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war erkrankt da siechten auch ihre Be wohner und starben dahin! Deutschland besonders, wohin die Seuche im Jahre 1349 zuerst gelangte, war lange Zeit der Schauplatz ihrer ver heerenden Wirkungen, die zu schildern gleichzeitige Schriftsteller kaum Worte zu finoen vermögen. „Man mende, id were der teste dag sagt einer derselben, devVerfasser der magdeburgischen Schop Penchronik und sein Zeugniß ist um so .vollgültiger, als gerade zu Magdeburg die Krankheit beinahe ein Jahr lang ohne Unterbrechung die ungeheuersten Verwü stungen anrichtete. Opfer auf Opfer raffte sie dahin kein Alter, kein Stand, keine Familie blieb verschont, ja viele der letztern starben völlig aus. Zuletzt boten die Kirchhöfe nicht Raum genug, die vie leu Todten aufzunehmen und diese wur den daher täglich auf zwei Karren und einem Wagen zur Stadt hinausgeschafft, wo man sie in große Gruben warf. Eine höchst merkwürdige.Erscheinung im Gefolge der Pestnoth ist es, welche unsere Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen geeignet ist wir meinen die Ue b'erhandnahme und das Unwesen der Flagellanten oder Geißler in Deutschland um jene Zeit. Als Begründer dieser Sekte wird der Einfidler Rainer zu Perugia um das Jahr 1260 genannt, der aus Mistrauen gegen Lie kirchlichen Heilsmittel durch Geißeln Sündenvergebung zu erlangen hoffte. Und wie nun nichts ansteckender ist als religiöse Schwärmerei, so konnte cs nicht fehlen, daß er sehr bald fast an allen Orten Italiens zahlreiche Anhänger fnnd. Ein Jahr später (1261) brachen dieselben schon in mehreren Schaaren über die Alpen in Deutschland ein und fanden auch hier, namentlich im Elsaß, in Baiern, Böhmen und Polen viele Nachahmer. So sebr indeß das Volk dieser neuen Brüderschaft anhing, so we Ii ig fand sie die Billigung der Fürsten und der Geistlichkeit, deren entschiedenem Auftreten gegen das allerdings zum Theil äußerst anstößige Thun und Trei ben der Geißler es denn auch gelang, die Sekte beinahe völlig zu unterdrücken. Fast hundert Jahre später erst, eben als die furchtbare Pest immer weiter in Deutschland sich verbreitete, zeigten sich wiederum Geißler daselbst und die Mei nung, daß Gott jene Krankheit über das menschliche Geschlecht als Strafe für des sen Sünde verhängt habe und der Zorn des höchsten Wesens nur durch harte Bußübungen versöhnt werden könnte ver schaffte der Brüderschaft aufs neue unge heuern Zulauf. Leute aus den verfchie densten Ständen, selbst Priester und Mönche, Weltliche von Adel und andere mehr versammelten sich zu ihnen. Wer in die Bruderschaft eintrat, mußte sich wenigstens 34 Tage bei ihnen zu bleiben verpflichten, da sie sich stets je 33 Tage lang nach der Zahl der 33 Lebensjahre Christi zweimal täglich abgeißelten. Sie nähten sich rothe Kreuze auf ihre meist weißen Kleider auch vorn und hinten aus ihre Hüte daher sie auch Kreuzbrüder genannt wurden —, und hielten in der Regel in feierlicher Prozession paarweise, unter Glockengeläute und Vortragung ih rer seidenen oder purpurnen und schön gestickten Fahnen ihren Einzug in den verschiedenen Orten. Da sie sagten, daß sie keine Frauenzimmer anrühren dürften, so mußten sich die Einwohnerinnen von der Prozession entfernt halten. Sie san gen auf ihrem Zuge ein langes Lied, des sen Ansang etwa so lautete: Nun tretet her die bussen wollen. Fliehen wir denn die Heisse helle, Lucifer ist ein böß geselle. Wen er dann behafet. Mit Heissem Pech er ihn labet. Darumb fliehen wir mit ihm zu sein, Und vermeiden der hellen Pein. Wer diese buffe nun wil pflegen, Der soll gelten und wieder geben, v So wird seine sünde gebüßt, Und sein letztes ende gut. Wenn sie nun auf Kirchhöfe oder an dere geräumige Plätze kamen, so bildeten sie einen weiten Kreis, in dessen Mitte sie ihre Kleider bis aus das Unterkleid, sowie die Schuhe ablegten. Ein Tuch oder weißes Hemd hing um die Hüften und Lenden her bis auf die Füße herab, sodaß der untere Theil des Körpers ganz damit bedeckt, der obere Theil aber bis an den Gürtel entblößt war. So gin gen sie im Kreise herum und legten sich dann auf die Erde nieder, jeder, nachdem er gesündigt hatte in einer anderen Stel lung, sodaß man eines Jeden Sünde leicht erkennen konnte. Alsdann schritt ihr Meister über Jeden hinweg, berührte ihn mit der Geißel und sang dabei sol gende Verse Steh' auf durch der reinen Marter Ehre Und hüte dich vor der Sünden mehre. In dieser Weise schritt er über sie Alle dahin dann erhob sich einer nach dem andern wieder. und schritt dem Meister nach, bis zuletzt Alle ausgestanden waren. Hierauf sangen sie: Nun hebet up all' juwe Hände, Dat Gott das grote Sterben wende Nun hebet up all' juwe Arme, Dat sich Gott öwer ju erbarm! und schlugen sich mit ihren Geißeln von dreifachen Riemen, welche vorn Knoten hatten, in denen entweder scharfe Nadeln oder vier eiserne Stacheln kreuzweise be festigt waren. Damit peitschten sie sich heftig bis aufs Blut einzelne jedoch trie ben es bei weitem nicht so arg sondern schlugen sich so sanft, daß sie es kaum gefühlt haben mögen. Wenn sie also sich gegeißelt und ihre Bußlieder gesun gen hatten las einer von ihnen einen Brief vor den wie sie vorgaben, ein Engel vom Himmel gebracht haben sollte und in welchem geschrieben stand, wie Gott über die Sünden der Welt erzürnt wäre und wie er sie habe wollen unterge hen lassen wie aber seine Mutter und seine Engel ihn um Erbarmen gebeten hätten 2c. Hierallf kleiden sie sich wieder an dann aber traten die Bürger zu ihnen heran und baten sie Alle mildthätig zu Tische der eine nahm zwei, der andere drei, ein dritter vier oder wohl noch mehr mit sich, wie er es ausführen konnte. Vor dem Hanse, in welches sie geladen waren, fielen sie erst auf ihre Knieen nie der und verrichteten ihr Gebet. Sie ba ten um nichts was man ihnen aber freiwillig, gab, das nahmen sie dankbar an. Bei dieser scheinbaren Heiligkeit waren sie indeß dennoch nicht rein von Verbre chen auch erlaubten sich die zum größ ten Theile ungelehrten, einfältigen Leute in ihrer Geißelbuße nicht selten Eingriffe ins Lehramt. Ihre Meinungen und Aeußerungen von den Mönchen, den Geistlichen und den Sakramenten der Kirche waren anstößig und nur sehr schwer ließen sie sich zurechtweisen. Da aber endlich sogar die Weiber hin und wieder in großer Menge anfingen, in Prozession umherzuziehen und sich zu geißeln, wobei sie zwar ihr Gesicht ver hüllten, die Brust und den unteren Theil des Körpers vom Gürtel an mit Lein wand bedeckten, den Rücken indeß ganz bloßließen da die Flagellanten auf diese Art überhaupt der öffentlichen Ruhe uud Sittlichkeit immer gefährlicher zu werden anfingen, so mußten sie zuletzt überall aus Widerstand stoßen, auch da, wo sie zuerst die günstigste Aufnahme gefunden hatten. So verbot z. B. Kaiser Karl IV. den Bettelmönchen und Geistlichen, sich unter die Geißelbrüder zu mischen Bischof Friedrich von Regensburg ver dammte die Buße der Flagellanten nach reiflicher Ueberlequng und auf den Rath gelehrter und rechtskundiger Männer. Erzbischof Otto von Magdeburg verbot die Geißelfahrt in seinem Gebiete bei Strafe an Leib und Gut und ebenso'un tersagte auch Bischof Johann IV. in Lü beck die Geißelaufzüge. Zuletzt vernichtete Papst Clemens VI. ihre Verbindungen oder Brüderschaften, verbot ihr weiteres Umherziehen und be fahl, sie überall in den Bann zu thuu und gefangen zu nehmen, wo sie sich bli cken ließen. Nun verloren sie sich bald von selbst und das Unwesen hatte damit ein Ende. -a i I n E u o a s e i n e n w i e e i e amerikanischen Colonisations-Projecte in größerem Maßstabe in Aufnahme zu kommen, wie sie namentlich in den vier ziger und fünfziger Jahren in den west lichen Staaten, in Texas zc., mit wech selndem Erfolg zur Ausführung kamen, seit dem Bürgerkriege aber nur selten und auch nicht mehr in so großem Maß statie unternommen worden waren. Wir reden hier nicht von dem großartigen Eolonisationsproject der deutsch-russ^? scheu Menuoniten, mit dem sich die Presse so vielfach beschäftigt und welches von der Bundesregierung eine so außer ordentliche Begünstigung erfährt, daß man sogar einige ausdrückliche Bestim mungen des Heimstättegesetzes abzaändern trachtet. Die Mennoniten verlassen Rußland, weil ihnen die dortigen Gesetze nicht zusagen fast aber scheint es, als ob ihnen die hiesigen auch nicht behagen, denn sie beanspruchen Abänderungen zu ihren Gunsten noch ehe sie eigentlich da sind. Eine norwegische Kolonie, deren Zahl auf 7 bis 800 Köpfe veranschlagt wird, unter Leitung des bekannten Geist lichen Dichters und Novellisten Björn Björnsen stehend, wird im Laufe dieses Sommers erwartet und soll sich im Staate New Jersey niederzulassen beab sichtigen, wo bereits eine große Strecke Landes für sie angekauft worden. Für diese uordländische Colonic scheint -ein durchaus patriarchalisches Regiment in Aussicht genommen zu sein Björnsen fungirt als ihr weltliches und geistliches Oberhaupt und feiner Entscheidung ha ben sich Alle unbedingt zu unterwerfen. Ob gerade New Jersey sich für diese Söhne des Nordens als die geeignetste Region erweisen wird, möchten wir eini germaßen in Zweifel ziehen der Nord Westen würde ihrer Entwickeluug doch vermuthlich ein günstigeres Feld eröffnet haben. Endlich ist uns noch eine größere französische Colonic in Aussicht gestellt. Ein Graf de Beroux hat in Missouri, längs der Pacific-Eisenbahn, 40,000 Acres Land angekauft, auf dem er Müh len, eine Kirche, Schulen und die nöthi gen Wohnhäuser errichten will. Wenn Alles zur Aufnahme seiner Kolonisten, 500 an der Zahl, bereit ist, wird er diese selber herüberbringen und sich dann die Pflege der Colonic bestens angelegen sein lassen Bis jetzt hat es mit französischen Kolonien am wenigsten glücken wollen, was jedoch theilweise davon rühren mochte, daß es nicht das richtige Mate rial war, was man dazu verwendet. Französische Städter, dem Handwerker oder Künstlerstande- angehörend eignen sich allerdings wenig zur Colonisation dahingegen möchte der französische Bau ernstand, der bisher freilich nur sehr aus nahmsweise auswanderte, schon eher dazu zu verwenden sein. Jedenfalls ist es eine für Amerika günstige Erscheinung, d«ß man selbst in solchen europäischen Ländern die bisher ein nur geringes Contingent zur Auswanderung stellten, seine Blicke nach unserem Continent zu richten beginnt. Wir haben Platz für Millionen und wer Willens ist, sich durch ehrliche Arbeit eine neue Heimath zu si- Ctyto Waisenfmlnd. 7. chern, ist jederzeit willkommen. Mit be souderem Interesse wird man in beiden Hemisphären die Resultate dieser neue sten Versuche der Massen-Kolonisation verfolgen. Der „N e u e a i n zer A n z e^ ge r," ein nichtkatholisches Blatt, ange ekelt von den nationalliberalen Schimpfe reien und Lügen, schreibt: „Was haben uns die Pfaffen denn ei gentlich gethan Die Lehre von der Herrschaft Roms dem geistigen Druck, der Verdummung des Volkes sind abge droschcue Phrasen, für welche das Volk nachgerade zu gefcheidt geworden ist. Wer hat die Cultur nach Deutschland ge bracht? Die Pfaffen! Wer hat die Schu e n e n e i e a e n W e e kümmert sich heute noch um die Schulen? Die Pfaffen Wer hat die Spitäler ge baut Die Pfaffen! Wer hat die Asyle für alle Art körperlicher und sittlicher Gebrechen hergestellt? Die Pfaffen! An wen wenden sich die Armen in allen Nö then An die Pfaffen! Wer bettelt für Kranke und pflegt dieselben? Die Pfaf fen Wer sorgt für die Verwundeten? Die Pfaffen Wer hat heute die Courage sich für seine Ueberzeugung und sein Ge wissen einstecken zu lassen? Die Pfaffen Wer hat dagegen die Ausnahmegesetze gemacht? Die Liberalen Wem verdan ken wir die Steuern auf Salz, Tabak, Branntwein, Bier, zc. Wer ist am Mi litärpauschquantum schuld? Die Libera len Wer hat die Blutsteuer auf das Menschenmöglichste gesteigert? Die Li beralen! Wer verschließt durch Diäten losigkeit den Minderbemittelten die Thüre des Reichstages? Die Liberalen! Wer hat die freisinnigen Anträge der (Seit trumsfraction bekämpft Aber halt, die waren ja nur Heuchelei? So! Nun dann war es an den Liberalen, die Heuchler dadurch zu züchtigen daß sie ihre Vor schlage in bittere Wahrheiten umgewan belt! Es wäre ihre Pflicht gewesen, selbst jene Anträge zu stellen, wenn sie in der That so liberal wären, als sie sich stellen. Aber sie sind es nicht sie schlendern nur deshalb die Wucht ihres Zornes gegen die päpstliche Tiara, um desto harmloser und hingebender die preußische Pickel Haube anbeten zu können." i S i w ö e N i e a n w i mit der Axt in der Hand geboren. Laufend reist man nicht. Nicht auf je der Eiche sitzt ein Eichhorn. Wenn der Baum gefällt ist, fehlt es nicht an Neh mern. Der Wirth ist immer Wirth, wenn auch eine Erle der Knecht immer Knecht, wenn auch eine Eiche. Es gibt wohl Hunde, aber auch Stecke. Ein leerer Beutel ist besser als geborgtes Geld. Brot ist ein guter Gefährte. Viele Aerzte, große Gefahr. Wann soll denn der Faule arbeiten? Im Herbst ist viel «Schmuz, im Frühling viel Was ser im Winter ist's kalr, im Sommer ist's heiß. O bei aklen Plackereien noch guten Humor behatten, davon folgendes Beispiel. Die Augustiner-Eremiten in Germershausen wurdpn, wie das ja überall üblich fchoit verschiedene Male vom Kreishauptmann heimgesucht, ihre Ordensregel durchblät tert und der dortige Brauermeister über ihre Staatsgefährlichkeit oder Nützlichkeit ausgefragt. Bei Gelegenheit dieser Nach sorschung wurde dann an einen Pater auch die hochwichtige Frage gerichtet, ob sie mit den Jesuiten perwandt wären. Die Antwort lautete: „Mit denen nicht, wohl aber wir sind verwandt mit Martin Luther." (Luther war bekannt lich ein Augustinermönch.) \n\n a a n e O e n s e u e