Newspaper Page Text
2» Die Kbio. Ein nächtliches Abenteuer in Ostindien. Ein englischer Offizier erzählte eitlem Kreise vertrauter Freunde olgendesAbeN teuer, das er, während efiit Indien Wät, bestand. An einem schwülen Nachmittage ging ich in Begleitung eines Burschen als Treiber auf die Jagd nach dem östlichen Dschungel jenseit Sek Ebene, in welcher wir lagerten. Es war noch nicht 5 Uhr, «ls ich bereits die Jagdtaschen voll der delicatesten Trappenart hatte dazu kamen noch einige Hasen und ein seltener Vogel, den ich 'dem Jungen zu seiner großeu Freude schenkte. Da ich aber noch keine Lust hatte, so bald schon wieder*zuriickzu iehven, so schickte ich den Burschen mit der Jagdbeute nach Hause, nachdem ich mich zuvor genau nach dem Wege erkundigt hatte. ,,, Um vor meinen weiteren Streifereien etwas auszuruhen, legte ich mich in das kurze dürre Gras, als Mich Plötzlich der durchdringende Schrei eines Pfauhahns aufschreckte der, langsam vor mir auf steigend, tragen Flugs kaum zwei Schritte hoch über dem Boden nach dem Walde Zusteuerte. Mir war zwar nicht unbekannt daß es gewöhnlich da, wo Pfauen sich, aufhalten, auch Tiger gibt.' Allein noch Iii** hatte ich einen Pfauhahn geschossen, und die Leidenschaft des Jägers trug den Sieg davon übenden weisen Rath der Vorsicht. Ich sprang rasch ans und eilte dem Vogel nach. Bald darauf befand ich mich im Labyrinthe des Waldes. Zwei Mal war der prächtige Vogel vor mir aufgeflogen und zwei Mal hatte ich ver qebeus nach ihm geschossen, als mir Plötz iich, während ich über eine schmaleSchlucht scMe, über die er geflogen war, Fährten tili sandigen Boden aufsielen, unzweideu tige Spuren einer Tigertatze. Sofort entschlossen, umzukehren, hatte ich kaum 40 Schritte gethan, als ein lautes Knur feit vor Mir, Mich von naher, unmittel barer Gefahr überzeugte. Vor mir, fast auf demselben Wege, aus dem ich gekom men, und durch das Akaziengebüsch fun lelnd, sah ich ein paar feurige Kugeln die Augen des kauernden und lauernden Tigers, während der hin- und herge schwungene Schweif genügend zur Vor bereitung aus die Gefahr aufforderte. Ich war nach ungefährer Berechnung nur zwei Sprungweiten von dem Thiere entfernt. Mein Gewehr war zwar ge laden, aber nur mit Schrot rechts vor mir war ein freier Raum, der zu einigen zerstreut stehenden Waldapfelbäumen führte, zwischen denen und mir der Grund kürzlich einige Ellen umgegraben worden zu fein schien. Ein Blick genügte, tun mich zu überzeugen, das der beste Verthei digungsposten, wenn erreichbar, für mich der nächste hohle Baum sein würde. Allein da ich zweifelte, denselben zu erreichen, ehe der Tiger seinen Angriff mache, that ich, statt umzukehren, einen plötzlichen Sprung zur Rechten und erreichte so die gewünschte Stellung, jedoch nicht ohne mich zuvor einer andern unerwarteten Gefahr auszusetzen. Denn in dem Augen blicke, wo ich über den zwischenltezenden Raum sprang, fühlte ich, wie der mit Lanb bedeckte Boden nachgab* und ich war bald gewahr, dasj es darunter hohl sei. Gleich darauf war der schwankende Fußboden von dem verfolgenden Tiger eingenommen Das furchtbare wilde Thier setzte hurtig hinter mir drein, hatte aber kaum die verräterische Bedeckung der Fallgrube denn eine solche war es berührt als jie zusammenbrach und es rückwärts «in äfistürzte, jedoch so, daß es sich mit seinen Vordertaßen am Rande anklammerte und ich seinen heißen, stinkenden Athem fühlte und roch. Zum TM erschrocken, starrte ich wie verzaubert in das große furchtbare Gesicht des Tigers, welcher, selbst ebenso iN Ättgst als wüthend, mich mit seinen rothen raubgierigen Augen anblickte,wäh rend aus dent ausgesperrten schaumgesüll ten Rachen halb gebrüllte, halb gekenchte schauderhafte Töne drangen. Gelang es dem Tiger, sich vollständig aus der Fallgrube emporzuarbeiten, so ftajib mir ein grausiger Kampf bevor. Meinen Schreien zu bemeistern suchend, zielte ich mit der Vogelslinte nach seinem Gesicht und drückte ab. Mit furchtbarem Geheul fiel der Tiger in die Grube und mit einem Seufzer des Dankes für die wunderbare Rettung ich zu Boden. Allein es war keine Zeit zur Ruhe und Verfänmniß. Der Abend sank hernieder und schon dehnten sich die Schatten zu riesenhafter Länge. Ich hatte mich in dem Dschungel so verirrt, daß ich durch aus nicht wußte, wahin ich mich wenden sollte. Die Sonne war dem Untergange nahe immer dichter und verschlungener ward der Wald, und in der Richtung, welche ich eingeschlagen, hemmtenSchlnch ten und Grüben mein Fortkommen. Meine Lage ward immer unbehaglicher. Bald darauf kam ich an die Mündung einer Art von Höhle, und da ich vermu thete, daß dies das Lager des Tigers sei, entfernte ich mich von derselben und er klomm einen kleinen mit Moos und Schmarotzerpflanzen bedeckten Hügel, der die Decke der Höhle zu sein schien. Wah rend ich mit Händen und Füßen kletterte, um hinaufzukommen, drangen mensch liche Töne an mein Ohr, und ich war kaum einen Augenblick stehen geblieben, um zu horchen, als der ganze Boden nach gab und ich, wie kurz zuvor mein Tod feind, zwar unverletzt, aber nicht wenig erschrocken mitten in eine Gruppe Men scheu hineinfiel, die dadurch offenbar noch mehr in Angst gejagt ward als ich. Ru sen und Geschrei tönte rings um mich. „Es ist ein Jäger!" schrie es hier. „Ein Wehrwols! Ein Gespenst!" riefen Andere entsetzt, und als ich mich endlich aufgerafft und meine Glieder und Gewehr unverletzt fühlte und sah befand ich mich in einer unterirdischen Hütte. Die Bewohner derselben waren ein alter Mann, eine Frtrn und ein Knabe, welche im Begriff gewesen waren, ein großes Feuer anzu zünden über welchem die einfachen Ge räthschasten hingen deren sich gewöhn lich die Eingeborenen znm..Destilliren des eingeschmuggelten Arraks bedienen. Mit wenigen Worten erklärte ich ihnen die Veranlassung des Misgeschicks, mein Abenteuer mit dem Tiger und meinen Wunsch, Jemand zu haben,.der mich ge gen ein gutes Trinkgeld auf den rechten Weg brächte. Groß war die Freude der armen Leute, als sie erfuhren, daß der Tiger beseitigt sei sie versicherten mir, daß er unmöglich aus der Fallgrube ent rinnen könne und daß das andere zu ihm gehörige Thier einige Wochen zuvor er legt worden sei. Nachdem sie mich noch inständig gebeten, ihren Zufluchtsort nicht zu verrathen, gaben.sie mir den Knaben als Wegweiser mit. Es war inzwischen dunkel, ja sogar finster geworden. Das plötzliche dunkle Zwielicht der indischen-Klimate war her eingebrochen und vergangen, während ich in der Hütte war, die sich, wie ich nun er sah unweit des Randes der Ebene im letzten Dickicht des Dschungels befand. Wir waren von den sechs Meilen, dir ich zurückzulegen hatte, noch keine Meile ge gangen, als mein Führer stolperte und sich am Knie stark verletzte. So sah ich mich genöthigt, den Knaben umkehren zu laffen, nachdem ich "mir die von mir ein zuschlagende Richtung hatte genau be schreiben lassen. Ich schritt allein vor wärts ringsum tiefes dunkel, nur iu weiter Ferne blinkt ein Lichtschimmer, auf den ich loszugehen hatte, und so lange er leuchtete ging Alles gut allein bald ver schwand er, und nun sah ich gar nichts mehr. Alle einer asiatischen Nacht eigen tümlichen Töne und Empfindungen sammelten und zogen um mich und über mir herum, als ich langsam weiterschritt. Die Luft-war angenehm kühl. Myriaden von Insekten füllten die Atmosphäre an die stinkende grüne Stanze, Moskitos große weißbeflügelte. Motten summten um mich herum. Grillen und Grashüp fer zirpten laut und dann und wann zischte eine Nachteule über die. Einöde oder flog ein Trupp großer weißer Rether aus nnd zog wie ein Trupp Geister durch die Luft. Man hörte den Ruf der Rohr dommel, das Quaken der Riefenfrofche, nnd an einigen Stellen glänzten in der dunkeln Luft Schwärme von Fenerfliegen. Sie tanzten und glühten und glitzerden um mich herum wie fliegendes Edelgestein. Eininal bedeckten sie die Bäume eines kleines Hains, durch welche mich mein Weg führte, daß es aussah, als sei jedes Zweiglein mit prächtigen Lampen. ge schmückt, als sei jedes Blatt mit Diaman ten, Rubinen und Smaragden bedeckt. Plötzlich aber verschwanden sie ebenso schnell wieder als sie erschienen waren und Alles war wieder Dunkelheit wie«zuvor. Da der. Mond bald aufgehen mußte, so beschloß ich, hier etmas zu warten, und fetzte mich ans Ufer eines Baches, der kaum eine Elle breit war. Ich war eben im Begriff einzuschlafenals plötzlich et was an mich prallte ich hörte eine Art schwirrenden Tons, etwas scharfes verur sachte mir Schmerz an meinem ausge streckten Beine, ein eigentümliches Sur ren ward hörbar und darauf wieder Alles still. Erschrocken fuhr ich mit der Hand nach meinem Beine und fühlte, daß meine Kleider durchstochen waren, denn das Blut lief*aus der Wände. Sehen konnte ich nichts aber auf dem Boden fühlte ich etwas liegen. War es vielleicht ein Pfeil? Nein, der Stachel eines Stachelschweins. Das scheue, so selten sichtbare Thier hatte saufen wollen und war bei der unerwar teten Berührung mit meinem Beine eines Stachels beraubt worden. Ich )chlief bald darauf ein. Seitdem habe ich nie in. freier Stift wieder so süß oder tief geschlafen, denn mein Erwachen war furchtbar. Ehe ich jedoch wach wurde, hatte ich eine eigentümliche Ahnung von Gefahr, die mich an den Boden fesselte und gegen jede Bewegung warnte. J.lf fühlte gewissermaßen, wie ein Schuten über mich hinwegkroch unter welchem in dumpfer Unthäthigkeit liegen zu bleiben ein Rath der Klugheit war. Ich fühlte, wie meine Beine von einer lebendigen Kette kräftig umwickelt wurden allein als ob ein mir von der Vorsehung einge flößtes Schlafmittel jedeBewegnng meiner Sehnen und Nerven hemmte, so wußte ich nicht eher als bis ich. völlig erwacht wax, daß eine große Schlange den ganzen un= tern Theil meiner Beine bis zu den Kaien umschlungen habe. Meut^Gott! ich bitjnü.erlo.r?n-lw.u\ der innere Schreckens ruf,' -als:, .jeder Tropfen Blut in meinen Adern^zu Eis zu erstar ren schien, und nur durch übermenschliche. Anstrengung gelang mir's, regungslos liegen zu bleiben. Wie lange das ge dauert, weiß ich nicht, denn bei solcher furchtbaren Todesangst ist die Zeit ein Ring der »Ewigkeit. Plötzlich war der ganze Himmel hell, der Mond ging auf, über mir glänzten die Sterne. Ich konnte sie alle sehen, denn ich lag auf der Seite, eine Hand unter meinem Kopfe, wo ich mich weder regen noch niederwärts zu meinem furchtbaren Schlafkameraden zu blicken wagte. Da kam plötzlich noch eine neue Ursache des Schreckens hinzu ein merkwürdiger schnurrender Ton hinter mir, dem ein eigentümliches Getrommsl folgte, machte die Schlange munter, denn i n I sie bewegte sich und ich fühlte, daß sie Über tnritte Brust hinwegtroch. In die« fem Augenblicke, als das Gräßliche meiner Lage fast unerträglich geworden war und ich dem sichern Tode ins Auge sah, sprang etwas aus meine Schulter und dann ge rade auf die Schlange. Ein gellendes Schrei vom neuen Angreifer, ein furcht bares Gezisch her Schlange. Einen Au genblick fühlte ich, wie sie sich auf meinem Körper drehten und wandten, im nächsten lagen sie neben mir auf" dem Rasen wenige Schritte nebeu mir kämpften sie wüthend miteinander ich sah es, es war ein Ichneumon und eine Cobra Capello! Nun richtete ich mich in die Höhe und sah dem merkwürdigen Kampfe zu, denrt Alles war jetzt fast taghell. Einen Augen blick hielten sie sich bewegungslos einan der gegenüber und kraftlos prallte die Zaubermacht des giftigen Schlangenblicks ab von den beweglichen ruhelosen Augen ihres Feindes. Allein diesem Augenzwei kämpfe folgte bald ein gefährlicherer Zu fammenstoß. Ich sah, wie der Ichneumon gebissen wurde, wie er rasch fortlief, wahr-* scheinlich, um die bis jetzt noch immer unbekannte Pflanze zu suchen, deren Seist, wie man behauptet, ein Gegengift gegen den Schlangenbiß fein soll wie er mit frischer Kraft zum Augriff. zurückkehrte und dann erfreulicher Anblick!_— ge lähmt vom behaupten Kopfe bis zum schuppigen Schwänze fiel die Cobra mit furchtbarem Gezisch leblos nieder, nachdem sie bisher in aufrechter Stellung gekämpft hatte, während der wunderbare Sieger auf dem Korper des besiegten Gegners mit wilden Sätzen Herumsprung und da bei wie eine wüthende Katze schnnrrte und spnckte. Kleines, muthiges Geschöpft! Seit dem halte ich mir immer ein niedliches Ichneumon, gewiß das anhänglichste urtd lustigste unter allen ähnlichen Lieblings- thieren. An den Trompeter von .Mars la Tour. Du wackerer, braver Trompeter Vom Schlachtfeld vonMirs la Tour! Was hilft Dir nun alles Dein Blasen Was hilft Dir nun Deine.Bravour! Als damals, auf blut'gem Gefilde, Du standest, ein kräftiger Mantl Da Hinz „allerhöchst eigenhändig" Der Prinz einen Orden Dir an. Jetzt, da jene Schlachten vorüber,' Und Du eine sieche Gestalt, Nun l)at man Dich gnädigst entlcisse tv Mit ganzen acht Thalern Gehalt. I n Schatze, da ruh'n die Milliarden, Die Frankreich als Sühne gezollt Doch f-ir den „gemeinen" Soldaten Giebas nur einen Bettelmannssold. '::jfturi nähr' .Dich vom i e n e n 5 i K e u z e '^Aas'damals dsr Prinz Dir gab, '/Und schleppe Du Armer, .De i n Kreuz nun, 'His Du Ruhe findest im Grab. Und kannst Du noch eine Fanfare Entlocken der siechenden Brust,' Dann greise zu Deiner Trompete^ 'Und blase mit grimmiger Lust. Und schmsttre, Du wack'rer Trompeter Den Ruhm in die Welt hinaus o s i a n i K ö n i e i e u e n e n a n k e s V a e a n s a u s i e e N e w-N o k, Nov. 27. 1873.