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Ein Zusammentreffen wit chinesischen Seeräubern. Ein Engländer fuhr eines Tages als Supercargo mit einer chincsischenDschunke von Fu-tschu-fu ab, um sich nach Schang Hai zu begeben. Er traf auf dieser Fahrt mit chinesischen Seeräubern zusammen und erzählt dieses Vegebniß tote folgt. Gegen 4 Uhr Nachmittags, als wir 50 oder 60 Miles von dem Min waren, kamen der Capitain und der Steuermann meiner Dschunke eilig in Meine Kajüte mit der Nachricht, daß sie eine Anzahl Dschan-daus (Seeräuber-Dschunken) ge rade vor uns bemerkten. Ich lachte dar über und sagte, sie hielten jede Dschunke für einen Seeräuber sie behaupteten aber fest, es seien solche, und ich hielt es daher für das Klügste, mich aus Alles gefaßt zn machen. Ich untersuchte sorgfältig meine Waffen, lud mein doppelläufiges Gewehr mit doppelter Kugel, steckte eine Pistole in jede Seidentasche und erwartete nun ruhig die Dinge die da kommen sollten. Mit Hülfe eines kleinen Taschenteleskops konnte ich, als die nächste Dschunke her ankam, sehen, daß ihr Deck mit Menschen angefüllt war, und jetzt hatte ich über ihre Absichten keinen Zweifel mehr. Der Steuermann kam nun zu mir und sagte, er halte Widerstand für nutzlos ich könnte vielleicht eine oder zwei Dschunken zurück treiben, aber gegen fünf nichts ausrichten. Diesen Rath wies ich aber zurück denn ich wüßt? recht gut, daß im Falle der Wegnahme durch die Seeräuber ich selbst nicht die geringste Aussicht zum Entkörn men hatte. Sie- hätten mich zuerst vor den Kopf geschlagen und dann über Bord geworfen, da sie es für gefährlich gehalten hätten, wenn ich davongekom men wäre. Freilich muß ich gestehen, daß ich nur geringe Hoffnung hatte, mich einer solchen Anzahl zu erwehren. Das Schauspiel was mich umgab, war seltsam genug: der Capitain der Steuermann und einige chinesische Passa niere hoben die Bretter der Kajüte auf lind suchten ihr Geld und ihre andern werthvollen Gegenstände unter den Ba last zu verbergen, selbst die Matrosen holten ihr Kupfergeld, um es zu verstecken, und das ganze Fahrzeug war in Unruhe und Verwirrung. Als alles werthvollere Eigenthum versteckt war, machte mau einige Anstalten znr Verteidigung. Körbe mit großen Steinen wurden aus dem Schiffsräume heraufgebracht, um statt der Feuerwaffen gebraucht zu werden,weit tt die Seeräuber näher kämen. Während der allgemeinen Verwirrung vermißte ich meinen Bedienten eine Zeit lang als er zurückkehrte, hatte et sein Aeußeres so sehr verändert, daß ich ihn einen Augenblisi nicht erkannte: er war buchstäblich in Lumpen gekleidet, die er von den Matrosen entlehnt hatte, welche selbst alle ihre schlechtesten Kleider ange legt hatten. Als ich ihn nach' dem Grunde dieser Veränderung fragte sagte er mir, die Seeräuber machte nur diejenigen Leute zu Gefangenen, welche Geld hätten und ein tüchtiges Lösegeld zahlen könnten an einen Mann in Lumpen Hand anzulegen würden sie nicht der Mühe Werth halten. Das nächste Seeräuberschiff war jetzt nur noch 3—400 Ellen von uns, sein Steuermann wandte das Fahrzeug und eine volle Lage ward gegen uns gerichtet. Alles war jetzt voll Schrecken und Ver mrrung am Bord unserer Dschunke, und Jeder rannte hinab in den-Schiffsraum mit Ausnahme der beiden die am Steuer nder saßen. Damit nicht auch diese ihren Posten verließen in welchem Falle wir eine leichte Bellte der Räuber gewesen 4Darcn, sagte ich. zu ihnen „Mein Gewehr ift euch näher als das Geschütz der Dschan fcius, und wer das Steuerruder verläpt, den schieße ich nieder." Die armen Teufel sahen Häglich drein, sie scheuten sich aber mehr vor meinem Feuer als vor dem der Piraten und blieben auf ihrem Posten. Große Bretter, Bündel alter Kleider, Matten und bergt wurden jetzt auf ein andergehäuft, um uns gegen die Schüsse zu sichern, und da wir alle Segel aufge fetzt hatten und ein günstiger Wind wehte, legten wir 7—8 Miles in der Stunde zurück. Die Schüsse der Räuber erreichten uns bei weitem, nicht und ich konnte mir des halb eine richtige Vorstellung machen, wie weit ihre Kugeln reichten was mir sehr Vortheilhaft war. Beistand von unserer feigen Mannschaft war gar nicht zu erwarten der günstige Wind und die Segel, die wir aufgesetzt hatten, zeigten sich als unnütz denn unsere Verfolger, unter denen viel schnellere Segler waren, gewannen uns mit jedem Augenblicke mehr Raum ab. Noch einmal feuerte der nächste Pirat auf uns, und diesmal fielen die Kugeln hart an unferm Schiffe nieder. Ich blieb noch immer ruhig, da ich be schloffen hatte, nicht eher einen Schuß zu thun, als bis ich des Erfolges völlig sicher wäre. Die dritte Salve psiff über unsere Köpfe und durch die Segel hin, ohne jedoch einen der Leute am Steuer oder mich selbst zu verwunden. Die Piraten glaubten nun ihre'Beute sicher zu sein und näherten sich mit einem wahrhaft teuflischen Geheul und Geschrei, indem sie zugleich ihre Kanonen luden, augenscheinlich entschlossen, ihre Schüsse nicht zu sparen. Dies war ein höchst spannender Augenblick. Jetzt mußte der Plan, den ich entworfen hatte, sich erpro ben, und waren die Piraten nicht die Feiglinge, wofür ich sie hielt, so waren wir' ohne Rettung verloren. Die nächste Dschunke war nur 30 Schritte von uns, und ich wußte, daß die nächste Salve un serVerdeck völlig bestreichen würde. „Jetzt, sagte ich zu den Steuermännern, sehet auf mich, und im Augenblick, wo ihr mich flach auf's Verdeck fallen sehet, müßt ihr dasselbe thitn, oder ihr werdet erschossen." Ich wußte, daß der Pirat, der jetzt an unsenn Hintertheil war, seine Kanonen nicht auf uns sichten konnte, ohne das Schiff zu wenden und seine lange Seite in rechten Winkel mit nnserm Hintertheil zu bringen. Ich beobachtete deßhalb ge nati den Steuermann, und wie dieser das Steuerruder drehte, gab ich meinen Leu ten ein Zeichen, sich niederzuwerfen, und that in demselben Augenblicke ein Gleiches. Kaum hatten wir das gethan, so krachten ihre Kanonen, die Kugeln flogen über uns hin und die Holzsplitter flogen in allen Richtungen. Getroffen war Nie mand von uns. Jetzt war's aber Zeit zum Handeln. Ich stieg aus den hohen Stern unserer Dschunke, und während die Piraten schreiend und heulend nicht über 20 Schritte von uns waren, fegte ich ihr Deck mit den Kugeln meiner Ge wehre. Wäre ein'Donnerkeil unter sie gefahren sie hätten nicht erstaunter sein können. Ohne Zweisel waren viele verwundet und vermuthlich einige getödtet. Jedenfalls verschwand die ganze Mannschaft, nicht weniger als 40—50 Mann, die sich vor- her auf dem Verdeck gedrängt hatten, auf eine wahrhaft wunderbare Weise. •_ Sie waren so vollständig überrascht,, daß ihre Dschunke ganz ohne Steuermann blieb ihre Segel schlappten im Winde und da wir selbst noch alle Segel beigesetzt hatten, ließen wir sie bald weit zurück. Ein anderer Pirat kam jetzt gegen uns, so keck wie sein Gefährte, und begann auf dieselbe' Weife zu feuern. Da es nun mit dem ersten so glücklich gerathen war, so. beschloß ich, denselben Plan auch gegen den zweiten auszuführen und sein Feuer nicht zu beachten, als bis er nahe hrran käme. Die Gefahr wuchs aber jetzt, denn die erste Dschunke war wieder näher ge kommen und folgte uns, obwohl in einer respectvollen Entfernung, und drei andere obgleich noch ziemlich entfernte kamen so schnell als sie könnten heran. Inzwischen war die zweite ganz in die Nähe gekom men und gab uns hier und da eine Salve. Wir beobachteten ihr Steuerruder wie zuvor und schützten uns so gut wir konn ten zugleich flehten mich die armen Bursche, die am Steuerruder saßen an, ich möchte doch auf die Verfolger feuern so bald wie möglich, oder wir würden Alle miteinander .getödtet. Sobald sie auf 20 ober 30 Schritte näher kamen, schoß ich meine Gewehre wie zuvor auf sie ab diesmal siel der Steuermann und Mehrere Andere wurden ohne Zweifel verwundet. In einem Augenblicke sah man nichts als Bretter und Schilde, welche von den Seeräubern emporgehal ten wurden, um sich gegen meine Schüsse zu schützen ihre Dschunke wurde aus Mangel an einem Steuermann hinweg .getrieben und blieb bald weit hinter uns. Während ich dies Schiff im Auge be hielt, riefen unsere Leute mir zu, daß ein anderes hart an nnserm Steuerbord sei dies hatte ich wegen unsers Hanptsegels nicht bemerkt. Zum Glück war es aber eine Holzdschuuke, welche die Piraten kurze Zeit zuvor genommen hatten, die aber, obgleich von diesen Spitzbuben be mannt uns kein Leid zufügen konnten, da sie keine Kanonen hatten. Die arme Mannschaft, die ich deutlich an Bord sehen konnte, schien sehr niedergeschlagen und erschreckt. Später erfuhr ich, daß, wenn eine Dschunke genommen wird, alle bedeutendern Leute, wie Capitain,Steuer mann und Passagiere, auf das eigentliche Piratenschiff gebracht und das getiotn mene Schiff mit Piratenmannschaft be setzt wird, um es in einen ihrer Zufluchts orte an den Inseln zu führen, wo es zurückgehalten wird, bis für Schiff und Mannschaft ein schönes Lösegeld bezahlt wird. Manchmal, wenn ein Lösegeld nicht zu erhalten ist, werden Masten, Sparren und Alles, was sonst vdn Werth ist,, herausgenommen und die Dschunke dann verbrannt. Die andern Piratendschunken, welche uns noch einige Zeit gefolgt waren, trau ten sich, als sie sahen was vorging, nicht näher, und endlich entfernten sich alle zu meiner großen Freude. Jetzt kamen auch meine heldenmütigen Geführten aus ihrem Versteck hervor, mit großer Behen digkeit, schreiend und heulend wie die Piraten selbst, und riefen diesen nun spöttisch zu,• herbeizukommen und den Kampf zu erneuern. Jetzt griffen sie auch muthvoll nach den Steinen und war fen sie nach den sich entfernenden Dschun ken, und ein Fremder der diese Leute nicht vorher gesehen, hätte glauben kön nen, es seien die tapfersten Leute von der Welt. Bei Capitain, «Steuermann, Matrosen und Passagieren galt ich nun für den herrlichsten größten Mann auf Erden. Sie kamen zu mir knieten vor mir nieder und drückten mir ihr tiefe, dauernde Dankbarkeit aus. Kurz nach Einbruch der Nacht erreichten wir endlich einen sichern Ankerplatz. S u e n e n s e i e Wie die Göttinger nach Kassel, die Hallenser nach Leipzig, die Erlanger nach Nürnberg ziehen um sich von dem oft gewiß nicht allzuangreifenden „Ochsen" und „Schaffen" zu erholen, so zog Willis Clark, ein Student aus Philadelphia, gen Washington. Dort lebte er so lustig, daß er sich auf der Rückreise zu Baltimore ohne einen Heller Geld befand. Was nun anfangen Ein Mann von seinem Schrot und Korn ließ sich von derlei „ordinairen Pech" nicht niederbeugen. Er kehrte also in einem der angesehensten Gasthöfe ein, lebte herrlich und in Freu den, trank Burgunder-und Champagner- wein, mußte aber doch zuletzt dem Hotel Besitzer sein Taschengehetmnlß offenbaren. Auf das „Durchbrennen" war er nicht eingeübt und ein ehrlicher Kerl obendrein. Also läßt er den Hotelbesitzer zu sich auf sein Zimmer entbieten und verlangt zu gleich. die Rechnung. Der Wirth kam, natürlich mit freudestrahlendem Antlitz. Die Zeche betrug nur 17 Dollars. Wie billig Sie mich behandelt haben! ruft unser Studiosus. Außerordentlich honett! Allein Sie wissen, verehrter Herr, was Hamlet zum Horatio sagt Es gibt mehr Ding' auf Erden und ihm Himmel, als uns'« Schulweisheit sich träumen läßt! Ich muß Ihnen nämlich sagen, daß ich für den Augenblick ohne Geld bin. Für mich ist eben jetzt Geld wirklich eins Chimaire, aber Sie sind ein Menschen freund ich sehe es an Ihren Blicken, Wohlwollen thront in Deiner milden Seele i Freilich bin ich Ihnen fremd, aber in Philadelphia dort kennt Mich Frankreich und das stolze Albion Den Wirth schien diese Blumcnlese aus den Dichtem wenig zu rühren. Die „milde Seele" war ein Egoist und ver langte Geld, Sie müssen bezahlen! Aber ich kann nicht. Dann nehme ich Ihre Kleider! Und so nahm er dem romantischen Studiosus einen Hut, einen Rock und ein Paar Beinkleider, die einzigen, über welche der selbe zu gebieten hatte. Was sollte er thun? Mit dem Schick- sal grollend, trat er ans Fenster und trommelte an den Scheiben während draußen der Schnee in dichten Flocken fiel. Seine Selbstgespräche waren aber nicht erfreulich. Zum Sansculotten im eigentlichen Sinne bist du herabgesunken, du nichtswürdiger Sohn eines braven Vaters, Liebling einer wackern Mutter Geld hast du auch nicht, aber eilten Mantel hast dn noch behalten, der soll dich retten aus dem Labyrinthe! Also zog er die Stiefeln über die feinen weißeil Unterhosen, band das Halstuch modern zurecht, nahm die Reisekappe hervor und warf den Mantel über. Inzwischen war es dunkel geworden und die Dunkelheit hat von jeher romantische Unternehmung gen begünstigt. Also tritt der Studiosus beim Schimmer der Gaslaternen in ein anderes Gasthaus ein, zeichnet seinen Namen ins Fremdenbuch läßt sich ein Zimmer geben, trinkt seinen Thee und legt sich, angegriffen von einer weiten Reise, ins Bett. Am andern Morgen sagt er dem Auswärter: Bürsten Sie meine Kleider gut aus und lassen Sie nichts aus den Hosentaschen fallen, e§ steckt Geld darin. Der Aufwärter aber kann keine Hosen finden, zum großen Erstaunen- des Romantikns, der in den äußersten Zorn gerät!) und den Gastwirth heraufeitiren läßt. Herr! ruft er diesem entgegen, das ist eine schöne Wirtschaft in Ihr ein Hause! Gestern Abend komme ich an, heute früh bin ich schon bestohlen mir fehlen meine Beinkleider und eine Börse mit drei Fünfzig-Dollars-Noten! Da stehe ich nun als Fremder mitten in Baltimore, ohne Hosen und ohne Geld, ich Der Wirth fiel ihm ins Wort Ich bitte Sie um Gottes willen, lassen, Sie sich doch begütigen, mein Herr Seit kaum drei Monaten habe ich mein Hotel eröffnet, mein Geschäft geht gut Sie fügen mir den größten Schaden zu, wenn Sie das Mißgeschick, das mich so gut wie Sie betrifft, nicht streng verheimlichen. Ich werde den Dieb zu entdecken suchen, inzwischen aber Ihnen einen Schneider senden, der Ihnen andere Kleider besorgt, natürlich auf meine Kosten auch Ihre 3 Fünfzig-Dollar-Noten will ich Ihnen wiedererstatten. Nach einigem Sträuben läßt sich der Romantikus begütigen, et will dem Wirth weiter keine Vorwürfe, machen, wenn nur die Hosen noch heute \n\n I ijii iiTiitf ti'ii'"n^ifrlitfiiiii"i' irifftiiw V fri lAilül» 2. Die ^hio.