Newspaper Page Text
chTa^cb»chblät^r.ti»ksd« Dechen h'. Fiirsten Einer der entthronten deutschen kvürsteii, ein ehemaliger Grostherzog, übergibt soeben der Osfentlichkeit seine Tagebuchblätter über die anszer nnd innerpolitischen Vorgänge Teutschlands von 1 HHi) bis 191!) un ter dein Titel „Rudolf der- ^evtè" (Verlag von H. Tiekmann, Halle). „Rudolf der Letzte", unter diesem Titel besprach so ist in der letzten de,r Auszeichnungen 311 lesen die Poltsstiimne die Abdankung des Ber sassers der Tagebuchblätter. Sie stel Uli da.' Ende einer geheimen t^aiitv lieiichrouik dar, die Mitte des 18. Jahrhunderts begonnen wurde ui^d jiiit der Abdankung des „lebten Nu dolf" endet. Ter grostherzogliche Schriftsteller wer es ist, bleibt im Dunkeln, beginnt seine Auszeichnungen mit dein 19. Lebensjal!r. Im Anschluss an die Wiedergabe eines Gespräches nist er aus: „Teuiiiaäi wäre ^ürstentuiu und Adelstand ein Raub am Volt!" Shirt hernach meint er: „Tie Stel lung der Tynastien wird von Jahr zu v.abr schwieriger, wenu es nicht gelingt, den ganzen alten 'iopf ab zlislreisen und eine ftorm zu finden, die der, modernen Zeit entspricht." „Tie Presse bat eine neue Sensa tion", heisst es im ^ahre 1889, „das uusinnige .ieiisurverbot, das Wilden bruchs „bieneralfeldoberst" betroffen bat. Ich lese die Artikel über diese» Aast wie ein Erlöster! Sie sind ja auch ganz interessant! Tenn, was sie schreiben, bat Hand nnd frift! Wenn der Kaiser schon die Parole: „Mehr historische Tramen" ausgibt, dan» sollte auch ein Stück, das sich einmal mit einem weniger vorbildli chen Hoheiizollern besasst, nicht gleich »erböte» werde«! ^ch finde, dieses allzu empfindliche Hohenzollerntnin treibt eine Versehrte HauspolitikI Tie ^ahre 1891 bis 1898 bringt der (^roszl,erzog mif Reisen 311. Er lernt Italien, Oesterreich, Rnszland Täneinarf, Schweden, England, Frankreich, Spanien nnd Portugal kennen, er Ijält sich vorübergellend mich in Konstantinopel, Athen, So sia, Bukarest, Belgrad, Eetinje ans. Tiefe Reise hat ihm den Blick geösf net. 'invor ist er, trotzdem er Bis mores verehrt, ein treuer Anhänger Wilhelms des .jweiten.Nachdem er die Welt gesehnt, weis er, das der Kai ser ein verderbliches Spiel spielt. Er hat stundeulange Konserenzen mit dem Kaiser, der aus Oesterreich schwört und sich trotzdem auch mit Rus laud verbinden will. Ter OSrnfi herzog weist aus England hin: Eng land sucht die Freundschaft Teutsch lands. Er, W (^rofzherzog, ist in direkt beauftragt,-deu Kaiser für ein Biiiidnis mit England zu gewiuuen. Ter Kaiser ist Eis. Wenn er sich auf Verhandlungen einlässt, dann führt er sie so, das sie sich zerschlagen miis sen. 189,8 schreibt der l^ros Herzog: „Heute hatte ich eine nahezu eiustün dige Audienz beim Kaiser. Ter Kai ser ist kein moderner Monarch! Er htiivU stärker als selbst Onkel nnd Papa am (Hotteognadentiim, das in ihm nahezu nuistische Vorstellungen erzeugt hat. Er hält sich für den Aiiserwählten, den Gesalbten (lot tev, den anzutasten Sakrileg bedeu tet. Tieser starke Glaube an sich selbst, seine Sendung, seine Bega bnng und seine Leistung wird noch geflissentlicher gestützt von seiner Umgebung, so das er Widerspruch und starte Betonung, anderer An schaumigen fast nicht gewohnt ist. Er reagiert infolgedessen zunächst mit starrem Staunen und dann mit schroffer Ablehnung, die in ihrer selbsibewiiszten und betonten Neber legeiiheit nicht selten etwas Per letzte »des an\sich hat .. Er möchte am liebsten ahs der ganzen Welt eine Kaserne, ein einheitlich organi sierie Armee inaK^ii. Das freie Spiel der Kräfte isthm ein Greuel. Alles inusz uniformiert, schabloni siert. etikettiert und rubriziert wer den." Bülow und Gras Hatzfeld nehmen sich der Sache mit England mich nicht mit sreudigem Herzen an. Es wird nichts: denn der Kaiser gibt Befehl, das englische An gebot ausweichend nnd nichtssagend zll beantworten: Nicht ablehnend, aber diktatorisch, nnverbindlich!" ?xi,inier weiter rückt Wilhelm ab von London und gibt sich der freund schast mit dem }arcn NikolanS hin »xsch glaube nicht, das dem Kaiser anszer Bismarck je ein Mensch derartig offen die Meinung gesagt hat, wie ich heilte um die Mittags stunde. Wir find hart aneinander geraten, und als wir schieden, klaffte Mischen nits ein Rift, der sich wohl niemals wieder ganz schliefen wird, freilich, der eigentliche Erfolg ist gleich Null. Tas mas lose Selbstbe wus'.tseili dieses Mannes wurzelt viel zu In f, als das es durch einen Hieb mich mir erschüttert werden könnte. Em gut Teil davon ist ihm angèbo itit, der Re)t von einer servilen Um- flebmifi systematisch gezüchtet.. .. Als ich es wagte, den Zâren anzu greifen, fuhr er mich hart -011 uud vervat sich derartige Verdächtiguu gen seines Freundes Niki aufs eut Ichiedenste. Mir ihn ist und bleibt der Zar der große Kaiser des Ostens, .in geborener uud gottbegnadeter Herrscher, nii^ dein zusaiumeu er als Teutscher Koifi«r die Welt zu regie reu gedenkt... Hch glaube, er hält mich für einen halben Spion der ihm 0 verhassten Engländer, der den Auf trag hat, zwischen ihjii und Nicki Zweitracht zu säen." Ter Gros herzog flicht die Presse für ein Biiitd nis mit England z» -gewinnen. Er hat Konferenzen mit dein Ehefredak tenr einer groszen Berliner Zeitung ^eder Versuch der Zeitung, für' ein Bündnis mit England einzutreten, wird durch Bekanntmachungen der Regierung getötet. 1908, als das Kaiser Interview veröffentlicht wird, in. dem Wilhelm behauptete, den Engländern den fteldziigsplmi gegen die Buren eut worsen zu haben, wird Biilows Stel lung unhaltbar. „Tie Höflinge uen neu schon den Nachfolger: den Gene ral Mackensen." Und weiter: „Nim legt das Ausland los! Tie englische Presse erleichtert sich: auch Telcasse behauptet, Anschluß an uus gesucht zu haben, und diese Verständigung ei durch das persönliche Regiment Wilhelms des Zweiten hintertrieben worden. Rußland betont unter deut licher Spitze gegen de» Kaiser, das es «11s misstraue. Was ist von einein Monarchen zu halten, Är 1898 das englische Bündnisangebot an Ru land verrät und 1899 den Englän dern Kriegspläne gegpn die B„ren entwirft?" DerMieg bricht aus und derGros herzog ist genau so begeistert wie al les in Teutschland. Er lebt in seiner Residenz, im Große» Hauptquartier, in Berlin, aus seinen Schlössern. Er trifft mit allen großen Männern des Krieges zusammen. Schon 1915 ist er ernüchtert: „Ich bedauere es", schreibt er am iil. August 1915 in Brest Litowsk, „das ein Mann wie Ludendorff, den ich vor einigen Tci gen wiedersah, so rein annerionistisch denkt. Ich sprach mit ihm über Po litik nnd war ehrlich entsetzt über die Anschauungen, die er mit der ihm eigenen Energie vertrat. Er ist ein unmöglicher Politiker, aber ein glän zender Generals vielleicht der beste, den wir haben." Auch Wilhelm scheint die Situation schon 191(5 zu durchschaue»: „Schon vorgestern *28. November 191(5 beim Kaiser in langer Audienz, ge wann ich de» Eindruck, das Wilhelm der Zweite einer Verständigung durchaus nicht abgeneigt ist: im Ge genteil, ich glaube, er würde den^rie den, wenn er nur einigermaßen er träglich wäre, von überall her «eh men ... Wasqd) schon ort empfand, fühlte ich wiedeiXuns fehlt ei» Bis niarck. Ter ftaiscK her einmal sei» eigener Kanzler sein wollte, ist nur ei» guter, braver Durchschnittsmensch, mit lauteren Absichten, aber voll Unschliissigkeit über die ^rage, wel cher Weg aus dieser Wirrnis führt." Nachdem alles verlöre» ist, legt der Großherzog für Liidendorff eine Lanze ein. Am '27. Oktober »Ich war seit Monate» sei» Gegner i» fragen der Politik. Aber ich ver obfchenc ?s, daß man ib» heute schmäht. Man. hatte ihn nicht groß werden lassen sollen. Man musste ihn i» seine Schranke» weise». Man kau» ib» tadeln, sachlich, ruhig, cut schieden schmähen darf man ihn nicht, den» er war tren wie keiner. Er hat feine {icle 311 hoch gesteckt und vergessen, daß er mit Menschen zu rechnen hatte, nicht mit einem Regi inent von Helden." Zinn Schluß, anläßlich der Revo liitimi, der Vertreibungen und Ab dankungen, wird der Großherzog bit ter. Er hält die Männer der Revo Intimi für Nichtskönner und ergeht sich ill stark antisemitischen Aeuße Hinge» über sie: „^ast fünfhundert Jahre find wir Herren dieses Landes gewesen. Es hieß, wir seien altange* stammt, beliebt, untrennbar mit dem Volk verbunden, und mancher uuserei Almen konnte gleich jenem Wiirtteiu berger sein Haupt getrost jedem Hit tretanen in den. Schoß legen. Ein landfremder Jude galizischer Her kuust, Sproß etnas Volkes, bei dem die Vorsicht sonst iw bessere,Teil der Tapferkeit ist, foiling inte in ciitvi Nacht vom Throne ftXyeii." So lauge Wilhelm am Ruder ist sind die Betrachtungen des Ehroui fteii kühl, beobachtend, nicht der Ans fliife eines Geiiies aber eines sehr gesunden, nach Fortschritt strebenden Geistes. Iii seiner Bitterkeit iiOei die Vertreibung aber gibt er der Re Ostiem Recht: „Ich konniie jeden Tag mehr zu der Ueberzeugung", schreibt er am 24. November 1918, „daß zum Regieren eigentlich weiter nichts I gehört, als der Mut, sich in Szene zu setzen. Schlagworte, ans Massen Wirkung zugeschnitten, ersetzen aus gezeichnet wohldurchdachte Gesetze der dümmste Erlas tut Wunder wenn er in seiner Einleitung kirnst lich den Nebel erzeugt, der nötig ist, in subalternen Gehirnen den Dunst kreis der neuen Zeit zu verbreiten." M. F. Peulenpest in Bera Cruz ». Eigentlich ist die Geschichte^ ja nicht mehr neu, sie gebt schon seit dem 15. Mai nm, aber erst jetzt ist man ihr ans die Spur gekommen, nämlich der Beule»Pest in Veracruz. Tas erste Opfer, das unter verdäch tigen Anzeichen am genannten Tage Franste, starb am 22. Mai, das zweite folgte am 24. bis zum 27. hat man 11 Kranke, von denen 5 in zwischen starben. Noch hatte man in Arg: da fand man in der Um gend des Krankheitsherdes bei ei lern der großen Warenhäuser am Ha on eine Anzahl toter Ratten, nnd mm fuhr de« Leutchen ein gehöri ger Schreck in die Glieder: Tie Ben lenpcst! Sosort wandte man sich um Hilfe nach der Hauptstadt und natür lich auch nach Washington Ein Sa iiitätszitfl ist fo\»rt ans Mexiko ein getroffen ®imd ans den Ver. Staa ten werdeil wohl auch büld Hospital chiffe, Aerzte, Krankenpflegerinnen nnd Medizinen kommen: die Stadt ist von Verkehr mit auswärts abgeschlos en: die Warenhäuser werden ansge räuchert uud die Häuser in der Krankheitsgegend werden, soweit sie von Holz sind, abgerissen und ver bräunt, andere Häuser ebenfalls aus geräuchert. Man ist natürlich sehr hoffuuugsvoll, mit der Geschichte leicht fertig zu werden. So heisst es ja immer bei gefährlichen Krmifhei len, beileibe nicht Seuchen! Gegen as Wort Seuche sträubt man sich hes tig, um so heftiger, je geeigneter der Boden für eine senchenartige Aus breitung der^Krankheit bereitet ist. Tie nichts weniger als schone Stadt Veracruz ist ja seit altersher als Seu chennest bekannt und gefürchtet. Tas schleppt sich als" Schicksal durch die Zeiten nnd wird bis zum heutigen Tage azich als Schicksal ausgesaßt: mau hütet sich, etwas dagegen zu tu». Tel» Schlendrian sollte aber doch bald iuinal ein Ende gemacht werden, das Nest liegt ein bischen zu dicht vor im le it fli' Ii Türen. Unseren Süden von t. Louis bis zum Golf haben wir gesund gemacht, Havanna desgleichen, und selbst der alte Seuchenherd Pa nama ist durch amerikanische Tatkrast in menschenwürdiger Aufenthalts ort geworden jetzt sollte man ein* mal ein großes Reinemache« für Veracruz veranstalten. Es wäre doch scheußlich, wenn wir die Beulenpest hierher bekämen! Bei der uninittel baren Schisssverbiiidunge» wäre das gar nicht so unmöglich. Jedenfalls heißt es aufgepaßt! Man scheint allerdings stramm vorzugehen und bemüht zu sei», das Versäumte nachzuholen. Tmiiit ge steht man auch ein, daß man bisher recht nachlässig gewesen ist. freilich, was da 11111 die Warenhäuser ant Ha feit herum wohnt, ist gewöhnliches Volk, und wenn sowas krank wird, behilft es sich meist ohne ärztlichen Beistand: mich achtet man nicht so ge 11011 auf das Wohlbefinden dieser Leute, und so erklärt es sich ganz leicht, daß man erst jetzt merkt, womit man es zu tint hat. Ob man über die Ausbreitung der Krankheit schon ganz im klaren ist, möchten wir auch gelinde bezweifeln. Tie durchgrei fenden Maßnahmen deuten denn doch daraufhin, daß man es gehörig mit der Angst hat, und das gestattet wohl den Schluß, daß es mit den „bloß elf" Krankheits- und „bloß fünf" Todesfällen nicht ganz reinlich be stellt fein mag. Es werden wohl et was mehr sein! Um nichts und wie der nichts verbrennt man nicht Hätt scr, die freilich nicht viel mehr als armselige Hütten sein mögen. Na, aus alle Jvälle ist das ^ener ein wirk sautes Mittel nnd sollte recht aus giebig zur Anwendung kommen. Ue brigeus, wenn amerikanische Hospi talschiffe hinkommen, steht zu hoffen, daß man bald mit der häßlichen Ue berraschung fertig sein wird. Und in Mexiko sollte matt sich die Geschichte hinter die Ohren schreiben: man tät gescheiter daran, Krankheiten, Schmutz, Armut und Not zu beküm Pfeil als das Land in Bürgerkriegen zu verwüsten und das Volk vertont men zu lassen. Die Beulenpest in Veracruz ist eine Warnung: wird man sie beachten? W. P. Achtung, Kandidaten! Politische Anzeigen finden im StaatS-Anzeiger weitere Verbreitung als in allen in den Dakotas erschei »enden deutschen Zeitungen znsani niengenonimen. Wir berechnen für Wchc 2 Cents das Wort für die erste l^i 11 rückung und 1 Cent das Wort für jede* folgende unveränderte Ein rückung. Das Geld muß mit der Be» stellnng gesandt werden. Sonst wird die Anzeige nicht ausgenommen. Wir bitten, sich das zn merken. Man schreibe also seine Anzeige aus und ?ähle die Worte. Jeder kann leicht selbst ausrechnen, was die Anzeige für ein- oder mehrmalige Einrückung kosten wird. Der Staats-Anzeifler. Abonniert aus den Staats-Anzei ger, die tonangebende deutsche Zcr tnng Nord-Takotas. Der etaat»-?!uzeige?, Bismarck, N. Dienstag, den 8, Juni. 0 ist in jedem amerikanischen Heim in welchem deutsch, gelesen wird Der Staats Anzeiger Beste Zeitung in den Dakotas! /L»s ist nicht allein die beste, sondern auch die größte, inhaltreichste und dabei die weitaus bittigste Zeitung in den Dakotas und im Nordwesten überhaupt Erscheint zweimal die Woche und kostet Nur $3.00 jährlich! Andere Zeitungen, die nicht einmal halb soviel Lesestoff liefern, kosten $2.00 aufs Jahr—dem Klugen und Weisen genügt ein Wor Man bestelle sich also den Staats-Anzeiger abgedroschene Entschuldigung, daß die eine oder die andere Jahreszeit für Zeitungsbestellungen nicht die richtige sei, ist gänzlich hinfällig. Eine 4 gute und dabei billige Zeitung ist im Hause so nötig wie das liebe Brot, und 'der gute Bürger muß jederzeit lesen um unterrichtet zu sein. Jede Jahreszeit ist also die richtige eine gute Zeitung zu bestellen, namentlich die jetzige! Und, merkt wohl: Wer gleich bestellt und bezahlt vergißt es nicht!—Gewinnt den Nachbar als Leser wenn ers noch nicht ist. Macht ihn auf den Staats-Anzeiger aufmerksam. Sehen und bestellen ist eins.<p></p>Staats-Anzeiger Bismarck, Nord-Dakota Schickt den Bestellschein ans der 8. Seite mit $3.00 an: I i MM i 'j i