Vorschlag der Gemeinde
stimmte ich zu und arbeitete noch zwei
Aahre in der Torfschule meiner Qte
burtsfolonie.
£bjd}on den Chersonern mein
.iirchengesang wohl noch lange nach
mein ein 'Abschiede in den Ohren
schmetterte wie die Töne einer ver
stimmten Orgel, schienen sie meiner
doch nicht vergessen zu können, und
sie baten mich wiederholentlich in
Briefen, zurückzukommen und weiter
eine solche Stelle anzunehmen. Ta
ich mir aber meiner Schwäche auf
dem Gebiete des Siird)Cinie oiniv ganz
beimißt war und mir der ^'.ichtjgol
lensd)lag und) immer itt den Ohren
klang, gab ich einigen (iherfouer Ge
meinden zur Antwort, don i.h bereit
sei zurückzukehren. "ro:nit der Tienst
nur die Velirer- und Schreiberstelle
umfaßt, dasz, wenn aber der Küster
diekist anch damit verbunden sei, ich
mid) entsagen müsse. Meine diesbe
ziifllicheu brieflichen Auseinander
setzungen schienen aber nur wenig zu
helfen, denn die dazu gewählten zwei
Männer aus Wciilandau, Neii-Mann
heimer Mird)fiel, verfolgten midi
förmlich mit Dociteren Einlodungen.
Nicht recht wissend, wie ich mich wei
ter zu der Sache stellen soll, sandte
id) einen Brief au den Ortspsorrer.
ihn bittend, die Sache nach seinem
Erachten und Gutdünken mit tier Ge
meinde VteiiVcutdou abzuschließen,
mit der Bemerkung, ja den .Wirthen
gesang nicht außer Acht zu lassen. Iis
dauerte kaum acht Tage, erhielt ich
ein Telegramm, sofort zu kommen
liiii) das die Lehrer-, Schreiber- und
.Wüsterstelle mir untergestellt fei. Es
iaiifte und brannte mir im .Stopfe,
wie TS da wieder int Bethaiii'e klin
geln werde, aber es hals hier kein
lipitien, e5 muhte gepfiffen
fein und idi muhte mich mit ^rau
und .Windern ausmachen, um zur ^eit
on Ort und Stelle zu kommen. An
gelangt, machte id) zu meiner Jvrcuu
de und zu meinem Glücke die Erfah
rung, dos der Ortspsorrer eilte Ver
ordnung getroffen hatte, daß im Neu
kantianer Vethoiis on Sonn- und
Feiertagen fein Vaiengottesdieuft
vom Lehrer abgehalten werden darf,
sondern daß die Leute zur Psarr
kirche in die hl. Messe zu kommen
haben, da die Pfarrkirche mir ein
paar hundert Ivodcn entlegen fei.
Tiefe Verordnung natürlich freute
mich, aber ich wußte aud), daß die
Leutchen, wie ich sie früher bereits
kennen gelernt hatte, sich nicht lange
dieser Verordnung fügen sondern bei
schlechter Witterung zum Beispiel
sickx'r verlangen würden, daß der
Lehrer Loieiigottesdiemt abhalte.
Ammerhin aber hatte ich freie U'it
bis zu diesem AOlle mich im ihrdwn
gelang unterrichten zu lassen. Bis
also diese {eit herankam hatte ich
mid) im Geheimen mit einigen Säu
gern desTorfes unterrichtet und beim
ersten Verlangen nach Laiengottes
dienst entsagte id) mid) auch nicht. Ad)
betrat an einem gewissen Sonntage
den .Wüsterplats im Bet Ii a nie, Verrich
tete nod) Anordnung des Ortsgeistli
chen mit meiner (Gemeinde den Laien
gotteshienü mit Auszeid)iiiing und
schon nod) einigen Sonn- und ^est
tagen war mir diese Sache eine so
alte und gewohnte wie dem Bettel
mann die Laus. An dieser Gemein
de. von Aung und Alt geliebt, diente
ich fünf Aahre. Ta aber während
dieser Zeit die Gesetze bezüglich der
Sdiulèu im russischen Neidw geändert
wurden und alle deutschen Ltirchai
schulen aus den Händen der Psarrer
übergingen und unter Leitung des
Ministeriums der Volksaufflärung
gestellt wurden, gestaltete sich in den
deutschen Kolonien Rußlands gar
vieles ganz anders und es kam nach
diesem oft vor, daß Lehrer auf Be
fehl des Inspektors einfad) beseitigt
oder versetzt wurden. Aud) ich muß
te nach fünfjährigem Tienste in
Landau in diesen Apfel beißen nnd
wurde Vom Herrn Anspektor aus
??eu-Landau nad) Nikolaithal versetzt.
Hier bekleidete ick) unter Aufficht des
Schuliuspektors die Lehrerstelle und
zwar in allen Lehrfächern, sieben
Aahre lang, und dabei wurde mir
oud) noch erlaubt, die Schreiber- und
.wimerstelle zu versehen. Ta nun
aber trotzdem meine ^frau ihre Hei
lnathckolonie nicht vergessen konnte,
und immer Heimmehfieber hatte, gab
idi im Aahre 1900 die Stelle auf und
uiii in der Heimathskolonie .Wraßna.
ivo ich durch Handel besser ans die
Beine zu kommen hoffte als durch
VWirerftcllc. Zu großem Unterneh
me» war mein Geldbeutel zu schwach,
denn im Lehrerdienst bei acht leben
den Windem viel Geld zu sparen, ist
bekanntlich nidit möglich. Teshalb
alio begann ich mit einer kleinen
vaifa (Bude) und als diese mir ein
mar Kopeken abwarf, ruhte ich nicht
und es trieb mich, eine kleine Aus
'aat zu wagen, auf weld)e ich meinen
!euren .Heller setzte. Man sagt ge
wohnlich: „frisch gewagt ist halb ge-
Wonnen," aber hier hieß es zur Ab
wechslung ganz verloren, denn es
traf mich eine gönzliche falilerute,
todslß ich völlig fertig war und auch
die kleine Lassa nicht weiterführen
konnte. Tie ,chlcrntc traf nicht nur
mich sondern viele so arme Familien,
und guter Rath war theuer. Auf
alle Art wurde versucht soweit zu
kommen ein Fortkommen zu finden
und, als alles vergeblich war. kam
eine Gesellschaft, bestehend aus etwa
50 Ixaniilien, auf den Eutschluß.Wraß
na zu verlassen und besseres im fer
nen Sibirien oder in Amerika zu su
chen. Viele, die geerbtes Land hat
ten, konnten sich durch Verkauf des
selben die Mittel zur Reife nach
Amerika verschaffen. Solche aber,
die so glücklich nicht waren, wurden
fid) einig und wählten mich und Nar
zissus Muß aus der Mitte der Gesell
schaft und sandten uns nach dem bei
tausend amerikanische Meilen ent
fernten Sibirien, damit der ganzen
Gesellscliaft bei der Ankunft dort
feine zu großen Schwierigkeiten im
Wege stehen. Nod) ehe wir zwei
Männer abfuhren verfauften schon
viele ihre Häusdien und Hab und
Gut. wie auch id) selbst, und harrten
mit ihren paar Rubeln in der Toscl)e
auf gute Nachricht von uns. Ad) will
es furz machen: unsere Ausfunft
lautete nicht günstig und ein jeder
von uns Armen suchte dann auf ei
gene Jaust ieitt Taicitt zu fristen
so gut es eben gehen wollte. Aeder
suchte nad) passender Beschäftigung.
Ach selbst verließ .Wraßua mit 70
Rubel Geld und einem einspännigen
juhrwerf mit neun lebenden Kin
dern. Tos zehnte Kind, die älteste
Tochter, mar schon nach Amerifa ge
gangen. Mit diesen Habseligkeiten
suchte ich mein Glück und Brot auf
dem Marktflecken Wollontirofka, wo
mein Voter 14 Lohre lang Gasthaus
belitzer gewesen mar. Hier pachtete
idi mir einen passenden Hof mit den
nöthigen Gebäuden und eröffnete ei
ne Weinhandlung. Thee- und Speise
haus nebst Einkehrhaus. Meine älte
sten Söhne, damals 13, bezw. 11
Aalire alt. gab idi ab. damit sie dos
Schmiedeliondiverk erlernten und mit
den anderen .Windern führte ich dos
Geschäft. Tieies wäre an und für
sich recht gut gewesen.' Als aber der
Hausherr sah, daß sein Hof zu einem
Gasthof eingerichtet mar nnd mit der
^eit großes Einkommen bringen
könnte, wurde mir am Ende des
Pachtjahres der Hof abgesagt, weil
der Wirth selbst den Gasthof weiter
führen wollte, und ich stand wieder
rathlos da.
Ta ich sehe, daß meine Lebensbe
schreibung zu lang wird, werde ich
mich kürzer fassen müssen. Aus An
ratheu guter freunde machte idi mich
i n o s o W e a e n s k o w e i
wo sich ein neuer Markt gegründet
hatte und pachtete dort den von der
Gemeinde hergestellten Einkehrhos,
aber was mir in Wollontirofka ge
lungen mar, wollte mir liier nicht
glücken. Ach ging wieder zurück nach
Wollontirosfa, versuchte es mit
Weinhandlung und auf einer ande
ren Stelle mit einer Bierhalle. Ta
aber es nicht gehen wollte, gob ich
solchen Handel auf und ging, gänz
lich mittellos, nodi Einuienthal. Von
da schickte id) meinen dritten Solin
in die Lehre als Schuhmacher nnd ich
selbst verlegte midi nun auf die
Metzgerei. Tieies Geschäft brachte
mir ein gutes Eiufommen und ich
lebte hier zwei Aahre. Nun kaufte
id) meinen zwei Söhnen, welche das
SchniiedeHondwerk inzwischen erlernt
hotten, das zum Betrieb nöthige
Handwerkszeug und Geschirr und
übersiedelte auf Wunsch der Jrau
und der Kinder nad) Kraßiio, wo id)
meinen Söhnen die Schmiede HerridH
tete und mit denselben im vergange
nen Aahre arbeitete. Am Anfang
schien es als ob die Schmiede sich gut
lohnen würde, als aber dann die
schwache Ernte kam und selbst das
wenige Getreide nod) infolge fort
währender Regengüsse verfoulte, war
der Geschäftsgang dahin. Es trat
Stockung ein und die Werkstätten
mußten schließlich ganz geschlossen
werden. Tie Kreditbanken verwei
gerten allerwärts den Leuten Kredit
und das Elend der Geldnoth war die
ses Aahr so groß, daß kein Bewohner
sich erinnert je so schlimm in Ruß
land es erlebt zu haben. Also schloß
auch ich die Schmiede und machte mich
wieder auf die Suche nach etwas Bei
ferent. Um nicht länger in Kraßna
selbst Noth zu leiden und da? Elend
der anderen mit anzusehen, fauste ich
mir ein Fuhrwerk und wanderte mit
Sack und Pack wieder nach dem nörd
lichen Bcffarabieit. Ach kam bis auf
den Marktflecken Petrofko. wo meine
Söhne als Schmiedegefellen dienten.
Hier weilte idi Vergangenen Winter
bis zum Jriilijalir dieses Aahres in
der Absicht vom Jvri'chjalir an da
mein Schmiede zu betreiben, da sich
aber unterdessen acht Werft von Pe
trofka aus betn Marktflecken Taraklio
sich mir ein ganz passender Platz bot.
siedelte ich mich hier an, betreibe
Schmiede. Schusterei und Partien
slreicherei und habe dabei ein recht
gutes Ansfommen.
Nun möge der liebe Gott seinen
Segen geben, daß ich nach zurückge
legten 55 Aahren nnd bei schwadien
Augen, nicht noch mehr soldie Stro
pazen durchmachen muß. Wäre es
nicht wegen meiner Kinder, hätte ich
für meine Person leicht ein Turch
fommen, denn ich könnte leicht als
Verwalter aus Landgütern und in
ähnlichen Stellungen mein Auskom
men leicht verdienen, aber ich konnte
solche Posten nicht annehmen, wenn
ich meine Sohne in ihrem Handwerk
aus eigene Jüfce stellen wollte. Nun
aber sind sie in ihrem Handwerk schon
mehr selbstständig geworden, und so
könnte es sich ereignen, daß ich doch
noch einen solchen Posten annehme,
denn heute ist mir wieder ein solcher
von Herrn Michael Groß angetragen
worden und, sollten wir uns in Be
zug auf Gehalt einig werben, so
kann es werden, daß meine S ohne ihr
Handwerk selbstständig betreiben und
ich diesem Berufe fotq^-
Und nun herzliche» t^ruß Herrn
Aslkob Sommerfeld. Nur Ähre Kor
respondenz, lieber Jreunti, daß Sie
gerne Bekanntschaft mit mir machen
wollen, brachte mich auf die A dee und
aiif das Versprechen, durch den
Staats-Anzeiger meine Aufwartung
zu machen, freilich muß ich um Ent
schuldigung bitten, daß ich erst so
spät mein Versprechen halte, aber
Herr Sommerfeld und die lieben
Mitlefer werden mir wohl mit Rück
sicht auf meine Wanderungen von Ort
zn Ort gerne verzeihen.
lind Sie, mein alter, guter Kollege
Anton Aod)int, wo bleiben Sie mit
Ahrem Eonterfei für- den Leserkreis
des Blattes, in welchem Sie schon seit
Aahren wirken. Mich namentlich
würde es freuen, nicht nur int Blatte
Ahse Worte ju lesen, sondern auch
Ahr Bild zu schauen. Wohl sehr sel
ten findet man in dieser Welt eine
Leitung, welche ihren Agenten und
Korrespondenten eine solche Ehre er
weist wie der Staate-Anzeiger. Ta
rn nt alio, liebe Mitkorrespond-nten.
namentlich im Auslande, sollten Sie
diese Mühe und Ausgaben dieses
Blattes idnitzcn und sammt und son
ders sich auch den Leierfr^s im Bilde
zeige".
Tie Witterung ist fch :t seit März
und noch bis heute r? trocken gewe
ie:: Nur einen gut.'n Regen Herten
wir in den fangen ^eit. Tie Ans
ichten ai s eine gute E e sind zwar
zu! zeit ijfättzcnde, does da bei Gott
fein Ting unmöglich ist, könnten
selbst die besten Aussichten zu nichts
werden.
Am 10. April wurde hier in Ta
raklia iiäditfichenveile bei einem An
den eingebrochen um ihn zu berauben.
Ter Unhold, bei sich eine Hacke tra
gend, versetzte dein Anden beim Er
wachen einen Hieb auf den Kopf, daß
dicier wie todt liegen blieb. Am Mor
gen aber erivadite der Aude wieder
und ließ gleich aus Odessa zwei Poli
zeihunde kommen, nm den Attentä
ter aufzuspüren. Tie Polizei ließ
die Hunde los und diese fanden nicht
nur den Thäter, sondern auch aus dem
Speicher die Harfe mit der er die
That beging, in Lumpen eingewickelt.
Ta diesmal meine Korrespondenz
ohnehin recht lang ist, werde ich da
rüber mehr ein andeies Mal schrei
ben. Wunderbar iii es in der Thot,
einen wie feinen Geruchssinn diese
Hunde haben, die selbst die Spürna
sen der Polizei weit in Schotten stel
len. Vor solchen Hunden haben alle
Bösewichter heillosen Respekt.
Mit Gruß allerseits zeichnet
Romuald Tirf.
OTonntrt auf den Staats-Anzeiger,
Jetzt ist die Zeit
Die Hufe*»»««—
irren
Mai« Etra
Bpezi»l-S»rresP»»5e»z.
.'2
Baden, Gouv. Cherson.
den 10. Mai!
Die Keucht steht stellenweise bei
uns prächtig und auf neuem Lande
auch die Winterfrucht, aber wir brau
chen bald Regen.
Tie Obstbäume wurden meistens
wieder von den Anfekten sehr beschä
digt. Besonders gilt dies von Aepfeln
und Birnen und diese fallen zum
größten Theile ab. Aprikosen sind
gut und gesund. An den Weingär
ten sieht es bis jetzt gut aus. Hos.
sen wir, daß es so bleibt. An Bessa
rabien sollen die Weingärten schlecht
aussehen.
J\ran
des
Straßburger Organisten Regina
Schönfeld. Tochter des Kart Bischof,
alt.
Wenn einer ober ber anbere bet
vielen Leser bes Staats-Anzeiger mir
den Aufenthalt des Aohannes Riehl
mittheilen könnten, der schon bei 20
Aahren in Amerika weilt, sowie auch
die Adresse des Wen del
in Belm, der
seit etwa Aahren dort wohnt, wäre
ich sehr dankbar.
Am 2. Mai reiften von hier ab nach
Tevils Lake in Nord-Takota: Adam
Volz nnd Wendelin Walior sammt
Familien. Tie ,"yrau des verstorbe
nen Nikolaus Heißler reiste mit ih
ren Kindern nach Canada ab.
Herrn Nikolaus Rothecker in
Tevils Lake Nord-Takota zur Nach
richt, daß ich ihm durch Adam Volz
einen Volkskolender übersandte. Herr
Volz wird ihn sicher bald besuchen,
wenn es nicht schon geschehen ist.
Worum, Nikolaus, keine Antwort ans
meine Briefe?
Peter Bohn, ein Krüppel, bittet
mich, in dieser Zeitung anzufragen,
ob denn seine in Saskatchewan Cana
da wohnenden Eltern und Brüder ihn
schon ganz Vergessen haben, weil sie
ihm nicht einmal einen Brief schrei
ben. Tas^ist gewiß recht traurig!
Aohn Schmidt in Towner Nord
Takota, Peter Bossert in Karlsruhe
Nord-Takota und Michael Kirchgeß
ler in Aberdeen Süd-Tokota zur
Nachricht, daß ich ihre Briefe erhielt.
Aohannes Schmidt, deine Schwester
Elifabetha Tietz hätte audi gerne ei
nen Brief von dir. Sie sagte mir,
du feiest int Winter auf Besuch bei
der alten Mutter gewesen, und sie
möchte gerne wissen wie es ihr in
Amerika geht.
Vor fünf Tagen fuhr der Sohn
unseres Metzgers abends um Uhr
durch das Torf nach dem Bahnhof um
feinen Vater abzuholen, als ihn ein
Steinwnrf an den Kopf traf, daß das
Blut ficroiisipritzte. Ter Bösewicht
soll ein Aunge sein, der in Baden das
Schusterhondwerk lernt.
Grüße an alle ^reunbe unb Be
kannte. sowie an Herrn Rebakteur
Braubt, von
alles etwas aufzufrischen. Eine
oder zwei Kannen Anstreichfar
be und ein wenig Mühe geben dem Hanse
aus-und inwendig ein besseres Aussehen.
Sind sie alt, abgenutzt und
farblos? Das beste in biesem
Falle ist, sie mit Sherwin-Wil
liams Fnßbobensarbe zu strei
chen. Tadurch wird alles ver
deckt was unansehnlich ist und
der Fußboden erhält ein hüb
sches Aussehen und ist leicht rein
zu halten. Wir haben alle be
liebten Farben und der Kosten
punkt ist gering.
Joseph Wegmann.
Spezial-Korrespoube»».
Unlängst erhielt mein Geschäfts
tficilbaber Herr Aoseph Haber ling ei
nen Brief von feinem Neffen Aoseph
Hoberling aus Nord-Takota, in wel
chem Letzterer schreibt, daß er seiner
zeit im Staats Anzeiger meinen Be-
(Schluß auf Seite 6.)
—6o sagt bft tlrinc Anstrrichmann
Wir alle fühlen den Einfluß und wir alle finb glücklicher in
angenehmer Umgebung. Große Gelbausgaben finb nicht nöthig,
um alles sauber und blank zu haben. Tie Anlage eines Dollars
oder sogar noch weniger schafft große Veränderungen, wenn richtig
gemacht. Haltet einmal Umschau im Hause, notirt was ärmlich und
abgenutzt aussieht bann kommt zu uns und wir werden Ihnen sagen
was zu thun ist, damit alles wie neu aussieht.
9it »Mt
Sind Sie nicht der alten Ta
peten in
übe? Ein einfacher
Anstrich in gebömpften harmo
nischen Farben ist bie beste
Wanddekoration. Eherwm»
Williams Flit te«e ist bas
neueste unb beste. Absolut
sanitär, kann mit Seife unb
Wasser abgewaschen werben unb
trägt sich jahrelang. Wir zei
gen Proben in unserem Laben.
Verlangt sie zu sehen.
vra«cht »h-rwi«. Willi
am«, vi- hefte «»ftr,ichf«r»e!
Wir haben noch viele andere Sachen in unserem Laden, welche
Sie um diese Jahreszeit brauchen. Aber auch wenn Sie nichts be
sonderes zu kaufen haben, laden wir Sie ein, unseren Laden zu
besuchen und sich alle Neuheiten im Gebiete des Haushalts zu besehen.
Mai« Straße Bi-m«r«k, *. ».
Mt Meutt »Kr 4 Katxl) eultr Z»ichi«, Nt
§Nitaaktf*1tta kl aaletta S»rri|»eii«atMi fla*«6
M, w«lch« b«tt*ll|t flak. Wtltfr t»r ant z» lefiitta.
Wt MMblU Vrtmie Mick Hefe »ann »rimpt jujr
an unftrt Rorrfteon&fntfn kor! nilnln.
«Ufita kicfc Äafünkleaag, am kl Ütaka kert
ch« »tlfalHdi ta trltldittr».
Taraklia Bessarabien,
den 17. April.
DR. PETER FAHRNEY & SONS CO.
19-25 So. Hoyne Ave.. CHICAGO. ILL
Der S»««t»'U»zeiger, ®iSw«r«f, R. I., de» 19. )««.
A n 1 2 A i s a i e
Melitopol. Gouv. Taurien,
ben 11. Mai.
French & Welch Hardware Co.