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2. Ohis Waisenfreund. Zes Kindes Hevet. (Historische Erzählung.) IV. HD as Fest der Krönung ist vorüber, ^Saber nicht das Trauerspiel, zu wel chem die grauenvolle Scene im Theater saale des königlichen Palastes Veranlas sung gewesen. Der ganze Hosstaat des Kaisers war in Bewegung, galt es doch jetzt alle Fäden einer Verschwörung in die Hand zu bekommen, welche Napoleon in dem Augenblicke zu den Tobten schleu dern sollte, in dem er den ersten Fußtritt auf den Schemel zum Thron der alten Longobarden-Könige machte ... So stand denn durch Estaffcten aus Paris berufen, acht Tage später ein mä ßig großer Mann von magerem Körper bau, mit einem blassen, spitzigen Antlitz im königlichen Palaste vor de.-.: Cäsar. Es war Herr Joses Fouche, der Minister der geheimen'und öffentlichen Polizei, weichender Kaiser augenblicklich nach Mailand berufen hatte, damit er mit sei nem gewohnten Scharfsinne und seiner Energie das Schlangenhaupt der Ver schwörung erfasse und mit einem Schlage vernichte. Aber Fouche, der Allwissende, hatte in der That alle Fäden dieser kurzen, aber furchtbaren Verschwörung bereits in sei iter Hand. Mit der Pünktlichkeit des Mannes dem die höchste geheime Gewalt »im Staate anvertraut war und zugleich mit der Geschmeidigkeit des Hofmannes berichtete er jetzt im innersten, nach allen Seiten sorgfältig verschlossenen Cabinet? de« königlichen Palastes zu Mailand vor seinem Gebieter stehend daß die Ver schworenen, welche es im Theater aus das Leben des Kaisers abgesehen hatten, vier junge Männer seien welche durch die von Äonaparte in Italien und der Schweiz angeregten Unruhen um ihre Eltern und ihr Vermögen gekommen wa ren und die einander zugeschworen hatten nicht eher zu ruhen, bis Napoleon von ihren Dolchen gesallen sein würde. Napoleon ging mit weiten Schritten und fest verschlungen.?,, Armen, mit vor gebeugtem Kopfe und fast geschlossenen Augen im kleinen Cabinete rasch auf und nieder ein wilder, düsterer Zug lag auf seinem fahlen Antlitz, er befand sich in dem Zustande höchster Aufregung, in welchem bei gewöhnlichen Menschen, wie der Regen die düstern Wetterwolken ber sten macht dieser bittere Seelenschmerz sich in Thränen auflöst aber diesem Manne schien die Natur das süße Ge schenk der Thräne versagt zu haben. Jetzt blieb er vor dem Polizei-Minister wiederstehen: ..Undwas sagteman",frag te er mit Heftigkeit, „was sagte man in Mailand zu diesem frechen Attentate?" „Man bedauert es", entgegnete der Po lizeiminishr, man wagt nicht laut davon zu reden aber die öffentliche Meinung spricht sich dennoch dahin aus, daß Eure Majestät zu sehr auf die Sympathien aller Italiener rechneten und daher, wie man wahrgenommen haben will,durch die plötz liche Mitteilung der Gefahr, in welcher Ihre geheiligte Person im Theatersaale befand, in so große Bestürzung versetzt wurden." „Ich werde Ihre öffentliche Meinung einmauern lassen!" rief der Kaiser, mit dem Fuße stampfend, „wenn sie sich in solcher Weife über meine Person ausspricht." In diesem Augenblicke öffnete sich die Thür und Präfekt Salmatoris stand mit einer tiefen Verbeugung vor dem Kaiser. „Ihr mittelbare Lebensretter, Sire," sagte Fouche, der biemit seiner Unterre dung mit dem Kaiser rasch eine ändere Wendung geben wollte, auf den Eintre tenden deutend. Aber Napoleons Augen blitzten jetzt von fast unheimlichem Feuer, sein blasses Gesicht röthete sich seine kleine Gestali schien in diesem Augenblicke länger zu werden. „Ah, mein Herr" rief er dem Eintretenden entgegen, „Sie sind also der Unbesonnene, der, meinen Rang und meine Stellung vergessend mir das fa» tale Billet mit' der Nachricht von der Veifchwörung wider mich unmittelbar in dem Augenblicke zusandte, als Aller Au gen im Theatersaale auf mich gerichtet waren und sich somit Alles an meiner natürlich erklärbaren Bestürzung weiden konnte." „Sire" stammelte der arme Präfekt. der für seinen dem Kaiser so treu als schnell geleisteten Dienst einen so sonder baren Dank einerntete und eher des Him meld Einsturz als eine solche Sprache von Seite des Kaisers erwartet hätte, „Sire'" sagte er, ..ich hatte, als ich wenige Minu ten vorher die Verschwörung erfuhr, kei nen Augenblick mehr zu verlieren um Eure Majestät zu warnen, denn die Dol che der Verschwörer blitzten, schon dicht hinter Ihrem Rücken, Sire." „Schweigen Sie!" donnerte Bonaparte dem Sprecher entgegen, „Sie hätten an bere Mittel wählen können, um die Elen den, die es auf mein Leben abgesehen hatten, zu entfernen und zu fassen, ohne solch' allgemeines Aufsehen zu erregen." „Sire". bat der präfekt wieder „ich konnte doch nicht wissen, welche eigentlich diese Verschwörer seien, bevor mau nicht die Dolche zu ihren Füßen fand." „Fort!" schrie jetzt Bonaparte „aus meinen Auge« wagen Sie es nicht mehr vor mir zu erscheinen, mein Herr, bis ich Sie wieder rufen lasse Sie sind ein Unbesonnener, der mich in der öffentlichen Meinung blos stellte und den ich nicht länger im Amte, zu welchem er nicht be fähigt ist, lassen darf!" So wüthete der Mann der kurz vor her noch geäußert hatte, daß ihm an der öffentlichen Meinung, die er „einmauern" lassen werde, nichts gelegen sei und der eben in Ungnaden gefallene Präfekt konnte vorder Hand nichts anderes thun, als dem leisen Winke Fouches folgend, nach einer tiefen Verbeugung das Zim titer wieder zu verlassen und abzuwarten, daß er. wie es bei ähnlichen Anlässen des ungemessenen Zornausbruches seines kai serlichen Gebieters gar oft geschah, in einigen Tagen wieder gerufen und von dem Kaiser zur Hostasel gezogen würde, ohne daß dieser je mehr auch nur mit einer Silbe des Vorfalles erwähnte. Nachdem aber Präfekt Salmatoris abgegangen war, wandte sich Napoleon, wieder ruhig geworden, zu seinem Poli zeiminister. „Jetzt berichten Sie, Fouche", sagte er, sich fast ermüdet von der großen Aufre gung in seinen Lehnsessel werfend „jetzt berichten Sie, wie ist man eigentlich zur Kenntniß dieser Anschlüge gelangt? wer war mein Netter? wem soll ich mit kai serlicher Munificenz lohnen wer war der Schutzengel des Kaisers und Königs Napoleon?" „Ein Kind war es, Sire", entgegnete der Minister. „Was sagten Sie da?" fragte der Kaiser. ..Sire," wiederholte der Minister, „Ihr S u z e n e w a e i n K i n a s e e eines Kindes hat Sie gerettet, Majestät!" „Das Gebet eines Kindes?" fragte der Kaiser, dem Minister starr in's Auge blickend. „So ist es Majestät" entgegnete Fouche „der Bericht über dieseThatsache ist ebenso kurz als seltsam. Als die 93vr= schworenen, fünf an der Zahl, über Ihre Ermordung, Sire, einig waren und sich vor dem Altare der Krönungskirche hiezn im feierlichtn Schwüre verbunden hatten, da befand sich einer unter ihnen, der kein so verhärtetes Gewissen hatte, als die Uebrigen, der noch.einige, wiewohl die letzten Regungen seines Gewissens fühlte und, diese bekämpfend, eben noch am Vorabende des Krönungstages durch die Tamarindengebüsche im Garten des Car^ dinals Caprera schlich, als, wie er später aussagte, seine wirren Gedanken plötzlich durch die Stimme eines Engels unter brochen wurden, welcher ihm die ernsten W o e i e e s e e e s z u i e e e u n s n i i n V e s u u n s o n e n e ö s e u n s v o n dem U e el, und als zr erschrocken auf horchte, ihn wieder an das heilige Gebot o e s e i n n e e u s o s n i tobten! Und so kam es," berichtete Fouche weiter, „daß der vom Strahle derGnabe im letztenAugeublicke getroffene Verschwörer seinen Dolch welchen er Eurer Majestät in das Herz stoßen wollte, weit von sich schleuderte, daß dieser klir rend an die Gartenwand flog und er selbst, ein beichtenber utib reuiger Sünber nachdem er noch vergebliche Versuche ge macht hatte, seine Mitverschwornen von ihrem Vorhaben abzubringen, von ihnen aber für den Fall eines Verrathes mit dem'Tode bedroht worden war, amAbende des Krönungstages kaum eine Stunde vor dem Beginne der Theatervorstellung im königlichen Palaste zu den Füßen eines Priesters stürzte diesen von dem beabsichtigten Attentat in Kenntniß setzte und ihn bat, Alles dem Präfekten Sal matoris mitzntheilen so daß dieser eben noch rechtzeitig Eure Majestät warnen konnte und das Schrecklichste zu verhin-. dern im Stande war." Hier hielt der Minister mit seinem Be richte inne, der Kaiser aber stand schwei gend vor ihm und blickte starr vor sich nieder. Was in diesem Augenblicke in seinem Innern vorging, konnte.wohl Niemand sehen, man lagt aber daß da mals die einzige Thräne welche dieser große Eroberer in seinem Leben jemals weinte, in seinem Auge gezittert habe, „Fouche!" sagte er nach einerlangen Pause, „ich will dieses Kind sehen." „Sire!" entgegnete der Minister, „ich habe diesen Wunsch Eurer Majestät vor ausgesehen und babe es nach den Anga ben des reuigen Italieners, welcher vor sichtshalber einstweilen in Haft gehalten wirb, bereits ermittelt es ist ein sieben jähriges Mädchen, Cäcilie, die Tochter eines armen Malers, GinseppeFalconieri eines Korsikaners, der in einer ärmlichen Hütte nächst dem Palastgarten des Car dinals Caprera wohnt." „Von nun an aber reich sein soll," fiel der Kaiser Napoleon mit Wärme ein. „Allans lassen Sie uns zu dem Quar tiere der Elteru dieser Kleinen fähren ich will sogleich persönlich als der Wohl thiiter dieser Familie auftreten. Vor wäris, tilcit wir „Das ist nicht nöthig, Sire," entgeg nete der Minister „ich und Cardinal Caprera haben bereits Veranstaltung ge troffen, daß Eurer Majestät diese Kleine vorgeführt werde." Herr Fouche öffnete nach diesen Wor ten die Thüre, und im selben Augenblicke trat Cardinal Caprera. die kleine Cäcilie. das Töchterlein des armen Malers Giu seppe Falconieri, von deren kindlichem Gebete am Fenster des Schlafzimmers ihrer Eltern bereits erzählt wurde,: an seiner Hand führend, herein. „Sire!" sagte er, sich verbeugend, „hier sehen Sie den kleinen unschüldsvol len Schutzengel, welcher burch sein kind liches Gebet dem großen Kaiser ber Fran zosen und König der Lombqrden das Leben erhalten." Auf Kaiser Napoleons Antlitz malte sich aber freudige Uebenaschung. „Mön Dieu!-' rief er „das ist ja die Kleine, welche ich lind und mein Neffe Eugen Beauharnais als wir am Abende vor meiner Krönung, um uns einen Scherz zu bereiten und die Stimme des Volkes ungekannt zu veruehmen,.durch die Stra ßen von Mailanb uub bessen Umgebung schlichen, vor einem kleinen Hause nächst Ihrem Palastgarten, Herr Cardinal, tra fen. Nun, mein Kind fetzte er hinzu „damals wolltest Du von mir für Dein frommes Gebet zum Wohle des Königs kein Geschenk annehmen. Sieh die Vor sehung hat Dich zum zweiten Male auf meinen Weg geführt, jetzt mußt Du Dich fügen, wenn Kaiser Napoleon Dich und Deine Familie glücklich machen will." Cäcilie, wiche gleichfalls in dem Kaiser jenen Mann im grauen Mantel sogleich erkannte, wollte ganz verwirrt dem Kai ser zu Füßen fallen. Aber der Mann besten Herz unb Hand sonst nur von Ei sen war, hob jetzt das liebliche Mädchen zu sich empor und drückte einen sanften Kuß auf deffeu Stirne dann reichte er dem Kirchenfürsten Caprera die Hanb. „Cardinal!" sagte er mit tiefer Rührung, „Sie haben Recht, nicht die hunderttau send Bajounete, die mir zu Gebote stehen, sondern das Gebet dieses Kindes hat mir Leben tmb Thron erhalten." So sprach ber Mann, der damals im höchsten Glänze seiner Macht ans Erden stand. Er hielt auch Wort und begrün dete fortan das Glück der ganzen Familie des armen Malers Giuseppe Falconieri, der sogleich zum Hofmaler des Kaisers ernannt wurde und mit all den Seinen dem Kaiser Napoleon nach Paris folgen mußte, wo dieser ihn und seine Kinder fortan mit Wohlthöfen überschüttete. Wie anders hätte sichEnropa's Schick sal ohne diese „LcbenSrettung" gestaltet! Gottes Rathschluß ist uuerfsrschlich, un begreiflich, und wir müssen gläubig das Haupt davor beugen. Aber dem verführ ten Jünglinge brachte des Kindes Gebet noch weit mehr „eine Lebensrettung" es rettete feine Seele und seinen Leib, und so bist Du, kleine Cäcilie, fürwahr dessen Schutzengel geworden. Ende! —Wenn wir die von Präsibcnt Grant in feiner Rede in Des Moines ausgespro chenen Grunbsätze unb seine Bemerkun gen über bie Schulfrage und Besteuerung des Kircheneigenthums in seiner legten Jahresbotschaft zusammenhalten mit dem Auftreten des Methodisten-Bischofs Ha ven in Boston, so kann es kaum mehr einem Zweifel unterliegen, daß sich Ge neral Grant ganz im Garne der Metho disten befindet und der Mann der am liebsten das ganze amerikanische Volk vor einem eingebildeten Einflüsse der katho tischen Kirche auf bie amerikanischen Frei heilen zittern unb beben machen möchte, selbst dem Einflüsse einer viel zahlreiche ren Religionsgenossenschaft nnterthan jst. Hat er nicht viele Methodisten-Bischöfe, namentlich im Indianer Dienst-, mit wichtigen Bundesämter^ betraut unb einen gewöhnlichen Methodistenprediger sogar als Regiernngs^igenten eine Reise um die ganze Welt machen lasten inib sogar methodistische Camp-Meetings zum Nachtheile des öffentlichen Dienstes mit seinem Besuche ausgezeichnete Obschon Grant in seiner Botschaft eine vollstän dige Trennung.von Kirche undStaat em pfiehlt, hat sich noch niemals int. weißen Haufe ein fo starker kirchlicher Einfluß bemerklich gemacht, als ihn augenblicklich daselbst Methodisten ausüben. Kann es uns in Erstaunen setzen, wenn sie ihn als Dank dafür abermals als antikatholischen Präsibentschafts-Candidaten nominirtn Abonnenten, die ihre Wohnung veränderst müssen dieses dem Agenten deS. Ortes »der pyji angebe» uub auch zugleich ihre alte Adresse, wie die neue fliMflu bezeichnt». \n\n 2) U k i n 6 i i c.