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Ohio Waisenfreund. [volume] (Pomeroy, O. [Ohio]) 1874-1953, October 14, 1874, Image 5

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Welt
so
erscheint, ober hast du irgend ei­
nen Ungläubigen
so
genau kennen ge­
lernt, daß du mit Bestimmtheit sagen
lannst, er sei in allen Stücken ein tu
gendhafter Mann Nein, denn nur das
Laster hat die traurige Gewalt, die
Menschen zu Ungläubigen zu machen und
nur dann, werden sie mit ihrem Unglau
bei, prahlen und groß thun, wenn die
Furcht vor Gottes Strafen und vor der
Verachtung der Menschen sie dazu treibt.
Nur die folternden Gewissensbisse will
der Ungläubige durch seine gottlosen Die
sen ersticken. Kein Ungläubiger ist in
zierlich überzeugt davon, daß es keinen
Gott und keine Ewigkeit gebe. Es kann
Protestanten geben, die aus innerster.He
berzetigung ihre irrige Religion für
Wahrheit halten, aber ein Ungläubiger ist
niemals überzeugt von seinem Unglau
ben. Was er auch darüber sagen mag,
es sind nur Worte und weiter nichts.
Die Ersahrung hat es zu allen Zeiten ge
kehrt, daß unter 1000 Ungläubigen, die
noch mit Besinnung sterben konnten,
Wenigstens 999 waren, die vor dem Tode
ihre Jrrthümer bereuten die bann die
Hölle und den Himmel nicht mehr als
lächerliche Fabeln ansahen, die dann
nach dem Priester und den h. Sakra
meutert verlangten. Aus diesen, vielfa
che» Erfahrungen geht die Regel hervor,
daß die Gottesläugncr unverschämte
Lügner sind, die nicht einmal selbst von
Hem überzeugt sind, was sie sagen. Nun
beurtheue diese Menschen nach ihren
Werfen, wie den Baum nach seinen
Früchten.
Bismarck und Arnim.
Die von dein altanischen Kabel gemel
dete polizeiliche Durchsuchung der 2Boly=
innig des Grafen Arnim uud seinesSoh
nes sowie dessen darauf vorgenommene
Verhaftung ist ein Ereignis} von unbe
rechenbarer Tragweite, das sehr geeignet
ist auch einem großen Theile der bisheri
gen Bewunderer der Bismarck'schen Poll
tif die Augen zu öffnen und ihnen zu zei
gen, daß Preußen dem starresten Despo
tismus entgegentreibt. Wenn es im
neuen deutschen Reiche einmal so weit ge
kommen ist, daß ein so ausgezeichneter
Staatsmann und ein so angesehner Ca
valier wie Graf Arnim in Folge eines
persönlichen Zerwürfnisses mit dem al
lein gebietenden Reichscanzier ohne vor
ausgegangene gerichtliche Verhandlungen
gleich einem genteineii Verbrecher aus
seinem Wohnhause von den Schergen
Bismarck's herausgerissen und in eilte*
Polizeistation in Be^in eingesperrt wer
den kann, dann ist kein preußischer Bür
ger mehr seiner persönlichen Freiheit
sicher.
Im Falle des geringsten Wiederspruchs
gegen die Bismarck'sche Politik wird man
mit ihm eben so wenig Umstände
machen als mit Arnim und ein einfaches
Machtwort des Fürsten Bismarck genii
gen, ihn feiner persönlichen Freiheit zu
berauben und unschädlich zu machen
Es ist das nur ein weiter Ausfluß je
ner Wlllkiirherrfchaft, mit welcher man
focialdemokratifche und katholischeVereine
auslöste, sobald ihre Agitationen der Re
gierung unangenehm zu werden anfingen,
obwohl sie auch sich nicht im geringsten
gegen das bestehendeVereiusgesetz vorgan
gen hatten.
Das Graf Arnim ein sehr gefährlicher
Gegner Bismarck's fein mag, wollen wir
gerne zugeben. Ein Diplomat, der mit
dem schwierigen Geschäfte eines preußi
schen Bevollmächtigten zum Friedensab
schlusse mit Frankreich nach dem letzten
Krieg betraut war und der das Amt eines
.preußischen Vertreters in Rom zur Zeit
des vatikanischen Concils bekleidete, muß
notwendiger Weise mit allen Geheimnis
sen und Winkelzügen der Politik des
Fürsten Bismarck genau vertraut fein
und mögen die bisherigen Eröffnungen
des Grafel! Arnim Bismarck schon unan
genehm genug berührt haben. Und doch
scheint Graf Arnim das Schlimmste noch
geheim gehalten zu haben. 'J.::j
Welcher Art die Enthüllungen sein
mögen, die Graf Arnim machen wollte,
kann man kaum ahnen. Daß sie aber
sehr wichtig und im höchsten Grade geeig
net sein müssen, das Ansehen des deutschen
Reichskanzlers empfindlich zu schädigen,
ja vielleicht sogar seine Stellung nnhalt
bar zu machen, kann man aus den ver
zweifelten Anstrengungen sehen, mit wel
chen Bismarck seinen Gegner unschädlich
zu machen sucht.
Fürst Bismarck selbst mag besser als ir
gend Jemand anders wissen, welchen ver
nichtenden Eindruck eine solche Gewalt
maßrcge! gegen einen Mann, der sich
keines Verbrechens schuldig gemacht hat
und höchstens im Verdachte steht, ihm
unangenehme und schädliche Aktenstücke
zu veröffentlichen, nicht nur in ganz
Deutschland sondern auch im Auslände
machen muß. Daß er trotzdem sich zu
einen solchen Schritte herbeiließ, ist ein
Zeichen, daß die Enthüllungen des Gra
fen Arnim eine außerordentliche Wichtig
keit haben müssen. Der Umstand, daß
Graf Arnim diese Dokumente so versteckt
hält, daß sie selbst die mit diesem Dienste
Durch ihre vorausgegangene praktische
Thätigkeit bei socialdemokratischen und
katholischen Vereinen wohl vertraute Bis
marck'schen Spürnasen nicht auffinden
konnten, ist ein Beweis daß auch Graf
Arnim die Rücksichtslosigkeit seines Geg
ners konnte und sich darauf vorbreitetd.
Sollte Bismarck die Schriften nicht-auf
finden,
so hat ihm selbst dieser Gewalt-,
streich keine Früchte getragen, es sei denn,
Deutschland und der Welt zu zeigen, daß
persönliche Freiheit des Bürgers mit dem
gegenwärtigen politischenRegime inPreu
ßen unvereinbar ist. Wir sehen weiteren
Nachrichten mit größten Interesse ent
gegen. (Phil. Vbl).
Freimaurerfrechheit.
Ein Mann ans e e Haute,
Indiana, Namens Michael Hickey Mit
glied des Frciniaitereroröeits schickte
beim Herannahen des Todes mich einem
Geistlichen, um sich mit der Kirche, die
ihn getauft wieder auszusöhnen. Na
türlich schwor er seine Verbindung mit
der Loge ab, oberer hätte die Absolution
nicht erhalten. Die Freimaurer je
doch, keine Rücksicht daraus nehmend ,be
schlössen seine Leiche als die eines Man
rerbruders zu reklamiren und da es ih
nen gelang sich des Corpus zu bemächti
gen, kündigten sie ihre Absicht an, den
selben mit den Ceremonien der Loge auf
dem katholischen Kirchhof zu begraben,
wo Hickey ein Lot eignete. Da der
Kirchhof das Eigenthum des Bischoses de
St. Palais war, schrieb der Pfarrprie
ster von Terre Haute, Vater Lesen an
den Mayor und setzte ihn in Keimtmß,
daß, wenn die Absicht der Fretma«rer
ausgeführt würde, die durch den Bischof
erlassenen Gesetze und Reglemente, unter
denen Hickey seinen Begräbnißplatz kaufte,
verletzt und der Bischof in feinem Besitz
recht gewaltsam gestört würde, daher es
des Mayors Schuldigkeit sei, das Ei
gentumsrecht des Bischofs de St. Pa
lais zu schützen, und er habe zu dem
Zwecke das Vorgehen der Freimaurer zu
verhindern und nötigenfalls die Poli-
zeimachf aufzubieten. Der Mayor
aber weigerte sich einzuschreiten. Die
Freimaurer erbrachen gewaltsam den
Gottesacker und nachdem sie dort den
Leichnam des Katholiken in katholischer
Erde begraben, schändeten sie das Gesetz
und das Eigenthumsrecht indem sie
über dem Grabe den maurerische Lei
chendienst verübte«.
dkse empörende
Ungerechtigkeit inPomeroy vorgekommen
wäre, so hätten wir nicht gut dafür stehen
wollen, daß die Katholiken den^Verletzent
des Eigenthumsrechts die Köpfe einge
schlagen hätten.
0
———r-r
Aus Spanien.
lieber die ©räuclthaten, welche von
den Gegnern des Don Carlos kürzlich in
Barcelona verübt find, schreibt ein
Franzose, der als „Carlist" verhaftet
worden war. Folgendes
Um 1 Uhr Morgens immer um
diese Zeit tritt ein Mordknecht, mit
einer geschriebenen Ordre in den Kerker,
wo die armen Gefangenen übereinander
gehäuft sind ihn begleiten 100 bis 120
Mann, meist Douaniers. Man läßt
die Gefangenen sich erheben und kettet
ihnen die Arme hinten, auf dem Rücken
zusammen sodann werden sie in den
Festungsgraben geführt und der Capi
tän der Mörderbande ruft mit lauter
Stimme die Namen derer, welche erschos
sen werden sollen. Bei dem Lichte einer
Laterne wird einer nach dem andern nie
dergeschossen die übrigen werden in die
Kasematten zurückgeführt, um- nächster
Tage an die Reihe zu kommen.
Der Schreiber dieses Berichtes, L.
Baleste, hat diesen Schreckensweg meh
rere Male mitgemacht, schließlich gelang
es ihm aber, am 25. August zu entkom
men, und zwar iii Gesellschaft mit drei
anderen Personen, dem Pfarrer von der
Pfarrgemeinde Gardova, einem Obersten
und eiltent Seidenfabrikanten aus Bar
celona, Namens Jean Vidal, ebenfalls
Franzose. Dieselben dürsten, so gut,
wie ich, sagt Baleste, nach Frankreich
entkommen sein.
Unter den Geiseln so fährt er fort
mit welchen ich in den Kerker zusam
men eingesperrt war, befanden sich etwa
zwanzig Geistliche jeden Tag wurden
einige davon erschossen und jeden Tag
kamen wieder neue gefangene Priester
hinzu sie werden auf dem Lande und
in den Städten ohne Weiteres aufge
griffen und für die täglichen Blutopfer
aufgespart. Eines Tages, am 4. Au
gust, bemächtigte sich ein Hanfe Strolche
eines solchen Priesters und hackte ihn
förmlich in Stücke, es geschah dies
unter unsern Fenstern, vor unfern Au
gen. Die Escorte desselben bestand aus
25 Mann Soldaten, sie konnten oder
wollten den armen Mann nicht
retten. Einen ganzen Tag lagen die
Glieder dieses Opfers auf dem Pflaster
vor unserem Kerker und erst gegen Abend
wurden sie zusammengekehrt und wegge
schafft.
Diese wahrhaften uud nicht erlogenen
Frevel bezeugt L. Baleste mit seiner
Namensnnterschnft uud ist erbötig, sie
gerichtlich zu beschworen. Das Unge
heuer, welches diese schauerliche» THateu
von Amtswegen anordnet, ist aber Nie
mand Anderes, als Lopez Domingnez,
der Schwager Serranos.
Aus der letzten Londoner Ausstel
lung, bemerkte man einige recht interes
sante Erfindungen auf dem Gebete der
Uhrmacherknnst. Unter ihnen befand sich
eine Uhr, die durch Luft und Wasser in
Bewegungen gesetzt wurde. Ferner eine
Standuhr, deren Verfertigung 34 Jahre
in Anspruch genommen hat dieselbe zeigt
nicht nur die Zeit und verschiedene astro
nomische Veränderungen an, sondern ist
auch noch mit einer sogen. Windorget in
Verbindung eine gcographischellhr zeigt
den Zeitunterschied zwischen den verschie
denen Hauptstädten von Europa wieder
eine andere zeigt nicht nur den Tag,
sondern auch den Monat, Mondphasen
und Fluthzeit in den bedeutendstcnHafen-
Englands, Irlands, Frankreichs,
orten _.
u
•noienji umtun», Amerikas, Deutschlands *c. Die Uhr geht
Wenn
Frechheit
unfein'Iaht lang in einem Aufzuge ferner
Ohio Waisenfteunb. 5.
eine Controluhr für Dienstboten. Unter
den Taschenuhren befand sich eilte, die ein
Jahr lang in einem Aufzuge geht, eine
andere zeigte Sechstel-Sekunden und eine
dritte war von Elfenbein mit Stnhltrie
ben, die in Rubinen gingen die ganzem
Uhr wog einschließlich Glas und Gehäuse
nur eine halbe Unze.
e „E o a" wird über eine
eigentümliche Hochzeitsfeier in der St.
Gudula Kirche zu Brüssel Folgendes be
richtet: „Die Braut war jung, schön,
elegant, doch hatte sie feine Hände. So
steckte der Priester den Hochzeitsring ihr
an die dritte Zehe des rechten Fußes,
von dem-der Schuh abgenommen war
mit demselben hatte sie auch, wie man
erzählt, ihren Namen unter den Ehever
trag gesetzt. Die fragliche Braut ist die
Tochter des Bürgermeisters von Gent
sie kam ohne Hände auf die Welt, aber
sie lernte sich von Kindheit an der Füße
bedienen, mit denen sie ausgezeichnet
schreibt, stickt und näht. Abgesehen von
iem genannten Mangel hat das Schick
sal Fräulein von Brook mit Gaben über
häuft sie ist nicht nur außerordentlich
reich, sondern zeichnet im übrigen sich
auch durch ihr Geschick für. Alles aus.
Sie besitzt eine prächtige Stimme, fingt
wie die Patti ,oder Nilsson, und ist von
solider und tiefer Bildung.
Den tiefsten K o i) 1 e n ch a ch in
Amerika hatte früher die Hickory Mine
bei Pottsville, Pa. Derselbe war 666
Fuß tief. Seine Herstellung kostete 100,
000 Dollars und nahm 428 Arbeitstage
in Anspruch. Jetzt aber läßt die Philadel
phia und Reading Kohlen- und Eisen
Compagitie bei Pottsville zwei Schachte
graben, welche je 1,500 Fuß tief werden
sollen. In dem Einen ist man bereits 900
und in dem andern 750 Fnß vorgedrungen
In jedemSchacht werden ^Diamantboh
rer verwendet, die 200 bis 300 Fuß tiefe
Löcher bohren die Sprengungen werden
gleichzeitig vorgenommen. Man hofft
„ach Vollendung dec Arbeiten auf ein
Kohlen-Aera zu stoßen von dem minde
stens 80 Millionen Tonnen Kohlen ans
gebeutet werden können.
i e Z ii i ch e o i ze i arre
tirtc und durchsuchte unlängst einen Ver
dächtigen und fand bei ihm eine Photo
graphie. Es sei, bemerkte der Arretirte,
diejenige eines Freu »des der sich im
Größherzogthum Baden aufhalle. Man
schickt die Photographie an die badische
Polizei mit dem Ersuchen, das Original
'zum. Verhör nach Zürich zu schicken da
dasselbe schwer comproniittirt sei. Die
Antwort lautet: das Original kennen
wir schon, können es aber nicht ausliefern:
es ist unser Großherzog.
E i n e e n n e s s e e s
offerirte jüngst dem Ex-Prasidenten An
drew Johnson $1000, wenn er ihm ei
nen Anzug mache. Andy nahm die Of
ferte au und hat den Anzug zur Zitfrie
öenheit des Auftraggebers ausgeführt,
ein Beweis, daß er noch mit Nadel itttd
Scheere umzugehen versteht.
V o e i n i e n a e n w u e
in Galveston ein Schwertfisch gefangen,
der erste, welcher bis jetzt in den dortigen
Gewässern gefunden wurde. Er ist
achtzehn Fuß lang wiegt eintausend
Pfund und sein „Schwert" mißt fünf
Fnß. Er war jedenfalls ein gefährlicher
Bursche mit dein sich nicht spaßen ließ.
a a n e o i e i v e a n e n e n
Jahre 120 Mill. Pfund Thee nach den
Ver. Staaten.
e i s o v o n 9 o e i n I a
lien ist (im 19ten September verhaftet
worden um eine ihm gerichtlich aufer
legte Gefängnißstrafe
abzubüßen.
von sechs Tagen

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