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M?! Mittwsch, de« 4. Oktober 1944 (D& Be» ®«wfstra (Fortsetzung) Jetzt setzt ein leichter Dauerregen ein, ein verstärkter Nebel, wie man ihn nüfc in Holland, Nordbelgien und im westlichen Deutschland kennt. Er schließt den Pflüger von der Umwelt ab und verwehrt ihm jede Aussicht. Selbst das Geräusch der Arbeit klingt dumpf und vn weitem her. In der Stille des umwölkten Himmels wur den meine Gedanken wieder lebendig. Sie gingen zurück in die Vergangen heit. Ein ganzes Jahrtausend und einige hundert Jahre redeten jetzt zu mir. Den Boden, den mein Pflug auf reißt, haben die Menschen wahrschein lich schon vor 2000 Jahren bearbeitet. Drüben im Süden, wo hinter der Hü gelkette der Turm unserer Pfarrkirche emporragt, stand schon im Jahre 814 dort als christliche Kirche. Allem An scheine nach beteten auf derselben Hö he auch die heidnischen Vorfahren zu ihren Göttern. Es ist der höchste Punkt meilenweit in der Umgegend. Solche Plätze wählten die alten %n manen, um dort ihren Göttern zuz dienen. Das Christentum nahm die alten Opferstätten für den christlichen Gottesdienst in Anspruch, damit die jungen Christen manche ihrer alten Gewohnheiten beibehalten konnten. Wo augenblicklich mein Pflug seine Fruchen zieht, war ehedem eine Rhein insel. D:r Hauptstrom zieht heute 10 Meilen östlich seine Bahn. Der Neben arm versumpfte im Laufe der Jahre. Der HI. Bruno, Erzbifchof von Köln und Bruder Kaiser Ottos des Gro ßen, schenkte im Jahre 792 dieses ver sumpfte Rheinbett den Armen der an liegenden Pfarreien. 15 Gemeinden teilen sich noch heute in dasselbe. Im letzten Jahrhundert hat man die nas sen Stell.'n entwässert und in frucht bares Ackerland umgewandelt. Längs des alten Rheinbettes zieht sich auf der gegenüberliegenden süd westlichen Seite meilenweit eine lange Hügelkette hin. Auf dieser legt der Pflug noch oft altrömisches Mauer werk bloß. Das bedeutet, daß dort die alten Römer vor 2000 Jahren ihre Villen hatten. Auch wurde hier in früheren Jahrhunderten viel Wein gezogen, von dem man heute ganz ab gekommen ist, da der Weinbau nörd lich von Bonn sich nicht mehr bezahlte. Bei der Anlage einer neuen Eisen bahn fand man tief unter der Erde einen ausgemauerten Gang. Die Ge lehrten behaupten, es sei ein Teil ei ner römischen Wasserleitung, die einst von Köln nach Aachen führte. Alle diese Menschen, die in den ver gangenen Jahrhunderten diesen Bo den bebauten, sind schon lange ins Grab gesunken. Das Gemurmel einer zweitausendjährigen Berga ngenheit steigt aus den aufgerissenen Furchen zu mir herauf. Hinter mir her drän gen neue Gestalten, die nach mir kom wen werden. Sie wollen meinen Platz einnehmen und warten nur darauf, daß meiner Hand der Pflug entgleitet und daß man auch mich dort oben auf dem Berge bei der alten Kirche zu Grabe trägt, wo man für die letzten tausend Jahre die Toten der alten Pfarrei zur letzten Ruhe brachte. Das Dunkel des Regenwetters rV~ weicht langsam dem Dunkel des an -rückenden Abends. Noch einmal lugt das Sonnengesicht im Westen fertig tet unter den Wolken hervor, ehe es ganz und gar in einem Feuermeer verschwindet. Der Regen hat aufge hört. Im Scheine des Abendrotes ste hen Dörfer und Felder sowie die zahl reichen Türme des alten Köln, inmit ten das unvergleichliche Türmepaar des Domes, im goldenen Glorien schein. Die Arbeit ist für heute getan. Wir lüsen die Tiere vom Pfluge die Pflü ger schwingen sich auf den Rücken ih res Leitpferdes und in derselben Ord nung wie am Morgen zur Arbeit, geht es jetzt heimwärts zur wohlverdienten Ruhe. Plötzlich spaltet sich über dem Walde im Osten die Wolkenwand. Unglaublich groß und klar wie das WWW III! Ohis S#tfe*fret*fr ff mm 'v Die dritte jährliche patriotische und religiöse Veranstaltung der New Aorker Erzdiözesen Union des Hl. Namenvereins wird am Sonn tag nachmittag, 8. Oktober, auf den Auge Gottes schaut der volle Mond aus der Spalte hervor. Mit bleichem Lichte überstrahlt er das feuchte Dun kel der hereinbrechenden Nacht. Mir schien, als ob der Schöpfer selbst noch einmal unser Tagewerk überschaue und segne. Es wurde mir dabei klar, daß die Arbeit auf dem Lande »in heili ger Dienst, ein wahrhaftiger Gottes dienst sei. Wollte ich nicht Priester sein, würde ich nur ein Bauer sein mögen. Als dann der Mond sich wieder hin ter dunklen Wolken versteckte und das abendliche Dunkel sich schleierhaft über die Erde legte, wurde auf einmal al les um mich herum lebendig. Vor meinem Auge stand der Tag des Jüngsten Gerichtes. Die Erde öffnete sich ringsumher. Alle stehen auf aus ihren Gräbern, die vor mir auf die sem Fleckchen Erde gewandelt sind, desgleichen alle die Genossen meiner Zeit, die ich von Angesicht zu Angesicht kannte, und auch alle die andern, die nach mir kommen werden. In gewalti ger Prozession ziehen sie jubelnd durch Gottes Blumenauen in die ewigen Gefilde, die niemand je aufreißen wird. Dort gibt es kein Sterben und Vergehen, keine Krankheit und kein Altern. Dort kennt man keinen Tod und findet sich kein Grab, sondern ewiges, unvergängliches Leben. Krachend geht das große Hostor aus und erschreckt fahre ich zusammen. „Wo hast du wieder deine Gedan ken?" ruft der Hausherr scheltend her über. Im Sinnen und Denken hatte ich vergessen, das Zeichen zu geben, daß man das Tor öffne. Dasselbe bleibt tagsüber geschlossen, damit das Vieh sich nicht nach auswärts verlaufe und daß sich bei der abgelegenen Lage des Hauses kein fremdes Volk herein schleicht. In einem Zuge reiten wir jetzt bis vor die Stalltüre. Einer nach dem 5 5.,- i -vv Fluchen und wüste Reden ooxoeo Polo Grounds abgehalten werden. Oben abgebildeter Riesenaltar, 40 Fuß hoch, wird zu diesem Zwecke errichtet werden. Der New Aorker Hl. Namenverein hat 151,162 Mit andern gleitetxbort den Tieren und läßt sie auf ihre Plätze gehen. Dort werden sie abgeschirrt und zur Nacht gefüttert. Nachher ruft die Glocke die Leute zum Abendessen. Erst muß das Vieh versorgt werden, das ist Regel auf jedem Bauernhof, dann erst darf de^Knecht an sich selber denken. Nach dem Abendessen ist gemein schaftliches Nachtgebet. In der Fa stenzeit folgt auf dieses der schmerzz hafte Rosenkranz. Dann kann jeder tun, was er will. Alle unter sechzehn Jahren müssen Punkt neun Uhr ins Bett. Die andern können bis zehn Uhr aufbleiben. Dann wird abge schlossen. Wer um diese Zeit nicht zu Hause ist, muß bei Mutter Grün schlafen, welche Ehre auch mir mehr als einmal zuteil wurde. Die Schelte hintendrein mußte ich nebenbei in Kauf nehmen. Wer Sonntags freiwil lig die hl.l Messe versäumt, wurde aus dem Dienst entlassen wer die Chri stenlehre und die Nachmittagsandacht versäumte, erhielt um vier Uhr kein Pesperbrot und abends kein Essen. wurden int* ter keinen Uni ständen erlaubt. So war strenge Zucht und eme fast klösterliche Ordnung bei dm alten Bauern in der alten Heimat, aber auch viel Freude, wahrhaft christliches Leben und echt christliche Liebe. Ich schreibe das dem Umstände zu, daß die meisten Bauerngüter in jener Gegend, bis die Preußen ins Rheinlalnd ka men, Klostergüter waren. War einer krank, wurde er wie ein Kind des Hauses gepflegt. Es wäre eine Landschande für einen Bauern gewesen, einen Kranken auswärts verpflegen zu lassen. Der Bauer und sein Gesinde waren eine große Fami lie. Was waren das fröhliche Tage bei den kirchlichen und weltlichen Festen, wie sie im Laufe des Jahres fallen! Wie waren die langen Winterabende glieder in der Armee. Von diesen sind 1570 gefallen, 4688 verwun det, 430 werden vermißt und 295 sind Kriegsgefangene. so schön beim fröhlichen Zusammen sein unter der Lampe in der warmen Stube! Und erst die Sommerabende unter den Bäumen auf dem Hofplatze bei Gesang und Spiel, wenn die jüngsten unter den drolligsten Sprüngen sich im Tanzen übten, oder den Geschichten aus alten Zeiten lauschten. Diese schönen Zeiten sind vorbei. Die Neuzeit hat nach dem Weltkrieg auch für die Landarbeiter gesetzlich den Achtstundentag eingeführt. Dieser ist der Todfeind jeden familiären Zusam menlebens zwischen den Knechten und Herrschaften. Abgesehen davon, daß er in den kleineren Bauernbetrieben un möglich ist, hat er alle Bande zwischen Herren und Knechten zerschnitten. Sie sind sich fremd geworden. Der Eine will viel Arbeit und wenig Lohn zah len. und der Andere will hohen Lohn und wenig arbeiten. Ob draußen auf dem Felde alles verdirbt, kümmert den Knecht wenig.. Fortsetzung folgt.