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21 Die DHio. Die goldene Repetiruhr. Ich war bald 15 Jahre ölt so er zählt Meister hälnMerlein eine wahre Geschichte aus seinem Leben ich war zu meinem Onkel in die Lehre gethan und wünschte weiter nichts als eine solide pünktliche Sackuhr, wie solche die Ge hülfen auch hatten. Das, meinte ich, feierst recht das Zeichen der Großjährig feit, wenn man selber sagen könne, was es ttn der Zeit sei. Auch meine ich noch jetzt, man solle in dem Lebensalter, wo der Ernst des Daseins beginne, Jeden lehren, genau auf die Zeit. Acht zu ha ben denn die Zeit ist das kostbarste Gut, wenn man rechtschaffen damit Haus hält. Eine Uhr in der Tasche kann viel dazu beitragen, an Pünktlichkeit und sorgsame Benutzung der Zeit zu gewöhnen. Es nahten die Weihttachtsiage. Ich war schon alt genug, um zu wissen, daß der heilige Christ nicht, im buchstäblichen Sinne genommen, durch die Lust daher geflogen kommt und allerlei Geschenke bringt, sondern daß der heilige Christ die innige Liebe, der gute Geist in den Herzen der Anaehörgen ist die still und heimlich darauf denken, einander zu er freuen uud zu beglücken. Wie selig geht da Jedes umher, lauscht dem anderen seine verborgenen Wünsche ab, kann sich fast nicht halten, das Geheimniß zu be wahren und ist doch wieder voll Freude im Stillen zu wirken und zu schaffen für das Andere. Wo das ist kann man wohl sagen der heilige Christ schwebt in der üuft des Hauses. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als daß mir zu Weihnachten eine Uhr be schert würde, ließ das aber keine Men schcnseele merken nicht einmal meiner immer seelenfrohen Schwester Minna sagte ich ein Wort davon. Wenn aber mir von einer Uhr die Rede war, zitterte ich vor Angst und wenn man zufällig fragte: „Wie viel Uht"ist's?" war ich qaiiz böse. Das muß mich verrathen baben denn hört, wie mirs ergangen ist. Eines Mittags als ich in die Stube ivete und schon in der Thür stehe, höre ich wie mein Vater meiner Mutter zu ruft: „Frau, thu' schnell Adams goldene Repetiruhr wegEr wickelt nun schnell »etwas in ein Stück Papier und versteckt es. Meine Mutter sah betrübt au31, ich ober that, als ob ich gar nichts gesehen oder gehört hätte und war überaus hei ter. Von nun an ging ich stolz durch die Straßen und meinte, Jeder müßte mirs ansehen» welch goldene Zukunft ich babe. Es that mir nur leid, daß man lie Uhren in der Tasche trägt, so ver borgen und nicht offen vor aller Welt, uud so leicht wird man von der Eitel- Icit betrogen, daß ich mir einredete, es ivärc doch viel menschenfreundlicher, wenn inon die Uhren öffentlich tragen würde, denn da könnten auch die armen Leute immer genau die Stunden und Minuten fchen. Jeder, der es cischwingcrt und darauf Acht haben kann, hat eine eigene Uhr verborgen in der Tasche und diese richtet i'iid stellt er von Zeit zu Zeit nach der großen Uhr am Kirchturme nnd die Uhr nm Kirchthurme wird nach der Sonne nerichtet, deren Lauf Gott von Ewigkeit er festgesetzt, und die Menschen können tveitcr nichts thun als Stäbe zur Son nenuhr bilden daran sie am Schatten Ven Stand des allgemeinen, ewigen Lich tcs wahrnehmen. Das ist auch, ein Sinnbild und Gleich u'.ß für unser ganzes inneres Leben. Das erkenne ich aber erst jetzt, damals hatte ich ganz andere Gedanken. Vor dem Uhrenladen stand ich oft lan^ ge und verwies mein Taschenmesser einst- '--fr- 'r'"'' fiVTirrn^ weilen in die rechte Westentasche die linke war zu Besserem vorbereitet. Wo das Herz ist trägt man auch die Uhr, sagte ich mir da gehts drinnen' und draußen tik tak. Ich träumte einmal, meine goldene Repetiruhr sei mir gesteh* len worden und als ich erwachte, war ich ganz glücklich, daß ich sie noch nicht best tze. Ich konnte mich nicht enthalten, meinen Kameraden mitzntheilen, was mir so viel Freude machte ich sagte ihnen aber doch nicht das Ganze und sprach räthselhaft, daß sie am Weihnachtstage Augen und Ohren auffperren würden, wenn ich ihnen etwas zeige was-selber zeigt und spricht. Ich lief davon, ehe sie errathen konnten, was es sei. Nun war das Augen- und Ohrenauf sperren an mir! Der heilige Abend kam und zündete seine Freudenkerzen an. Als sich endlich beide Flügelthüren öffeneten, wir Kinder hineinstürmten und dann wieder vor tte= berrafchung still standen, da pochte mein Herz gewaltig richtig, da lag für mich die Uhr auf dem Tische aber o weh! es war eine silberne.. Meine Freude war nun etwas abgekühlt, aber ich faßte mich und dachte: das schadet nichts Silber ist viel weißer und dicker und sie repetirt ja bim bam. Ich drückte mit aller Kraft an den Heber, aber es gab nicht nach und tönte auch'nicht. Da überkam mich ein fürchterlicher Schmerz: Alles ist nichts. Ich legte still die Uhr wieder hin, verließ rasch das Zimmer, ging auf meine.dunkle Kammer und weinte und wehklagte, daß es mir fast das Herz abstieß. Der Ge danke kam mir., ich wollte mich umbrin gen weil ich keine goldene Repetiruhr bekommen, und da weinte ich um mein junges Leben, weil ich jetzt schon sterben müsse, da all, meine Hoffnungen zu nichte geworden sind. Meine Mutter kam bald mit Licht und als ich ihr meinen un beschreiblichen Jammer über die Tän schung klagte, schüttelte sie den Kopf, preßte die Lippen zusammen und sah mich an mit jenen treuen, lieben Augen, die mir stets offen stehen wenn sie auch längst der Tod geschlossen hat. Sie er- klärte mir nun mein Unrecht: ich wäre ja mit einer einfachen Uhr zufrieden ge wesen, wenn ich nichts von einer golde nen Repetiruhr gewußt hätte der Vater habe mich nur necken und mir die Lehre geben wollen, auch mit dem Geringem, als man erwartet hat, sich zu freuen ich sollte nicht undankbar sein gegen- Gott und die Menschen. So sprach sie in ih rem milden, herzinnigen Tone, und als ich mich recht ausgeweint hatte, ging ich mit ihr- hinab in die Stube. Ich war nicht mehr traurig, aber doch auch nicht glücklich, und es war doch eine solide, pünktliche Uhr, die jetzt mein eigen ge worden war. Als ich im Bette lag, kam der böse Geist wieder über mich ich war so wild, daß ich aufstehen und die Uhr zum Fenster hinauswerfen wollte es war mir aber doch zu kalt außer dem Bette und ich blieb liegen. Wie oft werden böse Thatcn nur durch kleine Umstände verhindert, und wir ha ben deshalb feinen Grund, auf unsere Tugenden stolz zu sein. Vom Weinen und den heftigen Ge müthsbewegungen ermattet, schlief ich bald fest ein und freute mich am anderen Morgen doch beim Erwachen, daß. meine Uhr so lustig tik tak machte. Acht Tage lang wich ich meinen Kameraden auf Weg und Steg aus und sie vergaßen auch bald meine Prahlereien. Ich trug die Uhr lauge bei mir, ohne sie Jemandem zu zeigen und war damit in mir vergnügt. Das sind nun bald 40 Jahre seit je nem WeihncHten, hier habe ich noch die Uhr und sie verfehlt keine Minute. Seitdem habe ich die Worte meiner Mutter erst recht verstanden, oder auch selbst die Wahrheit aus dieser Geschichte »INI gefunden. Wenn ich einen Menschen sehe, der mit nichts was ihm zukommt recht glücklich sein kann weil er immer Stolzeres erwartet hat, denke ich: der hat ciuch eine goldene Repetiruhr gehofft. Wenn ich ein Geschäft mache und es är gert mich daß es nicht ausschlägt wie ich erwartete, sage ich mir: Hast noch immer die goldene Repetiruhr im Kopfe? Sehe ich einen Mann, der im Staate oder sonst hoch hinauswollte, und nun sich im Gram verzehrt, weil er in einer untergeordneten Stellung sein Leben ver bringen muß, möchte ich ihm zurufen: Laß das Drücken am Heber, es macht nicht bim bam', sei froh mit dem einfachen Zeiger. Beobachte ich ein junges Ehe paar, dem das Leben-wie eine ewige Hochzeit vorkam und das sich nun darein nicht finden will, wenn der Himmel nicht mehr voll Baßgeigen hängt, sondern eine platte Alltagszeit kommt das dann mit einander quengelt und keift, denke ich still bei mir: „Könnten diese doch die goldene Repetiruhr vergessen." Kurzum, in tausenderlei Fällen habe ich von dieser Geschichte gelernt. Die meisten Menschen können sich nicht darein finden und sind unglücklich, weil es eben anders gekommen ist als sie sich eingebil det hatten. ES schadet nichts, wenn man nach dem Vollkommensten verlangt und trachtet, im Gegentheil, das spannt un sere Kraft erst recht an man muß sich'S dann aber auch wohl sein lassen, sich be gnügen und bescheiden können, wenn minder Vollkommenes uns zu Theil wird. Ich bin jetzt zufrieden mit dieser Uhr und sie ist mir um keinen Preis feil. Der Weihnachtsabend im fernen Westen. In dem Blockhaus raucht die Flamme, Durch die Waldung heult der Wind, Auf dem dürren Fichtenstamme Sitzen Mann und Weib und Kind. Sitzen da in stummer Feier, Seit der Tag im Westen schied,. Und der Kessel überm Feuer Singt und summt ein leiseS Lied. Auf dem Herde steht die Pfanne, Steht die Schüssel, hell und blank, Und die Töpfe und die Kanne Blinken auf der Niedern Bank. Beil uud Hacke ungestöret Liegen droben an der Wand, Und der Boden, wohl gekehret, Ist bestreut mit weißem Sand. Sinnend starrt mit ernstem Schweigen In die Glut des MauneS Blick, Und von seiner Pfeife steigen Tabakswolken, blau und dick. Eine Stirn voll düstrer Falten Zeigt der Flamme rotheö Licht Stiller Gram spricht aus dem kalten Bartumwachsnen Angesicht. Träumend, stumm, mit blassen Wangen Seitwärts sitzt das junge Weib. Hält mit hagerem Arm umfangen Ihres Kindes zarten Reib. Und das Kind, ach, ohne Sorgen Schauts die liebe Mutter an. „Mutter, ist es Weihnacht morgen? Mutter, kommt das Christkind dann „3a, dor einem Jahre heute," j. Seufzt sie, „sahs noch anders aus Da klang freundlich das Geläute In das liebe Baterhaus! Und die Schwestern und.die Brüder Saßen scherzend in der Rnnd Nimmer führt das Christfest wieder Uns in ihren frohen Bund," „Ja, wir spielten da mit Nüssen' Kuchen gabst Dn mir hernach Ruft das Kind, und all die süßen, Weihnachtsträume werden wach. „Eine Puppe, einen Kragen Hat das Christkind mir gebracht, Und auf meinem Teller lagen Viele Aepsel bei der Nacht!" ürr-n-r immmm*' Und die Frau seufzt: „O daß immer Wird das Glück zu spät erkannt 1 Goldner Berge falscher Schimm er Lockt uns aus dem Vaterland. Nicht die Schrecken dieser Wälder Kannten wir, nicht Angst und Roth, Und der Väter Roggenfelder Gaben unser täglich Brod. Neue Mühen, neue Leiden Sinds, die jeder Morgen beut. Selbst die stillen Weih nachtSfreUdett Meiden diese @in|cunkeit." u „Doch, was soll das ewge Klagen?" Spricht der Mann, vom Traum erwacht „Wachset immer mit dem Zagen Doch des Schreckens düstre Macht Vorwärts! heißt es, muthgen Strcbrns, Wenn der erste Schritt gescheht! Wer da scheut den Kampf des Lebens, LVird tili Kampfe untergehn. Ja, wir leben bei Bekannten Und von Fremden unbedroht Viele die sich Freunde nannten, Gönnten kaum NNS unser Brod, Seiner Kinder Schaar zu enge Wird das gute Deutschland schon Hier ist Raum für das Gedränge, Und für fleiß'ge Hände Lohn. Ernten tragen dort die Felder, Tausend finden sich zum Mahl Reichlich nähren diese Wälder Der Bewohner kleine Zahl. In der Väter guten Moden Und von Lastern ungeschwacht. Froh und stark auf diesem Boden Wächst das kommende Geschlecht. Dörfer werden'sich erheben. Wo das Blockhaus einsam steht. Jubeln wird ein frohes Leben, Wo der Sturm jetzt heulend weht. Deutsche Lieder werden hallen, Mit der neuen Welt vertraut, Und die Glocken werden schallen. Wenn der heilige Abend graut 1" Da ein Pochen und ein Rauschen Plötzlich schägt an jedes Ohr, Und der Mann blickt auf, zu lauschen, Uud die Frau fährt bang empor. Ach, die Wilden! Hör nur, draußen Spricht die Mutter todtenbleich.— „Nein, es ist des Windes Sausen An die Wand schlägt das Gesträuch." Stille wirds, die Flamme knistert, Durch die Waldung zieht der Wind, Und das Mädchen fragt nnd flüstert: „War es nicht das Christuskind?" Doch die Mutter spricht beklommen, Zu dem Kinde hingewandt: „Nein, das Christkind wird nicht kommen, Drüben ists, im Vaterland." Zehn Leöensregeln. 1. Verschiebe nie auf Morgen, was du heute thun kannst. 2. Laß nie einen Andern ausführen, was du selbst thun kannst. 3. Gib nie Geld aus, ehe du es wirklich be sitzest. 4. Kaufe nie etwas auch nicht das Wohl feilste, wenn es dir keinen Nutzen bringt. 5. Stolz kostet uus mehr, als Hunger, Dnrst und Kälte zu ertragen. 6. Nie gereut es uns, zu wenig gegessen zu haben. 1. Nie ist uns das lästig, was wir gern ge- than haben. 8. Wie viele Sorgen machten uns mögliche Unfälle, die nie eintraten! 9. Greife alles mit sanfter Hand an. 10. Im Zorne rede nie, ehe du lange legt hast. \\Ux* Um junge Obstbäume gegen die Zähne der Hasen zu schützen soll man sie mit Fett, am besten mit Speck reiben. Gefrorene Fenster schnell anfzutbanen. Man nimkt 'einen Schwamm, taucht ihn in ein wenig Was ser, in welchem man zuvor Salz hat zergehen lassen, und überstreicht damit die gesrornen Stellen. In wenigen Minuten sind sie vom Eis frei und das Wasser läuft ab.