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J&.: ,' •^"'W^h feS»v't it-*» I:' l^.^l'"vt- . Et« Jahrgang 77. I Churchill über die ruffische Kriegs Politik In seinen Kriegserinnenmgen, die augenblicklich in der Zeitschrift .Life' und in tier Neiv Yorker Tageszeitung .Times' veröffentlicht werden, schil dert Winston Churchill einaet)etil) die eft geradezu naiv anmutenden politic säen und militärischen Meinungen und Forderungen Stalins. „Krieg," schreibt Churchill (der es ja aus- seinen eigenen schweren Miß griffen wissen sollte) „ist ein sravpie reiwer Katalog von Irrungen. Aber nrom may seine Zweifel dor üb er he gen, ob je in der Geschichte ein Fehler dein gleichkam, den Stalin und die andern kommunistischen Führer be gingen, als sie in voller Harmlosig keit den (1941) über Rußland schwe benden Angriff (Hitlers) an sich her ankommen ließen. Wir haben sie in unfern bisherigen Betrachtungen als Männer von ber'ecl)nender Selbstsucht gewürdigt. In jenen Tagen aber er wiesen sie sich zugleich als Naivlinge („simpletons"). Stalin und seilte Um gebung stehen in jener Periode als die vollendetsten Stümper des zwei ten Weltkriegs vor uns." Zum Be weise dessen erzählt Churchill, wie er in einem persönlichen Schreiben Sta lin auf die Zusainmenziehung deut scher Truppen hit Osten hinwies und vor eitlem drohenden deutschen An griff warnte, aber als vermeintlicher Hetzer abgetan wurde. Den Kriegsloistungen des russischen Volkes läßt Churchill volle Gerechtig feit angedeihen, aber der rnssischen Führung wirft er fortgesetzt Kurzsich tigkeit unib Undankbarkeit vor. „Die Sowjet-Re»gierung," schreibt er_ u. a., „schien unter dem Eindruck zu stehen, daß sie uns einen großen Gefallen damit erwies, daß sie im eigenen Lan de um Rußlands Fortbestand kämpf te." Mit besonderer Bitterkeit gedenkt Churchill der entmutigenden Ersah rangen mit Rußland im Herbst und Winter 1941, als England trotz der eigenen schweren Not bedeutende Be stände der amerikanischen „Lend Lease"-HU fe den stets herrisch for dernden Russen überwies, ohne selbst durch die größten Opfer Stalin Be friedigen zu können. Ter bolschewisti sche Zar bestand darauf, daß die an gebotenen vierhundert Kampfflug zeu-ge vollständig unzureichend seien, und verlangte 30,000 Tonnen Alu minium Vinnen kürzester Frist/ eine Mmtatsquote von vierhundert Flug zeugen und fünfhundert Tanks, die sofortige Eröffnung einer zweiten Front aisw. und, wenige Tage später, die Landung von fünfundzwanzig oder dreißig britischen Divisionen in Archangelsk oder deren Transport über Iran nach Süd-Rus^and. „Es ist geradezu unglaublich," schreibt Churchill, „daß der russische Regie rungschef trotz der Beratung durch feine militärischen Fachleute sich sol chen Absurditäten hingeben konnte. Es schien hoffnungslos, mit einem Mann zu argumentieren, der in sol chen unrealistischen Ungereimtheiten schwelgte." Wir selber haben im* Lause des Krieges mehr als einmal auf die scheinbar irrlichteeierenden PHanta stereien Moskaus hingewiesen, sie aber ganz anders gedeutet als das Churchill in seiner Rückschau tur. Wie wir schon oft genug ausgeführt ha ben, war und ist es bis zur Stunde ein schwerer Irrtum des Westens, daß man die Russen äls Naivlinge einschätzt, die mit der westlichen Klug heit und Gedankentiefe nicht konkur rieren können und darum wie große Kinider rechthaberische, eigensinni ge Kinder behandelt werden müs sen, 'die nach allem begehrlich die Hände ausstrecken, ohne zu wissen, was sie mit den begehrten Gaben an fangen sollen. Die Russen sind mit Machiavelli -und den Lehren und Taktiken -des Liberalismus nicht min der vertraut als die Staatsmänner des WestenA'. sie wussten, was sie wollten waren sich über ihre Msich-1 ten weit klarer als die superklugen: Wortführer des Westens über die Ih ren. Die Ereignisse scheinen das durchaus bestätigen. -V Die russischen Pläne Wir schätzen Stalin und Genossen nicht äls überragende Genies ein und glauben nicht, daß alles Geschehen wie man in Washington von sich oft ife. c* V Zwischen Krieg und Frieden genug der Welt weiszumachen suchte „so geplant" worden war. Man wird vielmehr in Moskau Pläne mehr als einmal revidiert und den Entwicklungen angepaßt haben. Aber an den Grundrissen hielt man fest und Mt man heute fest. Als die Bolsche wistenl)äuptli»ge in der fürchterlichen Revolution Erben des» Zarentums ge worden waren, sich nach der Ueberwin dung der Opposition (Trotzki usw.) das Parteimonopol gesichert und durch zeitweilige Modifizierung des alten Parteiprogramms, Friedens verträge, diplomatische Ersolge (An erkennung durch die Ber. Staaten uiw ter Roosevelt) gefestigt hatten, tra ten sie planmäßig an die Ausführung ihrer Weltmachtopläne heran. Di.'ic umfaßten die Totalität auf allen Ge bieten: Rußlands politische und Wirt j'chctftüche Weltstellung im Sinne deS erdrosselten Zarentums, die weltbe herrschende Stellung des Koinmnnis mns, Bekämpfung uifd Ausschaltung aller Faktoren, welche diesen Zielen im Wege standen, der Großmächte, des Weltkapitalismus und der Kirche. Die Kirche geriet damit in eine ei genartige Lage. Sie wird in der rus sischen Propaganda als Verbündete des Imperialismus und* Kapitalis mus dargestellt, in Wirklichkeit aber ist sie dem Kommunisnms verhasst als Trägerin religiöser und sittlicher Ideen, zu denen sich die Lehre von Marx und Lenin mit ihrem grobkör nigen Materialismus in schroffstem Gegensatz befindet. Mit Imperialis nlus und Liberalismus, die sie in den verschiedensten Erscheinungsfor men lange vor dein Kommunismus abgelehnt hat, hat die Kirche nichts gemein. Sie bekämpft die kommuni stische Seuche «als gesellschasts- und religionsfeindlich, und ihr Kampf -ist weit aufrichtiger und folgerichtiger und darum aussichtsvoller als der der säkularisierten 2taten und Regie rungen. Das weiß man im Kreml, und darum, der unerbittliche, barba rische Kampf, in dem man die katho lische Kirche zu vernichten oder was fast noch schlimmer ist zu ver sklaven «und zum willenlosen Werk zeug des Kommunismus zu machen sucht, wie das bereits mit der ortho doxen Kirche geschehen ist. Dieser allgemeine Kampf gegen al le bisherige Ordnung und alles, was den endgültigen Sieg des Kommunis mus »aufzuhalten vermag, ist seit Jahr -und Tag, seit dem sollen Sieg Stalins über alle Rivalen und Wi derstände, beschlossene Sache. Nur ei ne einseitige und oberflächliche Ge schichtsbet räch tung kann übersehen, daß sich die russische Politik in Europa und Asien auf großen Linien auf feste Ziele zu bewegt. Wohl wurden diese oft durchkreuzt und abgebogen, aber immer wieder in die vorgezeichnete Kurve zurückgeleitet. Rußland und Teutschland Das gilt vor allem von Rußlands Absichten und Plänen hinsichtlich Deutschlands. Dieses war ihm schon lange das ersehnte Glacis für die Er oberung des europäischen Kontinents. Es mag fein, daß Stalin eine Zeit lang glaubte, daß ihn ein enges Bündnis mit Hitler dem Ziele näher bringen werde durch eine Eini gung mlit Hitler auf Interessensphä ren. Es mag aber auch sein, daß Sta lin, dem ja das wirksamste aller Spionagesysteme zur Verfügung stand, schlau kalkulierte, daß sein Moskau'er Bündnis mit Ribbentrop einen Weltkrieg heraufführen werde, der durch das Eingreifen der ganzen Westwelt Deutschland so gründlich schwächen werde, daß es für immer als selbständige Großmacht ausschei den würde. Und diese Erwartung ha ben ihm die Westmächte durch die er barmungslose Zerbombung der deut sehen Städte und die Forderung der bedingungslosen Uebergabe gründlich erfüllt. In Ialta überreichten ihm die Staatsmänner der Ver. Staaten und Englands die ohnmächtigen Reste des alten Rivalen und die stupide Mor flienthauerei tat ein übriges, um Deutschland an die moskowitischen Machthaber auszuliefern, denen, wie Churchill klagt, die Geschicke der an dern Gegner Deutschlands herzlich gleichmütig waren. Aber selbst diese Anmahnte Chur chills erscheint uns zum Teil unzu treffend. Der ehemalige britische Pre mier bezeichnet die unersättlichen An Gkio Miltsenkremlk. TW Familienblatt für Wahrheit und Recht zur Belehrung und Unterhaltung Ausgab* dost.Wanderer' sprüche Moskaus an die Hilfe des Westens als Beweis für die Naivität Stalins. Vielleicht ließe sich auf sie eher das Wort aus „Hamlet" anwen den „Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode!" Während des Krie ges zogen wir uns einen schweren Ta del zu, als wir die peremptorische Forderung Stalins nach einer West front, als die Voraussetzungen eines glücklichen Ausgangs noch nicht gege ben waren, dahin auslegten: Stalin wünsche nicht allein ein dauernd ge schwächtes Deutschland (wie es stets da* Ideal der russischen Politik ge wesen ist), sondern suche dem Kriege auch eine Wendung zu geben, in der die Westalliierten und Deutschland sich gegenseitig zugrunde richten wür den, so daß Rußland als der einzige Sieger verbleibe. Ganz so ist es nicht gekommen, aber das Endergebnis war das gleiche trotz des Sieges der Westalliierten nach der Landung in Frankreich. In Ialta und Pots dam wurden die Früchte der Kämpfe an der „zweiten Front" in Wirk lichkeit der dritten Front, da ja schon in Nord-Afrika und Italien die zwei te Front errichtet worden war Stalin feierlich präsentiert! In Ost-Asien vollzogen sich die Eni« Wicklungen auf einer parallelen Li nie, soweit das MacArthur nicht verhinderte. Wir sind darum der Ansicht, daß Winston Churchill in alten Auffas sungen 'hoffnungslos verkeilt ist, wenn er sich immer noch aufregt über die russischen Absurditäten, die so weitab lagen von den Wirklichkeiten. Oder aber, wenn Churchill recht ha-i ben sollte mit seiner Einschätzung dee Haltung Moskaus in der Vergangen heit, dann hat sich entweder das po litische Können -des Kremls seitdem gewaltig gebessert, oder aber die ^taatskunst des Westens stand aus einer noch niedrigeren Stufe Äs die hahnebüchene Dummheit der Russen. Eine andere Erklärung für die phä nomenalen Erfolge Rußlands steht uns nicht zu Gebote! Samstag, den 25. Februar 1950 Die neue WeltlaH'W. w. Tatsache ist jedenfalls, daß heute nach dem mehrjährigen wechselvollen Ringen zwischen Osten und Westen, in dein Rußland mehrmals in die Defen sive gedrängt wurde, die Moskau'er Politik Erfolge zu .verzeichnen hat, die eine vollständige Verschiebung der Machtverhältnisse unifassen. Diese Tatsache fand den beredetsten.Aus druck durch die Unterzeichnung eines russisch-chinesischen Pakts in Moskau. Ob die Beratungen amerikanischer Diplomaten in Bangkok, der Haupt stadt von Thailand, über die Mög lichkeiten einer südasiatischen Abwehr front gegen den Kommumsimts we nigstens teilweise ein Gegengewicht herzustellen vermögen, erscheint uns zweifelhaft. Von Formofa, wo Chiang Kat-fhek mit den Trümmern seines Heeres und seiner Regierung eine letzte Zufluchtstätte gefunden hat, kommen noch immer Versicherun gen, daß noch nicht Alles verloren sei und daß aus der Mitte der niederge treten eil Volksmassen Chinas eine Abwehrbewegung aufsteigen werde, welche die Ereignisse des letzten Iah res zunichte machen werde. Ter Wunsch ist zweifellos der Vater des Gedankens. Wahrscheinlicher als die Erfüllung dieses Wunsches ist wohl, daß binnen kurzem auch über For mosa die taten hinwegrollen werdest. Ob" damit die alte Zeit endgiltig abgetan ist, darüber gehen die Ansich ten weit auseinander. Wenig ist von der Theorie zu erwarten, daß in Chi na eine Art „Tito" erstehen werde. Ehe man sich solchen Illusionen hin gibt, sollte man, sorglicher als das bisher geschehen, prüfen, ob „Mar schall" Tito von Jugoslawien über Haupt einen Aktivposten darstellt. Tie ser blutbefleckter flehte.Zar hat sich ja nur aus persönlichem Ehrgeiz von Stalin abgewandt, nicht weil ihm der Westen sympathischer ist als der Osten. Letzte Woche Hai er von neuem erklärt, 'daß er die finanzielle und wirtschaftliche Hilfe Amerikas nur annimmt, wenn sie bedingungslos gegeben wird, d. h. wenn er als Ge genleistung keinerlei politische Ver pflichtung einzugehen hat. Er ist Kom munist und wird Kommunist bleiben und wird seine Stellung in dem Ringen Mischen Osten und Westen ändern, wenn er es für opportun Hält! Daß man mit diesem Abenteu rer überhaupt paktiert, illustriert die prekäre Lage des Westens, der es srch nicht mehr leisten kann, wählerisch zu sein (aber trotzdem seine Haltung Spanien gegenüber nicht wesentlich ändert). ~*5 & „Hangend und bangend" Tie Erkenntnis der veränderten Lage, die durch die russischen Fort schritte in der AtomforschunH und der Herstellung von Atombomben zum Teil dank ausgiebiger Spionage ungemein kritisch geworden ist, lastet schwer auf dem Westen. Nicht weniger besorgt als in 'dem Europa diesseits des Eisernen Vorhangs, fragt sich das amerikanische Volk, ob es nicht mög lich sei, die gegenwärtige Spannung zwischen den beiden Großmächten der Welt zu Überwinden und damit end lich die Kriegsfurcht zu bannen. Tie offizielle amerikanische Außen politik ist von solchen Reaktionen der öffentlichen Meinung keineswegs be geistert, erblickt sie doch in diesen in direkten Bezeugungen amerikanischer Friedensliebe die Gefahr, daß die Sowjet-Union die Kraft des ameri kanischen Widerstandes gegen ihren Erpansionswillen unterschätzt. Im Gegensatz zu der passiven Politik in Ost-Asien hat das Staatsdepartement in der Politik Europas und Vorder Asiens sich seit langem aus den Stand punkt gestellt, daß nur durch eine kraftvolle Widers ta n dspol iti k dem weiteren Vordringen des Kommunis mns Einhalt geboten werden kann. In Berlin und Griechenland, in der Türkei und in Persien sind mit ame rifanischer Hilfe Tatsachen geschaffen worden, die dent Erpansionsdrang Moskaus nach Westen und Süden ern ste Hindernisse in den Weg gestellt ha ben. Gegenüber der Ungeduld der öf feiitlicheii Meinung und der bitteren Kritik der amerikanischen China-Po litik betont Präsident Truman mit -unverbesserlichem Optimismus, daß unsere Generation einen erheblichen Beitrag zur Aufrechterhaltmig des Weltfriedens leisten kann, wenn wir eine „Politik der festen Zielsetzung. Beharrlichkeit und Opferbereitschaft" fortsetzen und „vor allem nicht die Nerven verlieren". Aber das Fiasko, das die Außen Politik besonders unter Staatssekretär Acheson gemacht hat, beunruhigt die "Öffentlichkeit mehr und mehr. Die Regierung hat ihre Außenpolitik ge gen die doppelte innerpolitische Front der Anhänger einer aktiveren und schärferen Politik nitd der ungeduldi gen Freunde eines Appeasement mit -der Sowjet-Union durchzusetzen. Der Kreml ist natürlich darauf be dacht, aus allen Anzeichen der Frie densbesorgnis in den Ver. Staaten und in West-Europa Nutzen zu ziehen und alle derartigen Strömungen durch psychologische Manöver zu stär ken. Tie Machthaber in Moskau ha ben in den letzten Wochen erneut zu verstehen gegeben, daß sie Zwei mäch tebesprechnngen mit Washington zur Bereinigung der weltpolitischen Spannungen sympathisch gegenüber stehen würden. Während ein Teil -der öffentlichen Meinung diesen russischen Versuch, die amerikanische Wider stands kraft und Geduld zu beeinträch tigen, gläubig hinnimmt, stellt sich die Regierung auf den Standpunkt, daß es gelte, die Friedeusbereitschaft des Kreml nicht durch Worte, sondern durch Taten unter Beweis zu stellen, und daß diese Probleme durch die isbmiatroiiali* Organisation der Ver einten Nationen und nicht durch blo ße Zweiniächtebesprechnngen gelöst werden sollten. Obwohl die Debatte über die Ver stän'digungsmög^lichkeiten in die letzte Woche auch Churchill eingriff zu begrüßen ist, so muß doch die nüch terne Tatsache festgestellt werden, daß bisher alle Koin proniißversuche des Westens an der Sowjet-^ntransigenz gescheitert sind und die Absicht des Kreml, den ganzen Erdball zu bol schewisieren. ist bisher durchaus nicht einer anders gearteten neuen Poli tik gewichen. In der Tat sind die kam inunistischen Theoretiker auch noch nicht einen Zoll breit von dem To gm a Lenins abgewichen, daß nur „die re volntionäre Ueberwindnng des Kapi talismus" dem Zeitalter der imperia listischen Kriege und damit dem Wett rüsten zwischen den Mächten ein En de bereiten könne. Gegenüber dieser Ueberzeugung kann jedes Friedens gesäusel der Weltrevolutionare nur als Versuch erscheinen, die Kriegsab neigung 'des Westens taktisch für ihre Zwecke auszubeuten. Eine wirkliche und dauernde Welt entspannnng ist nur möglich im Fal le einer Preisgabe der Absicht einer totalen Weltrevolution zugunsten ei ner politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit aller Staaten, unbe schadet ihrer verschiedenartigen inner politischen Struktur. Der von Mos kau mehrfach in die Debatte gewor fene Vorschlag einer Aufteiluna des Erdballs in „Interessensphären" würde nicht zu einer wahren Befrie dung. führen, sondern die Streitfra gen nur vorübergehend verkleistern. Tie furchtbare Trohung der Was serstoffbombe. die der amerikanischen Bevölkerung nicht minder unheimlich ist als ihren eventuellen Kriegsgeg nern, hat die Regierung veranlaßt, durch Aeußerungen 'des Unterstädte sekretär Hickerson feststellen zu lassen, daß die Ver. Staten jederzeit bereit sind, mit der Sowjet Union neue Ver handlungen über die Kontrolle und Aechtung von Atomwaffen aufzuneh men. Aber Washington wünscht nach wie vor solche Verhandlungen „aus internationaler Basis", die es nnmög lich machen würde, diese diplomati scheu Auseinandersetzungen zu Sprengversuchen der westlichen Zu sammenarbeit zu mißbrauchen. Bisher ist es die Sowjet Ro.gicritng gewesen, die eine Einigung über die Fragen der Atomfontrolle verhindert hat und die der Zusammenarbeit in den Vereinten Nationen fern blieb, sobald sie dieser Organisation nicht den Willen der Sowjet-Politik auf zwingen konnte. Daß die amerikani sche öffentliche Meinung befrei! auf atmen würde, wenn eine internatio nale Kontrolle der Atomwaffe die Ge fahren des Atomkrieges bannen wür de. 'darüber kann nicht der geringste Zweifel herrschen. So erfreulich aber eine internatio nale Aechtung der Atomwaffe auch wäre, mit ihr würden die Antriebe des „kalten Krieges" und die Gefahr, daß er in einen dritten Weltkrieg führt, noch keineswegs überwunden fein. Das Aufeinanderprallen 'der Ge gensätze der Moskau'er und der Wa shingtoner Weltpolitik kann nur ver hindert werden, wenn beide Groß mächte eines Tages 'die Entscheidung gen einer überstaatlichen Organisa tion für sich als bindend betrachten werden. Der russisch-chinesische Vertrag Tas letzte Woche befannt gegebene Bündnis zwischen dem kommunisti schen Rußland und dem komniunisti scheu China war eine II Überraschung nur für jene amerikanischen Beam ten, die sich der Illusion hingegeben und ihr auch jetzt noch nicht entsagt haben, Mao Tse-tung werde sich als asiatischer Tito erweisen. Tie Verhandlungen, die Mao und sein Außenminister Chou En-lai in Moskau mit den Sowjets geführt ha ben, wurden durch ein Abkommen ab geschlossen, das beträchtliche Versprech ungen zugunsten des Peipinger Re gimes enthält, solche Versprechungen über Moskau'er Unterschriften sind von problematischem Wert, aber sie haben zum mindesten den augenblick lichen Vorteil, daß die Unterhändler in die Heimat zurückkehren können, ohne an „Gesicht" zu verlieren. Mao, der seine Pappenheimer kennt, wird nicht überrascht sein, wenn sich später herausstellt, daß Moskau sich au seine Abmachungen nicht kehrt. In dieser Hinsicht dürfte Staatssekretär Ache son ausnahmsweise recht behalten. Tie Vertreter des roten China zo gen nach dem neuen Mekka der öst lichen Welt, uni zu vernehmen, was die Russen zu tun vermöchten, um der Welt zu zeigen, daß man in Mos kau billiger und besser bedient werde, als in Washington. Hinter der Fassade des Sieges herrscht bittere Not, und der eigeut liche Zweck der Mission nach Moskau war gewiß nicht, einen der Verträge zu unterzeichnen, wie sie die Sowjets zuvor mit den Vasallen in Ost-Euro pa nach Schema „F" abgeschlossen ha ben. Was sie wollten, war sofortige Unterstützung mit Geld und Gut. Man weiß in Hongfong und über all in Asien, wo Auslands-Chinesen leben, daß das Land der Mitte aku ten Mangel an allem Lebensbedarf leidet. Tie „Agrarreform" hat kein Brot, fondern bis jetzt nur Hunger gebracht. Und die Industrie braucht Rohstoffe und Ersatzteile. Tas Ver kehrswesen liegt darnieder und die Verwaltung erstickt in Papierwerk nach russischem Muster. Was Mao und Chou heimbringen, sind leere Rahmen. Wie sie ausge füllt werde», muß durch weitere Ver handlungen entschieden werden. Es war in den Moskau'er Meldungen viel die Rede von Zugeständnissen, die Mao durchgesetzt habe. Nun ent hält der Vertrag allerdings eine Ver einbarnng, die die Rückgabe der Hä fen Port Arthur und Tairen, sowie der mandschurischen Bahn für die Zeit nach Abschluß des Friedens mit Japan in Aussicht stellt. Da die So wjets aber diesen Frieden für abseh bare Zeit vereiteln können und vor aussichtlich vereiteln werden, war die se Vertröstung denn doch allzu nega tiv. So kam die Festsetzung eines RÄu mungsdatums: 1952. In diesen zwei Iahren kann natürlich viel passieren. Sogar ein Wunder, wie die Beendi gung des kalten Kriegs. Jedenfalls hat die Bekanntgabe des Abkommens kaum zur Klärung bei getragen. Das war auch nicht die Ab sicht. In dem Tuukel eines unsicheren 'iwischenziistands glaubt Moskau, weitere -unmoralische Eroberungen machen zu können. Unklarheit nnd Unsicherheit überall Gleichzeitig mit der bedrohlichen Zuspitzung der asiatischen Situation, vor der in diesen Spalten seit Jahr und Tag gewarnt worden ist, hat der Kampf zwischen Ost und West auch in Teutschland wieder an Schärfe zuge nommen. vor allem der Kampf um die einstige Reichshauptstadt. Auch die Beziehungen zwischen Amerika und Rußlands Va'allen verschärfen sich. Mit Bulgarien werden die diplomati schen Beziehungen abgebrochen. In Ungarn werden Amerikaner und Bri ten nachdem sie die üblichen Ge ständnisse abgelegt wegen Spio nage zu langen Gefängnisstrafen ver urteilt. Und in der Tscheche-Slowakei, wo die Regierung einen willigen Ppiester gegen jegliches Recht als Tiözesan Verwalter einsetzte (er wurde vom HI. Stuhl sofort erkommuniziert), in Po len, wo ein Bischof gefangen gesetzt wurde, und in Ost-Teutschland, wo nach einer formellen Beschwerde von Kardinal von Preising die Glaubens und Gewissensfreiheit unterdrückt wird, kündigen sich neue Stürme an. Moskau geht, nachdem die chinesische Beute unter Tacb iiX in Europa zu neuen Angriffen vor. In England findet heute in der zweiten Nachkriegswahl eine Abstim- muiig statt, deren Wirkungen auch auf die übrige Welt ausstrahlen dürf ten. Ter Wahlkampf wurde Mt scko uungsloser Schärfe geführt. Um die fechsh mrdertfünf uudzwa nz ig, Sitze im Unterhaus bewerben sich etwa acht- zehnhundert Kandidaten, die zum Teil auch von kleineren Gruppen im initiiert sind, doch vollzieht sich das Ringen um die Macht zwischen den beiden wirtschaftspolitisch voneinan der geschiedenen großen Parteien, der konservativen und der Arbeiterpartei. Tie vieruuddreißig Millionen der Wahlberechtigten find indes in ihrer Gesamtheit nicht parteigebunden. Ein wesentlicher Teil von ihnen, darunter Tausende von Hausfrauen, entschei diesmal nach den wirtschaftlichen Gesichtspunkten von Brot und Arbeit. Bei den Wahlen im Krieg im Jahre 1940 hatten die Konservativen drei hundertundsechzig Parlamentssitze ge wonnen. während die Arbeiterpartei eine Minderheit von hundertein und siebzig bildete. In der ersten Nach kriegslvahl von 1945 konnte die Ar beiterpartei weit über ihre Erwartim gen hinaus dreihundertdreinndneun zig Mandate und eine Mehrheit von zwihundei'timdvier gegen die hitn deftii en 1111ii dachtzig ko servativeu A b geordneten buchen. Von den fiinnmd zwanzig Millionen Stimmen waren zwölf Millionen für die Arbeiterpar tei, neun Millionen für die konserva tive und zwei Millionen für die libe rale Partei abgegeben worden. Ter Erfolg der Labour Party war uinfo hoher zu bewerten, als der Parteifüh rer der Konservativen Winston Chur chill gleichzeitig der erfolgreiche und populäre britische Kriegsführer war. Groß-Britannien hatte den zweiten Weltkrieg gewonnen, aber feinen Sieg mit der Erschütterung seines Weltreiches und damit seines inner wirtschaftlichen Gleichgewichtes teuer bezahlen müssen. TaS britische Wir! schaftssvstem hatte einen TeiT seiner Lebensfähigkeit eingebüßt, weil viele* der Ernährungskammern der engli schen Insel durch weite Kolonien linU Toiiiiiiions nach dem Weltkrieg Wegfall gekommen waren. Tas Ele »mit des Commonwealth, der welt weite Außen Handel war in Verlust ge raten. Tie Insel, die plötzlich auf sich selbst angewiesen war. mußte um ih rer Erhaltung willen zu gemein- im fr planwirtschaftlichen Maßnahmen grei fen. Tas britische Volk hätte in der ersten Nachkriegswahl eine Aender uttg des Wirtschaftssystems verlangt, auch wenn die Arbeiterpartei damals nicht bestanden hätte. Die Regierung hat ihr Wahlpro grantut von 1945 durchgeführt, so weit es sich um die Verstaatlichung der Kohlenbevgwerke. von Elektrizität, Gas. Verkehrswesen und die Natio nalisierung der Bank von Englmi-d tSortsevung auf Seite 81 1^1 1T i Nr. 43 \n\n Hera»sgegebe» Päpstliche» Äst egi»« J»sephi»»« z»m Beste» der Priesterzöglmge. Prei» für ei» Jahr i» de» Ber. Staate» $3.00, is 5ta»ada »»d alle» a»dere» Lander» $3 Ml Die Wahl in Englaad