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Ohio Waisenfreund. [volume] (Pomeroy, O. [Ohio]) 1874-1953, October 21, 1874, Image 5

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An gute katholische Jünglinge.
Man hört vielfach bit Bemerkung oder
die Klage in Amerika, daß die Jugend
hier viel verdvcbener sei, als in der alten
Heimathund namentlich zeige sich dieses
darin, daß so wenige in Amerika geborene
Jünglinge den Pnester-oder Ordenstand
erwählen. Wenn diese Klage auch einiger
maßen begründet sein mag, so hoffen
wir doch, daß mit der zunehmenden Aus
breitung der Kirche, dieser Uebelstand sich
mehr und mehr vermindern wird und un
1er Land selbst Söhne genug haben wird,
um die beschwerliche Ausga.be der Priester
und Ordensmänner auf sich zu nehmen.
Gegenwärtig ist es in der That noch so,
daß sich für das Bedürfuiß dieses Lan
des noch lange nicht-genug junge Leute
tius Amerika ztim geistlichen Stande mel
den.
Da wie nun die Absicht haben aus dem
Gewinn dieses „Ohio Waisenfreundes"
ein Waisenhaus für Knaben zu errichten,
das von Brüdern des drittens Ordens
des h. Franciskus geleitet werde« soll, so
fordern wir gute junge Männer, die in
sich den Mnth fühlen, die Welt zu ver
lassen undGott allein zu dienen,auf sich an
denHerausgeber des „Ohio Waisenfreun
des" zu wenden, der ihnen die Aufnahme
unter die Brüder verschaffen will'. Solche
junge Männer verpflichten sich, durch pas
sende Handarbeit ihren eigenen Unterhalt
zu erwerben, den Waisenkindern Unter
haltKleidung Schule und alles Nöthige zu'
geben, auch, wenn nöthigKranke zu pflegen
und überhauptAlles zu thun, was für das
Wohl der verlassenen Knaben und für den
Bestand desHauses vou ihnen gethan wer-1
den kann. Für die treue Erfüllung dieser
freiwillig übernommenen Pflichten er
halten die Brüder einen unermeßlichen
Lohn. Es ist dieses zwar kein Lohn in
vergänglichem Golde und Silber oder
gar in schmutzigen Greenbacks, sondern
-ein ewiger,' ein himmlischer Lohn, der
nach diesen Leben von demjenigen sicher
.ausbezahlt wird der da gesprochen hat:
„Wer ein Kind aufnimmt in Meinem
Namen, der nimmt Mich auf." Seht
da, geliebte katholische Jünglinge! zu
ivelchem erhabenen guten Werke ich euch
berufen will, ihr, die ihr den Muth habt
es anzugreifen. Ihr sollte euer Leben
dem Wohle armer verlassener Knaben
weihen, und in diesen, eurem Heilande
Jesu Christo. Wer unter den jungen
Lesern des „Ohio Waisenfreundes" ist so
hochherzig, diesen Beruf ergreifen zu wol
len? Geld und Gut braucht ihr nicht mit
zubringen, sondern allein einen festen und
entschlossenen Willen nach dem Rathe un
seres Erlösers euer Leben dem Herrn al
lein und nicht der Welt zu weihen. Wer da
meint, für diesen Stand Beruf zu haben,
der zögere nicht, sondern schreibe vertrau
ensvoll an den Herausgeber des „Ohio
Waisenfreundes" der ihm mit Rath und
That zum Ausführung dieses edlen
Werkes behülflich sein will.
Aus der Schweiz.
Gegenwärtig spricht man von nichts
-als vom Truppenzusammenzug, der
dieses Jahr im Steffin stattfindet, mau ver
folgt die Manövres in allen Zeitungen,
Kaffeehäusern und Privatgesprächen. Die
Hauptstadt hat eine große Zahl ihrer
Söhne dabei, darum natürlich das große
Interesse. Eine kleine Episode aus diesem
Militärleben wird intref ftreit. In
Saido ist ein Kapuzinerkloster, das der
Regierung vonTessin schon lange einDorn
im Auge war. Nun verlangte der Ober
feldarzt aus Tessin natürlich auch eiuCul
turheld, daß dieses Kloster für den Trup
penzusammenzug als Lazareth gebraucht
werde und verhandelte darüber mit derRe
gierung. Die Hochw. Kapuziner waren
ganz willig, alleRäumlichkeiten herzugeben
und boten sich auch an, Krankenwärter
dienst zu thun, wie sie dieses schon früher
bet ähnlichen Anlaße zur.großen Befriedi
gung der ganzen Bevölkerung gethan.
Das war aber nicht, was das radikaleRe
giment und ihr Feldarzt wollte, und die
Regierung befahl sogleich gänzliche Räu
mung des Klosters und Ausweisung der
frommen allgemein beliebten Patres. Das
Volk in seinemSchmerze wußte nicht, was
zu tfKui und schrieb an Oberst Wieland
den Oberbeselshaber des ganzen Trup
penZusammenzuges. Dieser, ein Prote
stant schrieb sogleich an die hohe
Regierung vonTessin,daß er nicht wünsche,
daß die verehrten Väter Kapuziner, des
Truppenznsammenzuges wegen aus ihrem
Eigenthum vertrieben werde» sondern,
daß er vielmehr das Anerbieten der Väter
ihr Kloster als Lazareth einzurichten,
gerne annehme wenn sie selbst die Pflege
übernehmen wollten u. dürften u. somit
im Kloster verblieben. Das war nicht
was die Regierung erwartet hatte, das
Militär sollte ihnen als Anlaß dienen,
ihren längst gehegten Wunsch zu erfüllen.
Man schimpfte nun auf Oberbefehlsha
ber und that ihm in grobem Schreiben
kund, daß man sich v»n ihm nichts vor
schreiben lasse. Oberst Wieland aber ant
wertete: Es fei allerdings nicht in seiner
Macht der Regierung von Tessin Befehle
zn ertheilen aber das fag' er, würden
die Hochw. Väter aus dem Kloster ver
trieben, so soll a^ch kein Bein von einem
Soldaten in jene Mauren eintreten. Für
seine Kranken wolle er dann schon einUn
terkommen besorgen. Er wolle nichtOber
befehlshaber einer Armee fein, die zu
solcher Ungerechtigkeit Anlaß gebe. Das
gute Tessinervolk ist nun für diefenOberst
dankbar begeistert und sie ließen in die
Zeitungen einrücken, wie sie ihn und
seine Mannschaft gut empfangen und be
handeln wollen.
Die wahre Farbe der Freimaurerei.
Es gibt viele Menschen, welche die
Freimaurerei als eine harmlose Sache
ansehen und die nicht begreifen können,
warum die katholische Kirche dieselbe so
sehr verabscheut und verdammt. Es
'mag nun vielleicht diesen Menschen der
folgende Auszug aus cittern Blatte der
Freimaurer, die „Bauhütte", eine richti
gere Idee davon geben, was eigentlich
die Feimaurerei ist. Auch für Prote
stauten sind diese Freimaurerworte nütz
Iich zu lesen. Die „Bauhütte" schreibt,
wie folgt:
„Der Protestantismus, j.er unfähig
ist, von der sklavischen Unterwerfung des
Buchstabens unter den Geist, in welche er
hoffnungslos, wie im Wellsande versun
ken ist sich loszumachen und dem alle
Beweggründe eines entschiedenen und
fortschrittlichen Lebens mangelt, ist in
zahlreiche Sekten zerbrökelt, die alle
durchaus machtlos sind gegen die andern
und unter sich selbst getheilt, so daß
man ihn jjcht bei Lichte nur mehr als ei
nen tobten Buchstaben betrachten kann.
Die einzig existirende wirkliche unb le
bendige Macht ist bas vereinigte katho
lische EhListenthum, das durch jesuitischen
Einfluß?) nur eine Körperschaft bildet.
Diese handelt wie ein furchtbarer Hemm
schuh am Rade des Fortschritts und wie
eine Bariere, die der Entwickelung und
Aufklärung des Menschengeschlechts ent
gegen steht, und als solche müssen alle
Freimaurer, denen die Interessen unseres
Bundes am Herzen liegen, sie betrachten.
Dem Ausspruche der Kirche gemäß, die
sich selbst Römisch, Katholisch, Päpstlich
und Unfehlbar nennt, muß jeder Frei
maurer, ipso facto aufhören ein Christ
zu sein. Die Kirche ist äußerst feindlich,
nicht allein gegen die Freimaurerei, fon
dern gegen alle Vereinigungen, deren
Ziel die Verbreitung der Aufklärung und
Civilisation ist. Wenn wir deshalb
wahre Freimaurer fem unb den Zweck
Ibefördern wollen, wozu wir uns ver­
pflichtet haben,Jo müssen wir ohne Rück
halt oder Zögern die Worte des Strauß
als die unsrigen proklamiren, und laut
a u s s e e n W i s i n k e i n e
i s e n e w i s i n e i n
a e i a u e n i s e
u n n i ch s w e n i r7" Wir müs
sen alle unsere K'äfte zusammen nehmen,
um das Eine Nothwendige zu bewirken:
Die ganze Menschheit durch das Band
des gemeinsam.cn Mxnschenthnms zn ver
binden. Bloße Spielerei in der Frei
maurerei kann für das Menschengeschlecht
von keinem wahren Nutzen sein und auch
für die Bruderschaft keine wahre Achtung
gewinnen."
i e a u
Die versuchte Ausrottung
der katholischen Religion in England
durch die Staatsgewalt unter Heinrich
VIII. und seinen Nachfolgern. Dem
Protestanten William Cobbett nacherzählt
und dem katholischen Volke Deutschlands
e w i e v o n o s e e s s i n
Missionspriester in Nordamerika.
e i i e i s a u e r
e rasche Verlagshandlung. 1874.
Diese so eben erschienene 150 Seiten starke
Broschüre enthält die früher im „Ohio Waisen
freund" erschienene und mit so vielem Beifall
aufgenommene Geschichte der Reformation in
England und Irland. Obwohl das Büchlein
zunächst den im Kampfe gegen die Staats-Ty
ranei begriffenen Katholiken Deutschlands ge
widmet ist, so hat es doch auch für die Katholi
ken Amerikas Interesse. Wir machen daher
nunmehr allen unseren Lesern und besonders
Diejenigen, die den Druck dieses Schriftchens
so dringend wünschten, die Anzeige, daß das
selbe von B. Herder in St Louis, Mo., No.
Süd ötc Straße zum Preise von nur 80 Cents
postfrei bezogen werden kann.
Kalender für 1875.
Wiederum liegen drei verschiedene Kalender
für das kommende Jahr auf unferm tische.
Alle drei sind von der rühmlichst bekannten
Herderschen Buchhandlung in St. Louis
Mo. Da ist zuerst eiu Kalender für 1875, be
titelt: Der katholische Westen. Jllu
strirter Kalender für 1875. Erster Jahrgang.
Es ist dieses ein ganz hübscher Kalender mit
interessantem Lesestoff und Bildern. Unter
letzteren erwähnen wir die Porträts der Bi
schüfe von Alton und Green bah und die
neue Mississippi Brücke bei St. Louis.
Sendboten Kalender zu Ehren des Her
zen s e s u e a u s e e e n v o n a n z a t
ler, Priester der Gesellschaft Jesu. Mit ei
nem Titelbild und vielen Holzschnitten. Die
ser liebliche Kalender, der im vorigen Jahre
zum ersten Male erschien, kommt uns mit sei
nem eigenthüiiilichcn Umschlage wie ein alter
Bekannter aus dem katholischen Tirolerlande
vor. Der Inhalt desselben bezieht sich durch,
weg auf die so beliebte Andacht zum allerhei
ligsten Herzen Jesu. Die Bilder und die son
stige Ausstattung lassen nichts zu wünschen üb
rig. Wir möchten diesen Kalender in allen ka
ttzolischen Familien sehen.
Der Hausfreund, Katholischer Kalender
für 1875. Dieser Kalender ist äußerst reich
haltig, denn er enthält 200 Seiten vielfach
interessanten Lesestoff in Prosa und Versen.
Die größern Artikel sind von Jesuiten geschrie
ben. Es herrscht in diesem Kalender die größte
Mannigfaltigkeit, auch allerlei Recepte, Anek
boten und Räthfel sind nicht vergessen. Da
das Sprichwort sagt: Wer Vieles bringt, bringt
Allen Etwas, so wird dieser „Hausfreund" ge
wiß Allen willkommen sein.
Philosophie.
Duns Scows, der berühmteScholasti
ker, begegnete einst einem Bauer, wel
(her greuliche Fluch- und Lästerworte
ausstieß, weil ihm seine Ochsen nicht ge
hen wollten. Der geistreiche Pater er
mahnte den Bauer mit wenigen Worten
über seine Höllensprache er stellte ihm
die Gefahr der ewigen Verdammniß vor,
wenn er hartnäckig bei diesem sündhaften
Gebrauche verharrte. Der Bauer aber
wurde hierüber noch zorniger. „Was,"
sprach er mit Unwillen, was habt
Ihr mir da vorzupredigen von der ewi
gen Verdammniß Wenn Gott beschlos
sen hat, mich selig zu machen, wie er es
ohnehin jetzt schon wissen muß, weil er
OPo Waisen freund. 5.
allwissend ist, so werde ich unfehlbar selig,
hat er aber beschlossen, mich zu verdam
meu, so hilft mtr all' mein Thnn und
Lassen nichts, so werd ich dennoch ver
dammt werden. Was liegt also daran,
ob ich fluche oder nicht?" Der Manw
Gottes hörte ihn geduldig an, und gab
zur Antwort „Mein Bruder wenn dem
also ist, wie du sagst, ei, warum fährst
du den» auf deinen Acker um
dein Feld anzubauen? warum streuest
du denn Samen aus ja. warum wirst du
so zornig über deine Ochsen? Wenn
Gott beschlossen hat, daß du ernte» sollst,
wie er denn Allen vorher weiß, was ge
schiebt, so wird es auch geschehen du,
magst sHen oder nicht, du magst ackern
oder nicht, du magst mit deinen Ochsen
ausfahren oder daheim bleiben. Hat er
aber beschlossen, daß du nichts ernten
sollst, so wirst du auch nichts bekommen,
du magst schwitzen, soviel du willst. Pro
bir' es nur eimal, fahr' wieder nachHaus
lass' dein Feld unbebaut liegen, und ob
schon ich nicht weiß, was Gott beschlos
sen hat, so versichere ich dich daß du
keinen einzigen Halm Getreides einernten
wirst. Wisse also Gott hat nur dann
beschlossen, dich selig zu machen, wenn
du sein Gesetz haltest, und dich zu verdam
men wenn du ein gottloses Leben
führst."
Dieser schlagende Beweis hat dem
Bauern die Augen geöffnet.
I 1 5 a u n e a e n
folgende Anstandsregeln: 1) Wenn du
zu einer Herrentafel kommst, fo sollen vor
Allem deine Hände rein, deine Nägel gut
abgeschnitten sein. Du sollst dies aber
nicht thun vor den Leuten, sondern wenn
du allein bist. 2) Wenn du trinkst* so
hebe den Becher mit beiden Händen von
der Tafel und stelle ihn wieder so hin.
Du sollst nicht trinken mit einer Hand
wie ein Fuhrmann, wenn er den Wagen
schmiert. Du sollst ferner nicht trinken,
während dein Nachbar trinkt du sollst
nicht in den Becher husten nicht trinken
so lange du Speise im Munde hast, wie
ein Rind nicht mit Geräusch trinken wie
ein Ochse nicht gMgeln wie ein Pferd
nicht die Nase in den Becher hängen wie
ein Schwein. Du sollst die Nase und
den Mund abwischen, wenn du getrunken
hast. 3) Wenn du an eines Herrn Ta
fel bist, so merke auf, wenn er trinkt
dann darfst du nicht essen. 4) Was vor
dir liegt in der Schüssel, das sollst du
nehmen, und nicht das, was vor deinem
Kumpan liegt. 5) Du sollst den Kno
chen nicht abnagen wie ein Hund und
das Mark nicht aussaugen. 6) Einen
Apfel iß nicht allein, sondern schneide
ihn in der Mitte von einander, die eine
Hälfte theile dann und gib jedem deiner
Nachbarn ein Stück. 7) Willst du eine
Birne schälen, so mußt bit beim Stiel
anfangen, beim Apfel beginne an der
Blume. 8) Die Butter streiche nie mit
dem Daumen auf dein Brod. 9) Die
Suppe trink nicht vom Teller, sondern
iß sie mit dem Löffel und nicht laut wie
ein Kalb schlürft, sondern leise wie eine
Jungfrau.
Aus Bres lau vom 21. Sept.
meldet die „Schl Ztg." „Die erste Lei
chenverbrennung wurde heute Nach
mittag in der städtischen Gasanstalt im
Beisein des königlichen Polizei-Präsiden
ten Frhrn. v. Uslar-Gleichen, so wie meh
rerer Arzte u. Naturforscher.ausgeführt.
Die Leiche einer alten, im Hospital ver
storbenen Fran, welche keine Angehörige
hinterläßt, war zu diesem Behufe von der
Hospitalverwaltung überwiesen worden.
Etwa eine Stunde, nachdem der entseelte
Körper in den Gasofen eingeführt worden
war, zeigte sich das'Werk der Auflösung
als vollzogen."

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