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IN a- I- M--MWW! V IfC, ^v" *i, 4-V* I **P- «U? «.* Y '%'V* ",ti)7hiti-V ?-t W' •'.'*. ,r^!/ Jahrgang 75 $ i* .-,5h Gefährliche Spannung Die unheilkündeten Wetterwolken, die seit Wochen über der Welt lagern, haben sich in den letzten Tagön ein klein wenig gelichtet. In Italien scheinen sich die Aussich ten der mit den Kommunisten ringen den Parteien zu bessern. Die Volks stimrnung, soweit sie sich nach den Pressemeldungen über Wahldemon strationen beurteilen läßt, scheint sich in überraschender Weise gegen die Handlanger Moskaus zu kehren, und in den Reihen der Gegenparteien gibt sich zuversichtliche Erwartung kund, daß die Wahlen am 18. April nicht zu der lange befürchteten Katastrophe führen werden. Wenn diese Hoffnung sich erfüllt, so ist das dem amerikani schen Hilfsprogramm zu danken, wohl noch mehr den beschwörenden Worten des Papstes. Dazu kam in den letzten Tagen die entschiedene Haltung der Westmächte gegenüber den neuesten Herausforderungen Rußlands. Tiefe hatten Mitte der verflossenen Woche zu der schwersten Krise seit Be ginn des „kalten Krieges" zwischen Osten und Westen geführt, und es schien mehrere Tage lang, als stünden folgenschwere Entscheidungen bevor. Da ereignete sich einer jener merk würdigen „Zwischenfälle", die in den beiden Weltkriegen mehr als einmal eine wichtige Rolle spielten. Ein rus sischer Flieger veranlaßte, ob ans Ab ficht oder Ungeschick, den Absturz eines britischen Transport-Flugzeuges über der englischen Zone von Berlin, wobei fünfzehn Personen, darunter zwei Amerikaner, den Tod fanden. Ge fchehnisse dieser Art sind schon mehr als einmal zur Kriegsursache gewor den. In diesem Falle aber scheint den Russen im entscheidenden Augenblick die Erkenntnis gekommen zu sein, daß sie.mit dem Feuer spielten und das Schicksal geradezu herausforderten. Ter Sowjet-Marschall Wafsily Soko lowski, der bisher auf einen offenen Konflikt erpicht zu sein schien, sprach dem britischen Kommandanten sein Bedauern aus und gab die Versiche rung, es habe sich um einen unglück lichen Zufall gehandelt, und die Rus sen würden sich künftig bemühen, ähn liche Vorkommnisse zu vermeiden. Bei einem Zusammentreffen zwischen Feldmarschall Montgomery und eo= kolowski am Dienstagabend kam es zu einer Aussprache über die Beilegung der von den Russen provozierten Schwierigkeiten, und es mag sein, daß jetzt die Beziehungen zwischen den vier Besatzungsmächten in ruhigeres Fahr Wasser gelenkt werden. Es mag sogar sein, daß den Russen angesichts der immer gefährlicher werdenden Span nung die Gelegenheit willkommen war, den Rückzug antreten zu können. D« Sriegtraeg b»n Berit» Es soll damit aber durchaus nicht gesagt werden, daß die Westmächte einen großen Sieg über Rußland ge Wonnen haben und daß die russische Gefahr gebannt sei. Einstweilen sind ja die russischen Pläne und Berech nungen undurchsichtig wie je, und es ist nicht ausgeschlossen, daß die russi schen Demonstrationen bis zu der wohl gegen ihren Willen sich einschaltenden Flugzeugkatastrophe zunächst den Zweck hatten, die soeben vollzogene Unterwerfung Finnlands unter den Willen des Kremls, durch einen „Ver teidigungs"-Pakt, unter einer täu schenden Decke zu verhüllen. Darüber hinaus aber sind die Vorgänge in Berlin ein Teil der russischen Erobe rungspläne. Wenn irgendwo akute Gefahr Be steht, daß der „kalte" Angriffskrieg Rußlands gegen die Westmächte in einen „heißen" übergeht, so in der „Vier-Mächte-Stadt" Berlin. Nach dem die Russen schon alle sonstigen, irgendwie wesentlichen Vereinbarun gen mit den westlichen Siegermächten über die Besetzung und gemeinsame Verwaltung des besiegten Landes bis zum Abschluß eines Friedensvertrags gebrochen haben, sind sie letzte Woche, ihre Arroganz auf die Spitze treibend, dazu übergegangen, auch die inter alliierten Abmachungen über Berlin einseitig zugunsten des Bolschewismus aufzuheben. Die damit entbrannte, Wenn auch bisher auf Drohnoten und Gegendrohungen beschränkte „Schlacht um Berlin" war geeignet, sich zu ei- Zwischen A^ieg und frieden Weft Konflikt zu entwickeln und die Entscheidung über das Schicksal Eu ropas näherzurücken. Nach mancherlei mehr oder-weniger versteckten Drohungen gingen letzte Woche die Russen dazu über, den gan zen, zwischen Berlin und den West zonen sich abwickelnden Reifeverkehr von Leuten des weftalliierten (ntili tärifchen, wie zivilen) Personals und ebenso den Güterverkehr und die Ge päckbeförderung in jedem Einzelfall von sowjetamtlicher Erlaubnis abhän gig zu machen. Sie nahmen daher das unbeschränkte Recht zur „Inspizie rung" aller von und nach Berlin ver kehrenden Bahnzüge in Anspruch. Mit der Proviant- und Materialversor gung unserer Okkupationstruppen und Militärbehörden wäre damit auch die Versorgung der drei Millionen Einwohner Berlins selber der Gnade oder Ungnade des totalitären, uns und unseren westlichen Verbündeten mit verbissenem Siegerwillen gegen überstehenden Kolosses im Osten an hei mg eg eben. Das russische Voxgehen war derart anmaßend und herausfordernd, daß die Annahme berechtigt schien, Mos kau halte den Augenblick für gekom men, seine schon sogleich nach Ver krachung der Londoner Dezember Konferenz angemeldete Absicht wahr zumachen, den Abzug der-Aincrifauer, Briten und Franzosen aus Berlin zu erzwingen und sich der Alleinherr schaft'über die einstige Reichshaupt stadt zu bemächtigen, mit der die Bol schewiken ein Sprungbrett für die Eroberung des deutschen und damit des ganzen europäischen Westens zu gewinnen hoffen. Berlin ist die letzte starke, denndeut schen Osten noch verbliebene demokra tische Feste und als solche für das Schicksal Gesamt-Deutschlands und des ganzen demokratischen Westrau mes Kontineiltal-Europas von große» rer Wichtigkeit, als das etwa von Trieft in dem Verhältnis dieses Adria Hafens zu Italien und der Mittel meer-Region gesagt werden kann. Die Russen wissen besser als die Staats weisen in Washington, London und Paris, daß, wer Berlin hat, in nicht allzuferner Zeit auch den deutschen Westen und Europa haben wird. Wür de Berlin den Russen anheimfallen, dann würde es nur eine Frage der Zeit fein, daß die Front des Ringens zwischen Freiheit und Tyrannei sich an den Rhein und die Atlantik-Küste verschiebt! Die Politik der Inkonsequenz Daß das das Ziel des Kremls ist, darüber kann nach all den Erfahrun gen im Gefolge der von Roosevelt und Churchill betriebenen Politik kein Zweifel bestehen. Wir befürchten, der Berliner Waffenstillstand ist nur eine Kampfpause. Sollten sich in Italien die russischen Chancen wieder Verdes fern, dann können wir uns in Berlin auf neue Schikanen gefaßt machen. Wie jetzt um Finnland, dem Moskau einen Pakt aufgezwungen hat, fo wird es das nächste Mal um Schweden und Norwegen gehen, und dann um Grie chenland, Italien und Oesterreich. Vor allem aber werden die Russen ihre Po sitionen im Herzen Europas, in Deutschland ausbauen und dort ihre große Gelegenheit vorbereiten. Tie jetzt von unserm Kongreß end gültig beschlossene Europa-Hilfe wird in diesem Ringen zweifellos fchwer in die Wag schale fallen. Aber es wäre ein törichter Aberglaube, von dieser Hilfe Wunderdinge zu erwarten. Mit dem Aufwand der Dollarmilliarden muß eine kluge Staatskunst Hand in Hand gehen, und die Völker westlicher Kultur insgesamt müssen sich zu der Erkenntnis bequemen, daß vor allem Schluß gemacht werden muß mit der planlosen Schlamperei, der Machtpo litik und der brutalen, auf gleicher Stufe mit der Hitlerei stehenden Scheidung der Völker in Sieger und Besiegte, in „friedliebende Nationen" und Parias. Es ist doch eine klägliche Kurzsichtigkeit, daß man heute, da der Kampf um Berlin bereits akut ist, noch immer nicht zu einer rückhalts losen Politik der Zusammenarbeit mit Deutschland sich versteht und das deut sche Volk, abgesehen von einigen Lin derungen, tiefer und tiefer sinken laßt. Will man auch in Deutschland wie «er allgemeinen Kraftprobe im Ost- vordem in Italien warten, bis, die und Moskau fortfährt, Ansprüche aus ~y E Die Kurzsichtlgkeit. Engherzigkeit und Verstocktheit der heutigen Polity traten von neuem auch in der Handlung zutage, die man Spanien zuteil werden ließ. Eine Enropa-Hil fe, die ein so wichtiges Land wie Spa nien ignoriert, weist einen kläglichen Mangel auf. Das empfand auch die Mehrheit in unserm Abgeordneten haus, die Spanien in den „Marshall Plan" einbezogen haben wollte. Aber all die alten Phrasen wurden wieder hervorgeholt, um Spanien von neuem kalt zu stellen, das Land, man mag sonst über Franco sagen, was man will, das als erstes dem Bolschewis nius entgegentrat, von Moskau da rum grimmig gehaßt wird und darum wirklichen Demokratien als Bundes, genösse willkommen sein sollte. Aber gewisse Leute bekunden eine merkwürdige Konsequenz. Franco kön nen sie es nicht verzeihen, daß er Hit lers und. Mussolinis Hilfe annahm. Aber ein Benefch, Dreipunkte-Bruder Benefch, bleibt in Gnade, obwohl er nach all dem sentimentalen Gesalba^ der, mit dem man ihn nach dem font» nunnnistischen Staatsstreich als gebro chener Mann schilderte, letzte Woche den Vertreter Moskaus in bester Stimmung empfing und die tsche chisch-russische Freundschaft geradezu begeistert feierte! Oesterreich Gegensatz zu den Deutschen im einstigen „Reich" sind die Oester reV eher, so ähnlich die Nachkriegsschicksale beider Völker sonst auch sind, doch in der Lage, ihre nationalen Auffassun gen in der neuen, die Zukunft ihreS Landes so enH berührenden Krise durch eine eigne Regierung und durch politische Parteien auszusprechen, die unzweifelhaft die große Mehcheit del Nation vertreten." Die zweite Österrei ch ifche Republik ist mithin bereits be fähigt, vor aller Welt eine „nationale Repräsentation" für ihre Bevölkerung sprechen zu lassen, wenn diese einmal in einem kritischen Augenblick zu ei ner einheitlichen Willensbildung ge langt ist. Zur Zeit kann Äas österreichische Volk nicht anders als sich von Ereig nissen warnen lassen,' die sich in den nächstbenachbarten Ländern abgespielt haben und denen ähnliche Geschehnisse in vielen anderen „befreiten", aber leider nicht freien Staaten Mittel und Ost-EuropaS voraufgegangen find. Soweit es auf Oesterreich an kommt, steht eins fest: Es erstrebt, genau wie Deutschland, nichts ande re« als Sicherung seiner nationalen Einheit und einen gerechten Frieden. In beiden Fällen stehen der Erfül lung dieses Sehnens Gegensätze der westalliierten und der russischen Okkn pations- und Machtpolitik entgegen. In diesem Dilemma haben die beiden führenden Parteien Oesterreichs einen Schritt getan, der immerhin Gewähr dafür bietet, daß den jenseits der Grenzen lauernden Feinden der öfter reichischen Demokratie nicht zu irgend einer Zeit das Spiel noch durch eine innerpolitische Krise erleichtert wird. Die Volkspartei des Bundeskanzlers Figl und die Sozialisten um den Vi zekanzler Schärf haben ein Abkommen getroffen, das diese Parteien aus die Pflicht zu gemeinsamer Aktion im Falle drohender „Kommunisierung" Oesterreichs festlegt. Was die katholischen Volksparteiler und die „Austromarxisten" auch sonst trennt, die Oesterreicher beider Par teien sind sich einig in dem Entschluß, nicht zuzulassen, daß eine Handvoll Kommunisten auf politischen Schleich wegen oder nach Prager Muster durch einen offenen oder getarnten Staatsstreich die Macht im Lande an sich reißt. Die beiden Parteien, die seit dem Ausscheiden des einzigen kommunisti schen Kabinettsmitglieds im verflösse nen Herbst alleinige Träger der Re gierungskoalition sind, denken gleich wohl nicht daran, die kommunistische Gefahr auf die leichte Achsel zu neh men. Verschlimmert wird die Lage des „befreiten" Alpenlandes noch dadurch, daß die Obstruktionspolitik des Kremls es zu keiner vertragsmäßigen Befriedung Oesterreichs kommen läßt .t. WWW Familienblatt für WahrheU und Recht zur Belehrung und Unterhaltuno Ausgabe des ,Wanderer' rote Flut all Dämme zu durchbrechen droht! Es sind ja Anzeichen einer Besserung vorhanden, so in der „Ent nazifizierung", so neuesten» frotz des Fanatismus des Anklagevertre ters Brigadegeneral Telford Taylor in der Prozessierung deutscher Wirtschaftsführer. Aber es liegt npch vieles im Argen, weil man nicht mit Entschlossenheit von der Mergenthau erei und andern geistigen Idiosynkra sien sich lossagen will! österreichisches Eigentum zu erheben, das die Russen deshalb, weil es ein mal von den Nazis gestohlen worden war, als „deutsch" und mithin der Beschlagnahme unterliegend bezeich nen. Unter diesen Umständen ist Oe sterreich für den Schutz seiner Unab hängigkeit und Sicherheit natürlich durchaus auf weftalliierten Schutz an gewiesen. den es heute so gut ver dient wie zu der Zeit, als es die starke Bastion des Westens gegen den An sturm der Türken war. Pan-amcrikanische Konferenz In Bogota. Colombia, beendigten am Samstag die Vertreter der ein undzwanzig amerikanischen Republi ken die erste Woche ihrer Konferenz im Zeichen der Einigkeit. Sie sind alle entschlossen, heißt e« in einer Mel dung der „Ass. Preß", in der gegen wärtigen Weltkrise fest zufammenzu halten. Staatssekretär Marshall forderte die auf der Konferenz vertretenen Na tionen auf, den Wiederaufbauplan für Europa zu unterstützen. Er erklärte, daß die Ver. Staaten eine schwere Verantwortung für die Bewahrung des Friedens auf sich genommen ha ben, das Ziel aber nicht allein errei chen könnten, und fügte hinzu: „Wir brauchen das Einverständnis und die Mitarbeit der anderen Nationen, wel che dieselben Ziele verfolgen wie wir." Ter chilenische Außenminister Ju venal Hernandez erklärte, daß die Welt in zwei Fronten gespalten sei und die amerikanischen Republiken sich entscheiden müßten, auf welcher Seite sie stünden. Das beste Mittel zur Erzielung eines Tauerfriedens fei die Erkenntnis, daß die Welt zerfpal ten ist in „eine materialistische Lebens auffassung, die eine neue politische Diktatur schaffen und die Freiheit des Individuums zerstören will", und in die „grundlegende westliche Kultur, in der demokratische Auffassungen ih ren Ausdruck finden". Tie Konferenz dürfte sich noch fünf Wochen hinziehen, und unter den Pro blemen. mit denen sie sich befassen muß, sind der Kommunismus, fremde Kolonien in de^, westlichen Hemisphä re. wirtfchattlmie Fragen und das pan-amenkanifche System. Tie Erklärung des Staatssekretärs Marshall, daß der Wiederausbauplan für Europa den ersten Anspruch auf die amerikanische Hilfe hat, hat die latein-amerikanischen Nationen etwas enttäuscht, aber andererseits hat auch die russische Blockade gegen die West möchte in Berlin ihre Wirkung aus geübt, und den Kampfgeist gegen den Kommunismus in der westlichen He mifphäre belebt. Argentinien unterbreitete ein Ge genstück zum Marshall-Plan für La tein-Ainerika, das es diesen Ländern ermöglichen soll, sich selbst zu helfen, bis die Ver. Staaten später größere Hilfe gewähren können. Unland Der Kongreß fetzte am Freitag die Steuersenkung von $4,800,000,000 in Kraft. Das Veto des Präsidenten Truman, der die Vorlage als „unbe dacht" bezeichnet hatte, weil die Na tion in diesen gefahrvollen Zeiten ge schwächt werden könnte, wurde über stimmt mit dreihundertundelf ge gen achtundachtzig Stimmen im Haus, mit siebenundsiebzig gegen zehn Stimmen im Senat. Das Votum des Haufes ging fünfundvierzig Stimmen über die nötige Zweidrittelmehrheit hinaus, das des Senats neunzehn. Der Präsident fuchte vergebens gel tend zu machen, daß eine folchc Steu ersenkung der Inflation Uberwasser verschaffen und die Bemühungen der Nation, „einen Frieden der Gerechtig feit gegen die Kräfte der Zwietracht und des Chaos zu erringen", behin dern würde. Die Befürworter der Vorlage erklärten dagegen, daß die Steuersenkung die Produktion erhö hen, die Wirtschaft stärken und dem Volk eine längst benötigte Entlastung verschaffen werde. Die Vorlage, die nun ohne die Un terschrist des Präsidenten Gesetzeskraft erhalten hat, reduziert für das laufen de Jahr die Steuern aller 52,000.000 Steuerzahler. Etwa 7,400,000 kleine Steuerzahler werden ganz von der Steuerliste verschwinden. Die Reduk tionen für die anderen fangen mit 12,6 Prozent für die ersten $2000 des steuerbaren Einkommens an. Für Einkommen von über $2000 bis zu $7000 im Jahr beträgt die Reduktion 7,4 Prozent. Für Einkommen, die frtirisber hinausgehen, beträgt die Re duktion fünf Prozent. -J- Tie Freigrenze wurde von $500 auf $600 erhöht. Personen, die über fünfundfechzig Jahre alt sind, erhal ten eine steuerfreie Grenze von $1200, und auch die Blinden werden befon ders berücksichtigt. Im ganzen Land können nun Ehepaare getrennte Steuererklärungen einreichen und sich dadurch in vielen Fällen den Vorteil verschaffen, daß sie in eine niedrigere Steuerklasse kommen. Das Abgeordnetenhaus nahm am Freitag die $6.098.000.000-Hilfsvor läge, auf die sich die Konferenz beider Häufer geeinigt hatte, mit einer Mehrheit von dreihundertundachtzehn gegen fünfundfiebzig Stimmen an. und der Senat gab zwei Stunden später seine Zustimmung durch Zuruf. Weniger als vierundzwanzig Stun den nach der Annahme unterzeichnete Präsident Truman die Milliardenvor läge für die Auslandhilfe mit der Er klärung: „Tiefe Maßnahme ist Ame rikas Antwort auf die Herausforde rung. vor die sich heute die freie Welt gestellt sieht." Nach Verhandlungen und Debatten von zehn Monaten ist damit der „Marshall-Plan" für den Wiederauf bau Europas ins Leben getreten, die größte Hilfsaktion dieser Nation seit dem Leih- und Pachtsystem. Ter Vorschlag des Abgeordneten hauses, auch Spanien in das Hilf5 Programm einzubeziehen, fiel, wie zu erwarten war, unter den Tisch. Eine Vorlage, wonach innerhalb von vier Iahren sechshunderttausend verschleppte Personen (TP's)^und an bere Einwanderer von den Ver. Staa en zur Einwanderung zugelassen wer den sollen, ist dem Repräsentanten Hause vom republikanischen Abgeord neten Aoungblood von Michigan un terbreitet worden. Tie sechshundert tausend Personen sollen gleichmäßig auf vier Jahre verteilt werden. Außer den TP's sollen auch Per sonen zugelassen werden, die Dornig blood als „Expellees" bezeichnet. Es handelt sich hierbei um Teutsche, die durch die unseligen Potsdamer Ab machungen gezwungen worden fititi, jhr Heimatland zu verlassen. Die vierhunderttausend Kohlciigrä*/ ber von John Lewis sind noch immer am Streif. Tas heißt, ein Streik soll es nach Hrn. Lewis nicht sein, die Bergarbeiter nehmen sich einfach Fe rien. Tie Regierung versucht, den Wi derstand zu brechen, aber Lewis weiß sich allen gesetzlichen Schlingen zu ent ziehen, und seine Kohlengräber ver trauen seiner Pfiffigkeit, daß er ihnen die geforderte Pensionierung mit $1200 Iahresgehalt schon noch er zwingen werde. Es find das uner trägliche Verhältnisse, die aber her vorgegangen sind aus jahrelangem Unrecht der Unternehmer, das jetzt der selbstherrliche Führer ausbeutet. Onkel tchnttet Millionen aus Schon seit Iahren machte sich die Tendenz geltend, der Washingtoner Bürokratie Einslnß auf das Schul wesen zu sichern, das versassungs- und traditionsgemäß Sache der Einzel staaten und kommunalen Gemeinwe sen ist. Als der Vorschlag einer um fallenden Bundeshilfe mit der in der weiteren Entwicklung unverineid lichen Bundeskontrolle zum ersten Mal auftauchte, stieß er auf so weit gehenden Widerspruch und Wider stand, daß ihn der nationale Lehrer verband und andere interessierte Ge sellschaften zeitweilig von ihrem Wunschzettel absetzten, ohne aber die Propaganda für ihn einzustellen. Tatsächlich durchbrachen sie mit meh reren, scheinbar rein der sozialen Fürsorge angehörenden Maßnahmen das Prinzip der Nichteinmischung des Bundes in Schul- und Erziehungs fragen und bereiteten fo weiteren Neuerungen die Wege. Seitdem die Verwahrlosung der Jugend eine ständige Rubrik in der Presseberichterstattung beansprucht und besonders seitdem durch Aus stände des Lehrpersonals in allen Teilen des Landes eine ungesunde Hy sterie in die Erörterung von Schul fragen getragen wurde, blüht der Ha fer der Schulbürokratie und dqr Fa natiker, die unbelehrt durch die notorischen Schäden der Zentralisie rung des Schulwesens in andern Län dern die Vereinheitlichung der Schulen und das staatliche Schulmo- MWWWWWWMWWVWWWWWW Nr. 49 no pol anstreben. Einsichtige Schul männer und Erzieher beklagen das Versagen des öffentlichen Schulwe sens. dessen Verfnöiiierung, Rütfstätt digkeit und Minderwertigkeit gegen über den elementarsten Anforderun gen an eine gesunde Volksbildung. Tie öffentliche Schule, ehedem der verhätschelte Liebling, ist zum Schmer zenskind der Nation geworden. Fana tiker schlottern beim Gedanken, dafj sich das Verhältnis dex Tüchtigfeit fortschreitend zu Gunsten der „Kon kurrenz" der Pfarrschulen vollziehen werde. Tie Folgerung, die aus all dem zu ziehen wäre, müßte sein, daß man gewissenhast die Gründe des Rück schritte im Schulwesen erforscht, die falsche Philosophie, welche die Schulen und gar viele der Lehrer be herrscht, die Mängel der Lehrmetho den. verhängnisvolle Einflüsse der Lo kalpolitik usw. So etwas schwebte wohl der vom Präsidenten ernannten Studienkommission vor, aber in Wirk lichkeit laufen deren Verbessernngs vorschläge im allgemeinen aus die Be stätigung der alten Irrtümer hinaus und bewegen sich in der Richtung auf das Schulmonopol. Ebenso wenig er fassen die Gesetzvorlagen, die seit län gerer Zeit im Kongreß schweben, die fundamentalen Schwächen unseres Schulwesens. Sie gehen von der irri gen Anschauung aus, die schon im Römerreich gang und gäbe war, uäm lieh, daß utait mit Geld alles abma chen könne. Nun ist es zweifellos, daß es eine Reihe rückständiger Bundesstaaten gibt, und es mag zugestanden werden, daß manche derselben ans eigener Kraft ihr Schulwesen nicht sanieren können und dazu einer Bundesbei steuer bedürfen. Aber darauf wollen sich die Bürotraten und sonstigen Leu te. die hinter den Bestrebungen einer Schulpolitik des Bundes stehen, nicht beschränken. Ihnen ist die finanzielle und kulturelle Rückständigkeit einzel ner Staaten nur ein weiterer Vor wand für die Forderung einer allge meinen Schulsubvention, auch für sol che Staaten, die ihrer Ausgabe sinaM» ziell durchaus gewachsen wären und die jetzt schon imstande sind, neben den Steuererträgnissen den Schulen aus festen Schnlsonds wie z. B. in Minnesota aus den Abgaben der Ei senerzgruben ganz erhebliche Zu wendungen zu machen. So kam im Kongreß (die neueste Schulvorlage zustande, nach deren Be stiimnungen aus der Bundeskasse den öffentlichen Schulen jährlich dreihun dert Millionen Tollars zugewiesen werden sollen. Wir teilen durchaus nicht die Haltung einiger katholischer Blätter, welche diese überschwengliche Muitifizcnz gutheißen, solange sie auch den Privatschulen zugute kommt, son dern halten den Vorschlag, der dem gefräßigen Schulmoloch weitere Hun derte Millionen Steuerfelder zuweist, prinzipiell für ungerechtfertigt, solan ge er sich nicht auf wirkliche Notstände beschränkt. Aber die Tatfache, daß sich der Vorschlag, wenigstens indirekt, zu gleich als ein Angriff auf die Psarr schulen darstellt und diese ignoriert während aber in der Berechnung der Buudessubsidien für die einzelnen Staaten die Schüler der Psarrschulen, zur Erhöhung der Subfidien, mitge zählt werden! —, zeigt den Pferdcfufe des vsäkularismus und des Logen turns und rückt den Vorschlag in die Reihe des systematischen Streben*, das staatliche Schulmönopol auszu bauen und die konfessionelle Schule an die Wand zu drücken. Tas ist nicht etwa eine bloße Ver mutung, sondern wurde bestätigt durch die Verhandlungen im Senat in den letzten Tagen. So stan^ z. B. ein Amendement zur. Debatte, nach dem den Schülern in Pfarrfchulen von iW Gesamtbewilligung von dreihundert Millionen Tollars fünf Millionen, gnädigst gewährt werden sollten. Es handelte sich um eine Geste, und bei der im Lande herrschenden Stimmung die sich z. B. mit gehässigem Fa natismus gegen die Mitbenützung der von allen Steuerzahlern bestrittenen „Schoolbuses" durch Pfarrfchulkiuder und die Freigabe kurzer Schulperio den für Religionsunterricht wendet und darin vom Bundes-Obergericht bekräftigt wurde, war von vorn herein mit der Annahme des Amen dements nicht zu rechnen. Selbstver ständlich fand dafür der Präsident schaftskandidat Taft, dessen Name» die Bill trägt, salbungsvolle Gründe, die sich die Mehrheit (darunter die Minnesota'er Senatoren Ball und Thye) mit Wonne zu eigen machten. Aber wir stehen in einem Wahljahr* und die Herren Senatoren sahen sick' (Fortsetzung auf Seite 8) \n\n HerauSgEebn» brat PSpstlicheK Aokksg!»« JsfephwÄ« zm» Wlet der WM fSr ei» Iah? i« de» Ber. Staate» $2.50, in ftftttfifo und alle» ander«, M«der» $3.00. Samstag, Ken IG. April 1948