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3. April fe tf: *x&0 gaÜSSßk rT^ S55StiB Gstern Das Grab ist leer-! lähmender Schrecken tmb freudige Ueberraschnng drängt diesen Ruf auf die Lippen der Frauen, die gekommen waren, den Leichnam Christi zu salben. Glaube und Zweifel stehen zum er sten Male am Grabe des Herrn. Je ner Ruf ist durch die Völker des Erd balls und durch die Jahrtausende der Geschichte gegangen, aber mit dem Glauben schritt der Zweifel durch die Jahrhunderte. Und während die Osterglocken frohlocken und dip Christenheit den Glauben an das Wunder der Auf erstehung erneut, stehen Millionen Menschen dem historisch beglaubig ten Ereignis kalt gegenüber, im In neren von Zweifel zerrissen oder dem-Gottesgedanken entfremdet. Wa rum? Man will und kann an ein Wunder nicht glauben. Aus der Ge- ... ie(snwfltett, die unser WeltenMem durchdringt und regiert, will der menschliche Verstand herleiten, daß eine Aufhebung der Naturgesetze, wie sie der Begriff des Wunders bedingt, unmöglich sei. Ist aber das Wunder der Auferstehung Christi unwahr, so ist das Christentum eine Lüge der Geschichte, und damit ist der Got tes-gedanke selbst erschüttert. Die Theorie, daß die der Natur imma nenten Gesetze nicht durchbrochen wer den können, hat etwas Bestechendes an sich, aber es ermangelt ihr, wo mit sie fteTjt und fällt, die Beweis kraft. Ten Inhalt unseres Denkens absthahieren wir von der uns urnge benden Welt, die Fähigkeit unseres Denkens selbst aber und die ihm zu gründe liegenden Normen sind schon für uns ein ungelöstes Rätsel. Aus Staub zusammengesetzt, verfügen wir über eine geistige Kraft, die den ein zelnen materiellen Bestandteilen, aus denen sich unser Körper zusarnmcn setzt, nicht innewohnt und nicht inne wohnen kann: sie 'muß daher eines Ursprungs sein, der außerhalb der Materie liegt. Das ist der erste Got tesgedanke, der sich in uns regt. Haf tet der Materie aber die geistige Kraft nicht an, so muß die Gesetz Mäßigkeit in der Natur, der eine Zweckbestimmung zugrunde liegt, von einer höheren geistigen Kraft dik tiert sein, denn eine Zweckbestim mung hat zur Voraussetzung, daß sie gewollt, also gedacht war. So führte der Verstand des Menschen selbst zu Gott, und diejenigen, welche Gott leugnen, kommen an dem Wun der nicht vorbei, denn die Erzeugung der Materie aus sich selbst ist für unseren Geist viel unfaßbarer, weil wir uns keine Wirkung ohne Ur fache denken können. Was war aber in diesem Falle Ursache? In der Materie konnte sie nicht liegen, da diese nicht vorhanden war. Also lag sie außerhalb und zwar in einer gei fügen Kraft und das ist, was wir Gott nennen. v-. ./ .. Wohnung: Ite wird valo zu einer So liegt in der Geschichte von der Auferstehung Christi kein Wider spruch mit unserem Verstand, und da sie geschichtlich beglaubigt ist, hat das Osterfest für die Menschheit die Kraft des Gottesbeweises. Aber das nicht allein! Ist Christus auserftan den, hat Seine Verheißung sich an Ihm selbst bewahrheitet, so liegt dar in die Gewähr für die Erfüllung Seiner Verheißung, daß auch wir nach den: Tode fortleben werden, daß die uns innewohnende geistige Kraft zu ihrem Ursprung zurückkehrt. In diesem Zusammenhange erhellt, welche gewaltige Bedeutung den Le Bensregeln innewohnt, die Christus zur Erziehung der Individuen und der Völker die Menschheit gelehrt, Sie regeln die Wechselbeziehung des irdischen und göttlichen Teiles in uns, um den letzteren umso sicherer und vollkommener seiner Bestimmung zuzuführen. Das Grab ist leer der Zweifel der Frauen verstummt, ihr Glaube siegt. Das Grab ist leer, Christus ist erstanden mit nie versagender Kraft hallte der Ruf des Christen turns heute erneut über den Erdball. Unsere Herzen erschließen sich ihm empfänglich. Es ist uns, als ob nach dem Druß des Winters, der auf uns gelastet, ein neuer Frühling auch für unsere Seele anbräche, als ob die Erneuerung der Gewißheit, daß ein Gott für uns im Himmel ist, der uns schirmt und schützt, die schwere Lebensbürde von uns nähme, als ob am Ostertag, wo draußen die ersten Blumen ihr Köpfchen recken, auch Blumen erwachsen auf dem Boden des Glaubens und der Hoffnung Mit ihrem Duft atmet unsere Seele reine Lebensfreude ein, an der wir so arm sind, Lebensfreude, die uns das Recht auf Mt« ÄM die Sorge uns so gern verkümmert. Und aus dieser inneren Harmonie klingt jubelnd unser Oster-Allelujah! (Ein wichtiges Lebensgesetz für das Kind ist die Gewöhnung. Tiefe mich iit frühester Jugend plan mäßig einsetzen. Sie braucht nicht zum Zwange zu werden, wenn die Eigenart des Kindes ein wenig be rücksichtigt und sein Können richtig abgeschätzt wird. Ungemerkt kann man dem Kinde gute Gewohnheiten anerziehen. Zunächst wird es sich an Reinlichkeit, Pünktlichkeit, Höflichkeit, an eine ruhige Haltung bei Tisch und im Gespräch gewöhnen müssen. Dadurch lernt es freiwillig sich selbst in Zucht nehmen. Es lernt die Gren zeit der Freiheit, die gewährt werden kann, kennen. Und das ist gerade das Gute an einer solchen planvollen Ge- s rs UN- entbehrlichen Notwendigkeit für das Kind, es schwindet das Gefühl, einen inneren Widerstand überwinden zu müssen, wenn Geist, Sinne und Glie der der eigenen Zucht gehorchen. Frei heit und Zwang bilden keine Ge gensätze mehr. Zu sittlicher Selbstzucht, die die Grundlage jeder Freiheit ist, führt dann weiter das Vorbild. So wie der tägliche Umgang des Kindes ist, so ist es selbst, Tie natürlichen An toritäten des Kindes, die Eltern, be stimmen schon durch ihr eigenes Le ben in der Hauptsache das Verhalten des Kindes. Wer erziehen will, muß folgerich tig und mit Ueberlegung handeln. Weil das nicht ganz leicht ist und erst gelernt und geübt werden muß, deshalb ist auch das Verhalten der Kinder oft nicht so wie es sonst leicht sein könnte: frei, natürlich und doch nicht ohne selbstgewollte angewöhnte Zucht. In den ersten sechs Lebens jähren muß Gewöhnung, Umgang und Leitung das Kind dahin brin gen, daß es seine eigenen Untugen den selbst bekämpfen will. Wie weit ihm das ohne unterstützende Hilfe gelingt, ist je nach der Persönlich feit verschieden. Wenn es nicht an ders geht, wird auch Strafe daran erinnern müssen, daß Unarten nicht gutwillig von andern hingenommen werden, daß Anpassung und Selbst zwang notwendig sind. Wer das Kind zu etwas zwingen und anhal ten will, sei kurz und bestimmt und so folgerichtig und gerecht in seinem Wollen, daß das Kind weder wagt noch wünscht zu widersprechen. Wer zu viel befiehlt oder verbietet, schwört die Gefahr herauf, ungehorsame Km der zu bekommen. Das Kind hat ein sehr empfindliches Gefühl für Recht und Unrecht und es weiß auch bald ganz genau, wer folgerichtig handelt und fein Wirt vertritt und wer nicht. Die bösen Reden anderer über uns» Ein Sprichwort sagt: Die bene Frau ist jene, über die man nicht spricht, und ein anderes stellt die Frage und Antwort: Wo ist der Mann, Ter es einem jeden recht machen kann? Der ist ja nicht auf Erden, Kann nicht geboren werden. Ich fürchte, das letztere trifft auch in bezug auf die Frauen zu. Zuwei len heißt es, wenn ein Mensch stirbt: Er hatte keine Feinde! Das scheint ein sehr großes, erhabenes Lob und doch behauptet wieder ein gutes, tapferes Wort: Viel Feind viel Ehr! Sicherlich ist es nicht leicht, fein Schiff lein zwischen den Meinungen der Leute gerade hindurchzusteuern ohne aufzufahren und umzustoßen. Ungerupft lassen sie so leicht keinen besonders nicht den, der auf irgend eine Weife eine Erhöhung erklom men hat. Wollen dich die Dohlen nicht um schreien, Mußt du nicht Knopf auf dem Kirch turm fein. Und wieder: Die schlechtesten Früchte find es nicht. An denen Wespen nagen. Sicherlich ist es klug und toohlge tan, die üble Nachrede und den alle Mt Bereiten Spott seiner lieben Mit- menschen nicht geradezu herauszufor dern durch auffallendes Benehmen und ungewöhnliche Tracht, durch un überlegtes Heraustreten aus orts üblicher Sitte, durch Streitsucht oder Hochmut. Höflichkeit, Güte, Tienst Willigkeit und einen gewissen Grad von Bescheidenheit können unsere Mitmenschen von uns billiger Weise verlangen. Damit hören aber ihre Ansprüche an uns aus vorausge setzt, daß wir außerdem anständige Staatsbürger sind und was fie dann noch auszusetzen haben, über schreitet das Recht ihrer Befugnisse und geht uns nichts an. Was fie auch sagen mögen, es ist für unser inneres Leben ohne Be lang. Es gibt gewisse Fälle, in de nen wir unseren guten Ruf und un fere Ehre, wenn es sein muß, sogar gerichtlich verteidigen sollen, aber das nur im äußersten Falle. Stoische Ruhe, Nichtbeachtung, Gleichgültig feit ist müßigem Geschwätz gegenüber die beste Waffe. Tue Recht, scheue niemand da mit ist alles getan. Pflichtgetreues Leben erringt schließlich Achtung bei denen, auf die es ankommt: es ist die beste Verteidigung. Das giftige Reptil, die Verleumdung, welche im Dunkeln schleicht, wird man in den wenigsten Fällen fassen und feftna gellt können. Man gehe also mutig voran. Sie muß dann an dem eige nen Gifte sterben. Wir wissen, daß wir Fehler haben. Mögen die ande ren sich daran boshaft ergötzen. Wir wissen ja auch, daß nur der Nicht verstehende, der Unerzogene und Un erfahrene keinen Fehler verzeiht und den eigenen nicht sieht. Wir müßten die Allwissenheit Got teS haben, um andere richtig aus all ihren Verhältnisse» heraus zu beur teilen. Das freventliche Urteil kann uns nicht tangieren, weil es immer von der rohen Unwissenheit geboren wird unsere einzige Rache sei, daß wir es selbst nach Kräften meiden. Wie's Groß mutter! ginA... Sie lag, um den noch immer gra natroten Mund ein leises Lächeln, in dem breite», ahnenaltenBett. Ich saß zu ihrem Haupte horchte, wie gezogen und gedrosselt ihr Atem ging. „Hörst, wia da Holzwurm tackt? Hörsi'n Ich nickte hörte ihn aber nicht. Nur die Stille, wie sie an sonnigen Sommernachmittagen in den alten Bauernstuben zuhause ist, wenn Herr und Kitecht und Kind im Felde sind, um die Garben zu binden, hörte ich heraus zwischen den Schlä gen der Uhr und dein Gesumme der Fliegen. Bei Großmutter sah ich gerne. Meine frühe Kindheit war ihren Händen anvertraut, und nicht feiten hatte ich hinter den großmütterlichen Rockfalten Zuflucht genommen, wenn ich den Stock witterte. Und nun saß ich wieder au ihrem Bett, indes sie zum Sterben rüstete „Warum sinnierst denn, Hons?" Sie hatte mich ertappt? Denn mei ne Gedanken waren mir durchgegan gen in das schöne Paradies der Kind heit, die längst von den Trümmern der Zeit verschüttet war und da bei mußte ich immer dieser weiß haarigen Frau ins Antlitz sehen! Vie le kleine Falten und Fältchen waren hineingemischt, aber auf den jugend roten Wangen lag noch immer der Hauch frischer, nie versiegender Jung kraft. Etwas von der großen, ma donnenhaften Güte, etwas von der Anmut tiefster Mütterlichkeit spiegel te sich in ihrem Gesicht, ein verklä render Schein, ein marienhaftes Lä cheltt „Geh, Hons, ruck ma die gottzen Blnmaln aufs Fenster her! Gib ih na an Trunk, sie Ioff'n 's Kopferl schon ganz trauri und rnüab hönga!" Ich trug ihr alle Blumen hin, reihte sie am Fenster aneinander. Nun sie die Augen aufschlug, lächel te sie alle an, als feien es ihre lieb sten Kinder. „Bin i da lvngweili, Hons? Schau, Bua, i hob di so gern! Aus de Wind'ln hob i di g'hob'n und in die erste Hos'n g'steckt 's Vaterunser hob i da g'lernt und jatzt, wann's mit mir dahingeht, möcht i di do ho6'it bei mir, damit's ma du d'Au gen zuadrucken formst! Moch koa so dumm's ©'sieht, steht da gor net gnat, bist schon als Bua a rechta ausg'weckta Bankert g'wen, der neta g'slocht Hot, wann a a paar übers Hintaleda kriagt hot geh, loch bißl oder Ies ma was aus der Bibl Dort Iiagt eh 's heili Buach, les ma Ivos t, OHIO WAISENFKKUND jfatmltcnkvete iMMMM1 2r v Klang unb Sktn Wundervolle Töne, Traumhaft hold und sacht, In verzückter Schöne Wehen durch die Nacht. Ist's verhaltenes Sehne« Einem itttr bewnßt? Will sich jauchzend dehnen Stillbeglückte Brust? Wie aus wunder Seele Zittert jetzt der Klang, Wie der Philomele Schmerzdurchbohrter Sang. Da ein jähes Schweigen? Drüben, weltenfern, Alto dem Himmclsreigen. Funkelnd fällt ein Stern. Herz, dich faßt ein Ahnen: Stern nnd Klang auch du! Und mit ernstem Mahnen Winkt das Ziel dir zu. Sie stockte wieder. Indes sie dies alles sprach, hielt sie die Augen ge schlossen. Nur manchmal hob sie die schweren Lider. Dann traf mich ihr Blick, der lauter und echt und auf richtig war. „Geh, moch's Fenster a bißl auf so so 's Lüfter!! tuat ma frei wohl hört met net d' Sicheln bis eina? Is net die G'scheckate stierisch, Weil's a so schreit?" Ihr Ohr betrog sie nicht. Sie hörte säst besser als ich: draußen rauschten die Sicheln int Korn Ich nahm ihre Hand, hielt sie rest, diese gesegnete Hand, die und) durch die buntfarbigen Tage der er stett Kindheit geführt, durch ein stil les, traumhaftes Märchenreich! Und ich fühlte plötzlich: diese Hand mit den seinen, blauen, hervorquellenden Adern, die unter der sonngebräun ten -Haut dabiiisickerten, diese schma len Spindelhände. dünn und abge braucht, zerschunden und ver )chrümpft für Kinder und Enkel, sie waren adeliger, vornehmer, klassi scher als die gepflegten Kosehände mancher Frau, die vom Nichtstun zu Samt wurden und die nur zu spielen und zu tändeln vermögen. „Host scho gonz's Lachen ver lernt, du Bua? Mochst a sauer's G'sicht, ols wenn da d'Hehna 's Brot g'fressen hätt'n! Hons, los iazt auf: Wann ti'Muatta amoi so weit is, wia i iatzt bin, dann kuniint d'Reih' an di! Tonn mnaßt du um deine Brüaderl nmschau'n! Schau, Bua, d'Muatta geht e a schon a bißl buckl dahin, Hot für eitk g'rackert ihr Lebtog long, Hot se vom Mund an jed'n Kreuza owag'spoat, damit's es Kinda in d' Studi geh'it finita hobt'*! Tu mnaßt so im sein, via stehst mi schon, Hons! Auf di hob i oiwai ollas g'hoit'n, bist, wiast no a blatten Kitt! ang'hobt Host, mit da Zeitung und mit da groß'n Vorder lodct umanondag'rennt! Sakra, Hob i ma oiwai denkt, ans dem Buam wird amoi wos, weil er sein Nnseri stundenlong in d' Zeitung ei nisteckt! Und den oidi Zordaloda Host a oi wai bei dir g'hobt, a int Bett, wannst g'schlos'n Host! Na, hob i ma oiwai denkt, der Btta wird amoi was B'snn ders bei de Kaiserlichen, oder er wird a rechta Wildschütz, wia da selige Vota! Jo, Hons, grob a 10 und net on das hob i groat, weils Bluat oiwai Wieda ausschlagt in de Kinda! Vagiß a fein auf's Beten net, Bua! Ja, der Herrgott! Kit nun st du 11 et zu Ecthnt, fuiiunt Er zu dir! Woaßt schon, wia i des moana tua! Woittt d' schon iatzt mit'n Beten net a Freud Host, dornt tua wenigstens itia oan a Unrecht! Net amoi omni Fliag'n! Taß i net vagiß da oi de Spinnrocken, der in da Hochstub'n omat steht, und aus dem i für enk Fod'n zu de rttfchanait Kindahemadln g'fpunna hob, der g'hört dir! lln de Goldhaub'n, de ntei selige Muatta schon g'hobt Hot, friagst a du! Te fontist amoi dein Frauerl ois blitz ads Weiiat geb'n, waititst Hcirat'st! Und wannst hcirat'st, sei g'scheit: nimm da a recht a sesch's Tirndl, a lichtaugats, a lichthoarats, oba net a Putzgredl alloait! Bei uns wors oiwai a so Brauch! Vagiß a net: d' SÄderthola, «de in da Truch'n drob'n Iieg'it und in an schwoarz'n Seid'ntüachl eing'naht fan, g'hörit den Gmoattoarntait!" Sie schwieg, wandte wieder den Kopf zum Fenster. Sie atmete sehr tief, sehr ruhig. Nur in ihrer Brust rasselte es. Tann öffnete sie schwach die Lip pen. Ihre Stimme ging klanglos und verflackernd. „Gib ma aus'it Kost'it 's schwoarze Seidenkloadl au ßa leg's do auf'it Ses sel gib ma's mit, wonn i geh' „Hons Bua vagiß d'Muat ta net d'Muatta d'ausg' schundone Muatta Sie drückte die Augen fester zu, faltete fratttphaft die schmalen Hände. „Liacht wird's uniadnm, gonz liacht da Herrgott mocht ma auf! Ich geb' recht weit weit Ich drückte ihr den Gekreuzigten in die kalten Hände. Sie lag da wie eine ruhig sanft Schlafende sie lächelte ganz leise, sie lächelte noch immer. Im Fenster stand die blutigrote Scheibe der Abendsonne. Und die Pserde stapften mit donnernden Hu fen in die Scheune ein. Man hörte Peitschengeknall, den Sang einer Magd. Ich kniete aber allein bei der To ten. Und ich beugte mich über ihr Gesicht: denn ich wollte dieses ver klärte und beseligende Lächeln, das in ihrem Antlitz spielte mitneh men, hinaus in das Leben ich wollte es mitnehmen, wie man etwa einen Talisman mitnimmt. Das Heiligtum des Hauses In diesen Tagen, da der wilde Sturm öffentlicher Erregung und Unzufriedenheit über die Welt gebt, muß das Hans mehr denn je der stille Hort der Menschen seilt. Inner halb der stillen Wände unseres Heims wird es wieder ruhig in uns, dort sind die einzigen Menschen, denen wir trauen dürfen und die es gut mit uns meinen. Unser Haus, unsere Wohnung, in der wir Tag für Tag leben, hat hohe Bedeutung nicht nur für unser zeitliches, sondern auch für linfer ewiges Wohl und Wehe, linie re Wohnung und ihre Einrichtung übt eine starke Herrschaft über unter Inneres aus, am meisten das stille Heiligtum des Hauses, der Hausal tar, der Herrgottswinkel, wo die Fa milie in den wichtigsten Attgeiiblik feit des Tages und iit den bedeu tungsvollsten Stunden des Lebens zusammenkommt. In alten Hänsern ist der Herrgottswinkel eine wahr haft historische Stätte: zu dem rauch geschwärzten Kruzifix haben schon der Großvater und die Großmutter aufgeschaut und ihre verschafften Hände aufgehoben. Jetzt, da die Kin der und En fei vor demselben Bilde am gleichen Platze versammelt sind, ist es, als schwebten die Geister der seligen Ahnen um ihre Nachkommen und beteten mit ihnen für das Haus, in dem sie selber gelebt und gebetet haben. Tas Kreuz in der Zimmerecke soll der Mittelpunkt des häuslichen Le bens sein. Torthin sollen Braut und Bräutigam ihre ersten Schritte len ken, wenn sie in ihr Heim einziehen, dorthin soll man das neugeborene Kind tragen und es dem Schutze des göttlichen Kindersreundes empfehlen, dort sollen Vater und Mutter die Kinder beten lehren, sollen ihnen sa gen, daß der Heiland dort alles sieht und hört, was man im Hause tut und denkt und redet. Unter dem -Streuze sollen Vater und Mutter ih ren Sohn, ihre Tochter segnen, ehe sie in die Welt hinausziehen. Und wenn Sorgen und Tratter. Not und Kummer allzuhart auf die Eltern schultern drücken, ist der Gekreuzigte im Herrgottswinkel ihr bester Freund und Helfer. Wenn es fo in einem Haufe gehal ten wird, dann ist dieser kleine Platz im Zimmer wahrhaft ein Heiligtum, an das sich die schönsten und heilig steit Erinnerungen des Lebens kitiip seit. Dann wird das christliche Haus in Wirklichkeit zu dem, was man Heimat nennt znr Heimat nicht bloß des Leibes, sondern noch mehr der Seele. Wer in einem solchen Hause aufgewachsen und erzogen worden ist, mag später fern von der Heimat unter fremden schlechten Menschen weilen, in stillen Stunden wandern seine Gedanken heimwärts zum El ternhaus, zum Kruzifix in der trau lichen Stubenecke, vor dem er im Kreise der Lieben seine feiige Kind heit und Jugend verlebt hat. Und wäre er seitdem tief gefallen in Un glauben und Laster: wenn er der Heimat gedenkt und ihres Heilig turns, dornt packt es ihn und sührt ihn im Geiste zurück zum Eltern Haus. Jedes derartige Haus, das sein Heiligtum besitzt, sei es auch das kleinste Bauern- oder Arbeiterhaus, wird so zu einer Lebensquelle, an der die kranke Menntiheit wieder ge nesen wird. Werke der Nächstenliebe Bei der Frage, wie viel man auf zuwenden vermag für Werfe der Nächstenliebe, hüte man sich, durch ungeordnete Anhänglichkeit an Geld und Gut sich täuschen zu lassen. ES ist sonderbar, wie diese Anhänglich feit oft wächst mit der Größe des Reichtums. Die Reichen geben oft verhältnismäßig am wenigsten sie geben oft längst nicht einmal das, was sie überflüssig haben. Arme da gegen geben häufig selbst das Not wendige sort, wie die arme Witwe im Evangelium. Ter Grund ist wohl, weil die Reichen aus eigener Erfa ruitg zu wenig wissen, wie bitter der Hunger ist teilweise auch wohl, weil mit dem Reichtum die Liebe zum Besitze wächst. Barmherzigkeit Selig sind die Barmherzige», sie werden Barmherzigkeit erlangen. Eine schöne Legende erzählt: Als unser Herr und Heiland auf dem Oelberge Seine bittere Todesangst erlitt, da drang ein Tropsen von dem Blute, das Ihm über die Stirne rann, in die Erde hinein und ver mischte sich mit ihr. Aus' diesem hei ligen Boden zog ein junger Qel baunt seilte Nahrung, und als dieser Baum groß geworden war, da fällte man ihn und zimmerte allerlei Ge genstände aus seinem Holze. Auch ein kleines Kreuz ward daraus ge fertigt, und später nahmen es Kreuz fahrer mit sich ins Abendland. Es kam iit viele Menschenhände und dann auf mancherlei Umwegen in eiit Kloster des heiligen Franz von Assisi, dessen Mönche sich durch ihren heiligmäßigen Lebenswandel aus zeichneten. Und dort geschah eines Tages Wunderbares an diesem Bild nis des Gekreuzigten. Als einer der Mönche, ein heiliger Greis, davor kniete und betete, siehe, da weinte das Heilandsbild am Kreuze blutige Tränen, und eine Stimme ging von ihm aus, die sprach: „Sage den Menschen, sie sollen Meine Tränen trocknen, die aus den Augen Meiner notleidenden Brüder und Schwe stern fließen, denn ihre Tränen sind Meine Tränen, und wenn sie nie maitd mehr trocknen wird, dann wird die Welt untergehen!" Niemand weiß, wo jetzt das wunderbare.Kru zifix sich befindet, wohin es die Stiir mc der Zeit gebracht haben. Aber die alte Prophezeiung der Legende besteht fort: „Wenn einmal niemand mehr die Tränen Christi trocknen wird, die aus den Augen Seiner Brüder und Schwestern fließen, dann wird die Welt untergehen." Gibt es wirklich Menschen, die für das Weinen und Klagen der Un glücklichen kein Herz haben? Ist es möglich, den hitngergepeiitigten Mit bruder, der so flehentlich um Hilfe ruft, zu übersehen? Kann der Ver wundete, der Verstümmelte umsonst um lindernden Balsam für seine brennenden Wunden flehen? Findet die verlassene Waise keine barmher zige Hand, welche ihre Blöße deckt? Tarf Kummer und Sorge das Herz der bedrängten Witwe brechen, ohne daß eine Seele versucht hat zu hei feit? Und bleibt geistiges Elend, wel ches meistens noch unerträglicher ist, als körperliches, wirklich unberücksich tigt? Ja, leider, wir erleben es oft. Heute, wo alle diese Leiden sich un iereii Sinnen aufdrängen, selbst da gibt es Menschen, Christen, denen der Eisblock ihres Herzens nicht schmilzt, die kalt und teilnahmslos bleiben. Wehe, wenn diese Herzen am Feuer Jier zürnenden Gerechtigkeit auftau en müssen! Was ist Barmherzigkeit? Sie ist eiit Strom, welcher wie der Nil seine Ufer überflutet und nach allen Sei ten Segen spendet. Sie ist die lie benswürdigste Tugend. Sie steht hö her als die Liebe, welche sich mit dem geliebten Wesen zu vereinigen wünscht, weit höher als die Freund schast, sie ist die Quintessenz der Lie be Gottes. \n\n Franc Joseph Zlatnik