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Q. ®ic&hio* Das verrathene Geheimnis. Ein MahrHen» töatcrt einmal ein Schnhmacherge ^Z'^sell und ein Schneidergesell der Erste hieß Peter und hatte Geld der Zweite hieß Hans und,hatte keins. Peter der Schuster wollte auf Reisen gehen und Hans sollte mit. Da aber Hans kein Geld hatte, so versprach ihm Peter, er wolle überall für ihn bezahlen und solle er mit ihm in gleiche Theile gehen, und das schwur ihm Peter mit einem heiligen Eide zu. Also wanderten sie fort. Sie bekamen aber nirgend Arbeit, und als Peter einmal recht nachsah da fand er, daß sein Geld zur Neige ging. Da ge reute es ihn, daß er den Hans mitgenom inen und ihmgeschworen,sür ihn zn sorgen, und eines Tages sagte der Verräther zu Hans, als sie mitten im dichten Walde waren und Hans großen Hunger hatte: Wenn du mir nicht dein rechtes Auge gibst, so gebe ich dir nichts zu essen. Was sollte Hans thun Besser war es ein Auge zu verlieren als Hungers zu sterben, und Peter gab ihm etwas Weniges zu essen und stach ihm dafür sein rechtes Auge aus. Am andern Tage hatte Hans wieder großen Hunger und Peter sagte wieder zu ihm: Wenn du mir nicht dein linkes Auge gibst, gebe ich dir auch nichts zu essen. Da jammerte Hans gar sehr und fluchte dem Verräther,_ der ihm geschworen, wie ein Bruder mit ihm zu theilen. Als aber der Hunger ihm den Leib zerschnitt, da willigte er ein und ließ sich auch das linke Auge ausstechen. Als dies geschehen war, da ward Peter froh, denn nun konnte er sich des lästigen Hans ganz entledigen und er lief fort und ließ den Armen mitten im Walde stehen. Da wußte nun Hans nicht mehr, was er an fangen sollte weil er aber bang« war, es möchte ein Wagen kommen und ihm über den Leib fahren, kroch er von dem Wege ab und so lange fort, bis er einen großen Baum vor sich fühlte. Inzwischen war es duukle Nacht geworden und Hans hörte von fern einen Bären brummen. Dem muß ich aus dem Weg gehen, sprach er, kletterte auf den Baum und legte sich oben zwischen die Aeste. Es dauerte nicht lange, so kam der Bär heran und hatte noch den Wolf und den Fuchs bei sich, und die drei kamen dein Baume immer näher {und legte« sich endlich dar unter nieder. AI), ich weiß was, ich weiß was, hub der Bär nun an, und der Fuchs sprach: Ja und ich weiß auch was und der Wolf sprach Meint ihr, iht wüßtet Alles? Ich weiß auch was. Da sprach der Bär: Höret, wollt ihr mir sagen, was ihr wisset', so will ich euch sagen, was ich weiß, und darüber habt ihr Freude, o, ich weiß nicht wie! Ja, antwortete der Fuchs, aber dann müssen wir uns erst untereinander versprechen, keinem Menschen etwas da von zn sagen denn wenn die Menschen wüßten, was ich weiß, dann sprängen sie vor Freude auf einem Beine herum. Das ist bei mir auch der Fall, das ist bei mir auch der Fall, sprachen die beiden Andern, und der Fuchs sagte: Nun, dann fang' du au, Bär, denn du hast uns zuerst ge sagt, daß du etwas wüßtest. Nun gut, sprach der Bär, aber wenn Einer von euch etwas verräth, den fresse ich mit Haut und Haar. In der Stadt London ist große Was sersnoth, tint) sic fangen schon an, das Wasser mit Gläschen zu verkaufen, wie ehedem den Branntwein. Wenn das noch ein Bischen so dauert, dann sterben die Menschen alle vor Durst und dann haben wir einmal ein Sffcen, Juchhei! All.' Tage so viel wir nieüeu Ist der Noth denn nicht abzuhelfen? fragte der Fuchs. Da liegt der Haase im Pfeffer, ant wortete der Bär, und das ist just, was ich 'weiß. Aber der Schwarze hole cuch weun Ihr es einem sagt, denn damit war' unser aller Freude verdorben. Auf betjt Markte liegt nämlich.ein Stein, und wenn sie den aufhöben, so hatten sie Wasser mehr als genug, denn unter dem Steine springt die reichste Quelle, der ganzen Welt. Wolf, wenn du es Einem sagst sprach der Fuchs. Bist du toll, Fuchs! antwortete der Wolf. Aber nun laß auch einmal hören, was du weißt. Nach dir! sprach der Fuchs, und der Wolf begann Ja, ja, wenn die Menschen wüßten, was ich weiß, da könnte sich Einer guten LolM-verdienen. Da ist des Königs von England Tochter, die liegt schon sieben Jahre krank und kein Arzt in der Welt kann ihr helfen. Wie so? fragte der Bär. Ja da steckt der Knoten antwortete der Wolf. Als sie zur ersten Communion ging, da bekam sie ein Goldstück, um es in den Opferkasten zu werfen. Statt hinein, fiel es aber daneben, und so lange das nicht darin ist, so lange kann sie nicht genesen. Aber nun sage du uns auch, Fuchs, was du weißt. Wenn die Menschen wüßten was ich weiß, sprach der Fuchs, so wäre manch Einem geholfen und mancher Blinde würde nicht länger blind sein. Wie so? fragte der Bär. Der Fuchs antwortete: Auf den Baum hier fällt heute Nacht ein Thau wer sich damit drei Mal die Augen wäscht, der wird sehen, und hätte er selbst kein Auge mehr im Kopfe. Das ist ein wunderbar Ding, sprachen der Wolf und der Bär, und alle Drei gaben sich die Pfoten und versprachen sich nochmals, nichts von den Geheimnissen zu verrathen, und dann gingen sie aus einander. Hans ghattc sich aber Alles wohl ge merkt und er reichte alsbald nach den Blättern und wusch sich die Augen mit dem Thau, und zur Stunde sah er wie der so klar wie vorher. Dann stieg er still nieder und eilte der Landstraße zu, und daraus. ging er immer weiter und weiter, bis er an die Stadt London kam. Da ging er auf den Markt und zn der Herberge, wo die Rathsherren jeden Mor gen ein Gläschen Branntwein tranken, und bat allda die Frau Wirthin um ein Glas Waffer. Weg, du unverschämter Kerl! schrie die Wirthin welche glaubte, Hans hätte ihrer spotten wollen wie kannst du dich unterstehen, ein Glas Was ser zn fordern, da du noch nicht einmal Geld haben magst für ein Glas Wein. Ist das Wasser hier so rar? fragte Hans das ist die Schuld eurer Raths Herr», die könnten euch dessen wohlschaffen, wenn sie nur wollten. Das hörten die Rathsherrn nicht so bald, als einer derselben aufsprang, Hans beim Kragen faßte und rief: Das sollst du mir beweisen, du Schurk wenn das Volk das hörte, es hing uns alle an den Galgen. Darob lächelte Hans und sprach: Ja, es ist eure Schuld denn es springt ein Quell in der Stadt, der so reichlich Wasser gibt als einer in der Welt. Gebt mir nur zehntausend Thaler, dann will ich euch denselben zeigen. Der Rathsherr rief die anderen Raths-' Herrn zu sich und sie versprachen dem Hans die zehntausend Thaler. Aber Hans sagte: Erst muß ich das Geld in der Tasche haben. Da gaben sie ihm das Geld und er ging mit ihnen auf den Markt und ließ den Stein aufheben und da sprang so viel Wasser heraus, daß man auf dein Markte mit Nachen fahren konnte. -Nun war Hans ein reicher Mann und er ging zu einem Schneider und ließ sich da einen neuen Anzug machen, gerade so toi» ihn die Doctoren tragen. Als der fertig war, ging er zum König und sagte, er wolle seine Tochter curiren, und der König ver sprach ihm seine Tochter zur Frau, wenn er sie gesund mache. Darauf ließ sich Hans zu der Prinzessin führen und fühlte ihr den Puls und schüttelte den Ko^s da zn. Die Krankheit ist übernatürlich, sprach er, aber ich will sie doch vertreiben. Darauf fragte er, wo die Prinzessin zum ersten Male zur Commnmon gegangen sei, und als man ihm das gesagt, hustete Hans und sagte: Hm, hm bringt mir doch die Prinzessin nach in die Kirche und setzt sie an die Eommnnionbank. Und als das geschehen war, fragte er sie, wo hin sie das Goldstück geworfen, und er ließ den Opferstock wegräumen und holte das Goldstück aus einer Ritze und gab es der Königstochter, und alsbald war sie gesund. Der König aber war außer sich vor Freude und Hans bekam die Prinzes sin zur Frau und fuhr mit ihr alle Tage spazieren. Da traf es sich eines Tages, daß sie durch ein Dorf fuhren. Hier hörte er von weitem einen Scheerenschleifer, der rief: Scherenschleif! Scherenschleif! uud die Stimme kam Hans ganz bekannt vor. Als er schärfer hinfah, richtig da war es Peter, der Schustergesell, der ihn so schändlich verratheu. Hans aber hatte ein gutes Herz und rief den Peter zu sich und sagte:* Heda, Peter, wo kommst du her? Als Peter sich verwundert umdrehte und 'den großen Herrn im Wagen sah, nahm er seine Mütze ab und sprach demü thig Ach Herr, wie komme ich zu der gro ßen Ehre, daß Ihr mich kennt? He, Narr, ich bin Hans sprach der gute Hans, und habe mir großes Glück geholt auf dem Baume, gleich bei der Landstraße, wo du mir die Augen ausgestochen hast. Und dabei lachte Hans so recht herzlich und schenkte Petent noch eine Börse voll Du katen und fuhr weiter. Peter aber sprach bei sich: Ei, wenn der dumme Hans sich auf dem Baume sein Glück geholt hat, dann kann ich es auch", und er ging hin, und als er bald müde, setzte er sich auf den Baum. Es dauerte nicht lange, da kanten Bär, Fuchs und Wolf auch zu dem Baume und ein jeder schimpfte auf's beste, daß das Geheintmß verrathen. Das hast du gethan, Rothhose, sprach der Wolf aber der Bär nahm des Fuchses Partei und sprach Nein, der ist zu klug dazu aber du Wolf hast es sonder Zweifel ge than, du bist so ein dummer Kerl. Ja, ja, fiel der Fuchs ein, es ist nicht anders mög lich, der Wolf hat es gethan und er muß Hüngen darum. Ich hängen? schrie, der Wolf ich sage noch einmal daß ich es nicht gewesen bin, und hat der Fuchs es uicht verrathen, dann hast du es gethan, Bär. Was sagst du da? rief der Bär)' und brummte einmal tüchtig Fuchs, wo ist ein Seil, marsch an den Baum mit dem Verräther. Der Fuchs hatte schnell ein Seil bei der Hand und sie zogen den Wolf dann aus den Baum. Wie der aber oben zwischen den Zweigen stak, sah er den falschen Peter sitzen und rief: Ach, wie ist das Unrecht so groß auf dieser Welt! Da sitzt der Verräther aus dem Baume! Als Fuchs uud Bär das hör ten ließen sie den armen Wolf schnell nieder und holten den bösen Peter he run tcr. Der Vertheidigte sich zwar auf's beste und sprach immer: Hans hätte es gethan und sie sollten sich erst überzeugen aber die Drei waren einmal wild und hörten nicht ans ihn und rissen ihn in Stücke und fraßen ihn auf bis zum letzten Knöchelchen. Welche Gelehrte werden am unhöf lichsten behandelt? Die A e z't e, denn man sireckt gegen sie die Zunge heraus. u s s i s e S In welchen Abgrund von Thorheit und Aberglauben auch ein christliches Volk mit der Zeit geräth, wenn es den leben digen Zusammenhang mit der von Chri stus eingesetzten Kirchengewalt verliert, dazu liefert der religiöse Zustand Ruß lauds eittett traurigen Beleg. Für jetzt wollen wir die Aufmerksamkeit unserer Leser nur auf die sogenannten „Ketzer" hinlenken. Nach dem neuesten Staats almanach beträgt ihreZahl imeuropäischen Rußland 926,631 und in Sibirien 166,^ 985, während die Zahl der Orthodoxen in Enropa auf 53,169,179 und in Asien aus 4,936,917 angegeben ist. Diese Zahlenangaben sind aber bekanntlich ganz unzutreffend. Der Engländer Hepworth Dixon, welcher die religiösen Behältnisse eingehend untersucht hat, spricht seine Ueberzeugung dahin aus, daß die söge nannten „Ketzer" das eigentliche wahre russische Volk' sind, während die Ortho doxen nur eine Secte bilden, zu welcher die Edellente und Geistlichen gehören. Den eigentlichen Stamm der Ketzer bilden die a s k o n i k s d. h. die Altgläubi gen sie datiren aus der Mitte des sieb zehnten Jahrhunderts und stammen ans dem Widerspruch her, den die damals ein geführte „orthodoxe Staatskirche" überall im Volke wach rief. Das Festhängen am Alten ist bei ihnen in krankhafter Weise ausgeartet sie essen keine Kartoffel, nehmen keinen Zucker zum Thee, wollen nichts wissen vonGas,Eisenbahnen u.f.lv., weil das Alles Neuerungen sind dabei sind sie dem regierenden Hanse ebenso femlich gesinnt, wie der Staatskirche. Aus diesen Altgläubigen hat sich uim ein Schwärm der sonderbarsten Secten gebildet. Ausführlicheres berichtet dar über Philareth, Erzbischof von Tscherni gow, in der „Geschichte der Kirche Ruß lands" worauf sich auch die Zeitschrift „Globus" Nr.* 6 bezieht. Hier müssen wir uns auf einige wenige Mittheilungen beschränken. Die y st i oder u ck e s ri n er stammen ans den Zeiten Peters des Großen. Sie regen sich durch Tanzen und Springen auf, schlenkern mit den Armen, „wie es'die Engel mit den Flügeln thun", manchmal schlagen sie sich gegen seitig mit den Stöcken, toben sich so lange in Raserei hinein, bis sie sich von „gött Itcher Begeisterung" ergriffen fühlen, dann gelten sie als Propheten sie feiern scheuß liche Orgien die Sacramente verwerfen sie. Diese Secte ist in eine Anzahl von Unter- und Nebenseeten zerfallen, unter denen die o s k o w'fche Secte sich durch Fanatismus hervorthat. Die Bekenner derselben mußten die Bewegung eines Schiffes nachahmen und soviel als mög- lich sich im Kreise bewegen. Die S k o z e n oder Selbstverstümm ler sind eher im Zu- als Abnehmen be griffen. Vor etwa 100 Jahren gaben zwei Bauern den Anstoß zur Bildung die ser Secte, Die abscheulichen Ausschwei fungen der Chlysti waren ihnen ein Gräuel um sich gegen jede Versuchung sicher zu stellen, verstümmelten sie sich und beriefen sich dabei auf Bibelverse als Erkennungszeichen trugen sie früher auf dem rechten Knie ein Stück rotheu Tuches. Christus ist ihrer Ansicht gemäß bereits wiedergekommen unter der Gestalt des Czaren Peters des Dritten, er hält sich aber noch verborgen, bis der geeignete Zeitpunkt zum Gericht gekommen ist dann beginnt das Reich der Skopzen. Bei den Geisteskämpsern Ducho o z e n, kommt Alles auf innere Voll kammenheit des Geistes an. Christus war ein bloßer Meusch nttch dem Tode wan dern die Seelen guter Menschen in an dere Menschen, die Seelen der Bösen da gegen wandern in Thiere über. Alle Menschen sind gleich, eine Autorität gibt es nicht, eine Priesterschaft ist unnütz zur