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•J "iT-n- v. v i w Jahrgang 77. /yyt "'WW'^ •*t»mT*~^~ Eine Parallele Die zweite große Phase des gewal tigen Ringens zwischen Osten und We sten präsentiert sich als eine frappante Parallele zu der Weltlage nach Pearl Harbor vor fast acht Jahren. Heute ist Stalin der Erbe der Hit ler'schen Machtstellung von damals. Aber er ist weit stärker als Hitler. Seine Macht ist auf viel breiterer Basis aufgebaut. Das von ihm be herrschte Gebiet ist von unvergleichlich größerer Ausdehnung. Seine Heere sind an Stärke denen Hitlers aus der Höhe des zweiten Weltkrieges um ein Vielfaches überlegen und durch keiner lei Feldzüge geschwächt. Seme zahlrei chen Völkerschaften sind nicht durch mehrjährige Kriegslasten zermürbt. Millionen fremder Arbeitssklaven sind neben den einheimischen in seinen Industrien tätig. Er hat keine expo nierte Grenzen, keine unbeschützte Kü sten, keine leicht zugängliche und schwer zu verteidigende Jndustriege biete. Er hat keine besetzte, von Unter grund-Bewegungen unterwühlte Län der zu sichern das besorgen die Marionettenregierungen seiner.Basal lenstaaten, die Rußland wie ein mäch tiger Wall umgeben. Und auch er hat den Vorteil der inneren Linie vom Eisernen Vorhang bis zum Pazifischen Ozean. Avar hat er keine Verbünde ten, tote sie Hitler in Italien und Japan besaß. Aber das ist im Ver gleich mit Hitler ein Vorteil. Das fa schistische Italien war angefangen mit Mussolinis Vorstoß gegen seine östli chen Balkan-Nachbarn bis zum Ende der Mussolini'schen Herrlichkeit eher eine Belastung als eine Hilfe. Und Japan verfolgte seine eigenen Macht pläne ohne sonderliche Rücksicht auf die Vorteile des Achsenpartners. Da rum ist die Position Stalins unge mein stärker, denn er kann mit Hilfe seiner Vasallen die Vorteile der inne ren Linie ganz nach eigenem Ermessen ausnützen, bald gegen Westen, bald Gegen Osten vorstoßen, wie es die weltstrategische Lage erheischt. Zu all diesem kommt, daß Hitler in weitge hendem Maße mit der überlegenen Flottenstärke seiner Gegner rechnen mußte, während künftig der Seekrieg erheblich in den Hintergrund treten dürfte und Rußland vor allem zu Land niederzuringen ist und ge rade da verschafft ihm sein fast uner schöpfliches Menschenreservoir was für ein erbaulicher militärtechnischer Begriff im Zeitalter der menschlichen Würde! eine starke Ueberlegenheit. Nur mit Widerstreben kann man von der Weltlage reden, als sei der Ausgang des heutigen Ringens einzig im Lichte militärischer Entscheidungen zu beurteilen. Aber die eiserne Logik der Tatsachen zwingt dazu, wenigstens die Möglichkeit solcher Entwicklungen ins Auge zu fassen. Das ist ja der Sinn der von den Westmächten einge leiteten Allianzpolitik und das Thema zahlreicher internationaler Konferen zen und der bitteren Debatten zwischen den einzelnen Zweigen unserer Wehr macht die noch vor wenigen Jahr zehnten eine sehr untergeordnete Rol le in unserm nationalen Leben spielte, heute aber Anspruch erhebt auf größe re Bedeutung als fast alle Werke des Friedens. Krieg oder Friede? Wir wollen aber nicht so verstanden werden, als ob wir mit der Wahr, scheinlichkeit eines baldigen Krieges rechneten. Wohl tanzen die Völker auf eimM Vulkan und spielen die Regie- ." T4^ 4.*"f*C Zwischen Krieg und Frieden Damals beherrschte Hitler den grö- N ßeren Teil des Europäischen Konti nents und wichtige Gebiete im Mit telmeer-Becken, und Japan stürmte wie ein verheerender Taisun gegen die Südsee vor. Amerika war 6eint Ein tritt in den Krieg vollständig auf die Defensive angewiesen. Seine Verbün beten in Europa, einschließlich Ruß' Alands, waren ohne das „Arsenal der Demokratie" und die belebende Hofs nung auf die kommende militärische Hilfe durch die Ver. Staaten fast eben so machtlos wie Frankreich, das samt den kleineren West-Staaten beim er sten Ansturm über den Hausen gewor fen worden war. Hitler beherrschte auf bem europäisch-afrikanischen Kriegsschauplatz die innere Linie, von der aus er die Keile seiner Angriffe nach allen Richtungen vortrieb von der Nordsee bis zum Kaukasus und an die Tore Aegyptens. f#fq£wr, 1 3 rititgen mit Feuer, und wie in der Vergangenheit mag unversehens ein Serajewo (oder Titos Belgrad) die Lunte in den aufgehäuften Brennstoff internationaler Konflikte werfen. Wir glauben aber, daß Rußland gar nicht beabsichtigt, das Ziel slawisch-kommu nistischer Weltmacht auf dem Wege über Schlachtfelder zu erreichen, auf dem ihm ebensogut wie der Sieg die Niederlage beschieden sein mag. Nicht umsonst stellt Moskau fortgesetzt seine Friedensliebe in Gegensatz zu dem Kriegshunger der westlichen imperiali stischen Plutokratien. Das ist nicht ausschließlich Heuchelei, sondern ge hört zur kommunistischen Ideologie. Nach dieser hat die alte Gesellschafts ordnung abgewirtschaftet und muß zerschlagen und, wenn es nicht anders geht, durch Krieg beseitigt werden. Eigentlich aber hat das bankrotte alte System gar kein Recht, sich gegen den ihr sittlich überlegenen und völkerbe glückenden Kommunismus zu wehren. Das ist nur starrköpfige und selbst süchtige Auflehnung gegen den ge schichtlichen Determinismus, dessen Liktoren der russische Messianismus und der marxistische Bolschewismus sind. Die sind gewillt, den Sturz der kapitalistischen Ordnung ohne die Verschwendung des Krieges zu voll ziehen. Aber selbstverständlich läßt sich dabei die Gewalt nicht ganz ausschal ten. Die bolschewistische Friedensformel Als 1801 Zar Paul I. ,ytv ,17 von Ruß land ermordet worden war, sagte ein russischer Großwürdenträger einem Diplomaten: „Ter durch Meuchel mord gemäßigte Despotismus ist ün sere Magna Charta." Eine ähnliche Formel hat sich der russische Kommu nismus für seine Weltherrschaftsplä ne zurecht gemacht, etwa: ein Friede, gemäßigt durch Intrigen, umstürzte tische Wühlerei, Liquidierung aller Gegner, Versklavung der Völker, das ist unsere Magna Charta. Und kraft dieser arbeiten Moskau und sei ne Trabanten unter wütendem, die „Proletarier aller Länder" aufreizen dem Gebelfer gegen den Kriegshunger „der Andern" zäh und zielbewußt an der Ausbreitung und Festigung der roten Herrschaft. Ein blöder Bour geois, der an dem alten Wahne fest hält, als müßten sich die Menschen für materielle Güter und ideelle oder ideologische Prinzipien einander die Schädel einschlagen. Wir, die Erfin der einer neuen Lehre, find gescheiter, wir lassen allenfalls andere Völker für uns bluten. Wir organisieren die Weltrevolution, lassen Millionen ver elenden, liefern Länder und Kontinen te dem Verderben aus und schauen vom hohen Kreml verächtlich herab auf die Völker, die wir in das Mull faß der Geschichte geworfen. Aber Krieg? Pfui, das ist ein Ueberbleibsel des dunkeln Zeitalters des Kapitalis mus. Wir sind für den Frieden, und wenn darüber die Welt zum Teufel geht. Denn das ist des Determinis mus letzter Schluß. Mit dieser Politik öliger Phrasen und roher Gewalt hat Moskau, ohne eigenen Krieg, gewaltige Erfolge er rungen. Ihm ist nicht daran gelegen, das warnende Beispiel Hitlers nachzu ahmen, der von Erfolg zu Erfolg schritt, bis er im Siegesrausch seinen Siegesmarsch über Schlachtfelder hin weg fortsetzen zu können glaubte. Stalin hat in Teheran, Jalta und Potsdam mehr gewonnen als in Sta lingrad und allen blutigen Schlachten zusammen. Ohne jene unglückseligen Konferenzen hielte er heute nicht ganz Ost-Europa in seiner Faust, wäre er nicht Herr der Mandschurei geworden, und ohne die heute als erbärmliches Fiasko erkannte Mission Marshalls in China stünden die Horden Maos, des chinesischen Stalin, heute nicht vor Kanton und Hongkong, eröffneten sich seinem begehrlichen Blick nicht lockende Aussichten aus Indonesien und In dien. Krieg? Was könnte ein solcher den Moskowitern eintragen, das sie im Lichte der bisherigen Siege nicht in einem Frieden ihrer Prägung zv ge winnen vermochten?? Die Berliner Tragikomödie Die betöen bisher wichtigsten Ereig nisse in der neuen Phase des Ringens zwischen Osten und Westen war die Errichtung des ostdeutschen Staates unter russischer Oberhoheit und der Zusammenbruch des Nationalen Chi na. In Europa betreibt jetzt Rußland den Ausbau seiner Positionen unter Ausnützung der Vasallendienste körn munistischer „Führer", in Asien sucht der Westen zu retten, was noch zu rei ten ist, wobei man große Hoffnungen auf Indien setzt, dessen Premiermini iter Nehru augenblicklich hochwillkom mener Gast unseres Landes ist. Unter dem Zeichen eines künstlich übersteigerten deutschen Nationalis mus uno mit der ostentativen Zielset zung einer gegen die westlichen Okku pationsmächte zu erkämpfenden „deut scheu Einigung" haben die Russen und ihre Quislinge vom „Block der anti faschistischen Parteien Teutschlands" am Dienstag l. W. die staatliche Or ganisienrng der Sowjet-Zone mit ih ren siebzehn Millionen Deutschen zum Abschluß gebracht. Die „Deutsche Demokratische Repu blik", als die diese östliche Konkurrenz gründung gegen die „Deutsche Bun desrepublik" im Westen von ihren Gründern in lügnerisch-propagandisti scher Absicht ausgegeben wird, hat in der Person des in Moskau geschulten alten Kommunisten Wilhelm Pieck ih reit Präsidenten erhalten. Zur Wahrung des Scheines demo kratischer Legalität durften auf ein paar Ministersesseln, deren Inhaber unpolitische Ressorts zu verwalten ha ben, knieschwache Politiker der beiden bürgerlichen Blockparteien Platz neh men. Alle ministeriellen Schlüsselstel lungen aber wurden mit Leuten aps der (kommunistischen) SET Her Sozialistischen Einheitspartei he«, setzt. Otto Grotewohl, der Minister Präsident, schloß seine Ansprache vor dem „Volksrat", dem das heuchleri sche Spiel der „Erwählung" des neuen „Führers" oblag, überflüssigerweise mit einem namens des neugebackenen Staates abgelegten Treugelübde ge genüber dem Oberherrn im Kreml. „Ost-Europa ist russische Einfluß fphäre," hatte Stalin unserem Bot schafter in Moskau, Admiral Kirf, ge legentlich des Antrittsbesuchs erklärt, den der soldatische Diplomat dem Za ren aller Bolschewiken Mitte August abstattete, und es war von Ansang an kein Zweifel daran, daß in Moskau auch die deutsche Sowjet-Zone zu Ost Europa gerechnet wird. Die Zeremonie in dem einstigen Gebäude des Göring'schen L'uftfahrt Ministeriums, mit der das russisch be setzte Ost- und Mittel-Teutschland mut in aller Form in den Kreis der roten Satellitenstaaten des alten Kontinents einbezogen worden ist, bildete nur diü Besiegelung eines neuen Erfolges der russischen Expansionspolitik, für den freilich die Westmächte mit ihrer Kon ferenzpolitik von Potsdam eine gerüt telte Portion der Mitverantwortung zu tragen haben. Für Teutschland bedeutet das Ost Berliner Ereignis den Schlußakt der Tragödie des deutschen Liberalismus, wie auch der religiösen Kräste im dent schen Leben hinter dem Eisernen Vor hang, und der „deutschen Einigung", zu der sich die Piecks und Grotewohls mit den Lippen bekennen, ist mit dein neuen Vasallenstaat in Wahrheit nur eine weitere Schranke entgegengestellt worden. Glücklicherweise haben die ro ten Volksbetrüger, die unter Wie derholung des Schauspiels, das Ber lirt zuletzt am 30. Januar 1933 erleb te den marschierenden Schwadro nen der siegreichen Diktatur unter den Linden vo ra n s chwadro n ierten, noch nicht das letzte Wort der deutschen Geschichte gesprochen. Der Wtronsljerr der ostdentschen Republik Wenn noch irgendwo Unklarheit über die Bedeutung der Organisierung der deutschen Sowjet-Zone zu einem weiteren Gliedstaate des eurasischen Riesenimperiums Stalins bestanden haben sollte, so haben die Hauptn teure des Stückes, nämlich die dent schen Vasallen und ihr russischer Ober Herr, mit ihrem Telegrammwechsel auf dankenswerteste Weise für volle Klärung gesorgt. Ter Großrnsse im Kreml bediente sich in seiner Gluckwunschbotschaft des Instrumentes der deutschen national: stischen Stimmungen und Verstim mungen mit gerissener Meisterschaft, indem er die Deutschen östlich wie west Itch des Eisernen Vorhangs auffor derte, sich wieder zu einer Nation zu sammenzuschließen, natürlich unter moskowitischer Oberhoheit. Nach einer Moskau'er Meldung der „United Preß" bezeichneten auswär tige Diplomaten Stalins Depesche als „historisches Dokument". Und das ist sie zweifellos. Stalin knüpft da an an die alte Bismarck'sche Politik der "turDhMn,. zwischen 'S" rp/-:frr- (Ohio N'aismkrenM. Tin Familienblatt für Wahrheit und. Recht zur Belehrung und Unterhaltung! Ausgabe dos^Wanderer' Hera»«gegebe» Pipstliche« Kol egm« Jofephinn« zum Beste» der Priesterzöglmge. Preis für ein Jahr in den «er. Staate» $3.00, in Kanada und allen anderen Lander« $3.50. Samstag, den 22. Oktober 1949 '.~3'f-t"-i?^-'r Teutschland und Rußland, an den Vertrag von Rapallo und seine eige nen Worte während des Krieges. Da mals erklärte er über den Rnndsunk: „Die Hitler kommen und gehen, aber es bleiben das deutsche Volk und der deutsche Staat." Jetzt geht er noch weiter und bezeichnet die Freundschaft zwischen Rußland und Teutschland als Unterpfand des europäischen Frie dens. lieber die Ehrlichkeit seiner Worte kann man starke Zweifel hegen. Es ist aber anzunehmen, daß er sich Teutsch land unter welcher Formel auch immer verpflichten will zur För derung seiner friedlichen Pläne (Siehe oben?) zur Eroberung Europas. Tie von ihm angebotene „Räumung Teutschlands" aber, mit dem er dann Frieden schließen will, bedeutet jeden falls nur einen Rückzug der roten Truppen um wenige Kilometer, näm lich bis zu der neuen polnischen Oder Grenze. Tie nicht bereits stalinistisch ver sklavten Deutschen haben keinen Zwei fel daran gelassen, daß sie das Tau schungsmanöver durchschauen. Es wä re aber zwecklos, sich verhehlen zu wollen, daß es auch in der westdeut schert Bevölkerung Elemente gibt, die, von der „westlichen" Besatzungspolitik enttäuscht, der Demokratie als Zwei selnde und Verzweifelnde gegenüber stehen und in desperaten Augenblicken womöglich imstande sind, auf den von russischer Seite ausgeworfenen Köder anzubeißen. Wenn es in der Zeit des westdeut schen VerfassungsdisputS und Wahl kainpfes eine alarmierende Ueber raschnng gegeben hat, so bestand sie nicht in den nationalistischen Klängen der deutschen Versammlungsreden, mit denen die amerikanischen Zei tungsleser von einer bewußt einseiti gen Tendenzreportage Tag für Tag gefüttert worden sind. Schlimmer war es. daß sich int Westen viele meist nichtpolitische Prominente des deutschen Lebens gesunden haben, die sich den deutschnational frisierten Sendboten des bolschewistischen Ostens Lur Bildung deutscher „Einheits" 'oder „Friedensfronten" zur Verfii gmtg stellten und eine unklare ideolo gische Gemeinschaft mit ihnen eingin gen. Und das Allerschlimmste: Manche der so von der russischen Propaganda übertölpelten westdeutschen Jntellek tuellen, Beamten, Politiker und Wirt schastssührer, wie sie sich im „Godes berger Kreis" um Nadolny zusam menfanden, handelten dabei, wie ange nommen werden muß, sogar in gutem Glauben, wenn auch tu bedauerlicher politischer Naivität. Solche Beispiele können in dem nun im Ernste beginnenden Ost-West-Rin gen um die deutschen Sympathien leicht verheerend auf die breiten Mas sen der westdeutschen Bevölkerung wir ken, zumal der bolschewistischen Pro paganda von der maßlos ungeschickten Politik der westlichen Okkupations mächte auf jede Weise Vorschub gelei stet wird. Beispiele aus den beiden Wochen der Ansrusung des neuen deutschen Ost-Staates und der Ausstellung sei ner sogenannten Regierung sind die Schritte der Westmächte in der Ab Wertungsfrage, die nnter Mißachtung des Besatznngsstatuts und damit un ter Überschreitung der Grenzen tut ternommen wnrden, die der Westen selber seinen Kompetenzen gegenüber der Bonner Regierung gezogen hatte. Ter Umsang der Markabwertung wurden von den Hohen Kommissaren durchaus in dem Lichte dessen sestge setzt, was die Franzosen unter den neuen Währungsverhältnissen für die deutsche Kohle zu zahlen wünschten. Frankreich war es auch, das jüngst abermals die Aufnahme West-Berlins in den demokratischen West-Staat ver hinderte auch hierbei seine „deut sche Politik" an innerpolitischen Be dürfnissen der Pariser Regierung und an kleinlichen französischen Konkur renzmotiven orientierend. Die vorge täuschte französische Angst vor einem Wiederaufflammen des deutschen Na tionalismus in einem „Reiche" mit Berlin als Hauptstadt hat natürlich jeden Sinn verloren, seitdem die öst liehe Okkupationsmacht ihrerseits Berlin zum Sitze einer „deutschen Regierung" gemocht hat, von der die Russen sich mit Recht oder Unrecht gerade das versprechen, was die Messieurs zu fürchten vorgeben: eine mächtige Ausstrahlung der national deutschen (wenn auch in den Dienst russischer Zwecke gepreßten) Propa ganda auf den deutschen Westen. Eine Fortsetzung der bisherigen westalliierten Teutschland-Politik könnte nach der Bildung des deut sch^MtMaates, die das Wgual zu den entscheidenden Kämpfen im „kal ten Krieg" gegeben zu haben scheint, leicht verhängnisvoll für den Frieden Europas und der Welt werden. Was die demokratischen Führer Deutsch lands und die sreiheitliebenden Ele mente seiner Bevölkerung in der neuen Situation brauchen, wenn sie zu ei nem siegreichen Widerstand gegen die verstärkte bolschewistische Offensive be fähigt werden sollen, ist eine verän derte Einstellung des Westens zum deutschen Problem, eine neue Politik der Demokratien, die sich ehrlich und konsequent an der Tatsache orientiert, daß der gemeinsame Feind in Moskau steht. Tie restlose Bolschewisierung Europas ist auf die Tauer tutvermeid lich. wenn dem demokratischen Teutsch land vom Westen nicht erlaubt wird, zu leben, sich wiederaufzurichten und seinen Platz unter den sreien Natio nen der Welt wiedereinzunehmen, de nen es sich zugehörig fühlt. Berlin «nd Moskan ici Tie kommunistische Führung muten ostdeutschen Staates gab am Samstag offen ihrer Hoffnung Aus druck, daß die Berliner Regierung von Sowjet-Gnaden in Kürze einen Frie densvertrag und ein offizielles Bünd nis mit Rußland abschließen könne. In dem vorgesehenen Pertrag wi'ir de Ost-Tentschland nninnehr endgül tig und für die Tauer feierlich alle Ansprüche auf die heute von der So wjet-Union, Polen und der Tschecho Slowakei besetzten ehemaligen dent schen Gebiete aufgeben, und die Re gierung Ost-Teutschlands würde darin vermutlich die Verpflichtung anerken nen, daß sie keine neue 'Aufrüstung oder eine Wiederkehr der Nazis zu lassen und für die Erhaltung eines „wahrhaft demokratischen" Deutsch land sorgen würde. Die Washingtoner Politik In unserer Bundeshauptstadt er wartet man, daß der Gegensatz der beiden nun bestehenden deutschen Ne gierungen sich nur in der Fortsetzung des „kalten Krieges" und damit auch der beiderseitigen Propaganda-Feld züge auswirken wird, aber daß offene Konflikte vermieden werden können. Ter neue ostdeutsche Staat, der trotz seines totalitären Charakters und ob wohl seine Regierung sich auf nichts stutzt als auf ihre Einsetzung durch die Machthaber int Kreml, den Heuchlerin schen Namen einer „Teutschen Tenio rati schen Republik" trägt, ist ein von Moskau gegängelter Vasallenstaat wie alle die anderen Staaten hinter dem Eisernen Vorhang. Aber die Frage ist umstritten, ein wie großer Teil der ostdeutschen Bevölkerung sich dieses Tatbestandes bewußt ist, oder mit an deren Worten, inwieweit es der So zialistischen Einheitspartei gelingen wird, die künftige Berliner Politik trotz des Moskau'er Tiktats als eine spezifisch deutsche zu frisieren. Tie Machthaber im Kreml hoffen natürlich, daß trotz der amerikanischen Hilfe die Wiedergenesnng West Teutschlands vielen Hemmnissen aus gefetzt sein wird, besonders durch das Ressentiment der Franzosen und der kleineren Nachbarn Teutschlands. Ter Bolschewismus ist eine Bewegung, die in ihrer praktischen Bedeutung aus politischer und sozialer Not entstand, und so ist es naturgemäß, daß er auch Eine gewisse Hoffnung für den We sten stellt die Tatsache dar, daß das Verhalten der russischen Besatzungs trnppen und der russischen Geheimpo lizei die kommunistischen Machthaber unbeliebt gemacht hat, und daß die Taktik der Russen, gerade in Berlin, die deutsche Bevölkerung davor bewah ren wird, allzu natu der neuen ostdeut schen Regierung Glanben zu schenken. Aber der entscheidende Faktor für die künftige Gestaltung West-Teutsch lands ist doch, daß dieser größere Teil Teutschlands in vollem Maße an ei ner neuen Prosperität des Westens teilhat, die dem Osten versagt ist. Deshalb ist es allerhöchste Zeit gewor den, allen den Maßnahmen ein Ende zu setzen, welche die Erholung West Teutschlands verzögern. Tie letzten Säulen der Morgenthan-Politik be ginnen unter dem Truck dieser Situa tion zu wanken. Tie Zeit der wirt schaftlichen Vergeltungsmaßnahmen in West-Tentschland wird trotz der reichlich verklausulierten Aeußerungeu des Hohen Kommissars John I. Mc Cloy vermutlich schon bald ihren Ab schluß finden und um so zielstrebiger endlich eine folgerichtige Politik begin nen, die zielbewußt West-Tentschland zu einem Bollwerk des Abendlandes für die Zukunft außerhalb seines bor „Gericht", läßt sie „Ge i -i .1 Machtbereichs wirtschaftliche Nöte wünscht, um im Trüben fischen zu können. :i"Wr Nr. 25 macht, von dent die in den Machtkreis Moskaus gezwungenen Ost-Teutschen unwiderstehlich angezogen werden. Wischinskys neueste Warnung Es ist der Moskau'er Politik eigen, daß sie nicht wie z. B. die Wash ingtoner gewissermaßen von der Hand zuin Mund und sich wochenlang tatenlos in einem errungenen Erfolg sonnt, sondern stets tätig ist und gleichzeitig an mehreren Fronten zum Angriff vorgeht. So gibt sie sich jetzt mit den Erfolgen in Asien und Ber Iin nicht zufrieden, sondern beutet die durch Trttmatls Verkündigung an geblicher russischer Atonterfolge aus gelöste Verblüffung aus, mit an seine Stärke und die davon sich ableitenden Ansprüche zu erinnern. Es tut das im besondern in den Vereinten Nationen, wo der pompöse „Marshall" Tito im Bewußtsein der amerikanischen Sym Patinen seine Bedeutung vorzeitig stark nnterstrich und sich mit ame rikanischer Gutheißung für Jugo slawien um einen Sitz im Sicherheits rat bewirbt. Tie Tschecho-Tlowakei hält gegenwärtig den Sitz inne und bewirbt sich um die Wiederwahl. Es scheint, daß angesichts der Haltung der Ver. Staaten die Aussichten Titos günstig sind. Darüber ist Rußland, das den unbequemen Rebellen um je den Preis kaltzustellen sucht, sehr er bost, und Wischinsky hat im Verein mit den Vertretern seiner Vasallen steinten scharfen Protest eingelegt und am Dienstag in einem Preßinterview die Warnung ausgesprochen, daß sich Rußland die von den Ver. Staaten angezettelte Intrige nicht werde ge fallen lassen und daß die Erwählung Jugoslawiens in den Sicherheitsrat zu „schmerzlichen Folgen" sühren werde. In dem Interview behauptete Wi schinsky auch, daß Rußland schon seit 1047 die Atombombe besitze. Trotzdem lehnte der Sicherheitsrat da man Rußland kein Vertrauen schenkt das russische Angebot ab, mit den Ver. Staatelt Mitteilungen über die Zahl der Bomben im Besitz beider Länder auszutauschen. Was die Ver. Staaten und die andern Westmächte fordern, ist eine internationale Kon trolle der Atomenergie und der Atom bombe. Hinter dem Eisernen Borhang Akch in den Vasallenstaaten läßt Rußland seinen Truck in verstärktem Maße fühlen. In der Tschecho-Slowa kei trieb die unter Moskaus Willen stehende Regierung den Kulturkamps auf die Spitze mit der Annahme eines am 1. November in Kraft tretenden Kultusgesetzes, das die Kirche voll ständig der Gewalt des kommunisti schen Staates ausliefert. Zugleich wurde die ganze Zivilbevölkerung un ter Terror gesetzt durch Massenver hastungen. Es scheint dabei vor allem um Expropriation des Mittelstandes zu gehen, um gleichzeitig mit der Ent rechtung der Kirche jeglichen Wider stand zu brechen. In Ungarn haben die Renegaten und andere Bassennann'sche Gestalten ihre Rolle ausgespielt und müssen „hundertprozentigen", in Moskau ge schulten Kommunisten Platz inachen. In Budapest ist man um die Mittel nicht verlegen. Man stellt Leute, die sich verdächtig und unbequem gemacht ständnisse" ablegen und verurteilt sie zu Kerker und Tod. Eines der neue sten Opfer war Laszlo Rajk, der sich als Flieger in der spanischen Revolu tion die Sporen verdiente, als Mini ster die Verurteilung von Kardinal Mmdszenty und andern Geistlichen betrieb, jetzt als geständiger Verschwö rer (im Verein mit Tito) vor Gericht eine erbärmliche Rolle spielte und von seinen ehemaligen Spießgesellen ge henkt wurde. Asien In China geht das Schicksal seinen unerbittlichen Gang. Tie Roten stehen vor Kanton und werden heute oder morgen in die Stadt einziehen. Die Ver. Staaten fühlen sich in ihrer un* glüßseligen asiatischen Politik ver einsamt und ergreifen freudig die Ge legenheit. sich mit führenden Asiaten auszusprechen und eine Jnteressenge meinschaft herzustellen. Einer der her vo fragendsten Asiaten weilte letzte Woche in Washington Minister präsident Nehru, indischer Revolutio när aus aristokratischer Familie und moderner Sozialist. Pandit Jawaharlal Nehru kommt nach Washington mit schweren Sor gen. Indien ist hente politisch unab hängig ,aber wirtschaftlich vor Aufga ben gestellt, die es allein nicht lösen (Fortsetzung vou Seite 5) \n\n ri.fi.f... rvi i- tirttlhtitffrV' n» 11 t-i S Vt/wi 4- i»