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Von geschätzter Seite wurde uns der nachfolgende Artikel zugeschickt, der vor kurzem in der angesehenen schweizerischen .Weltwoche' (Zürich) erschienen ist: Von einem Diplomaten, der als einer der letzten vor Kriegsausbruch Hitler im August 1939 auf seinem Adlerhorst besuchte, hörte ich, Hitler habe vor ihm zunächst in einem seiner berühmten Wutanfälle fast eine Stun de lang über die Polen geschimpft, ihre angeblichen Greueltaten gegen die Volksdeutschen aufgezählt und er» klärt, gegen solche Missetaten gebe es nur ein Mittel, den Krieg. Dann aber, als das gräßliche Wort ausge sprochen war, habe Hitler, nachdem er in sich zusammengebrochen sei, er klärt: „Es ist alles Unsinn, es ist al les Wahnsinn: der Krieg ist zu grau envoll." Daraus sagte der Diplomat: „Wenn es so ist, warum verhindern Sie den Krieg nicht? Sie sind der einzige, der es kann." Hitlers Antwort aber lautete: „Nein, Sie täuschen sich, der Krieg ist unvermeidlich. Auch ich kann ihn nicht mehr aushalten." Wir glauben, das Hitler in dem Augenblick, wo er diese Tinge sagte, recht hatte. Damals konnte tatsächlich auch er den Krieg nicht mehr verhin dern. Die Mächte, die er geweckt hat te, waren schon starker als er, damals war er in Wirklichkeit schon längst nicht mehr der „Führer",, sondern höchstens noch der erste unter den Getriebenen. Das ändert natürlich nichts an Hitlers Schuld. Es bedeutet bloß, daß Adolf Hitler sich nach unserer lieber» zeugung nicht erst im September und August 1939 den bösen Mächten ver schrieb, sondern schon viel früher, gleich nach dem ersten Weltkrieg, als er sich entschloß, ohne Rücksicht auf die Mittel, die Niederlage des deut schen Volkes ungeschehen zu machen. Damals schloß er im eigentlichen Sinne des Wortes den Pakt mit dem Bösen, der ihm Macht und irdische Größe versprach, dem er aber dafür seine und feines Volkes Seele tier schacherte. Damals wurden die Tore der Hölle geöffnet damqls wurden die Teufel zu Hitlers Verbündeten, und mit deren Hilfe gelang es ihm, sich durch List und Tücke, mit Hilfe der Propaganda von Göbbels und des Terrors von Himmler zum ersten Mann in Europa zu machen. Wie immer bei solchen Teufelspak ten, gaben nächst getreulich, was er forderte. Sie gaben ihm Macht und eitle Größe, sie gaben ihm Sieg und Herrschaft. Aber wie das auch bei diesen Teufelspak ten der Fall ist, so fehlte auch diesmal die Dauer. Vergeblich hatte Hitler von einem tausendjährigen Reich ge sprochen, bald zeigte es sich, daß der Teufel eben nicht mit Menschenzahlen- Maßstäben rechnet, sondern nach sei nem eigenen Hexeneinmaleins. So sah sich Hitler nicht, wie er gehofft hatte, erst nach tausend Jahren, son dern schon im dreizehnten Jahr seiner Herrschaft gerade von denjenigen Dämonen zu Boden geworfen und vernichtet, die er selber gerufen hatte Und heute richten sich die Därno nen, welche Hitler gerufen hatte, ge gen ganz Deutschland. Hitler konnte sie wohl entfesseln, er konnte sie über sein Volk und über die Menschheit loslassen, aber er ist trotz all seiner scheinbaren Macht eben doch immer nur der bloße Zauberlehrling geblie ben und nie der große Zaubermeister geworden, der den Dämonen auch wieder Einhalt gebieten kann. Nur wenn mart die Dinge so tier steht, kann man nach unserer Heber Zeugung vielleicht einen Ausweg aus der schrecklichsten aller Krisen finden, unter der heute Europa und die Welt leiden. Natürlich ist letzten Endes Hitler schuld, daß in Berlin und Wien die Russen wüten, natürlich ist er letzten Endes dafür verantwortlich daß heute in Ostdeutschland die Polet, in grauenvoller Weise für das ihnen angetane Unrecht Rache üben, und es klingt tatsächlich ganz, als ob man Hitler selber reden hörte, wenn der polnische Jndustrieminister Mine am Warschau'«' Sender erklärt: „Dane ben gibt es auch eine uns gegenüber haßerfüllte deutsche Bevölkerung, die zu liquidieren wir das internationale Recht besitzen, und zwar zu einem Zeitpunkt und mit Mitteln, die wir für angemessen erachten." Aber wir kommen mit der bloßen Festttellung, daß Hitler und das deut sche Volk an allein schuld sind we nigsteits soweit ein einzelner Mensch und ein einzelnes Volk an allem schuld sein können doch einfach nicht weiter. Genau wie es, wenn -ein Wahnsinniger einen Damm auf gerissen hat, nicht genügt, den Wahn sinnigen zu steinigen, um damit auch schon die Gefahr immer neuer und immer schrecklicherer lleberflutungen zu bannen, so genügt es heute nicht, Hitler und das deutsche Volk mit Steinen zu überschütten, um der Ge fahr zu begegnen, die uns alle zu verschlingen droht. Es braucht heute, um die Dämonen zu bannen, nicht nur, ja nicht einmal mehr in erster Linie, die Rache an den Schuldigen, vor allem nicht eine Ra che, die durch ihr Uebermaß die Stä cher selber wieder zu Schuldigen macht, sondern endlich die Besinnung auf die uns allen drohende Gefahr, den Zusammenschluß aller Gutge sinnten, um endlich den bösen Mäch ten gewachsen zu sein. Man täusche sich darüber nicht: es gibt eine europäische und darüber hinaus eine Weltsolidarität. Es kön nen auf die Dauer unmöglich einzel ne Teile Europas sich gedeihlich ent wickeln, während ander? verderben. Wir Europäer sind alle Passagiere auf ein und demselben Schiff heute Passagiere auf einem sinkenden Schiff. Wohl gibt es hier Räume, die sich durch Schotten wasserdicht abschlie ßen lassen, während in andere Abtei lungen schon durch gewaltige Lecks das Wasser einströmt. Ja, wenn man aus dem grauenvollen übrigen Europa in unsere friedliche Schweiz zurückkehrt, hat man schon fast den Eindruck, aus den Maschinenräumen eines Schiffes, in welches die brausende Flut des Ozeans einströmt, auf ein Oberdeck zu steigen, wo die Menschen bei hei terer Musik noch ahnungslos tanzen und schmausen. E s i s Ii n e Ii 1 i v i e e i e e i e e u s e S u z u s i e n u n i n e n e u e e i e a u s K o n z e n a i o n s a e n u u i z i e e n a s e i s i s e e E i n k e z u a l e n, und endlich aktiv art einen mo ralischen und materiellen Wiederauf bau heranzugehen, der uns allein noch retten kann. Zum Glück wächst besonders in England das Verständ nis für diese Dinge. Selbst Churchill kritisiert die allzu weit gehenden Konzessionen an den Osten, die man aus Kosten Deutschlands gemacht hat. Mit erfrischendem Mut wagt es der .Economist' die alliierte Wirtschafts Politik in Deutschland als „verrückt" zu bezeichnen. Ihr Ergebnis, meint er, sei ein wirtschaftlicher Zusam menbruch von solchem Ausmaße, daß die Militärregierung des Elends nicht mehr Herr werden könne. Ten einzig möglichen Weg zur Rettung sieht der .Economist' darin, daß England als die Macht, welche die Ruhr kontrolliert, den westeuro päischen Ländern zeigt, daß es auch in deren Interesse liegt, daß man die Räder der deutschen Industrien end lich wieder in Bewegung setzt. Die Tatsache, daß heute General de Gaulle nicht mehr von einer Allianz mit Rußland, sondern von der Zu sammenarbeit mit England das Heil Frankreichs erwartet, läßt die Hoff nung wach werden, daß es vielleicht doch möglich sein wird, zu einem franco-britifchen Einverständnis zu kommen, welches gleichzeitig auch das für beide Länder lebenswichtige deut fche Problem in befridigender, d. h. gerechter Weise löst. Hitler hat den Urgrund Europas dadurch in treibenden Sand verwandelt, daß er alle europäischen Rechtsbegriffe in Nichts auflöste. Der Satz: „Recht ist, was Teutschland nützt", war die Atombombe, die nicht nur die deut sche, sondern auch die ganze europäi sche Ordnung in die Lust sprengte. olange Polen, Tschechen, Franzosen oder auch Schweizer diesen Satz ak zeptieren, sei es auch nur mit der Ab änderung, daß das, was Polen, der Tschechoslowakei, Frankreich oder der S w e i z n z a u e s e i k o men w i nicht aus dem in e n a i s e n u n s k e i s e i e o i i k e r a u s. Wenn Litwinow gesagt hat. der Weltfriede sei unteilbar, so gilt ge nau das gleiche auch für die e ch i k e i t. Es kann keine nur polnifche, nur tschechische, nur fran zösische oder nur schweizerische Gerech tigfeit geben. Es braucht, damit die Gerechtigkeit an sich bestehen kann, eben eine Weltgerechtigkeit, und zu nächst wenigstens eine europäische Ge rechtigkeit. die keinen rechtlos läßt und jedem das sichert, was ihm zu kommt. Es klingt fast tragikomisch, wenn General de Gaulle sich darüber be klagt, daß als Folge der Beschlüsse von Potsdam der Strom der deut l'chen Vitalität sich nun gegen Westen wende und wenn er als Gegenge wicht gegen die Deutschland im Osten auferlegten Amputationen entspre chende Amputationen im Rheinland und Ruhr-Gebiet fordert. De Gaulle ist zu klug, um gleich die Entvölke rung weiter deutscher Ronen zu for dern, wie das die Polen tun. Darum sucht er eine Mittellösung: die dau ernde Kontrolle deutschbesiedelter Ge biete durch Franzosen. Aber glaubt der französische Staatschef wirklich, daß eine solche Kontrolle in einem Moment noch möglich ist, wo Frank rich schon die größte Mühe hat, auch nur die Kontrolle über seine nord afrikanischen Besitzungen aufrecht zu erhalten? OraO WAISENFREUND Wir sind im Gegensatz zu solchen Gedankengängen fest davon über zeugt, daß eine echte westeuropäische Ordnung nur unter gerechter Berück sichtigung auch der deutschen Lebens ansprüche möglich ist. Nicht damit, daß man in tzitlerischen Zyklen wei terkreist, nicht damit, daß man in hitlerisdjen Gedankengängen weiter denkt, und nicht damit, daß man mit hitlerischen Methoden weiterarbeitet, kann Europa vor dem immer drohen der werdenden Untergang gerettet werden, sondern nur damit, daß wie der jeder einzelne, ob groß oder klein, o i o e e i n e n W e zu Recht und Ordnung zu k i n e Hitler konnte den Weltkrieg ent fesseln, aber den Weltfrieden können nur die erzwingen, die innerlich stark genug sind, um nicht nur, wie es nun geschehen ist, Hitler militärisch zu s a e n s o n e n u i n u n e i n e n e i s a u n o o a i z u e w i n e n Das hungernde und Üerbende Deutlchland Ein dringlicher Appell an das Herz und das Gewissen Amerikas wurde am Tonnerstag im Nomen des American Friends Service Com mittee, der Quäker, erlassen, in elf ter Stunde den vom Hungertode be drohten Deutschen, insbesondere den deutschen Kindern zu Hilfe zu kom men. Ein Massensterben sei unabwend bar, wurde erklärt, wenn die öffent liche Meinuflg der Ver. Staaten sich nicht hinter die Bestrebungen ame rikanischer Menschenfreunde stellt, „die Hungernden in vielen vom Krie ge ruinierten Ländern zu retten, oh ne die deutschen Kinder zu vergessen und alle, die zu unseren Feinden zähl ten". Der Appell der Quäker, die be kanntlich schon nach dem ersten Welt kriege ungezählte deutsche Kinder speisten und am Leben erhielten, dar unter nicht wenige, die als Flücht linge hierher kamen und im zweiten Weltkriege unter den Fahnen Onkel cams für die Freiheit der Welt kämpften und bluteten, wurde im Rahmen eines informellen Luncheons erlassen, das David Hinshaw, Vize präsident des Institute of Public Re lations, im Hotel Murray Hill in New Jork, zu Ehren des Ehrenvor sitzenden der Quäker in Philadelphia, Ruftis M. Jones, und des Exekutiv iekretärs Clarence E. Pickett veran staltete. „Wir sind in diesen Krieg gezo gen," sagte Hr. Jones, der die Grund lagen seines Wissens u. a. in Heidel berg und Marburg gelegt hat, „um die Zivilisation zu retten, und so sicher wie die Sterne am Himmel ste hen, können wir diese Zivilisation nicht retten, wenn wir diese Kinder nicht retten können." Nach einem ergreifenden Bericht über Notzustände, von denen er Kenntnis erhalten hatte, fuhr Hr. Jones fort: „Wenn Sie Gelegenheit hätten, diesen Leidenden in's Antlitz zu schauen, dann wäre dies, des bin ich sicher, mehr, als Sie ertragen könnten. ." „Wir können dem Zwang der ge schichtlichen Entwicklung nicht entrin nen," sagte er an einer anderen stelle, Abraham Lincoln zitierend. „Geschichte rollt sich aber heute im Leben ganzer unterernährter Men schengeschlechter ab, und das Ende der Todesstraße ist nicht das Ende der Geschichte. Ta ersteht uns die Pflicht und Aufgabe, den Darbenden zu hel fett, in jedem Lande, auch im frühe ren Feindes lande. Und nicht nur Nahrung müssen wir geben, auch ei ne» Hauch edelmütiger Freundschaft müssen wir über Freund und Feind ergehen lassen denn die Hunger lei den, kann man nicht ,neu erziehen'. Sie sind in keiner geistigen noch kör perlichen Verfassung, neu erzogen zu werden. Ihr ganzes Leben war ein innerer und äußerer Wirrwarr, und auf solch anormalem Geisteszustand läßt sich keine gesunde Zivilisation aufbauen. Keiner kümmert sich heute um diese Unglücklichen. Aber wie wir die Unglücklichen anderer Volker lie bend umfangen, so müssen wir die Hand der Barmherzigkeit auch den Kindern des früheren Feindes rei chen. Das warme Gefühl der Näch stenliebe müßte unser ganzes Land erfassen und das vom Kriege geschaf fene Eis der Feindschaft zum Schmel ze» bringen, ein Gefühl der Freund schaft müßte erstehen für alle Kinder Rentraieuropas und vergessen Sie nicht," so schloß der Redner vor den versammelten amerikanischen Presse vertretern. „die Lichter gehen aus. weint wir's vergessen!" Im Anschluß an die Ansprache des Ehrenvorsitzenden der Quäker gab de rert Exekutivsekretär Clarence E. Pickett ein erschütterndes Referat über die Notzustände in Teutschland und Oesterreich, wie sie sich aus zahl reichen amtlichen und privaten Be richten ergeben, um darauf Forde rungen aufzustellen, beten Erfüllung als notwendig erachtet wird, um eine Hungerkatastrophe in Zentraleuropa zu verhindern. Es erhellte aus diesem Referat, daß keine Privathilfe im stande ist, den Anforderungen, welche die Not dort drüben stellt, gerecht zu werden, und dab allein Regierungs intervention zu retten vermag, was noch zu retten ist. Wenn es der Armee der Ver. Staaten, sagte Hr. Pickett, möglich gemacht werden kann, zwölf Millionen Tonnen Getreide nach Zen traleuropa zu bringen, mag eine ver heerende HungerBnot verhindert wer den. In den Ländern, in welchen die United Nations Relief and Rehabili tation Administration (UNRRA) tä tig ist und das ist in Deutschland und Oesterreich nicht der Fall ist keine Hungersnot zu befürchten, wenn diese von den Nazis verheerten Länder auch weiterhin bitter zu lei den haben werden. In Oesterreich ist die Notlage schlimmer, vornehmlich infolge Erwerbslosigkeit, Material mangel und auch infolge des Raubs von Nährmitteln und industriellen Einrichtungen durch die Russen, sag te Hr. Pickett weiter. Hier besteht al lerdings die Hoffnung, daß Hilfe durch UNRRA organisiert werden kann und Nahrung in's Land ge bracht wird. Katastrophal stellt sich jedoch die Lage im Reiche dar. Die Verminde rung des Reichsgebiets um ein Fünf tel feiner früheren Größe, die Ver nichtung von vier Millionen Heim stätten, die Entwurzelung und ge waltsame Abwanderung von 13,000, 000 Deutschen in Polen usw. in's Reich wurden als die Hauptursachen dieser Notlage bezeichnet. Die amt liche Ernährungsration toon 1,550 Kalorien ist aber nur die Hälfte der zum Leben notwendigen Menge, die Hungerstod bedeutet, wenn diese Ra tion im Winter nicht erhöht werden kann. Nur die Ver. Staaten haben die Macht und die Mittel zum helfen, fuhr Hr. Pickett fort, und die Regie rung wartet auf die Ermächtigung dazu durch eine eindeutige öffentliche Meinung. Adferbaufekretär Anderson sei keineswegs erpicht darauf, daß jeder Amerikaner im Jahre hundert fünfundsechzig Pfund Fleisch verzeh re,^ wie es gegenwärtig der Statistik zufolge der Fall sei, und nach seiner Ansicht erwarten auch Präsident Tru man und der Kongreß nur ein Volks mandat zum Einschreiten. Bei alledem, betonte Hr. Pickett, müsse erkannt werden, daß feine pri vate Stelle oder Hilfsorganisation in der Sage sei, eine Hungersnot in Zentraleuropa zu tierhindern, das könne nur die Armee vollbringen, und wenn nur zwölf Millionen Tonnen Getreide verfügbar gemacht und durch die Heeresfazilitäten in Deutschland und Oesterreich an die Stätten der Not gebracht werden können, ist eine historische Rettungstat gewährleistet. Es muß nur genügend sein, um die Ernährungsration im nötigen Ma ße erhöhen zu können. Im übrigen erachtete es der Quä kerdirektor auch für unerläßlich, daß privaten Hilfsagenturen wie das auch die amerikanische Hierarchie for dert das Recht eingeräumt wird, ihre Tätigkeit in Deutschland auszu üben, wo es von den „Großen Vier" verboten worden ist. Diese private Hilfstätigkeit fei insbesondere not wendig, um SpezialHilfe zu leisten, die sonst nicht gewährt werden könne, wie z.B. Kinderspeisung.'Außerdem dürste die moralische Betreuung des Volkes nicht vernachlässigt werden. Solche Hilfsgruppen bedürfen der besonderen Lizentierung durch den „President's War Relief Control Board". Die schreckliche Notlage unzähliger Kinder im Reiche wurde von Direktor Pickett an einigen drastischen Exem peln erläutert. Er brachte beispiels weise den Versammelten einen Be richt zur Kenntnis, wonach nicht we nige deutsche Eltern in den von den Russen besetzten Gebieten ihre Kind chen durch Selbstmord „künstlich" zu Waisen machen, weil nur Waisenkin der im übervölkerten Berlin Zulaß und Anteil an öffentlichen Speisun gen gewährt wird. »In aller Demut haben wir Quä ker es auf uns genommen," schloß Hr. Pickett, der auch für andere ame rikanische Wohlfahrtsgruppen sprach, „als Fürsprecher für die geschlagenen und stummen Massen Deutschlands aufzutreten. Wir glauben, daß Mil lionen Amerikaner unsere Ueberzeu gung teilen, daß ihnen Nahrung ge geben werden muß, soweit es in un seren Kräften steht. Das ist nicht nur eine humanitäre Regung. Wir spre chen aus dem zwingenden, mächtigen Gefühl der Nächstenliebe, unserer ge schlagenen Welt Heilung zu geben. Denn in unserer Welt gibt es be stimmte moralische Gesetze, welche un aufhaltsam wirken, ob wir sie aner kennen oder nicht. Wenn wir Ame rikaner eine Welt der Sicherheit und Ordnung wollen, so müssen wir die Mittel zur Anwendung bringen, Der Schluß der päpstliche« An sprache über die Frauenfrage der heutige» Zeit erscheint in unserer nächstwöchigeu Ausgabe. durch die Sicherheit und Ordnung ausgerichtet werden können. Die Spei sung hungriger Kinder ist ein sicherer Weg zum Frieden. Europa braucht die befruchtende Saat menschlicher Nächstenliebe, die in guten Taten ent halten ist, um Gewalttätigkeit, Haß und den Geist der Rache auszutilgen. „So zu handeln lehrt nicht nur eine vernünftige Staatskunst, son dern auch der Inbegriff unseres christ lichen Glaubens. Um dies möglich zu machen, muß ein mächtiges Bekennt nis zu dieser Forderung unsere Re gierung zu bestimmen versuchen, Nah rung für die Kinder Zentraleuropas zu senden, und so gleichzeitig die tie feren Quellen des Lebens wiederauf zudecken, welche geeignet sind. Hoff nung und Glauben in den Menschen wiederherzustellen." Zwischen Nrieg ». Frieden (Fortsetzung don Seite 1) die schon längst ein Weltskandal ge worden ist, vor dem einmal die Nach welt voll Verständnislosigkeit und Verachtung stehen wird. Sonst in der Welt Wenn man die drei amtlichen Be richte über die deutsche Frage mit all ihren Einzelheiten der Kurzsichtig feit, Habgier, Intrige und herrenmensch licher Ueberheblichkeit auf sich wirken läßt, dann wundert man sich nicht mehr über den heillosen Wirrwarr, der über den ganzen Erdball hin herrscht, soweit der „globale" Krieg ihn ersaßt hat. Das chinesische und pazifische Problem ist kaum über das Ansangsstadiuin der Entwicklung hin aus. und schon wetterleuchtet es in Westasien, wo in Iran ebenso wie im Osten imperialistische und totalitäre Interessen auf einander Platzen und die Aasgeier auf Beute lauern. Ab gesehen von Jugoslawien, wo Sta lins getreuer Vasall Tito dem König das Thronstühlchen vor die Türe setzte und sich fast so totalitär gebär det wie sein Herr und Gebieter im Kreml, hat der Bolschewismus ei nige Schlappen einstecken müssen. So vor allem in Oesterreich, wo die kürz lich abgehaltenen Wahlen ein gerade zu verblüffendes Mißtrauensvotum für den russischen „Befreier" darstel len. Man kann daraus die Hoffnung ableiten, daß trotz aller günstigen Vorbedingungen die russischen Bäu me in Europa nicht in den Himmel wachsen werden. Man kann sich aber auch darauf gefaßt machen, daß Ruß land, wenn sich in Europa Rückschläge einzustellen beginnen, um so intensi ver seine Pläne in Asien tierfolgen wird. Und man kann nur hoffen, daß sich dort die Politik der Demokratien als klüger und kräftiger erweisen wird als in den bisherigen Beziehungen zu dem russischen Moloch! Inland Die von dem Präsidenten einberu fene Konferenz von Betriebsleitung und Arbeiterschaft hat sich am Frei tag vertagt, ohne ihre Hauptaufgabe, Schaffung einer neuen Maschinerie für die Behandlung der Differenzen, die zu Streiks führen, zu erledigen», lieber solche Fragen wie Löhne und Kollektitiverhandlungen gingen die Ansichten weit auseinander, aber trotz dem wurde von verschiedenen Delega ten behauptet, daß „ein wesentlicher Fortschritt zum Frieden in der Indu strie" erzielt worden sei. In der letzten Sitzung der vor fünfundzwanzig Tagen begonnenen Konferenz kam es noch einmal zu hef tigen Angriffen von Arbeiterdelega ten auf die Betriebsleitung und zu ei nem scharfen Wortwechsel zwischen Führern von Conference of Industrial Organization und Federation of La bor. Kurz vor dem Ende erhob sich John L. Lewis und warf den Arbei terführern vor, daß sie nicht unter sich einig seien, während die Vertreter der Betriebsleitung die Konferenz dazu benützt hätten, „ihr Haus in Ord nung zu bringen". Die National Catholic Welfare Conference gab letzte Woche bekannt, daß man sich auf einer Zusammen kunft für eine „starke katholische Ak tion" zur Lösung der Wirtschaftspro bleme der Neger entschlossen habe. Die Resultate der zwei Tage dau ernden Besprechungen, welche zwi schen Weißen und Negern stattfan den, sind an eine große Anzahl von Persönlichkeiten im ganzen Lande ge schickt worden, welche auf diesem Ge biete tätig sind. Zu den Beschlüssen, die erörtert und gutgeheißen wurden, gehören: „Die Einrichtung eines Interracial Komitees die Ermutigung und Ent wicklung einer größeren Führerschaft unter den Negern, sowie die Organi sierung der Neger zur Selbsterzieh 8. Desember ung. Kerner die Stärkung des Äe» tholizismus unter allen Elementen der Gemeinwesen." Mit der Versicherung, daß Diskri minierung bei der Arbeitvergebung zu „Ungerechtigkeiten in großem Um fange" geführt haben, forderte die Konferenz die Einrichtung eines dau ernden „Federal Fair Employment Practice Committee" und die Schaf fung staatlicher Komitees nach dem Vorbild des in New Jork bestehenden. Außerdem wird nahegelegt, das Sozialversicherungsgesetz auf Ange stellte zu erweitern, die jetzt davon noch nickst erfaßt werden, wie z. B. Hausangestellte daß die Mindest löhne nach dem Bundes-Mindestlohn und Höchtstarbeitsstunden-Gesetz von fünfundsechzig auf fünfundsechzig Cents erhöht werden und „die Dis kriminierungen der Unions gegen Neger" ausgemerzt werden. Neger müssen auch bessere Wohn gelegenheiten erhalten, heißt es in dem Bericht, der sagt: „Man muß unter den Weißen die Spannung und Furcht tiermindern, welche die Neger hindern, sich in neue Viertel auszu breiten." Drei Senatoren, die der Befürch tung Ausdruck gaben, daß die Orga nisation der Vereinten Nationen (UNO) nicht stark genug sein könne, um einen Atomkrieg zu tierhüten, setzten sich in den Senatsverhandlun gen dafür ein, daß die Ver. Staaten einen Schritt weitergehen und sich einer Weltregierung anschließen. Die ser Vorschlag kam von den jugend lichen Senatoren Ball, Republikaner von Minnesota, Fulbright, Demokrat von Arkansas, und Taylor, Demokrat von Idaho. Senator Ball, dessen po litische Weisheit wir nicht hoch ein schätzen, hat sich schon früher für phan tastische Weltstaatsideen eingesetzt. Die drei Senatoren stießen auf den sofortigen Widerspruch der Senato ren Connally, Demokrat von Texas, und Vandenberg, Republikaner von Michigan. „Ich will nie etwas von einer Weltregierung wissen," sagte der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses. Und Vandenberg meinte, die UNO müsse ausprobiert werden, ehe wir einen weiteren Schritt tun.' „Die voreiligen Perfektioniften kön nen unwissentlich gefährlich fein." So wohl Connally wie Vandenberg mein ten, daß der trübe Stand der inter nationalen Beziehungen ein starkes Argument für eine rasche Annahme der dem Senat vorliegenden Maß nahme fei. Connally beschrieb UNO als „den einzigen Lichtblick in einem bewölk ten Himmel". Vandenberg erklärte: Meiner Ansicht nach will das ame rikanische Volk jetzt diese Aktion. Die Verschlechterung der internationalen Beziehungen seit San Francisco ist kein Grund, dies zu torpedieren. Im Gegenteil, es ist ein vielfacher Gkund dafür, den Heilungsprozeß so rasch wie möglich in die Wirklichkeit umzu setzen." In einer Rundfunkrede erklärte John Stelle, der nationale Komman dant der „American Legion", die Le gion beabsichtige dem Bundeskongreß eine Gesetzvorlage einzureichen, in der militärische Ausbildung, die nur vier Monate aktiven Dienst vorsehe, befür wortet würde. Gemäß dieser Vorlage würde jeder körperlich fähige junge Mann, sobald er das achtzehnte Lebensjahr erreicht hat, einen intensiven viermonatlichen Kurs unter Heeres- oder Flottenof fizieren durchmachen. Während der nächsten acht Monate könne er im aktiven Dienst bleiben oder einen der drei folgenden Wege einschlagen. Er könne entweder wieder zu feiner Lehr anstalt zurückkehren und sich einer „National Guard"- oder Flotten Reserve-Abteilung anschließen er könne in das IKusbildungskorps für Reserve-Offiziere (R. O. T. C.) ein treten oder sich einem Zivil-Ausbil dungskorps irgendeines Kollegs oder einer Universität anschließen, oder in eine Fabrik, die für die Landesvertei digung oder ähnliche Zwecke arbeitet, eintreten. Der Budgetausschuß des Senats hieß die Vorlage für Bewilligung weiterer $550,000,000 für Zwecke der „United Relief and Rehabilita tion" (UNRRA) gut. Es handelt sich hierbei um die letzte Rotteines Fonds von $1,350,000,000 zugunsten der. Europa-Nothilse, zu dessen Bereit stelluttg der Kongreß sich schon früher verpflichtet hat. Der Ausschuß stimmte alle Amen dements nieder, die auf Beschränkten gett der Zuwendungen im einzelnen abzielten. Damit ist u. a. eine vom Abgeordnetenhause dem Entwurf zu gefügte Klausel gefallen, derzusvlge feine Auszahlungen in Ländern erfol gen dürften, in denen es anterikani schen ZeitungSleuten verwehrt wird, über die Art der Verausgabung von UNRRA-Mitteln zu berichten. \n\n Wae loll aus Europa werden? die Dämonen Hitler zu-