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1HTV-' *e y: Sr 4ir'. W u- ras Wangen flüchtig mit den Lippen, während diese vergebens nach einer passenden Antwort suchte. „Wollen Sie nicht Platz nehmen, .^Dctavie?" wandte sich Frau Auvrard l-6n Fräulein von Kernoel. '^.' „Nein, danke, ich muß nach Hause, ,, man erwartet mich aber ich komme recht bald wieder. Adieu, Frau Auv-' rard! auf Wiedersehen, Fräulein No- Za! Ich stehe, ganz zu Ihrer Verfü iung, und Ihre Tante wird Ihnen '•gewiß erlauben, daß Sie sich meinen Nichten anschließen, deren Mentor ich gewöhnlich bin." Nora drückte boll aufrichtigen Zdankes die ihr entgegengestreckte Hand, Während Frau Auvrard sich steif der Zeugte. An ber Tür wandte sich die lie Henswürdige Dame nochmals um und i lächelte Nora ermutigend zu. Als sie verschwunden, schien es dem armen Geschöpfe, als sei es allein in der Welt. „Setze dich", sagte Frau Auvrard und nahm wieder in ihrem großen Etrohsessel Platz. „Man wird dir et was Kaffee bringen." Nora, welche die Tränen fast nicht mehr zurückhalten konnte, fühlte, daß :fie etwas sagen müsse, und unterbrach das' augenblickliche Schweigen. „Es ist recht gut von Ihnen, liebe Tante", begann sie mit zitternder Mimme, „daß Sie mich aufgenommen haben aber ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen. Ich bin jung und stark, und es fehlt mir nicht an gutem Willen. Erlauben Sie mir, daß ich mich nach einer Stelle umsehe?" „Ein^r Stelle?" wiederholte Frau Auvrard' in leicht verächtlichem Tone. „Was kannst du denn eigentlich lei sten? Meinst du, ich ließe, eine von Mrelyon bei dem ersten besten dienen? §ch bin nicht reich da jedoch meine be schränkten Verhältnis mirss noch gestat ten, dich aufzunehmen, so erfülle ich meine Pflicht. Reden wir nicht mehr über diesen Gegenstand." „Verstehen Sie denn aber nicht, daß es in meinem Alter gar zu Pein lich ist, andern zur Last zu fallen?" .. rief Nora angsterfüllt. „Hätte man dich in Gefühlen der Achtung und der Schicklichkeit gegen Keine Familie erzogen", entgegnete Zrau Auvrard in kaltem Tone, „so würden wir uns jetzt nicht fremd ge genüber stehen, man hat dich ge gen mich aufgehetzt." „Niemals, niemals!" bteuerte No jra, deren Wangen sich röteten. „Meine ^'lKebe Großmutter hat nie ein böses Wort gegen irgend jemanden gesagt." „Sie begnügte sich damit, mein Da sein vor dir geheim zu halten", fiel Frau Auvrard ein. ,Aber lassen wir das! Wir müssen in gutem Einver Böhmen miteinander leben, und dies wird der Fall sein, wenn du gehorsam und willig dich in allem der Haus '^ordnung fügen wirst. Ich fürchte, daß bu bei deiner bisherigen Lebensweise -.-wenig Geschmack an dem ruhigen, ge ordneten tätigen asein finden wirst, 1- das meiner Ansicht nach ein junges ^Mädchen führen soll. Doch was ver --gangen, ist vergangen, und du mußt der Zukunft mutig ins Auge schauen." 'ß Diese Rede wurde durch die Ankunft .„'f$er Dienerin unterbrochen, welche ei- He kleine rotlackierte Platte auf den -fcifch stellte. Nora versuchte etwas zu sich zu Nehmen, allein die Kehle war ihr wie ^Zugeschnürt. Frau Auvrard schüttelte mißbil ligend den Kopf. „In deinem Alter", sagte sie, „muß man einen guten Ap petit haben. Gßwiß hat das viele Bel sen deine Gesundheit angegriffen. Willst du bis zum Mittagessen ruhen und deine Koffer auspacken? Ich bil lig? es zwar nicht, wenti ein junges Mädchen sich zurückzieht und sich in seinem eigenen Zimmer in die Ein samkeit vergräbt, das schadet nur der Einbildungskraft heute aber gebe ich gern zu, daß du der Ruhe bedürftig bist." Sie klingelte, und die Dimerin mit der ernsten, strengen Miene erschien aufs neue. „Führe das Fräulein auf sein Zim mer, Johanna. Die Koffer sind doch Nora fuhr mit der Hand über ihr Haar. „Es kräuselt sich von selbst", sagte sie. Frau Auvrard antwortete nichts, die Dienerin aber stand immer unbe weglich an der Tür schwelle. Als sie bemerkte, daß ihre Herrin nicht mehr sprach, ging sie Nora in dm Gang voraus und stieg sodann eine kalte dunkle Steintreppe hinauf, welche in dm einzigen Oberstock des Hauses I^ii gfottegfst**» "AXIS DAYS ARE NUMBERED!" nrro DRIVE Jessie C'arglll—King hinauf getragen werden?" i „Ja, Madame." Nora zögerte einen Augenblick, dann streckte sie ihrer Tante die Hand entgegen, welche diese ohne Teilnahme ergriff und alsbald wieder losließ. „Geh nur, Kind! Deine Kleider mußt du natürlich selbst ausbürsten denn ich habe keine Kammerjungfer. Unter uns gesagt, die vielen Garnie run gen sind wahre Staubnester ich hätte deinen Traueranzug einfacher ge wünscht." „Frau von Sachan Hat ihn für mich gewählt", entschuldigte Nora mit Trä nen in den Augen. „In Zukunft werden wir umsich tiger fein. Noch etwas! Könntest dü nich nicht anders frisieren? Ich hasse diese Frisuren, die einem jungen Mäd chen ein so leichtsinniges Aussehen ge ben und auch gar zu viel Zeit weg nehmen müssen." TF^C führte. Hier mündeten mehrere Türm auf dm Gang. Nachdem sie eine der selben aufgestoßen und Nora kurz ge fragt hatte, ob sie nichts bedürfe, überließ sie diese sich selber. Zuerst dachte das arme Kind nicht daran, einen Blick auf seine Umge bung zu werfen. Es ließ sich auf einen Stuhl fallen, barg den Kopf in den Händen pnd schluchzte zum Erbarmen. Tausmd unausführbare Pläne kreuz ten sich in ihrem Hirn, um jeden Preis wollte sie dieses ungastliche Haus verlassen, wo man kein freundliches Wort für ihren Schmerz gefunden hatte. War es nicht besser, oGuvernan te, Gesellschafterin, ja selbst einfache Arbeiterin zu sein, als dieses kalte. Features, Inc* harte Joch zu tragen? Die Gleichgül tigkeit Fremder tat nicht weh aber in ihrer eigenen Familie als Fremde be handelt zu werden, das überstieg ihre Kräfte. „Mein Gott! mein Gott!" murmel te Nora, fast ohne es zu wissen. Gott aber vernahm den halb klagenden, halb bittenden Ruf und gab sogleich Antwort. Ein helles Klosterglöckchm ließ seinen Silberton vernehmen und lud zum Gebete ein. Nora fiel auf die Knie nieder und betete. Der Schmerz Meb zurück, allein die Bitterkeit ver schwand, und plötzlich beruhigt dachte sie, daß es noch einen treuen Freund gibt, der immer bereit ist, unsere La sten mit uns zu tragen. Als sie sich wieder erhob, hatte sie ihr Los abgenommen. Ja, sie mußte sich demselben unterwerfen. Ein wohl erzogenes junges Mädchett bedarf der Welt gegenüber eines Schutzes, und wäre dieser Ehrenmantel selbst mit Dornen gefüttert. Das Gesetz selbst band ihren Willen und ihre Tätigkeit His zu ihrer Großjährigkeit. Es blieb ihr also nur ein Mittel: Geduld zu haben und die Hoffnung nicht aufzu geben, das verschlossene, gegen sie ein genommene Herz jener Tante zu ge winnen, welche Frau von Brelyon ge haßt hatte. Nora trocknete ihre Tränen, feuch- yi^Apr^m.-. -="i ,"P^ Geld nur durch I'oat Money j. 1*. Staub, 17169 11 Bie weltteraelrate Erprobtes Heilmittel K**en aUe Arten ,«» al ten ond frischen Wunden» Gesebwrwre®.» Ge- w*ech»en, iss wanden, K&r&uakelü, ww» Bit*e Order wo echidke». Genta die Schachtel, bei Vulkyrtew Ar» Orates**. tete ihre roten Augen mit kaltem Was ser und warf einen Blick im Zimmer umher. Es war ein kleines, schmales, mit gewöhnlicher blau und weißer Ta pete bekleidetes Gemach, nur von ei nem einzigen Fenster erhellt. An die sem Fenster hingen Vorhänge van blendender Weiße, aber die niedrige, eiserne Bettstatt umgab keine schüt zende Hülle. Die altertümliche Kom mode mit eingelegter Arbeit stach stark von den einfachen Strohstühlen ab in der Ecke stand ein kleiner Waschtisch über dem Kamine, aus welchem sich eine Statue der hl. Jungfrau zwischm zwei massiven silbernen Leuchtern er hob, hing ein kleiner Spiegel. Von der Kommode abgesehen, hätte man dieses Zimmer für eine Zelle halten Können, und nur die außerordentliche Reinlichkeit, welche darin herrschte, hinderte, es arm und traurig zu sin oen. Aber es war außer der Statue nichts darin, was einem jungen Mäd chen gefallen konnte: weder Blumen, noch Bilder, noch sonst etwas. Die jenige, welche dieses Zimmer einge richtet, konnte eine tüchtige, für die Gesundheit ihrer Gäste besorgte Hausfrau sein, aber die Hand einer Mutter besaß sie nicht. Nora schaute zum Fenster hinaus. Es ging aus einen kleinen Hinterhof, an welchen fast in unmittelbarer Nä he eine hohe Klostermauer stieß. Das Auge vermochte dieselbe nicht zu durch dringen, aber ein Turm und einige alte Bäume ragften über die Mauer und flößten der Beschauerin ein be ruhigendes Gefühl ein, das erste, seit dem sie dieses Haus betreten. Sie nahm ihren Hut ab, öffnete ihre Koffer und begann auszupacken. Iln einen Koffer jedoch hatte sie nicht den Mut zu rühren er enthielt tau send teure- Gegenstände und sollte ver schlossen auf Frau Auvrards Speicher stehen bleiben. Als sie gerade mit ihrer Einrichtung fertig war, klopfte es an der Türe, und Johanna, die Dienerin mit der traurigen Miene, trat ein und hielt ihr einen in Staniol gewickelten Ge genstand entgegen. „Madame fendet Ihnen hier eine Stange ©osmetique, j«n Ihr Haar zu glätten, und läßt sie zum Essen bitten." Als Nora hinabging, war ihr gol denes Haar von der Cosmetique leicht gebräunt, aber die zierlichen Löckchen kamen überall wieder zum Vorschein. Frau Auvrard machte keine weitere Bemerkung über Nora's Frisur. Sie saß kerzengerade in einem kalten, dü ftern Speisesaal vor einem viel zu großen Tische. Die einfache, gut zube reitete Mahlzeit nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Dann richtete sie ver schiedene Fragen über ihre Reisen an Nora, aber in einem solch abstoßen den Tone, und sprach den Namen ihrer Großmutter in solch feindseliger Weise aus, daß jene ihre Worte abwägen mußte, damit ihr nichts entschlüpfte, was zu Frau von Brelyon's Ungunsten hätte gedeutet werden können. (Fortsetzung folgt) Langweiliger Besuch macht Zeit und Zimmer enger O Himmel, schütze mich vor jedem Müßiggänger! \n\n «itttmch» tea 12. Sali 1944 UM St. Benedict Wnnäsalle Keine Stamps. 60