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Der Staats=Anzeiger. (Rugby, N.D.) 1906-current, March 20, 1917, Image 3

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Üfcnrr ^chreibebrief des
Philipp Kauera«pfrr.
6.
Mèln lieber Herr Redaktionär:
Sie könne sich
denke, in hws
e Tyi« UN e
Desptrehi'wen ich
dageseffe Heu.
wenn die Lizzie,
was mein? viltt
ti, zu WedtS,
weiltrsch gelaust
is! iZllei, ich hen
grad dazu ge
fühlt. als ob lch
aus den Wind»
tnatis tschumpe Mt. Was hen ich na
bit Üninpeirelt denn rntüöau noch zu
«ffpecfic geh.ibt? In die Viefct'ch hen
ich den Wedtsiveiler mein Cchtu^n-.r
an den Mopp gejchiiiisse un ich oenle,
das id genug for en Esel zu title, der
noch f.röfcer is wie der Wedesweiler!
Un ich dummes Rindvieh muft der
jenige fein, wo so e Mrrim koinmitte
duht. ich. en sselier, wo immer dafor
bekannt war, daß er noch fein Wer ni
cht nn den topp steppt kann un wo
for die längsteZeit die(5ddie gehabt hat.
daß es unrecht wär. Cier zu csse. die
kahö so e armes Sfdhicfen hat sich so
kwthle müsse, L'i» ft eins fertig gr
bracht hat. Un ich »uch so e bluiiatS
.Zkreim auf mich lade! Ich H:n mich
schon im Geist was das meint
duht gesehn, wie ich vcn dem
Tschotsch zum Doht verurteilt worde
sin, un ti teil juh, an so e Ecntcnj
is schon mancher gistorwe.
Was meine Angscht noch ganz bt
beutend intrieft hat, ivnr die Fäckt,
daß die Lizzie nit zurück komme is.
Bei Galle, hcn ich gedenkt, tvaj werd
denn da die Möller fein? Mehbie die
Bolies is schon i un se Hcn schon re
start nach dem Mörder zu honte! Alle
Minnit hen ich eckspecltet, daß e Hal
wes Dotzend Biutdund: in mei Ruhm
komme dehte, un ich hcn mich schin
mit e Backs voll Cchnuff piiepel'rt,
waS ich sie in die Auge hen werfe wol
lt. Wenn ich loeuij Wörf gehabt
hätt, dann wär ich öcireft zu den
Wedesweiler gan^t un Hätt niicht auf
gewwe, biekahs ich he» ja doch kein
Weg aus gesehn. Ich hen. off ftoljre,
so viel gewis t, daß die Lizzie einiges
duhn deht, for mich los zu eise, aw
wer was kann e arme Mummen duhn,
wenn die Lah table buht?
Well, ich hen noch for e ganze Weil
da gesesie un hen immer dorch hie
Scheiwe con den Fenster einiuegejiktt.
Awwer sehn hen ich nias könne. Ich
kann Ihne fiige, es Htit zu mich gt
guckt, al5 ob die Lizzie schon zehn
Stunde au5 den Hans fort wär. Da
hm ich auf. ejaunal jdjimLdjc Äidie
kriegt es tè iwroer mich komme.^wie
Nejtmehr. Ich hen gaq^ foM^rnlie
gefühlt, aid wenn ich bet den Wedes^
Weiler wär. Der Hunne hat den lange
Weg an den Flohr gelegt un hat die
Zohs nach die Sieiing zu gestreckt.
Er war so doht mit en dotier Hund
und newig ihn hat die Lizzie gelegt
un hat auch alle vier von sich gestreckt!
Die Sellerich in den Saluhn hen mich
gesagt, daß die Lizzie, wie se alles
ausf.efumie gehabt hat, Selbstmord
begange hat un daß ihr letzter Gt
danke war: Ach meine arme it innen
cher!" Da htn ich doch so greine
müsst, daß ich for lauttr Rührung
Widder meine Monschiusntß kriegt htn
un fd)ithr genug hcn ich noch immer
an den Fenster ge'esse. Da hen ich auf
einmal jemand an die Dohr räppt ge
hört. Ach was sin ich awwer da der
schrocke! Da sin ff, hen ich zu mich
gedenkt un sin wie e Schnehl an die
Ditht geschlappt im hen ausgemacht.
Well, es ia nit die Bolies gewese es
var en Fehler wo in den Wedesweiler
sein Saluhn herum hänge un nHb
Schupps duhn buht. Er hat gesagt,
ich sollt tmal reikeweg zu den Mister
Wedesweiler fein Saluhn komme. Un
su schnell wie tr es gesagt gehabt hat,
war er auch Widder fort, mitaus mich
e Tichehns zu gewwe, noch ebbe« zu
frage.
Ich hcn mich dann redvig gemacht,
for den schwere Gang: zwifebe Ihne
un mich Yen ich nit eckspecktet, daß
ich mei Haus noch tmal widbersehn
deht. Wie ich zu Wtdeswtilersch torn
me sin, hat e großes .UrJUt da geftsst
uy.se Heu gedrui'.ke un gesse un hen
e große Zeit gehabt. Un was wer'n
Se denie, der Wedesweiler un die
Wedesweilern un die Lizzie hen auch
dabei geseffe un grao wie ich in das
Ruhm komme sin, hat die Lizzie tn
Schkuhner ausgeleert, wo nit von
schlechte Eltern gtwtst is! Ich htn
zutrsch! gedenkt, ich deht drieme, aw
iptr wie der Wedesweiler gtrust hat,
ich soll mich nit so lang besinne un
split mich «mal gleich newig ihn st&t,
da htn ich ausgesunne. daß ich nit
gtdritaii hen. Ich hen mich, off Rohrs,
hingesetzt un St hen keine Eidie von
en Begriff, was mich den Wedeswei
let feint Schlapp jetzt so gut ge
schmeckt hat! Wie ich mich e wenig ge
jabt un gestärkt gehabt hen, da hat
bet Wedesweiler en Spietsch gemacht.
Er hat gesagt, er hätt mich mit seine
dumme Späß irretehtet un lotnn ich
ihn tn Knüppel an'den itepp qtroorff
^itt, dann ^tht tr mich gar nit blth
mt Ich hätt awwer kein Mnüppt!
reich ihn geworfe, ich hätt tn Schkub
utr nach ihn gtfeitrt un hätt ihn aw
lott flv-mifit. Sein Lewe wär dorch
tn Eckzivent gesehft Worte un bin
Jhwkht deht er jetzt zelleb^eht^
f, Ctc
Well, ijerr Mfedattioniir, wenn Se
dni'e duhii, baß ich fet Freud ganj
krehsig war, dann sin Le nit viel
aus den Weg un rotnn mer sagt, daß
jeder Hund sein Dag hat, dann il
seller Dag meiner gewese, womit ich
fertleiire Ihne Ihm lietctt
Philipp 2 a u a e t,
^ebtitteeber Stünftlrr.
«k»!f un lomiberf, brr Patriarch let
hmlfdfrn ipitfcliOHrrfunft.
Fast 82 Jährt alt war der Mt
kurzem gestorbene Adolf von Donn«
dorf, itr v.'rehrungswürdigt Patri«
arch der deutscken i5.!^!).ui rlimft, in
der er die UeL-erliefmtng einer gro»
ßtn, längst geschichtlich ceinoidfnen
Zeit verkörperte. ?!ls Donndorf,
der von Haust aus ein lifchlersfohn
aus Weimar war, auf die Empfeh
lung Friedrich Prellers, dessen Auf*
ncrksüüifcii seine plastische Btgabung
erregt hatte, nach Dresden kam, warb
er Schültr von Ernst Rietschel, btt
damals als Künstler rui
der Akademie
net Wirkfamktlt
Rauchs Liel'Ün^ssÄüler gewesen, h'itt*
te aber btr Kunst seines '/'Deisters ei-i
Tten frischen Zug vcn gesundem 3t:a
lismiiij 'ngeri'hrt, und ^era!^e tri die
fer Vereinigung idealen Elnrakttri,
mit ledensvoller Beobachtung tn
3 Künstler rui als Lehrer.
ai,n.^''
Wirklicl'leit, lag die Anziehungskraft,
die RictfchelS Kunst aus Donndorf!
ausübte. Er wurde Rietschels Lieb- i
l'.ngsfcdiiler und als der Meister
starb, da tear ts Donnborf. dem ge
Ein Gtbitt, auf dtm sich Donndorf
besondtrs auSztichntit, war bas btt
Porträtplastik. Er hat eine lange
Reihe trefflicher Arbeiten Dieser Art
geschaffen, und fein Bismarcktopf, dtn
er auf Grund genauer Studien am
Modelle hat dolltnden köyten, ist
vielleicht als das zuverlässigste fünft«
lerifche Bildnis zu bezeichnen, tas ti
überhaupt vom Altreichskanzler abt.
1876 wurde Donndorf an die Stutt
garter Kunstschule berufen, und seit
dem ist ihm die schwäbisch? Hauptstadt
zu einet zweiten Heimat geworden.
Mit Ehren aller Art überhaupt, ge
nof', er das (Jlii4, bis ins höchste Le
bensalter seine Schassensirast unge
schmälert zu bewahren, und noch füt
daß neue Stuttgarter Host heater hat
er eine schwungvolle Schillcr-Statue
vollenden tonnen, lteberbaupt war
Aböls von Donndors so recht tine Na«
tur aus betn Vollen, reich an
Schwung unb Phantasie, voller tie*
s-niefrast und Lebensfreude, dabei tn
Eharaiter und Anschauungen biirchauâ
von einein großen Stil. Bis ins hoch
sie Alter hinein behielt tr ein:n Zug
von Iugendfrischt et ist auch al3
Greis noch eine echte, freie Künstler»
feelt gtlvtstn und gtblitbtn und hat
sich selbst als Achtzigjähriger noch
kaum daran gewöhnen können, sich als
S ch ö n e A u s i ch t. lanthiv»
pt (durch? Ftnttet): „Httt Wirt, zecht
mein Mann bei Ihnen?"
Gastwirt: „Ja. Frau Lehmann."
Xanthippe: „Wollen Sie th, nck
so»ort auslifftrn!"
Anzüglich. *Stitn Sie
t'ninal aufrichtig, Htrr Nachbar, tmtS
sagen Sie zu meiner Alten?"
Rachbar: „Hm, die kann froh fein,
daß sie nicht mehr in der Zeit der
Herenprosse lebt.*
:i 181
r. u
e
Air
r. .Hat mit'
Mutter alleweil g'fagt: „Xatm! iß
net so schnell, sonst stirbst amol
MrtfltnDethärtuM^, Schnecken! Köpft
ukiè' i. jBjpmX
Nacht.
®?eVfür von .vriiivat! Ztcmffrer
AU PubIVig 58ctler:nann von lintm
kurzen Iagbauefluge nach ^viui'e tarn
unb au» einem juriiikgelasstntn Brie
fe ttfuhr, baß feine Frau mit ctorro
di, seinem besten Freunde, bavonge
lausen nnr, verfiel er sogleich betn
(Mtfühlt einer äußersten Verlassenheit
unb Leere. In dit'em Augenblick kam
té ihm vor. alt wärt mit dieser Frau
jeder Levenszwea aus feinem Dasein
geflohen. Er wehrte sich nicht gegen
feinen Selbste.haltuügztri.'b, d:r nach
irgenbivelchen anderen Haltepunkten
grtfs. aber zugleich wußte tr ganz
genau, daß nichts ihn vor bt|ii retten
künnt, tvitfl nun zu gtfchehtn habt.
Er ft(jte sich in den Lebnstuhl vor dtm
Schreibtische^ nahm aus der Lade den
Revvlver und hielt bit Mündung dtr
Wafft gegen feine reckte Schlaie. Aber
er
drückte noch nicht ab. Er stellte sich
tttt auf dem Höhepunkt fei- vor, wie die Kugel bit biinne Ktio-
Ii11!??1' Vischel war cht»wand buritiutlagtn und ins Ge
hirn eindringen würde. Aus irgend
einem Grunde erschien ihm bas un
sympathisch. Et legte bcn Rtvolrtr
aus den Schreibtisch zurück, öffnete
I
Rock unb Weste, schob das Hemb zur
Seile unb toteste mit feucytheißen
Fingern aus d?r Brust umher. ..Et
ifiiü unterhalb b?r Brustwarze," sagte
er halblaut vor sich hin. „Das ist der
richtige Puiiit" Er hielt den Milte!
singer der linken Hand aus die Stelle
lt.eituam mit i:e,z die Äollendung, gepreßt, griff mieotr nach der Waffe,
anvertraut würbe. und jetzt, da er sicher war, bett buntp-
Dteser Beweis bcs Vertrauens wofl ffM) ivütenden Schmerz, bei auf ihm
um so schwerer, als Donndorf da
»Ulis erst 2() Jahre 'ühlte. Er täusch
te das in ihn gefetzte Vertrauen nicht
die Statuen Fricbrickis bes» Weisen
und ReuchlinZ. Savonarolas und dt?
Petrus Waldiis. die Figur der Mag
deburgis, vor allem aber bet markig
unb echt monumental aufgefaßte Kops
de-j Reformators selbst bewiesen, daß
Donndors burajauä bas Zeug zum
Bildhauer großen Stiles halte. Mit
bieten Arbeiten für das Luthcrbenk
ntal hat Donndorf feinen Rut be
grünbet, unb es ist ihm im Lause der
Iahrezehnte eine große Fülle btbtu
ttnder Austrägt anvertraut wordtit.
Denkmäler von seiner Hanb finden
sich fast in allen Teilen Deutschlands,
aber defenders oft unb gern ha: lief)
die thüringische Heimat mit Werten
dieses ihre» Sohnes geschmückt. So
besitzt von ihm u. a. Weimar das
Rfiierönilmal Karl Augusts, Itna
das Burfchtnfdnifiëdenkua!, Eisenach
das Baiti diiS' Luther- und das
Bi-mark'Denkmal. Am Rheine zeu
ge» das uirabnml Robert Schumanns
in Bonn und die eindrucisvolle Figur
von Cornelius in Düsseldorf von sei
ner Kunst auf der HoHenfpburg abtr
prangt weithin sichtbar Donnborss
utitfänglichstt Denkmalsschöpfung. das
Kaiser Will)«lm-Denkmal. üvtigeris
ein Wert seiner künstlerischen Spät«
zeit. Bedeutende Werte von ihm bt»
sitzen ferner Stuttgart und Heidtl
bcrg.
lastete, seit tr de:t Brits gelesen Ixute.
nach feinem Willen aoschntiden und
beendigen zu können, iibtrließ er sich
einem ruhigeren, das Leben gleichsam
'abschließenden Racbbenten. Er malte
sich aus, wie tr wahrscheinlich vorn
Stuhle auf bttt Boden berabgleitea
würde, wte ber Schuß iebenf«*U feine
Leute herbeiriefe, und wie morgen
eine genaue Beitreibung seines To
des und bessen Ursache in ber Zei
tung zu lesen wäre. Dann würben
auch bie beiben, die ihn betrogen und
verraten Hutten, davon hören, unb i
müßte ihnen doch, wenn sie noch
irgend etwas Menschliches sich be
wahrt hatten, einen furchtbar:« Ein
druck machen, für alle kommende Zeit
sich als seine Mörder zu wissen. Aver
vielleicht waren sie auch froh, biß
sie nun nichts nvtter von ihm zu
fürchten hatten? Mit einem Male
er.pfanb Seilcrmann, daß ihm der
Gedenke völlig unerträglich sei, biefe
beiden könnten glücklich miteinander
leben, während er selbst nicht mehr
auf der Erbe fti. So stark und aber
mächtig war dit Ottal dieser Bor
stellung, daß sie ihm den Revolver
wie mit einem Ruck aus der Jj»nb
schlug, jede Absicht de- Selbstmordes
für immer in feiner Seele löschte und
lie mit dem eilten vermehrenden Wun
sche erfüllte, sich ju rächen.
Da gewisse Anzeichen darauf hm.
deuteten, daß die beiden Verräter sich
nach Berlin gewendet hatten, folgte
er ihnen mit dem nächsten Zug:. In
Berlin be .lab er sich sofort zu einem
Detektivinstitute, dessen Anzeige er ttt
der Zeitung gefunden hatte. Dort trug
er feine Angelegenheit vor und wurde
mit der bestimmten Versicherung erit
lassen, daß er in lüttster Zeit wette
res hören werde. Allein es verstrich
fait tint Woche, ohne daß c: auf tele
phonische und briefliche Anfragen an
dere als ausweichende unb hinhalten
be Antworten erhielt. Der unerhörte
Druck bicser wenigen Tagt, die er in
Erwartung unb Umätigkrlt verbeiß
gtn mußte, litß alle Möglichkeiten fti
nea Gefiihllebeus und feines Willens
in einet dauernden Form erstarren.
Er empfand durchaus ftine Sehnsucht
mehr nach dem (vlütk früherer Tage,
nicht einmal 'Schmerz über den Bei
tat ber einst geliebten Fray nichts
war in ihm als bie unbebinzte Vtot
wendigteit der Rache.
Um so furchtbarer war seine Enttäu
'chung, als der Inhaber des Detek^
tivinstitutes selbst bei ihm erschien
und ihm mitteilte, daß die beiden
Flüchtlinge, aller Wahrscheinlichkeit
nach sich in einem französischui Haftn
nach Siibatnerika eingeschifft hätten,
und daß daher vorläufig nichti weiter
zu unternehmen wäre. Wolle er aber
bie Verfolgung fortsetzen, so sei dem
Greis zu betrachten, ^seine Vaterstadt h0hen Stande der heutigen Fahn
Weimar, dte einen «ohn Donndorfs ^ngstechnik ein Erfolg fast mit 3£t-
zum Bürgermeister erwählt hat bot
ihren berühmten Sohn durch Begrün
dung eines eigenen 2)onnborf=Mu
icums geehrt, das üret bie fruchtbare
unb weitgespannte Arbeit des Mei
sttrs den btsten Ueberblick gewährt.
cherheit in Aussicht zu stellen. Die
Kosten allerdings würben beträchtlich
fein und auch bezüglich der Dauer
btr Riuhfotfchungtn könnt keintriti
Btrpflichtung übernommen rotrbin.
Im übrigen wäre alles Weitere aus
dem Auftragsformular zu ersehen,
das er hiermit Herrn Bellermann 41t
Einsichtnahme zu unterbreiten die
Ehre habe.
Bellerntünn bedachte sich ftmm
Ajigtnblick, das Formular btbin
gungslos zu unttrfchreiütn. Und ts
fchitn ihm, als hubt tr mit der Un
terfchrist nun feinem ganzen Leben
Inhalt unb Sichtung gegeben. All.
Enttäuschung und Ungeduld roattn
mit ttntm Make von ihm gewichen
er hatte tint Aufgabt, trfüllt mußt
und trfüllt würd fie wcrdm, wtmn'i
war zu einet Frage ohne viel Wichtig
Zeit und Bedeutung geworben.
Er selbst hätte nun wohl nach
Haust reifen können, um dort das
tlrgebpi* der Vachjorfdfiingiit aéjw-
De? $lrt«t#'?ln,tttirr, Vismerck, 9f. Sie*««*, den 20. Mt,.,
ipai::: .:rvv ti. :e. ,».! .'-.u
der R'iittehr in de Heimat scheute,
oder daß tr, was wabifcheinlnter
war, an der Rastlosigteit be? iMrofv
stabtletenv Gefallen fT.nD jeden
fall« lieft er sich einftiveilen in Berlin
nieder. Dort iii'arte er, bem äusieren
Anscheine nu* tin ruhige» und be
schauliches Leben Er hatte einige Bc
kanntschasten gemacht und besuchte
Theater unb andere Vergnügung«
otlr, wobei er niemals unterließ, im
Hotel genau anzugeben, wo er zu je
der Stunbe aufzufinden träte. Auch
einigen kleinen Abenteuern ging et nicht
aus dem Wege, und das einzige, bas
thu vielleicht betiimiuerte, war, daß
er auf die Jagd, feine frühere Hauvt
teidcnfchjft, verzichten mußte, da
bereit Vlusiibung ihn zeitiveife für
Telewbnn und Telegraph unerreichbar
gemacht hatte. Aber feibft diese Eni
bebruttg streifte ihn nur obenhin, wie
er ja überhaupt fein ganzes äußere«
Leben kaum mit baibet Se le lebte
unb ts unwirtlich unb wie hinter »i
nent Schleier an sich vorüberziehen
fühlte. Wirtlich wurde es erst, wenn
er sich in der Einsamkeit feines Zu»
mer« feinen Rachel'hautasie 11 hem
mungslos übtrlasstn tvunt». Dann
malte er sich die Entdeckung dtr bei
ben Verräter aus, iiwbei er stets oie
Rache au seiner Frau als das nnenb
lid) Kostbare unb Begliickenbere in
Gebanten zurückschob, um erst mit
bem treulosen Freunde abzurechnen.
Er erblickte sich, ben Revolver in
Hand, Ihm gegenüber, hörte ihn u u
Gnade und Verzeihung betteln 11-to
ergötzte sich an seiner Angst unb Er
niebriguug. Wurde er endlich ditses
Phantasiespieles überdrüssig, 1o warf
tr ihn citiern Fußtritt vor bit
Ti':, schloß sie ab unb btfand sich nun
mit feiner Frau allein im Zimmer.
Dann genoß er ^tunben einer in
brünstigen (Glückseligkeit, die an Tiefe
und Lebenbigteit iveil über bas hin^
ausging, was er je früher zu emp
finden vermocht halte. Bon foichet
Wirflichktit wartn bann seiet Vor
stellungen erfüllt, da si er univillliit
itch lächelte, sich aufrichtttc, die Arme
kreuzte, rotnn seine Phantasien ihn
solche Gesten zuführten. Leibhaftig
sah er das Weib vor siSj, wartend,
lauern», bereit, Vlntlagtn mit Vot
würfen unb Beschimpfungen zu er
wiedern sah sich selbst, wortlos, bt
wegungslos fit anblickend, bis vor
dieser schauerlichen Ruhe die Angst in
ihr ertoachte, sie zu Fragen, Bitten.
Erklärungen und Rechtfertigungen
tueb. Aber er blieb stumm, uns die
Angst stieg in dem Weide, zerrte sie
durchs Zimmer wie tin wildes Tier
lief sie heulend an den Wänaen ent
lang, suchte nach einem VI uiitege.
Auch dann noch wurde tr schweigen,
aber lächeln würbe er lächeln
Ueber dieses Lache!» kam er nicht hin
aus. Es war d:r Höhepunkt einei
überwältigenden Wlücksgefübl«, bas er
selbst abschneiden mußte, um nicht bie
Besinnung zu verliere». War er enb=
Iis) iiiebet ruhiger geworden, so lenk
te er feine Phantasien in andere Bah
nen. Er hatte einmal von einem fran
zösischen Ebelmanne gelesen, bet feine
treulose Frau außer Lande« führte
und an ein öffentliches Hau» verkauf
te. Diesen Plan malte et sich in allen
Einzelheiten, aus, ebenso wie einen
andern: sich scheinbar mit dem Weibe
zu versöhnen und sie dann irgendwo
im Auslande, ohne alle Mittel und
Möglichkeiten der Rettung, zurückzu
lassen. Seine Verstellungen umspiel
ten gierig das über alle Begriffe
schauerliche Schicksal, das ihr statin
bevorstehen mußte, und er genoß da»
Qiliick.itire unsagbare Ohnmacht unö
Erniedrigung bis zum äußersten
Punkte zu verfolgen. Mitten in die
ses, von außen wenig btmetktnswcrtt,
innerlich von den stärksten Gemüts
bewegungen durchrissene Leben, kam
von feiten des Detektivinstitutes die
telephonische Ankünbigung, daß ein
Agent die Gesuchten in Lonbon ent
deckt habe. Sie lebten dort unter fal
schem Rair.cn, aber ein Vergleich mit
bcn Photographien, die Bellermann
zur Verfügung gestellt Irttc, lasst
nicht dtn gtringsten Zweifel an ihrer
Identität ^u.
Roch denselben Abend reiste Better
mann nach London ab. Dort wurde er
von dem Agenten in Empfang genom
men, einem Deutschen, der, von Ratur
rebselig und umständlich, das größte
Gewicht daraus legte, für einen wort
kargen, leidenschaftslosen Engländer
gehalten zu werden. Er begann jeden
Satz mit Wucht und Betonung, um
ihn dann in einigen abgerissenen, hin
geworfenen Worten ersterben zu las
sen. Von ihm erfuhr Bellermann, baß
Mr. und Mrs. Seatley. wie sie sich
jetzt nannten, an eben diesem Tage
eint Landuaitic unternommen hätten,
aber mit tieftimmthtit noch um stlbtn
Abend zurückerwartet würben. Dtr
Agent schlug dt*halb osr, fit am Mor
gen beä nächsten Tages aufzusuchen
unb vers orach, Bellermann im Hotel
abzuholen. Dieser nickt: bloß schwei
gend, und auch al-J der Agent mit
«tkennbartm Stolz auf stmt Findig
teit tintn Btitf btr Mrs. Stat let)
hervorzog, den tr sich wahrscheinlich
nicht ohne Schwierigkeit ve(schafft
hatte, tears er nur einen Blick auf att
wohlbekannten Schriftjüge unb steckte
ihn ohne wtittre- Wort dit lafdx.
jtiium war er jtvoch allein, so jg »r
ihn wieder hervor und bttrachttte ihn
langt mit haßerfüllten A»g«n. .Moe
gen." murmelte er,
Nachmittaß» ließ feflmnflM sich
è
ZaMf
,ff. S
n Wr:teu\".rr: Ml rtn. oet« ?..ia:
.... .fv I- v v V
tecte lange in ben engen, schmutzigen
«traßen utn!er, wo aus bau Dunlt'.
blinder, verworfener .Häufet* bet roi
berüthe Brobein eines gräulichen, felt
fain wimmelnden üebtn* drang. Et
Wachmann, btt ihm schon einige Zeu
gefolgt war, beobachtete mit Beruun
de
rung, wie er inmitten einer solchea
Oiotjc stehen Hieb, sich hoch iiufrichtt'tv,
den 31
rm gleichsam befehlend .iuü
streckte und endlich mit bem trium^hie
re»den ineiichtvJusbrucke tin 8 «te
.«ts in die Sonnt der breiten Haupt
straße hinaustrat.
1
31 in nächste» Morgen erschien bt:
Agent schon frühzeitig im Hotel iiiO
fuhr mit Belletmann durch Uli? Lou
don, bis sie in eine der im Horben
gelegenen Vorftiibtt gelangten. An bei
ecke eine, freundlich, aber gleichgül
Jig aussehende» Villenfltafee ücß et
halten. „Das letzte Hafts auf d:i
rechten Seile," sagte tr kurz. Bellet
mann erwiderte uidit» und gi,:,!
schnell in ber angegebenen iRichtumi
weiter. Erst vor ieiu Haufe, als ein
Ztichfn bf& ?lgeilten zwei dort aitfchei
iit.ib htiuir,lungernde Leute herbei
rief, sagte er: „Warten Sie hier, ich
gehe allein." Er trat durch einen
kleinen Vorgarten auf die Türe de»
kleinen, einstöckigen Webäubcs zu und
bewegte den Klopfer. Ein Dieiistmäd
che» öffnete, fragte nach feinem Be
gebr und bemerkte auf bie Antwort,
daß er die Herrfchaften sprechen iiiüfje,
in erstauntem Tone, Mr. und Seatle»
seien noch nicht aiifgtstavbcti. „Daun
iiietbe ich warten," jagte Vtlltnucnn.
Dir ruhige Bestimmtheit feiner Hai
tung mach5: offenbar Eindruck auf
das Mstbchfii. Sit schüttelte btn Kopf,
führte" ihn jtboch ohne weitere Frage
in das zu ebener Erd: gelegene Woriiv
jltntnrr und ließ ibu dort allein.
Hub bie Phantasien bracher, hier
nicht ab, sie hatten neue Nahrung
erhalten unb spannen sich von selbst
weiter. Er sah sich mit dem Weibe in
einer der gestern burchfchritleneu Was
sen, sah sie bei be in einem ber ber
worfeneit Häufer verschwinden, hörte
ihr verzweifeltes Schreien, als et es
witber verließ unb ruhig und lang
fain in die Sonne ber breiten Straße
hinaustrat.
Das Gefühl einer ungeheuren
Kraft, eines frohlockenden Stolze
flutete über ihn hinweg. Die Mache
war vollendet et war befreit nun
konnte ein neues Ltdtn beginnen!
Aber als tr sich bas vorsttlltu
wollte, stockte feine Phantasie, und
bann schnitt mitten durch die Wege
des (»lückogcfühl# eltvas anderes:
Fremdes, Kaltes, Gestaltloses. (5s
stieg ungernfm, unaufhailiam in iljru
empor. Und mit einem Male war eu
ihm, als stäube et wieber zu Haufe
vor feinem Schreibtische unb griffe
nach dem Revolver, um bet grauen
haften Vings: vor ber Leer? unb Zweck
lofigfcit dieses Daseins zu entkommen.
Was wollte diese Vingst bei ihm.'
Woher tarn sie? Er hatte |ie boch
siegt vcrtrii'ont! irr
streckte die Hände aus, wie um nach
etwas zu greifen bit Rache
die Rache
Wiebet sah er sich auf btr Gasse
des Schauders in die Sonnt der brei
ten Straße hinaustreten. Die Stä
che, die war vollendet
Irgendwo im Hause wurde das
Ätraufch von Tritten hörbar. Er
schien nähet zu lomrrtcit. i&tilttmmtii
zögerte einen Augenblick, seine (Mlie
der zitterten. Daun eilte er mit tin
paar langen, schleichenden Schritten
auf die Titt zu und stützte aus dem
Haufe. Draußen zwang et sich gewalt
sam zu einer ruhigen Haltung.
Der 31
gtnt mit seinen leifee
ten tarn ihm sofort entgegen.
„Es find nicht die Gesuchten," sagte
Bellermann, während et ihnen voran
die Straße hinabging.
„Wicht?!" Dtr Agtnt mnchtt tin
halb entsetztes, halb ungläubige 1 Ge
ficht.
Bellermann beruhigte ihn. „ES
liegt eine wirklich außergewöhnliche
Aehnlichkeit vor. Sie 'risst butchau»
leine Schulb. Ich werd« selbst an
Ihren Ehes schreiben."
„Aber btt Brits?" fragtt dtr
Agtnt. „Sit ha btn boch den Britf gt*
fehtn?!"
Doch darauf gab Vtlltrmaim ft in:
Antwotl.
Zivti Stunden später tefnnb sich
Bellermann auf dem Weg.' nach bem
Festland. Er hattt sich einen Pack
Zeitungen getauft und las aufmerk
sam eine nach der anbetn, um den ti
gtnen Wcbaiilcit aus dem Wege zit
gehen. Als er aber auf dem Schiffe
stand und die langsam zurückire'.chen
bert ftf:idetlipp:n der englischen xii'te
betraü)Ute, flössen geg:n seinen W.l:
len bie Vorstellungen st'iies Ii.ntn:
in bis iSilb. Et sah wieder das tle:n.*
Haus cor sich tu der freu«'Mich :i
Straße bet Billenvorftadt Lou^ons,
sah sich hineintreten und bie beiden
Beträtet erwarten. Und rollten sich
oie Phantasien vor ihm ab. wie et
sie immer geschaut satte. Ein über
wältigendes Glückvgesiihl -stieg in i^us
empor ohne Schatten, chnt Angst
odtr Unruht. Et richtttt sich hoch
auf. kltuzte bii Arme iibtt btt Brust
unb flüstertt mit tiutt von Leiden
schaft bebenden Stimipt: „Sit wissen
nicht, daß ich ihr versteck nur«
Jtosender
mm
kenne
und fit nui von meiner «Snflbt leben.
SineA Zogti tvtrdi ich znritcktominen
»ad lern» dann werbe ich mei«
Mche laden wf ..
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neue Leser einschickt, die mit ihm zusammen den StaatS-Anzeit«
ein Jahr vorauszahlen,
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Dasselbe Anerbieten gift auch füt unsere Leser in Canada: Ber
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Leser gewinnt, uns also $9.00 einschickt, erhält bat Buch JMftfrti
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LJk riJ
auf ein Aahr
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Leser in anberen fremden Ländern erhalten dat Luch
esandt wenn sie uns $4.75 einfcitbcn, nämlich für bcn Staats»
8"ö
Anzeiger (Preis $3.50) auf ein Jahr unb $1.L'5 dazu
$4.75.
im Ganze»
Palen»
lehnt sich also, Leser für den
Anzeiger zu sammeln! Ties zu tun ist leichte Arbeit. Zn jeder
Gegend wohnen ?iachbarn die vielleicht den StaatS-Anzeiger
nicht lesen. Gewinnt diese eli Lrstr!
Staats»
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