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B« Hans Pfeift^
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Nachdem wir ungefähr 20 Jahre
nicht mehr daS.geringste von meinem
(Schulfameraben Emil Huber gehört
hatten, fand ich eines .Tages eine
Postkarte von ihm, die mich in Mei
ner Eigenschaft als Architekt mit
Wappen Worten zu geschäftlicher Be
sprechung zu ihm rief. Ich versuchte
vergebens, im Laufe des Abends an
der, Stammtischrunde zu erfahren,
was für einen Beruf der biedere
GpH, der auf der Schule gerade
keine Oeiftéëleute gewesen, ergriffen
Hatte. Niemand wußte es. Ein
Witzbold schwang sich zu der Aus
fünft auf, er wisse ganz bestimmt,
daß Emil in Damenkorsetts en gros
handle. Das fei auch nur begreiflich,
denn schon in feiner frühesten Ju
gend habe et immer nur solche Mäd
chen geliebt, die durch starke Schnü
rungen' mit halbgeöffneten Lippen
ivftmatifch durch ihres Lebens Früh
ling keuchten. Ach was, Geschäft
htn, Geschäft her, dachte ich, es ist
immerhin ein gesundes Ausspannen,
wenn ich einmal füx einen Tag nach
Riichtèrn fahre. Zwar soll der kleine
Ort' seinem Namen Ehre machen,
aber ich hoffte, daß -ßimil in Nüch
tern doch vielleicht im Keller einige
gute Flaschen Wein verwahre und
fuhr.getrost und wohlgemut in das
langweilige Nest. Ich fand Emil in
einem feudalen Zimmer, tiner bau
lich ganz barocken kleinen Billa, auf
dem Dian liegend. Er reuchte Zi
garetten. Wir begrüßten uns, wie
Menschen, die einst zusammen die
Schulbank gedrückt haben, die sich'
aber sehr lange nicht sahen, sich be
grüßen, mit jener befangenen Ver
traulichkeit, die dadurch entsteht, daß
keiner so recht weiß, zu wc-s sich der
andere wohl im Laufe der Zeit ent
wickelt hatte. Emil, der einst so
phlegmatische, war außerordentlich
beweglich er schien irgendwie von
amerikanischem Geist Angesteckt zu
fein, denn nach unserer kurzen Be
grüßung hatte er den Trieb, gleich
zum Sachlichen zu kommen. Er sing
sofort an, mit auseinanderzusetzen,
daß er beabsichtige, sein Geschäft zu
vergrößern, da ihm die alten Räum»,
nicht mehr genügten. Diese Aeuße
rung brachte mich natürlich dazu, ge
radeheraus zu fragen, was. er denn
eigentlich treibe. Der unsagbar ver
ächtliche Blick, den Emil mir zuwarf?
sagte mir sofort, daß meine Frage
anscheinend sehr ungeschickt gewesen
war. Aber da war nichts mehr zu
ändern. Mit einem leichten Lächeln
löste sich der harte Blick des alten
Schulkameraden, und et tagte etw?s
von oben herab: „Nun ja, begreif
lich, du hast ja schon auf der Schule
für Literatur nichts übrig gehabt.
Ich bin Dichter. „Was", schrie ich
entsetzt, fügte aber dann hinzu, „da
brauchst Du aber doch keine Fabrik
Oder dichtest Du im Nebenbe
ruf?" Furchtbare Verachtung kroch
wieder durch feine Augen.
„Du hast keine Ahnung. Komm,
wir wollen einmal durch den Betrieb
gehen".
Wir kanten in einen großen Raum,
der mit hohen Büchergestellen bestellt
war. Die Bücher machten mir ei
nen seltsam uniformen Eindruck. Alle
von gleicher Größe und in grünes
Leinen gebunden. Ich schätzte unge
fähr zweihundertundfünfzigtaufend
Exemplare. Fieberhafte Neugier trieb
mich doch irullte ich durch Fragen
nicht wieder unangenehm auffallen.
Ich zog eines der Bücher heraus. Ein
leichter Schauer durchrieselte mich,
^s war Dudens orthographisches
Wörterbuch. Emil steckte sich gerade
eine Zigarette an und achtete nickt
auf mich. So schob ich das Buch
blitzschnell an feine Stelle zurück,
mochte 10 Bücher weiter noch eine
hastige Stichprobe. Das Blut schoß
mir zu Kopf, in der Hand hielt ich
Dudens orthographisches Wörterbuch.
MN Schreck blickte ich die Wände auf
und. ab und erkannte, daß itz diesem.
Raum zweihundertfiinfzigtausendDu
denfcher orthographischer. Wörterbü
cher standen, eines neben dem andern,
von unten nach oben, von oben nach
unten. Einen Augenblick blieb mir
das. Herz stehen, und ich fühlte in
stinktiv nach der Gesäßtasche,^ in der
mein festes Messer stak. Für alle
Fälle, dachte ich denn der arme Emi!
ist unzweifelhaft verrückt. Doch ich
schwieg. Er hatte den Kops zur
Seite gelegt und sah mich an wie die
Bogel, die die Augen aus den Backen
haben. „Feine Sache, was, Du
staunst!" Ich beeile mich, ohne den
Schimmer eines Widerspruchs mei
nem Erstaunen Ausdruck zu derlei
hen. „Wird noch feiner", sagte, Emil
knapp. Jetzt gehen wir in die Schnei
derei. „Gewiß, mein Freund"
stimmte ich zu.
Im Zimmer nebenan,'* das man
schon als kleinen Saal bezeichnen
durste, saßen in Weiß^ gclleibeHmv
gefähr 60 Mädchen. Jede hatte rechts
und links von sich einen großen Sia
pel grüner Bücher liegen. Emi:
wurde einen Augenblick herausgeru
fen, entschuldigte sich und versprach,
ttleid) wieder da au sein. Ich nahm
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eines der Bücher in die Hand. Es
mar Dudens Orthographisches Wör
terbuch. Ich erschrak noch tiefer, und
es kam mich die Lust an, den,armen,
lim bedingt geisteskranken Emil sobald
als irgend möglich in eine Anstalt lu
schaffen. Doch da ich ein sozial emp
findender Mensch bin, verwarf ich
diesen Gedanken sofort, da dadurtf
die hier arbeitenden Menschen brot
los würben. Jèh sah den hantieren«
dèn Damen zu. Es war anscheinend,
ich möchte fast sagen, nach dem Äay
lor-System, eine haarscharfe Arbeits
teilung utib Zeitausnutzung hier
praktisch angestrebt und erreicht. Di?
Dame afi dem Platz No. 1 machte
fortgesetzt nur drei Handgriffe! Sie
bog die Decken des Buches nach rück
wärts zusammen, schnitt den Buch
körpet mit scharfen Messer heraus,
warf die Einbanddecke n.ich rechts
und das Buch ihrer Nachbärin zur
linken zu. Diese begnügte sich da
mit, das Buch in einzelne Blätter zu
zerlegen. Die einzelnen Blätter wan
derten von hiet zur nächsten Nachba
rin. Diese zerschnitt mit äußerster
Genauigkeit die Seiten der vierspal
itgen Einteilung nach in vier schmal?
Seiten. Ich sank erschöpft auf ei
nen Stuhl und murmelte vor mich
hin. „Ist es auch Wahnsinn, hat es
doch Methode" denn die folgende
Arbeiterin faß an einer sinnreich ein
gerichteten Maschine und hackte,
hackte. Es war so ein Ding wie eine
verfeinerte Brotmaschine, an dem sie
arbeitete. Ich sprang errett hin. O
Himmel! Sie schnitt Wort für Wort
aus dem Duden heraus mit unsag
barer Präzision. Ich eröffnete den
Mund und hatte das Bedürfnis, ir
gend einen Urlaut zu brüllen. 'Da
legte sich Emils Hand auf meine
Schulter, und er sagte in feiner
überlegenen Art „Tja, nun hast Du
auch die Schneiderei gesehen". Wir
gehen jetzt flüchtig durch die Buch
binderei und kommen dann zur
Hauptwerkstatt, bet Dreherei." Ich
stammelte etwas Unzufammenhän
genbes, unb wir gingen
(-iur
Buch
binderei. War. es derselbe Saal?
Lange Tische, weiße Mädchen, doch
anderes Handwerkszeug. Vor jeder
ein Kleistertopf, in dem ein Pinfei
stak. Vor jeder eine Unmenge klei
ner, gleichformotiger weißer Zettel.
Mich durchzuckte nur der eine Ge
banke. Du mußt vorsichtig mit dem
atmen Emil umgehen, und ich ließ
ihn die ganze Wärme meines Wesens
umspielen. Dabei beobachtete ich im
Weitergehen die Arbeit bèt Mädchen
und kam zu dem erschütternden Re-.
sultat,. daß hier, in Emils sogenann
ter Buchbinderei, je ein Wort des
Dudens säuberlich mitten auf. ein
weißes Zettelchen geklebt wurde. O
Gott! O Gott! O Gott.! Die letz
ten zehn Damen ain Ausgang des
Raumes rollten diese weißen Zettel
chen zusammen und steckten sie in
kleine schmale, wohl auf dem Stanz
wege hergestellte Metalle. Ganze Kör
be voll gedrehter Zettelchen standen
schon da. „Stemmt zur Dreherei".
„Gewiß, zur Dreherei, mein lieber
Freund. Es ist ja fabelhaft, welche
Arbeitsenergien Du hier wirken
lässest". „Tja, mein Lieber, jetzt gehts
bald in die geistigen Sphären".
„Aha," sagte ich, und es war wirkli
che Neugier in meinem Ausrufe.
Neuer Saal, neue Tische, neue weiße
Mädchen, neues Handwerkszeug. Nut
war jeder Tisch aufgebaut wie ein?
Heine Zelle. Vor jeder Dame stand
ein Ding wie eine Art Glücksrad.
Mit der linken H.ind drehten sie alle
Die Arbeit ging unerhört fckmell vor
sich. Nach drei Drehungen griff jede
rechte Hand in das Rad und legte
ein Zettelchen in einen Korb, wie wir
gewöhnliche Menschen ihn als Brief
korb auf dem Schreibtisch stehen ha
ben. Drei Drehungen ein Zet
telchen, drei Drehungen, ein Zettel
chen. Sechzig Damen, drei Drehun
gen ein Zettelchen. Hundertacht
zig Drehungen in einem Tempo. Mir
wurde schwindlig bei der Dreherei
Ganz schüchtern fragte ich, „Wie lange
arbeiten Deine Damen"? „Acht Stun
den". Ich schrieb mir das verstohlen
in mein Notizbuch, um zu Haufe
ausrechnen zu können, wieviel Dre
hungen seMig, Damen am Achtstun
^ntag- Lei ^Tempi pro Minuteioojhi
machen könnten. Beim Verlassen der
Dreherei warf ich noch einen Blick
in den Saal zurück und erblickte Über
den einzelnen Boxen große Schilder
„Fabelhaft", sagte ich zu Emil,
welche Ordnung muß in deinem Ge
schäft herrschen. Emil blähte sich, er
war stolz. Inzwischen las ich aus
den Schildern noch die Inschriften:
Roman, Lyrik, Lustspiel, Tragödie,
Komödie, Verschiedenes. „Hm,- hm,
hm", machte ich. „Wo gehen wir
jetzt hin, Emil?" „Diktatraum," sagte
er mit napoleonischem Augenati f
schlag. Neuer Saal, neui Tische,
neue weiße Mädchen. Die eine vor
Briefkötben, in denen die mir be
kannten weißen Zettel chen lagen, die
anbete tor Schreibmaschinen. Das
eigenartig tippende Geräusch von
dreißig Schreibmaschinen durchwirrte
den Raum. Die monoton leiernden
Stimmen der diktierenden Mädchen
gesellten sich dazu und das Ganze er
griff mich so, daß ich unwillkürlich
mit beiden Händen an einen Kopf
fuhr. „Tja," meinte Emil grin
send. Das ist nichts für schwächt
Nerven. Doch komm, Du hast nun
ungefähr einen Eindruck, nach betn
Du Dein« Vläne enttoérfen sannst."
Wie im Traum folgte ich ihm wieder
in sein Zimmer. Hunderttausend
Fragen durchirrten meinen schmer
zenden Kopf. „Mensch!" schrie ich
Emil keuchend an, „dichtest Du mit
dem Duden-Material?" »Furchtbar
einfach, furchtbar einfach", sagte der
andere. Für Lyrisches habe ich kaum
etwas zu tun. Die.vom, Du sagst
wohl Zufall, ich sage vom lebendigen
Leben zusammengewürfelte Wortfol
ge hat eine •seltsame Geistigkeit. Da
brauche ich nur Titel dritter zu
sehen. So gewinnt ich Bei mäßiger
Arbeitsleistung am Tage schätzungs
weise Hundertzwanzigtausend, bis
Hundertdreißigtausend Gedichte. Et
was mehr Arbeit machen allerdingZ
Drama und Roman. Fürs Drama
lausen noch in meiner' legten Abtei-,
lung, die Du noch nicht sahst, beson
dere Trommeln, in die zu den Wor^
zettelchen noch die Personenlose bet
handelnden Personen hinzugesetzt
werben. Dazu brei Briefkörbe In
terpunktion unb bit Sache ist ge
schmissen. Hie unb ba ist einmal
eine kleine Umstellung nötig. Im
großen unb ganzen klappt label
los. An ber Verbesserung Sy
stems arbeitete ich noch. In einigen
Wochen „Allmächtiger Gott",
stöhnte ich. „Was hast Du", fragte
Emil unb fuhr unbarmherzig fort.
„Bitte, entwirf mir Dein? B.iupläne
zu Haufe in recht klarem Aufbau.
Hier nebenan ist mein Laboratorium.
Strenges Geheimnis. Ich arbeite
eben an einem neuen Stück. „Ich
sage Dir, Emil, fabelhafte Mischung.
Ein»Achtel Schiller, Braut von Mes
si.no, ein Achtel Shakespeare „Sturm",
ein Achtel Kaspar Unterrod: „Sexual
leben unserer Zeit", ein Achtel Phi
lipp Nierenstich „Satyriasis und
Nymphomanie", drei Achtel Scheffel
„Trompeter von Säckingen", alles
nach meinem System in Atome auf
gelöst und dann wieder gemischt. „O
Freund" Emil wurde extatisch. Die
Welt wird staunen. „MbrigenS bin
ich den Duden nun satt. Es muß
eine neue Literaturepoche ansangen
Ich habe die alte geschaffen. Ich.
Emil^ Versstörzer, werde die neue
kreieren!" Emil Versstörzer, hatte
et gesagt, nicht Emil Hübet. Mit
standen die kalten Schweißtropfen
auf der Stirne. Aus dem Meinen
Huber war also in den zwanzig Iah
ten der große Versstörzer geworden,
um den sich mit Für und Wider eine
Welt drehte, der umbraus: war vom
Gebrüll: „Er ist kein Dichter" und
„„er ist ein Gott". Emil merkte nicht
wie ich erbleichte. Er redete fort.
„Max, Mar," er nannte mich plötz
lich beim Vornamen. „Eine ttne
Epoche bricht an. Alte Gefetze, die
ich mir und der Welt gao, stützen."
Er fuhr auf. Die dünnen schwarzen
Haare hingen ihm in die Stirne
„Revolution", stöhnte er. „Grimm,
Grimm, Grimm." Mein Gott, jetzt
kommt fein Anfall, dachte ich und,
lockerte meinen Hirschfänger. Doch
aus seinem Paroxistnus erwachend
trat er auf mich zu, legte feine mi:
Ringen bespickte Hand auf m.elm
Schulter. „Ja Max, Grimm!" sagtr
er mit einem so kindlichen Lächeln
daß ich mich sofort wieder beruhigte.
„Duden wird entthront. Eine nem
Aera bricht at.. Die nächsten zehn
Jahre werde ich mit Grimms Wör
terbuch arbeite». Verstehst Du?
Schnitte, Schnitte, Drehrad, neue
Dichtung, Sensation, neues Ethos,
Zoroaster, Buddha, Christus, Luther,
Tolstoi, Versstörzer. „Ha!" Ei?.
schöpft sank er auf den Divan uni
schloß die Augen. Leise, aber mit bet
Gelenkigkeit eines erwachsenen Tigers
in seinen bisten Jünzlingsjahren
sprang^ ich zur Türe hinaus, saufte
die Treppe hinab und war im Freien
Einem Herrn, der des Wegs kam.
war ich gerade vor die Füße gesprun
gen. Ich murmelte „Verzeihung
Badeanstalt mit Douche, bestes Weiw
restaurant?"^ Er war sehr hösliH
Bitte, dort! „Zum plätschernden
Bogel" und hier links „Zum golde
nen Römer1'. Bald darnach hatte ich
zwanzig kalte Douchen genommen
und noch eine Kleinigkeit später trän'
ich, unt die furchtbaren Eindrücke des
Tages, zu verlyischen. eine gute Flu
fche .die- dem goldenen Römer alle
Ehre machte und mir einen Ilaren
Kopf. Nüchtern und Emil ^Vers
störzer aber bekamen mich nie" mehr
Uu sehen.
Geänderter Standp»«M
^n der Straßenbahn war ein
fürchterliches Gedränge. Trotzdem
unterhielt sich die nette junge Dame
mit dem gesetzten Herrn, der ne
ben ihr stand, aufs angeregteste.
Das Gespräch stmt von ungefähr auf
die Familie. Da erwähnterer Herr,
das er verheiratet sei und vier Kin
der habe.
„Waas," faucht die junge Dame
ihn an, „Sie Sie Sie stehen
ja schon seit einer Viertelstunde aus
meinem Fuß! Machen Sie schleu
nigst, daß Siè da herunterkommen!"
Verschnappt.
..Ich habe vorhin Ihren Herrn
einen Halsabschneider gcmufiit! Der
vird midi doch niiht verklagen
Oberkellner: „Ach, da käme der
dorn Gericht gar nickt berunterl"
Der Stkatt'Anzeiser, MSmarck, '., Tlliiâg^ de«' 19. OkloSch?
Meetzx«Kich-fÜrVz
'Äm'29. 9lu$Cfatt&
College der^MennMiten°Brüder in
Hillsboro^ranjas, flhe tum mehr
als lOpo Personen Wachte Üdr*
sauiniMg statt, um zu bitten, wie
HillSboro und Umgegend itib an
dem großen Liebeswerk der
can Dairy-Cattle Company bet ei
gèn könne». In herzergreifenden
Worten schilderte Dir. itiocllep als
besonderer Abgesandter des Zentral
ausfchusseS fiii die Auslandshilfe in
Berlin Not und Kinderelend in den
deutschen Großstädten und wies da
rauf hin, wie allein durch die Be
ftreblingen der American- Taini
Cattle Company dauernde und wirk
fame Abhilfe gebracht werdeil könne.
Frische Milch allein noch könne täg
lich Hunderte und Tausende von
kleineil Kindern und hoffenden oder
lunge» Mütter« vom frühzeitigeil
Tode erretten, Franken die Gesund
heit wiedergeben, und Alte», nnd
Schwachen das Leben verlängern.
Die Milch aber könne nach Lage der
Tinge allein von den au6 Amerika
geschenkten und nach Teutschland
überführten Kühen kommen, für de
ren Unterbringung UND Zütteruug
in den Städten, sowie Krankenhän
sent, Kinderheimen, Genesungshei
men und sonstigen Wohltätigkeitsan
stalten schon die notwendigen Vor
kehrungen getroffen seien. Mit Trä
nen tiefster Welnnut und Riilirimfl
horten die zahlreichen Anwesenden
beit Allsführungen des Vertreters
des deutschen Volkes zn, denen zu
folge das deutsche Äolk gerade die
sein amerikanischen Liebeswerke ganz
besondere Hoffnung entgegenbringt--
Von Hillsboro wtb-Umgebung al
len« sind bis jetzt für dieses große
Werk der wahren nnd Wiederaus
bauenden Liebe und Barmherzigkeit
75 Kiiho, und mehr als 5000 Tol
lars aufgebracht wörfieri, imtf man
arbeitet dahin, die Schenkung bis
ans eine.Eisenbahllzugladnng, min
destens 100 Kühe, nnd auf eine mich
noch bedeutend größere Geldsumme
zu erhöhen. Dieses Vieh wird noch
mit dem ersten Transport, der in
kurzem den Hafen von Galveston
perlassen wird, abgeben.
Tas glänzende Beispiel, das
Hillsboro nnd Umebnng gegeben ba
ben, muß ein zwingender Ansporn
siir alle sein, sich mit der American
Tairy Cattle Company zit vereini
gen nnd die Schenkung und Ueber
fnhrung von Milchvieh nnd Futter
mitteln zu einem Liebeswerke von
solchem Umfange und so grundlegen
der Bedeutung zu gestalte«, daß noch
die kommenen Geschlechter in dentf
scheu Landen gern imb dankbar da
von reden werden.
Renntierfleisch als Bolkskost.
Jetzt wird es endlich mit der schon
vor fünf oder sechs Jahren ange
kündigten Verjendllng größerer
Meiigein Renntierfieisch ans Alaska
nach den Ver. Staaten voller ge
schästSmäßiger Ernst.
Nach neuerlicher Mitteilung wird
Alaska noch vor Ende des Jahres
19:20 vier Cinmachhäuser nnd Kühl
lagerräume sür Renntierfleisch aus
weisen, welches fortan regelmäßig
nach unserem Land geschickt werden
soll, als vollkommenes Nahrungs
mittel. Je nach Bedürfnis werden
noch mehr solcher Aitiageit ins Le
ben gerufen werden.
So hat sich die kleine Herde
Nenntiere, welche anfangs der
neunziger Jdhre aus Sibirien nach
Alaska eingeführt worden war, um
JManer, die der Jagd- und Fische
rei Gelegenheiten schnöde beraubt
worden waren, vor dent Verhungern
zn retten, schließlich dermaßen ver
mehrt, daß sie die Grundlage für
einen großen Ausfuhrhandel in
Fleisch auf unbestimmte, aber wahr
scheinlich lange Stit hinaus bieten
kann, ganz abgesehen von der Renn
tierzncht seitens der Eingeborenen
und für dieselben.
Jene Idee vonRev. Jackson^ die'
anfänglich» als es damit nicht so
gleich recht vorwärts gehen wollte,
dem Urheber des Unternehmens
Verkennnng nnd sogar bittere An
griffe im Kongreß eintrug auch
von wohlmeinenden Kritikern wie
Senator Vest von Missouri hat
sich schon seit zehn oder mehr Iah
rett als ein glänzender Ersatz er
wiesen und soll jetzt der großen
amerikanischen Nation ein wichti
ges Nahrungsmittel mehr liefern,
wenn auch vorerst gerade fein billi
ges!
V
Das Fortbestehen der Franksurtel
Universität wurde durch Bewilligung
von 750,000 Mark in der Stadtver.
ordnetensitzung vorlänfig weiter ge
sichert. Die ,sozialdemokratische
Fraktion machte die Bewilligung da-,
voll abhängig, daß der Universität
eine Arbeiterakademie angegliedert
wird. Der Magistrat stimmte det
Forderung zu nnd erklärte,, daß fpii
testen* mit Beginn des ^Winterst'
inesl^rS die Akademie ins. Leben ge
rufen werden soll.
A«t» bestimmt Hausbau.
Alles andere ist n»r noch Umgebung
dks Kraftwagens.
Vor noch" gar nicht lapger Zeit
wäre bei uns ein Architekt sehr, er
staunt gewesen, wenn ihm ein Kun
de mit einer Bcstelllmg gekommen
wäre, wie z.-B. dtese:
„Ich will «in Hautz gebaut haben,
das zu et item Tollristen Anto für
7»Passagiere paßt. Auf die son
stige Unterbringung der Familie
kommt es wenig an."
Heute aber scheint sich der ameri
kanische/ Häuserbau wenigstens im
fernen Westen, und zum Teil mich
schon im mittleren Westen, stark nach
dieser Richtung h/n zu entwickeln,
derart, daß das Haus einfach um
den Familien-Lkrastwagen herumge
baut wird! Noch ist es nicht so weit
gekommen, daß das,Halis auch mit
dem Allto herumgondelt, einem
Hausboot zu Laude vergleichbar
aber wer weiß, wie bald wir auch
das haben werden, und ob vielleicht
am Ende, als kühnste Verkehrs
Schöpfung, auc^, noch ein wirkliches
Schiff und ein Aeroplatt Zubehör
auftauchen? Tatsächlich hat eines
unserer Magazine schon vor mehre
ten Jahren eine solche großartige
Vereinigung'^er Verkehrsmittel in
Wort Mld Bild vorgeführt.
Bleiben wir, aber einstweilen ans
dem Boden der Gegenwart stellt,—
freilich kann die Zukunftsmusik schon
morgen dem Orchester der Gegen
wart angehören.
In den Pazifikstaaten sind bereits
fast alle modernen Hänser mäßigen
Preises mit Erdgeschoß-Garagen ge
baut. Ein vorbildliches San Frau
ciscoer Hans bietet unter seiner Ve
randa eilten Eingang für den Kraft
wagen, welcher gleich einem Mit
glied der Familie an der Hmisfnifft
hereinkommt und ruhig nach einer
Seite der Stufen gleitet, die ge
machlich vom Straßen-Niveau nach
der Veranda führen.
Ein anderer Typ eines Auto-Fa
milieishauses ist in Seattle sehr be
liebt. Bei diesem Typ läuft dér
Krafttvagen au einer Seite des
HanfeS in feine Erdgefchoß-Garage
ein, statt unmittelbar au der Hanpk
front er ist aber keineswegs ver
steckt: Unmittelbar hinter ihm be
findet sich der Eingang zur Küche.
Man glaubt, daß die Gepflogen
heit, das Aiito unter dasselbe Dach
zu briugen, wie die Familie, noch
große Möglichkeiten für die Zukunft
.röffitet, sowohl was die Schönheit,
vMe was eine größere Zweckmäßig
keit anbelangt.
Es wird neuerdings auch darauf
Eingewirkt, in der Ländlichkeit dem
Familien-Auto schon beim Hausban
einen besseren Platz ^zu geben und
selbst entlegenere Fârm-Gebäitde in
viel besserer Harmonie mit der ge
samten Physiognomie des Platzes
und seines JnhaltS-zn bringen.
Wyomings Franc» .'echtspionlère.
Bei den vielen Erörterungen der
FranenstimmrechtS Frage dürfte
auch die nachstehende geschichtliche
Erinnerung für einen Augenblick
der Erwähnung wert sein.
Die Milliter im damaligen Terri
torium Wyoming haben schon seil
mehr als einem halben Jahrhun
dert darauf bestanden, daß die
Frauen derselben Rechte ^würdig
seien, wie die Maimer. Im Jahre
1Ö/)Ü_ setzten die Wyominger Pio
nier Stinliitgeder die übrige Welt
in großes Erstaunen, indem sie den
Frauen des Territoriums ohne wei
teh'S das volle Stimmrecht verlie
he» das geschah,- ohne daß die
Evastöchter irgendwelchen Kampf
darum zu führen brauchten.
Ohne sich in ftaats-philosophifchen
oder- sonstigen gekehrten Auseinan
dersetznngen zu ergeben, sagten die
Männer, qls ihnen von auswärts
Vorhalte wegen des obigen Be
schlusses gemacht wurden:
„Das ist für im5~ einfach eine Fra
ge von Recht und Billigkeit. Unsere
Frauensleute hüben dieselben Ent
Behningen durchgemacht, wie wir,
und sich als ebenso tüchtige Pioniere
ei wiesen. Warum sollten sie nicht
im Gemeinwesen ebenso viel gelten?
.Als Wyoming i81)0 sich um die
Aufnahme als Staat bewarb, ent
wickelte sich im Kongreß eine heftige
Stimmung gegen die Aufnahme,
eben wegen der Entführung des
Freuen Skliumrechts ja es fetzte
Tumulte. -Die Wyominger Legis
Iqjtiir wnrde in Kenntnis gefetzt, daß
die Erhebung in den Staatenrang
„kantn möglich" wäre, weint nicht
die obige Bestimmung wieder gestri
chen wü/de. Die Legislatur ant
wortete: „Eher werden wir noch
fnm&crt Jahre außerhalb der Union
bleiben, als ohne Frauen-Stinun
recht hereinkommen!"
E i it Wort der Lehre nimm és hin
ins Lebeit': halt die Zunge fest!
Denn nngewog'iie Rede fliegt,
unflügger Vogel, ans dem Ncjjb
Doch noch ein zweite?, bessrés Wait:
bait deine Seele fromm nnd rriit,
so wird, was deinem Mund entfliegt,
*nte ein unflügger Vogel fein
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De«tfchM«gljfches
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Mgttsch-dentsches WSrterdUchp
Der^Staats-Anzeiger ist immer'Bemüht, feinen öejern und Lech
ten die solche werden wollen,.Ltwas wertvolles und nützliches zu bie
ten unter Bedingungen, wie besser sie keine Zeitung im ganzen Lande
machen kann.
s
Wir haben soeben mit ben Verlegern von Karl Breu's nsâ
rühmten Wörterbuch (Dolmetscher) ein günstiges Abkommen,-gv
macht. Dieses Werk ist entschieden das beste auf dieser Seite des
Ozeans. Dieses Wörterbuch sollte in jeder deutsch-amerikânischen^
Familie sein und der Staqts-Attzciger tietet ès uztter BedutgMgey
an, die jede Person annehmen kamt*
^SSELUS
new
®eRman
'tTlONARY
Dieses Worterbuch ist ein großartiges Werk. Gibt alls- Wörter
der deutschen Sprache und der englischen Sprache ip zwei Hälften.
Erst deutsch-englisch und dann englisch-deutsch. Es umfaßt sage und
schreibe 1360 Seiten, ist 8 Zoll lang, 5Y2 Zoll breit und über 2%
Zoll dick alles in einem Band und sehr dauerhaft eingebunden.
Es ist ein Werk ohnegleichen zu dem' niedrigen Preis.
Es gibt tausende deutsche Männer, Frauen und Kinder. Me nicht
immer das rechte deutsche Wort für ein englisches wissen, oder nicht
das richtige englische Wort für das.deutsche. Dieses Wörterbuch
schafft rasch Abhilfe. Das Buch ist unbezahlbar in der deutschen
oder deutsch-amerikanischen Familie.
Es ist ein absolut zuverlässiges Werkend in Gebrauch in bar
meisten Hochschulen und Universitäten in den Ver. Staaten und
Canada. Der Autor ist Professor Doktor Karl Breul von den Uni
versitäten Berlin und Cambridge, ein Sprachgelehrter^ vim Wett
ruf.
"Jeder Leser de» Blattes im Jnlande, oder Jeder der Leser werde«
will, den Staats-Anzeiger (Preis $3.00 aufs Jahr) auf ein Jahr
vorauszahlt itttb-41.35 dazu, also im Ganzen $4.35 unS einschickt,
erhält dieses großartige Werk postfrei zugesandt.
Leser in Hanada müssen, wenn Sie das Buch wtzttschen^ till
$5.25 einsenden, also $3.50 und $1.75, da das Postgeld nach
Canada um noch 40 Cents höher ist als im
Wir schenken dieses Buch jedem Leser
tsS V vi"'
., ,1
im Jnlande, der seine Zeitung ein Jahr vorauszahK, und im»
neue voranSzahlende Leser (im Ganzen also $9.00) einsendet. Dazu
schenken wir jedem der beiden netten Leser einen prachtvollen Kalen
der auf das Jahr 1980. tzn anderen Worten kann sich jeder Leser
dieses Blattes das großartige Äuch verdienen, wenn er unS zwei
neue Leser einschickt, die mit ihm zusammen den StaatS-Anzeiger
ein Jahr vorauszahlen. ES lohnt sich also, Leser für dmt^taatS.
Anzeiger zu sammeln. Dies zu tun ist leichte Arbeit. In jeder
Gegend wohnen Nachbarn, die vielleicht den Staats-Anzeiger noch
nicht jefen. Gedin»t diese als Leser!
*zLu.
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Die Ernte ist leidlich gut mt§gcf.tffen. Es ist leicht, neue fiefèt
zu gewinnen. Geht sofort a» die Arbeit? ,•
Man schreibe deutlich alle Namen und Adressen. Geldsendungen i
find am sichersten durch Postanweisungen (Postal Money Yrdy)
machen. Man adressiete alle Geldsendungen und Briefe: 1
Der Staats-Anzeiger,
Bismarck,
4f
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R.D
-f i W
I
Die Frankfurter Universität.